RE: Die Hochzeit von Rhian und Cahir
Colla der Erhabene
So alt Colla war, dennoch hatte er noch gute Ohren, und als er die Frage der Braut hörte, richtete er seinen gütigen Blick schmunzelnd auf die junge Frau. Sie trug das Mondzeichen, also hätte sie eine Priesterin werden sollen. Welche Geschichte sich dahinter verbarg, wusste der Druide. Aber er war nicht wie Cathbad, der mit Kriegern und der Macht spielte wie ein Herr mit seinen Hunden. Er wünschte den jungen Leuten von Herzen Glück.
"Sei gegrüßt, Prinz Cahir, Segen für dich, Prinzessin Rhian", sprach er und deutete seinem Schüler an, dass er Küchlein und Bier entgegen nahm:
"Vor der Zeremonie esse ich besser nichts mehr. Alten Leuten schlägt das gute Essen auf den Magen. Mein Schüler Calgo wird alles verstauen"
Das tat der Junge.
Mittlerweile war die Sonne in den Zenit gestiegen. Der Druide schaute den Schüler an, dieser nickte und sprach: "mat - der rechte Augenblick, Meister"
Der Kreis aus Eichenzweigen war geschlossen, und die Gäste befanden sich darin. Bis zum Ende des Rituals würde er nicht geöffnet werden und ihn keiner verlassen.
Colla stand mit Hilfe von Calgo auf. Beide waren barfuß, doch ihre Fußsohlen waren abgehärtet wie
gegerbtes Leder. Meister Colla schritt zum geschmückten Altar. Sein Schüler trug ihm seinen Stab hinterher, und als er angekommen war, stieß er ihn dreimal auf den Boden. Es gab kaum ein Geräusch im weichen Gras, aber allein die Geste genügte, damit Stille einkehrte:
"Ich rufe den Guten Gott, ich rufe die Erdmutter- Königin, ich rufe euch!
Ich rufe Hirschkönig und die Jungfräuliche Jägerin!
Ich rufe den Himmel, ich rufe die Erde,
ich rufe Eiche und Stechpalme,
Woge und Welle, Mond und Sonne!
beschwor der alte Druide mit überraschend kräftiger Stimme die alten Mächte.
Denn dies hier war eine Königshochzeit, und damit gleichzeitig Heilige Hochzeit, hieros gamos. Die Götter selbst, der Dagda und die Morrigu würden im Gattenbett beieinander liegen. Man erwartete gute Ernten und Kindersegen bei Mensch und Vieh aus dieser großen Verbindung.
"Wir sind zusammen getreten an diesem Altar, um die Verbindung von Prinz Cahir, Sohn von König Anathor und Königin Cerivellana vom Volk der Brigantes und und Prinzessin Rhian, Tochter der Königin Angharad und König Rhydderich vom Volk der Silures zu besiegeln"
Der Druide sah nun Rhian an. Er sah die hübsche junge reich geschmückte Prinzessin mit dem rotbraunen Haar, das glänzte wie reife Kastanien, aber er sah auch die künftige Landesmutter:
"Die Erde bringt Wasser und Brot hervor. So teile beides, Rhian von den Silurern, mit deinem zukünftigen Gemahl!"
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