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Arbeitszimmer des LAPP
08-04-2024, 10:03 PM,
Beitrag #7
RE: Arbeitszimmer des LAPP
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Lucius Petilius Rufus arbeitete.

Wie jeden Tag waren einige Stunden dafür reserviert, sich um die Belange der Provinz zu kümmern. Er hatte nicht unbedingt die Sorge, dass er abgesetzt werden könnte, denn die Lage war stabil, die Einnahmen aus den Silberminen flossen pünktlich nach Rom und er hatte selbst nur wenig, worum er den Kaiser bat. Und Vespasianus war ein Kaufmann. Sein Großvater war noch Maultierzüchter gewesen – eine Tatsache, an die einige Senatoren ihn gerne erinnerten – und von diesem hatte er gelernt, wie wichtig ein ausgeglichener Haushalt war. Rufus gab ihm keinen Grund, zu denken, dass er als Statthalter eine schlechte Investition wäre.
Im Gegenteil, alles lief gut. Die XX Valeria Victrix unter Fabius Priscus stand vor der Insel Mona und er hatte zuletzt gemeldet, dass er die Insel endgültig einnehmen und dann zur IX Hispania im Norden aufschließen wollte. Wenn alles gut lief, war die Sache schon durch, während Rufus diese Nachricht gerade las. Das würde auch die neuerdings aufkommenden Störaktionen vereinzelter Keltengruppen demotivieren und hoffentlich beenden. Diese Insel voller Steine war ihnen heilig, eine erneute Einnahme durch Rom wäre sicher ein Zeichen, das weithin verstanden wurde.

Ein Meldereiter wurde zu ihm eskortiert und Rufus blickte von seiner Lektüre auf. Er wartete den militärischen Gruß ab und nahm die ihm entgegengestreckte Schriftrolle entgegen, die offenbar für ihn direkt bestimmt war. Was im Grunde nur heißen konnte, dass sie vom Kaiser persönlich oder mindestens dem römischen Senat kam. Da es aber ein militärischer Reiter war und der Senat keine Befehlsgewalt über die Armee hatte, vom Kaiser.
Ein kurzer Blick streifte noch einmal den Boten, der schmutzig vom Ritt war und nach Schweiß und Pferd stank. Der Mann schwitzte, und dabei war es eigentlich nicht so heiß hier in Britannia. Er musste lang geritten sein, obwohl das eigentlich für den Cursus Publicus vollkommen unüblich war. Eigentlich machte jeder Bote nur eine überschaubare Strecke, ehe er seine Nachricht übergab. Gute Boten waren schwer zu finden, man verschwendete sie nicht, indem man sie sich zu Tode hetzen ließ.

Rufus brach also das Siegel mit einer gewissen Grundanspannung im Körper und entrollte das Schriftstück. Sein Blick glitt über die sorgfältig geschriebenen Zeichen einer nicht allzu langen, aber sehr eindeutigen Nachricht. Titus war schon immer recht effizient gewesen, mehr noch als sein Vater sogar. Rufus brauchte einen Moment, um sich zu sammeln und zu überlegen, was die Neuigkeiten bedeuteten. Es würde viel zu tun geben.

Er räusperte sich, woraufhin sämtliche Tätigkeit im Raum erstarb. Alle blickten auf und warteten, ob dies ein zufälliges geräusch oder der Beginn einer Ankündigung war. Es war letzteres.
“Imperator Caesar Vespasianus Augustus ist verstorben. Er erlag einer Krankheit. Ihm zu Ehren wird morgen in der Stadt ein dies nefastus abgehalten. Alle öffentlichen Termine sind zu verschieben. Informiert die Magistrate, die Anführer der verschiedenen Comitia und die Ausrufer, sie sollen es verkünden.

Ihm folgt nach sein ältester Sohn Titus Flavius Vespasianus, dem bereits die Titel des Augustus und pontifex maximus verliehen wurden. Daher sei er von nun an Imperator Titus Caesar Vespasianus Augustus, dem ich hiermit vor euch als Zeugen meine Treue und Verbundenheit schwöre.

Ihm zu Ehren ist ein öffentliches Festmahl in Londinium abzuhalten, so bald dies in Absprache mit den Magistraten und Comitia möglich ist.

Die Büste mit seinem Abbild wird mit dem nächsten Frachtschiff hier eintreffen. Bis dahin sollen die Steinmetze geeigneten Stein auswählen. Wir benötigen drei Kopien für unsere Legionen so schnell wie möglich, damit die Legionen auf ihn neu vereidigt werden können. Die Legaten der Legionen sind unverzüglich zu informieren, damit sie Vorbereitungen hierfür treffen können. Dies beeinflusst aber nicht laufende Operationen, weder hinsichtlich der zwanzigsten, noch hinsichtlich der neunten Legion. Alle vorangegangenen Befehle bleiben in Kraft.“


Rufus atmete einmal tief durch. Er hatte gehofft, dass Vespasian noch etwas länger Kaiser wäre, denn Rufus mochte den pragmatischen Mann, sofern man in der Politik jemanden mögen konnte. Titus könnte schwieriger werden, wenn er seinen bisherigen Weg fortsetzte. Rufus bezweifelte zwar, dass er abgesetzt würde – Titus Interesse galt schon immer mehr dem Osten – aber jede Veränderung barg gewisse Risiken.
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Arbeitszimmer des LAPP - von Lucius Petilius Rufus - 08-09-2023, 04:17 PM
RE: Arbeitszimmer des LAPP - von Lucius Petilius Rufus - 08-04-2024, 10:03 PM

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