RE: Tablinum
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Einen Tag später hatten sie sich in der Casa Liciniana eingefunden. Calum hatte dieses Haus nie betreten. Er hätte die… Vorzüge hier… als eine Art Verrat an Phyteas betrachtet. Er wusste nicht, wie sein Grieche darüber dachte, sich außerhalb ihrer Beziehung umzuschauen, daher ließ er es. Das bedeutete natürlich, dass Beltane vergleichsweise öde war, aber er nahm ohnehin kaum noch am gesellschaftlichen Leben der Kelten teil. Zu sehr störte man sich an seiner Erscheinung.
Fintan saß neben ihm. Seit ihrer Rückkehr aus dem Norden, wirkte sein Bruder merkwürdig bedrückt. Man sah es nicht häufig, diesen kleinen Riss in der Fassade aus Albernheiten. Hätte Alun ihn nicht informiert, hätte er wohl nicht gewusst, worauf er Acht geben musste.
Calum jedenfalls hatte beschlossen, dass es Zeit für seinen Bruder wurde, sich abzulenken von was auch immer ihn quälte. Und dabei vielleicht mal was anderes sah als seine Höhle aus gestohlenen Schätzen und Kleidern.
„Ich verstehe nicht, was soll ich denn bei einem Schmied?“, wollte Fin wissen, der ganz merkwürdig über seine Schulter schaute. Er war auch noch nicht hier gewesen, allerdings weitaus interessierter an allem als Calum.
Narcissus, der ihnen bei ein paar Bechern Wein gegenübersaß, wirkte auch nicht ganz überzeugt.
„Also, ich hatte Owain versprochen, ihm einen Schmiedegesellen mit Erfahrung zu liefern…“
„Aber Pavo ist viel geschickter als ich“, widersprach Calum. Sie hatten sich Fintans Cognomen schon lange zuvor ausgedacht. Er fand, dass der Name zum Besitzer passte. „Und er kennt sich mit wertvollem Zeug aus.“
„Ja, aber nur weil ich glänzendes Zeug mag, heißt nicht, dass ich’s auch machen kann“, sagte Fintan und Calum wusste genau, was er damit meinte. Fin war eben noch eher eine Elster als ein Pfau.
„Du bastelst aber auch ständig an was“, sagte Calum.
Narcissus folgte ihrer Unterhaltung mit unverhohlenem Interesse. Calum fragte sich manchmal, ob der Kurtisan Bescheid wusste. Dieser wissende Gesichtsausdruck, den sah er nicht zum ersten Mal.
Was er jedoch erstmalig sah, war diese Unsicherheit bei Fin. Keine blöden Witze, keine Anzüglichkeiten. Ganz als ob er wirklich darüber nachdachte.
Narcissus zuckte mit den Schultern.
„Also, ich nehm dich gern mit. Ich muss ohnehin nach Cheddar und wollte das morgen machen. Einer meiner Kunden will, dass ich mit Owain spreche. Und wenn du talentiert bist, lässt er dich das vielleicht beweisen.“
Die beiden Brüder tauschten Blicke.
Calum hätte es sehr interessant gefunden, unter dem nun berühmten Kelten zu lernen. Doch nun hatten sich für ihn die Dinge etwas geändert. Als Angehöriger einer patrizischen Familie würde es ihm kaum gestattet werden. Und ihm hatten Dinge wie die Heilkunst ohnehin immer mehr gelegen. Die Leute mochten denken, es sei seine Berufung gewesen, doch andere Dinge lagen ihm mehr.
„Nun, ich… denke, ich könnte es mal versuchen“, gab Fintan zu.
„Perfekt“, sagte Calum, der aufstand. „Danke, dass du uns angehört hast, Narcissus.“
„Immer gern. Ich hoffe, das wird schon“, grinste der Schöne.
„Kommst du, Pavo?“
Fin, der wieder über die Schulter schaute, wirkte noch total fasziniert von dem Haus (und den beiden Kurtisanen, die sich in einer der gepolsterten Nischen leise unterhielten).
„Ich, äh… komme gleich nach.“
Falke
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