RE: Saturninus für Kiki II
Saturninus trat ein und ließ sich in einen Sessel sinken. Scaevus war nicht bei ihm. Mittlerweile war es für britannische Verhältnisse in Iscalis warm geworden, und am Mittag hatte eine beinahe südliche Sonne von einem wolkenlosen blauen Himmel gestrahlt. Dem Patrizier war es in seiner wollenen Amtstoga warm geworden, und der Fußmarsch hatte sein Übriges getan. Mit einem weißen Tuch wischte er sich ein paar Schweißtropfen von der Stirn, atmete durch. In den kühlen eleganten Räumlichkeiten der Casa Liciniana ließ es sich an einem heißen Tag allerdings aushalten.
Er lächelte Kiki an: " Salve meine Schönste. Welch wunderbares Kleid du trägst. Wenn du dich ins Gegenlicht stellst, so kann ich jede Kontur deines Leibes erkennen. Ein Anblick, dazu geeignet, mich endgültig den Hitzetod sterben zu lassen. - Hilfst du mir bitte, mich aus diesem faltenreichen Ehrengewand des römischen Bürgers zu schälen?"
Sein Blick wurde fragend. Er hatte Kiki kaum je besucht, ohne zu vor ausgiebige Körperpflege getrieben zu haben, das war er der Hetäre schuldig. Einer Geliebten gegenüber wollte man angenehm und rücksichtsvoll sein:
"Und verzeih mir bitte, dass ich gleich ohne mich herzurichten direkt von der Arbeit zu dir gekommen bin. Aber dein Brief klang ja sehr geheimnisvoll. Eine hochgestellte Dame? Tatsächlich kann man diese doch hierzulande an den Fingern abzählen. Du meinst nicht etwa Furia Serena?"
Ein Anflug von Nervosität war diesen Worten abzulesen. Gesellschaft und Recht erlaubten einem Römer sexuelle Freiheit, solange er sich an die Gesetze hielt. Doch eine Sache waren die Gesetze, etwas anderes sein trautes Heim. Kiki und Serena waren allerdings ein höchst unwahrscheinliches Gespann, dennoch blieb die kleine Besorgnis fremdgehender Männer: Was, wenn sich Frau und Freundin gegen ihn verbündet hatten?
|