RE: [Isurium] Berrocs Langhaus
Ich hatte keine Ahnung, wann ich das letzte Mal mich nur um mich allein zu kümmern brauchte und um niemand anderen, aber es fühlte sich an, als würden schwere Steingewichte von meinen Schultern genommen. Nachdem die Reittiere alle in den Stall gebracht worden waren und ich sicher sein konnte, dass sie dort gut versorgt wären, ging ich in das Badehaus. Das Zimmer oder die Festivitäten interessierten mich im Moment nicht einmal halb so sehr wie die Möglichkeit, einfach nur endlich einmal wieder sauber zu sein.
Das Gebäude konnte natürlich nicht mal ansatzweise mit den römischen Steinmonstern mithalten, die die Römer errichteten. Hier waren keine Steinbecken mit beheizten Böden und Springbrunnen mitten im Raum, sondern gute, alte Badezuber, ausgekleidet mit etwas Leinen, damit das Wasser blieb, wo es war, und nicht zu schnell durch das Holz heraussuppte. Und es dampfte verlockend warm.
Ich schälte mich aus meinen Klamotten, bei denen es mich nicht gewundert hätte, wenn diese von selbst stehen geblieben oder auch fortgelaufen wären, sobald sie meinen Körper verließen. Ein Sklavenmädchen, eine cumal, das seine neugierigen Blicke kaum verhehlte, sammelte meine Kleidung ein und brachte sie weg. Ich hoffte, sie wollte sie nur waschen und nicht gleich verbrennen, wobei ich ihr letzteres nicht hätte übel nehmen können. Eine andere cumal brachte ein dünnes Wollhemd und ein paar Hosen, die vielleicht passen würden. Ich lächelte beiden freundlich zu, während ich mich ächzend in das heiße Wasser hinabließ.
Die Römer wuschen sich, bevor sie ins Wasser gingen, und ich fand das sogar sinnvoll, aber ich wollte niemandem hier mehr Arbeit mit unbekannten Sitten machen, und so stieg ich einfach in das Wasser und ächzte, als die Wärme Muskeln erreichte, von denen ich vergessen hatte, das sie da waren. Natürlich war der Zuber zu klein, um sich darin groß breit zu machen, aber ich winkelte die Beine an, so dass ich meinen Rücken einmal richtig einweichen konnte, und legte Arme und Kopf auf den Rand des Zubers, um einfach einen langen Moment der Ruhe zu genießen. Einfach einmal sacken zu lassen, dass ich nicht länger verantwortlich war, sondern meine Aufgabe erfüllt.
Das Sklavenmädchen kam zu mir und fragte, ob ich Hilfe beim Baden brauchte. Ein nicht ganz so kleiner Teil, der gerade unter Wasser war, fand die Idee verdammt gut, aber ich schüttelte den Kopf.
“Danke, aber ich krieg das schon hin. Ich will hier einfach nur einweichen und die nächsten zwei Tage bleiben.“
Mein Magen knurrte. Laut. Ich grinste einmal schief. “Na gut, vielleicht geh ich auch zwischendrin einmal etwas essen. Aber den ganzen Rest dürfen jetzt gerne andere machen“, meinte ich nur zunehmend erleichtert und ließ mir von ihr die Seife geben, ehe ich mich sehr ausgiebig, lange und gemütlich schrubbte.
Erst sehr, sehr viel später durfte sie mir helfen und mich rasieren und dann mit einem Kamm bewaffnet die Knoten aus meinen Haaren bürsten, während ich einfach nur die Ruhe genoss und die Abgeschiedenheit. Sie hätte sicher auch mehr gemacht, denn ihre Hand ging auf Wanderschaft, aber ich hielt sie davon ab. Ich war mir nicht sicher, ob sie sich nur dazu verpflichtet fühlte oder es wirklich wollte und irgendwie, keine Ahnung, wollte ich einfach nicht so richtig. Alles, was ich gerade wollte, war einfach nur einmal für mich allein zu sein. Und ich beschloss, das auch zu genießen und die ganzen, vielen Probleme aller anderen für einen herrlich erholsamen Moment nicht zu meinen Problemen zu machen.
Falke
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