Gerwina hat sich nun mehr oder weniger von ihrem Wechselbad der Gefühle erholt und hörte dem Kelten zu, als er von seinem friedlichen Volk erzählte, das, bevor die Römer kamen, es nicht leicht hatte, wegen Rinder und Frauenraub Streitigkeiten; und nun geht es dem Volk der Dobunni gut.
"Es freut mich, werter Eisu, das zu hören, wir leben hier auch friedlich mit unseren keltischen Nachbarn und viele Kelten arbeiten auf unserem Gutshof, daher kenne ich auch viele Geschichten und Legenden über Kelten und ihre Kultur", nickte sie mit einem warmen Lächeln.
Nun wollte Eisu wissen von den Sitten der Chatten und wie es ist, wenn die jungen Menschen dort heirateten.
"Ich denke, unsere Sitten unterscheiden sich von euren, aber wir haben auch unsere moralische Werte und Regeln", Gerwina machte eine kleine Pause und fuhr fort:
"Es gibt bei uns, wie auch bei den Römern, eine Ehe als Verbindung zweier Sippen, aber auch Hochzeiten aus Liebe. Die Zeremonie wurde in der freien Natur, an einer Heiligen Stätte genannt "Ve” gehalten, die Brautleute legen dann Ehegelübde über Liebe und ewige Treue ab, jawohl, die Treue wird bei uns großgeschrieben!"
Gabinia blickte dabei Eisu Ap Comux an, der sie mit einem zärtlichen Licht in seinen Augen anschaute, und sagte, er würde sich freuen, mit ihr gemeinsam in den See Gweder hineinsehen, er möchte, dass sie sich vorstellen könnte, seine Liebste zu sein... . Dabei senkte er den Kopf und fügte hinzu:
"Doch keine Sorge, es soll nicht hastig geschehen, was recht geschieht. Erst wollen wir uns gut kennen lernen und unsere Herzen prüfen"
Seine Worte machte Gerwina ganz verlegen. Innerlich sehr bewegt, spielte sie unbewusst mit ihrem langen Zopf, der über ihrer Schulter lag und eine Weile sagte sie kein Wort, dann sah sie ihren Gast offen an,
"Edler Eisu, du hast recht, wir sollen uns zuerst näher kennenlernen, und wenn du dann immer noch denkst, dass ich deine Liebste sein könnte, muss du darüber mit meinem Bruder sprechen...".
Gerwina schaute aus dem Fenster in den Nachthimmel,
"Es ist schon sehr spät, Herr Eisu Ap Comux, wir sollen schlafen gehen"...
Nacht ist schon hereingesunken,
Schließt sich heilig Stern an Stern,
Große Lichter, kleine Funken
Glitzern nah und glänzen fern;
Glitzern hier im See sich spiegelnd,
Glänzen droben klarer Nacht,
Tiefsten Ruhens Glück besiegelnd
Herrscht des Mondes volle Pracht.*
*Johann Wolfgang von Goethe