Der keltische Fürst schien zufrieden zu sein, als er Sylvana erblickte und blieb in der Bibliothek, wollte aber nichts trinken und setzte sich auf den Korbsessel gegenüber Gabinia. Dann sagte er, er hätte "De bello Gallico" gelesen, da er römisch erzogen wurde und seine Familia Roms Bürgerrecht hatte. Gerwina nickte und sah dann ihn an,
"Unser Vater diente in der Britannischen Marine und hat vom Kaiser das römische Bürgerrecht für sich und uns bekommen und ein Stück Land, dieses Land, das ich sehr liebgewonnen habe, ... aber als echte Römerin fühle ich mich nicht und ...", sie machte eine kleine Pause und fügte hinzu,
"Ich heiße eigentlich Gerwina, das ist mein germanischer Name."
Mit Interesse verfolgte dann der Kelte Gerwinas Erzählung über die Chatten und die liebliche Frija und lächelte die junge Frau dabei sanft an. Für einen Augenblick verlor sich Gerwina in seinen blauen Augen und senkte die Lider... Eisu Ap Comux fuhr aber fort und sagte, er fand es schön und freute sich darüber, dass er nun sein Wissen nicht aus Büchern nahm, aber von einer Fay hören durfte, denn als er sie das erste Mal im Sonnenlicht sah, dachte er, die wäre eine Frau vom Schönen Volk und jetzt im Mondenschein denk er es noch mehr. Gerwina errötete leicht, sie war innerlich sehr bewegt, das alles von dem Mann, der sie inzwischen mehr und mehr in seinen Bann zog, zu hören,
"Das ist ein sehr schönes Kompliment, edler Eisu, Danke dir".
Inzwischen hat sie sich etwas von ihrer Gefühlsbewegung erholt und lächelte nun ihren Gast fröhlich an,
"In unseren Sagen heißt das Schöne Volk Alben, die Lichtgestalten, wir nennen sie Elfen und manchmal zeigen sie sich den Menschen, wenn sie einmal im Jahr ihre unterirdischen, prächtigen Paläste verlassen, um Sommersonnenwende zu feiern, so erzählten unsere Skalden:
Durch den Wald im Mondenscheine
sah ich jüngst die Elfen reiten;
ihre Hörner hört ich klingen,
ihre Glöckchen hört ich läuten.
Ihre weissen Rösslein trugen
güldenes Hirschgeweih und flogen
rasch dahin wie wilde Schwäne."*
Sang Gerwina leise und schaute dann Eisu Ap Comux an,
"Ich würde mich sehr freuen, wenn du mir den See Gweder zeigst,
Herr Eisu, und nein, ich fürchte mich nicht, ich habe keine Angst, in den See hineinzuschauen, vielleicht wird mir die Herrin des Sees meine Bestimmung zeigen!"
Gabinia schenkte dem keltischen Fürsten ein amüsantes Lächeln,
"Hast du auch schon in den See geschaut, edler Eisu?"
*Heinrich Heine