RE: Westturm - Abendsonnengemach - Stella & Sonnwin
Meine Stella schlief unruhig. Ich glaubte an die Verbindung der Frauen zu allem Göttlichen, und ich hoffte, dass sie keinen schlechten Wahrtraum hatte. Aber ihre ängstliche Miene entspannte sich, als sie merkte, dass ich sie in den Armen hielt und ein wenig neckte. Dann sagte sie aber doch, dass sie einen Albtraum gehabt hatte, in dem sie mich verloren hatte:
"Ich bin hier, und ich bleibe hier. In der nächsten Zeit ist keine Reise geplant, bei der ich verloren gehen kann. Nur in das Thermopolium der Nimue muss ich ab und zu, um Ware abzuliefern", beruhigte ich meine Frau, denn die Wirtin war zufrieden gewesen, und ich war dort Lieferant geblieben:
"Vielleicht war das Fest zu anstrengend für dich, so schön es gewesen ist. Du musst dich sehr schonen, damit Quiwon ein gesundes kleines Brüderchen oder Schwesterchen bekommt"
Ich wusste von unserem Aufenthalt in den Sabrinamarschen her, dass meine Fridila körperlich ausdauernd sein konnte, wenn es nötig war. Aber sie war gleichzeitig auch zart und fein, und jetzt war sie die Hausfrau auf unserem Hof und leitete Sklavinnen und Mägde zu ihren Arbeiten an.
Ich schwang mich zu ihr aufs Bett, zog ihren Kopf an meine Brust und strich mit meinen Fingern durch ihr schwarzes Rabengefiederhaar. Jede Strähne, die ich geordnet hatte, legte ich zurück und küsste sie:
"Es ist ein Segen der Götter, so viele Nachbarn, Verwandte und Freunde zu haben. Und wir bewirtschaften nun ein großes Gut, da geht die Arbeit nie zu Ende. Erinnerst du dich denn manchmal noch an unser Häusschen in den Sabrinamarschen, meine Fridila? Nur wir beide und Durs, und dann unseren süßen Jungen?"
Das klang so, als wolle ich mich über mein Tagewerk beschweren, doch das wollte ich nicht. Ich liebte mein Leben auf unserem Gutshof, und ich freute mich auf die Pferdezucht. Doch wenn ich manchmal die Bücher ansah - oft in Claras zierlicher Handschrift, denn meine Schwester verstand sich auf ihre Führung - und überlegte, und kalkulierte und daran dachte, dass wir alle heil und satt über die dunkle Jahreszeit kommen mussten, da flogen meine Gedanken zurück zu dem ungebundenen Leben in unserem Zufluchtsort.
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