(03-26-2024, 04:24 PM)Louarn schrieb: Etwas sehr seltsames war passiert. Ein Bettler hatte mir ein Schreiben in die Hand gedrückt. Ich hatte ihn noch fragen wollen, ob er sich sicher sei, dass es für mich wäre - denn, naja, ich war niemand, der irgendwem irgendwas schrieb – war er auch schon wieder verschwunden. Puff, wie weggezaubert. Und als wäre das nicht schon seltsam und verwirrend genug, war der Brief auch noch auf griechisch. Also ich erkannte, dass es Griechisch war, und so ein bisschen konnte ich es auch entziffern. Aber die Sprache war nicht griechisch, sondern keltisch. Naja, irgendwie keltisch. Es ergab nämlich keinen Sinn.
Noch so vile Tagke
vi nti Zal nter Aicheln
mal ntrai bis am Vasser ntes
Leuchtennten Pfails
nter gkraise Falke saine
Jiungken versammelt.
Naja, das hatte ich entziffert. Das verstand ich aber nicht, und als ich Alan fragte, ob der Brief für ihn sein könnte, meinte nur, er könne das Gekrakel gar nicht lesen. Also war es wohl für mich, und mcih beshclich eine ungute Vorahnung.
Trotzdem wollte ich erst sicher gehen, bevor ich mich der Panik hingeben wollte, also ging ich zu demjenigen meiner Brüder, der das lesen würde können und verstehen würde können, ohne dass er deshalb sich aufregen oder Angst bekommen würde, und der in der Nähe war: Alun.
Ich stand also am frühen Abend, wo er hoffentlich schon frei hatte, an der Wohnung, wo er hoffentlich noch wohnte, und klopfte an.
Der Tag hatte es wirklich in sich gehabt!
Als ob mein Gefühlschaos und der viele Alkohol vom Abend zuvor nicht genug gewesen wäre! Nein! Mein Vorgesetzter hatte mich am Morgen auch noch mit Fragen zum Abend zuvor gelöchert. Aus irgendeinem Grund fand er sich dazu berufen, den Mord an Centurio Accius Florus aufzuklären. Dass er damit bei sich in der Provinzialverwaltung begonnen hatte, lag an der Aussage des Schankmädchens, das uns am Abend zuvor in der Taberna bedient hatte. Natürlich hatte ich nicht geleugnet, dass sich der Centurio an meinen Tisch gesetzt hatte, dass wir miteinander erzählt und getrunken hatten und dass wir uns zwischendurch das Schankmädchen geteilt hatten. In meiner Geschichte aber war ich noch vor dem Centurio nach Hause aufgebrochen, um meinen Rausch auszuschlafen. In meiner Geschichte hatte ich ihm nicht, in meiner keltischen Kleidung, aufgelauert, um ihn dann hinterrücks zu meucheln. Ich hatte meinem Vorgesetzten nichts davon erzählt, was ich am Abend zuvor alles herausgefunden hatte. Dass dieser Dreckskerl mein Vater gewesen war, der meine Mutter geschändet hatte. Dass er der Bruder jener Frau war, die ich liebte und dass mich dieser Umstand zum Neffen meiner eigenen Geliebten machte! Schlimmer noch! In dieser inzestuösen Beziehung hatte ich ein Kind gezeugt, das in ihr nun heranwuchs! Ich hatte ihm auch nichts von all der Wut in mir erzählt, die mich dazu veranlasst hatte, dem Centurio das Wort Vergewaltiger in die Brust zu ritzen, während er noch gelebt hatte. Meine Besessenheit nach Rache war so groß gewesen, dass ich noch ganz andere Dinge mit ihm hätte anstellen wollen, solange er noch gelebt hatte. Doch leider war ich gestört worden und musste all dem ein vorzeitiges Ende bereiten, indem ich ihm die Kehle durchgeschnitten hatte.
Schließlich war mir irgendwann dieser Brief in die Hände gefallen, den mir Nysa am Morgen noch zugesteckt hatte und den ich beinahe vergessen hätte. Er war mit griechischen Buchstaben verfasst worden. Ein Absender stand nicht darauf. aber das musste er auch nicht, denn aus dem Inhalt zu schließen, konnte es nur einen geben, der einen solchen Brief schreiben konnte: Cathbad!
Als ich nach diesem furchtbaren Tag am Abend endlich nach Hause gekommen war, wollte ich Nysa gerade sagen, dass sie für mich am nächsten Morgen einen Brief zur Casa Sabinia bringen sollte und dass ich gedachte, sie frei zu lassen, wenn sie nicht wieder zu ihrer Domina zurückkehren wollte. doch dann klopfte es an der Tür!
"Ich geh schon!" rief ich und öffnete mit Schwung die Tür. Etwas überrascht über seinen Besuch erblickte ich meinen Bruder, der eine gewisse Abneigung gegen dieses Gebäude hegte. Dennoch stand er nun da und wollte zu mir.
"Louarn! Bruder, komm herein!" Ich hielt ihm die Tür auf und ließ ihn in meine Wohnung. Inzwischen besaß ich auch einige Möbel, so dass wir nicht mehr am Boden sitzen mussten.
"Bitte setz dich!" sagte ich und bot ihm einen Stuhl an. Ich konnte mir schon denken, weswegen er hier war. Aber ich fragte dann trotzdem.
"Was führt dich zu mir? Ist es dieser Brief?" Ich schaute ihn fragend mit müden Augen an.