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[Thorianum A] - A V Wohnung von Lucius Tarutius Corvus - Alun - 01-10-2024
RE: [Thorianum A] - A V Wohnung von Lucius Tarutius Corvus - Louarn - 01-11-2024 Nachdem es eine Weile in der Gegend herumgelaufen war, hatte mein Pferd von allein den Weg nach Iscalis und zu Aluns Stall eingeschlagen. Vermutlich war ich jetzt schon so lange hier und es so lange in diesem Stall gestanden, dass es dachte, dort sei sein zuhause. Vielleicht war das auch so. Ich wusste es nicht mehr. Ich wusste gar nichts mehr. Ich sattelte es nur ab und brachte es in die Box. Alan war da und sagte auch irgendwas, und ich antwortete auch irgendwas, aber wenn man mich gefragt hätte, ich hätte nicht sagen können, worüber wir gesprochen hatten. Und dann ging ich durch die Straßen und fühlte mich elend. Ich wusste erst, wohin ich ging, als ich vor diesem riesigen, häßlichen Klotz stand, den die Römer gebaut hatten. Was hatte Alun gesagt, wo er wohnte? Ich wusste es nicht mehr. Ich hielt einfach irgendwen an, der hier rumlief, und fragte mich durch. “Ich suche Taurus Corvus. Weißt du, welche Wohnung? Nein? Gut…. Taurus Corvus? Junger Kerl, so groß, dünn? Hat eine schwarze Sklavin?“ Ich musste fünf oder sechs Leute fragen, bis jemand wusste, wo er steckte. Ich suchte die Wohnung und klopfte schließlich an. Ich war mir nicht sicher, ob ich hoffen sollte, dass Alun da war, oder ob es mir lieber wäre, ich würde ihn nicht finden. Ihn zu finden bedeutete, es erzählen zu müssen. Und ich war mir nicht sicher, ob ich das gerade konnte. RE: [Thorianum A] - A V Wohnung von Lucius Tarutius Corvus - Nysa - 01-11-2024 Am Morgen hatte der Dominus mir den Schlüssel zu seiner neuen Wohnung übergeben und war dann zur Arbeit gegangen. Ich hingegen hatte all unsere Habseligkeiten zusammengepackt und ins Neubaugebiet geschleppt. Bevor ich ging, verabschiedete ich mich von Alan. Obwohl er ein sehr netter Mann war, freute ich mich darauf, nicht mehr in seinem Stall schlafen zu müssen. Trotz meiner Genügsamkeit bevorzugte ich ein Bett. Die Wohnung befand sich im ersten Stock des Gebäudes und war vollkommen leer, ohne ein einziges Möbelstück. Die Nacht würde ich wohl auf dem Boden verbringen müssen. Es war auch kalt in der Wohnung. Es gab einen Herd, aber keine Holzscheite, um ein Feuer zu entzünden. Ich Ich hatte dann bei einem Schreiner gefragt, der hier in der Nachbarschaft seine Werkstatt hatte, ob er mir ein paar Holzreste überlassen konnte. Er war freundlich und brachte mir sogar eine Kiste mit Holzresten in die Wohnung, da er meinte, ein so hübsches Mädchen sollte nicht so schwer tragen. Nachdem ich ein Feuer gemacht hatte, wurde es bald angenehm warm. Den Rest des Tages verbrachte ich damit, die Wohnung zu säubern. Für den Dominus legte ich eine Decke im größten Raum bereit, während ich meine Sachen im kleinsten Raum unterbrachte. Natürlich holte ich auch Wasser. Auf dem Weg hierher kaufte ich Brot und Gemüse und kochte daraus eine einfache, aber schmackhafte Suppe. Es duftete bereits verlockend, als es an der Tür klopfte. Das musste der Dominus sein! Als ich die Tür öffnete, war es jedoch nicht der Dominus, sondern sein Freund, der vor ein paar Tagen in Alans Stall übernachten wollte. Nach einem Streit mit dem Dominus war er gegangen. Nun stand er da und sah sehr unglücklich aus. "Salve! Louarn, nicht wahr? Der Dominus ist noch nicht zu Hause. Aber er sagte, wenn du vorbeikommen solltest, soll ich dich hereinlassen. Also bitte, tritt ein!", sagte ich freundlich und hielt ihm die Tür auf. RE: [Thorianum A] - A V Wohnung von Lucius Tarutius Corvus - Louarn - 01-12-2024 Die Tür öffnete sich, und vor mir stand Nysa. Verdammt, ich war richtig hier. Und doch wieder nicht, denn sie sagte mir, dass Alun gar nicht da war, ich aber reinkommen sollte. Ich wollte eigentlich gar nicht, aber irgendwie hatten meine Füße mich schon reingetragen, bevor ich es zuende überlegt hatte, und jetzt wäre es albern, wieder rauszugehen, zumal Nysa ja nichts dafür konnte. “Zwingt er dich, ihn Dominus zu nennen?“ fragte ich sie, weil ich über irgendwas reden wollte, nur nicht über das, was in meinen Gedanken gerade war. Einfach ein wenig ablenken. Ich schaute mich um. Die Wohnung war riesig, aber kahl und kalt. Viel zu viel Stein, zu wenig Lebendiges. Wirklich wohl fühlte ich mich nicht, aber das hätte vermutlich auch gerade nichts geschafft. “Wann kommt er denn?“ RE: [Thorianum A] - A V Wohnung von Lucius Tarutius Corvus - Nysa - 01-13-2024 Der Freund des Dominus betrat das Zimmer. Er würde bald feststellen, dass es noch keine Möbel gab. Er müsste sich wohl mit einem Platz auf einer der Decken begnügen. Immerhin war es mittlerweile angenehm warm geworden. "Wir sind erst heute eingezogen." erklärte ich entschuldigend. "Der Dominus hatte leider noch keine Gelegenheit, Möbel zu besorgen. Daher kann ich dir nur einen Platz auf der Decke anbieten." Ich führte ihn in den größeren Raum, in dem ich bereits einige Kerzen aufgestellt hatte. Louarn stellte mir eine Frage, die mich etwas verwirrte. "Äh, wie bitte? Nein, er besteht nicht darauf. Es ist nur eine Gewohnheit von mir." Ich zuckte mit den Schultern. Was war daran so verwerflich? Schließlich war er doch mein Dominus. "Möchtest du etwas Wasser trinken? Leider habe ich keinen Wein." Ich hatte heute auch einige einfache Becher, Schalen, Teller aus gebranntem Ton und Holzlöffel besorgt. Das war wohl das Mindeste, was man braucht, um etwas zu essen und zu trinken. Louarn sah sich um. Es war für mich schwer einzuschätzen, was er gewohnt war. Ich hatte nie darüber nachgedacht, wie die Kelten lebten. Ich wusste nur, dass sie in einfachen, runden Hütten wohnten. Daher konnte ich nicht mit Sicherheit sagen, ob ihm gefiel, was er sah. "Der Dominus sollte jeden Moment nach Hause kommen. Als du geklopft hast, dachte ich schon, er wäre es," antwortete ich auf seine Frage. "Darf ich fragen, wie ihr euch kennengelernt habt?" Diese Frage hatte mich schon lange beschäftigt, denn ihre Freundschaft war doch sehr ungewöhnlich. RE: [Thorianum A] - A V Wohnung von Lucius Tarutius Corvus - Louarn - 01-13-2024 Offenbar verstand Nysa mein hiersein so, als ob ich hier schlafen wollte. “Oh, äh, danke, aber ich hatte eigentlich nicht vor, über Nacht zu bleiben.“ Ich hatte noch keine Ahnung, wo ich heute Nacht schlafen würde, oder ob überhaupt, oder was ich in naher Zukunft machen sollte. Aber ganz sicher sah mein Plan nicht vor, in diesem steinernen Ungetüm zu bleiben zusammen mit Alun, seinem Schwarm und der Sklavin, gegenüber der er sehr besitzergreifend war. Ich glaubte nicht, dass das irgendeiner von uns gut fände. Ich fuhr mir mal wieder durch die Haare, weil ich keine Ahnung hatte, was ich tun sollte. Noch hielt meine Fassade, aber ich hatte keine Ahnung, wie lange sie noch standhalten würde, da ich das Gefühl hatte, immer mehr Steinchen würden aus der Mauer bröckeln. Ich wollte nicht unbedingt vor einer fremden Frau zusammenbrechen, aber ich fühlte mich so, als wäre es im Bereich des Möglichen. “Nein, ich möchte nichts trinken.“ Das Wasser in der Stadt war nicht gut, soviel hatte ich schon gelernt in meiner Zeit bei den Römern, und Wein mochte ich so oder so nicht besonders. Hätte sie Ale da gehabt, nun, das wäre heute vielleicht eine andere Geschichte. Vielleicht sogar eine ganz andere Geschichte. Verdammt, gerade wär sogar Wein in Ordnung, nur um nichts mehr fühlen zu müssen. Sie fragte dann noch, wie Alun und ich uns kennengelernt hätten. Ich blieb bei der Geschichte, die ich schon oft genug erzählt hatte, zuletzt Niamh. Noch ein weiterer Stein, der aus meiner Mauer bröckelte. “Wir waren Kinder. Wir hatten denselben Lehrer“, sagte ich, ohne näher ins Detail zu gehen. Die Römer ließen ihre Kinder sehr häufig unterrichten, sogar die ärmeren bezahlten einen Lehrer, der sie dann auf der Straße unterrichtete und ihnen Lesen und Schreiben beibrachte. Die reichen Kinder hatten einen Lehrer für sich alleine, aber niemand würde Alun glauben, dass er ein reiches Kind gewesen war. Ich zog leicht die Nase hoch, die wieder zu laufen angefangen hatte, und schaute mich unruhig um. Ich hoffte wirklich, Alun würde gleich kommen, sonst würde ich wirklich noch vor Nysa losheulen. RE: [Thorianum A] - A V Wohnung von Lucius Tarutius Corvus - Nysa - 01-14-2024 Er wollte nicht hier schlafen, erklärte er und wirkte ziemlich unsicher. Obwohl er doch eigentlich sehr müde und niedergeschlagen wirkte. Vielleicht war ich der Grund, weswegen er über Nacht nicht hier bleiben wollte, dachte ich. Oder wegen der Wohnung, die noch so kahl und leer war. Aber vielleicht stand auch noch immer etwas zwischen ihm und dem Dominus. Doch das ging mich nichts an. "Aber wenn du magst, kannst du trotzdem gerne Platz nehmen," entgegnete ich ihm, denn er braucht doch nicht einfach so herumzustehen, wenn er auf den Dominus warten wollte. Er sollte sich hier so wohl, wie möglich fühlen. Vielleicht hatte er ja auch Hunger. "Möchtest du etwas essen? Ich habe eine Suppe aus Gemüse gekocht und es gibt auch Brot." Wenn es draußen so kalt war, war eine wärmende Suppe das Beste, was es gab! Louarn erzählte mir schließlich, wie er und der Dominus sich als Kinder kennengelernt hatten. Um ehrlich zu sein, wusste ich nicht viel über Tarutius´ Vergangenheit. Aber ich war ja auch erst wenige Tage bei ihm. Vielleicht würde er mir irgendwann etwas darüber erzählen. Ich nickte verstehend und wollte noch etwas entgegnen, doch dann klopfte es wieder an der Tür. "Oh, das müsste er jetzt sein!" Ich eilte zur Tür und öffnete sie. Der Dominus war endlich nach Hause gekommen! So wie es sich gehörte, begrüßte ich ihn. RE: [Thorianum A] - A V Wohnung von Lucius Tarutius Corvus - Alun - 01-14-2024 Auf halbem Weg zu Alans Stall hatte ich gemerkt, dass ich falsch gelaufen war. Das war die Macht der Gewohnheit! Also hatte ich wieder kehrt gemacht und war in die entgegengesetzte Richtung zum Neubaugebiet gelaufen. Unterwegs hatte ich bei einem Händler Halt gemacht und hatte für Nysa ein kleines Geschenk gekauft. Die letzten Tage hatte ich mich nicht besonders mit Ruhm bekleckert. Außerdem hatte sie den ganzen Umzug alleine stemmen müssen. Daher hatte ihr einen hübschen Schal mitgebracht und hoffte, er würde ihr gefallen. Als ich endlich das Thorianum A erreicht hatte, stieg ich die Treppen hoch und klopfte an. Nysa öffnete mir, begrüßte mich und wollte mir schon die Schuhe ausziehen. "Salve Nysa! Aber nein, das musst du doch nicht!" sagte ich. doch ich konnte sie nicht davon abhalten. In der Wohnung war es schön warm und es roch nach leckerer Suppe. "Oh, du hast etwas gekocht!" rief ich erfreut. "Ich habe einen Mordshunger!" Als ich in den großen Raum betrat, fiel mein Blick sofort auf Louarn. "Louarn! Du bist da! Das ist wirklich schön, dass du gekommen bist!" Ich freute mich wirklich, ihn zu sehen, denn nach unserem kurzen Treffen, bei dem ich mich bei ihm entschuldigt hatte, wusste ich noch nicht so recht, ob er wirklich kommen würde. Er sah müde aus und wirkte angeschlagen. Ich kannte meinen Bruder gut genug, um zu wissen, dass etwas nicht stimmte, denn Louarn war noch nie ein guter Schauspieler gewesen, der seine Gefühle einfach so überspielen konnte. "Was ist passiert, Louarn?" fragte ich ihn direkt, denn irgendetwas beschäftigte ihn! RE: [Thorianum A] - A V Wohnung von Lucius Tarutius Corvus - Louarn - 01-14-2024 Platz nehmen… naja, außer dem Boden gab es da nicht wirklich Möglichkeiten. Und ich war mir nicht sicher, ob ich mich jetzt auf den Boden setzen wollte. Nicht, weil der schmutzig wäre – Nysa hatte gut geputzt – sondern weil ich nicht sicher war, ob ich dann wieder aufstehen würde. “Nein, ich hab keinen Hunger“, meinte ich, und irgendwie tat es mir leid, dass ich Nysa so knapp antwortete. Sie konnte nichts dafür. Für nichts von alledem. Und zu einer anderen Zeit und Gelegenheit hätte ich versucht, sie ein wenig aufzumuntern und vielleicht sogar mit ihr ein wenig geflirtet. Nicht, weil ich Absichten hatte, sondern einfach, damit sie sich etwas besser fühlen würde. Aber nicht heute. Heute erschien es mir falsch, auch nur einen fröhlichen Gedanken zu haben. Und ich wusste nicht, ob sich das jemals wieder ändern würde. Zum Glück klopfte es aber auch, bevor ich weiter in Erklärungsnot kommen konnte. Alun kam herein und begrüßte kurz Nysa, ehe er mich entdeckte und erst einmal freudig begrüßte. Ich wollte etwas sagen, wirklich, aber es kam nichts raus. Wie reagierte man, wenn man dem Bruder gerade mitteilen musste, dass der gemeinsame Bruder tot war, der andere aber noch nichts wusste und gut gelaunt daherkam? Aber mein Gesicht übernahm wohl das Reden für mich, und dieses eine Mal war ich sehr dankbar deshalb. Alun fragte mich, was passiert sei, und wirkte besorgt. Ich öffnete den Mund, aber es kam immer noch nichts raus. Ich musste es ihm sagen, aber es ging nicht. Wenn ich es sagte, war es real, und es konnte nicht mehr zurückgenommen werden. Ich merkte, dass ich zu zittern anfing, und dass meine Tränen zu fließen anfingen, denn ich sah auf einmal verschwommen, aber noch immer kam nichts raus. Ich versuchte es nochmal, aber es kam erst nur ein langgezogener, gequälter Laut, der bewies, dass ich noch eine stimme hatte. “Dunduvan ist tot“, brachte ich schließlich doch zustande und sank dabei auf die Knie, weil meine Beine mich mit einem Mal nicht mehr tragen konnten. Ich wusste, dass die Worte auch Alun schmerzen würden, aber mir rissen sie noch einmal den Boden unter den Füßen weg und ich war wieder auf den Knien und starrte meine großen, nutzlosen Hände an. “Er ist direkt in die Explosion hineingelaufen. Ich wollte ihn aufhalten, wirklich, ich wollte ihn retten. Ich hab es versucht. Ich schwöre, ich hab es versucht“ fielen die Worte aus mir herab, während die Tränen immer weiter kamen und kamen und meine dummen, nutzlosen Hände zitterten. Und ich wünschte mir, Alun würde mich wütend anschreien und bestrafen, damit irgend jemand mich für meine Unfähigkeit bestrafte. *kursiv ist keltisch RE: [Thorianum A] - A V Wohnung von Lucius Tarutius Corvus - Alun - 01-14-2024 Mein Lächeln verschwand schlagartig aus meinem Gesicht, als ich sah, wie Louarn zu zittern begann, Tränen über seine Wangen liefen und ihm schlichtweg die Worte fehlten, um auf meine Frage zu antworten. Ich kannte meinen Bruder gut. Er würde nicht so reagieren, wenn es nur um ein Beziehungsproblem mit seinem Mädchen ginge. Es musste etwas richtig Schreckliches passiert sein! Mein Blick war fest auf ihn gerichtet, als ob ich in sein Inneres blicken und herausfinden wollte, was los war. Dann erklang endlich seine Stimme. Zuerst kam ein gequälter Laut aus seinem Mund, aber dann formulierte er die drei Worte, die alles verändern sollten. Er sank auf die Knie und ließ mich sprachlos zurück. Ich starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund an, als ich realisierte, was diese drei Worte bedeuteten. 'Dunduvan ist tot!' "Nein!" rief ich und schüttelte ungläubig den Kopf. "Nein, das kann nicht sein!" Dunduvan konnte nicht tot sein! Er war doch der Beste von uns, der immer eine Antwort auf all unsere Fragen hatte. Jemand wie er konnte nicht tot sein! Doch Louarn sprach weiter, seine Stimme verwandelte sich mit jedem weiteren Wort mehr zu einem Jammern. Auch ich sank auf die Knie, da diese furchtbare Nachricht mir auch den Boden unter den Füßen wegriss. Schluchzend nahm ich ihn in meine Arme, denn ich brauchte nun die Nähe eines vertrauten Menschen. Er war mein ältester Freund, den ich hatte und mein Bruder, genau wie Dunduvan mein Bruder gewesen war. Schluchzend und weinend lagen wir uns in den Armen, als wären wir wieder sechs Jahre alt, an dem Tag, als meine Mutter freiwillig in den Tod gegangen war. |