(03-24-2024, 09:20 AM)Niamh schrieb: Ich ließ meinen Blick über die Gäste schweifen. Wir waren schon eine illustre Runde. Angefangen von den Gastgebern selbst, dem Furius und seiner Frau. Jener anderen blonden Dame, die zweifellos auch eine Römerin war. Dann Eisu ap Comux und schließlich ich. Nicht allen gefiel die Ankunft des keltischen Kriegiers und seiner Männer. In Furius Saturnus Augen hatte ich ein Missfallen entdecken können. Doch an den Pferden schien auch er Gefallen zu finden.
Gabinus Secundus indes fragte mich, ob ich denn auch reiten könne. Ich musste grinsen, als ich diese Frage hörte, denn in meiner Heimat wuchsen die Kinder zusammen mit den Pferden auf. Meine Leute waren ganz vernarrt auf Pferde uns selbstverständlich konnte so ziemlich jeder in Eíre reiten, der auch laufen konnte. "Oh ja, ich kann reiten! In Eíre ich habe Pferd." gab ich zur Antwort. Es war ein Jammer dass die römischen Frauen hierzulande nicht reiten durften oder wollten. Das konnte ich gar nicht verstehen!
Ein König wurde angekündigt. Ich ging auch, ihn zu sehen. Aber dann bekam ich mit, dass er kein wirklicher König war sondern ein keltischer Adliger von den Dobunni. Er sah dennoch mit seinem goldenen Halsring eindrucksvoll aus.
Er brachte den Gabiniern zwei Pferde mit. Oh, da ging ich nicht nahe hin. Ich gestehe, dass ich vor allem, was größer war als ein Hund, großen Respekt hatte. Diese Pferde hatten riesige Köpfe, lange Mähnen, sie schnaubten und stampften
Das Fräulein, das bei den Furiern wohnte - sie war ein wenig älter als ich, trug aber, wie ich bemerkte, noch Mädchenkleidung und keine Stola - ging ganz nahe hin und stellte sich sogar neben den Hausherren. Ob sie die Ungetüme streicheln würde?
Sie erzählte, dass sie reiten konnte. Ach ja, Barbarinnen konnten reiten, das wusste ich bereits von Bonni:
"Du kletterst auf die da drauf?", fragte ich und deutete auf den Hengst:
"Hast du keine Angst, dass er dich abwerfen könnte? - ich heiße übrigens Claudia Sabina und du? Und wo liegt dieses Äää- she?"*
Neugierig schaute ich sie an. Ich hatte schon früher eine waschechte Keltin in meinem Alter kennen lernen wollen. Ich wollte nämlich die Sprache lernen. Und ich sagte jetzt auch etwas auf Britonnisch und deutete nochmals auf den Hengst:
"
Margh qwylls"
Ich hoffte sehr, dass das " wildes Pferd " hieß.
Sim off: * Eire
(03-28-2024, 11:41 PM)Furia Stella schrieb: Sabina nahm von ihrem Sklaven im Blau diese "Kleinigkeit", wie sie das Geschenk für mich nannte und übergab mir ein aufklappbares Büchlein aus vier ganz dünnen Tabulae und dazu ein Silbergriffel. "Danke, liebe Sabina, es ist sehr schön, es ist in der Tat ein sehr praktisches Geschenk, so kann ich meine Gedichte aufschreiben, wenn mich etwas inspiriert". Ich betrachtete das Büchlein genauer und lächelte dankend Sabina an. "Ja, unsere Clara ist eine Landwirtin und kennt sich mit allen Pflanzen aus, die guten, wie die bösen...", .......
"Friudel, wollen wir nun auch, uns in den Garten begeben ?" Und während wir alle gingen, rezitierte ich gutgelaunt und laut das Publius Ovidius Naso berühmte Gedicht:
"Anna Perennas heiteres Fest ist am Tage der Iden,
Nicht dem aus fremdem Gefild pilgernden Tiberis fern.
Siehe, da wallt die Menge heran, und im Rasen gelagert
Zecht man, zerstreut ringsum, Pärchen an Pärchen gereiht.
Ein Teil weilet im Freien, nur wenige bauen sich Zelte;
Laubige Hütten erbaun andre von Zweigen sich dort.
Andere richten sich auf statt tragender Säule den Rohrstab;
Aber als Decke darauf dient das entfaltete Kleid.
Alles erglüht von der Sonn' und vom Wein, und so viel man der Becher
Leeret, der Jahre so viel wünscht man und trinkt nach der Zahl...."
(04-02-2024, 07:37 PM)Gabinia Clara schrieb: Gerwina seufzte, der junge Comux hat ihr Herz berührt und sie sang mit ihrer feinen und sanften Stimme ein Lied, nur für ihn:
"Tröste dich, die Stunden eilen,
und was all dich drücken mag,
auch das Schlimmste kann nicht weilen,
und es kommt ein andrer Tag.
In dem ew'gen Kommen, Schwinden,
wie der Schmerz liegt auch das Glück,
und auch heitre Bilder finden
ihren Weg zu dir zurück." *
*Theodor Fontane
Ich setzte mich neben Clara auf die andere Seite und lächelte sie freundlich an. So schöne Gedichte und Lieder!
Zu Stella sagte ich, da sie über mein Geschenk gemeint hatte, sie würde ihre Gedichte hinein schreiben:
"Oh, ich wusste gar nicht, dass ihr euch auf dem Land so für Poesie begeistert! Ich dachte, dass es nur einen Berg voller Essen gäbe und lauter grobe Leute. Damit will ich nicht sagen, dass das Essen nicht reicht, es ist ja reichlich da",
ich hoffte, meine Gastgeberin nicht beleidigt zu haben. aber ich hatte über Bauern nichts anderes gehört, als dass sie nur an Ernten und Säen dachten:
"Ich lese auch sehr gerne.
Welche Art von Gedichten schreibst du denn, liebe Stella?"