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Der Raubüberfall
03-12-2024, 02:20 PM,
Beitrag #31
RE: Der Raubüberfall
Ich lachte einfach nur, als Satanus ausführte, wieso er Ceridwen so schätzte. Ja, so ähnlich hatte Niamh auch daher geredet, ehe sie von ihr verraten worden war. Und als hätte diese Hexe ihren Zauber bereits gewebt, redete auch Satanus auf einmal von Niamh und verdrehte alles, so wie die Römer meistens die Dinge verdrehten. Niamh hätte sich zur Hure für einen Römer machen sollen, so seine Meinung, und Ceridwen sie da noch mehr zwingen. Als ob es nicht schon reichte, dass die Hexe Niamh überhaupt erst rausgeputzt und dem Statthalter so zugeführt hatte. Und klar hatte sie es so verdreht, als hätte sie Niamh dann beschützen wollen, wo ich doch genau wusste, dass sie sie vollständig verraten hatte, obwohl Niamh ihr mit ihrem Geheimnis vertraut hatte. Nicht umsonst war Niamh ja geflohen.
Das ohnehin freudlose Lachen verebbte und ich schüttelte einfach nur den Kopf. “Was immer du meinst, Römer. Aber jammere hinterher nicht, dass dich niemand gewarnt hätte“, meinte ich nur. Ich sah keinen Sinn darin, den Mann retten zu wollen. Wenn er in sein Unglück rennen wollte, sollte er. Immerhin, er war einer der Männer, die wir aus diesem Land ja schlussendlich vertreiben wollten.
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Falke
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03-14-2024, 11:38 PM,
Beitrag #32
RE: Der Raubüberfall
Calum wollte keinen Streit wegen Ceridwen anfangen, doch das verlor sich glücklicherweise, denn Louarn gab es dran.
Zum Abschied jedoch schob ihm der Furier einen Geldbeutel in die Arme und ließ kein Nein gelten. Dafür hatte er es sicher nicht getan. Und dann war der auch noch schwer!
"Das kann ich nicht- und weg ist er."
Verwirrt musterte er Louarn.
"Nun, soviel dazu. Lass ihn, es ist seine Angelegenheit... Oh Louarn, ich bin so froh, dich wiederzusehen. Die letzten Wochen waren ein purer Alptraum."
Nun war es Calum, der seinen Bruder umarmte und er mühte sich, eine Menge unausgesprochener Gefühle in die berührung zu legen.
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Falke
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03-15-2024, 03:06 PM,
Beitrag #33
RE: Der Raubüberfall
Der Römer war weg, der Tote lag irgendwo herum, und Calum und ich waren wieder alleine. Ich hatte den Braunen am Zügel und war zu Fuß, ebenso wie Calum, und brauchte erst mal einen Augenblick, die momentan sehr widerstreitenden Gefühle und Gedanken zu ordnen. Just da umarmte mich Calum noch einmal und sprach von den letzten Wochen. Götter, war er so lange weg gewesen, und ich hatte es nicht gleich bemerkt? Ich bekam ein unheimlich schlechtes Gewissen. Ich hätte viel früher nach ihm suchen müssen.
Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen und drückte ihn einmal mit dem freien Arm zurück. “Lass uns reden, während wir nach Iscalis gehen“, sagte ich. Die Stadt war nicht so weit weg, aber eine Stunde bei gemütlichem Tempo musste man schon laufen. Also hatten wir Zeit.

“Ich muss dir auch etwas erzählen, aber ich will erst wissen, wo du warst. Warum warst du so lange weg? Flavianus Pü wusste von nichts, auch in der Schmiede hab ich gefragt und keiner wusste etwas. Kann sein, dass der Schmied deshalb ein klein wenig angepisst ist. Was ist passiert, Calum?“ fragte ich nach, und ein wenig Sorge schwang wahrscheinlich in meiner Stimme mit. Ich meine, ich hatte nach seiner Leiche gesucht, wenn ich ehrlich war. Dass er jetzt neben mir herging, war eine größere Erleichterung, als er wohl ahnte und ich mir selbst eingestehen wollte.
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Falke
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03-17-2024, 08:08 PM,
Beitrag #34
RE: Der Raubüberfall
Louarn schien aufgelöst, wenn auch erleichtert, dass der Furier endlich fort war. Calum konnte selbst nicht behaupten, dass ihn seine Anwesenheit erbaut hatte. Die Brosche jedoch steckte er ein - mit Pfeil gezwungenermaßen. Wenn der ihm unbedingt was schulden wollte, dann bitte. Man wusste nie, wann man sowas mal brauchen konnte.
"Lange Geschichte", seufzte Calum. "Du... Du weißt ja, dass Flavianus von dem Tribun Ovidius angegriffen wurde, der auch den armen Jungen auf der Straße ermordet hat, nicht? Nun, ich... Ich zog aus, ihn zu töten, als er im Wald allein war. Fin wollte mir helfen, aber es ging etwas schief. Ich wusste nicht, ob wir erkannt worden waren, also tauchten wir unter und trennten uns. Für ein paar Tage nur, wie es uns Cathbad gezeigt hat, bis die Wogen geglättet waren.
Aber dann passierte die Explosion in der Mine. Überall wimmelte es plötzlich vor plündernden Banden. Eine von denen lief mir über den Weg. Sie ließen mir die Wahl, bei ihnen zu bleiben oder... nun ja.
Ich kam nicht weg von ihnen. Ständig hatten sie ein Auge auf mich. Was für schreckliche Dinge ich da gesehen habe, Lou. Sie haben wirklich vor nichts zurückgeschreckt. Und dann hatte ich eines Nachts genug und die Gelegenheit dazu. Ich... habe sie unschädlich gemacht und bin dann verschwunden. Tja und dann lief ich heute auf dem Weg nach Iscalis diesem Römer über den Weg."
Calum war klar, dass seine Geschichte kurz und lockerer klang als das, was er wirklich erlebt hatte. Seine Hand legte sich auf den verborgenen Dolch in seiner Hose, der erst unlängst das Blut der Banditen geschmeckt hatte, als diese volltrunken schliefen. Allesamt hatte er ihre Kehlen durchgeschnitten, wie ein Dieb in der Nacht. Einfach zu fliehen, hätte nicht genügt, denn diese Monster hatten nicht am Leben bleiben dürfen.
"Ich wollte schon früher zurück, ehrlich. Aber ich habe es nicht geschafft... Ich hoffe nur, Pytheas kann mir verzeihen... Meine Arbeit bin ich wohl los, naja."
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Falke
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03-18-2024, 04:26 PM,
Beitrag #35
RE: Der Raubüberfall
Ich hörte zu, was Calum erzählte. Auch wenn er meinte, es wäre eine lange Geschichte, war die eigentlich ganz kurz und schnell erzählt. Und unerfreulich obendrein. Ich kratzte mich ein wenig verlegen am Hinterkopf, als er meinte, dass jetzt überall Räuberbanden wären seit der Mine. Irgendwie fühlte ich mich dafür verantwortlich. Und doch wieder nicht. Hätten wir die Mine so gesprengt, wie Dunduvan es vorgeschlagen hatte, mit allen Sklaven und allem darin, dann gäbe es jetzt niemanden, der hier herumstreifte. Sie wären alle tot. Ich hatte sie retten wollen. Calum auch, aber ihm gab ich daran keine Schuld. Mir schon.
Ich hörte also zu, was er erzählte, bis er zu einem Ende gekommen war. “Klar verzeiht Flavianus Pü dir. Ich mein, er hat mich angebettelt, nach dir zu suchen. Hätte er nicht müssen, ich hätte auch so nach dir gesucht. Aber das würde er ja nicht machen, wenn er dich nicht noch immer lieben würde.“
Ich fand es nach wie vor komisch, dass mein Chef meinen Bruder liebte, aber nicht, weil die beiden Männer waren. Das kannte ich schon, ich war auch schon von Kerlen angebaggert worden, auch wenn ich nicht so empfand. Es waren eher die Bilder, die mein Kopf produzierte zu genau diesen beiden, und das war wiederum schon verstörend. Aber das war mein Problem, und ich kam damit klar. “Und bei der Schmiede kannst du ja vielleicht auch den Schmied in Cheddar fragen, ob er Hilfe braucht?“

Ich wollte eigentlich Zeit schinden, das merkte ich selber. Ich wollte ihm die schlechten Nachrichten nicht überbringen. Nicht, nachdem er schon so viel durchgemacht hatte, an dem ich irgendwie Schuld war. Aber ich wusste, es würde nicht leichter werden, wenn ich wartete. Nur immer schwerer, weil er sich dann zusätzlich auch noch verraten fühlen würde.
Ich schwieg also eine Weile und versuchte, dieses Dilemma zu lösen, ehe es dann einfach aus mir herausplatzte. “Dunduvan ist tot.“ Es gab keine Möglichkeit, das schonender zu sagen, das wusste ich. Trotzdem war der Schmerz bei diesem kurzen Satz noch immer so wie am Anfang und kein bisschen leichter, auch jetzt nach Wochen nicht. Ich glaubte auch nicht, dass er leichter werden würde. Ich glaubte nicht, dass es leichter werden sollte. Diese drei Worte wurden Dunduvan ohnehin nicht gerecht. Sie waren viel zu klein für die Größe des Schmerzes, des Verlustes.
“Wir haben die Mine gesprengt, wie er und Ciaran es geplant hatten. Dass diese Banden jetzt da sind, ist meine schuld. Ich wollte die Leute retten, deshalb haben wir sie befreit. Ich dachte nicht… Keine Ahnung. Wir haben sie befreit und danach einen Zauber von Ciaran verteilt. Alles war fertig, wir mussten nur noch warten, als Dunduvan auf einmal losgerannt ist, mitten in die Explosion hinein. Ich hab noch versucht, ihm nachzulaufen, aber Ciaran hat mich aufgehalten, und dann war da überall nur Feuer und Stein und… ich hab versucht, ihn zu finden. Aber...“ Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte ihn nicht gefunden.
Auch wenn der Schmerz derselbe war wie zuvor, konnte ich jetzt ohne große Tränen darüber reden. Der Schmerz war zu meinem beständigen Begleiter geworden, so dass ich mich an die beständige Wunde, die er riss, gewöhnt hatte.
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03-19-2024, 10:34 PM,
Beitrag #36
RE: Der Raubüberfall
Phyteas hatte also Louarn gebeten, ihn zu suchen. Er hatte sicher große Ängste durchgestanden. Calum konnte fast nicht glauben, dass ihn jemand so sehr liebte, dass... aber das war ja Unsinn. Sie mochte anderer Natur sein, doch die Liebe zwischen ihm und Lou als Brüder war selbstverständlich ebenso stark.
"Der Schmied in Cheddar", murmelte er nachdenklich und bemerkte zunächst nicht Louarns Miene, die gequält und gehetzt nach einem Ausweg zu suchen schien, ehe es einfach aus seinem Bruder herausplatzte:
"Dunduvan ist tot."
Calum blickte auf, sog scharf Luft ein. Er hatte gerade Louarn ermahnen wollen, nicht solche Witze zu machen. Und dann endlich sah er dessen Gesicht, das vor Schmerz verzerrt war und sich offenbar nur für ihn derartig zusammenzureißen schien.
Mit nur einem Ohr hörte er der Erzählung zu, wie all das gekommen war. Sein Denken wurde nur von diesen paar Worten heimgesucht: Dunduvan ist tot. Tot...

Was fühlte er bei dieser Neuigkeit? Trauer. Wut. Scham, ihm nie genügt zu haben. Eine unglaubliche Erleichterung, denn er würde nie wieder seinen Schatten auf ihn werfen. Hass auf sich selbst, weil er so fühlte und Verachtung, dass ihm seine Freiheit wichtiger gewesen war als das Leben seines Bruders. Und diese unglaubliche Leere.
Letztendlich hatte er seinen Bruder geliebt. Er hatte ihn schrecklich gefürchtet, ihn und seinen Zorn. Doch waren sie miteinander aufgewachsen, hatten sich mit Holzschwertern als Buben gemessen, sich gerangelt, Ciaran Streiche gespielt und nachts die Sterne gezählt.
Calums Züge verhärteten sich bei dem Versuch, nicht zu weinen. Er hatte das Gefühl, es nicht verdient zu haben, Schuld an seinem Tod zu haben. Denn er war nicht da gewesen.
"Er kann nicht... a-aber das ist... ich verstehe nicht. Das... aber er... wir...", stammelte er, hob jedoch eine Hand, um zu signalisieren, dass es ihm gut ging. Er würde nicht zusammenbrechen. Doch es fühlte sich an, als habe etwas oder jemand ihm das Herz aus der Brust gerissen. Eine klaffende Wunde war nun dort, wo einst Dunduvan gewesen war. Calum begriff es nicht, diese simple Tatsache. Dass er seine Stimme nie wieder hören würde...
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03-21-2024, 06:38 PM,
Beitrag #37
RE: Der Raubüberfall
Calum würde nie darum bitten, getröstet zu werden. Aus irgendeinem Grund glaubte er immer, dass er das nicht verdient hätte. Naja, eigentlich kannte ich den Grund, der Grund hatte sogar einen Namen: Cathbad. Er hatte Calum für seine Schwäche immer verachtet und ihn das auch spüren lassen, so wie er mich spüren hatte lassen, wie er mich für meine Unfähigkeit zur Spionage und meinen Gesang und überhaupt alles verachtete. Aber ich verachtete Calum nicht, und ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er das jetzt brauchte.
Ich drehte mich also ihm zu und blieb stehen und zog ihn in meine Arme, bettete seinen Kopf an meiner Schulter und hielt ihn erst einmal nur schützend fest. Ich würde auch nicht als erster loslassen, sondern ihm so viel Zeit geben, wie er wollte. Wie er brauchte. Und natürlich verurteilte ich ihn dafür nicht.
“Ich weiß“, sagte ich, und meine Stimme klang kratzig in meinen Ohren. “Ich verstehe es auch nicht. Nichts davon. Er war immer so klug und so.. so… Dunduvan eben. Ich weiß, die Welt ist schwer vorstellbar ohne ihn darin, aber...“
Ich drückte Calum ein wenig fester, vielleicht, um auch ein klein wenig mehr zu fühlen als diese dumpfe Leere. “Ich bin da, Calum. Was immer du jetzt fühlst und brauchst.“ Wenigstens DAS konnte ich richtig machen. Meinen kleinen Bruder trösten und ihn zu dem Mann bringen, den er liebte. Wenn ich sonst schon nichts konnte, aber wenigstens das.
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Falke
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03-24-2024, 08:28 PM,
Beitrag #38
RE: Der Raubüberfall
Calum, stets unterschätzt und zu finsteren Dingen fähig, gestattete sich diese Erkenntnis nur selten, doch er war zerbrechlich. Jetzt in Louarns Armen fühlte er es mehr denn je. Eine weitere Säule seiner Welt war eingestürzt. Dunduvan war nicht mehr. Und mit dieser eigentümlichen Mischung aus Erleichterung und Trauer in sich hätte er den ganzen Abend hier verbringen können. Louarns Worte waren so unglaublich tröstend trotz der Kälte ihres Anlasses und Calum versuchte, eine Menge unausgesprochene Gefühle in die Berührung zu legen, bevor sie sich schließlich - es mochten einige Minuten oder einige Jahre gewesen sein - voneinander lösten.
"Er hat jetzt Frieden", sagte Calum bloß, sicher auch in einem Akt, sich selbst zu trösten. Dunduvan hatte schreckliche Dinge getan. Doch war er zeitlebens Cathbads Marionette gewesen. Unter all dem war ein liebender und unsicherer Mensch gewesen, der ein schönes und erfülltes Leben an der Seite seiner Schwester hätte haben sollen. Calum war sicher, die Götter würden Mitleid haben und ihn auf der anderen Seite nicht allein lassen.
Er jedoch fühlte Zorn. Zorn nicht den Römern gegenüber, sondern Cathbad, der all dies zu verantworten hatte. Einer der geistigen Führer ihres Volkes, so von Hass zerfressen, dass es zum Tod eines "seiner" Söhne geführt hatte. Der Alte würde es sicher nicht einmal betrauern, da war Calum sich sicher. Seine Wut auf Cathbad war so angewachsen, dass sie seinem Hass auf Ovidius gleichkam. Er, der sie alle auf diesen dunklen Pfad geschickt hatte, ohne sie zu führen. Ein Pfad ohne Licht. Ein Pfad mit einem klar vorgegebenen Ende, das Dunduvan nun erreicht hatte.
"Aber... Wie geht es dir, Louarn?", fragte Calum. "Du bist immer für mich da, aber wie geht es dir? Was kann ich für dich tun?" Louarn, der liebste seiner Brüder. Ein Teil von sich, den Calum verachtete, war froh, dass es Dunduvan erwischt hatte und nicht Louarn, den sanften, den zauberhaften Sänger, den wunderbaren Träumer.
Calum nahm Louarns Hand in die seine.
"Lass uns nach Hause gehen. Bleib heute bei uns. Wir werden auf Dunduvan trinken und du kannst mir was vorsingen, wie früher. Ich lasse dich nicht allein."
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Falke
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03-25-2024, 01:22 PM,
Beitrag #39
RE: Der Raubüberfall
Calum versuchte, mich zu trösten, was irgendwie schön war, sich aber auch falsch anfühlte. Ich war nicht der, den andere trösteten, ich war der, der Trost spendete. Am anderen Ende zu sein fühlte sich seltsam ungewohnt an. Als wäre ich nicht an meinem Platz.
Ich nickte also zu den Worten, dass Dunduvan jetzt Frieden hatte. Alun hatte etwas ähnliches gesagt, aber ich wusste immer noch nicht, ob das denn stimmte. Und ob Dunduvan sich in Frieden überhaupt wohl fühlen würde, er, der immer voller Pläne und Aufgaben war. Wahrscheinlich wäre ihm Frieden sehr schnell zu langweilig.
Und auch die Frage, wie es mir ging, fühlte sich irgendwie verdreht an. Ich setzte also mit Calum meinen weg fort, nach Iscalis und zu Flavianus Pü. “Mir geht es gut“, sagte ich, um Calum zu beruhigen, nicht unbedingt, weil ich mich gut fühlte. “Das mit Niamh ist vorbei, aber ich komme klar“, schränkte ich es daher ein wenig ein, weil ich Calum nicht direkt anlügen wollte. “Und ich bin mir sicher, dass Flavianus Pü und du sehr viel zu reden haben werdet und ich dabei nur störe. Ich… ich will mich nur einmal wieder vernünftig waschen, meinen Zopf neu flechten und mich aufwärmen.“
Ich schaute leicht zu Calum rüber, der sich wahrscheinlich schlecht fühlte, weil ich so gar nichts von ihm wollte als Gegenleistung. Ich lächelte ihm leicht schief zu und drückte ihn im Gehen noch einmal kurz an meine Seite und schüttelte den dürren Kerl so einmal ein wenig durch.
“Es ist in Ordnung, Calum. Am meisten Freude macht es mir, wenn ich weiß, dass es dir gut geht, dass du bei dem Menschen bist, den du liebst und der dich liebt und in Sicherheit. Mehr brauch ich gar nicht.“
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03-25-2024, 09:39 PM,
Beitrag #40
RE: Der Raubüberfall
"Ach hör schon auf! Du störst doch nicht! Du bist mein Bruder." Der einzige Bruder, der für Calum zählte. Dass der arme Lou sich als Ballast sah, brach ihm fast das Herz. Denn sein Schmerz war sicherlich nichts im Vergleich zu dem, den Lous großherzige Seele verspürte.
"Versteck dich nicht immer", schalt er seinen Bruder. Sie waren gleichalt, doch Lou schulterte all die Last allein, obwohl sie doch aufeinander aufpassen sollten. "Und red dich nicht klein. Sei nicht wie Dunduvan, der auf Cathbad hörte und den Preis dafür zahlte. Du bist der Beste von uns. Und wenn ich je zwischen Phyteas und dir wählen müsste... ich würde dich wählen. Bitte bleib heute nacht nicht allein!"
Calum holte Luft. Er wollte Lou zu nichts drängen, doch er wollte auch nicht, dass er weiterhin dachte, er sei dumm und entbehrlich. Um das Thema zu wechseln, deutete er nach vorn. "Wir sind gleich da."
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