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[Tiberius Furius Saturninus]

Ein Bote brachte einen Brief, den er wie aufgetragen eigenhändig an den Sklaven Scaevus überreichte, und der an den Hausherrn adressiert war.

Liebster Saturninus! Ich weiß nicht, was vorgefallen ist, dass du so rigoros reagierst. Aber was ich weiß, ist, dass man so etwas besser von Angesicht zu Angesicht bespricht. Wenn du mich nicht bei dir zuhause empfangen möchtest, wo deine Frau und Tochter sind, dann sag mir, wann und wo wir uns treffen können. Dann reden wir über deine Pläne und was genau du dir darunter vorstellst. So als Brief verwirrt das deine arme Kiki nur. Gruß und Kuss

Saturninus hatte postwendend eine Antwort verfasst, nach dem Scaevus Kikis Worte auf der Tabula glattgestrichen hatte. Weil er wusste, dass seine Geliebte eine Schwäche für den großen, blonden Leon hatte, schickte er ihr den Spartaner als Boten. Das war als freundliche Geste gemeint:

Liebste Kiki, verzeih mir, wenn ich deinen armen kleinen Kopf verwirrt habe, das war nicht meine Absicht. Ich habe mich aber mit der Liciniana überworfen. Und da euer Haus eben rechtlich IHR Haus ist, möchte ich es ungern noch einmal betreten. Natürlich spreche ich mit dir persönlich. Komme bitte in die Verwaltung, ich sage den Wachen, dass du einen Termin hast. Wir können im Innengarten spazieren gehen und uns unterhalten. Viele Küsse und Grüße Dein Saturninus, der nur ein Bauer vom Tiber und angesichts deiner Grazie um Worte verlegen ist PS: Wenn du Leon einsetzen möchtest, um irgendwelche Möbel verrücken oder sonstige schwere Arbeit zu tun, gebrauche ihn ruhig. Schicke ihn mir wieder, wenn du seine Dienste nicht mehr benötigst

Natürlich war der Innengarten des Verwaltungsgebäudes trotz seiner Größe von vielen Augen einsehbar. Hier hatte damals die Stadtbevölkerung während der Brände Zuflucht gesucht. Es würde also keine Zärtlichkeiten geben, für einen Römer war das in der Öffentlichkeit auch ungebührlich. Anderseits zeigte Saturninus gerade damit, dass er Kiki in die Verwaltung bat, dass sie nun so etwas wie seine offizielle Geliebte war. Er spielte kein Verstecken.

[Tiberius Furius Saturninus]

Ein Bote brachte einen Brief, den er wie aufgetragen eigenhändig an den Sklaven Scaevus überreichte, und der an den Hausherrn adressiert war.

Deine Kiki grüßt dich! Ich schicke dir einen Boten, da ich doch weiß, wie schwer beschäftigt du bist. Aber eigentlich würde ich es lieber persönlich besprechen. Wenn du also Zeit für mich hast, räume mir einen Termin ein. Ich habe eine Einladung einer hochgestellten Dame nach Londinium für einige Wochen erhalten, und eben weil das so ist und ich nicht ablehnen kann, möchte ich dich hiermit um eine mehrwöchige Vertragspause ersuchen. Gruß und Kuss

Der umsichtige Scaevus, der stets dafür sorgte, dass die Korrespondenz Saturninus - Kiki nicht in falsche Hände geriet, brachte postwendend (und das war in diesem Fall wörtlich zu nehmen, denn er hatte Kikis Tabula geglättet und neu beschriftet) die Antwort seines Herren:

Saturninus grüßt seine Kiki und beneidet  Amor, der ihren Spiegel halten darf... nein, er hält ihn seiner Mutter Venus, aber in meinen Gedanken seid ihr euch so gleich, dass ich ganz verwirrt die Sterbliche mit der Liebesgöttin Namen nenne! Deine Nachricht hat mich... gelinde gesagt überrascht. Neugierig bin ich auch. Kiki ist immer für eine Überraschung gut. Wenn du Morgen nach Ende meines Amtstages Zeit hättest und ein Bad und etwas Wein, käme ich hier zu Dir und Du erzählst mir deine spannenden Neuigkeiten. fühle Dich geküsst, wo es Dir am angenehmsten dünkt Saturninus

[Claudia Sabina]

Der Silberhändler Andrippus, der auch die Reisegesellschaft von Londinium nach Iscalis organisiert hatte,  besorgte den Brief, den Kiki mir in Londinium mitgegeben hatte. Er gab ihn getreulich an der Haustür ab, wobei er einen Blick wagte - bisher war er noch nie in dieses reizvolle Etablishment gekommen ( er fragte sich, was die Claudia damit zu schaffen hatte, aber er war ein diskreter Mensch und hätte nie nachgefragt)

Kiki grüßt den nicht ganz so lieben Narcissus! Ich schreibe dir, damit du dich nicht fragst, wo ich so lange bleibe. Die Antwort ist nämlich einfach: In Londinium. Dieses kleine Nest im Nirgendwo ist einfach nichts für mich, erst recht nicht, seitdem Aglaia weg ist und Olympias mit diesen beiden strohdummen Schnepfen angetanzt kam. Wenn sie den Laden in einen billigen Puff verwandeln will, kann sie das gerne ohne mich machen. Ich werd in ein paar Tagen auch jemanden beauftragen, um noch meine zurückgelassenen Kleider abzuholen. Dann kann ich dir auch sagen, wo genau ich wohnen werde, im Moment hab ich mich noch nicht entschieden. Aber falls du mich dann mal in einer richtigen Stadt besuchen willst und genug von diesem langweiligen Kaff hast, kannst du mich ja dann mal besuchen.