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Taberna "Vinum et Panis" | Schicksalhafte Begegnung
03-10-2024, 04:15 PM,
Beitrag #41
RE: Taberna "Vinum et Panis" | Schicksalhafte Begegnung
Auch Saturninus war bester Laune; die Scharade machte ihm Spaß, auch wenn die Gassen, durch die sie gingen, für seinen Geschmack doch etwas düster waren, und es aus den dunklen Winkeln nicht gerade nach Veilchenöl roch:
"Einen Mann zum Ausgehen? Wie wäre es denn mit meinem Leon? Über diesen Dienst würde er bestimmt begeistert sein", bemerkte Saturninus. Der blonde Spartaner war ein wenig in die Hetäre verliebt:
"Ich hoffe doch sehr, dass meine kleine Kiki heute zum Lachen, Tanzen und Singen kommt!"
Von ferne drangen schon Musikfetzen und fröhliche Rufe an Saturninus Ohr. Hier also traf sich das feierwütige Volk. Übermütig gab Saturninus Kiki einen Kuss:
"Habe ich ein Glück, dass du auch Plebejer nicht verschmähst....", setzte er an, da wurde der schöne Abend rüde unterbrochen:
“Was ist da los?“ fragte Kiki verwirrt.
Mörder!, rief da jemand gellend durch die Nacht.
Sofort schob Saturninus Kiki in Deckung: "Bleibe bitte hinter mir", sagte er.
Jetzt kamen die ersten Passanten hergelaufen. Einige hatten sich mit Knüppeln, Steinen und eine resolut dreinblickende Frau sogar mit einer großen Stielpfanne bewaffnet.
“Was ist da los?“ “Da vorne liegt einer!“ “He, was machst du da?!“ und auch ein “Ein Räuber, ein Siccarius!“

Jemand lief weg, und zwei der Männer rannten ihm hinterher. Zurück blieb ein junger Mann mit einer ebenso jungen Frau, vermutlich einem Schankmädchen, die ziemlich bleich auf etwas in der Seitengasse starrten.

"Bringt Laternen und Fackeln herbei", befahl Saturninus: "Man sieht ja nicht die Hand vor Augen" Der Mond war noch nicht aufgegangen. Das Schwarze auf dem schwarzen Boden, das sah aus wie Blut.

Zum Ärger des Patriziers rührte sich keiner. Saturninus versetzte dem jungen Mann, der wohl gerade mit seinem Mädchen an der Wand das Vergnügen gesucht hatte, einen leichten Stoß:

"Da in der Taberna werden sie wohl was zum Leuchten haben! Lauf schon!", er wandte sich an Kiki: "Ist das da vorne die Taberna Vinum et Panis?"

Der junge Mann gab den Stoß zurück: " Wieso schikanierst du mich rum?", fragte er.

"Furius Saturninus, Princeps Officii Zivilverwaltung", erwiderte Saturninus, aber da lachte der Junge nur höhnisch auf:
"Ja klar, und ich bin der Statthalter höchstpersönlich", sagte er.

Saturninus fiel wieder ein, dass er Sklavenkleidung  anhatte, und dass es auch nicht sonderlich hell war, so dass man ihn auch nicht vom Sehen her gleich erkennen konnte. 
Aber den Göttern sei Dank hatten wirklich nun einige Nachbarn  Fackeln geholt, und diese beleuchteten die Szenerie.

Auf dem Boden lag ein Toter. Er war eindeutig tot und stierte mit weitaufgerissenen Augen ins Leere. Man hatte ihn wohl versucht, zu knebeln, denn ein Lappen hing noch halb aus seinem aufgerissenen Mund. Das im Fackellicht fast schwarz wirkende Blut stammte aus einem klaffenden Schnitt durch seine Kehle.
Auch seine Tunika war aufgerissen. Auf seine Brust hatte jemand mit einem Dolch oder großem Messer:
STVPRATOR - Vergewaltiger - geritzt.
Saturninus beugte sich hinunter, dabei fiel ihm der metallene Militärgürtel des Toten ins Auge. Er berührte ihn - er war prächtig verziert , und er sagte zu Kiki:
"Dieses Mordopfer war einer von unseren Truppen und kein einfacher Soldat. Das sieht aber sehr nach einer privaten Rache aus"
Da hatte jemand seine Finger und ein anderes Körperteil nicht bei sich behalten können. Vielleicht mit einer Keltin, auf Grund der Schrift aber wohl eher mit einer Bürgerin. Warum es Männer gab, die sich gewaltsam Frauen nehmen wollten, obwohl es so viele Prostituierte gab, würde Saturninus nie verstehen. Der tote Soldat hier hatte dafür einen höheren Preis bezahlt als die Dienste einer hübschen Hure gekostet hätten. 

Seltsamerweise brach das junge Schankmädchen jetzt  in hysterisches Schluchzen aus.

"Scheiße! Das ist doch Florus!", brüllte dann jemand hinter ihm. Saturninus drückte Kikis Hand, bevor er sich umdrehte. Da stand ein Trupp von fünf aufgebrachten  Soldaten:

"Das ist unser Centurio Accius Florus. Scheiß- Iscalis! Das lassen wir uns nicht bieten! Wir rächen unseren Kameraden! Wir schlitzen die feigen Säue hier auf!", lallte einer. Die Soldaten hatten schon tüchtig gebechert, doch es war ihnen anzusehen, dass sie in mordlustige Stimmung gerieten. Der Tote war offensichtlich einer der ihren. 

Die Passanten, die Böses ahnten, machten, dass sie sich verdrückten. 
Saturninus packte das Schankmädchen am Arm:
"Bring dich mal lieber in Sicherheit. Weißt du wohin?", sagte Saturninus, und es war ihm ernst, als das Schankmädchen nickte: 
"Kiki , gehe bitte am besten mit ihr mit!"

Einen Moment lang drohte das Ganze zu kippen...
[Bild: 3_18_08_22_2_20_05.png]
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Honoratior von Iscalis
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03-10-2024, 09:25 PM,
Beitrag #42
RE: Taberna "Vinum et Panis" | Schicksalhafte Begegnung
Ich lachte und warf den Kopf dabei ein wenig lustig hin und her. “Oh, ich weiß aber nicht, ob ich dann nicht auch anderen Spaß mit ihm haben wollen würde. Dein Leon ist ein wirklich sehr guter Sklave“, meinte ich. Dass ich mit Leon schon gevögelt hatte, wusste Saturninus ja. Aber es war trotzdem sein Sklave und er hatte darüber zu entscheiden, wem er welche Dienste da anbot und welche nicht. Außerdem wollte ich nicht in eine Situation kommen, wo Saturninus mich rechtlich unter seine Herrschaft zwingen konnte, und als Frau mit dem Sklaven eines anderen ohne dessen Einwilligung zu schlafen, barg da ein gewisses Risiko.

Zum Ausdiskutieren dieser speziellen Möglichkeit kamen wir aber nicht mehr, denn in diesem Kaff, in dem nie was passierte, musste natürlich genau dann mal etwas passieren, wenn ich einen fröhlichen Abend haben wollte. Natürlich blieb ich wie befohlen zurück. Ich hatte zwar keine Angst, dass mich jemand angreifen könnte – dafür hatte ich in meinem Leben einfach schon zu viel erzählt – aber ich musste mich hier auch sicher nicht als tapfer oder sensationsgeil aufspielen. Ich blieb also zwei Schritte hinter Saturninus, der versuchte, Autorität auszustrahlen und dabei gerade erst einmal kläglich scheiterte. Dann aber wurde doch Licht hergeschafft und ich konnte einen Blick auf die Leiche werfen. Und das war kein besonders hübscher Anblick. Gut, Leichen waren selten hübsch, aber der Kerl war quasi nackt, weil seine Tunika total zerfetzt worden war, er hatte einen dreckigen Lappen im Mund und die Hände hinter dem Rücken gefesselt und seine ganze Brust bestand quasi nur aus einer einzigen Blutlache. Jemand hatte versucht, ihm was in die Brust zu ritzen, aber da musste er noch gelebt haben, denn die Stiche gingen quasi in einer ganzen Amphora aus Blut unter. Könnte aber auch an dem Kehlenschnitt liegen, die bluteten immer besonders hässlich, und die meisten Leute unterschätzten absolut, wie viel Blut aus so einem erwachsenen Mann rauskam und wo das überall landete.

Und als wäre die Situation nicht ekelig genug, kamen auch ein paar ziemlich dumme Legionäre um die Ecke und drohten damit, einfach hier alle aufzuschlitzen. Meine Güte, konnte deren Legat die nicht mal einsperren? Ich vermied es, mit den Augen zu rollen.
Saturninus stellte sich erst einmal vor mich und das dürre Mädchen und meinte zu uns beiden, wir sollten uns in Sicherheit bringen. Ich hakte mich bei dem blassen Ding ein. “Wir gehen erst einmal in die Taverne“, stimmte ich zu und bewegte mich mit der Prostituierten Arm in Arm auch gemütlich schlendernd davon, als wäre es einfach nur ein Dies Solis wie jeder andere auch.
[Bild: 1_27_01_24_7_06_00.jpeg]
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03-11-2024, 12:58 PM,
Beitrag #43
RE: Taberna "Vinum et Panis" | Schicksalhafte Begegnung
Saturninus hatte gegrinst: "Ich würde Leon natürlich befehlen, Domina Kiki in allem zu Diensten zu sein,", sagte er, wohl wissend, was Kiki meinte. Das war eine reizvolle Vorstellung. Im Gegensatz zu anderen Männern war sein Sklave ja nur eine Art Verlängerung seiner selbst, ein lebendes Werkzeug. Scaevus schrieb seine Briefe, als wären sie von seiner Hand, und warum sollte Leon Kiki nicht bespaßen, wenn er selbst dazu nicht kam?

Aber die Heiterkeit dieses Abends war jäh unterbrochen worden. Es gab ein Mordopfer: Centurio Accius Florus von der hiesigen Garnison. Es gab fünf aufgebrachte Soldaten, die sich an irgendjemandem rächen wollten.
Kiki reagierte flink und brachte sich und die andere Frau in  Sicherheit in die Taberna. 
"Das hier sind alles harmlose Leute. Der wirkliche Mörder ist schon über alle Berge. Wenn ihr hier ein Blutbad anrichtet, dann ist euer Centurio nicht gerächt. Ist es nicht eure Pflicht als Soldaten Roms, eurem Vorgesetzten unverzüglich  Meldung machen und dafür sorgen, dass Centurio Accius ein würdiges Begräbnis erhält?", sprach Saturninus. 
Er war sich ganz und gar nicht sicher, ob man auf ihn ohne die Insignien seiner Macht hören würde. Zwei der Soldaten traten zurück, doch ihr Sprecher schimpfte immer noch auf die feige Schweinebande, der man es so richtig zeigen wolle... dann aber hatte jemand vom Gebäude der Zivilverwaltung eine Patrouille geholt. Diese Soldaten trafen nun ein.

Die fünf aus der Kneipe nahmen Haltung an. Der Anblick der uniformierten Kameraden schien ihre Disziplin zurückkehren zu lassen. Außerdem kannte der neu eingetroffene Decurio Saturninus. In wenigen Minuten war alles geklärt, und der Tote wurde zwischen zwei Kameraden auf einem straff gespannten Militärmantel abtransportiert. 

Saturninus gab an, was er mitbekommen hatte.  Auch andere Anwesende wurden befragt.  Der junge Mann, der vorhin mit dem Schankmädchen zusammen gewesen war, war auch noch da. Doch auch er wusste nichts anderes zu berichten, als dass er durch Todesschreie aufmerksam geworden war. 
Die zwei mutigen Männer, die einen Flüchtenden verfolgt hatten, kehrten dann auch zurück. Der Fliehende, der vermutlich, aber nicht sicher der Mörder war,  musste sich in den engen Gassen gut ausgekannt haben, er hatte sie nämlich abgehängt. Sie meinten allerdings, dass der Mann wie ein Kelte mit Hosen gekleidet gewesen war, nicht allzu hochgewachsen, kurze  Haare.

Da Saturninus jetzt nichts mehr mit dem Fall zu tun hatte, machte er sich in die Taberna auf, um nach Kiki zu suchen. Drinnen war es brechend voll, alles redete durcheinander. 

Die Soldaten kamen ihm hinterher, da inzwischen herausgekommen war, dass Centurio Accius kurz zuvor in der Taberna getrunken und nicht nur Durst sondern auch andere Bedürfnisse gestillt hatte. Dabei sollte er das betreffende Schankmädchen ziemlich grob behandelt haben. Es war sehr unwahrscheinlich, dass jemand sie hatte an einem Centurio rächen wollen, aber möglich war manchmal alles. Der Wirt musste vernommen werden.

"Das Mädchen ist ein bisschen dumm im Kopf, versteht ihr. Und sie hat natürlich keinen Liebhaber, der sich mit einem Soldaten anlegen würde, so verrückt ist doch keiner. Gezickt hat sie heute, und ich habe dem Herren Centurio zur Entschädigung einen Wein spendiert. 
Nein, da genau ist er gesessen und hat sich mit sonem jungen Mann unterhalten. Dat war ein Römer. Der ist aber schon früher gegangen. Und das Mädel hat es von mir mit dem Stock gekriegt. Da hinten sitzt sie bei der hübschen Schwarten"

Die "Schwarte", das war Kiki. Saturninus war erleichtert, sie zu finden,, ging zu ihr hin und schloss sie kurz in seine Arme:
"Alles in Ordnung mit dir?", fragte er, ohne das Schankmädchen zu beachten.
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Honoratior von Iscalis
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03-11-2024, 09:12 PM,
Beitrag #44
RE: Taberna "Vinum et Panis" | Schicksalhafte Begegnung
In der Taverne war es überraschend voll. Ich hatte mir einen Platz am Rand gesucht und die Bemerkungen und Flirtversuche diverser Kerle ebenso ignoriert wie die Ansage des Wirtes, dass ich was an ihn zu zahlen hätte, wenn ich hier anschaffen wollte. Tja, vornehme Damen kamen nicht in Tavernen, also war die Forderung ja sogar verständlich. Ich machte ihn nur darauf aufmerksam, dass mein Begleiter, der Princeps Officii, noch draußen bei dem Mordopfer war, dann war er ruhig.

Während ich also wartete, dass sich das da draußen entweder auflöste oder es eine häßliche Massenschlägerei geben würde, bei der die Männer hier in der Taverne sicherlich nicht darauf warteten, abgeschlachtet zu werden, und an deren Ende ganz sicher gleich mehrere tote Legionäre stehen würden, plus eine nicht näher definierte Anzahl an toten Stadteinwohnern, unterhielt ich mich ein wenig mit dem Mädchen. Es stellte sich heraus, dass sie hier arbeitete und die Sklavin des Wirtes war. Und, dass sie vor wenigen stunden noch mit dem Toten da draußen gevögelt hatte. Mit ihm und noch ein paar anderen heute Abend.

Ich hatte mir etwas Wein bringen lassen und knabberte gerade an ein paar eingelegten Gemüsestückchen, als Saturninus zurück kam und mich kurz umarmte. Natürlich erwiderte ich die kurze Umarmung, gerade weil wir in der Öffentlichkeit waren und da meine Rolle die der Bewunderin an ihn war, und lächelte ihn an. “Mir geht es gut. Mach dir keine Sorgen. In Rom kam so etwas oft vor, das bringt mich nicht so schnell aus der Fassung, auch wenn es natürlich sehr heldenhaft von dir war, mich zu beschützen“, meinte ich und machte ihm noch ein bisschen ein Kompliment, ehe ich mich wieder hinsetzte und ihm auch Platz machte, damit er eben das auch tun konnte.
“Ich habe mich solange mit Dina hier unterhalten. Sie arbeitet hier und hat den Toten noch vor kurzem bedient. Ihn und einen jungen Burschen, der – und das wird dich wohl interessieren – für dich arbeiten müsste.“
Ich lächelte zu Dina, die so aussah, als wollte sie am liebsten grade einfach nur unsichtbar werden. Für Sklaven war es nie angenehm, für irgendwas Zeuge zu sein, da manche Menschen diesen Umstand gerne dafür nutzten, ausgiebig zu foltern. Warum auch immer die Männer davon überzeugt waren, durch Folter bessere Aussagen zu bekommen. Sie murmelte auch sehr leise, anstatt eine ordentliche Antwort zu geben: “Ich weiß aber nicht wirklich etwas. Ich weiß nur, dass er sich mit einem jungen Mann unterhalten hat, der sagte, er arbeite bei der Provinzialverwaltung. Mehr weiß ich wirklich nicht.“
[Bild: 1_27_01_24_7_06_00.jpeg]
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03-14-2024, 11:03 AM,
Beitrag #45
RE: Taberna "Vinum et Panis" | Schicksalhafte Begegnung
Heldenhaft zu sein hörte Saturninus trotz der angespannten Situation gerne, ein kurzes Lächeln flog über sein Gesicht. Kiki wirkte auch gelassen und so wie immer. Die Schankdirne sah dagegen schon völlig verängstigt aus, obwohl Kiki ihr zulächelte:
"Eine Patrouille hat die Soldaten wieder beruhigt. Einige von ihnen schaffen den Toten zur Castra und machen Meldung. Allerdings werden sie hier jeden befragen, und keinen nach Hause lassen, den sie nicht befragt haben. Und sie werden alle Personalien aufnehmen - da kommt schon Decurio Laberius"
Saturninus schnitt eine Grimasse. Er hatte ja unerkannt unterwegs sein wollen. 
Mittlerweile war der Decurio, der Saturninus erkannt hatte, bei ihnen angelangt. Er grüßte noch einmal und schaute dann zu Kiki und Dina:
"Seid ihr beide mit dem Princeps Officii gekommen oder schon eine Weile hier?", fragte er.
"Kiki hier ist mit mir gekommen. Ich verbürge mich für ihre Person", erwiderte Saturninus:
"Doch es gibt wohl einen wichtigen Zeugen von vor der Tat, sagt dieses Schankmädchen hier. Es handelt sich um einen jungen Mann aus der Provinzialverwaltung. Sie hat gehört, dass er es erwähnte, dort tätig zu sein, als sie ihn und den ermordeten Centurio bediente" 
Saturninus konnte sich nicht einmal darüber aufregen, dass einer seiner Angestellten anrüchige Tabernae aufsuchte; er saß schließlich selbst hier.
Der Decurio sah Dina scharf an:
"Kannst du eine Beschreibung des jungen Provinzialbeamten geben, der als letzter mit Centurio Accius gesprochen hat?", fragte er und fügte hinzu:
"Das ist noch kein Verhör. Aber es wäre ratsam für dich, eine zufriedenstellende Antwort zu geben"
Decurio Laberius schien ein vernünftiger Mann zu sein, dachte Saturninus. Dennoch bin ich mir sicher, dass Kiki hier mehr erfahren hätte.
Nachdenklich schaute er diese Dina an.  Wäre sie eine Zeugin, würde das Militär wohl darauf bestehen, sie zur Aussage zu foltern, da sie eine Sklavin war. Saturninus hielt das für unsinnig. Um eine Aussage zu erzwingen, taugte Folter seiner Meinung nach vielleicht, doch keinesfalls, um eine Zeugenaussage zu verifizieren. Nach Saturninus Erfahrung fingen Gefolterte dann eher an zu fabulieren und zu versuchen, auszusagen, was der Verhörende immer nur hören wollte. Und diese Dina sagte ja freiwillig aus.
[Bild: 3_18_08_22_2_20_05.png]
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Honoratior von Iscalis
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03-16-2024, 01:16 PM,
Beitrag #46
RE: Taberna "Vinum et Panis" | Schicksalhafte Begegnung
Ich bedachte den Decurio mit einem höflichen, unschuldigen Lächeln und überlegte, ob ich schonmal einen Decurio getroffen hatte. Ich war mir nicht ganz sicher, die Pferdeführer waren in Rom quasi nonexistent, da Rom nur Fußtruppen hatte und überhaupt die stadtrömischen Einheiten etwas anders aufgebaut waren. Wahrscheinlich war der Decurio hier auch eher zufällig da, da die Legion davon ja auch nur vier Stück hatte, während es von Centurionen und Optiones jeweils mehr als fünfzig gab. Ich hatte also quasi gerade Glück, auch wenn mir mein fröhlicher Ausgehabend durch eine Leiche versaut worden war.

Dina hingegen schaute aus, als wäre ihr gesamtes Leben gerade versaut worden und nicht nur ihr Ausgehabend, denn sie schrumpfte geradezu in sich zusammen und traute sich kaum, den blick zu heben. Wäre es möglich gewesen, ich war mir sicher, sie hätte sich verflüssigt, um durch den Steinboden sickern zu können.
“Es war eine ganze Gruppe davon heute Abend hier, fünf oder sechs Beamte. Ein junger Mann blieb zurück. Höchstens zwanzig Jahre alt, dunkle, kurze Haare, eher schmales Gesicht, rasiert...“ Sie gab noch eine Beschreibung der Kleidung, die er heute getragen hatte, mit Farbe und Aufmachung. “Er war jetzt nicht besonders wohlhabend oder so. Einfach nur ein ganz normaler junger Mann. Und er hatte auch keinen Streit oder so angefangen.“
Man sah Dina förmlich an, dass sie hoffte, dass ihre Zeugenaussage als unwichtig eingestuft würde. Sie konnte ja auch nicht wirklich etwas zu dem Mord sagen, nur zu dem, was in der Taverne gewesen war. Das aber konnten auch der Wirt und die anderen Gäste bestätigen.
[Bild: 1_27_01_24_7_06_00.jpeg]
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03-17-2024, 06:20 PM,
Beitrag #47
RE: Taberna "Vinum et Panis" | Schicksalhafte Begegnung
Normalerweise befehligte Laberius, der römischer Bürger war, mehrheitlich gut gedrillte Germanen. Aber er war der höchstrangigste Offizier hier, nämlich etwa im Rang des Verstorbenen, weshalb er die Angelegenheit in die Hände genommen hatte:
" Was heißt, dass du sie beide bedient hast? Ihnen Wein hingestellt oder war da mehr? Wann ist dieser junge Mann dann gegangen? Hast du mitbekommen, über was der Centurio und er gesprochen haben?", fragte er Dina.
Saturninus räusperte sich bei Dinas Beschreibung; sie traf so ungefähr auf die Hälfte seiner Angestellten zu, außer vielleicht auf Nautius Philus, der blond war:
"Ich werde Morgen persönlich in meiner Verwaltung nachfragen, wer die fünf oder sechs Männer gewesen sind", sagte er:
"Dann haben wir den, der Centurio Accius zuletzt lebend gesprochen hat.  Ich überstelle euch diesen Zeugen, sobald ich seinen Namen herausgefunden habe"
Verdächtig war er Saturninus Meinung nach nicht. Ein Centurio wurde gewiss öfter von jungen Männern angesprochen und zu einem Weinchen eingeladen, die interessiert daran waren, Soldaten Roms zu werden. 
"Danke Princeps Officii", der Decurio öffnete Kiki und Saturninus eine Gasse:
"Die beiden Herrschaften können gehen, sie sind sauber", sagte er.

Draußen atmete Saturninus tief die frische Nachtluft ein. Nach der Taberna mit ihren Ausdünstungen tat ihm das wohl. Dann legte er einen Arm um Kiki und zog sie an sich:
"Ich bedaure es, dass meine kleine Kiki heute nicht zum Lachen, Tanzen und Würfeln gekommen ist", sagte er, wurde aber ernster. Ein Detail in Dinas Auskunft hatte seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen....
[Bild: 3_18_08_22_2_20_05.png]
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Honoratior von Iscalis
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03-19-2024, 08:30 PM,
Beitrag #48
RE: Taberna "Vinum et Panis" | Schicksalhafte Begegnung
“Sie hatten mich auch beide nacheinander hinter dem Haus“, sagte Dina ganz ruhig und sachlich. Aber klar, das Mädchen war Schankmädchen, die waren so gut wie immer käuflich. Deshalb waren Tavernen ja auch so schön infam. Deshalb und wegen der ganzen anderen Dinge, die in einer taverne so allgemein passierten.

Saturninus und der Decurio sprachen noch kurz miteinander, und dann waren wir entlassen. Ich seufzte leicht, denn damit war der Abend wohl wirklich endgültig gelaufen. Naja, nach dem Mord hatte Saturninus wahrscheinlich ohnehin wenig Lust auf Würfelspiele und Wein. So wie ich ihn einschätzte, plante er schon, wen er am nächsten Morgen alles in sein Officium einbestellen wollte, um nach abendlichen Saufgewohnheiten seiner Angestellten zu fragen.
Ich wollte also gerade mit ihm losspazieren, als er mich noch einmal an sich zog und sich entschuldigte. Ich zuckte unbeschwert mit den Schultern und lächelte wie sonst auch immer. “Nun, da gibt es nun zwei mögliche Lösungen: Wir holen das morgen nach, oder du schickst mir den Leon als Vertretung“, meinte ich nur munter. Denn ich hatte nicht vergessen, dass er keine Einwände dagegen gehabt hatte, dass Leon mir diente.
[Bild: 1_27_01_24_7_06_00.jpeg]
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03-21-2024, 05:35 PM,
Beitrag #49
RE: Taberna "Vinum et Panis" | Schicksalhafte Begegnung
Saturninus lachte leise. Kiki hatte die richtige Einstellung: Leben und das Leben nicht zu schwer nehmen!:
"Wir holen es nach. Ich weiß aber nicht, ob diese Taberna morgen wieder geöffnet ist. Die Soldaten scheinen entschlossen, jeden zu vernehmen, der heute abend da war, das kann bis Morgen früh dauern. Den Leon schicke ich dir aber, und er soll dir gut dienen, sonst gibt es was mit dem Stock", Saturninus sprach nicht im Ernst, dann wurde er aber ernst und nahm Kiki bei der Hand:
"Du kennst dich doch mit Männern gut aus....", begann er und korrigierte sich gleich: "....damit meine ich nicht die Anzahl der Freunde, die du gehabt hast. Sondern dass du Einblicke gewonnen hast, was in ihrem Inneren vorgehen kann. Diese Dina erzählt, dass sie es mit dem Centurio und meinem kleinen Angestellten hintereinander an der gleichen Hauswand getrieben hat. Welche Männer teilen sich das Mädchen?  Beste Freunde? Männer, die eigentlich Männer lieben und dabei zusehen wollen? Geldnot war es gewiss nicht, denn ein Centurio, aber auch die Provinzialbeamten verdienen genug, um sich ein Zimmer und ein hübsches Mädchen darin für sich alleine  leisten zu können.
Was meinst du dazu, Kiki? 
Und eine andere Sache: Ich möchte Dina Morgen unauffällig in meine Verwaltung schaffen. Sie soll mir den Mann identifizieren, der als letzter mit dem Centurio war.
Ich weiß nicht, ob ich die Sklavin überhaupt hier lassen soll. Vielleicht ist sie ihres Lebens nicht sicher.
 Könntest du sie eventuell mit nach Hause nehmen, meine brave Kiki und bei dir verstecken? Ich schicke dir gleich Leon. Er soll euch  beschützen und euch beide Morgen zu mir in die Verwaltung bringen", 
er schaute Kiki fragend an, was sie dazu meinte. Seit dem Brand in Erwans Haus neigte er vielleicht auch zum Gespenstersehen, wer wusste das schon.
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Honoratior von Iscalis
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03-25-2024, 05:13 PM,
Beitrag #50
RE: Taberna "Vinum et Panis" | Schicksalhafte Begegnung
Oh, ich würde schon dafür sorgen, dass Leon mir gut diente. Ich gluckste höchst zufrieden und freute mich schon auf seinen Besuch. Ich war nicht verliebt oder etwas ähnlich dämliches, aber der Kerl sollte sich sein Ding vergolden lassen. Ich wusste nicht, wie genau er es machte, aber jeder Stoß saß einfach so gut, dass es eine wahre Freude war. Ich war mir nicht sicher, ob Saturninus überhaupt wusste, was für ein Talent zur Befriedigung einer Frau er da sein eigen nannte.
Ich war also guter Dinge, als Saturninus mich auf einmal etwas zu dem Centurio fragte und letztendlich noch eine Bitte an mich richtete. Ich war mir nicht sicher, wie ich das beantworten sollte.
“Du darfst nicht vergessen, dass Dina Prostituierte ist. Es ist nicht ungewöhnlich, sich eine Prostituierte zu teilen, liebster Saturninus. Das hat auch nichts mit Geldnot zu tun, die Mädchen sind sowieso billig. Ich denke, die liebe Dina wird nicht mehr als vielleicht zwei Sesterzen für ihren Körper nehmen. Hast du denn noch nie mit einer Prostituierten geschlafen, lieber Saturninus?“ fragte ich leicht neckend. Ich konnte mir das gar nicht vorstellen. In Rom gingen sogar die Reichen hin und wieder gern zu den billigen Dirnen, einfach um der Abwechslung willen. Oder um sich noch einmal mächtiger zu fühlen als gegenüber ihren Sklavinnen, mit denen sie ja leben mussten, und einer Geliebten, mit der man noch pfleglicher umgehen musste. Die Mädchen in den Schänken hingegen, die waren Wegwerfware: Einfach, billig, schnell wieder vergessen. “Ich würde es fast schon ungewöhnlich nennen, dass sie sich nicht an Ort und Stelle haben bedienen lassen, sondern erst in die Hintergasse gegangen sind.“ Ich zuckte also vergnügt mit den Schultern, stockte dann aber doch kurz wegen der anderen Frage.
“Du weißt, ich kann dir nur wenig abschlagen, aber diese Bitte muss ich abschlagen. Ich kann keine einfache Meretrix, die noch dazu einem anderen gehört, mit nach Hause nehmen. Wie würde das denn aussehen, wenn solche Personen bei uns ins Haus dürften?“ Ich schüttelte leicht den Kopf, lächelte dann aber. “Aber du machst dir zu viele Gedanken. Wer sollte dem Mädchen was tun und warum? Als Zeugin weiß sie nur, wie der Centurio gevögelt hat, aber nichts vom Mord. Und du glaubst doch nicht, dass sie bei den vielen erzürnten Soldaten heute Nacht viel Zeit unbeaufsichtigt haben wird?“ Wahrscheinlich würde das Mädchen heute kein bisschen Schlaf bekommen, weil jeder einzelne Legionär in Iscalis dem toten Centurio an ihr die letzte Ehre erweisen wollte.
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