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Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
12-13-2023, 03:45 PM,
Beitrag #81
RE: Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
Ich hatte wirklich lange ausharren müssen. In meine Untertunika saß ich in Aglaias Bett und zwang mich, wach zu bleiben. Irgendwann war ich auch ein oder zweimal eingenickt, weil ich eigentlich ziemlich müde war. Als ich glaubte, ein Geräusch zu hören, wurde ich wieder wach und versuchte krampfhaft auch wachzubleiben. Aber das war leichter gesagt, als getan. Ich fragte mich schließlich, warum ich nicht einfach nach Cheddar geritten war. Morgen lag wieder ein langer Arbeitstag vor mir und ich saß hier und schlug mir die Nacht um die Ohren! Ich rieb mir gerade müde die Augen, als sich dann doch noch die Tür öffnete.
Aglaia sah auch sehr müde aus, als die hereinkam. Sie schien erstaunt zu sein, mich hier zu sehen, doch sie tat so, als wäre nicht besonderes vorgefallen. Sie ließ sich auf Bett fallen und bemerkte dann ganz verwundert, dass ich ja noch wach war. "Ja, ich habe auf dich gewartet!" antwortete ich müde. Dass ich mit meinem Leben gerade nicht wirklich zufrieden war, konnte man meiner Stimme auch entnehmen. Ich wollte gerade dazu ansetzen, sie auf den Abend anzusprechen, als sie mich bat, ihre Knöchel zu massieren. Schweigend erhob ich mich und kniete mich vor sie und begann erst den linken und dann auch ihren rechten Knöchel zu massieren. Schließlich war ich dafür verantwortlich, dass sie mein Kind trug und die Schwangerschaft auch schon sehr weit fortgeschritten war. Furius Worte schlichen dabei in meinem Kopf herum und sein Vorwurf, ich sei undankbar! Ja, vielleicht war ich das wirklich. doch welcher Mann wünschte sich nicht, dass seine Frau nur mit ihm ins Bett stieg? Aglaia wusste, wie ich darüber dachte, denn ich hatte ihr versprochen, auch mit keiner anderen Frau intim zu werden, wenn mir gerade danach war.
Doch während ich so vor ihr kauerte, kam es mir so vor, als könnte ich noch immer den Geruch dieser anderen Kerle an ihr riechen. Ich wusste nicht, mit wie vielen sie es auf diesem Fest getrieben hatte und ich wollte es auch noch wissen! Doch dieser Geruch machte mich fuchswild! "Warum tust du mir das an?" fragte ich sie schließlich, als ich von ihrem rechten Knöchel abließ.
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12-13-2023, 05:10 PM,
Beitrag #82
RE: Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er sich tatsächlich um meine Knöchel kümmern würde, aber ich wehrte mich auch sicher nicht dagegen, dass er mir eben jene massierte. Die waren wirklich ganz schön platt.
Innerlich machte ich mich schon darauf gefasst, was er sagen würde. Dass er nicht glücklich war, konnte ich sehen und an seiner Stimmlage hören. Aber trotzdem traf es mich, dass er mich jetzt anklagte. “Du hättest gar nichts davon mitbekommen sollen. Ich hatte Saturninus gesagt, dass er dich da raushalten soll“ sagte ich und stand noch einmal auf, um die Haarnadeln und die mir geschenkten Schmuckstücke alle abzulegen.
“Siehst du dieses Haus, Owen? Das Bett? Die warmen Böden? Die Kleidung, die wir beide tragen? Der Umstand, dass ich dich auf dem Markt überhaupt kaufen konnte und du nicht als Lustknabe von Tribun Iulius geendet bist? Ich hab dich nie belogen, Owen. Ich hab dir gesagt, wer ich bin und womit ich mein Geld verdiene. Den Schuh ziehe ich mir nicht an, dass ich dir etwas antun würde“, sagte ich ruhig, auch wenn er mich damit verletzte. Aber er hatte gewusst, was meine Arbeit war. Ich hatte es ihm ganz offen gesagt. Ich hatte ihm die Wahl gelassen. Immer. Das war weit mehr, als ich häufig gehabt hatte. “Ich sehe nicht ein, warum ich mich dafür schämen sollte, wer ich bin.“
[Bild: 15_14_01_23_5_20_11.png]
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12-14-2023, 11:37 PM,
Beitrag #83
RE: Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
Ich sollte nichts davon mitbekommen und Saturninus hätte mich fernhalten sollen, war ihre Antwort. Nicht mehr und nicht weniger. Dann stellte ich ihren Fuß wieder auf den Boden und erhob mich. Aglaia tat es mir gleich und löste ihre Haarnadeln aus ihrem Haar. Es waren die, die ich ihr angefertigt und ihr zu Lughnassadh geschenkt hatte. Anschließend legte sie ihren Schmuck ab. Für dieses Fest hatte sie die Kette mit den goldenen Perlen angelegt und dann waren da noch diese Armreifen, die mir unbekannt waren. Ich stellte mir vor, dass dies ihre Belohnung für ihre Dienste war. Dabei drehte sich mir der Magen um. Zum Glück hatte ich heute Abend nichts gegessen!

Dann zählte sie auf, was sie alles durch ihre Arbeit besaß: das Haus, ihr Bett, die warmen Böden, die Kleidung, mich... Wieder fielen mir Furius' Worte ein, dass Aglaia eine Frau sei, die auf all das nicht verzichten wollte. Wahrscheinlich hatte er Recht.

"Aber du musst das jetzt nicht mehr tun. Jetzt bin ich doch dein Mann!" sagte ich ihr und berührte sie sanft an ihrem Arm.
"Ich kann für uns beide sorgen und auch für das Kind, wenn es da ist," 
versicherte ich ihr. In meiner Stimme schwang ein Flehen mit. Ich brauchte all das hier nicht, denn ich konnte auch in einer einfachen Hütte leben, wenn ich nur sie hatte! "Hast du unseren Plan für unser neues Leben vergessen? Ich bitte dich, lass uns von hier weggehen. Lass uns meinetwegen nach Londinium gehen. Ich könnte dort ein paar Aufträge vom Statthalter bekommen. Und du müsstest das nicht mehr tun!"
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12-15-2023, 04:54 PM,
Beitrag #84
RE: Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
Meine Bewegung, mit der ich den Armreif ablegte, wurde langsamer, und ich atmete einmal tief durch. “Nein, ich habe unseren Plan nicht vergessen“, antwortete ich ehrlich und ein wenig resigniert. Natürlich erinnerte ich mich an unseren Plan, nach Londinium zu gehen. Und ich hatte das auch wirklich vor. Irgendwie. Mein Kind sollte ohne Angst aufwachsen können, und ohne den Makel seiner Mutter. Und ganz sicher wollte ich nicht, dass meine Mutter mein Kind in die Finger bekam und ihm dasselbe antat, wie mir. Nein, ich wollte mein Kind aus dem Geschäft heraushalten. Es sollte sich nicht verkaufen. Aber… ja, aber.
“Wir können jetzt nicht weggehen. Der Winter hat gerade erst angefangen, und das Kind kommt auch bald. So will ich nicht umziehen. Und wenn es auf der Welt ist, muss es auch erst stark genug sein, zu reisen. Sonst stirbt es! Das will ich nicht.“ Diese Gründe musste er doch vor allen anderen einsehen!
Ich war fertig und schälte mich aus dem Kleid und wusch mich noch einmal grob an der Waschschüssel ab. Das Wasser war eiskalt. Brrr. Also beließ ich es bei einer Katzenwäsche und zog mir schnell eine weiche Tunica zum Schlafen an, um unter die decke zu krabbeln. Dort war es wesentlich wärmer.

“Lass uns noch bis zum Sommer damit warten. Bis dahin hab ich dann hier auch alles so geregelt, dass nicht alles im Chaos meiner Mutter versinkt. Und dann haben wir auch genug Geld für ein schönes Haus in Londinium mit Balneum und allem.“
[Bild: 15_14_01_23_5_20_11.png]
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12-16-2023, 10:09 PM,
Beitrag #85
RE: Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
]Ich hätte sie jetzt fragen können, woher sie diese Armreife hatte und damit womöglich einen riesigen Streit ausgelöst. Doch aus Angst vor den möglichen Konsequenzen unterließ ich es lieber. Bisher hatten wir nie Streit miteinander gehabt.
Sie erwähnte, dass sie unseren Plan nicht vergessen habe. Zwar klang sie etwas niedergeschlagen, aber ich schob es vorerst auf ihre Müdigkeit. Vielleicht hätte ich tatsächlich bis morgen warten sollen, um vernünftig mit ihr zu sprechen, wenn wir beide ausgeruht gewesen wären. Doch ich verspürte gerade das dringende Bedürfnis, jetzt sofort mit ihr darüber zu reden.
Ihr Argument, warum wir nicht sofort nach Londinium gehen konnten, erschien schlüssig. Natürlich war der Winter alles andere als geeignet, um mit einer schwangeren Frau oder einem Neugeborenen umzuziehen. "Ja, natürlich, nicht sofort!", erwiderte ich. "Aber sobald es möglich ist!"

Sie zog ihr Kleid aus und wusch sich oberflächlich, bevor sie eine Tunika zum Schlafen anzog und ins Bett huschte, mich dabei eher weniger beachtend. Möglicherweise lag es daran, dass ihr dieses Gespräch unangenehm war. Dabei fragte ich mich, ob sie sich für unser Kind kein anderes Leben wünschte.
Während sie vorschlug, mit dem Umzug bis zum Sommer zu warten und bis dahin alles zu regeln, um genug Geld für ein neues Haus zu haben, setzte ich mich an den Bettrand. Erleichtert atmete ich auf. Sogar mein Lächeln kam zurück. Damit hatte der Furier sicher nicht gerechnet - dass meine Frau von sich aus ihren Beruf aufgeben und ehrbar werden würde! Doch etwas störte mich daran noch, eine Kleinigkeit, die aber präsent blieb: Was würde sie in all den Monaten tun, bis es soweit war?
"Im Sommer, ja, das ist besser", stimmte ich lächelnd zu. "Und bis dahin kümmerst du dich nur um das Kind. Ich könnte ein oder zwei Monate vor dem Umzug nach Londinium reisen und nach einem Haus und einer Schmiede suchen." Gespannt darauf, wie sie reagieren würde, äußerte ich diesen Vorschlag.
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12-17-2023, 06:16 PM,
Beitrag #86
RE: Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
Zum Glück diskutierte Owain nicht zu viel jetzt, denn ehrlich, ich war hundemüde und das Thema nicht unbedingt behaglich. Und um ehrlich zu sein zweifelte ich inzwischen manchmal daran, ob es wirklich so eine tolle Idee war, hier alles zurückzulassen und nach Londinium zu gehen. Wenn der Statthalter mich heute Abend unwiderstehlich gefunden hätte, so dass ich da eine Verbindung hätte, dann wäre es einfacher, aber noch einmal ganz von vorne anzufangen? Ich war mir nicht immer so sicher, ob ich das konnte.
Aber das behielt ich natürlich für mich! Owain machte sich auch jetzt schon viel zu viele Gedanken, da musste er nicht meine Zweifel auch noch abbekommen. Wahrscheinlich würde er sonst wieder so eifersüchtig reagieren, wie gerade eben.

Ich schlüpfte unter die Decke und war froh, dass er jetzt scheinbar zufrieden war. Natürlich wollte er möglichst bald umziehen, aber bald war ein sehr dehnbarer Begriff. Ich rückte also meine Kissen zurecht und kuschelte mich ein, in der Annahme, dass er das jetzt auch machen und wir endlich schlafen könnten. Aber er wollte noch ein wenig reden.
“Naja, ich und die Amme“, meinte ich müde, da ich sicher nicht vorhatte, auf eine Amme zu verzichten. Da musste ich noch schauen, ob es in Iscalis da freie Ammen gab oder ob man eine entsprechende Sklavin kaufen konnte, auch wenn ich nicht besonders viel davon hielt, Sklaven zu besitzen, wie Owain ja selber wohl am besten wusste. So oder so hatte ich aber nicht vor, mehr als unbedingt nötig zu stillen, und auch, natürlich auch wieder zu arbeiten, wenn das dann möglich war.
Als er meinte, er wolle ein oder zwei Monate vor mir nach Londinium, schaute ich kurz fragend. “Das fühlt sich seltsam an, ist aber wahrscheinlich eine gute Idee. Wir sollten dann davor besprechen, was das Haus unbedingt haben muss. Am liebsten hätte ich ja wieder so eines wie hier, aber ein kleines Bad und weniger Räume tun es wohl auch. Wir sind dann ja nur zu dritt.“
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12-25-2023, 10:48 AM,
Beitrag #87
RE: Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
"Eine Amme?" fragte ich erschrocken. "Wieso eine Amme? Glaubst du denn nicht, dass du das Kind selbst stillen kannst?" Ein Gedanke keimte in mir auf, an den ich besser nicht denken wollte. Eine Amme brauchte man doch nur, wenn die eigentliche Mutter nicht mehr in der Lage war, ihr eigenes Kind zu nähren. Glaubte Aglaia etwa, sie würde die Geburt nicht überleben? Schließlich barg jede Geburt ihre Risiken. Ich schlüpfte nun auch unter die Decke und legte mich zu ihr und zog sie noch näher an mich. "Hab keine Angst! Es wird sicher alles gut gehen! Ich werde den Göttern ein Opfer bringen, damit sie dich und unser Kind beschützen!" versprach ich. Ich hatte von einem Heiligtum hier in der Nähe gehört. Ein Zweitagesritt entfernt gab es eine Quelle, an der Brigid verehrt wurde. Vielleicht sollte ich in den kommenden Tagen dorthin reiten, um die Göttin um Beistand zu bitten.

Meinen Vorschlag, dass ich schon etwas früher nach Londinium reisen könnte, um nach einem Haus und einer Schmiede zu schauen, empfand sie als seltsam. Aber dennoch glaubte auch sie, es sei eine gute Idee. Natürlich würde sie gewisse Ansprüche an das Haus haben.  Aber ein Haus mit einem kleinen Bad und etwas weniger Räume, wie in der Casa Liciniana, reichten ihr. Ich persönlich war da wesentlich genügsamer. Zwar hatte ich die Vorzüge eines römischen Hauses mit eigenem Bad kennen und schätzen gelernt, aber ich würde auch ohne all das überleben können. Londinium lag an einem Fluss, an dem man sich zur Not auch waschen konnte. "Ja, natürlich sollten wir das. Ich möchte nur, dass du mit mir glücklich bist!" sagte ich und küsste sie.
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12-25-2023, 08:28 PM,
Beitrag #88
RE: Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
Manchmal vergaß ich, dass er halt doch ein Barbar war. Ich kuschelte mich an ihn und schüttelte den Kopf. “Ich hab keine Angst. Also, ein wenig schon, aber nicht davor. Ich will nur nicht und kann mir eine Amme leisten“, erklärte ich schlaftrunken und legte mich so, dass ich bequem schlafen konnte. Mit Bauch war das nicht immer so einfach, aber ich war jetzt wirklich so müde, dass ich wahrscheinlich sogar im stehen hätte schlafen können.
Ich löschte noch halbherzig die Öllampe am Bett und nickte nur noch mit einem zustimmenden “Hmhmm“, während ich hoffte, jetzt endlich, endlich schlafen zu dürfen. Warum Männer dachten, mitten in der Nacht wäre eine gute Zeit, irgendwas zu bereden, würde ich wohl nie verstehen.
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01-11-2024, 07:44 PM,
Beitrag #89
RE: Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
Ein Klopfen erfüllte die gemütliche Stille des Zimmers, denn nach all der Zeit hatte sich Narcissus endlich durchgerungen, einmal bei Aglaia vorbeizuschauen. Das Wort ging um, dass ihr Kindlein geboren war und das ließ nicht einmal Onkel Narcissus kalt.
Er wusste noch nicht ganz, wie er reagieren sollte. Schließlich hatten sie monatelang nur den mindesten Kontakt gepflegt. Von der Verbindung zwischen Aglaia und Owain hatte er jedenfalls erst nachher erfahren und auch wenn er ganz sicher kein Mann der Vorurteile war, hätte er doch geglaubt, sie würde ihn wenigstens einbeziehen. Waren sie denn nicht immerhin Freunde?
Einen weiteren Dämpfer hatte ihm die Nachricht verpasst, dass Olympias mit Kiki über die Nachfolge gesprochen hatte. Er war nicht einmal in Betracht gezogen worden. Und obgleich seitdem einige Monate vergangen waren, war ein kleines Gefühl der Kränkung übriggeblieben.

"Störe ich?", fragte er leise, um eventuell vorhandene Kleinkinder nicht allzu sehr aufzuschrecken.
[Bild: 1_26_01_24_4_36_43.jpeg]
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01-11-2024, 08:47 PM,
Beitrag #90
RE: Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
Nach einer Nacht voll mehr oder weniger erholsamen Schlaf ging es mir etwas besser. Auch wenn dieses kleine Lebewesen neben mir zu erstaunlichen Urzeiten meine Aufmerksamkeit wollte. Und ich nach der ersten Windel meines Lebens beschloss, den Rat der Hebamme zu ignorieren und mich sofort auf die Suche nach einer Nutrix zu begeben, die auch diesen Teil der Versorgung des Kindes liebend gerne übernehmen konnte. Auch wenn das Stillen weniger unangenehm war, als ich gedacht hatte. Gut, dieses Kind hatte an meiner Brust gesaugt, als wolle es sie auffressen – aber das bekamen auch einige Männer hin. Und das Kind hatte wenigstens dabei keine Zähne.
Irgendwie hatten wir es geschafft, die Nacht also größtenteils schlafend zu verbringen, und jetzt im Licht des Morgens kam es mir noch immer unwirklich vor, dass dieser kleine Mensch neben mir wirklich aus mir rausgekommen sein sollte. Aber gut, mein Bauch war noch immer weich und wie aufgeblasen, um zu beweisen, dass genau das passiert war, und es würde wohl einige Wochen eiserner Disziplin und Bewegung bedürfen, um das wieder zu ändern und für meine Verehrer vorzeigbar zu sein. Und ja, ich hatte vor, für sie wieder vorzeigbar zu werden. Vor allen Dingen, weil Owain es mir verbieten wollte.
Ich war noch immer mit den Gedanken nicht an einem befriedigenden Ende angelangt, was das betraf. Ich wusste ja, dass er nicht so ganz glücklich mit meiner Arbeit war, und ich konnte es auch irgendwie verstehen. Aber dass er so weit gehen würde, mir Befehle erteilen zu wollen, dass er wütend sein würde am Tag der Geburt des Kindes, das ich nur für ihn überhaupt bekommen hatte, das machte mich zugegebenermaßen ziemlich wütend und enttäuscht.

Ich lag gerade auf der Seite und beobachtete den schlafenden Knirps, der dalag, als hätte Iuppiter höchstselbst sie mit einem Donnerkeil niedergestreckt, als es an der Tür klopfte. Ich war angespannt, als ich meinen Blick dorthin wandte und rechnete damit, meine Mutter gleich hochkant rauswerfen zu müssen, als ich blondes Haar und ein vertrautes Gesicht sah.
Erleichterung machte sich breit. Mehr als das, ich war wirklich froh, Narcissus zu sehen. Die letzten Monate, achwas, fast ein Jahr, war er mir aus dem Weg gegangen. Eigentlich, seit ich Owain gekauft hatte. War er eifersüchtig? Ich schätzte ihn eigentlich nicht so ein, aber man wusste nie. Und ja, manchmal vermisste ich den Spinner. Er war so erfrischend einfach und offen und wusste, wovon ich rede, da er die Arbeit und alles kannte. Und er war mir in so vielen Jahren ein Trost gewesen, wenn meine Mutter mal wieder über mich herrschen wollte und mich an besonders ekelige Typen verschacherte, oder wenn ein Kunde mich schlecht behandelt hatte. Und mit schlecht meinte ich die körperlich schmerzhafte Art. Und anders herum war es ja genauso. Und ja, ich vermisste das, was uns da einst verbunden hatte.
“Nein, komm rein“ sagte ich leise, um das Kind nicht zu wecken und rappelte mich ein wenig vorsichtig auf. Aber grade schlief das Kind wie ein Stein. Würde es nicht atmen, ich wäre nicht sicher, ob es lebte. Ich setzte mich also weitestgehend auf und lächelte Narcissus zu. “Schön, dass du da bist“, sagte ich und meinte es so, auch wenn ich gerade etwas vorsichtig war, nichts falsches zu sagen. Dass er herkam, bedeutete mir viel mehr, als ich jemals zugeben würde, und ich wollte nicht gleich wieder kaputt machen, was immer ihn veranlasst hatte, herzukommen, indem ich etwas falsches sagte.
[Bild: 15_14_01_23_5_20_11.png]
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