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[Accia Prisca]

Corvus’ Leidenschaft überrumpelte Prisca. Er war so viel besitzergreifender, leidenschaftlicher und ungestümer als zuvor, dass sie davon fast überfordert war. Aber auch nur fast, denn sehr schnell hatte sie ihre Überraschung darüber überwunden, und dann war es wieder schön. Anstrengend und fast ein wenig schmerzhaft, aber schön, und kurz nach seinem Höhepunkt kam auch sie noch ein weiteres Mal zum Gipfel und ihr Körper zuckte und wand sich in seinen Armen.
Sie zitterte noch heftig, als er von ihr rollte und neben ihr lag, und sie suchte instinktiv Schutz in seiner nähe, während ihr Körper noch so sehr bebte, dass sie meinte, die ganze Erde wackele.

Aber das war keine Einbildung gewesen. Die ganze Erde wackelte wirklich, und Corvus sprang auf um nachzusehen, was los war. Auf einmal ertönten von draußen Schreie, die schmerzerfüllt klangen, und dann panische Rufe, dass es brannte. Prisca setzte sich auf und bedeckte sich notdürftig mit den Händen, während sie zu ihrem Liebsten aufsah, der sich ein Bild der Lage machen wollte und durch die Lücken im Dach spähte.
“Corvus? Ich hab Angst“, sagte sie ihm, als er anordnete, dass sie zurück in die Domus Sabinia mussten. Sie ließ sich ihr Kleid geben und schlüpfte hinein. Ihr Haar war ganz zerzaust und ihr fehlten einige Haarnadeln, die hier im Heu wohl auf ewig verloren waren. Dafür hatte sie einige trockene Grashalme nun in ihren schwarzen Locken.
Sie richtete sich, so gut es ging, und half dann mit zittrigen Fingern Corvus dabei, seine Toga anzulegen, wobei sie den Faltenwurf wesentlich schlechter hinbekam, als wenn sie es zuhause und in Ruhe machen würde. Aber vermutlich achtete ohnehin niemand darauf, so wie das Geschrei auf der Straße klang.
Sie waren unten im Stall und Prisca griff nach Corvus Hand und drückte sie vor Panik sehr fest. “Bitte lass mich nicht los“, bettelte sie fast schon und fragte sich, ob das eine strafe der Götter für ihren Ehebruch war. Aber wie konnte etwas, das so schön gewesen war, mit einem Mann, den Prisca in jeder Sekunde mehr liebte, denn etwas sein, das die Götter erzürnte. Am liebsten wäre sie genau jetzt einfach mit ihm weggelaufen, egal wohin.

[Alun]

Die letzten Minuten unserer Zweisamkeit waren wirklich schön gewesen. Priscas Körper bebte immer noch und sie suchte wieder Schutz bei mir. Ich konnte nicht wirklich behaupten, dass ich jetzt Hals über Kopf in sie verliebt war. Zumindest nicht so sehr, wie sie es offenbar war. Doch ja, ich empfand etwas für sie. Ich mochte sie sehr gern, denn sie war einfach freundlich und bodenständig. Eigentlich war sie bemitleidenswert, denn man hatte sie in eine Ehe gesteckt, die sie nicht gewollt hatte und in der sie nun wie eine Gefangene ihr Leben darin fristen musste. So hatte ich inzwischen die Überzeugung gewonnen, ihr doch etwas Gutes getan zu haben. Vielleicht hatte ich sie ja auch geschwängert, dann wäre sie wenigstens vor den Nachstellungen ihres Mannes für die nächsten neun Monate geschützt.

Dann aber war es ganz plötzlich vorbei mit unserem Schäferstündchen. Die Explosion und das anschließende Feuer hatte eine mächtige Kraft entfesselt, die die Bürger der Stadt in helle Aufregung versetzten. Verständlicherweise hatte sie auch Angst. Die sollte sie auch haben! Denn schließlich sollte es jeden Römer daran erinnern, dass wir noch lange nicht aufgebeben hatten. Auch wenn es so schien, dass unser Volk am Boden lag.

"Hab keine Angst! Ich bin doch bei dir!", tröstete ich sie, während ich mich anzog. Wohl oder Übel mussten wir nun zurück, denn der Sabinius würde sie mit Sicherheit nun suchen lassen, wenn sie nicht zurückkam. Sie half mir noch mit der Toga, dann stiegen wir hinunter. Sie sah immer noch ganz zerzaust aus. Aber auf eine gewisse Art gefiel mir das. Ich küsste sie noch einmal, als sie mich bat, ihre Hand nicht loszulassen. "Ich werde dich nicht loslassen! Ich verspreche es!" Dann nahm ich sie bei der Hand und verließ mit ihr den Stall. 

Wie ich es erwartet hatte, herrschte draußen das pure Chaos. Der helle Schein des Feuers war nicht zu übersehen. Es sah unnatürlich und daher noch viel furchterregender aus. Durch die Explosion waren Steine und Ziegel nach oben geschleudert worden, die danach auf die Menschen niedergeprasselt waren und sie verletzt hatten.
"Bleib ganz dicht bei mir!" rief ich ihr zu und rannte mit ihr los. Zusammen mussten wir uns unseren Weg durch die Menge suchen. Das Militär, dass schon den ganzen Tag über in der Stadt gewesen war und gefeiert hatte, konzentrierte sich nun um das brennende Haus im Händlerviertel und ergriff Maßnahmen, um das Feuer einzudämmen. Aber da es kein normales Feuer war, hatten sie ihre Mühe damit. Das war gut so, denn dann waren sie beschäftigt.

[Accia Prisca]

Auch wenn er bei ihr war, hatte Prisca trotzdem Angst. Es war zwar ein bisschen besser, als sie seine Hand hielt, aber ganz weg war die Angst deshalb nicht. Sie zitterte sogar ziemlich, als er die Stalltüre öffnete und ihr noch einmal sagte, sie solle ganz dicht bei ihm bleiben. Sie nickte einfach nur mit weit aufgerissenen Augen und trat ganz dicht an ihn heran, hielt seine Hand ganz fest.
Und dann ging es auch schon los, hinaus. Prisca wusste gar nichts mit den vielen Eindrücken anzufangen. Irgendwo in der Nähe brannte es. Sie konnte das Feuer bis hier riechen, hörte die Schreie verschiedener Leute. Sie kamen an ein paar verletzten vorbei, die teilweise bluteten und sich die stellen hielten oder irgendwohin in die Dunkelheit taumelten. An einer Stelle mitten auf der Straße stand ein einzelner Schuh, von dem Prisca keine Ahnung hatte, wie er da hingekommen war und wo der dazugehörige Fuß sein mochte.

Corvus führte sie immer weiter, weg von den brennenden Gebäuden und den schreienden Menschen. Bis sie an der Domus Sabinia waren, hatte Prisca nicht nur seine Hand fest in ihrer Hand, sondern klammerte sich geradezu mit dem anderen Arm an seinen. Sie wüsste nicht, wann sie jemals solche Angst gehabt hätte.

[Alun]

Die Stadt hatte sich innerhalb weniger Stunden in ein Inferno verwandelt. Wer geglaubt hatte, hier ein sicheres Leben führen zu können, war heute eines Besseren belehrt worden! Vielleicht war es notwendig, dass weitere Städte so brannten. Damit die Besatzer und alle, die ihnen halfen, merkten, dass sie unerwünscht waren!

Als ich, mit Prisca an der Hand, durch die Stadt eilte, war das einzige, was mir durch den Kopf ging, sie wieder unbeschadet nach Hause zu bringen. Ja, sie war zwar auch eine verdammte Römerin. Doch spätestens ab heute, verband mich etwas mehr mit ihr!

Als wir dann nach einem lägeren Umweg endlich in die Straße einbiegen konnten, in der sich die Casa Sabinia befand, wurden unsere Schritte langsame und wir konnten durchatmen. Jeder weitere Schritt zur Casa hin, machte mir nun bewusst, zu welcher Dummheit ich mich heute hatte hinreißen lassen! Warum auch hatte ich mich mit ihr in Alas Stall verkrochen, um mit ihr zu schlafen! Das würde nur einen Haufen Probleme mit sich bringen. Vor allen Dingen aber, konnte es tödlich enden, wenn Sabinius Merula herausfand, dass ich mit seiner Frau Unzucht getrieben hatte!

"Wir sind da!" sagte ich überflüssigerweise zu ihr, denn sie wusste ja selbst, dass wir nun vor dem Haus standen, das wie ein Gefängnis für sie war. Immer noch klammerte sie sich angstvoll an mich, doch ich gab ihr nun keinen Kuss, weil die Gefahr zu groß war, dass uns jemand dabei beobachten konnte.

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[Alun]

"Komm!" Ich hatte Nysa einen auffordernden Blick zugeworfen, damit sie mir folgte. Auf dem Weg durch die Stadt zu Alans Mietstall hatte ich genügend Zeit, um ihr zu erzählen, wie ich meine neue Stelle bei der Provinzverwaltung erhalten hatte. Ich konnte es selbst immer noch kaum glauben. Aber ich war frohen Mutes. Am liebsten hätte ich Nysa umarmt und geküsst. Aber das ließ ich besser. Ich wollte die ja auch nicht Situation ausnutzen.

Als wir den Mietstall erreicht hatten und ich ihr sagte, dass wir hier die nächsten Tage übernachten würden, bis ich für uns eine Wohnung gefunden hatte, sah sie mich überrascht mit ihren großen dunklen Augen an. Doch dann schob ich sie auch schon einfach in die Stallgasse hinein und sah mich um, ob Louarn zufällig da war. Auf den ersten Blick konnte ich ihn nicht finden. Aber vielleicht war er auch gar nicht da. Ich konnte mir einfach nicht die Tage merken, an denen er beim Medicus die Tür bewachte und an welchen er dem alten Alan half.

Ich schob Nysa weiter zur Leiter, die hinauf zum Heuboden führte. "Du kannst schon mal mit unseren Sachen nach oben klettern! Dort werden wir heute Nacht schlafen!" sagte ich ihr und schaute dann in den Boxen nach Louarn. Außerdem wollte ich auch nach meinem Pferd sehen, dass hier immer noch stand.
Aber meinem Braunen ging es gut. Er hatte genug Hafer in seinem Futtersack. Ganz sicher hätte ihm etwas mehr Bewegung gut getan. Ich hoffte, in Zukunft wieder etwas mehr Zeit für ihn zu haben.
"Louarn, bist du hier?" rief ich und wartete ab, ob eine Antwort kam.

[Louarn]

Ich war mehr oder weniger gerade dabei, zu Niamh zu ziehen. Ihre Hütte war fast fertig, und irgendwie, naja, war es auch schön, dort Abends hinzukommen. Aber auch sehr verwirrend. Und ich wusste selber nicht so wirklich, was ich eigentlich tat.
Aber heute wollte ich den Kopf frei bekommen, und da half es nicht, einen weichen, warmen, sehr, sehr willigen Körper an mich gepresst vorzufinden. Sagen wir mal so, dann konnte ich alles mögliche, aber nicht nachdenken. Deshalb hatte ich beschlossen, heute nochmal bei Alan im Stall zu übernachten. Einfach, um mal ein wenig für mich zu sein und nachdenken zu können.
So war ich also wieder in die Stadt geritten und wurde erst einmal mit der Neuigkeit konfrontiert, dass der Gasthof abgebrannt war. Etwas, mit dem wir Falken nichts zu tun hatten! Zumindest, soweit ich wusste. Ich hatte mich nach den Bewohnern erkundigt, aber scheinbar waren nur die Kinder gerettet worden. Ich musste die Information erst noch verdauen und weigerte mich, darüber nachzudenken, was das wirklich hieß.

Ich hatte also mein Pferd untergestellt und war grade zu Alan in sein angrenzendes Haus gegangen, um mich mit ihm zu unterhalten und den Preis für die Übernachtung auszuhandeln – er wollte nichts, aber ich bestand auf einer Bezahlung. Wir einigten uns letztendlich darauf, dass ich morgen früh alles ausmistete und die Ställe neu einstreute – als ich auf einmal Alun rufen hörte.

“Kaum ist einer da, kommt die ganze Bande...“ brummelte Alan, der wenig begeistert davon wirkte, mehr Gäste zu haben und Alun sicher mehr Geld abnehmen würde als mir. Ich beschwichtigte Alan kurz und ging wieder zurück zum Stall, wo ein so verdammt römisch aussehender Alun sich suchend umsah, dass ich ihn kaum erkannte.
“Trägst du wieder dein Kleidchen?“ begrüßte ich ihn spöttisch. Spott war gut, er lenkte ab von den Dingen, über die ich nachdenken sollte, aber nicht wollte.

[Nysa]

Ich hatte ziemlich lange bei der Provinzialverwaltung warten müssen. Aber ich war geduldig, so wie man das von mir verlangte. Dann endlich war mein neuer Dominus aus dem Officium herausgekommen. Auf seinem Gesicht war ein Lächeln, was mich vermuten ließ, dass es da drinnen gut gelaufen war.
Ich folgte ihm dann, als er mich zum Gehen aufgefordert hatte. Unterwegs erzählte er mir dann alles, wie er zu seiner Stellung gekommen war. Er war dabei ganz aufgeregt und strahlte über das ganze Gesicht. Ich freute mich natürlich auch für ihn, denn schließlich war ich ja von ihm abhängig. Wenn er kein Geld hatte und hungern musste, dann musste ich das auch!

Ich fragte mich, wo wir nun hingingen und was mich noch brennender interessierte, wo würden wir heute übernachten. Zu meiner Überraschung führte uns unser Weg zum Mietstall des Alan. Ich hatte gar nicht gewusst, dass der Alte auch Zimmer vermietete. Aber recht schnell begriff ich dann, dass er das auch gar nicht tat. Die Ansage des Dominus, dass wir hier die nächsten Tage übernachten würden, war dann eindeutig! "Im Stall? Wir übernachten im Stall?" Ja, ganz offensichtlich! Er schob mich durch die Tür in die Stallgasse hinein. Sofort drang der Geruch von Pferd in meine Nase. Außerdem hatte ich Angst vor Pferden. Ob ich das aushalten würde?
Der Dominus schaute sich um. Wahrscheinlich suchte er jemand. Ich nahm an, dass wir hier nicht einfach aufkreuzen konnten, und ungefragt übernachten konnten. Er schob mich weiter, bis hin zu einer Leiter, die ziemlich hoch war. Hier sollte ich hochklettern, sagte der Dominus. Dabei sollte ich auch unsere Sachen mit hochnehmen. "Da soll ich hoch?" fragte ich entsetzt und schaute nach oben. Das war mir definitiv zu hoch! Ich versuchte zwar die ersten Sprossen zu erklimmen, doch nach der siebten Sprosse war Schluss! Bepackt mit unseren Sachen schaffte ich das nicht! Vorsichtig kletterte ich wieder hinunter und wartete unverrichteter Dinge, bis der Dominus wieder kam. Er war inzwischen weiter gegangen und rief ein komisches Wort. Ob Luarn ein Name war oder die Bezeichnung für eine Sache war? Ich hatte keine Ahnung!

[Alun]

Ich hatte Nysa mit unseren Sachen allein gelassen. Sie war, so glaubte ich, mit der Gesamtsituation einfach nicht zufrieden. Aber sie würde sich daran gewöhnen. Noch konnte ich ihr kein so schönes Haus bieten, wie sie es gewohnt war und Prisca würde sie hoffentlich bald wieder um sich haben, wenn sie ihren Mann verlassen hatte. 
Immer noch war ich auf der Suche nach Louarn. Ich fand ihn schließlich in Alans Haus. Der Alte hatte etwas gebrummelt, als er mich kommen sah. Allerdings hatte ich es nicht richtig verstehen können. Hoffentlich hatte er nichts dagegen, wenn ich ein paar Nächte bleib. und Nysa natürlich auch.
"Salvete die Herrn!" begrüßte ich die beiden! Louarn fing natürlich sofort wieder damit an, mich wegen meiner Kleidung aufzuziehen. Aber zum Glück war ich heute gut gelaunt! "Na klar hab ich mein Kleidchen wieder an. Ist doch meine Berufskleidung! Übrigens, du hast jetzt einen Sekretär der Provinzialverwaltung vor dir!" Ja, ich wusste, das klang schwer nach Angeberei. Aber ich war auch stolz darauf. Außerdem, wer wusste, was das den Falken noch bringen würde, nun einen der ihren in der Provinzialverwaltung zu haben! 
Dann wandte ich mich zu Alan um. "Alan, ich müsste ein paar Nächte hier schlafen, wenn das ginge. Ach ja, ich bin nicht allein. Aber Nysa ist genügsam und sie wird keinen Ärger machen. Wenn ich auf der Arbeit bin, kann sie sich um den Haushalt kümmern," versprach ich dem Alten. "Was willst du für die Nacht haben?"

[Louarn]

Sollte ich jetzt beeindruckt sein? Wahrscheinlich wäre ich das, wenn ich wüsste, was ein Sekretär in der Provinzialverwaltung so machte. Aber ich hatte keine Ahnung, was Alun da nun tun würde und inwiefern das unserer eigentlichen Aufgabe helfen würde, also hielt sich meine Bewunderung in gemäßigten Grenzen. “Dann bemitleide ich dich jetzt schon, täglich dieses Ding anziehen zu müssen“, meinte ich stattdessen spöttisch und klopfte ihm auf die Shculter, ehe ich das Mädchen auf der Leiter bemerkte.

Alun wandte sich solange an seinen Namensvetter und meinte, er müsse hier ein paar Nächte schlafen. “Ich bin kein Gasthof, du solltest… ach, nein, geht ja nicht mehr.“ Der Alte schüttelte den Kopf und wirkte traurig. Er hatte die Nachbarn durchaus gemocht, auch wenn er an jenem Abend Angst gehabt hatte, das Feuer könne auch seine Lebensgrundlage zerstören. Aber der Wind war gnädig gewesen und hatte die flammen in die andere Richtung gedrückt, weg vom Stall, so dass dieser noch stand, der Gasthof aber nicht mehr. Alan schnaufte durch. “Nysa klingt nicht sehr römisch. Sklavin?“ fragte Alan dann und nickte. “Ein As pro Nacht für jeden von euch zwei. Euer Essen besorgt ihr euch selber. Wenn das Mädchen für mich kocht, kann sie bei mir mitessen.“
Und mit diesem Machtwort verabschiedete sich der alte Griesgram dann auch schon.

Ich hatte die Unterhaltung nur mit halbem Ohr verfolgt und war zu der Leiter gegangen, auf der das Dunkelhäutige Mädchen hing und sich festklammerte, als hinge ihr Leben davon ab.
“Warte!“ rief ich ihr freundlich zu und kam hinter ihr die Stufen etwas hoch, um ihr die Beutel abzunehmen. Was dachte sich Alun dabei, sie hier so raufklettern zu lassen? “Komm, gib her, ich nehm dir das ab“, erbot ich mich also und nahm ihr so nach und nach die Beutel ab, um sie mir aufzuladen. Dass ich dabei ziemlich nah kommen musste, war wohl uns beiden ein wenig peinlich, aber gut, ging nicht anders. Ich glaubte nicht, dass sie so bepackt wie ein Maulesel die Leiter wieder runterkam, ohne zu fallen, und hoch kam sie ganz offensichtlich nicht.

[Alun]

"Ach, ich bin das bereits gewohnt", erwiderte ich Louarn, denn sein Spott war mir ebenso vertraut. Doch es kümmerte mich wenig, da ich wussste, dass er nur scherzte. "Übrigens, ich habe vor, den Medicus bald aufzusuchen. Als Sekretär der Provinzialverwaltung soll ich herausfinden, was er über den Mord an einem keltischen Jungen weiß, der kürzlich direkt vor seiner Tür im Throrianum von einem Römer getötet wurde." Somit würden wir uns nicht nur hier im Stall von Alun über den Weg laufen, sondern auch in den Praxisräumen des Medicus.

Anschließend klärte ich mit Alan ab, ob Nysa und ich hier bleiben konnten. Vermutlich wollte er uns nur aus Gewohnheit gleich in den Gasthof schicken. Aber dieser war ja abgebrannt, samt all seiner Bewohner – außer den Kindern, die wie durch ein Wunder gerettet worden waren. Ich vermutete, dass auch Raven unter den Toten war. Es war bedauerlich, dass ich sie nie kennengelernt hatte! Schließlich stimmte er zu und wollte uns dann einen As pro Kopf und Nacht berechnen. Das war in Ordnung! Ich hatte noch genug Geld. Ich griff sofort in meinen Geldbeutel, holte sechs Asse heraus und gab sie ihm. "Hier, für die nächsten drei Nächte."

Als er über Nysa sprach, nickte ich. "Ja, sie ist meine Sklavin. Ob sie kochen kann, weiß ich nicht. Ich habe erst kürzlich sie geschenkt bekommen", sagte ich und grinste. Kochen hatte nie zu Nysas Aufgaben gehört. Ich hatte keine Ahnung, ob sie das überhaupt konnte.