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Morgens im Atrium - Morgenstund hat selten Gold im Mund
07-16-2023, 06:19 AM,
Beitrag #11
RE: Morgens im Atrium - Morgenstund hat selten Gold im Mund
(07-14-2023, 09:16 PM)Liciniana Olympias schrieb: Mir blutete das Herz bei diesem gefühlsduseligen Blödsinn, den meine sonst so wunderschöne und äußerst intelligente Tochter da von sich gab. Als der Barbar auch noch anfing etwas von der Arbeit seiner Hände zu schwatzen, während er hier unter unserem Dach lungerte und sich durchfüttern ließ statt dass er etwas Anständiges in seiner Schmiede herstellte, hätte ich beiden am liebsten eine Ohrfeige gegeben. 

"Was ist mit deinen Plänen römische Bürgerin zu werden? Wenn das Kind nach uns schlägt könnte es passabel als römisch oder griechisch durchgehen und du könntest es mir gleichtun und deine Zukunft sichern. 

Ich hatte einen Exklusivvertrag mit deinem Vater Decimus Julius Silanus Torquatus während der Schwangerschaft seiner Frau und wurde großzügig bedacht für deine Geburt. Du könntest es ähnlich halten mit dem Furius, Iulius oder dem fetten Plautier. Ein Stelldichein lässt sich leicht arrangieren und mit der Zuwendung eines reichen Gönners hast du ausgesorgt.

Wenn du den Barbaren heiratest, werde ich Kiki oder Fenya als meine Erbin adoptieren und der Betrieb, die Kunden und mein Vermögen wird zu einer der beiden als Erbschaft kommen, damit sie es weiterführen können in einem neuen Haus. Du verlässt diesen Betrieb zwar mit meinem Segen, aber nur noch mit deinem Privatvermögen ohne meine Mittel und wir werden weiterziehen. Wenn das die Zukunft ist, die du dir wünschst, so stehe ich dir nicht im Weg aber du kannst nicht alles auf einmal haben." 

Ich war sehr direkt gewesen, aber ich hoffte, dass Aglaia noch zur Besinnung kommen würde statt wie ein einfaches Heimchen Kinder und Herd zu hüten bei dem mageren Einkommen eines Dorfschmieds. Was für eine Verschwendung von Intellekt, Schönheit und Bildung...

Aglaias Mutter strafte mich mit Verachtung und ignorierte mich, selbst dann noch, als ich mich zu Wort gemeldet hatte. Aber seitdem ich unter Römern lebte, war ich es gewohnt, ignoriert zu werden. Vielleicht konnte ich sie sogar ein kleinwenig verstehen, dass sie mich so behandelte, denn schließlich würde ich sie zur Großmutter machen, wenn unser Kind geboren würde.

Während sie sprach, drückte Aglaia meine Hand immer fester, denn was ihre Mutter da sagte, klang in meinen Ohren sehr verletzend. Auch wenn ich nicht alles verstand, was sie sagte. Doch ich begriff, was sie sagen wollte. Wenn das Kind nach ihnen schlug... wenn unser Kind also keine blonden oder rotblonden Haare haben würde und mir auch sonst nicht ähnlich sein würde,  könne man es für ein römisches oder griechisches Kind halten. Diese Aussage traf mich so fest in meinen Eingeweiden, dass ich erst einmal tief Luft holen musste. Meine freie Hand ballte sich zu einer Faust. Ich musste mich zwingen, ruhig zu bleiben. Unweigerlich wurde ich wieder an die Worte des Tribuns erinnert, als er sich damit gebrüstet hatte, Aglaia geschändet zu haben und dass sie ein starkes römisches Kind zur Welt bringen würde, wenn es nicht rotfüchsig sei.

Doch sie wetterte weiter gegen die Entscheidung ihrer Tochter. Was sie sagte, ließ kein Zweifel übrig, dass sie jemals echte müttlerliche Gefühle für ihre Tochter hatte. Offenbar spielte für Olympias nur Geld eine Rolle und wie sie sich und ihre Tochter gut verkaufen konnte. Der Höhepunkt war sicher ihre Ankündigung, Aglaia enterben zu wollen, wenn sie den Barbaren, also mich, heiraten würde. Schließlich war ich ja nichts in ihren Augen, als nur ein Barbar.

Als sie endlich ihre Tirade zu Ende gebracht hatte, sprang Aglaia kurz darauf auf und gab ihrer Mutter Contra. Auch ich erhob mich wenig später aus dem Korbsessel und folgte ihr dann auf dem Schritt, als sie dann all ihrer Wut freien Lauf gegeben hatte und mit ihrer Mutter fertig war.
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07-16-2023, 11:26 AM,
Beitrag #12
RE: Morgens im Atrium - Morgenstund hat selten Gold im Mund
Bevor ich meine Worte erklären konnte, stürmte Aglaia schon davon. Ich war total verdutzt und hatte mich selbst erhoben um ihr hinterher zu gehen,  aber dann stand auch noch dieser Barbar auf und schnitt mir den Weg ab. Ich blickte ihn nur giftig an en, wie er da seine Fäuste ballte. Mir war auch nach Fäuste ballen zu Mute. Ich hoffte nur, dass Aglaia zur Besinnung kommen würde, wenn ihr Zorn verrauchte, da es in einem Hurenhaus keine Ehefrauen gab...diese Prinzipien waren nicht miteinander vereinbar. 

Ich ging mit einem bitteren Kloß im Magen zurück an meinen Platz und beschloss meine Reise nach Londinium vorzuziehen. Ich würde schon morgen aufbrechen, damit wir uns eine Weile nicht sehen mussten. Danach kritzelte ich noch eine kurze Nachricht für Aglaia und steckte sie mit den Hausschlüsseln und den Schlüsseln für die Geldkiste in einen Beutel, den ich an Aglaias Tür hängte. Danach zog ich mich an und ging in die Stadt. Ich musste einen Wagen mieten und packen. 






Aglaia, 

Ich reise nach Londinium fürs Geschäft. Ich lasse dir die Schlüssel da und vertraue dir die Aufsicht an. Ich sollte in einigen Wochen wieder da sein und dann können wir erneut über das Thema sprechen.

Deine Mutter



[Bild: 15_14_01_23_5_20_11.png]
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07-16-2023, 12:46 PM,
Beitrag #13
RE: Morgens im Atrium - Morgenstund hat selten Gold im Mund
Ich lief um die nächsten drei Ecken und fand mich auf einmal im Balneum wieder. Egal, dieser Raum war so gut wie jeder andere, in den ich hätte wutentbrannt stapfen können. Ich blieb stehen, schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte erst einmal heftig und ließ die angestaute Wut und die Verletzung raus. Nicht laut, nicht allzu lange, aber einen Moment des Gefühlsausbruchs brauchte ich jetzt.
Aber ich fing mich auch gleich wieder, noch ehe ich mich darin hätte verlieren können und wischte mir energisch die Tränen von den Wangen. Erst jetzt bemerkte ich, dass Owain mit mir gekommen war. “Tut mir leid. Ich wusste ja, sie würde nicht begeistert sein, aber das...“ Ich machte eine allumfassende Geste. “Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich es ihr alleine gesagt. Tut mir leid, dass du so mitkriegen musst, was für eine Art Mensch meine Mutter ist.“
Ich lachte, aber es war kein fröhliches Lachen, sondern eher eines kurz vor der Verzweiflung. “So viele Jahre hab ich mich nur gesorgt, was aus meiner Familie würde. Und jetzt will sie mich enterben, weil ich mich von ihr nicht weiter verkaufen lassen will.“ Ich schüttelte den Kopf und konnte es immer noch nicht fassen. Sie wollte mich enterben. Mich. Als ob die meisten der Reichtümer hier nicht ohnehin aus meiner Kasse bezahlt worden wären! Als ob ich nicht das meiste Geld hier erwirtschaftete! (Ja, gut, letzteres wusste ich nicht sicher, da ich keine Ahnung hatte, was Narcissus so verdiente. Dennoch.)
“Ich hätte grade wirklich nicht übel Lust, sie rauszuwerfen. Ich brauch sie nicht! Ich… so schwer kann Buchhaltung gar nicht sein!“ Ja, ich war aufgebracht und wütend und würde wahrscheinlich nichts davon tun. Aber im Moment befriedigte mich der Gedanke daran doch mehr, als gut für mich war.
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07-21-2023, 02:13 PM,
Beitrag #14
RE: Morgens im Atrium - Morgenstund hat selten Gold im Mund
Ich war ihr ins Balneum gefolgt, auch wenn ich keinen Schimmer hatte, was sie darin wollte. Sie suchte einfach einen Rüchzugsort, wo sie ihren Schmerz und ihre Wut abwerfen konnte. So sah ich, wie sie sich ihre Tränen aus dem Gesicht wischte. Aglaia tat es leid, dass ich miterleben musste, wie das wahre Gesicht ihrer Mutter aussah. Sie ließ all ihre Wut heraus, die sich in dieser kurzen Zeit angestaut hatte und sprach Drohungen aus, die sie wahrscheinlich nicht verwirklichen würde.
Ich trat noch ein Stückchen näher an sie heran und legte meine Arme um sie. "Es ist schon gut! Lass sie. Sie hat das einfach nur so dahin gesagt. Vielleicht muss sie diese Neuigkeiten auch erst einmal verdauen. Gib ihr ein wenig Zeit." Ich fasste es nicht! Nun verteidigte ich ihre Mutter sogar noch, obwohl, sie mich auch tief getroffen hatte, mit dem was sie gesagt hatte und wie sie mich ignoriert hatte. "Und außerdem glaube ich, mag sie mich nicht. Denn ich bin in ihren Augen an allem Schuld. Aber das ist mir egal! Solange wir uns haben, kann sie über mich reden, wie sie will." 
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07-21-2023, 02:28 PM,
Beitrag #15
RE: Morgens im Atrium - Morgenstund hat selten Gold im Mund
“Nein, sie hat das nicht nur so gesagt. Du kennst sie nicht, wie ich. Sie ist ein kaltherziges Miststück, das nur an Geld interessiert ist. Ich hatte nur aus irgendeinem Grund geglaubt, dass sie für mich da eine Ausnahme machen würde“, meinte ich verbittert und ließ mich zurück in Owains Umarmung sinken. Ich wusste, er wollte mich beruhigen und trösten, und ich fand es auch sehr lieb von ihm. Und unter anderen Umständen hätte ich ihn dafür sogar geküsst. Aber gerade war ich verletzt und wütend und vielleicht auch ein wenig verzweifelt. Es wäre so viel einfacher, ich würde einen Kräutertrank nehmen, der mir einen Tag der Krämpfe und Blutungen bescheren würde, und das Leben würde weitergehen wie bisher. Aber ich wollte das vielleicht auch gar nicht mehr. Zum ersten Mal tat sich mir eine Alternative auf, die mir erstrebenswert erschien, und auf einmal war alles so schrecklich kompliziert.
“Meine Mutter mag einfach niemanden außer sich selbst“ brummte ich und drehte mich um, so dass ich meinen Kopf an seinem Hals ein wenig verbergen konnte. “Versprich mir einfach, dass du mich nicht fallen lässt und wir das schaffen werden.“ Ja, das waren zwei ziemlich bescheuerte versprechen, das wusste ich. Für immer war verdammt lange und ob wir das schaffen würden, war fraglich. Aber ich wollte jetzt hören, dass es Licht am Ende des Tunnels gab und dass das hier wirklich klappen würde, auch wenn meine Mutter sich bescheuert verhielt und versuchte, mich zu erpressen.
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07-21-2023, 04:47 PM,
Beitrag #16
RE: Morgens im Atrium - Morgenstund hat selten Gold im Mund
Aus ihr sprachen die Verbitterung und die Enttäuschung darüber, dass ihre Mutter alles so gemeint hatte, wie sie es gesagt hatte. Aglaia bezeichnete sie als kaltschnäuziges Miststück und in der Tat, das war sie auch. Ich begriff, dass ich noch viel lernen musste, wenn ich mich unter Römern aufhielt und ich erfuhr nun, was der Einfluss von Geld aus ihnen machte. Eine Mutter, die ihre Tochter verkaufte und vollkommen gewissenlos war, wenn es um ihr Enkelkind ging.

Aglaia verharrte in meiner Umarmung, damit ich sie auffangen und trösten konnte. Aber was konnte ich schon ausrichten? Ich konnte ihr nur jeden Tag von neuem meine Liebe und meine Treue beweisen und darauf hoffen, dass dies genug war.
Ich strich ihr durchs Haar, als sie ihr Gesicht an meinem Hals vergrub. Es tat mir weh, sie so leiden zu sehen. Dann bat sie mich, ihr ein Versprechen abzugeben. Dass ich sie nicht fallen ließe und dass wir schaffen würden, was unser erklärtes Ziel war. Um ihr eine Antwort darauf zu geben, musste ich keinen Moment zögern, denn ich kannte die Antwort nur zu gut!
"Ich verspreche es dir auf ewig! Niemals werde ich dich fallen lassen. Ganz gleich was passiert. Und ich werde alles tun, was ich kann, damit wir es schaffen. Du und ich und unser Kind! Unser Traum wird wahr werden! Das verspreche ich." Ich hob ihr Kinn mit meiner Hand an, damit ich ihr in die Augen blicken konnte, denn ich meinte es so, wie ich es ihr gesagt hatte. Das sollte sie wissen.
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08-31-2023, 12:07 PM,
Beitrag #17
RE: Morgens im Atrium - Morgenstund hat selten Gold im Mund
Nach meiner Rückkehr aus Londinium musste ich erst einmal etwas essen und die Belegschaft war so lieb und richtete mir ein großes Frühstück an meinem Lieblingsplatz im Atrium her. Auch Fenya und Aglaia und Narcissus wurden informiert, dass ich mittlerweile zurückgekehrt war mit üppigen Geschenken sowie neuen Vorräten an Glechium und anderen mundanen Haushaltsgegenständen, die man nicht so leicht finden würde. Darüber hinaus waren mehrere Ballen mit Stoffen auf einem Tisch neben mir ausgelegt, von dem sich die Mädchen und auch Narcissus etwas aussuchen konnten. 

Vor allem auf dem Stoffmarkt hatte ich dieses Mal wahre Schätze gefunden. Es waren ein Ballen weißer Seide mit Silberfäden durchwirkt, einer mit tief scharlachroter Seide, ein Ballen in sattem Dunkelblau und ein Ballen in Meergrün dabei. Darüber hinaus hatte ich auch noch feinen Wollstoff für den Winter mitgebracht, damit uns im kommenden Winter nicht kalt wurde. Die Stoffe und Panthea und Yasmin hatten mich ein üppiges Sümmchen gekostet, aber ich hatte noch ein gutes Sümmchen in meiner Geldkassette und musste mich noch nicht sorgen. Panthea würde bestimmt ihren Kaufpreis bald wieder hereinbringen. 

Nachdem Panthea und Yasmin mit dem Abladen geholfen hatten, zeigte ihnen Emma ihre neue Schlafkammer und suchte einige einfache Hauskleider für die Mädels heraus, damit sie zu Beginn etwas zum Anziehen hatten. Während ich mir das Frühstück schmecken ließ, überlegte ich bereits wem ich die Gelegenheit geben würde für Pantheas Jungfernschaft zu bieten. Die Einnahmen konnte ich gut brauchen und es wäre Pantheas erster Schritt ihren Kaufpreis zurück zu zahlen.
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