08-19-2023, 04:33 PM,
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Ciaran
Zwillingsfalke
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RE: [Thorianum A] - A II Praxis des Medicus Flav. Pytheas
“Jagd ist das falsche Wort. Die Jagd beschreibt die Hinarbeit zum eigentlichen Akt, die sicher ein Bestandteil ist, aber selten der entscheidende. Es geht mehr darum, den Göttern ähnlich zu sein und sie zu verstehen. Und das erreicht man nicht durch Tiere oder Sklaven.“ Noch besser konnte ich es vermutlich nicht erklären, denn dazu war sein verstand einfach nicht geöffnet. Und ich hatte schon früher versucht, es anderen zu erklären und ihren Geist dafür zu öffnen. Ich wusste, dass das nicht möglich war. Also versuchte ich es gar nicht erst.
Ich warf ihm das kleine Tongefäß aufs Bett, in dem sich die scharfe Mischung befand, mit der ich seine Nase malträtiert hatte. Er konnte es haben, ich konnte mehr davon herstellen. “Es sind keine Pflanzen, sondern verschiedene Säuren. Du solltest nicht daran riechen, das verursacht das Nasenbluten. Aber falls dich jemand ärgert...“ Den Rest ließ ich offen.
Er erzählte noch mehr von seinen Heilern und deren Meinungen, und ich setzte derweil meine Erkundung des Raumes fort, hob hier oder da etwas Zerbrochenes auf und roch an dem ein oder anderen Krug. “Es gibt nicht uns keltischen Heiler. Wir machen nicht alle Dinge gleich auf die eine oder andere Art. Wenn du aber nach meinen persönlichen Erfahrungen fragst, dann kann ich dir sagen, dass sie weit… WEIT größer sind als die deinen, und wahrscheinlich auch als die dieser Theoretiker und Empiriker. Ich weiß, wie Mensch und Tier von innen aussehen, was mit wem verbunden ist und von den meisten Dingen auch, wie sie funktionieren. Aber wenn du nur einmal einen Toten geöffnet hast, weiß wahrscheinlich jeder Metzger mehr davon, als du. Du solltest das ändern.“
Weiter kam ich nicht, weil es an der Tür klopfte. Ich drehte mich zu dieser um und sah sie an wie man wohl einen streunenden Hund anschaute, der auf einen zugerannt kam. Jetzt, wo es gerade interessant wurde! Und natürlich kam der rote Idiot herein und brachte auch noch Calum mit.
Einen kurzen Moment verstand ich nicht, dann begrüßte Pytheas Calum und ich verstand doch. Und ich bekam einen Lachanfall. Oh, das war herrlich. Calum, unser empfindsamer, kleiner Calum, der mich immer ansah wie ein ekliges Insekt, das er verscheuchen wollte, der mit uns brechen wollte und nicht in hundert Jahren würde verstehen können, was ich tat, hatte was mit dem Mann, den ich nur deshalb hatte retten können, eben weil ich die Dinge tat, die ich tun musste. Oh, bei passender Gelegenheit würde ich ihm diesen neuesten Scherz der Götter noch einmal vor Augen führen, aber gerade musste ich einfach nur lachen.
“Oh, die Götter sind wirklich wundervoll“, meinte ich und packte mein Zeug zusammen. Dabei ließ ich die erwähnten Kräuter in einer noch brauchbaren Schüssel zurück. “Denk an die Maden, Pytheas. Und an die Toten“, meinte ich noch und machte mich dann auf, nach draußen. Gefühlsduseliges Verhalten war nämlich wiederum etwas, das ich unverständlich und bisweilen etwas eklig fand.
Falke
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08-20-2023, 09:06 PM,
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Calum
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RE: [Thorianum A] - A II Praxis des Medicus Flav. Pytheas
Calum kümmerte sich nicht um Ciarans Spott. Sein Bruder steckte mit dem Kopf in allerlei, in dem Menschen wenig zu suchen hatten, verstand dafür von allem wichtigen verdammt wenig. Er hatte sich früher das Gegenteil einreden lassen. Doch der dumme kleine Calum, der sich manipulieren ließ, war weg.
"Warte", sagte er dennoch zu Ciaran, denn da war noch eine Sache. "Bitte warte. Vor der Tür. Ich muss mit dir reden."
Seine Stimme klang monoton, gleichgültig fast. In seinem Herzen jedoch herrschte eine Kälte, wie sie dem Mord vorausging. Er brauchte noch etwas von Ciaran...
Dann jedoch wandte er sich dem versehrten Medicus zu und sein Blick wurde ungleich wärmer. Das Schicksal, das er dem Täter zugedacht hatte, konnte warten. Phyteas war wichtiger.
"Ich bin sofort gekommen", sprach er leise und strich dem älteren Mann sanft durch das Haar. Er wollte ihn am liebsten in die Arme schließen, doch nach einem solchen Angriff brauchte ein Mensch Ruhe.
Calum fragte nicht, was geschehen war. Dieser Moment gehörte ihnen und nicht dem, der ihm das angetan hatte.
"Ich hab mir solche Sorgen gemacht", sagte er in ehrlicher Zuneigung. "Brauchst du etwas? Ich kann dir einen Kräutertee machen. Du weißt, ich kenne mich ein wenig mit ihnen aus. Sag es nur und du bekommst es."
Falke
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08-21-2023, 03:04 PM,
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RE: [Thorianum A] - A II Praxis des Medicus Flav. Pytheas
Pytheas glaubte, den Hinweis des Heilers zu verstehen: Er wusste immer noch zu wenig darüber, wie die Organe zusammen wirkten. Ein Metzger wusste wahrhaftig mehr. Die Viersäftelehre, die gängige Lehrmeinung war, half ihm bei der Erforschung der Bleikrankheit nicht weiter. Es waren nicht die Säfte, die im Ungleichgewicht waren. Soweit er Pally verstand, attackierte das Blei direkt innere Organe. Das hieß für den Medicus, er musste einen Verstorbenen oder nein, viel besser, mehrere Verstorbene öffnen, um die Gemeinsamkeit der Veränderung zu finden.
Und zum Vergleich einen Gesunden...nein, korrigierte sich Pytheas in Gedanken: Jemanden, der nicht an Bleikrankheit verstorben war.
Normalerweise wahrten die Römer die Integrität von Toten, selbst wenn sie Sklaven gewesen waren. Der Medicus würde also den Ritter Balventius um Erlaubnis fragen, die Leichen von Minenarbeitern obduzieren zu dürfen. Heiler Pally hatte ihm einen wichtigen Anstoß gegeben.
"Ich werde versuchen, kein Wort von dem, was Du mich heute gelehrt hast, zu vergessen“ , erwiderte der Medicus und nahm das kleine Tongefäß mit der Säure an sich, um es zu verwahren. Doch noch bevor er fragen konnte, wie und ob sich in Zukunft Pally kontaktieren ließ, war der Kelte auch schon gegangen. Pytheas sagte sich, dass Louarn es wissen würde. Schließlich hatte Louarn den Heiler herbeigeholt.
"Habe ich mich schon richtig bedankt bei Dir, Louarn?“, fragte er seinen Türwächter:
"Hättest du den Tribun nicht vertrieben, wäre es für mich schlecht ausgegangen. Wenn ich etwas für dich tun kann, lasse es mich bitte wissen"
Pytheas fühlte sich immer noch etwas wacklig, aber dann strich ihm Atreus übers Haar, und er schloss einen Moment lang die Augen. Diese kleine Geste war so lieb und vertraut:
"Es ist schön, dass du hier bist"
Ihm hätte die Nähe genügt, aber der Junge fragte, ob er ihm einen Tee machen sollte. Pytheas, der solche Fürsorglichkeit nie kennen gelernt hatte, begriff, dass Atreus jetzt für ihn sorgen wollte. Er nickte:
"Ein Kräutertee wäre eine exzellente Idee. Wasser ist im Krug und die Flamme der Öllampe lässt sich höher stellen"
Die Praxis hatte keinen Herd, wie auch in den Mietshäusern in Rom war wegen der dauernden Feuergefahr Kochen verboten.
Pytheas winkte dann Louarn näher:
"Erinnerst du dich daran, als ich dir einmal sagte, dass ich Geld im Hause hätte, aber dass dieses Geld sich selbst bewacht?“, fragte er Louarn und fuhr fort, ohne seine Antwort abzuwarten:
"Falls mir irgendwann… etwas zustößt, ist es wichtig, dass alle Münzen, die im Haus sind, in einer Schüssel mit Wasser gewaschen werden. Aber nicht mit den Händen, sondern mit einem Stecken oder ähnlichem. Sie sind vergiftet. Das Waschwasser gießt du in den Garten zu den Giftpflanzen. Lykopheia darf es keinesfalls trinken. Das meiste Geld gehört dem Kaiser, und es geht an ihn zurück, doch ein Teil gehört auch mir persönlich. Ich habe über Jahre gespart. Diese Ersparnisse sind in einem weißen Leinensäckchen. Es handelt sich um insgesamt hundert Goldmünzen. Sollte ich also nicht dazu kommen, so nimm bitte fünf für dich, fünf für Peggi, gib sieben Wicho und den Rest von L XXX III an Atreus“
Es war eine beachtliche Summe. Atreus könnte damit hingehen, wo immer er hinwollte. Pytheas vertraute den Anwesenden, und daher vertraute er ihnen auch seine Geheimnisse an. Es war mehr als das, er fühlte für sie einen Grad der Zuneigung, den er in Rom seit Persephones Tod für niemanden mehr gefühlt hatte. Dort auf dem Palatin basierten die meisten menschlichen Beziehungen auf Gefallen und Gegengefallen.
Der rothaarige Kelte und sein Freund Atreus aber, sie waren einfach hier, um ihm beizustehen, obwohl er ihnen nichts gegeben hatte und sie nichts von ihm erwarteten. Obwohl er nichts über ihre Vergangenheit wusste. Doch ihre Gegenwart war erfüllt von Freundschaft. Ohne zu fragen, retteten sie sein Leben. Selbst der Drui….der Heiler – Pytheas vermied es das fatale Wort, das ihm auf der Zunge lag, auch nur zu denken, denn was er nicht wusste, konnte man auch unter Folter nicht aus ihm heraus bekommen – hatte nur sehr wenig für seine Hilfe und Weisheit bekommen.
Pytheas tastete nach Atreus Hand. Er würde später Wicho in die Praxis im Thorianum schicken, um die wartenden Patienten zu behandeln. Er selbst war nach der großen Anspannung, die jetzt erst durch Atreus Gegenwart von ihm abfiel, erschöpft.
"Lass uns danach nach Hause gehen“, bat er.
Dann fiel ihm Centurio Octavius wieder ein. Es war noch nicht zu Ende. Das war es nie. Auch der Centurio war durch Tribun Ovidius in Gefahr: " Wie bekomme ich am schnellsten eine anonyme Nachricht an jemanden in die Castra?", fragte er.
Titus Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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08-21-2023, 03:29 PM,
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Louarn
Schlechter Druide, guter Krieger
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Beiträge: 484
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RE: [Thorianum A] - A II Praxis des Medicus Flav. Pytheas
Natürlich bekam Ciaran erst einmal einen ziemlich unpassenden Lachanfall. Ich wollte gar nicht wissen, was er jetzt dachte oder sich wieder zusammenreimte. Eigentlich wollte ich grade überhaupt wenig, außer vielleicht schlafen, nachdem meine Nacht so bescheiden gewesen und sehr früh zu Ende gewesen war.
Calum beachtete mich gar nicht erst weiter, sondern bat nur Ciaran, kurz zu warten. Ob der das auch machen würde, stand wohl in den Sternen. Ich war ja schon froh, dass er überhaupt mit mir gekommen war, obwohl er nicht wirklich enthusiastisch gewesen war. Und was er zu Flavianus Pü über Maden und Tote geredet hatte, wollte ich so wirklich, wirklich nicht wissen. Ich konnte mir keine Kombination dieser beiden Themen vorstellen, die nicht mindestens ekelig war. Ich wollte mich schon dezent mit Ciaran nach draußen verdrücken und Calum und Flavianus Pü etwas, ähm, Privatsphäre geben, als Flavianus Pü mich ansprach.
Er dankte mir, dass ich ihn gerettet hatte. Ich fühlte mich etwas peinlich berührt. Mir hatte noch nie ein Römer wirklich gedankt. Aber gut, normalerweise tat ich auch nichts dafür, dass sie sich bedanken könnten.Ich zuckte die Schultern, bereute es aber fast direkt, da der Schnitt im Oberarm dadurch spannte.Verdammt, an dem hätte ich jetzt ein paar Tage Spaß. Aber kein Vergleich zu den vielen Schnitten, die Flavianus Pü wohl einige Wochen beschäftigen würden, bis sie wieder alle soweit geschlossen und verheilt waren, dass er sich gefahrlos bewegen konnte. Ich hoffte, dass Ciaran ihm auch was gegeben hatte, dass die Narben flach abheilten und nicht wulstig wurden. “Du musst dich nicht bedanken, Flavianus Pü. Werd nur wieder heil, das ist Dank genug“, meinte ich, weil mir beim besten Willen nichts einfiel, was ich haben wollen könnte.
Und dann fing er auf einmal von Geld an. Von viel Geld, das vergiftet im Haus rumlag und erst gewaschen werden musste. Ich wollte sowas gar nicht wissen. Und dementsprechend machte ich auch eine abwehrende Handbewegung. “Sag das lieber Atrejus, und dir wird nichts zustoßen. Also muss ich auch nichts waschen oder verteilen“, wehrte ich mich gegen diese Vorstellung und machte instinktiv und Unterbewusst ein Schutzzeichen vor bösen Weissagungen. Ich wollte hier garantiert nicht zum Testamentsvollstrecker werden. “Du wirst wieder gesund und in Zukunft bist du nicht mehr allein irgendwo abseits, wo dieser Verrückte dich zu fassen kriegt. Ca… Keine Ahnung, Atrejus sollte doch sowieso bei dir wohnen, nicht?“ Ich war mir recht sicher, dass Calum den Medicus jetzt nicht mehr nachts alleine lassen wollen würde. Wäre Flavianus Pü Niamh und hätte sie mich nicht abgelehnt und abserviert, sondern würde so wie er bei mir sein wollen, ich zumindest würde auf sie aufpassen wollen. Tag und Nacht und bei allem dazwischen.
Ich war so froh, dass Flavianus Pü auch nach Hause wollte. “Meinst du, du kannst auf einem Pferd sitzen? Nicht reiten, nur sitzen, und ich führ es langsam am Zügel. Mein Brauner ist noch draußen. Hoff ich zumindest. Dann musst du nicht laufen.“
Das war wahrscheinlich die schnellste und bequemste Variante. Calum konnte sich ja zu ihm aufs Pferd setzen, die beiden halben Portionen wogen ja nichts. Und wenn wir langsam gingen, würde es ihn auch nicht durchschütteln und die Nähte aufreißen.
Zu der frage mit der Castra war ich überfragt. Geheime Botschaften war mehr was für Calum.
Falke
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08-21-2023, 05:44 PM,
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Calum
Forenmitglied
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RE: [Thorianum A] - A II Praxis des Medicus Flav. Pytheas
Liebevoll lächelte er den Medicus an, der dem Tee zustimmte und ließ nur widerwillig von ihm ab.
„Ich bin sofort wieder da“, sagte er. „Ich suche nur noch was zusammen. Ich komme gleich wieder…“
Calum verließ die Kammer und traf zu seiner Erleichterung (und Überraschung) Ciaran dort an, auf den er sogleich zuhielt. Das Lächeln fiel von ihm ab und er musterte seinen Bruder mit der Kälte von jemandem, der ganz und gar nichts Gutes im Sinn hatte.
Ihm war klar, dass er hier Wasser auf die Mühlen Ciarans gab, doch es war ihm egal. Er würde herausfinden, wer Phyteas angegriffen hatte. Und dann würde er die Mächte von Himmel und Unterwelt entfesseln, wenn es sein musste.
„Ich brauche was von dir“, sagte er. „Deinen Zaubertrank. Der, mit dem man Menschen bewegungsunfähig machen kann.“
Das waren alle Informationen, die Ciaran brauchte. Calum hoffte, ihm würde die Gewissheit reichen, dass sein unschuldiger kleiner Bruder doch nicht so unverdorben und rein war. Ciaran würde es als Triumph betrachten. Calum ließ ihn in dem Glauben. Er hatte ja nicht Unrecht.
Falke
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08-21-2023, 08:12 PM,
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Ciaran
Zwillingsfalke
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Registriert seit: Apr 2023
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RE: [Thorianum A] - A II Praxis des Medicus Flav. Pytheas
Ich hatte nicht vor, auf Calum zu warten, bis der mit was auch immer fertig war. Ich war doch kein Hund, den man draußen vor der Tür anband und der dann friedlich und hoffnungsvoll darauf wartete, Aufmerksamkeit zu bekommen. Höchstens die Neugierde, was Calum mir sagen wollte, ließ mich nach dem Hinausgehen aus diesem steinernen Ungetüm von einem Haus kurz warten und an die Wand neben dem Eingang lehnen. Das, und die vielen Menschen, die hier herumschlichen und mir den Blick auf mein Pferd verwehrten. Wenn das jetzt weg wäre, konnte sich Louarn auf etwas gefasst machen.
Ich schlug trotz der sommerlichen Temperaturen die Kapuze meines Umhangs hoch und zog sie mir etwas tiefer ins gesicht. Ich wollte nicht so den neugierigen Blicken ausgesetzt sein. Zum Glück war hier Schatten, so dass ich mit eben jenem zu verschmelzen begann.
Ich erspähte gerade mein Pferd und wollte losgehen, als Calum nach draußen kam und mich ansprach. Ich schaute ihn einen langen Moment mit schräggelegtem Kopf an, als er mich ohne weiteres Geplänkel nach meiner Paralyse-Mischung fragte. Wofür er die wohl haben wollte, konnte ich mir denken. Aber mir gefiel sein Ton gerade reichlich wenig.
“Oh, hallo Ciaran. Wie geht es dir? Welch ein Glück, dass du hier bist, und welch ein Glück, dass du auch sofort gekommen bist, als Louarn dich aus dem Schlaf gerissen und aufs Pferd verfrachtet hat, ohne lang zu fragen. Ich bin dir so dankbar, dass du den Mann, den ich liebe, gerettet hast. Vielleicht habe ich dir Unrecht getan und die Dinge, die du tust, haben doch einen Sinn. Und sei es nur, ihn jetzt gerettet zu haben. Aber bitte, sag keinem, dass ich das gesagt habe. Und vor allen Dingen erzähle nicht das hier weiter. Fintan würde mich damit aufziehen und Dunduvan würde es mir ausreden wollen.“ Ich sprach mit freundlich verstellter Stimme, ganz fröhlich, so dass Calum eindeutig den ironischen Unterton dabei heraushören würde, und löste mich nach Abschluss dann von der Wand, um ihn eindringlicher und eindeutig weniger amüsiert anzusehen. “Für jemanden, der sich nicht ordentlich bedanken kann, stellst du interessante Forderungen. Warum willst du diesen Trank? Oh, ich weiß, gegen wen du ihn einsetzen willst. Du hast denselben Blick wie Louarn, wenn er ein verletztes Vögelchen gefunden und in sein Herz geschlossen hat und dann feststellt, dass verletzte Vögelchen in dieser Welt von anderen Tieren gefressen werden. Ich frage mich eher, was du damit vorhast? Und wann? Der Trank ist etwas instabil, vor allen Dingen, wenn man ihn nicht richtig benutzt.“ Das stimmte zwar, und wenn der Trank – wobei es eher ein Kontaktgift war. Lustigerweise machte es fast nichts außer Übelkeit, wenn man ihn tatsächlich trinken würde – zu lange lagerte, wurde er giftiger und führte beim Opfer zu spastischen Anfällen mit wilden Zuckungen vor einem ziemlich unschönen Erstickungstod. Aber eigentlich fragte ich hauptsächlich, weil ich einfach neugierig war, was Calum vorhatte. Vielleicht war es ja spaßig genug, mitzumachen.
Falke
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08-25-2023, 02:32 PM,
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RE: [Thorianum A] - A II Praxis des Medicus Flav. Pytheas
(08-21-2023, 03:29 PM)Louarn schrieb: Natürlich bekam Ciaran erst einmal einen ziemlich unpassenden Lachanfall. Ich wollte gar nicht wissen, was er jetzt dachte oder sich wieder zusammenreimte. Eigentlich wollte ich grade überhaupt wenig, außer vielleicht schlafen, nachdem meine Nacht so bescheiden gewesen und sehr früh zu Ende gewesen war.
Calum beachtete mich gar nicht erst weiter, sondern bat nur Ciaran, kurz zu warten. Ob der das auch machen würde, stand wohl in den Sternen. Ich war ja schon froh, dass er überhaupt mit mir gekommen war, obwohl er nicht wirklich enthusiastisch gewesen war. Und was er zu Flavianus Pü über Maden und Tote geredet hatte, wollte ich so wirklich, wirklich nicht wissen. Ich konnte mir keine Kombination dieser beiden Themen vorstellen, die nicht mindestens ekelig war. Ich wollte mich schon dezent mit Ciaran nach draußen verdrücken und Calum und Flavianus Pü etwas, ähm, Privatsphäre geben, als Flavianus Pü mich ansprach.
Er dankte mir, dass ich ihn gerettet hatte. Ich fühlte mich etwas peinlich berührt. Mir hatte noch nie ein Römer wirklich gedankt. Aber gut, normalerweise tat ich auch nichts dafür, dass sie sich bedanken könnten.Ich zuckte die Schultern, bereute es aber fast direkt, da der Schnitt im Oberarm dadurch spannte.Verdammt, an dem hätte ich jetzt ein paar Tage Spaß. Aber kein Vergleich zu den vielen Schnitten, die Flavianus Pü wohl einige Wochen beschäftigen würden, bis sie wieder alle soweit geschlossen und verheilt waren, dass er sich gefahrlos bewegen konnte. Ich hoffte, dass Ciaran ihm auch was gegeben hatte, dass die Narben flach abheilten und nicht wulstig wurden. “Du musst dich nicht bedanken, Flavianus Pü. Werd nur wieder heil, das ist Dank genug“, meinte ich, weil mir beim besten Willen nichts einfiel, was ich haben wollen könnte.
Und dann fing er auf einmal von Geld an. Von viel Geld, das vergiftet im Haus rumlag und erst gewaschen werden musste. Ich wollte sowas gar nicht wissen. Und dementsprechend machte ich auch eine abwehrende Handbewegung. “Sag das lieber Atrejus, und dir wird nichts zustoßen. Also muss ich auch nichts waschen oder verteilen“, wehrte ich mich gegen diese Vorstellung und machte instinktiv und Unterbewusst ein Schutzzeichen vor bösen Weissagungen. Ich wollte hier garantiert nicht zum Testamentsvollstrecker werden. “Du wirst wieder gesund und in Zukunft bist du nicht mehr allein irgendwo abseits, wo dieser Verrückte dich zu fassen kriegt. Ca… Keine Ahnung, Atrejus sollte doch sowieso bei dir wohnen, nicht?“ Ich war mir recht sicher, dass Calum den Medicus jetzt nicht mehr nachts alleine lassen wollen würde. Wäre Flavianus Pü Niamh und hätte sie mich nicht abgelehnt und abserviert, sondern würde so wie er bei mir sein wollen, ich zumindest würde auf sie aufpassen wollen. Tag und Nacht und bei allem dazwischen.
Ich war so froh, dass Flavianus Pü auch nach Hause wollte. “Meinst du, du kannst auf einem Pferd sitzen? Nicht reiten, nur sitzen, und ich führ es langsam am Zügel. Mein Brauner ist noch draußen. Hoff ich zumindest. Dann musst du nicht laufen.“
Das war wahrscheinlich die schnellste und bequemste Variante. Calum konnte sich ja zu ihm aufs Pferd setzen, die beiden halben Portionen wogen ja nichts. Und wenn wir langsam gingen, würde es ihn auch nicht durchschütteln und die Nähte aufreißen.
Zu der frage mit der Castra war ich überfragt. Geheime Botschaften war mehr was für Calum.
Wieder glaubte Pytheas zu begreifen. Seine Retter waren alles Kelten. Vermutlich scheuten sie es oder sie hatten sogar gute Gründe, nicht zum römischen Militärlager hinzugehen. Rom war in seiner Besatzungsgeschichte nicht mit allen umgegangen, wie es weise gewesen wäre:
"Keine Sorge", sagte er deshalb: "Ich erledige das mit der Warnung. In einigen Tagen geht es mir bestimmt wieder so gut, dass ich praktizieren kann. Weißt du, Louarn, auch wenn es manchmal für Provinzbewohner schwer wird, das zu glauben: Römer sind nicht alle wie der Tribun. Es gibt unter ihnen höchst ehrenwerte und vernünftige Männer. Centurio Octavius gehört dazu und auch mein Patron in Rom, Vespasian Augustus",
dann musste er aber doch grinsen:
"Weißt du, wie viele Leute sich darum gerissen hätten, zu wissen, was du nun über die vergifteten Münzen weiß? Verfluchter Hunger nach Gold, heißt es. Du scheinst dem gelben Metall gar nicht hinterzujagen. Auch der Heiler Pally nicht. Er hat sich nur für medizinische Geräte und Kräuter aus dem Osten interessiert. Und Atreus habe ich schon einmal fünfzig Denare angeboten, und er wollte sie auch nicht haben. Er ist auch ein halber Kelte, hättest du das gedacht? Wären alle Kelten wie ihr, hätten die Römer niemals eine Chance gehabt, dieses Land zu erobern",
Pytheas stand immer noch etwas wacklig auf den Beinen, doch er stand aufrecht. Mit einer kurzen Geste streifte er seine blutüberströmte Tunika ab: "Wenigstens ist es größtenteils mein Blut. Aber sie ist hin" und zog seinen Mantel so über sich, dass er bis zu den Knien bedeckt war:
"Es würde mich glücklich machen, wenn Atreus mit mir leben wollte", gestand er:
"Und ich kann bestimmt auf einem Pferd sitzen bleiben, wenn du es führst. Danke. Aaaah - nicht nur im Rücken habe ich Schnitte. Ich werde auch nicht wirklich schmerzfrei sitzen können", Pytheas verzog sein Gesicht.
Titus Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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08-26-2023, 06:32 PM,
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Calum
Forenmitglied
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RE: [Thorianum A] - A II Praxis des Medicus Flav. Pytheas
Natürlich musste Ciaran es kompliziert machen und ihn aufziehen. Calum war nicht in der Stimmung für Späße. Sicher, er hatte sich nur wenig dankbar gezeigt. Aber Ciaran war auch niemand, bei dem er vermutet hatte, dass ihm das was bedeutete. Den interessierte doch nur sein Spaß und seine ‚Forschung‘.
Still und leise hörte er dem Kameraden zu, wie er in etwa die Gedanken in Worte fasste, die Calum eben auch durch den Kopf gegangen waren. Jetzt wo die Katze aus dem Sack war, brachte es aber wohl nichts, über verschüttetes Ale zu heulen. Nun wussten sie es eben. Und er musste sich einen Einlauf für Dunduvan ausdenken, wenn der auf die Idee kam, ihm seine üblichen Vorträge zu halten. ‚Wir sind Falken, wir müssen die Römer vernichten, Calum‘ oder ‚Das ist eine Ablenkung, Calum‘, ‚Ich wusste ja, dass du es nicht schaffst, Calum‘, ‚Privatleben ist was für Versager, Calum‘, ‚Ich bin ein impotenter humorloser Vollhonk, Calum‘, ‚Cathbad, liebe mich!‘… Sein Bruder hielt sich womöglich für schlau, dabei war er inzwischen so vorhersehbar geworden.
Ciaran auf der anderen Seite war nur in einer Hinsicht vorhersehbar: In seiner Unvorhersehbarkeit. Man konnte sich garantiert darauf verlassen, dass man sich auf nichts verlassen konnte. Calum hatte erwartet, dass er eine Gelegenheit, seinen Trunk zu verwenden, nicht verstreichen lassen würde. Und nun kam er ihm mit der Schuldtour.
„Ich hätte mich bedankt, wenn ich geglaubt hätte, dass dir solche Trivialitäten etwas bedeuten“, sagte er unterkühlt. „Ihr wollt Römer töten und du bist ohnehin für jede Art des perversen Vergnügens zu haben. Ich weiß noch nicht, was ich mit diesem Kerl machen werde. Aber eines weiß ich: Es wird nicht schnell gehen und er soll alles miterleben. Es wäre schön, wenn er es auch noch spüren könnte, aber man kann wohl nicht alles haben. Ich werde diesem widerlichen Drecksarschloch bei lebendigem Leib die Haut abziehen, wenn es sein muss und die Welt wird besser dran sein dafür!
Also hilfst du mir dabei oder nicht? Ich kann ihn auch auf jede erdenkliche Weise anders töten.“
Doch, wie Calum zugeben musste, das würde ihn im Augenblick nicht ansatzweise befriedigen. Er wollte die Erkenntnis in den Augen seines Opfers sehen, wenn es verstand, was er mit ihm anstellen würde.
„Bitte“, sagte er schließlich. „Ich bitte dich, tu das für mich.“
Er glaubte nicht, dass Ciaran ihm aus brüderlicher Nächstenliebe helfen würde. Doch er hoffte, dass er ihm wenigstens seinen Preis nennen würde.
Falke
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08-26-2023, 10:21 PM,
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Ciaran
Zwillingsfalke
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Registriert seit: Apr 2023
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RE: [Thorianum A] - A II Praxis des Medicus Flav. Pytheas
Hach, wie gern würde ich in diesen sturen, kleinen Kopf hineinsehen. Ich las es an Calums Blick, dass er über meine Antwort nicht erfreut war. Aber insgesamt war Calum ohnehin im letzten Jahr (oder Jahrzehnt) ständig mies drauf und fühlte eine Art Weltschmerz. Jetzt grade richtete der sich nur nach außen statt nach innen.
“Du unterschätzt mich, Calum. Mir geht es nicht um perverses, nicht um Vergnügen und noch nicht einmal ums Römer töten. Aber du hast recht und diese Trivialitäten bedeuten mir recht wenig. Aber dir bedeuten sie etwas, also ist es respektlos, wenn du auf etwas bedeutsames verzichtest.“ Ich grinste schief unter meiner Kapuze und hörte zu, wie er darüber fantasierte, was er mit dem Römer machen wollte, der das getan hatte. Die Haut abziehen. Ich gab einen leisen, glucksenden Laut von mir. Der kleine, liebe Calum, der Louarn so ähnlich darin war, verletzte Vögelchen pflegen zu wollen, wollte jemandem die Haut abziehen. Und das ganz ohne Übung. Ich fand das richtig erfrischend und sehr amüsant. Mich nannten sie pervers und schrecklich und abnormal, aber wenn man ihnen nur den richtigen Anreiz dafür bot, waren sie genauso wie ich. Das einzige, was sie erschreckte, war die Erkenntnis, dass ich dafür keinen besonderen Anreiz brauchte, sondern diesen Teil meiner Natur akzeptierte, anstatt ihn einzusperren und nur zu ausgesuchten Gelegenheiten Amok zu laufen. Weshalb der Teil bei mir auch sehr kultiviert und ausgebildet war, während Calum keine Ahnung hatte, was er damit anfangen sollte.
“Ich werde dir etwas geben“ sagte ich, nachdem er sich nun seiner Manieren wieder erinnerte und brav bitte gesagt hatte. “Aber erst, wenn du es dann auch brauchen kannst. Die Substanz verdirbt, weißt du, und erfüllt dann nicht mehr ihren Zweck. Oh, sie betäubt immer noch, aber dann bekommt derjenige, der getroffen wird, ekelige Krämpfe und Zuckungen und manche beißen sich dabei die Zunge ab. Also falls du das willst, geht das auch. Aber wenn du ihn in sich selbst einsperren willst, so dass er alles sieht, hört und fühlt, aber hilflos dem ausgeliefert sich weder bewegen noch schreien kann… Nun, ich kann das bewerkstelligen. Ich mische dir sogar extra dafür etwas. Aber die beste Wirkung hat es, wenn es frisch ist.“ Ich legte den Kopf schief. “Wenn du willst, fangen wir uns ein oder zwei Römer, und du kannst das mit dem Häuten üben. Es ist schwierig, weißt du?“ Ich bezweifelte, dass Calum dazu bereit war, aber ich wollte seine Reaktion sehen.
Falke
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08-27-2023, 01:14 PM,
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Louarn
Schlechter Druide, guter Krieger
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Themen: 11
Registriert seit: Dec 2022
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RE: [Thorianum A] - A II Praxis des Medicus Flav. Pytheas
“Flavianus Pü, wenn du in einigen Tagen schon wieder praktizieren und mit kranken Menschen hantieren willst, binde ich dich höchstpersönlich in deinem Bett fest“, sagte ich streng, als er das so lapidar in den Raum stellte. Ganz sicher würden die Verletzungen mehr als nur ein paar Tage brauchen, um gut zu verheilten, und er sollte sich nicht selbst umbringen, nachdem ich so mühevoll verhindert hatte, dass ein anderer das tat. Ich würde auch Calum sagen, dass er da aufpassen sollte, damit der kleine Medicus nicht gleich wieder alle Bemühungen zunichte machte, nur weil er es nicht schaffte, in einem Bett zu liegen und zu heilen.
Dazu, dass er meinte, dass nicht alle Römer wie der Tribun waren, schenkte ich ihm nur einen Blick mit hochgezogenen Brauen und ein kleines Schnaufen. Vielleicht waren nicht alle gleich gewalttätig, aber ich hatte noch keinen ehrenwerten und erst recht keinen vernünftigen Römer getroffen. Alle waren sie mindestens arrogant und selbstverliebt, furchtsam und misstrauisch, der Wahrheit nur selten verpflichtet und gierig. Und wäre der römische Kaiser nicht genau so, würde er die Britannier in Frieden lassen und nicht seine Legionen ausschicken, um Dörfer niederzubrennen, zu versklaven und zu vergewaltigen. Und das sagte ich, der sie nicht einmal hasste, wie Dunduvan das beispielsweise tat.
Er erzählte weiter. Als er meinte, Calum hätte ihm erzählt, er sei ein halber Kelte, blieb ich kurz überrascht stehen. “Ach, das hat er erzählt….?“ meinte ich nachdenklich. Ja, Calum war verliebt in Flavianus Pü, das wusste ich seit unserem Gespräch in der schmiede. Aber dass er ihm das anvertraut hatte… Anscheinend waren die Gefühle doch tiefer, als ich erst gedacht hatte. Ich hoffte dennoch, dass Calum clever genug war, Flavianus Pü nicht alles zu erzählen. Der Mann war immer noch mit dem römischen Kaiser verbunden, und ich war mir nicht sicher, ob er sich in dem Fall wirklich dazu entscheiden würde, zu schweigen. Und Dunduvan würde ganz sicher auf seinen Tod bestehen, wenn er es herausfände. Wäre Flavianus Pü Kelte, wäre das eine Sache. Aber er war kein Kelte. Damit war das ganze doch ziemlich gefährlich für ihn. Noch gefährlicher als das hier.
Er stand auf und hantierte mit seiner schmutzigen Tunika herum. Ich wollte ihn schon aufhalten, als er es selbst einsah und sie beiseite legte. So einen Moment ganz nackt sah er schon erbärmlich aus mit den fielen Verbänden, die Ciaran ihm angelegt hatte. Ich fragte mich, ob Calum den Anblick wirklich packte. Aber ich wüsste nicht, wie ich ihm das abnehmen hätte sollen.
Ich ging zu Flavianus Pü, als er sich den Mantel umlegte, und bot ihm meinen Arm als Stütze an. Ihn irgendwie von selbst zu umarmen und zu stützen traute ich mich nicht, da ich garantiert auf eine der Nähte gedrückt hätte. Ging gar nicht anders. Da sollte er lieber selber entscheiden, wie viel Stütze er wollte und brauchte.
“Hat… äh… Pally dir nicht irgendwas reingemischt, dass betäubt? Vielleicht ist er noch da, wir könnten ihn nach etwas fragen? Und ich geh langsam und so vorsichtig, wie möglich“, meinte ich, während ich ihn langsam nach draußen führte. Sollte Calum ihn mit Tee abfüllen, wenn wir bei ihm zuhause und er in einem sauberen Bett war, und nicht hier zwischen Chaos, Tod und Zerstörung.
Falke
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