06-06-2023, 08:32 PM,
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Nefertem
L o t o s k i n d
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RE: Atrium
Offensichtlich schien sich Claudia Sabina über sich selbst zu ärgern, denn sie schüttelte ihren Kopf, was Nefertems Herz rascher in seiner Brust pochen ließ. Hoffentlich würde sie ihm nun nicht zürnen.
“Marcus Iulius Cato hat mir diesen Namen verliehen. Nach meiner Geburt war ich -namenlos-. Meiner Mutter stand es nicht zu, einen Namen für mich auszusuchen. Dies oblag einzig und alleine den Herrschaften.“
Erklärte Nefertem mit seiner sanften Stimme und neigte dabei seinen Kopf auf die Seite, während er aus dem Augenwinkel in Claudia Sabinas Richtung schielte. Als die junge Domina einen Blick auf die niedergeschriebenen Hiroglyphen warf, errötete Nefertem leicht und schüttelte seinen Kopf.
“Ich diene meinem Dominus als sein Leibsklave. Seine Korrespondenz wickelt einer der anderen Sklaven ab. Meine Mutter hat mir die Schriftzeichen näher gebracht. Offensichtlich habe ich das Talent meiner Mutter geerbt.“
Jetzt musste Nefertem leicht schmunzeln und hätte sich am liebsten kühles Wasser in sein erhitztes Gesicht gespritzt. Bisher hatte er diese Art von Gesprächen noch mit niemandem geführt. Noch nicht einmal mit seinem Dominus und Marcus Iulius Cato stand er dann doch näher, als so manch anderem.
“Wieso gelten die Kelten als Barbaren? Behauptet denn nicht ein jeder über fremde Völker, dass diese der Barbarei zugehörig sind?“
Nachdenklich tippte sich Nefertem gegen die Unterlippe und ließ seinen Blick für einen kurzen Augenblick in weite Ferne schweifen. Als würde er dort die Antwort auf seine Frage finden.
“Oh. Das ist .. natürlich schade. Kann ich dich denn häufiger besuchen, damit wir uns über die Große Mutter austauschen können? Oder ist dir das auch nicht gestattet?“
Irgendwie hatten römische Töchter noch weniger Freiheiten als es Sklaven hatten. Diese Gedanken behielt Nefertem jedoch für sich und entließ stattdessen ein leises Seufzen über seine Lippen. Die griechisch gesprochenen Worte der dunkelhaarigen Frau drangen zwar an Nefertems Gehör, jedoch verstand der Jüngling kein Wort und so schüttelte er seinen Kopf.
“Ich spreche fließend ägyptisch, arabisch und aramäisch. Auch verstehe ich einige Brocken des keltischen Zungenschlags.“
Erklärte Nefertem, nicht ohne leichten Stolz in seiner Stimme mitschwingen zu lassen.
“Ich würde auch gerne griechisch erlernen. Glaubst du das mir Anaxarete griechisch beibringt?“
Natürlich müsste er zuerst seinen Dominus fragen, ob er überhaupt Unterricht in griechischer Sprache erlaubte. Aber vorfühlen hat noch keinem geschadet. Und so strahlte Nefertem zu Claudia Sabina empor. Als die junge Römerin dann in diesem befehlenden Ton Worte an Nefertems Gehör dringen ließ, zuckte der Sklave zusammen und schielte aus dem Augenwinkel in Claudia Sabinas Richtung. Hatte sie ihre Worte ernst gemeint?
“Wie du wünscht Domina.“
War Nefertems leise Stimme zu vernehmen, während er zögerlich nach den Mostbrötchen griff. Und ebenso zögerlich biss er hinein. Oh. Köstlich diese Mostbrötchen.
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06-10-2023, 08:28 AM,
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Claudia Sabina
Nachfahrin von Kaisern
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RE: Atrium
"Iulius Cato vergibt aegyptische Namen? Das ist sehr interessant. Dann kann ich ihn vielleicht doch noch für die Große Isis begeistern", murmelte ich:
"Deine Mutter konnte also Aegyptisch schreiben. Dann war sie gebildet. Warum wir die Kelten als Barbaren bezeichnen? Nun gerade aus dem Grund, weil sie nicht schreiben können! Und weil sie so groß und behaart und wild sind, nehme ich an", erwiderte ich und lächelte Nefertem zu. Der junge Sklave war niedlich. Fast so wie Nathaira. Wenn ich dereinst mit Iulius Cato vermählt war, würde ich ihn bitten, ihn in mein Gefolge zu stecken. Oder sollte ich ihn mit Nathaira verheiraten? Sie hätten bestimmt ganz süße Kinder:
"Ob du mich besuchen darfst, muss dein Herr entscheiden", sagte ich: "Ich hätte nichts dagegen. Sag einmal, Nefertem, wo in Aegypten habt ihr gewohnt?"
Bestimmt würde er Nikopolis sagen. Die meisten Römer gab es in Nikopolis. Das war so ziemlich die größte Castra des Imperiums und mit zwei Legionen besetzt. Mittlerweile hatte es sich zu einer Art Stadt- mit- Militär gewandelt. Nikopolis war langweilig. Ich hoffte eher, er würde Alexandria sagen.
Als er dann aber sagte, dass er kein Griechisch sprach, schlug ich mir das aus dem Kopf. In Alexandria konnte man ohne Griechisch doch überhaupt nicht überleben. Es sei denn, sein Herr hatte ihn nie aus dem Haus gelassen!
Anaxarete schien den Jüngling verstanden zu haben. Sie guckte ganz traurig. Kein Griechisch! Oioioioi. Armer Junge!
"Ich kann auch etwas Aegyptisch", sagte ich dann aber: "Ich habe es von unseren Sklavinnen gelernt. Ich würde gerne in Übung bleiben, wenn du ab und zu mit mir redest"
Als er mich fragte, ob Anaxarete ihm Griechisch beibringen würde, nickte ich: "Ach ,das wird sie bestimmt, wenn ihr erst einmal zum gleichen Haushalt gehört. Zumal sie sich weigert, irgendeine andere Sprache zu lernen. Für sie sind wir nämlich alle Barbaren, so wie wir hier sitzen. Stimmt doch!"
Ich lachte meine Amme an, als ich sie neckte. Anaxarete wurde wie gesagt von mir nie wie eine Sklavin behandelt. Sondern eher wie eine Art Lieblingstante:
"Schön, greif zu. Und dann gehst du zu deinem Dominus und richtest ihm aus, dass ich mich sehr darauf freue, Prinzessin Bonni kennen zu lernen"
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06-12-2023, 08:55 AM,
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Nefertem
L o t o s k i n d
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RE: Atrium
Die leise, beinahe nahdenklich gesprochenen Worte der jungen Claudia ließ Nefertem unkommentiert. Was sollte er hierauf auch schon erwiedern? Seinem Dominus stand es zu, seinen Sklaven jedwede Namen zu geben, nach dem es ihm gelüstet. Und bei ihm war der Iulier, den Göttern sei gedankt, noch gnädig gewesen. Nicht auszudenken, wenn er, wie es dem -Dicken- wiederfahren war, einen ebenso schmählichen Namen erhalten hatte. Etwa -Schmalbrust- oder dergleichen. Bei diesem Gedankengang musste der Dunkelhäutige dann doch tief durchatmen und neigte anschließend seinen Kopf auf die Seite.
“Das ist korrekt. Meine Mutter konnte die aegyptischen Schriftzeichen niederschreiben.“
Dann verstummte Nefertem und blickte mit einem fragenden Glanz in seinen Augen zu der jungen Frau.
“Ist man also gebildet weil man schreiben kann? Gehört da nicht noch sehr viel mehr dazu, um als -gebildet- angesehen zu werden?“
Nachdenklich gesprochen entwichen diese Worte den Lippen des jungen Sklaven, während er die Claudia aus dem Augenwinkel beobachtete.
“Die Kelten sind also alle groß, behaart und wild? Bei den Fremdvölkern gibt es auch einige Gruppen die sind auch groß, behaart und wild. Werden diese Menschen von dir dann auch als -Barbaren- bezeichnet?“
Nun blickte Nefertem mit einem neugierigen funkeln in seinen Augen zu der jungen Frau empor und war gespannt auf die Erwiederung der Claudia.
“Wenn du erlaubst Domina, werde ich meinen Dominus fragen, ob ich dich von nun an häufiger besuchen komme. Um mich mit dir zu unterhalten.“
Dann verstummte der Jüngling abermals und atmete tief durch, wie um seine Gedankengänge zu sortieren.
“Wir haben in Nikopolis gewohnt. Dort gibt es eine große Militärcastra. Dort war es staubig und so groß. Ganz anders als hier. Hier ist es ruhig und angenehm. Beinahe friedlich.“
Erwiederte der Jüngling mit seiner angenehm weichen Stimme und blickte Claudia Sabina mit einem sanften Lächeln an.
“Ich würde dir gerne meine Sprache näher bringen Domina. Wenn Anaxarete mir im Gegenzug die griechische Sprache näher bringt.“
Ein leichtes Schmunzeln huschte bei diesen Worten über Nefertems Lippen. Der JÜngling hatte, in Gegenwart der Herrschaft, gefordert. Und diese Tatsache ließ den Dunkelhaarigen leicht erröten. Den Göttern sei gedankt war es Claudia Sabinas Stimme, die diesen Moment vergehen ließ.
“Es war mir eine Freude dich kennen zu lernen Claudia Sabina und mich mit dir zu unterhalten. Vielen Dank für diese köstliche Leckerei. Vale bene.“
Mit diesen Worten griff der Dunkelhaarige nach einem der köstlich aussehenden Mostbrötchen, verneigte sich vor Claudia Sabina und verließ die Villa, um zurück zur Castra und zu Marcus Iulius Cato zu gehen.
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