Willkommen im Forum, Bitte Anmelden oder Registrieren

Das Biclinium - Privater Aufenthaltsraum
05-22-2023, 07:02 PM,
Beitrag #51
RE: Das Biclinium - Privater Aufenthaltsraum
(05-21-2023, 10:49 PM)Tiberius Furius Saturninus schrieb: Spiros hatte Saturninus nur: "die Dame von neulich" gemeldet.  "Aglaia oder Kiki?", hatte er gefragt, und auf das Schulterzucken des Jungen: "Weiß oder Schwarz?" "Weiß", hatte Spiros geantwortet, so dass Saturninus sich also auf Aglaia einstellte. Er lächelte, als er sich kämmen und sein Gesicht mit Rosenwasser abwaschen ließ. Eine hübsche Überraschung war das.
Mit bester Laune kam er in das Biclinium. Aglaia saß, und hinter ihr stand einer der Sklaven aus dem Haus des Roten Mondes. Sie hatte schon etwas zu trinken.
"Salve Schönste der Grazien", sagte Saturninus, trat zu der schönen Hetäre hin und wollte ihr einen Begrüßungskuss auf den Mund geben. Als er ihr Kinn anhob, erschrak er darüber, wie ihr Gesichtchen misshandelt worden war.  Es wirkte verquollen und ihre Lippen waren aufgesprungen und verletzt.
Saturninus küsste Aglaias Stirn, um ihr nicht weiter weh zu tun. Dann setzte er sich neben sie und nahm ihre Hand:
"Bei den Göttern, was ist mit dir geschehen, liebe Freundin? Hat dich etwa ein Kunde so zugerichtet?", fragte er stirnrunzelnd. 
Wie es üblich war, beachtete er den Sklaven, einen großen ansprechenden Kelten, der vermutlich die Dienste eines Leibwächters versah,  gar nicht.
Kurze Zeit später trat so ein römischer Lackaffe ein. ich erkannte ihn sogar wieder. Er war auch auf dem Sklavenmarkt gewesen, als Aglaia mich gekauft hatte. Er begrüßte sie überschwänglich und trat auf sie zu. Mich ignorierte er gekonnt. Er schien zunächst nicht zu begreifen, dass mit ihr stwas nicht stimmte. Dann küsste er sie auf die Stirn. Ich hatte meinen Köroer schon angespannt, als er ihr so nah gekommen war und sie küsste. doch sagte mir, dass sie ja genau das wollte. Er sollte sehen, was ihr passiert war, damit er, im besten Fall, etwas unternahm.
(05-22-2023, 10:12 AM)Liciniana Aglaia schrieb: Schönste der Grazien? Ich schaute auf, als Saturninus herein kam, und war mir meines elenden Zustandes nur zu sehr bewusst. Meine Augen füllten sich leicht mit Tränen, die ich noch zurückzuhalten versuchte. Aber es gelang mir nicht ganz. Er kam zu mir, küsste meine Stirn und nahm meine Hand. Ich stellte hastig den Becher mit dem Wein beiseite, weil meine andere Hand so zitterte, dass ich ihn zu verschütten drohte. Und dann hatte ich wohl doch den Zusammenbruch, den ich auf dem ganzen Weg noch zurückgehalten hatte. Ich schüttelte als Antwort nur den Kopf und weinte dann heftig los. Das Grauen des Morgens holte mich wieder ein und brachte meinen Körper dazu, sich in Wellen zu schütteln, während ich ungehemmt schluchzte und mir die Tränen wie ein Wasserfall liefen.
Es dauerte eine weile, bis ich mich leicht gegen Saturninus sinken lassen konnte, weil ich die Scham davor verloren hatte, ihn mit meinen Tränen zu durchweichen, und holte ein paar zitternde Atemzüge.
“Es war ein Tribun der Legion. Er hat mir seinen Namen nicht genannt, aber...“
Ich schniefte und wischte mir die Augen, bemühte mich, mich zu sammeln. Ich wollte nicht so erbärmlich wirken. Wie sollte Saturninus mich so je wieder anziehend finden, wenn ich mich so gehen ließ? Ich riss mich, so gut es ging, zusammen, und wischte mir dabei immer wieder die Tränen weg. “Ich habe die Schmiede in Cheddar gepachtet. Für Owen hier. Und gestern Abend war ich da und es wurde spät, also hab ich dort übernachtet, anstatt nachts zurück zu reisen.“ Das war vernünftig, zumal Iscalis nachts die Stadttore ja auch mitunter schloss. “Heute früh am Morgen kam eine Einheit der Legion in das Dorf und in die Schmiede. Und der Tribun… ich hab ihm gesagt, dass ich alle Genehmigungen für die Schmiede habe. Ich hab ihm gesagt, dass ich Latinerin bin. Ich habe sogar dich als Leumund erwähnt. Bitte verzeih.“ Ja, das war etwas kühn von mir gewesen, und es wäre verständlich, wenn Saturninus mich deshalb tadeln würde. “Aber das hat ihn alles nicht interessiert. Er… er hat mir weh getan, Saturninus. Ich hab ihm sogar ein Geschäft vorgeschlagen, aber… er wollte mir einfach weh tun.“ Ich weinte wieder, weil ich immer noch nicht verstand, warum das passiert war. Ich hatte NICHTS falsch gemacht. Rein gar nichts. Auch wenn ich wusste, dass man nichts falsch machen und trotzdem bestraft werden konnte. Das Vierkaiserjahr hatte mich das schon als Kind gelehrt.
“Sie haben Owen nach draußen gezerrt, und ich hab immer wieder Schreie gehört. Ich weiß nicht, was sie...“ Ich schaute verheult zu Owen, damit er berichtete, was draußen passierte, während der Tribun mich drinnen gegen die Wand gepresst und gebissen hatte.

Ich verspürte dann schon so etwas wie Eifersucht als sie in Tränen ausbrach und sich ihm heulend an den Hals warf, damit er sie trösten konnte. Aber ja, Aglaia wusste, wie sie die Mänbner um ihren finger wickeln musste, damit sie ihr aus der Hand fraßen. Darin waren wir uns wohl ähnlich, denn wir waren ihr beide verfallen.
Sie berichtete ihm nun, was geschehen war. Für mich war es kaum erträglich, alles noch einmal anhören zu müssen. Zu guter Letzt erwähnte sie auch mich noch und es schien, als solle ich nun fortfahren und ihm alles aus meiner Sicht erzählen.
Ich räusperte mich kurz und fing dann an zu erzählen. "Sie kommen ganz früh, wir noch schlafen. Sie kommen in Haus, durchsuchen alles. Sie finden drei alte Schwerter bei altem Eisen, zum einschmelzen." Als ich die Schwerter erwähnte, warf ich Aglaia einen kurzen Blick zu. "Sie mich packen und binden Hände auf Rücken. Dann sie zerren mich aus Haus. Soldaten treten und schlagen mich.  Sie mir legen Seil um Hals und ziehen Schlinge zu. Sie sagen, ich bin Suchhund. Soll suchen Beute für sie in Dorf, waffen und Schmuck, sonst alle vergewaltigen." Einen Moment hielt ich inne, als ich von jenem ausweglosen Moment zu sprechen begann. Man sah mir nbestimmt wie sehr ich litt. "Ich Leute in Dorf bitten, mir helfen. Sie gute Leute  und geben alle etwas. Soldaten gehen noch in andere Häuser, Schlagen Leute, vergewaltigen Frauen. Tribun sagt, sie kommen wieder. Dann sie nehmen Vorräte und Kinder mit. Dann sie gehen endlich weg!"
Zitieren
 
05-22-2023, 07:32 PM,
Beitrag #52
RE: Das Biclinium - Privater Aufenthaltsraum
Saturninus ließ mir Gewürzwein bringen. Ich hatte zwar schon normalen Wein getrunken, aber ich nahm es dankbar an und versuchte, nicht mehr so stark zu zittern. Er äußerte dann auch gleich einen verdacht, wer es gewesen sein könnte, aber ich schüttelte den Kopf, auch wenn ich mir gleich wünschte, es nicht getan zu haben, da meine Haut an verschiedensten Stellen von der groben Behandlung schmerzte. Sicher würde ich auch einige blaue Flecken davontragen.
“Es war nicht Iulius Cato. Ihn hätte ich erkannt. Es war jemand, den ich noch nie in Iscalis gesehen habe. Jung, blond, mit kalten Augen und arrogantem Auftreten. Seine Männer haben das Kürzel T.O.D. in Blut an eine Wand geschmiert, bevor sie gegangen sind. Ich weiß nicht, ob das sein Name ist oder eine andere Bedeutung hat.“

Ich nahm an, dass Dierdre die Sklavin war, von der er mir erzählt hatte. Ich hatte nur nicht gewusst, dass auch sie in Cheddar lebte. Er musste sicher gerade Qualen leiden aus Sorge, erst recht, als Owain anfing, zu erzählen, was geschehen war. Ich schloss meine Augen, ganz fest, als könnte ich damit die Bilder aufhalten, die vor meinem geistigen Auge erschienen. Natürlich wünschte ich mir nicht, dass seinem Kind und seiner Geliebten etwas zugestoßen war. Ich hoffte, dass sie sich rechtzeitig verstecken konnten, oder aus sonstigem Grund unbehelligt blieben. Aber Saturninus hatte Geschmack, bestimmt war das Mädchen hübsch, und das machte es unwahrscheinlich, dass sie nicht angerührt worden war. Und ob der Soldat, der zu ihr gegangen war, ebenfalls impotent war? Wahrscheinlich nicht.
“Es tut mir so leid, dass du es von mir erfahren musst. Ich wusste nicht, dass du ein Kind in Cheddar hast.“ Wieder flossen ein paar Tränen. Ich wollte seinen Schutz und ja, auch Trost, aber ich wusste, dass er erst würde wissen wollen, wie es seinem Kind ginge.
“Ich bin nur gleich zu dir gekommen, weil ich gehofft hatte… du bist ein gerechter Mann, und...“ Und jetzt tat ich etwas, das ich selten tat. Ich ließ mich von der Sitzbank gleiten, um auf dem Boden zu knien und ihn um Hilfe anzuflehen. “Ich bitte um deinen Schutz. Ich habe Angst, dass der Tribun… dass er wiederkommt. Er weiß, wo ich wohne, und meinen Namen, und… ich habe Angst, Saturninus! Bitte, versprich mir, dass du mich beschützt. Bitte.“
[Bild: 15_14_01_23_5_20_11.png]
Zitieren
 
05-23-2023, 05:33 PM,
Beitrag #53
RE: Das Biclinium - Privater Aufenthaltsraum
„Waffen sind schlecht“, sagte Saturninus mit strengem Blick: „Um so mehr in der Hand eines Sklaven. Doch wie du es schilderst, scheint es sich nicht um diesen Waffenfund gegangen zu sein. Das war wohl Zufall.  Woher sollten sie es auch wissen? Sie können nicht hellsehen. Die Aktion war außergewöhnlich. Cheddar ist praktisch ein Vorort von Iscalis“
Plünderungen und Vergewaltigungen fanden natürlich statt, wenn man Feinde unterwarf. Doch Cheddar war keine feindliche Siedlung, die unterworfen werden sollte. Saturninus versuchte, die Sache geistig zu ordnen, was nicht einfach war:

„Ich gestehe, dass ich nur ein Vorsteher der Zivilen Provinzverwaltung bin. Ich habe keinen direkten Einfluss auf das Militär, auch keine Handhabe, denn sie können sich auf das  Provinzmilitärrecht berufen.
Es ist schon einmal von Vorteil, dass der Leiter der Strafaktion nicht Iulius Cato selbst gewesen ist. Er ist der Laticlavius. Auch wenn er nicht unbedingt die größte miliitärische Erfahrung hat, weil die anderen schon irgendwo einmal eine Ala - Kohorte befehligt haben, steht er im Rang höher als die fünf Angustclavii“
so viel Spitze musste sein: 
„Nach deiner Beschreibung, Aglaia, ist es ein Leichtes, diesen Tribunus Angustclavius zu identifizieren. T. O. D. sind vermutlich seine Initalien. Tribun Iulius könnte ihm zumindest andere Aufgaben geben. In der Verwaltung vielleicht. Doch der einzige, der ihn wirklich sanktionieren könnte, ist der Legat beziehungsweise unser Statthalter“
Saturninus schüttelte den Kopf. Nun war er aufgestanden. In seinen dunklen Augen spiegelte sich Empörung:
„Genau mit einer solchen Vorgehensweise hatten wir hier vor Jahren den Aufstand dieser Königin Boudicca provoziert. All die Arbeit, die wir in das Zusammenleben investiert haben, kann zunichte gemacht werden. Das ist sehr ernst zu nehmen. Ich bin kein Freund von Mögen sie uns hassen, wenn sie uns nur fürchten. Ich werde mit Iulius Cato reden müssen, wobei ich nicht der richtige Mann dafür bin. Vor längerer Zeit hat er sich mal für meine Cousine interessiert, und sie hat ihn abgewiesen. Seitdem ist aus kindlicher Rivalität Feindschaft geworden“
Außerdem hatte Saturninus ihm seinen Sklaven Frowin verweigert. Aber wer wusste, in welchem Zustand er seinen jungen Wagenlenker wieder zurückbekommen hätte.
Saturninus hoffte sehr, dass der Iulier irgendwann Claudia Sabina heiraten würde. Sie und seine Verlobte waren Cousinen. Dann wären sie zumindest verwandt und konnten sich wieder annähern:
Saturninus  hatte genug Vertrauen in Aglaia, um laut nachzudenken. Aber als er seine Sklavin und sein Kind in Cheddar erwähnte, fing sie wieder an zu weinen, und das rührte ihn.

Er setzte sich neben sie und zog ihre Hand an seine Lippen: „So gern hast du mich, dass du dir um mein Kind Sorgen machst?“, fragte er: „Das ist wahre Treue“  Er konnte nichts dafür, dass sein Körper auf sie reagierte. Aber das war Aglaia, seine Grazie, die Gefährtin vieler schöner Stunden, sein Leib erinnerte sich. Er atmete tief durch.

Aglaia war nun ganz verängstigt und flehte ihn um Schutz an. Ja, sie kniete sogar auf dem Boden. Saturninus  hob sie liebevoll auf, seine Hände an ihren Schultern. Aglaia hatte nie etwas anderes getan, als ihm das Leben zu verschönern. Sie war eine der besten Frau, die er kannte. Sie war Latinerin und eine gesetzestreue Iscalerin. Sie hatte solch eine Behandlung wirklich nicht verdient:

„Ganz ruhig, liebe Freundin. Ich biete dir hiermit den Schutz meines Hauses an. Du kannst hier so lange bleiben wie du möchtest, und meine Sklaven bewachen dich. Hier wird dich niemand suchen. Und wenn: Niemand wird es wagen, dass Haus eines Patriziers einfach so zu betreten. Ich jedoch reite nach Cheddar und dann in die Castra. Leihst du mir deinen Sklaven Owen als Übersetzer? Ich spreche die hiesige Sprache nicht. Oder….“, er verstand, dass sie ein vertrautes Gesicht um sich brauchen würde:

 „Soll dein Sklave besser bei dir bleiben? Oder soll Kiki kommen, um dich zu trösten und dir Gesellschaft zu leisten“, er streichelte mit zwei Fingern Aglaias Wange:
„Was für eine Bestie dieser Mann“, flüsterte er: „Wie konnte er  nur so etwas Schönes und Liebliches misshandeln.“

Unter anderen Umständen hätte er sie versucht, mit Leidenschaft zu trösten, aber er hatte schlicht keine Zeit. Er wollte zu Deirdre. Es stand ihm nicht an, allzu sehr wegen einer Sklavin besorgt zu sein, aber das war er. Das Kind war unzweifelhaft seins. Deirdre war als Jungfrau in seinen Besitz gekommen.

Saturninus stand auf. Er rief nach seinem Mantel und seinen Schuhen, all das, was ihn als römischen Patrizier kennzeichnete. Aber ein Gedanke kam ihm. Eine klitzekleine Ungereimtheit. Soldaten nahmen sich  im Krieg die Frauen der Unterlegenen. Das war das Recht des Siegers. Aber es war... so seltsam es klang: Es war nichts Persönliches. Im Grunde war die Frau austauschbar, hatte nur das Unglück, zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein. Nicht nur jener Mann, sondern die meisten Männer konnten je nach Umständen zu Bestien werden.

 Aglaia aber hatte Todesangst, dass der Tribun sie suchen und wiederkommen würde. 
 Saturninus sah die Hetäre fragend an:

"Weshalb glaubst du, hasst dich dieser Tribun so sehr, dass er sich an dir rächen will?", fragte er schließlich:
"Ich helfe dir. Aber um dir helfen zu können, solltest du mir alles sagen"
[Bild: 3_18_08_22_2_20_05.png]
[Bild: 3_15_08_22_9_31_55.png]

Honoratior von Iscalis
Zitieren
 
05-23-2023, 08:17 PM,
Beitrag #54
RE: Das Biclinium - Privater Aufenthaltsraum
“Es war nur Altmetall, mehr nicht“, klärte ich Saturninus auf, als er meinte Waffen wären schlecht. Aber selbst wenn es Waffen gewesen wären: Owain war Schmied und ich hatte die Genehmigung für eine Schmiede! Ich durfte welche herstellen und verkaufen! Das war mit keinem Gesetz und keiner Verordnung verboten. Man durfte nur nicht mehr Waffen besitzen, als es als Händler üblich war, ohne ein entsprechendes Gewerbe ohne Lizenz zu haben. Aber meine Schmiede hatte die Genehmigung des Aedilen. Deshalb war es ja doppelt unsinnig, was geschehen war. Aber ich nahm an, dass es ohnehin keine Rolle gespielt hätte und dieser Tribun auch eine Haarnadel zur Waffe erklärt hätte, um sich mir aufzuzwingen.

Und Saturninus meinte dann auch gleich, dass er vermutlich wenig ausrichten konnte, was mich doch fast noch mehr weinen ließ. Wenn er nichts gegen diesen Kerl unternehmen konnte, wer denn dann? Ich hatte sonst keinen Schutz, den ich anführen konnte! Ich konnte ja noch nicht einmal Bürgerin dieser Stadt werden, um wenigstens diesen Schutz für mich verbuchen zu können. Wenn er nun auch nichts tun konnte, was blieb mir dann noch?
Ich dachte ernsthaft über eine Flucht von hier nach Londinium nach. Die Stadt war weit größer, kulturell weiter und reicher als Iscalis, dazu Provinzhauptstadt. Und sie war weit weg von diesem fürchterlichen Tribun und seinen Drohungen. Ich war definitiv nicht dafür gemacht, irgendwo auszuharren und zu kämpfen. Ich hatte Jahre damit verbracht, es zu perfektionieren, ein weiches, zartes Ding zu sein, in das Männer sich fallen lassen konnten. Wie also sollte ich dann jetzt kämpfen?

Aber er sagte mir seinen Schutz zu, dass ich bleiben konnte, wenn ich wollte. Mir war klar, dass ich nicht ewig bleiben konnte, allein schon des Geredes wegen, und auch aus den ganz praktischen Gründen, dass hier eine Zweisamkeit mit Owain weitestgehend ausgeschlossen wäre. Wenn er mich überhaupt noch wollte nach dem, was geschehen war. Ich dachte an meine Worte zurück, als ich ihm gesagt hatte, dass ich mir Frieden zwischen Römern und Kelten wünschte. Dass wir nicht alle so wären, wie er es erfahren hatte. Aber im Moment konnte ich verstehen, wenn er uns alle, und zwar wirklich alle, hasste und mich nicht mehr bei sich haben wollte.
Trotzdem wollte ich das Angebot erst einmal annehmen, bis ich wieder einen klaren Kopf hatte und entscheiden konnte, was ich machen würde. Im Moment konnte ich das eindeutig nicht. Da wollte ich nur baden und schlafen. Vor allen Dingen baden. “Ich danke dir“, sagte ich und küsste trotz der Schmerzen an meiner Lippe seine beiden Hände für dieses Angebot.
Er fragte auch, ob er Owain mitnehmen konnte für die Übersetzungen. Ich sah zu ihm und war etwas hin- und hergerissen. “Owen, würdest du…?“ sah ich ihn bittend an. Ich wusste nicht, ob er bereit wäre, Saturninus zu helfen, oder nach Cheddar fürs erste zurück zu kehren. Da er mit mir nicht geredet hatte, wusste ich nichts von dem, wie er sich gerade fühlte, so wenig wie er wusste, wie ich mich fühlte.
Ich sah wieder zu Saturninus, der sich Mantel und Schuhe bringen ließ. “Owen bräuchte auch Schuhe. Wir beide. Ich… ich hab sie verloren.“ Keine Ahnung, warum mir genau das genau jetzt durch den Kopf ging. Aber es war so, wir waren beide barfuß und etwas schmutzig.

Saturninus fragte mich dann noch, warum ich solche Angst hatte. Und ja, ich zögerte, ihm die Wahrheit zu sagen. Ich zitterte sogar bei dem Gedanken, was die Konsequenzen sein könnten. Im Moment war mein schauspielerisches Talent auf einem eindeutigen Tiefpunkt angelangt, zu jedem anderen Zeitpunkt hätte ich meine Gedanken verbergen können. Aber nicht heute, und nicht so.
Ich haderte mit mir und trat dann dicht an Saturninus heran, damit niemand von den Umstehenden etwas hören konnte. Die Sklaven würden tratschen, und dann… oh Götter, der Tribun würde mich umbringen. “Er hatte… Probleme, als er mir… weh getan hat. Und er hat mir gedroht, dass er mich wieder aufsuchen würde, und dass er mich umbringt, wenn jemand davon erfährt.“ Ich musste es Saturninus sagen. Er war zu intelligent, um mir eine Lüge jetzt zu glauben, und er würde jetzt auch verstehen, warum ich die Drohung ernst nahm.

Ich trat wieder zurück und rieb mir die Oberarme, wie um mich zu wärmen. “Meine Mutter und mein Großvater… Ich kann von dir nicht verlangen, alle aufzunehmen, aber ich habe Sorge, dass sie in Gefahr sind. Vielleicht sollte ich doch zu ihnen, und… würdest du mir ein paar Sklaven leihen, zum Schutz? Bis du wieder zurück bist, oder für ein paar Tage? Wir schließen dann so lange, und...“ Ich wollte gar nicht daran denken, dass dieser Tribun meinem Großvater etwas antun könnte.
[Bild: 15_14_01_23_5_20_11.png]
Zitieren
 
05-23-2023, 09:28 PM,
Beitrag #55
RE: Das Biclinium - Privater Aufenthaltsraum
(05-23-2023, 05:33 PM)Tiberius Furius Saturninus schrieb: „Waffen sind schlecht“, sagte Saturninus mit strengem Blick: „Um so mehr in der Hand eines Sklaven. Doch wie du es schilderst, scheint es sich nicht um diesen Waffenfund gegangen zu sein. Das war wohl Zufall.  Woher sollten sie es auch wissen? Sie können nicht hellsehen. Die Aktion war außergewöhnlich. Cheddar ist praktisch ein Vorort von Iscalis“
Plünderungen und Vergewaltigungen fanden natürlich statt, wenn man Feinde unterwarf. Doch Cheddar war keine feindliche Siedlung, die unterworfen werden sollte. Saturninus versuchte, die Sache geistig zu ordnen, was nicht einfach war:

„Ich gestehe, dass ich nur ein Vorsteher der Zivilen Provinzverwaltung bin. Ich habe keinen direkten Einfluss auf das Militär, auch keine Handhabe, denn sie können sich auf das  Provinzmilitärrecht berufen.
Es ist schon einmal von Vorteil, dass der Leiter der Strafaktion nicht Iulius Cato selbst gewesen ist. Er ist der Laticlavius. Auch wenn er nicht unbedingt die größte miliitärische Erfahrung hat, weil die anderen schon irgendwo einmal eine Ala - Kohorte befehligt haben, steht er im Rang höher als die fünf Angustclavii“
so viel Spitze musste sein: 
„Nach deiner Beschreibung, Aglaia, ist es ein Leichtes, diesen Tribunus Angustclavius zu identifizieren. T. O. D. sind vermutlich seine Initalien. Tribun Iulius könnte ihm zumindest andere Aufgaben geben. In der Verwaltung vielleicht. Doch der einzige, der ihn wirklich sanktionieren könnte, ist der Legat beziehungsweise unser Statthalter“
Saturninus schüttelte den Kopf. Nun war er aufgestanden. In seinen dunklen Augen spiegelte sich Empörung:
„Genau mit einer solchen Vorgehensweise hatten wir hier vor Jahren den Aufstand dieser Königin Boudicca provoziert. All die Arbeit, die wir in das Zusammenleben investiert haben, kann zunichte gemacht werden. Das ist sehr ernst zu nehmen. Ich bin kein Freund von Mögen sie uns hassen, wenn sie uns nur fürchten. Ich werde mit Iulius Cato reden müssen, wobei ich nicht der richtige Mann dafür bin. Vor längerer Zeit hat er sich mal für meine Cousine interessiert, und sie hat ihn abgewiesen. Seitdem ist aus kindlicher Rivalität Feindschaft geworden“
Außerdem hatte Saturninus ihm seinen Sklaven Frowin verweigert. Aber wer wusste, in welchem Zustand er seinen jungen Wagenlenker wieder zurückbekommen hätte.
Saturninus hoffte sehr, dass der Iulier irgendwann Claudia Sabina heiraten würde. Sie und seine Verlobte waren Cousinen. Dann wären sie zumindest verwandt und konnten sich wieder annähern:
Saturninus  hatte genug Vertrauen in Aglaia, um laut nachzudenken. Aber als er seine Sklavin und sein Kind in Cheddar erwähnte, fing sie wieder an zu weinen, und das rührte ihn.

Er setzte sich neben sie und zog ihre Hand an seine Lippen: „So gern hast du mich, dass du dir um mein Kind Sorgen machst?“, fragte er: „Das ist wahre Treue“  Er konnte nichts dafür, dass sein Körper auf sie reagierte. Aber das war Aglaia, seine Grazie, die Gefährtin vieler schöner Stunden, sein Leib erinnerte sich. Er atmete tief durch.

Aglaia war nun ganz verängstigt und flehte ihn um Schutz an. Ja, sie kniete sogar auf dem Boden. Saturninus  hob sie liebevoll auf, seine Hände an ihren Schultern. Aglaia hatte nie etwas anderes getan, als ihm das Leben zu verschönern. Sie war eine der besten Frau, die er kannte. Sie war Latinerin und eine gesetzestreue Iscalerin. Sie hatte solch eine Behandlung wirklich nicht verdient:

„Ganz ruhig, liebe Freundin. Ich biete dir hiermit den Schutz meines Hauses an. Du kannst hier so lange bleiben wie du möchtest, und meine Sklaven bewachen dich. Hier wird dich niemand suchen. Und wenn: Niemand wird es wagen, dass Haus eines Patriziers einfach so zu betreten. Ich jedoch reite nach Cheddar und dann in die Castra. Leihst du mir deinen Sklaven Owen als Übersetzer? Ich spreche die hiesige Sprache nicht. Oder….“, er verstand, dass sie ein vertrautes Gesicht um sich brauchen würde:

 „Soll dein Sklave besser bei dir bleiben? Oder soll Kiki kommen, um dich zu trösten und dir Gesellschaft zu leisten“, er streichelte mit zwei Fingern Aglaias Wange:
„Was für eine Bestie dieser Mann“, flüsterte er: „Wie konnte er  nur so etwas Schönes und Liebliches misshandeln.“

Unter anderen Umständen hätte er sie versucht, mit Leidenschaft zu trösten, aber er hatte schlicht keine Zeit. Er wollte zu Deirdre. Es stand ihm nicht an, allzu sehr wegen einer Sklavin besorgt zu sein, aber das war er. Das Kind war unzweifelhaft seins. Deirdre war als Jungfrau in seinen Besitz gekommen.

Saturninus stand auf. Er rief nach seinem Mantel und seinen Schuhen, all das, was ihn als römischen Patrizier kennzeichnete. Aber ein Gedanke kam ihm. Eine klitzekleine Ungereimtheit. Soldaten nahmen sich  im Krieg die Frauen der Unterlegenen. Das war das Recht des Siegers. Aber es war... so seltsam es klang: Es war nichts Persönliches. Im Grunde war die Frau austauschbar, hatte nur das Unglück, zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein. Nicht nur jener Mann, sondern die meisten Männer konnten je nach Umständen zu Bestien werden.

 Aglaia aber hatte Todesangst, dass der Tribun sie suchen und wiederkommen würde. 
 Saturninus sah die Hetäre fragend an:

"Weshalb glaubst du, hasst dich dieser Tribun so sehr, dass er sich an dir rächen will?", fragte er schließlich:
"Ich helfe dir. Aber um dir helfen zu können, solltest du mir alles sagen"

Ich musste wirklich an mich halten! Waffen in den Händen eines Sklaven! Ich hatte gut daran getan, meinen Dolch mit keinem Wort zu erwähnen. Das hätte dieser Römer wohl kaum überwunden! Natürlich verfolgte ich das Gespräch der Beiden sehr aufmerksam und ich verstand auch fast alles. Zunächst einmal erklärte der Römer, dass er keinen Einfluss habe, aud das, was diese Schweine angerichtet hatten. Aber er meinte, er könne herausfinden, wie der Names des Tribuns lautete. Dennoch konnte er nichts gegen ihn unternehmen. 
Er fing dann auch noch an, von Boudicca und ihrem glorreichen Aufstand zu sorechen. Ja, genau! Auf diese Weise schaffte man es, dass ein neuer Aufstand ausgerufen wurde! Welch ein Jammer, dass uns dafür inzwischen die geeigneten Anführer fehlten! Doch jeder konnte etwas tun! Jegliche Versuche, gegen ihre Armee anzutreten, waren zum Scheitern verurteilt. Doch mit kleinen schmerzhaften Nadelstichen konnte man sie schwächen! 
Der Römer faselte von Frieden! Innerlich schüttelte ich den Kopf. Nein, solange es Drecksäcke wie diesen Tribun gab, würde es niemals Frieden geben!

Aglaia warf sich diesem Kerl dann auch noch vor die Füße und bettelte um Hilfe! Wenn es nach mir gegangen wäre, wäre ich mit ihr in meine Heimat geflohen. Wir hätten uns in den Bergen verstecken können Dort ware sie in Sicherheit gewesen. Aber bereits in Cheddar hatte ich selbst feststellen müssen, das wir aus unterschiedlichen Welten kamen und sie kein Interesse daran hatte, in meiner zu leben.

Der Römer bot ihr dann an, in seinem  Haus zu bleiben. Das gefiel mir noch viel weniger! Aber ich hatte darauf keinen Einfluss. So wie sie sich dem Kerl an den Hals geworfen hatte, war ich wahrscheinlich längst vergessen. Als er sie dann fragte, ob er mich als Übersetzer ausleihen könne, wenn er nun nach Chaddar reiten wollte, fragte sie mich, ob ich das wollte. In ihrem Gesicht konnte ich erkennen, dass sie es wollte, wenn ich den den Römer begleitete. "Ja, ich kann" antwortete ich knapp. Vielleicht war es dann auch gut, gleich in Cheddar zu bleiben, denn sie brauchte mich hier ja nicht. In der Schmiede musste aufgeräumt werden, um zu sehen, was die Soldaten alles zerstört hatten.
Offenbar sollte es jetzt gleich losgehen. Der Römer ließ sich schon seinen Mantel und Schuhe bringen. In cheddar würde ich meine suchen müssen und vielleicht fand ich dann auch ihre. Aglaia aber bat ihren Gönner dann auch noch um Schuhe für sich und mich. Ich hätte auch durchaus barfuß reiten konnen. Das machte mir nichts aus. Auch einen Mantel war überflüssig, denn es war inzwischen nicht mehr kalt. Der Sommer hielt inzwischen schon Einzug!

Der Römer hatte sie dann noch gefragt, was der Grund für ihre Angst war, der Tribun könne sich an ihr rächen wollen. Die Antwort bleib mir verborgen, denn sie teilte sie nur mit ihm. Ja, natürlich. Ich war nur ihr Sklave, derihr Vertrauen verspielt hatte. Ja, ich sollte in Cheddar bleiben. 
Mein Entschluss begann aber schon bald zu bröckeln, als sie meinte, sie könne ihre Familie nicht alleine lassen und ihn bat, seine Sklaven in ihr Haus zu schicken, um sie dort zu beschützen.
Zitieren
 
05-25-2023, 12:03 PM,
Beitrag #56
RE: Das Biclinium - Privater Aufenthaltsraum
So sehr Saturninus Aglaia leiden mochte; natürlich konnte er nicht die gesammelte Mannschaft eines  Lupanars unter seinem Dach beherbergen. So nickte er nur. Ja, sie unter Bewachung nach Hause zu schicken, würde das Beste sein. Er glaubte ihr die Sache mit dem Altmetall sofort. Sie als Geschäftsfrau würde nicht so dumm sein, Illegales zu unternehmen, und als Griechin hatte sie mit keltischem Widerstand ohnehin nichts zu schaffen.

Als Saturninus dann auf Aglaias bloße Füße schaute, machte ihn das ganz fertig. Wie sehr musste dieses zarte, exquisite Geschöpf erschrocken gewesen sein, um wie die niedrigste Sklavin in der Öffentlichkeit zu erscheinen! Ohne Schuhe! 
"Du sollst alles haben, was du brauchst, Aglaia. Und auch einen Umhang"

Er ließ Spiros die Sklavinnen nach Schuhen fragen. Für Owain fanden sie ein paar simple Holzclocs, wie sie die Sklaven trugen, die das Hypocaustum befeuerten, doch für Aglaia brachten sie zwei Paar in verschiedenen Größen zur Auswahl. Beides waren weiße, geschlossene Schuhe aus weichem Leder, jedoch in verschiedenen Größen, die irgendwann einmal einer Furia gehört hatten.  Außerdem hatte er einen Kaputzenmantel, in den Aglaia zweimal hineinpasste und der ihr Gesicht verbergen würde, mitgebracht. Der kleine Spiros schleppte alles ziemlich stolz auf die eigene Tüchtigkeit an, und legte es nach einer Kopfbewegung seines Herren auf Aglaias Schoss.

Was ihm Aglaia dann über diesen Tribun ins Ohr flüsterte, ließ Saturninus den Kopf schütteln. Er selbst konnte das gar nicht verstehen; schon Aglaias Anblick lenkte bei ihm das Blut intensiv in die südliche Region. Doch die Götter hatten den Übeltäter vielleicht mit diesem Übel geschlagen.  Man sagte auch Eunuchen nach, dass sie besonders grausam sein konnten.

"Ich werde bei der offiziellen Version bleiben: Misshandlung und Schändung", flüsterte Saturninus zurück: "Dann denkt dieser Tribun weiterhin, dich genug eingeschüchtert zu haben"
Natürlich würde auch ein Militärribun seine Truppe nicht durch das Stadttor von Iscalis marschieren lassen, das war völlig unmöglich, doch persönliche Rache war nicht ausgeschlossen:

"Schließt das Haus des Roten Mondes solange, dies ist eine gute Idee. Ich nehme an, dass ich Morgen wieder zurück bin"

Den Blick dieses Owen konnte Saturninus  erst nicht deuten. Er beschloss, den Mann etwas auszufragen, sobald sie auf dem Weg waren. Aglaia schien ihm zu vertrauen, und er schien ihr ergeben zu sein. Trotzdem sah er sehr...keltisch aus. Alles was aus dem Norden kam und lange rotblonde Haare hatte, war ohnehin ein römisches Trauma. So klug Aglaia war, sie war nur eine Frau und ihr fehlte der Überblick. Vielleicht gab es einen tieferen Grund, warum dieser Tribun es auf diesen Owen abgesehen hatte.

"Gut,dann ist entschieden, dass du mit mir kommst, Owen", sagte Saturninus: "Mit deiner Unterstützung  werde ich zu den Bewohnern von Cheddar sprechen können. Nimm du das Muli deiner Domina", er suchte mit einem Blick Aglaias Einverständnis:
Saturninus Pferde waren normalerweise nicht in Iscalis, sondern auf dem Land. Doch heute war Furianus Gadrianus in Iscalis, um Besorgungen zu machen, und er hatte Malachit in der Villa Furia untergestellt. Malachit war zwar nur ein Wallach, und ihm fehlte das Feuer; dafür war er jedoch  gutmütig und nervenstark. Der Villicus würde dann eben  zu Fuß nach Hause gehen Saturninus wolte sich den Freigelassenen dann später als Begleiter in die Castra mitnehmen. Auf diese Weise würden sie sich jetzt  nicht damit aufhalten müssen, bei Alan ein Reittier für den Furier zu leihen:


Saturninus ließ nach seinen kräftigsten Männern, das waren die beiden kampferprobten  Sklaven Seasnán und Leon,  schicken.
"Diese Beiden werden dich nach Hause bringen", meinte er zu Aglaia:
[Bild: Seasnan0.png][Bild: Leon-1.png]

"Seasnan und Leon, ihr geleitet Liciniana, sobald sie es wünscht, in ihr Heim und bleibt dort, um sie zu bewachen. Ihr garantiert mir für ihre Sicherheit mit euren Köpfen", sagte er zu den beiden Leibwächtern, die sich zum Zeichen, dass sie verstanden hatten, stumm verbeugten.

Zum Abschied  küsste der Furier nicht nur Aglaias Stirn, sondern ließ seine Lippen sanft bis zu ihrem Mund wandern: "Meine liebe Aglaia", sagte er dann: "Bis später. Wenn du noch irgendetwas brauchst, sage nur Spiros Bescheid  - Komm mit, Owen!"

>>>
[Bild: 3_18_08_22_2_20_05.png]
[Bild: 3_15_08_22_9_31_55.png]

Honoratior von Iscalis
Zitieren
 
05-25-2023, 03:41 PM,
Beitrag #57
RE: Das Biclinium - Privater Aufenthaltsraum
Der kleine Sklavenjunge, der mich beim Essen bedient hatte, flitzte los und kam mit Schuhen und einem Mantel zurück. “Dankesehr“, sagte ich leise und merkte, wie diese allgegenwärtige Anspannung endlich anfing, von mir abzufallen. Was allerdings dazu führte, dass ich erst einmal wie Espenlaub zu zittern anfing und mich setzen musste, weil mir auf einmal unendlich kalt wurde und ich mich so müde fühlte, dass ich am liebsten schlafen wollte. Einfach nur schlafen und all das Schreckliche vergessen.
Das erste Schuhpaar war deutlich zu groß, das zweite minimal zu klein. Ich wählte trotzdem dieses, es musste ja nur bis nach Hause reichen, was es eindeutig würde. Es gab weitaus schlimmeres als eine winzige Blase am Zeh durch einen drückenden Schuh.

Saturninus sagte auch zu, dass er nichts verraten würde, und ich nickte dankbar. Wenn diese Wahrheit die Runde machen würde, würde der Tribun mich auf jeden Fall umbringen. Da konnte er gar nicht anders, als Rache zu nehmen. Und ich war wirklich kein Kämpfer. Ich wollte am besten gar nicht mit in die Sache hineingezogen werden. “Erwähne mich bitte nicht, wenn du nicht musst“, bat ich ihn. Er würde wissen, ob es notwendig wäre oder nicht und es abschätzen, da vertraute ich ihm. Eine Hetäre war ohnehin ein weniger geeignetes Opfer, für das man in die Schlacht zog.

Ich nickte noch einmal, als er sagte, dass ich das Haus schließen sollte, und er Owain mit sich befahl. Ich schaute noch einmal zu ihm hinüber. Die sanften Küsse und liebevollen Berührungen zwischen uns schienen mit einem Mal so weit entfernt. Ob er es in sich trug, mich dennoch lieben zu können? Ich wusste es einfach nicht, und das war fast schlimmer als das, was der Tribun mir angetan hatte. Uns allen angetan hatte.
Er beorderte zwei kräftig aussehende Männer zu meinem Schutz, und ich zitterte weiter vor Erleichterung. Ein Blick auf die beiden und ich wusste, Kiki würde begeistert sein, sich von ihnen bewachen zu lassen. Die armen Kerle würde aufpassen müssen, dass sie sie nicht zu sehr ablenkte.

Der Kuss, so sanft er auch war, schmerzte. Und doch ließ ich mir nichts anmerken und ihn gewähren, auch wenn sich jede Berührung gerade falsch anfühlte und ich nur an diese kalten Augen denken konnte, ehe der Tribun mich gebissen hatte.
“Passt auf euch auf. Und versprecht mir, zu mir zu kommen, so bald ihr könnt“, verabschiedete ich mich von Saturninus und Owain und sah zu, wie sie gingen.

Und dann war ich allein. Ich brauchte noch etwa eine halbe Stunde und einen Becher von dem Gewürzwein, bis ich mich ruhig genug fühlte, mich von den beiden wachen nach Hause geleiten zu lassen. Ich bedankte mich bei Spiros für seine Gesellschaft und seine Mühen und hüllte mich dann in den Mantel, dessen Kapuze ich tief ins Gesicht zog, während ich mich leicht von einem der beiden wachen stützen ließ, um nach Hause zu gehen und meine Familie zu warnen.

>>>
[Bild: 15_14_01_23_5_20_11.png]
Zitieren
 
05-25-2023, 06:34 PM,
Beitrag #58
RE: Das Biclinium - Privater Aufenthaltsraum
(05-25-2023, 12:03 PM)Tiberius Furius Saturninus schrieb: So sehr Saturninus Aglaia leiden mochte; natürlich konnte er nicht die gesammelte Mannschaft eines  Lupanars unter seinem Dach beherbergen. So nickte er nur. Ja, sie unter Bewachung nach Hause zu schicken, würde das Beste sein. Er glaubte ihr die Sache mit dem Altmetall sofort. Sie als Geschäftsfrau würde nicht so dumm sein, Illegales zu unternehmen, und als Griechin hatte sie mit keltischem Widerstand ohnehin nichts zu schaffen.

Als Saturninus dann auf Aglaias bloße Füße schaute, machte ihn das ganz fertig. Wie sehr musste dieses zarte, exquisite Geschöpf erschrocken gewesen sein, um wie die niedrigste Sklavin in der Öffentlichkeit zu erscheinen! Ohne Schuhe! 
"Du sollst alles haben, was du brauchst, Aglaia. Und auch einen Umhang"

Er ließ Spiros die Sklavinnen nach Schuhen fragen. Für Owain fanden sie ein paar simple Holzclocs, wie sie die Sklaven trugen, die das Hypocaustum befeuerten, doch für Aglaia brachten sie zwei Paar in verschiedenen Größen zur Auswahl. Beides waren weiße, geschlossene Schuhe aus weichem Leder, jedoch in verschiedenen Größen, die irgendwann einmal einer Furia gehört hatten.  Außerdem hatte er einen Kaputzenmantel, in den Aglaia zweimal hineinpasste und der ihr Gesicht verbergen würde, mitgebracht. Der kleine Spiros schleppte alles ziemlich stolz auf die eigene Tüchtigkeit an, und legte es nach einer Kopfbewegung seines Herren auf Aglaias Schoss.

Was ihm Aglaia dann über diesen Tribun ins Ohr flüsterte, ließ Saturninus den Kopf schütteln. Er selbst konnte das gar nicht verstehen; schon Aglaias Anblick lenkte bei ihm das Blut intensiv in die südliche Region. Doch die Götter hatten den Übeltäter vielleicht mit diesem Übel geschlagen.  Man sagte auch Eunuchen nach, dass sie besonders grausam sein konnten.

"Ich werde bei der offiziellen Version bleiben: Misshandlung und Schändung", flüsterte Saturninus zurück: "Dann denkt dieser Tribun weiterhin, dich genug eingeschüchtert zu haben"
Natürlich würde auch ein Militärribun seine Truppe nicht durch das Stadttor von Iscalis marschieren lassen, das war völlig unmöglich, doch persönliche Rache war nicht ausgeschlossen:

"Schließt das Haus des Roten Mondes solange, dies ist eine gute Idee. Ich nehme an, dass ich Morgen wieder zurück bin"

Den Blick dieses Owen konnte Saturninus  erst nicht deuten. Er beschloss, den Mann etwas auszufragen, sobald sie auf dem Weg waren. Aglaia schien ihm zu vertrauen, und er schien ihr ergeben zu sein. Trotzdem sah er sehr...keltisch aus. Alles was aus dem Norden kam und lange rotblonde Haare hatte, war ohnehin ein römisches Trauma. So klug Aglaia war, sie war nur eine Frau und ihr fehlte der Überblick. Vielleicht gab es einen tieferen Grund, warum dieser Tribun es auf diesen Owen abgesehen hatte.

"Gut,dann ist entschieden, dass du mit mir kommst, Owen", sagte Saturninus: "Mit deiner Unterstützung  werde ich zu den Bewohnern von Cheddar sprechen können. Nimm du das Muli deiner Domina", er suchte mit einem Blick Aglaias Einverständnis:
Saturninus Pferde waren normalerweise nicht in Iscalis, sondern auf dem Land. Doch heute war Furianus Gadrianus in Iscalis, um Besorgungen zu machen, und er hatte Malachit in der Villa Furia untergestellt. Malachit war zwar nur ein Wallach, und ihm fehlte das Feuer; dafür war er jedoch  gutmütig und nervenstark. Der Villicus würde dann eben  zu Fuß nach Hause gehen Saturninus wolte sich den Freigelassenen dann später als Begleiter in die Castra mitnehmen. Auf diese Weise würden sie sich jetzt  nicht damit aufhalten müssen, bei Alan ein Reittier für den Furier zu leihen:


Saturninus ließ nach seinen kräftigsten Männern, das waren die beiden kampferprobten  Sklaven Seasnán und Leon,  schicken.
"Diese Beiden werden dich nach Hause bringen", meinte er zu Aglaia:
[Bild: Seasnan0.png][Bild: Leon-1.png]

"Seasnan und Leon, ihr geleitet Liciniana, sobald sie es wünscht, in ihr Heim und bleibt dort, um sie zu bewachen. Ihr garantiert mir für ihre Sicherheit mit euren Köpfen", sagte er zu den beiden Leibwächtern, die sich zum Zeichen, dass sie verstanden hatten, stumm verbeugten.

Zum Abschied  küsste der Furier nicht nur Aglaias Stirn, sondern ließ seine Lippen sanft bis zu ihrem Mund wandern: "Meine liebe Aglaia", sagte er dann: "Bis später. Wenn du noch irgendetwas brauchst, sage nur Spiros Bescheid  - Komm mit, Owen!"

>>>
Man reichte mir ein Paar Holzschuhe, die ich erst einen moment betrachtete, bevor ich sie an meine Füße zog. Wahrscheinlich wäre brafuß laufen die bessere Option gewesen. Aber ich wollte nicht undankbar erscheinen und zog sie an.

Aglaia sah noch einmal zu mir her, bevor ich mit diesem Römer fortritt. Es schmerzte mich, ihren Blick zu erwidern, denn die Vorwürfe, die ich mir machte, waren kein bisschen weniger geworden. Vielleicht konnte ich es jetzt wieder gut machen. Ein kleines bisschen vielleicht. Aber was würde ich schon groß tun? Mit dem Römer nach Cheddar reiten und seine Worte für meine Leute verständlich machen. Mehr nicht!

Aglaia würde später in ihr Haus zurückkehren. Damit sie auch sicher war, gab ihr der Römer zwei von seinen Sklaven mit, die sie beschützen sollten. Auch das wurmte mich. Alles wurmte mich, was an diesem Tag noch geschehen würde und was mit Aglaia und diesem Römer zu tun hatte.
Sie meinte noch wir sollten auf uns aufpassen und sollten zu ihr zurückkehren, sobald wir konnten. Nein, ich sah nicht noch einmal zu ihr, als ich ging. Ich folgte einfach dem Römer nach draußen.
Zitieren
 
08-07-2023, 03:56 PM,
Beitrag #59
RE: Das Biclinium - Familiengeheimnisse
>>> Saturninus hatte sich zurücktragen lassen und den ganzen Weg über gegrübelt. Fenia hatte ihm gesagt, dass er mehrere Tage unterwegs sein würde, um Stella zu finden. Mehrere Tage konnte er sich aber unmöglich von Zuhause wegbleiben, ohne Serena Bescheid zu sagen. Er hätte sich eine dienstliche Reise ausdenken können. Aber eine Sache war es, Stillschweigen zu bewahren, eine andere, die Gattin zu belügen. Saturninus fand solch ein Verhalten für einen Römer schlicht unwürdig. Als hätte er Angst vor der Reaktion seiner Frau! Dabei hatte sie ihm in allen Belangen zu gehorchen. Furia Serena, er dachte Furia, denn das war sie jetzt ja als sei sie eine Haustochter, sollte nun wissen, was hinter den sorgfältig verriegelten Türen der Villa vor sich gegangen war. 
Gleich an der Tür ließ der Furius sich Gesicht, Hände und Füße waschen, in seinem Zimmer kleidete ihn Scaevus in eine bequeme Tunika, und so begab er sich in das Biclinium. In der Hand trug er das Schreiben des Rechtsgelehrten, welches ihm sein Leibsklave ausgehändigt hatte. Das war für Serena bestimmt eine erfreuliche Nachricht. 
Seang und Sabi hatten schon das Abendessen gerichtet, und nach römischer Weise Speisen, die man mit einer Hand essen konnte, wenn man auf einer Kline lag, zubereitet. Es gab die von Saturninus so geliebten Importdatteln mit Speck umwickelt, Wachteleier im Teigmantel, frisches Brot, Moretum aus Käse von der eigenen Landwirtschaft und dazu Wein und Wasser. Sklaven hatten aber auch einen bequemen Korbsessel mit Kissen hingestellt, da die neue Herrin nichts von der neumodischen Sitte, dass sich Frauen auch auf Klinen legten (und womöglich sogar ihre Beine sehen ließen!) hielt.
[Bild: 3_18_08_22_2_20_05.png]
[Bild: 3_15_08_22_9_31_55.png]

Honoratior von Iscalis
Zitieren
 
08-08-2023, 05:12 PM,
Beitrag #60
RE: Das Biclinium - Privater Aufenthaltsraum
Ich war den fast den ganzen Tag mit Haushaltsangelegenheiten beschäftigt gewesen und hatte kaum Zeit für etwas anderes gefunden, als mich einer der Sklaven des Haushalts darüber informierte, dass mein Mann nun nach Hause zurückgekehrt war. Ich wusste, dass er auf unserem Landgut war, aber warum genau, wusste ich nicht. Es gab bestimmt wichtige Angelegenheiten zu regeln, also hatte ich nicht weiter nachgefragt. 

Ich ließ mir daher von Phoebe Füße. Hände und Gesicht waschen und in eine ordentliche Tunika und Stola helfen und legte meine einfache Hauskleidung, die ich bei der Arbeit am Webstuhl oder beim Spinnen trug, ab. Sie steckte auch noch mein Haar ordentlich hoch, das ich vorher nur in einem losen Zopf getragen hatte und nach nur wenigen Minuten war ich ordentlich für die Cena gekleidet und betrat das Biclinium, wo mein Mann bereits auf einer Kline lag. 

"Ich hoffe, du musstest nicht zu lange auf mich warten, geliebter Gatte" sagte ich ein wenig entschuldigend, während ich mich im Korbsessel neben ihm niederließ. Von Frauen auf Klinen hielt ich in der Tat überhaupt nichts. Der einzige Ort, an dem eine Frau liegen sollte, war ihr Bett. Herumkugeln wie rollige Katzen auf Klinen fand ich skandalös und unschicklich für Damen. Ich lächelte den Sklaven freundlich zu, als diese die Speisen und Getränke servierten. Es sah sehr köstlich aus und es gab frischen Apfelsaft für mich, den ich am liebsten mit kühlem Quellwasser verdünnte. 

Nachdem die Sklaven alles serviert hatten und sich aus unserem Blickfeld ein wenig zurückgezogen hatten, konnte ich das Gespräch mit meinem Mann suchen. "Wie war dein Tag, liebster Gemahl?" fragte ich leichthin, während ich an meinem Saft nippte und mir dann auch ein wenig Brot mit Moretum und Früchte nahm als Anfang des Mahls.
[Bild: 3_15_08_22_9_35_15.png]
Vormund: Ihr Ehemann Tib. Furius Saturninus
Zitieren
 


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 23 Gast/Gäste