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Vor Brigids Forst
02-05-2023, 03:05 PM,
Beitrag #11
RE: Vor Brigids Forst - Stella & Sonnwinn
Am dritten Tag näherten wir uns der Heiligen Quelle. Wir waren nun nicht nur nachts, aber auch tagsüber unterwegs. Die Landschaft war schön, aber auch unheimlich und nicht gerade einladend. Und man merkte, dass in der Gegend Menschen lebten.

Auf einer kleinen Lichtung blieben wir stehen und Sonnwin half mir vom Pferd abzusteigen. Ich war auch sehr müde und durstig und brauchte ein heißes Bad, mir war kalt und ich hatte keine passende Kleidung gegen Kälte.

Dann erzählte mir mein Retter über die Priesterinnen, dass die uns feindlich begegnen könnten, weil die Soldaten einen Druiden umgebracht haben und fragte mich, ob ich mitkommen möchte oder auf die beiden hier warten sollte, während er und Durs sich um die Vorräte kümmern wollten. Seine Frage überraschte mich und ich sah ihn an, 

"Das ist aber eine seltsame Frage, lieber Friudel, nachdem du mir diese schaurigen Geschichten erzählte, ob ich mitkommen möchte, oder hier alleine bleibe, wo Kelten, Druiden und Soldaten wahrscheinlich in der Gegend unterwegs sind?...". Bei der Vorstellung, lief mir ein Schauer über den Rücken. Ich schwieg einen Moment und fügte dann hinzu, "Und vor Priesterinnen, auch wenn sie uns feindlich gesinnt sind, was ich nicht glaube, habe ich keine Angst...".

Dass ihm die Gefahr, mich hier in einer feindlichen Umgebung, alleine zu lassen, vermutlich nicht in den Sinn kam, hat mich verwundert. Ich schüttelte den Kopf und senkte meinen Blick. Auf seine Frage gab es nur eine klare und endgültige Antwort, ich zögerte etwas, dann reichte ich Sonnwin meine Hand und sagte leise,

"Komm, Sonnwin, lass uns gehen ... Wir haben das alles zusammen angefangen und ich denke, wir müssen auch gegen alle Gefahren zusammenhalten, solange du mich auf deiner Seite haben willst..."
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Vormund (Tutor): Tib. Furius Saturninus
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02-06-2023, 03:54 PM,
Beitrag #12
RE: Vor Brigids Forst
„Ich hätte dich mit Bernjan gelassen, und unser treues Pferdchen hätte dich in Sicherheit gebracht, ganz gleich, was uns geschieht, meine Fridila“, sagte ich. Aber das war nichts für meine tapfere Stella. Natürlich wollte sie mitkommen, und wenn die Priesterinnen das Tor zum Orcus selbst bewachen würden und Harpyen mit Flügeln und scharfen Klauen wären. So versteckte ich nur Bernjan und unsere Vorräte. Etwas Geld – drei Denare – führte ich mit, denn soweit ich wusste, liebten die Kelten Silbergeld mehr als Sesterze.
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04-15-2023, 01:09 PM,
Beitrag #13
RE: Vor Brigids Forst
Vor Brigids Forst - Aluns Rückkehr

Unter dem Vorwand mich als Rekrut bei der Legio zu melden und unterwegs meine angebliche Mutter in Calleva Atrebatum besuchen zu wollen, hatte ich das Haus des Occius in Londinum verlassen. Da der Veteran mir wohlgesonnen war und ich für ihn wie ein eigener Sohn gewesen war, hatte er mir für meine Reise ein Reitpferd besorgt und mir einen gutgefüllten Geldbeutel mitgegeben. Es hatte ihn mit Stolz erfüllt, dass ich in seine Fussstapfen treten wollte. Lediglich Occiana Belana wusste, dass dies ein Abschied für immer sein würde. Sie hatte mir eine warme Decke und Proviant für mindestens zehn Tage eingepackt und mich noch einmal herzlich gedrückt, als ich das Haus verließ. Äußerlich sah ich aus wie ein Römer, gekleidet in eine Tunika. Für schlechtes Wetter hatte ich auch eine Paenula dabei. So würde ich am wenigsten Aufsehen erregen. 
Die ersten Tage ritt ich von Straßenstation zu Straßenstation. Da ich genügend Geld bei mir hatte, übernachtete ich die ersten Nächte immer in einem bequemen Bett und ließ es mir gut gehen. Ein Römer unter Römern war ich. Auch wenn mein Herz etwas ganz anderes sagte und ich alles römische verachtete. 
Als ich schon mehr als eine Woche unterwegs war, verließ ich die Straße und folgte den alten Wegen. Eine Weile hatte ich gebraucht, bis meine Augen wieder die Zeichen deuten konnten und ich so in die richtige Richtung fand. Ich ritt immer weiter, bis ich zu einem Wald kam, der mir irgendwie vertraut war. Nun wusste ich, dass es nicht mehr weit sein konnte! Über zwei Jahre war ich nicht mehr hier gewesen. Genauso lange hatte ich auch meine Brüder nicht mehr gesehen und Cathbad, den alten Druiden. Bei dem Gedanken, sie vielleicht alle bald wieder zu sehen, wurde es mir warm ums Herz. Endlich würde ich nichts mehr vorgaukeln müssen. Dann konnte ich endlich wieder ich selbst sein!

Nur noch wenige Stunden musste ich von Brigids heiligem Ort entfernt sein. Aber ich war müde, durstig und hungrig. Auch mein Pferd, dass mir all die Tage so treue Dienste geleistet hatte, konnte eine Pause vertragen. Also suchte ich mir trotzdem ein Plätzchen, an dem ich eine Rast einlegen konnte und holte den letzten Proviant aus meiner Tasche. Der Wasserschlauch, den ich vor zwei Tagen aufgefüllt hatte, war fast leer und in meiner Tasche fand sich dann auch nur noch ein kleines Stückchen Käse und ein angestoßener Apfel, der aber noch eßbar war. Genüßlich biss ich hinein und genoss die Ruhe des Waldes und die Sonnenstrahlen, die durch die kahlen Äste, an denen sich die ersten Blätter gebildet hatten, hindurchschienen.
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Als "Lucius Tarutius Corvus"
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Falke
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04-15-2023, 11:14 PM,
Beitrag #14
RE: Vor Brigids Forst
Niamh hatte erst vor wenigen Tagen ihr neues Heim bezogen. Um es immer warm und behaglich zu haben, musste sie nun Holz und Reisig für die Feuerstelle sammeln. In ihrem Tragekorb, den sie auf dem Rücken trug, war noch viel Platz.
Außerdem hielt sie die Augen auf, um vielleicht noch ein paar andere nützliche Dinge zu finden, die der Wald für sie bereit hiel und die sie gebrauchen konnte.  Frisches Moos war zum Beispiel nutzlich. Manchmal fand sie auch noch ein paar Nüsse aus dem letzten Herbst, die noch genießbar waren. Aber es gab nun auch schon die ersten Kräuter, die sie ernten konnte. 
 
Sie liebte es einfach, durch dem Wald zu streifen, besonders dann, wenn es ein so schöner Tag war, wie an diesem Tag. Die Sonne schien, der Himmel war blau und es war auch keine Regenwolke in sich, die daran etwas hätte ändern können. Sie summte ein Lied aus ihrer Heimat und war einfach nur glücklich, dass sie nun endlich hier war. Was ihr dabei aber nicht aufgefallen war, war die Entfernung, die sie während ihres Waldspaziergangs bereits zurückgelegt hatte. Sie hatte längst schon den Forst um das Heiligtum verlassen. Zu sehr war sie damit beschäftigt, den Boden nach 'Schätzen' abzusuchen und jedes Mal, wenn sie fündig wurde, freute sie sich wie ein Kind darüber. Erst als sie den nahenden Hufschlag vernahm blieb sie stehen und versuchte herauszufinden, aus welcher Richtung der Reiter kam. Schnell versteckte sie sich hinter einer alten dicken Eiche und lugte immer wieder hervor, um den Reiter erspähen zu können. Da war sie wieder, ihre Angst vor irgendwelchen Verfolgern, die ihr Erwan oder Diarmait geschickt hatten.

Nach einer Weile erkannte sie den Reiter, der plötzlich sein Pferd zum Stehen gebracht hatte und sich nun einen Platz zum rasten suchte. Seiner Kleidung und seinem Aussehen nach zu urteilen war es ein Römer. Er hatte dunkles Haar und sein Teint war dunkler als ihr eigener. Wie angewurzelt blieb sie stehen. Sie hatte solche Angst!. Dann viel ihr ein, dass sie ja ein Messer dabei hatte. Das würde sie brauchen, wenn der Römer sie angreifen wollte! Panisch begann sie danach zu suchen. Sie fand es schließlich in der Stofftasche, die sie an ihren Gürtel gebunden hatte. So verharrte sie eine Weile hinter der dicken Eiche und hoffte, dass der Eindringling bald wieder verschwinden würde. Der allerdings schien keine große Eile zu haben. Schließlich wagte sie es noch einmal, hinter ihrem Versteck hervorzulinsen. Dabei machte sie einen winzigen Schritt nach vorne. Ihr Fuß traf dabei auf einen kleinen Zweig, der unter ihrer Last mit einem Knacken zerbarst. "Oh nein!", flüsterte sie  leise zu sich selbst und wäre am liebsten Im Erdboden versunken.
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04-16-2023, 12:54 PM,
Beitrag #15
RE: Vor Brigids Forst
Ach, war das nicht herrlich? Die Vorfreude, bald wieder zu Hause zu sein, wuchs stetig in mir. Derweil kaute ich noch auf dem letzten Stückchen Apfel, bis nur noch der kleine Stiel übrig war, den ich dann achtlos weg warf. Dann nahm ich mir noch das letzte Stückchen Käse, den mir meine Ziehmutter mir eingepackt hatte und biss etwas davon ab. Dabei schweiften meine Gedanken ab und ich musste über die letzten beiden Jahre nachdenken, in denen ich in Londinum gelebt hatte. Occiana Belana war die Einzige gewesen, die ansatzweise meine wahre Identität kannte. Ob und wie sie mit Cathbad in Beziehung stand, wusste ich nicht. Danach hatte ich sie nie gefragt, denn ich wollte sie nicht noch mehr in Gefahr bringen. Welch ungemeiner Druck musste die ganze Zeit über auf ihr gelastet haben? Dabei wäre es ein leichtes gewesen, herauszufinden, dass ich keineswegs der Sohn ihrer jüngeren Schwester war, die nach langer Krankheit vor mehr als zwei Jahren verstorben war. Denn sie und ihr verstorbener Mann, ein gewisser Marcus Tarutius Pudens, hatten keinen Sohn, der das junge Erwachsenenalter erreicht hatte. Ihr Sohn Corvus war mit elf Jahren ums Leben gekommen. Doch zum Glück hatte danach all die Zeit niemand gefragt. So hatte ich unbehelligt die Identität eines Toten benutzen können. Damit war es aber nun vorbei. Wenn es nach mir ging, konnte Lucius Tarutius Corvus, so lautete mein Deckname, nun endlich seine verdiente Ruhe finden.

Nun war auch das letzte Krümelchen Käse in meinem Mund verschwunden, das ich mit  dem letzten Schluck Wasser hinunter gespült hatte. Somit waren all meine Vorräte aufgebraucht. Ich blieb noch ein Weilchen sitzen, um die Wärme der Sonne zu genießen. Es wurde nun tatsächlich Frühling, dachte ich mir und das gute Gefühl, welches ich zu Anfang meiner Rast hatte, war wieder zurückgekehrt. Schließlich erhob ich mich und streckte mich mit einem zufriedenen Seufzer.

Mein Pferd hatte auch eine Stelle zum Grasen gefunden und zupfte genüsslich die letzten Halme ab. "So, mein Großer! Das letzte Stück schaffen wir auch noch!", sagte ich und benutzte dabei ganz unbewusst die lateinisch Sprache. Ich verstaute noch den leeren Wasserschlauch in einer der Taschen und wollte dann aufsitzen. Da hörte ich plötzlich ein Knacken, das von hinter einem der Bäume herkam. Ich sah mich um, ließ das Pferd stehen, wo es war und bewegte mich langsam auf eine  dicke Eiche zu. Meine rechte Hand wanderte zum Pugio, den mir mein Ziehvater zum Abschied geschenkt hatte.  Dann machte ich mit gezogenem Dolch einen Sprung hinter den Baum und fand … ein rothaariges Mädchen, bewaffnet mit einem stumpf anmutenden Küchenmesser in der Hand, das allerhöchstens zum Schneiden von Kräutern taugte. Ich ließ den Pugio wieder sinken und begann zu lachen. Einerseits, weil die Anspannung von mir abgefallen war, andererseits aber auch, weil es irgendwie komisch wirkte, wie sie so da stand.
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Als "Lucius Tarutius Corvus"
[Bild: 1_22_10_22_8_56_52.png]
Falke
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04-17-2023, 11:10 PM,
Beitrag #16
RE: Vor Brigids Forst
Hilfesuchend sah sie sich um, wo sie sich noch verstecken konnte, ohne das der römische Reiter etwas davon bemerkte. Aber das war aussichtslos. Ganz gleich, wohin sie hätte flüchten können, immer hätte sie ihre Deckung aufgeben müssen. Aber die Frage nach dem Wohin, stellte sich kurz darauf nicht mehr, denn plötzlich sprang der Römer hinter dem Baum hervor und hielt einen Dolch in Händen, mit dem er sie zunächst bedrohte. Doch dann begann er plötzlich zu lachen und ließ seine Waffe sinken. 
Warum lachte der nun so dämlich, fragte sich Niamh. Aber vielleicht lag gerade hier die Chance darin, ihm doch noch entkommen zu können. Wie war das gleich noch mit der Flucht nach vorne!
Ihr Messer, das sie immer noch ganz fest in ihrer Hand hielt, war ein ganz gewöhnliches Messer, das man in der Küche benutzte, um Gemüse zu schälen oder Kräuter zu zerkleinern. Sie hatte es mitgenommen, um damit Pflanzenstängel zu schneiden. Dass sie sich damit verteidigen sollte, war nie geplant gewesen. Dafür hatte sie ja Louarn, der noch immer hier bei der Quelle war und sie beschützte. Anfangs war er auch mit ihr gelaufen. Aber dann hatte sie nach Kräutern gesucht und nach Samen und Nüssen gesucht. Sie wusste nicht, ob er noch irgendwo in der Nähe war oder wieder zurückgelaufen war.

Niamh nahm nun all ihren Mut zusammen und stürzte sich wild schreiend auf den lachenden Römer. Ihm würde gleich das Lachen vergehen, dachte sie sich. Wahrscheinlich würde sie ihn mit dem Messer nicht töten. Doch verletzen konnte sie ihn! Wenn sie ihn überwältigt hatte, würde sie schnell das Weite suchen.
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04-18-2023, 01:11 PM,
Beitrag #17
RE: Vor Brigids Forst
Irgendwie war meine Zeit hier länger, als ich sie mir vorgestellt hatte. Auf der einen Seite war es schön, hier an der heiligen Quelle zu sein, Zeit zu verbringen, Ruhe zu finden und zu heilen. Ein bisschen friedliches Leben spielen eben. Auf der anderen Seite aber war es verdammt hart.
Ich hatte mir eine Hütte am Rand gesucht und dort geschlafen. Es war zugig und ich war mir nicht sicher, ob das Dach halten würde, aber es war so weit von Niamhs Hütte weg, wie es eben ging. Trotzdem war ich in der ersten Nacht einmal aufgestanden, durch das Mondlicht gegangen und hatte sehr viel mehr Zeit vor ihrer Hütte verbracht, als ich sollte. Und ja, ich hatte sehr ernsthaft darüber nachgedacht, anzuklopfen und um Einlass zu bitten. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie mich hereingelassen hätte. Dass sie noch viel mehr zugelassen hätte und wir beide es warm gehabt hätten dabei. Aber ich war doch standhaft geblieben und schließlich wieder gegangen, nur um am nächsten Morgen wie gerädert aufzuwachen. Um mich zu beschäftigen, fing ich an, für die Pferde einen Unterstand herzurichten aus einer der Hütten, die noch zerfallener war als die, in der ich schlief. Aber wo Niamh jetzt zwei davon besaß, brauchten die einen Stall, und eine Koppel, und überhaupt. Vor allen Dingen brauchte ICH Beschäftigung, um mich von dummen Gedanken abzuhalten.

Ganz abhalten konnte ich mich aber nicht, denn wenn Niamh sich von dem winzigen Dorf entfernte, folgte ich ihr normalerweise. So auch heute, wo sie in den Wald gegangen und dann herumgestromert war. Ich ließ sie gehen, zwang mich, sie außerhalb meines Blickes zu lassen und versuchte mich in der alten Druidenkunst, mit den Bäumen zu sprechen. Nicht, dass ich erwartete, dass die mir dieses Mal antworten würden, aber ich musste irgendwas tun. Außerdem sah ich ein paar Misteln in einem Baum, und zumindest da musste ich tätig werden, wenn ich mich überhaupt Druide genannt werden wollte. Ich zückte also die winzige, goldene Sichel, die ich versteckt bei mir trug und kletterte auf den Baum, um ein paar Zweige zu schneiden und später Gilda zu übergeben. Kaum war ich wieder auf dem Boden, hörte ich ein lautes Lachen. Keines von einem Mädchen. Alarmiert schaute ich mich um, wo Niamh war, sah sie aber nicht. Kurz darauf hörte ich sie aber schreien.
Ich ließ die Mistel und die Sichel fallen, wo ich stand, und spurtete los. Im Rennen löste ich die Handaxt, die ich mit mir führte, aus dem Gürtel und hörte auf die Geräusche des Waldes. DA! Niamh kreischte nochmal, und ich rannte in die Richtung, so dass ich sie nun auch sah. Sie stürzte sich gerade auf einen Römer, wie es der Kleidung und dem Haar nach aussah, der ihren Angriff abwehrte, indem er sie bei den Handgelenken gepackt hielt. Sie waren zu dicht beisammen, als dass ich es riskiert hätte, die Axt zu werfen.
Ohne auch nur ein mal langsamer zu werden rannte ich weiter und den Kerl damit einfach um. Ich krachte mit der Schulter in ihn und riss ihn so mit mir zu Boden und von Niamh weg. Wir rollten einmal komplett übereinander über den Waldboden. Irgendwo wieherte erschrocken ein Pferd. Schließlich kamen wir zu einem Halt, ich auf ihm. Ich hatte die Axt erhoben, bereit zum Schlag, als mich bekannte Augen erschrocken anstarrten.

“Alun?!“ sagte ich entgeistert und ließ die Axt erst sinken  und warf sie dann schließlich flach neben uns, um niemanden zu verletzen. Aber ja, das war er! “Scheiße, Alun!“, wiederholte ich noch einmal und mir wurde ganz anders bei dem Gedanken, dass ich beinahe meinen Bruder getötet hätte. Ich zog ihn hoch – naja, soweit das eben ging, immerhin saß ich noch halb auf ihm – und in meine bärige Umarmung, um ihn erst einmal ganz fest an mich zu drücken und festzuhalten. “Du bist es, oder?“ fragte ich ganz aufgewühlt, ohne ihn loszulassen. Von all meinen Brüdern hatte ich ihn am längsten nicht mehr gesehen, und ja, ich hatte den kleinen Stinkstiefel sehr vermisst.
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Falke
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04-19-2023, 05:26 PM,
Beitrag #18
RE: Vor Brigids Forst
Ja gut, es war nicht besonders nett von mir gewesen, sie einfach so auszulachen. Hinterher kam mir nämlich der Gedanke, dass sie vielleicht eine der ehrwürdigen Priesterinnen war. In dem Fall konnte ich mir später sicher noch eine ordentliche Gardinenpredigt von Cathbad anhören! Aber ehe ich mich versah, wurde aus dem unschuldigen und ängstlich wirkenden Mädchen eine wilde Furie, die mit ihrem Küchenmesser kreischend auf mich losging, als gäbe es kein Morgen mehr! Ich musste gestehen, ich war vollkommen überrascht. Ehe ich meinen Pugio fallen lassen konnte, damit ich sie mir mit beiden Händen vom Leib halten konnte, hatte sie mir meine Tunika ruiniert und mich mit ihrem  Messer unterhalb des linken Schlüsselbeins erwischt. Die Wunde war glücklicherweise nicht sehr tief aber sie blutete. 
"He, was soll das? Hör auf!" rief ich. So lange hatte ich nun nicht mehr meine Muttersprache gesprochen, dass es sich erst einmal etwas befremdlich anfühlte. Es war mir schließlich gelungen, mit meinen Händen ihre Handgelenke einzufangen und sie so in Schach zu halten, damit sie mich in ihrer Raserei nicht noch mehr verletzte. Aber ich wollte ihr ja auch nicht weh tun.


Erst in letzter Minute sah ich aus dem Augenwinkel etwas Großes Rotes auf mich zurennen. Bevor ich reagieren konnte, hatte er mich auch schon überrannt und zu Boden geworfen und hielt drohend seine Axt über mich. Verdammt, so kurz davor sollte ich jetzt abtreten, ohne nochmal meine Brüder zu sehen? Ich versuchte mich zu befreien, fürchtete aber auch gleichzeitig den drohenden Schlag.
In letzter Sekunde geschah dann das, was man ein Wunder nennen konnte. Der Kerl in Rot, der auch mir plötzlich so verdammt vertraut vorkam, ließ die Axt sinken und rief meinen Namen. "Ja Mann, der bin ich!", entgegnete ich erleichtert und war mir nun sicher, dass das niemand anderes als Louarn sein konnte! "Louarn, mein Bruder!" rief ich nun auch, als er mich hochzog, so dass ich wieder auf meine Füße kam und mich halb erdrückte, als er mich unmarmte. 
"Ja, ich bin es wirklch!" Zwei lange Jahre waren inzwischen vergangen. Eine sehr lange Zeit! Irrte ich mich, oder war er noch größer geworden? Vor allem hatte er jetzt noch mehr Muskeln. Gegenüber ihm war ich ein nasses Handtuch! Aber auch ich hatte mich verändert. Ja, das Kindliche war inzwischen fast gänzlich aus meinen Zügen verschwunden und ich ähnelte kaum noch jenem etwas zu dunkel geratenem Keltenjungen, der ich einmal gewesen war.

"Ist das deine Freundin? Passt gut zu dir! So rein von der Haarfarbe, mein ich," sagte ich grinsend, als ich kurz an ihm vorbei sah und mein Blick kurzzeitig wieder das Mädchen einfing.
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Als "Lucius Tarutius Corvus"
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Falke
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04-19-2023, 07:03 PM,
Beitrag #19
RE: Vor Brigids Forst
Wir rappelten uns auf die Füße, ohne dass ich Alun wirklich losließ. Verdammt, zwei Jahre hatte ich ihn nicht mehr gesehen und jetzt beinahe umgebracht, weil ich ihn nicht gleich erkannt hatte. Ich musste ihn wirklich festhalten, um mich zu vergewissern, dass er wirklich echt und weder eine Einbildung, noch ein Geisterwesen oder ein Pwca war. Aber er war echt, hatte noch immer keinen nennenswerten Bartwuchs und denselben finsteren Zug um die Augen wie früher, aber war sicher einen Kopf größer geworden, seit ich ihn gesehen hatte. Und er sah echt verdammt römisch aus, verdammt noch eins. Ich hatte Lust, ihn mit Dreck einzureiben, um meinen Bruder wieder zum Vorschein zu bringen.
Ich drückte ihn noch einmal fest und grinste schief, während ich ihn einfach nur anschaute und wuschelte schließlich durch sein viel zu frisiertes und kurzes Haar, was ich schon ewig nicht mehr getan hatte, als er mich schon auf Niamh ansprach, die ich schon ganz vergessen hatte.
Ich schaute zu ihr, wie sie grade dastand und guckte, als zweifle sie an ihrem Verstand. Oder meinem. Vielleicht auch an beidem. “Ähm, nein. Also ja, schon, aber nicht so, wie du denkst. Wir… Das ist Niamh“, stellte ich sie einfach vor und hoffte, dass die ihr Messer nicht gleich an mir noch ausprobierte. “Wir haben uns in Iscalis kennen gelernt und ich hab sie hier zu den Priesterinnen gebracht“, erklärte ich kurz und ließ dabei den ganzen Teil, dass sie sich in mich verliebt hatte, wir miteinander intim geworden waren und ich ihr dann hatte erklären müssen, dass ich sie nicht heiraten würde und auch Kinder ausgeschlossen waren, geflissentlich aus. Das würde ich Alun vielleicht mal in einer ruhigen Minute alles erzählen, um mich auszutauschen über unser Schicksal oder so. Wobei… dafür würde ich wohl eher Calum nehmen, der war zwar immer leicht niedergeschlagen, würde das aber vielleicht auch genau deshalb verstehen können. Egal, ich würde es auf alle Fälle nicht jetzt ausbreiten, wo Niamh direkt vor uns stand und uns anschaute wie eine Kuh bei Donner.
“Niamh, dass ist Alun.“ Scheiße, hatte ich grade seine Tarnung auffliegen lassen? Mist. Wobei, er hatte mich auch schon Bruder genannt, und ich hatte ihn ja auch schon beim Namen genannt. Alles zu spät. Trotzdem ärgerlich. “Mein Bruder“, setzte ich also zähneknirschend hinzu und schaute ihn an. Da merkte ich erst, dass seine Tunika ein Loch hatte. Und einen Blutfleck. “Sag mal, blutest du?“ fragte ich besorgt und überlegte, ob ich daran schuld war. Aber ich hatte ihn nur umgerissen, nicht mit der Axt erwischt. DAS sähe auch anders aus.
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Falke
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04-20-2023, 09:37 PM,
Beitrag #20
RE: Vor Brigids Forst
(04-19-2023, 05:26 PM)Alun schrieb: Ja gut, es war nicht besonders nett von mir gewesen, sie einfach so auszulachen. Hinterher kam mir nämlich der Gedanke, dass sie vielleicht eine der ehrwürdigen Priesterinnen war. In dem Fall konnte ich mir später sicher noch eine ordentliche Gardinenpredigt von Cathbad anhören! Aber ehe ich mich versah, wurde aus dem unschuldigen und ängstlich wirkenden Mädchen eine wilde Furie, die mit ihrem Küchenmesser kreischend auf mich losging, als gäbe es kein Morgen mehr! Ich musste gestehen, ich war vollkommen überrascht. Ehe ich meinen Pugio fallen lassen konnte, damit ich sie mir mit beiden Händen vom Leib halten konnte, hatte sie mir meine Tunika ruiniert und mich mit ihrem  Messer unterhalb des linken Schlüsselbeins erwischt. Die Wunde war glücklicherweise nicht sehr tief aber sie blutete. 
"He, was soll das? Hör auf!" rief ich. So lange hatte ich nun nicht mehr meine Muttersprache gesprochen, dass es sich erst einmal etwas befremdlich anfühlte. Es war mir schließlich gelungen, mit meinen Händen ihre Handgelenke einzufangen und sie so in Schach zu halten, damit sie mich in ihrer Raserei nicht noch mehr verletzte. Aber ich wollte ihr ja auch nicht weh tun.


Erst in letzter Minute sah ich aus dem Augenwinkel etwas Großes Rotes auf mich zurennen. Bevor ich reagieren konnte, hatte er mich auch schon überrannt und zu Boden geworfen und hielt drohend seine Axt über mich. Verdammt, so kurz davor sollte ich jetzt abtreten, ohne nochmal meine Brüder zu sehen? Ich versuchte mich zu befreien, fürchtete aber auch gleichzeitig den drohenden Schlag.
In letzter Sekunde geschah dann das, was man ein Wunder nennen konnte. Der Kerl in Rot, der auch mir plötzlich so verdammt vertraut vorkam, ließ die Axt sinken und rief meinen Namen. "Ja Mann, der bin ich!", entgegnete ich erleichtert und war mir nun sicher, dass das niemand anderes als Louarn sein konnte! "Louarn, mein Bruder!" rief ich nun auch, als er mich hochzog, so dass ich wieder auf meine Füße kam und mich halb erdrückte, als er mich unmarmte. 
"Ja, ich bin es wirklch!" Zwei lange Jahre waren inzwischen vergangen. Eine sehr lange Zeit! Irrte ich mich, oder war er noch größer geworden? Vor allem hatte er jetzt noch mehr Muskeln. Gegenüber ihm war ich ein nasses Handtuch! Aber auch ich hatte mich verändert. Ja, das Kindliche war inzwischen fast gänzlich aus meinen Zügen verschwunden und ich ähnelte kaum noch jenem etwas zu dunkel geratenem Keltenjungen, der ich einmal gewesen war.

"Ist das deine Freundin? Passt gut zu dir! So rein von der Haarfarbe, mein ich," sagte ich grinsend, als ich kurz an ihm vorbei sah und mein Blick kurzzeitig wieder das Mädchen einfing.

(04-19-2023, 07:03 PM)Louarn schrieb: Wir rappelten uns auf die Füße, ohne dass ich Alun wirklich losließ. Verdammt, zwei Jahre hatte ich ihn nicht mehr gesehen und jetzt beinahe umgebracht, weil ich ihn nicht gleich erkannt hatte. Ich musste ihn wirklich festhalten, um mich zu vergewissern, dass er wirklich echt und weder eine Einbildung, noch ein Geisterwesen oder ein Pwca war. Aber er war echt, hatte noch immer keinen nennenswerten Bartwuchs und denselben finsteren Zug um die Augen wie früher, aber war sicher einen Kopf größer geworden, seit ich ihn gesehen hatte. Und er sah echt verdammt römisch aus, verdammt noch eins. Ich hatte Lust, ihn mit Dreck einzureiben, um meinen Bruder wieder zum Vorschein zu bringen.
Ich drückte ihn noch einmal fest und grinste schief, während ich ihn einfach nur anschaute und wuschelte schließlich durch sein viel zu frisiertes und kurzes Haar, was ich schon ewig nicht mehr getan hatte, als er mich schon auf Niamh ansprach, die ich schon ganz vergessen hatte.
Ich schaute zu ihr, wie sie grade dastand und guckte, als zweifle sie an ihrem Verstand. Oder meinem. Vielleicht auch an beidem. “Ähm, nein. Also ja, schon, aber nicht so, wie du denkst. Wir… Das ist Niamh“, stellte ich sie einfach vor und hoffte, dass die ihr Messer nicht gleich an mir noch ausprobierte. “Wir haben uns in Iscalis kennen gelernt und ich hab sie hier zu den Priesterinnen gebracht“, erklärte ich kurz und ließ dabei den ganzen Teil, dass sie sich in mich verliebt hatte, wir miteinander intim geworden waren und ich ihr dann hatte erklären müssen, dass ich sie nicht heiraten würde und auch Kinder ausgeschlossen waren, geflissentlich aus. Das würde ich Alun vielleicht mal in einer ruhigen Minute alles erzählen, um mich auszutauschen über unser Schicksal oder so. Wobei… dafür würde ich wohl eher Calum nehmen, der war zwar immer leicht niedergeschlagen, würde das aber vielleicht auch genau deshalb verstehen können. Egal, ich würde es auf alle Fälle nicht jetzt ausbreiten, wo Niamh direkt vor uns stand und uns anschaute wie eine Kuh bei Donner.
“Niamh, dass ist Alun.“ Scheiße, hatte ich grade seine Tarnung auffliegen lassen? Mist. Wobei, er hatte mich auch schon Bruder genannt, und ich hatte ihn ja auch schon beim Namen genannt. Alles zu spät. Trotzdem ärgerlich. “Mein Bruder“, setzte ich also zähneknirschend hinzu und schaute ihn an. Da merkte ich erst, dass seine Tunika ein Loch hatte. Und einen Blutfleck. “Sag mal, blutest du?“ fragte ich besorgt und überlegte, ob ich daran schuld war. Aber ich hatte ihn nur umgerissen, nicht mit der Axt erwischt. DAS sähe auch anders aus.

Ja, nun verging ihm ganz schnell sein dummes Lachen. Stattdessen forderte er sie auf, aufzuhören. Aber Nianmh dachte gar nicht daran. Es gelang ihr, ihn tatsächlich zu verletzen, bevor er ihre Handgelenke zu fassen bekam und sie fast schon niedergerungen hatte. Aber glücklicherweise war auf Louarn Verlass gewesen. Er kam scheinbar mit seiner Axt in der Hand wie aus dem Nichts angerannt und stürzte sich mit voller Wucht auf den Römer. Natürlich ging er zu Boden! Niamh hatte sich hinter ihren Beschützer geflüchtet unbd beobachtete nun, den Kampf der Beiden, den der Römer, noch ehe er richtig begonnen hatte, bereits verloren hatte. Gleich würde Louarn ihn mit seiner Axt töten! Das geschah ihm auch Recht! Was hatte er hier verloren? Er holte aus, aber bevor er seine Waffe auf den Feind niedersausen ließ hielt er plötzlich inne und dann kam ihm dieses seltsame Wort über die Lippen, welches sie noch nie gehört hatte. Dann begriff sie, dass es sich um einen Namen handeln musste. Alun. Louarn kannte ihn anscheinend. Er half ihm sagar beim Aufstehen und nannte ihn einen Bruder! 
"Bruder!? Echt jetzt?" fragte sie, als sie dieses seltsame Schauspiel aus dem Hintergrund verfolgte. Der Römer, der angeblich Louarns Bruder sein sollte (die Ähnlichkeit war alles andere als erdrückend!), warf noch ein Blick auf Niamh und fragte Louarn dann, ob sie seine Freundin sei. Sie war immer noch durch und durch misstrauisch. Auch nachdem er sie dem Fremden vorgestellt hatte.

"Ist der Kerl wirklich dein Bruder? Der Typ ist doch Römer" Sie konnte es kaum fassen. Dabei war dieser Alun kaum älter als Louarn. Nein, der konnte nicht wirklich Louarns Bruder sein! Andererseits beherrschte er Louarns Sprache, was man von den meisten Römern nicht behaupten konnte.

Schließlich entdeckte Louarn die kleine blutende Wunde, die Niamh dem angeblichen Römer beigebracht hatte. "Das hat er von mir, weil er so dämlich gelacht hat! Ich kann mich drum kümmern, wenn wir zurück sind. Ich hab ja inzwischen Erfahrung mit Stichwunden." Nein, sie wusste noch nicht, ob sie diesen Alun mögen sollte.
[Bild: 1_29_07_23_5_35_37.png]
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