Forum

[Aulus Lutatius Dexter]

Ich wählte mir als erstes den dicken Stilo, bestimmt war er, so stämmig wie er aussah, richtig standfest. Das war ein Irrtum meinerseits, so ängstlich wie der dreinschaute, war er dann auch. Fast hätte er sich schon freiwillig hingelegt und schon lag er da.

Ich schaute mich um und sah wie Rufus und Marcellinus mit einander rangen. Was sollte das jetzt? Schnell ging zu ihnen und flüsterte meinem Freund zu: „Nimm den dicken Stilo, der hat Angst“. Anschließend positionierte ich mich vor Marcellinus. „Dann bringen wir beide es hinter uns.“ Fest hielt ich ihn im Auge und erkannte, er würde sich bestimmt irgendwie weg bewegen wollen. Ich hüpfte ihn an und wirklich er hüpfte zur Seite weg. Nicht mit mir mein Freundchen dachte ich. Noch bevor ich den Boden berührt hatte, machte ich eine halbe Drehung. Kaum stand ich sprang ich ihn wieder an, noch bevor seinen Plan, den er bestimmt verfolgen wollte ausführen konnte. Sein Rückenlandung war perfekt. Stilo schaute mich finster an. Da habe ich mir glaube ich einen Feind gemacht. Wie das so ist im Leben dachte ich und ging Schulter zuckend weiter.

Bald hatte ich gegen jeden angetreten, außer mit Rufus. Ich flüsterte ihm zu. „Spring mich um“.

[Lucius Asinius Rufus]

Lucius hatte nichts dagegen, dass jemand das Denken übernahm, deshalb mochte er auch Befehle befolgen. Aber er dachte trotzdem mit. Und wenn ihm was nicht einleuchtete, fragte er nach:
"Wenn ich dich umspringe, haste doch verloren?", erwiderte er. Anderseits: Dexter hatte gute Ideen. Meistens zumindestens:
"Aber wie du meinst"
Er stellte sich in Positur. Verschränkte die Arme. 
Der große, breitschultrige Lucius hüpfte auf Dexter zu......

[Nero Traulius Axianus]

Traulinus beobachtete seine Rekruten genau. Von Stilo hätte er schon mehr Einsatz und vor allem Standfestigkeit erhofft. Doch dieser Dexter brachte ihn noch zur Verzweiflung, hatte er seinem freund doch schon wieder etwas zugeflüstert, ehe dieser zu Stilo ging und jetzt eben schon wieder. Dieser Asinius versuchte ja sein Bestes um es allen gerecht zu machen doch das der Dexter sich jetzt einfach hinfallen lies stand für den Optio Felsenfest. „Asinius, Lutatius halt. Ihr beide nach Schluss zu mir kommen.“ Ich werde denen noch das fürchten lehren.

Inzwischen waren alle durch und es hieß wieder in Linie antreten. „Dort drüben liegt ein Haufen Übungsschwerter. Natürlich ist so ein Gladius aus Holz und schwerer als ein echter“, fuhr er fort als alle wieder in Linie angetreten waren.

„Der Gladius ist eine Schlag und Stichwaffe und wird an der rechten Hüfte getragen. Grund dafür ist, dass sich in einer engen Kampfformation das Schwert nicht sehr gut von der linken Seite ziehen lässt. In einer geschlossenen Formation sind zudem praktisch keine ausholenden Hieb- und Schlagbewegungen möglich, so dass der Gladius vornehmlich dazu eingesetzt wird, den Gegner mit gezielten Stichen ins Gesicht oder auf den Oberkörper zu töten. Offiziere, die nicht in der geschlossenen Formation stehen, tragen den Gladius links."

Eigentlich ist das Gladius eine Stichwaffe. Ihr öffnet eure Deckung so wenig wie möglich und stecht blitzschnell zu. Sonst war die Antwort völlig in Ordnung. Ihr tragt das Gladius an eurer rechten Seite, das ist richtig. Nun führt mir vor, wie ihr es zieht! Gladios stringite*!"*Zieht blank!

Eine ganze Weile ließ er die Rekruten üben. Bestimmt hatte derein oder andere es in seiner Unterkunft probiert aber nun würden sie die Handhabung richtig üben. Dann kam der Befehl

* „gladios condite! - Gladius weg stecken, ehe der Optio fortfuhr.

„Wie einige, nein eher ihr alle bemerkt habt, ist es gar nicht so einfach das Gladius mit einer einzigen flüssigen Bewegung schnell aus seiner Scheide zu ziehen und ihr werdet es noch sehr oft üben müssen. Nicht nur hier sondern auch in euren Unterkünften. Achtet aber darauf, dass ihr nicht zu schwungvoll herangeht sonst haut ihr noch euren Nachbarn. Schaut her ich versuche es euch langsam zu zeigen. Nur ein Stück weit anheben, damit ihr es dann richtig fassen und ziehen könnt. Das Ganze muss schnell gehen. Deshalb solltet ihr es bei jeder Gelegenheit üben.

Abtreten!" Jetzt wartete Traulius nur noch auf seine Sorgenkinder.

[Lucius Asinius Rufus]

Das mit dem Hinfallen lassen war also eine schlechte Dexter- Idee gewesen. Der Optio wollte sie nachher sprechen. Das verhieß nix Gutes. 
Diese ganze Angelegenheit vergällte Lucius die Freude, mit dem Gladius zu üben. Er meinte, dafür ginge ein Bursche doch zur Armee. Nicht um Sackhüpfen zu spielen. Es war natürlich ein Holzschwert, wie er vor einigen Tagen Dexter noch gezeigt hatte. Und doppelt so schwer wie ein wirklicher Gladius. 

"Haben die Angst, dass wir uns mit echten Waffen wehtun?", fragte Lucius leise Dexter. Er schnallte den Gladius auf die rechte Seite. Ja, er war schwer, aber er stach und hieb wie befohlen und führte das Teil recht nahe am eigenen Körper entlang.  Zumindest die ersten zehn Mal, dann spürte selbst der kräftige Lucius das Gewicht der Übungswaffe. 

Nach der Trainingseinheit kam der Befehl, das Schwert wieder wegzustecken und wegzutreten.
 Alle außer er und Dexter natürlich. Ob er Dexter sagen sollte, dass er zukünftig nicht mehr auf ihn hören würde? Der Große war mittlerweile sein bester Freund, aber er brachte ihn ständig in Schwierigkeiten. Lucius seufzte ein bisschen, dann traten sie vor den Optio:

"Salve Optio Traulius, die Tirones Lutatius Dexter und Asinius Rufus von der dritten Centurie melden sich wie befohlen"

[Nero Traulius Axianus]

Natürlich wieder war es Asinius der vorschriftsmäßig Meldung machte und dieser Lutatius hatte es nicht nötig. „Könnt ihr beide sagen was diese heimlichen Absprachen sollen? Denkt ihr ich würde das nicht mitbekommen? Langsam solltet ihr begreifen, Freundschaft ist gut, doch ein guter Freund reißt den anderen nicht immer rein sonder er lässt diesen seine Erfahrungen alleine sammeln, gibt Hilfe nur dann, wenn sie eingefordert wird. Sollte sich das nicht ändern muss ich euch trennen. Nun zu dir Lutatius was sollte die Sondereinlage, von wegen auf den Boden legen. Da dir das Antreten so schwer fällt, musst du es jetzt üben. Tiro Lutatius Dexter STILLGESTANDEN! So lange bis ich den Befehl widerrufe. Tiro Asinius Rufus WEGTRETEN!" Damit verließ Optio Traulius hinter Rufus den Exerzierplatz.

Erst nachdem es im Contubernium der Rekruten ruhig war und alle schliefen, ließ er Dexter abtreten

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Am nächsten Morgen folgte der übliche Morgengruß zehn Runden laufen, eine Runde rückwärts, eine seitwärts links, eine seitwärts rechts. Froschsprung vorwärts, zwanzig Kniebeugen, zwanzig Liegestützen, zehn mit der rechten Hand, zehn mit der linken Hand und wieder zwanzig.

„In Linie antreten“, war der nächste Befehl. "Heute lernen wir eine weitere Waffe kennen. Was denkt ihr, welche ist es? Richtig Tillius, das Scutum du hast sie bestimmt gesehen, sie liegen bei den Schwertern. Doch vorher, wieso zähle ich den Schild zu den Waffen? Wer kann das beantworten?“

[Aulus Lutatius Dexter]

Wieder war der gleiche Trott am Morgen angesagt. Wie mich das alles hier ankotzte. Nicht mal einen kleinen Ulk konnte der Alte einem verzeihen. Da hatte ich gestern, bis in die Dunkelheit, da gestanden wie eine Staue. Am Ende begannen meine Beine zu zittern und es hätte nicht mehr lange gedauert und ich wäre ich umgefallen. Aufgeben war aber nicht drin, nein ich nicht. Ob der Alte gemerkt hatte, dass ich immer Bewegung braucht und deshalb die Lektion mit dem stillstehen.

Wortlos war ich auf unsere Bude gegangen und hatte mich einfach so ,angezogen wie ich war, auf mein Bett geschmissen. Kaum lag ich da, war ich auch schon eingeschlafen. Morgens schmerzten meine Beine, besonders meine Waden. Ich zog aber alle Übungen durch, ohne ein Wort mit meinen Kameraden zu wechseln. Die hatte keine Schuld, doch auch sie sollten merken wie angesäuert ich war.

Jetzt kam mir der Alte gerade recht mit seiner blöden Frage zu dem Scutum. Wie der mich schon wieder anstierte, richtig herausfordernd. Der würde sich noch wunder, so schnell gab ein Dexter nicht auf, wenn es das war was er erwartete. „An dem Ding ist so ein Knubbel dran mit dem man einen umwerfen, oder gar verletzen kann.“ Unwirsch kam meine Antwort, der sollte es ruhig merken, das er mich zu seinem Feind gemacht hatte. Das mit dem Buckel auf dem Schild hatte ich einmal am eigenen Leib zu spüren bekommen, Da war so ein diensteifriger Miles gewesen, der meinte mir auf diese art seine Stärke demonstrieren zu müssen.

[Lucius Asinius Rufus]

Lucius ließ etwas den Kopf hängen. Er mochte es gar nicht leiden, wenn sich sein bester Kumpel in Schwierigkeiten brachte. Dabei war Dexter doch schlau und mutig. Bestimmt würde er sich bei einem Angriff bewähren.
Mutter Paullina hatte Lucius kürzlich ein Fresspaket aus der Bäckerei geschickt. Lucius teilte normalerweise mit seinen Kameraden, aber diesmal nahm er als Erster das größte Kuchenstück -  es war mit Honig gefüllt und gehackten Nüssen überzogen - und legte es auf eine Tabula gebettet  auf Dexters Lager. Kuchen war ein guter Trost, fand er.
 

*

Am nächsten Tag war Dexter wohl immer noch sauer, aber er beantwortete eine Frage von Optio Traulius, weil er eben mitdachte, ganz korrekt.
Auch Lucius hob die Hand: "So richtig dem Feind damit rammen kann man auch damit, Optio Traulius", ergänzte er.  Rammen - das wäre genau sein Ding.
Bestimmt würden sie das jetzt bis Abends üben, und eines wusste er jetzt schon, das Scutum war selbst für seine kräftigen Arme sauschwer.

[Nero Traulius Axianus]

Na also geht doch, dachte der Optio zufrieden. „Beide Antworten sind richtig. Nur eins das Ding, ist kein Ding sondern ein Schild und besitzt diesen Buckel zum stoßen, also als Rammbock, außerdem schützt dieser noch eure Hand. Das Ding“ , immer wieder betonte er das Wort Ding, „dient es eurem Schutz um gegnerische Schläge abzuhalten". Aufmerksam betrachtete er seine Jungs ob sie ihm auch alle die nötige Aufmerksamkeit widmeten. Jungs in dem Alter ließen sich so leicht ablenken und verfielen oftmals in Träumereien.

„In der geschlossenen Formation deckt euch das Scutum etwa von der Nase bis zu den Unterschenkeln. In der Idealstellung überlappen sich eure Schilde leicht und werden auf der Innenseite jeweils von der linken Schulter und vom linken Knie mit gestützt. Genau das üben wir nun! Rotten schließen!(Scutapremite!)"

Zur Kontrolle ging er die Reihe entlang. „Was denkt ihr, ob eure Reihe wirklich standfest ist?" Plotzlich ließ er sich dagegen fallen und alles geriet ins wanken und die rekruten drohten hinzufallen. „Das war nur ein schwacher Versuch, also standfester werden“

Traulius wusste man brauchte wirklich Kraft und Entschlossenheit dazu, dem Gegner gegenüber standfest zu bleiben. „Ihr solltet immer auf alles gefasst sein. Dort drüben,seht ihr Holzpfähle, jeder wählt sich einen aus und übt den Bewegungsablauf. Deckung hinter dem Schild nehmen, dann blitzschnell mit dem Schwert vorstoßen und wieder in die sichere Deckung zurück. Versucht dabei, immer bestimmte Punkte am Pfahl zu treffen. Haltet die Waffe gut fest, stecht ordentlich zu!"

Zwischendurch gab es immer wieder Anweisungen wie: „Den Schild höher"Aber auch Rüffel wie in etwa: „Du bist tot! Dein Gegner hat Deine offen präsentierten Gedärme aufgespießt!“ Diese Bewegungsabläufe würden in den nächsten Tagen immer wieder geübt werden, bis sie in Fleisch und Blut übergingen.

Nach einer langer Zeit kam dann von dem Optio "Schwerter weg! Ausrüstung zurückbringen und in Linie antreten". Nachdem er wieder die Aufmerksamkeit hatte, kam noch: "Ihr habt gemerkt wie schwer es ist. Doch bedenkt ihr müsst oft einen langen harten Kampf durchhalten, also müssen wir das immer wieder üben, auch wenn ihr die Ausbildung hinter euch habt. Bevor ihr geht eins noch. Macht euch Gedanken zu Formationen. In den nächsten Tagen möchte ich mehr dazu hören. Jetzt wegtreten!“

[Lucius Asinius Rufus]

Lucius klopfte Dexter auf die Schulter: "Mein Holzpfahl hat mich voll fertig gemacht. Dafür ist er jetzt Kleinholz. Gehn wir besser gleich in die Thermen, dann gibt es weniger Muskelkater morgen früh", sagte er: "Und hast du den Kuchen gestern Abend noch entdeckt oder dich glatt reingelegt? ggggg - 
Weißt du was über Formationen. Ich weiß nur, dass man geschlossen oder offen kämpfen kann. Die Barbaren kämpfen immer offen. Und wir sind flexibel. Und wenn wir eine Stadt mit Stadtmauer oder ein befestigtes Dorf angreifen, machen wir die berühmte Schildkröte", am Anschlagsplatz blieb er stehen:
" Im Morgengrauen antreten allesamt. Befehl von Militärtribun Iulius Cato", las er etwas mühesam vor.

[Aulus Lutatius Dexter]

Ich hob seinen Arm leicht an und ließ ihn gleich wieder fallen. „Sieh dir das an, ich glaube ich schaffe es nicht mal einen Löffel zum Mund zu führen. Wie soll ich morgen ein Schwert ziehen? Den Kuchen? Ach so ne ich habe ihn gerade noch rechtzeitig entdeckt. Danke übrigens, der kam gerade zurecht.“

Jetzt legte sich langsam meine schlechte Stimmung. „Wir könnten unsere beiden Alten auf unserer Bude zum Thema Formation ausquetschen“, schlug ich vor. Bei dem Befehl den Rufus mir vorlas, meinte ich ganz spontan: „Vielleicht gibt es Sonderurlaub, auch für uns“. Obwohl ich genau wusste das war ein Wunschtraum von mir.