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Arbeitszimmer des LAPP
02-04-2025, 12:23 PM,
Beitrag #11
RE: Arbeitszimmer des LAPP
"Ja, das wusste ich freilich", sagte ich in genauso liebenswürdigem Tonfall wie Rufus: "Ich habe dir jedoch die Liste der Schauspieler versprochen und daran hielt ich mich. Vielleicht finden deine Geheimagenten dafür Verwendung, sie ist in Teilen aufschlussreich...."....besonders welcher Schauspieler was Heimliches mit einer Londinier Dame hatte....
"Es ist auch kein Nachteil, wenn du Dir mein Theaterstück nicht ansehen brauchst. Wenn ich es richtig überlege: Es ist nicht halb so witzig, wie ich anfangs dachte. Vermutlich fehlt es mir doch an Talent. Ich denke, ich werde meine Verse ins Feuer werfen!"
Damit sagte ich Rufus aber, dass er keine Sorgen haben müsste, dass seine zukünftige  Schwiegertochter unter Pseudonym frivole Theaterstücke verfassen könnte. Es war gleich, ob er selbst nicht schlimm fände, es gäbe Neidern und Gegnern aber Munition, und das wollte ich vermeiden. Die Sittengesetze existierten, und sie waren streng, und auch wenn sie im Grunde jeder altmodisch fand, konnten sie jedoch immer hervorgeholt werden, wenn es politisch opportun erschien.
Auch mit dem Vormund hatte ich bereits überlegt:
"Ich hätte als Vormund gerne Caius Plautius Leander. Er ist integer, soweit ein Anwalt das sein kann. Ich werde, um zu entbinden und noch Verschiedenes zu erledigen, ohnehin noch einmal nach Isacalis zurückkehren und dann auch persönlich mit ihm sprechen",
 Nun aber legte ich meine Hände auf meinen Bauch, in dem der kleine Iulius ab und zu schon tüchtige Tritte versetzte. Ich musste vor seiner Geburt noch klären, was mit ihm geschehen sollte. Auch wenn Kinder ihrem Vater gehörten, war dieses Kind ein Teil von mir, und ich würde mich immer für ihn verantwortlich fühlen, ganz gleich, wohin ihn sein Leben verschlagen würde:
" Und eine Frage hätte ich bitte noch, Petilius Rufus....", begann ich zögerlich, dann ärgerte mich meine Zögerlichkeit, und ich sah mein Gegenüber ruhig an:
" Mein Exehemann hat mir zugesagt, dass ich das Kind bis zum siebten Lebensjahr bei mir behalten könnte, wenn ich das will. Doch ich brauche deinen Rat: Was wird dein Sohn Vindex wollen?"
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Vormund (Tutor Mulieris): Caius Plautius Leander
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02-04-2025, 04:31 PM,
Beitrag #12
RE: Arbeitszimmer des LAPP
Lucius Petilius Rufus nickte leicht.

Natürlich wusste er, dass das mögliche Verbrennen des Stückes genauso wie das Schreiben selbigens dazu diente, ihm zu schmeicheln und sein Wohlwollen zu erringen. Es war gut zu wissen, dass Claudia Sabina klug genug war, um genau das zu tun. Wenn sie sich auch in anderen Belangen als klug und vorausschauend erwies, konnte sein Sohn Vindex sich glücklich fühlen für diese Partie. Abgesehen davon war sie eine Claudia und sicherlich mit einer ordentlichen Mitgift bedacht und ihre Familie hatte in Rom einen Namen und politisches Gewicht. Und letzteres war bei einer Eheschließung noch wichtiger als die Klugheit der Braut, wie sein Attaché Pertax sehr schmerzlich festgestellt hatte.

“Ich bin mir nicht sicher, ob mir der Name bekannt ist. Aber wenn du es so wünscht, dann bereite ich die entsprechenden Urteile in meiner Eigenschaft als Prätor für diese Provinz schon einmal vor, dann kannst du die Urkunden auch gleich mitnehmen. Ich nehme doch an, dass du noch ein paar Tage in Londinium bleibst?“ So eine Reise sollte gut vorbereitet sein und bis eben wusste sie ja noch nicht, ob das Theaterstück stattfinden würde oder nicht, weshalb Rufus annahm, dass sie zumindest noch diese Woche bleiben würde. Und wenn er entsprechende Anweisungen erließ, brauchte dieses Prozedere nur ein paar Tage, bis alles verkündet und eingetragen war. “Ich bräuchte dann noch den Namen deines bisherigen Vormundes, um ihn von seinen Pflichten zu entbinden.“ Denn auch das musste schließlich getan sein.

Im Grunde wäre damit auch schon alles besprochen. Doch dann hatte Sabina eine persönliche Frage, oder eher eine Bitte, und Rufus richtete sich etwas gerader auf und nahm sich einen Augenblick, seine Gedanken zu ordnen, ehe er antwortete.
“Mein Sohn Vindex ist nicht aus Stein und würde den Wunsch einer Mutter, bei ihrem Kind zu sein, wohl verstehen. Generell ist er ein Mensch, der durch seine Art häufig Sympathien entgegengebracht bekommt. Allerdings bin ich mir ebenfalls sicher, dass es ihm lieber wäre, eine junge Ehe ohne das Hindernis eines fremden Kindes zu beginnen, insbesondere, wenn dieses Kind in absehbarer Zeit dann doch zum Vater wird gehen müssen und nicht Teil seiner Familie werden kann. Er kann die nötige Härte zeigen, wenn dies gefordert ist, da sei sicher. Aber eben, weil er nicht aus Stein ist, würde er einem Kind unter seinem Dach entweder Liebe entgegenbringen und darunter leiden, dass es ihm von Recht und Sitte genommen wird, oder aber er würde sich jeglicher Liebe hierzu versagen, um die erstgenannte Situation zu vermeiden. Und das würde die Ehe belasten.“
Natürlich wusste Rufus, dass es einer Frau schwer fiel, ihr Kind zu verlassen. So war es ja auch von der Natur vorgesehen, dass eine Mutter ihr Kind zu schützen suchte. Deshalb machte er Claudia Sabina auch keinen Vorwurf aus ihrer Frage und würde ihr auch keinen machen, wenn sie seinen Sohn fragen würde. Sie sollte aber wissen, dass es für ihre Ehe damit schwerer werden würde als ohne dieses Kind. Es sei denn, sie konnte dafür sorgen, dass ihr Kind dauerhaft bei ihr bliebe, aber das konnte Rufus natürlich nicht verbalisieren.
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02-05-2025, 01:17 PM,
Beitrag #13
RE: Arbeitszimmer des LAPP
Ich teilte Rufus mit, dass mein bisheriger Vormund mein Großvater, der Konsular Herius Claudius Menecrates war. Ich hatte mich mit ihm keinesfalls überworfen. Doch er war jetzt schon längere Zeit nicht mehr in Britannien, was fürchterlich unpraktisch war. Ich würde ihm aber sofort schreiben (Auch wegen meiner Mitgift, das sagte ich aber Rufus nicht, das konnte er sich denken)

" Ich werde mindestens noch so lange bleiben, wie es dauert, eine sichere Reise vorzubereiten", ich musste eine vertrauenswürdige Reisegruppe finden, der ich mich anschließen konnte, denn eine sichtlich wohlhabende Dame auf Britanniens Straße, das war nicht ungefährlich. Trotz allem, was unsere Legionen taten, gab es leider ab und an Räuberbanden.

Als Rufus nun so warmherzig über seinen Sohn sprach, der ein freundlicher Mann zu sein schien, wurde ich froh. Ich mochte es sehr, dass er so über Vindex sprach. Vielleicht wurde ja alles gut, nicht alle jungen Männer mussten sein wie mein Ex.

"Wenn ich einen Sohn zur Welt bringe, dann wollen die Iulier ihn auf alle Fälle für sich haben. Wenn es dagegen nur eine Tochter wird, sie würde - vielleicht - bei mir bleiben dürfen, bis sie ehefähig ist. Auch ich bin ja bis zu meinem vierzehnten Jahr bei meiner Mutter und ihrem zweiten Mann aufgewachsen", antwortete ich.

Meine eigene Familie zumindest hatte sich erst für meine Person interessiert, als sie mich verheiraten konnte, ich sprach also aus eigener Erfahrung. Das erste Mal seit dem Beginn meiner Schwangerschaft hoffte ich, dass die keltische Zauberin nicht damit Recht behalten würde, dass mein ungeborenes Kind ein Junge wäre:
"Ich würde erst dann mit Petilius Vindex das Gespräch suchen, wenn ich alles sicher weiß"

Das hieß, nach der Niederkunft, wenn ich mit meinem Exmann die Angelegenheit geklärt hätte. Oh ja, wenn man mich jetzt fragte, hätte ich mein Kind natürlich gerne die ersten Jahre in meiner Obhut behalten. Es wäre doch so winzig und ein Teil von mir. Aber ich durfte nicht egoistisch sein und nur an mich denken. Ich selbst hatte gelitten, weil Haterius, der Ehemann meiner Mutter, mich gerade einmal unter seinem Dach geduldet hatte. Er hatte mich nicht lieb. Mein Kind würde es bei seinen iulischen Großeltern vermutlich viel besser haben als bei mir. 

Dann erhob ich mich und rückte meine Stola zurecht. Noch einmal schaute ich Rufus genau an. Wir würden uns nun eine ganze Weile nicht wieder sehen. Erst musste ich eine Menge Sachen regeln, unter anderem ein Kind bekommen. Und dann kamen die ganzen Unglückstage, an denen man ohnehin nicht heiraten sollte....und dann hoffte ich auf Vindex, meinen neuen Gatten, den ich kennen lernen würde. Das würde aufregend werden.

"Ich danke Dir, Petilius Rufus. Ich danke Dir sehr für alles, was du für mich getan hast"
Damit meinte ich wirklich alles. Ich sprach mit großer Herzlichkeit, nicht mit Bedauern.  Ich hatte ohne Vorbehalte geliebt, und es war wunderschön gewesen. Aber es war endgültig vorbei.

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Vormund (Tutor Mulieris): Caius Plautius Leander
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Gestern, 06:18 PM,
Beitrag #14
RE: Arbeitszimmer des LAPP
Lucius Petilius Rufus knetete seinen Lederball.

Die Legionen im Norden waren nun versammelt und vereint und es war nur eine frage der Zeit, bis er ernste oder freudige Nachrichten erhalten würde. Im Winter hatten sie natürlich vornehmlich ihr Lager errichtet und sich vorbereitet, aber jetzt mit dem aufkommenden frühling waren sie bereit, loszuschlagen, und er hatte Befehl gegeben, dass sie das auch in voller Stärke tun sollten. Er wollte die nördliche grenze gesichert wissen, und nachdem Mona gefallen und befriedet war, sollten nun die Brigantes und die Selgovae endgültig folgen. Wenn es gut lief, wollte Rufus am besten bis zu den Caledonii und Picti vorstoßen. Aber eins nach dem anderen, Ungeduld war der Tod der Strategie.

Petilinius Pertax arbeitete sich ebenfalls durch diverse Berichte, um das wichtigste für ihn zusammenzufassen, während mal der eine und mal der andere Schreiber ihm etwas vermeldete, was er für gerade wichtig hielt. Als Pertax auf einmal kurz “Ha!“ machte, sah Rufus fragend zu ihm herüber.
“Berichte aus dem Norden. Die Hispania hat eine Patrouille verloren. Mitsamt ihres ritterlichen Tribuns Ovidius.“

Rufus verstand und nickte Pertax zu als Zeichen, dass er den Wink verstanden hatte. Aber für die Disziplin und die Tratschsucht der Schreiber musste er natürlich die Rolle wahren. “Verfasse eine Antwort an Legat Caristanius Fronto, dass ich ihm freie Hand lasse, wie er diesen Angriff auf Rom beantworten will. Wenn er es für angemessen hält, soll er sich mit Fabius Priscus von der Valeria Victrix zum Angriff bereit machen. Ich finde, Rom hat lange genug gewartet. Sobald sie ihr Schlachtfeld gewählt haben, haben sie freie Hand, die Stämme im Norden zu unterwerfen. Und natürlich, die Gefallenen zu bergen für eine angemessene Bestattung.“
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