09-10-2023, 08:24 AM,
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Alun
Falke; aka Lucius Tarutius Corvus
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Beiträge: 296
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Registriert seit: Apr 2023
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RE: Die Hütte von Boduognatus
Ich rechnete ja damit, dass mein Aufzug mal wieder für ein paar dumme Sprüche sorgen würde, die ich mir dann von meinen Brüdern anhören musste, aber dass ein wildgewordener … wer oder was war der denn überhaupt? … Typ plötzlich mit gezücktem Dolch auf mich losstürzen wollte, als ich ein nicht besonders positives Salvete in die Runde geworfen hatte. Louarn konnte ihn gerade noch zurückhalten und stellte ihn uns dann auch als Madoc vor. Er sei ein entlaufener Sklave des Balventius Varro, der etwas zu berichten hätte. Da war ich ja mal gespannt. Den Balventius kannte ich nur von Hörensagen. Da er der Pächter der Mienen um Iscalis war, galt ihm natürlich unsere besondere Aufmerksamkeit.
Madoc sah mich verwundert an, begann dann aber zu erzählen. Ich musste grinsen, als er damit begann, dass er am Abend unserer großen Show, die wir bei dem Tuchhändler veranstaltet hatten, fliehen konnte. Sicher würde Ciaran gleich noch eine Handbreit größer werden, als Madoc meinte, das Feuer hätten die Götter geschickt.
Das was Madoc letztlich erzählte, hörte sich beunruhigend an. Allerdings war die große Frage, ob man dem Kerl einfach so auch vertrauen konnte. schließlich hätte er auch ein römischer Spion sein können. Wenn das so war, würde ich ihn später noch eigenhändig umbringen, denn er kannte ja jetzt meine Tarnung!
Schließlich gab auch Ciaran noch seinen Senf dazu und reizte den Kerl erst einmal. Von diesem Tribun Ovidius, dessen Lippe von Lou verunstaltet worden war, hatte ich tatsächlich auch schon einmal gehört. Einige der Sklaven in Sabinius‘ Haus hatten da mal etwas erwähnt, dass seine Leute sie belästigt hätten, weil sie besonders Sklaven und Peregrine besonders scharf kontrolliert hätten. Ich fragte mich nun tatsächlich, was der Tribun noch getan hatte, das Calum in platt machen wollte. ausgerechnet Calum, der in letzter Zeit so gar nicht damit zurecht kam, was wir taten.
Auch Dunduvan war zögerlich gegenüber diesem angeblich geflohenen Sklaven, denn eigentlich gab es im Augenblick keinen Grund für eine Strafaktion im Hinterland. Aber brauchten die Römer immer einen Grund? Wenn es keinen gab, erfand man eben einen!
"Wieso lässt der Balventius einen wie dich in sein Haus? Wärst du in seinen Minen nicht viel besser aufgehoben?" fragte ich Madoc schließlich. Natürlich hatte nicht jeder Römer eine Abneigung gegen Britannier, wie Sabinius Merula. Dennoch bevorzugten die meisten doch eher zivilisiertere Sklaven, als einen abgerissenen unrasierten Kelten mit langem Haar.
Als "Lucius Tarutius Corvus"
Falke
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09-10-2023, 09:59 AM,
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Ciaran
Zwillingsfalke
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Registriert seit: Apr 2023
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RE: Die Hütte von Boduognatus
Dunduvan war wie immer misstrauisch. Er sah nicht. Selbst dann nicht, wenn es doch so offensichtlich vor ihm lag, wie die Götter wirkten.
“Oh, Dunduvan, ich muss dir wirklich irgendwann einmal die Augen öffnen, damit du sehen kannst“, meinte ich leicht seufzend. Es war so ermüdend manchmal, der einzige zu sein, der wirklich sehen konnte. Die Welt war so schrecklich blind.
Aber gut, ich versuchte zu erklären, was mir so offensichtlich erschien, und stöhnte, als ich mich anders hinsetzte, während das Wasser leise weiter von meinen Sachen tropfte.
“Ich habe mitbekommen, wie er abgehauen ist. Der Typ, dem er gehört, saß bei dem Fest neben mir und hat mich angeheuert, ihn möglichst schnell und unauffällig zurückzubringen. Er hat mir fünf Denare dafür bezahlt, dass ich einfach nur aufstehe und losgehe. Und er will mir vierzig geben, wenn ich ihn am Stück wiederbringe.“
Ich legte den Kopf schief. “Kein Mensch zahlt vierzig Silberlinge, wenn er will, dass jemand entkommt, um seine Geschichte zu erzählen.“
Ja, ich erzählte ganz freimütig, wie viel Struppi wert war. Zum einen bedeutete er mir nichts und wenn die Falken beschließen sollten, dass sein Kopf mehr wert war als seine Information, dann war das so und ich strich einen netten Gewinn einfach ein. Und zum anderen half es Dunduvan vielleicht, einen kleinen Blick auf das Muster zu werfen, das sich vor uns entspann.
Aber natürlich fragte Dunduvan auch nach Calum. Ich überlegte, ob es nicht auch einfacher wäre, ihm auch diesen Teil zu erzählen, aber immerhin hatte Calum sich bei mir bedankt, nachdem ich den Medicus zusammengeflickt hatte. Und wahrscheinlich wäre Louarn wieder beleidigt, wenn ich es sagen würde. Es war schwierig, diese zwischenmenschlichen Regeln. Mich sahen immer alle schief an, dabei war ich der einzige, der wirklich sagte, was er dachte.
“Der Tribun hat am falschen Tag seine Pfade gekreuzt und ihn verletzt.“ Mehr musste Dunduvan nicht wissen. Zumindest nicht jetzt.
Falke
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09-10-2023, 12:56 PM,
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Madoc
entlaufener Sklave
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Beiträge: 95
Themen: 4
Registriert seit: Jan 2023
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RE: Die Hütte von Boduognatus
Das war schon ein seltsamer Haufen, der sich hier zusammengefunden hatte! Louarn schien der Normalste von ihnen zu sein. Zu ihm hatte ich inzwischen Vertrauen gefasst, denn er hatte mir geholfen, einen Unterschlupf zu finden, wo man mich sicher nicht sofort suchen würde. Aber diese Männer, die nun nacheinander gekommen waren, sahen nicht wirklich besonders vertrauenswürdig aus. Schon gar nicht dieser Alun, der kaum einen Hehl daraus gemacht hatte, dass er unter den Römern lebte.
Einer von ihnen meinte dann plötzlich, er bekäme für meinen Kopf ein Trinkgeld und den Rest ein Vermögen. Das war der Moment, an dem ich zum ersten Mal zweifelte, ob ich nicht doch einer Bande von Räubern oder sogar Sklavenjägern auf den Leim gegangen war. Ich verkrampfte mich und meine Miene verfinsterte sich zunehmend. Wären wir alleine gewesen, wäre ich sicher nicht so zurückhaltend gewesen. Aber gegen den Rest dieser Bande, hatte ich allein keine Chance!
Von den anderen schlug mir eine Wand von Misstrauen entgegen. Manche hielten mich wohl sogar für einen römischen Spitzel.
"Glaubt ihr wirklich, ich sei ein römischer Spion?" donnerte ich los und sah jeden einzelnen scharf an. "Oder ein Handlanger von diesem Mistkerl Ovidius? Ich war… nein ich bin ein silurischer Krieger. Wir leisteten den Römern jahrelang erbitterten Widerstand! Unglücklicherweise fiel ich ihnen in die Hände und sie machten einen Sklaven aus mir. Aber glaubt nicht, dass ich den römischen Verführungen erlegen bin. Für mich ist nur ein toter Römer ein guter Römer!" Ich hatte mich so in Rage geredet, dass ich einen Moment brachte, um wieder herunterzukommen.
"Brauchen die Römer immer einen Grund? Der Tribun hat zumindest keinen genannt, als er bei dem Balventius war. Und ja, ich war dazu verdammt, in der Mine zu schuften. Aber ich hatte Glück und der Balventius wurde auf mich aufmerksam und holte mich in sein Haus, damit ich sein Leben schützen sollte." So waren hoffentlich alle misstrauischen Fragen aus der Welt geschafft, auch die des Möchtegernrömers. Verwundert stellte ich dann auch noch fest, dass derjenige, der laut darüber nachgedacht hatte, mich gegen eine Belohnung dem Balventier auszuliefern, bestätigte, dass ich ein entlaufener Sklave war. Scapula hatte also tatsächlich 40 Denare für meine Ergreifung in Aussicht gestellt?
"Du hast neben seinem Bruder gesessen. Ich hatte Balventius Scapula auf dieses Fest begleitet, Varros kleiner Bruder. Er hatte bestimmt Schiss vor seinem Bruder, weil er ihn dafür vielleicht auf die Straße setzt, wenn er ihm beichten musste, dass ich abgehauen bin," entgegnete ich ihm.
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09-11-2023, 02:53 PM,
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Dunduvan Deimos
- verstorben -
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Beiträge: 197
Themen: 9
Registriert seit: Jul 2022
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RE: Die Hütte von Boduognatus
"Kein Mensch zahlt auch nur einen As an Dich, wenn er möchte, dass dein Opfer entkommt", stimmte Dunduvan zu. Ciaran hätte wenn er gewollt hätte, den Sklaven zur Strecke gebracht. Er liebte die Jagd:
"Nun gut, unter diesen Umständen: Deine Geschichte ist also wahr, Madoc"
Die seltsame Antwort von Ciaran ließ Dunduvan nicht los. Der Tribun hatte Calums Wege gekreuzt und ihn verletzt. Wo und wann? Ging es ihm schlecht? War er deshalb nicht hier? Wann hatte die Bruderschaft angefangen, so zu zerfallen, dass er, Dunduvan, nicht mehr wusste, wie es den Brüdern ging?
Sie waren nun alle achtzehn Jahre alt. Sie versuchten ihre eigenen Wege zu gehen, ihre Wege zu finden, frei zu sein von etwas, von dem sie nie frei sein würden. Hätte er, Dunduvan, es beenden sollen? Angefangen mit der Frau, die Louarn liebte... er schloss einen Moment die Augen und schüttelte den Kopf, als stände ihm jemand gegenüber. Er konnte das nicht tun. Niamh gegenüber versagte seine Hand.
Dann weißt du, was du zu tun hast. Das nächste Opfer...
Ich...
Was dir entglitten ist, wird sich wieder vereinen. Ist es zu viel verlangt, wenigstens einmal in deinem Leben deinen VATER stolz zu machen?
Nein, ist es nicht...
" Wir sollten auf jeden Fall die Dörfer warnen", sprach er langsam: "Aber mehr werden wir nicht tun können. Auch wir können uns nicht mit einer ganzen Centurie prügeln. Oder warum hast du, Fuchs, uns gerufen?"
Falke
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09-11-2023, 05:52 PM,
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Louarn
Schlechter Druide, guter Krieger
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Beiträge: 525
Themen: 12
Registriert seit: Dec 2022
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RE: Die Hütte von Boduognatus
Warum ich sie gerufen hatte? Ich schaute mir das Schauspiel an, wie alle entweder schimpften oder lachten, Madoc mit einbegriffen, und wollte am liebsten verzweifelt die Arme hochwerfen. Es konnte doch nicht sein, dass hier niemand was unternehmen wollte außer ein paar vagen Warnungen!
“Damit wir irgendwas dagegen unternehmen! Ja, ich weiß, wir können nicht in die Castra stürmen und das verhindern. Aber es muss doch irgendwas geben, was wir mehr tun können, außer rumzureiten und zu sagen, sie sollen vorsichtig sein? Keine Ahnung, ein Hinterhalt oder irgendwas. Die Information ist zu wichtig, als dass wir nur hier rumsitzen und Däumchen drehen sollten!“
Ich hasste es, wieder einmal dazu verdammt zu sein, nur zuzusehen, wie den Menschen, die zu verteidigen wir geschworen hatten, wieder Leid getan wurde. Ja, wir konnten das nicht allein, aber irgendwo mussten doch ein paar wehrhafte Männer aufzutreiben sein, die sich dem wenigstens entgegenstellten.
Falke
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01-21-2025, 04:02 PM,
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Louarn
Schlechter Druide, guter Krieger
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Beiträge: 525
Themen: 12
Registriert seit: Dec 2022
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RE: Die Hütte von Boduognatus
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Wir klopften bei Boduognatus an, und es dauerte eine Weile, bis die Tür dann auch geöffnet wurde. Boduognatus stand mit einer Krücke in der Tür und schaute griesgrämig wie meistens. Aber ich wusste, dass er ein aufrechter Krieger mit einem ebenso aufrechten herzen war.
“Haia, Boduo. Können wir reinkommen?“
“Ja, natürlich….“ Der fragende Blick sagte mir alles, was sonst noch mitschwang. Ich schüttelte leicht den Kopf, um Boduognatus anzuzeigen, dass Catia nicht wusste, wer ich war. Das sollte auch so bleiben. Wenn ihr Vater Legionär war, war das für alle besser. Und Boduognatus würde sich nicht verplappern. Das hatte er noch nie getan, wenn er einem von uns Obdach gewährt hatte.
Ich schickte Catia schonmal vor ins warme und band mein Pferd nah bei der warmen Hütte an und schnorrte mir von Boduognatus noch ein wenig Hafer als Futter, ehe ich mit dem toten Kaninchen nachkam. “Ich hatte gehofft, wir könnten das hier gegen was warmes eintauschen?“ sagte ich und hielt den Hasen hoch.
Boduognatus schaute wenig beeindruckt auf den mageren Fang. “Nur, wenn du es sauber abziehst. Setzt euch, ich bringe euch Brot und Schüsseln.“
Die Hütte war klein und wie die meisten keltischen Hütten rund. Über dem Feuer, das hier alles heizte, hing ein Kessel mit einem undefinierbaren Eintopf darin, von dem wir ein paar Löffel in eine einfache Holzschüssel bekamen und uns entweder die Finger verbrennen konnten, oder eben das Brot nehmen zum tunken. Ich dankte Boduognatus und entschied mich für das Brot. Ich hatte zwar Hunger, aber keinen Appetit, denn meine Gedanken waren noch immer abgelenkt von den Folgen von Cathbads Tod und der Erkenntnis, dass ich niemandem davon erzählen durfte.
Boduognatus Blick ging immer wieder zwischen mit und Catia hin und her, aber er fragte nicht, auch wenn ich natürlich merkte, dass er sich fragte, wer das war. Zumal er ja auch Niamh zwangsläufig gekannt hatte und wusste, dass ich ihr eine Hütte gebaut hatte. Keine Ahnung, was aus der Hütte geworden war.
“Das ist Catia. Ich hab sie auf dem Weg getroffen. Sie würde gerne in Cheddar bleiben. Weißt du einen Platz, wo sie schlafen kann, oder vielleicht jemanden, der Arbeit für sie hat?“
Der Blick, den Boduognatus mir zuwarf, war mir unangenehm. Ich konnte ganz deutlich sehen, dass er sich fragte, warum ich sie nicht in mein Bett mitnahm, wenn ich sie schon herschleppte. “Nun, die Gwrach hat ein Herz für Streuner.“
“Nein!“ platzte es energisch aus mir raus, und ich schaute dann Catia an und schüttelte den Kopf. “Ernsthaft, was immer du machst, geh nicht zu der alten Hexe. Bitte. Bitte tu es nicht.“ Das war die eine Sache, um die ich Niamh je gebeten hatte, und sie hatte es ignoriert wie alles andere von mir und war bei der erstbesten Gelegenheit von der Hexe an die Römer verkauft worden. Wenn sie sie davor nicht ohnehin schon verdorben hatte. Ich wollte nicht noch eine Frau an die Hexe verlieren. Auch wenn Catia gar nicht meine Frau war. Trotzdem schüttelte es mich allein bei der Vorstellung, sie könnte auch in ihre Fänge geraten.
Boduognatus war etwas peinlich berührt und räusperte sich. “Sie kann ja mal rumfragen. Zur Not kann sie hier auch auf dem Boden schlafen für ein, zwei Nächte oder so...“
Falke
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01-22-2025, 01:01 PM,
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Catia
Forenmitglied
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Beiträge: 33
Themen: 1
Registriert seit: Nov 2024
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RE: Die Hütte von Boduognatus
Catia wollte ungern in einer Hütte schlafen, in der es vermutlich vor Flöhen wimmelte (sie spürte ganz deutlich, dass sie ihre Waden hochwanderten) und die armseliger war als das Haus ihres Onkels. Aber Boduognatus Gastfreundschaft musste sie annehmen, um ihn nicht zu beschämen. "Ich danke dir für das Essen, Väterchen", sagte sie freundlich, setzte sich hin und folgte Louarns Beispiel, ihr Brot aufzutunken. Der Eintopf war besser als er aussah, oder sie war so hungrig, dass ihr alles geschmeckt hätte. Trotzdem ließ sie sich Zeit, um nicht gierig zu erscheinen.
Doch der nächste Satz von Boduognatus ließ sie den Kopf heben:
"Ich bin kein Streuner... auch wenn ich gerade so aussehe", sagte sie mit gerunzelten Brauen: "Ich bin ein ordentliches Mädchen, und ich habe auch etwas römisches Geld. Nein, zu einer Hexe gehe ich bestimmt nicht, Louarn. Was soll ich da? Ich habe nicht vor, selbst eine Hexe zu werden", sie schüttelte den Kopf.
Catia nahm sich vor, nach Arbeit zu fragen, jedoch auch die Vorräte des alten Mannes aber wieder aufzustocken. Es war nicht recht, sein Essen zu fortessen, da er selbst kaum etwas hatte. Sie wusch die Schüsseln aus, band ihr Tuch fester, winkte noch einmal "Bis später" und trat aus der Hütte.
Boduognatus zog die Tür hinter ihr zu.
"Es ist einige Zeit her, dass du das letzte Mal hiergewesen bist, Meister Louarn", sprach er und redete ihn respektvoll an, auch wenn Louarn zu jung dafür war, seine Lehrzeit als Druide schon beendet zu haben: "Kommt die Bruderschaft denn auch noch her?" Damit meinte er die Falken, die sich schon einige Male hier getroffen hatten. Boduognatus, der sein rechtes Bein in der Schlacht von Verulam verloren hatte, half dem Widerstand gegen die Römer wo immer er konnte:
"Mich gehts nix an, doch dann solltest du dieses Mädchen besser ganz fortschicken"
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01-22-2025, 02:11 PM,
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Louarn
Schlechter Druide, guter Krieger
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Beiträge: 525
Themen: 12
Registriert seit: Dec 2022
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RE: Die Hütte von Boduognatus
Und weg war sie. Sie beteuerte mir noch, nicht zu Ceridwen zu gehen, und dann stand sie schon auf und ging. Einfach so. Sie winkte nochmal kurz und war weg.
Vielleicht hatte ich mir doch ein wenig viel auf mich selbst eingebildet, weil ich gedacht hatte, sie würde mit mir flirten. Aber das hier jetzt war ein dermaßen unspektakulärer Abschied, dass ich mich kurz fragte, ob sie sich nach dem heutigen Tage überhaupt an mich erinnern würde. Und irgendwie nagte das doch ein wenig an meinem männlichen Stolz.
Boduognatus kam auf mich zu und nannte mich Meister, was mich ganz leicht zusammenzucken ließ. Ich war kein Meister. Ich hatte keine Ahnung, was und wer ich denn jetzt eigentlich war, aber ein Druide war ich nie so richtig gewesen. Wäre ich wirklich zu einem ausgebildet worden, wären die zwölf Jahre jetzt voll. Aber ehrlicherweise hatte uns Cathbad sehr wenig über das Druidentum wirklich beigebracht. Für ihn ging es ja nur darum, dass wir spionieren, kämpfen, uns einschleichen und seinen Befehlen folgen konnten. Dafür musste man nicht hinter den Schleier blicken können. Auch wenn zumindest Ciaran genau das konnte.
“Zumindest heute nicht. Ich weiß auch von keiner Versammlung in naher Zukunft“, antwortete ich also ehrlich auf seine Frage und beendete auch mein Essen nun nach ein paar Bissen Brot. Catia konnte wohl kaum satt geworden sein, dachte ich. Ich stellte meine Sachen etwas mittiger auf den Tisch, um zu zeigen, dass ich fertig war. Ich sollte mehr essen, aber…. Ich hatte einfach keinen Appetit gerade.
Da ich es zugesagt hatte, schnappte ich mir noch das Kaninchen und häutete es schnell ab. Das war nicht viel Arbeit, ein paar Schnitte an den richtigen Stellen, ein fester Ruck am Fell, und schon löste sich das bisschen Pelz und ließ sich von mir vor dem Feuer zum trocknen ausbreiten. Man sollte es noch abschaben, aber das konnte Boduognatus auch selber.
“Ich bin grade wirklich eher zufällig hier und das Mädchen sucht einfach nur einen Platz, um zu bleiben. Ich denke, sie ist hier in Sicherheit.“
Und ja, das sollte sie eigentlich sein. Ich schaute nochmal zur Tür. Hatte ich ihr gesagt, dass ich in Alans Mietstall in der Stadt arbeitete? Nicht, dass ich glaubte, sie würde mich besuchen. Nicht, dass ich wollte, dass sie mich besuchte. Nur… ein ganz klitzekleines bisschen hatte ich vielleicht doch darauf gehofft. Auch wenn es blöd war. Aber ich war eben ein Idiot.
Ein Idiot, der nicht wusste, was er jetzt tun sollte. “Danke für das Essen, Boduognatus. Und für alles andere. Mögen die Götter dein Haus mit Harmonie segnen. Ich sollte dann auch mal wieder weiter.“
Ich erhob mich und schaute nochmal kurz zur Tür. “Nur für den Fall, dass sie fragt… also… du kannst ihr sagen, wo sie mich finden kann. Also nur, falls sie es wissen will“, sagte ich, weil Boduognatus sonst sicher nichts verraten hätte. Und… wie gesagt, ein nicht ganz so kleiner Teil von mir war einfach dumm.
Falke
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01-30-2025, 03:11 PM,
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Catia
Forenmitglied
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Beiträge: 33
Themen: 1
Registriert seit: Nov 2024
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RE: Die Hütte von Boduognatus
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Catia kehrte zurück. Sie war ausgesprochen guter Stimmung, weil sie die richtigen Kräuter und auch Mehl dabei hatte, und ihr neues Band schlenkerte wie ein fröhlicher Farbtupfer hin und her:
"Louarn!", rief sie schon von weitem und hob die Sachen hoch: "Rate einmal, wer mir das geschenkt hat... Es war Pally!"
Boduognatus schob die Tür von innen auf. Er grinste etwas mit dem zahnlosen Mund:
"Mädchen, hier ist kein Louarn. Er ist schon fort"
"Och", Catia erfuhr ein kleiner entttäuschter Laut: "Er hat gar nicht gewartet?... Aber wo ist er denn hin?"
Nach Iscalis, das konnte sie sich ja denken. Doch die Stadt war groß, und sie hätte gar nicht gewusst, wo anfangen zu suchen.
Ihr Schwung verflog etwas, wenn auch nicht völlig. Sie trat ein und stellte ihre Sachen auf den Boden:
"Dir soll es heute gut ergehen, Väterchen. Ich werde dir eine Fleischsuppe machen und weiches Brot dazu ", sagte sie dann zu dem alten Krieger:
"Und Pally soll später auch etwas abhaben, da er Louarns Bruder ist"
"Louarn wohnt beim alten Alan, er hat einen Mietstall. Zu ihm kannst du dich schon durchfragen. Deine Zunge hast ja nicht verschluckt", sagte Boduognatus mit einem listigen Seitenblick. Wenn ein Mädchen "Och" sagte, wie sie es getan hatte, war sie schwer enttäuscht. Bestimmt hatte sie sich in Louarn verguckt.
Er ließ sich dann aber das Haus beschreiben, wo man Catia die Kräuter und das Getreide geschenkt hatte, und er warf ihr jetzt einen nachdenklichen Blick zu.
"Pally ist eigen, nicht?", sagte Catia, die mit gekreuzten Beinen da saß, und die Kaninchenteile in Blätter wickelte, damit sie saftig blieben.
"Er ist ein hochweiser Mann", erwiderte Boduognatus ein wenig ausweichend. Nicht jeder Falke war so umgänglich wie Louarn es war.
"Na, ich weiß nicht. Einmal hüh, und einmal hott, ob das große Weisheit ist", plauderte Catia, während sie kochte:
"Aber das hat er mir geschenkt", sie zeigte Bodougnatus die neue Schleife: "Hübsch, nicht?", sie hatte sie Louarn präsentieren wollen. Doch sie tröstete sich damit, dass sie ihn bestimmt wiederfinden würde. Vielleicht trug sie bis dahin auch ein neues Kleid, das wäre noch hübscher.
"Wer wohnt in dem römischen Haus mit dem Garten, Väterchen? Ich habe dort Kinderlachen gehört, als ich vorbeiging. Sind es Römer?"
"Eine Mutter mit drei Söhnen lebt dort", murmelte Boduognatus: "Römerin isse nicht, nee"
Catia merkte sich das. Sie war auch mit ihren kleinen Neffen und Nichten immer gut ausgekommen, vielleicht konnte eine Mutter ihre Hilfe brauchen. Vielleicht hatte sie auch einen Schlafplatz, damit sie dem Alten nicht zu lange zur Last fallen musste, für sie. Es wäre ordentlicher, in einem Haus zu wohnen, in dem es eine Hausfrau gab als bei einem Junggesellen.
Catia wusste nicht, weshalb es so war, doch das Kochen ging ihr so leicht von der Hand wie nie zuvor. Obwohl das Kaninchen mager gewesen war, wurde sein Fleisch ganz zart, die Suppe nahrhaft und die Stücke schmeckten gut gewürzt. Die Fladenbrote, die sie draußen backte, gerieten ihr wie kleine Wolken so fluffig. Während das Kaninchen noch im Sud brodelte, bat sie Bodougnatus, darauf zu achten und es nach gegebener Zeit vom Feuer zu holen, und sie selbst ging raschen Schrittes zu dem römischen Haus hinüber >>>
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