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Die Tür
08-04-2024, 08:44 AM,
Beitrag #11
RE: Die Tür
Ein weiterer Arbeitstag stand in den Startlöchern. Wie immer, hatte ich am frühen Morgen das Feuer meines Rennofens entzündet, bevor ich mir Zeit für mein Frühstück nahm. Gerade an den heißen Sommertagen, versuchte ich noch früher aufzustehen, um die kühlen Morgen noch etwas länger auskosten zu können. Nach einer Katzenwäsche an meiner Regentonne, schlüpfte ich in meine lederne Arbeitshose und streifte mir eine karierte Tunika aus einem leichten Wollstoff über. Erst am Abend, nach getaner Arbeit, würde ich ein ausgiebiges Bad im Fluss nehmen.  Darauf freute ich mich schon, denn es war nach der Arbeit in der Schmiede überaus erfrischend und trotz der Stechmücken, die sich dort tummelten, sehr angenehm. 

Mein Frühstück bestand aus einen Brei aus Graupen, den ich am Abend zuvor gekocht hatte. Diesen verfeinerte ich mit geräuchertem Speck und etwas weichgekochtem Gemüse. Eine perfekte sättigende Mahlzeit, die mich gut auf den Tag vorbereitete. Doch wieder einmal musste ich mir eingestehen, dass mir eine Frau fehlte, die sich um mein Wohlergehen sorgte.
Mit einem Becher frischen Quellwasser und meinem Eintopf saß ich schließlich an meinem Herdfeuer und löffelte das Essen in mich hinein, bis sich schon bald eine angenehme Sättigung einstellte. Kaum hatte ich einen herzhaften Rülpser von mir gegeben, klopfte es plötzlich an der Tür. Das war nichts ungewöhnliches, denn viele meiner Kunden versuchten es, noch vor ihrer Arbeit zu mir zu kommen, um mit mir über neue Aufträge oder andere Belange zu sprechen.
Mit dem Handrücken fuhr ich über meinen Mund, um die letzten Essensreste zu beseitigen. Erst denn erhob ich mich und stapfte zur Tür, um sie zu öffnen. vier Männer standen dort, von denen mir nur zwei bekannt vorkamen. Der einbeinige Boduognatus, der hier in Cheddar lebte und und diesen rotblonden Mann, der eine Weile bei ihm gelebt hatte. Seinen Namen kannte ich allerdings nicht. Die anderen beiden Männer, ebenfalls Kelten, kannte ich nicht. Sie sahen wie Händler aus und ich fragte mich schon, was der alte Krieger mit ihnen zu schaffen hatte.
"Haia, was führt euch zu mir?" fragte ich das seltsam anmutende Quartett.
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08-07-2024, 01:19 PM,
Beitrag #12
RE: Die Tür
Searagis räusperte sich, bevor er sprach:
"Sei gegrüßt Schmied. Wir haben eine Angelegenheit mit dir zu besprechen. Aber nicht hier zwischen Tür und Angel wo uns viele Augen sehen und viele Ohren hören können. Römische Augen und römische Ohren.
Du hast nichts zu fürchten. Wir übergeben dir unsere Waffen, solange wir mit dir verhandeln. Wir sind Freunde von Meister Corio"
Da Searagis nicht wusste, unter welchem Namen sich der Druide vorgestellt hatte, fügte er eine Beschreibung an:
" Ein großer undurchsichtiger Mann unbestimmten Alters, der mehr einem Krieger gleicht als einem Weisen. Er hat unser Kommen angekündigt. Wie du sind wir vom Volk der Silurer"
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08-10-2024, 08:46 AM,
Beitrag #13
RE: Die Tür
Als der Wortführer der vier mir schließlich sagte, es gäbe etwas zu besprechen, was für römische Ohren und Augen nicht bestimmt war, begann sich alles in mir anzuspannen. Ich ahnte bereit, weswegen sie hier waren! An den Besuch des Druiden konnte ich mich noch gut erinnern. Er hatte mir ja angekündigt, dass einige Krieger kommen würden, um die Waffen zu holen, die ich in der Schmiede gefunden und daraufhin versteckt hatte.

Ich nickte. "Ja, ich erinnere mich, als wäre es erst gestern gewesen. Bitte, kommt doch herein!" Ich hielt den vier Männern die Tür auf. Nachdem sie eingetreten waren, sah ich mich noch einmal draußen um, um sicher zu gehen, dass wir keinen stillen Beobachter hatten, denn ich war mir der Tragweite dessen bewusst, was geschehen würde, wenn herauskam, was hinter diesem Besuch steckte und die Römer Wind davon bekamen.
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10-06-2024, 01:09 PM,
Beitrag #14
RE: Die Tür
Fintan war noch immer nicht wohl dabei. Dass Calum bei dem hübschen Blonden namens Narcissus seine Fingerfertigkeit angepriesen hatte, war ja schön. Und nun, wo die Falken kaum noch auf seine Talente angewiesen waren, würde eine richtige Arbeit vielleicht... gut sein. Dies war nicht Londinium. Als Taschendieb kam er hier nicht ewig durch.
Doch waren sie wirklich sicher, er würde einen guten Schmied abgeben? Es war eine Sache, hin und wieder etwas zu basteln, eine völlig andere, sowas zu tun.
Hach, er war aufgeregt. Mehr, als er sich anmerken ließ. Er hatte nie eine richtige Arbeit besessen, wenn, dann nur zur Tarnung für kurze Zeit. Und dann noch bei einem Kunstschmied...
Er dachte daran, was Alun und die anderen sagen würden. Die Zwillinge und Louarn würden ihm die Sache nicht abnehmen, Dunduvan hätte ihm gesagt, er solle seine Zeit nicht vergeuden. Alun würde vielleicht argwöhnisch sein, aber an ihn glauben. Und Calum hatte ihn ja schließlich empfohlen...

"So, hier sind wir", sagte Narcissus, als sie ankamen. Eine Hütte in Cheddar, die er zwar von außen kannte, die er jedoch nie betreten hatte. Ohne Umschweife klopfte der Blonde an, ohne Fintan noch einmal Zeit für Vorbereitung zu lassen.
"Owain? Ich bin es, Narcissus! Was lange währt und so, ich bringe deinen Anwärter vorbei!"
[Bild: 1_22_10_22_8_56_52.png]
Falke
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10-06-2024, 09:19 PM,
Beitrag #15
RE: Die Tür
Es war Zeit, wieder an die Arbeit zu gehen! Ich hatte mir eine kleine Pause gegönnt. Dylan war am frühen Morgen mit dem Maulesel nach Iscalis geritten, um dort einige Pferde zu beschlagen. Ich hingegen arbeitete seit Tagen an den letzten Feinarbeiten einer weiteren Statue, die Claudia Sabina für ihr Theater in Auftrag gegeben hatte. Nur die Götter wussten, wie dringend ich ein wenig mehr Unterstützung gebrauchen könnte. Doch einen geeigneten Lehrling zu finden, war alles andere als einfach. Es gab genug junge Burschen, die sich zum Hufschmied eigneten, aber nur wenige hatten die nötige Fingerfertigkeit oder ein Auge für Ästhetik, um etwas kunstvolleres als Hufeisen zu schmieden. Es war nicht leicht, wenn die Arbeit einen zu verschlingen drohte und man Zeit opfern musste, die ich lieber mit Deirdre oder ihren Kindern verbracht hätte.

Gerade wollte ich meine leere Schale, die noch vor kurzem eine ordentliche Portion Hirsebrei beherbergt hatte, ausspülen, als es an der Tür klopfte. Das konnte eigentlich nur Dylan sein, der früher als erwartet zurückgekommen war.

"Dylan, du bist schon..." rief ich, während ich die Tür öffnete. Doch der Mann, der dort stand, hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit meinem rothaarigen Gehilfen. Einen Moment brauchte ich, um zu begreifen, dass es der Hetär aus der Casa Liciniana war.

"Oh, Narcissus!" rief ich überrascht. Aglaias ehemaligen Kollegen hatte ich schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr gesehen, und noch weniger hätte ich ihn hier in Cheddar erwartet. Der Hetär war nicht allein. Ein junger Mann mit dunklem Haar begleitete ihn.

"Was kann ich für dich tun?" fragte ich, während ich versuchte, den Jungen einzuordnen. Er sah nicht danach aus, als würde er im 'Roten Mond' arbeiten – dafür war er zu ungepflegt. Doch Narcissus ließ mich nicht lange rätseln. Er war gekommen, um mir meinen 'Anwärter' vorbeizubringen.

"Meinen was?" fragte ich verdutzt. Dann erinnerte ich mich. Vor Monaten hatte er erwähnt, dass er jemanden kenne, der mein Lehrling werden könnte.

"Oh, mein neuer Lehrling! Ja, kommt doch bitte herein!"  sagte ich schließlich, nun neugierig auf den jungen Mann.

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10-08-2024, 03:45 PM,
Beitrag #16
RE: Die Tür
Es war nun schon einige Zeit vergangen, seit ich meine Bestellung der Ringe aufgegeben und Licinianus Owen Kubbo als Bezahlung mitgenommen hatte. 
Ich war auf Aldunga und gemütlichem Schrittempo in Cheddar gewesen, um von den keltischen Nachbarn einige Kräuter, Früchte und Samen  zu kaufen oder einzutauschen, die im Herbst ins Pferdefutter sollten, und ja, da hatte ich so einiges jetzt im Sack:  Gemischte Gräser, Eibischwurzel, Hagebutten, Weißdorn, Ringelblumenblüten und Sylibum. Das Ganze mit Öl vermischt gab den Tieren nämlich ein schönes, glänzendes Winterfell.

Nun ging ich aber bei Owen vorbei. Ich dachte mir, ich könne nach dem Fortschritt der Arbeit fragen und vielleicht auch Kubbo Salve sagen und dem Schmied etwas von der Herbstmischung für den Dicken dalassen.  Daher klopfte ich an.
[Bild: 3_15_08_22_9_36_30.png]
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10-10-2024, 11:37 PM,
Beitrag #17
RE: Die Tür
Am Morgen hatte ich die Schmiede verlassen. Dylan und meine Gehilfen waren bereits mit ihrer Arbeit beschäftigt. Ich hingegen hatte mich, mit einer Axt bewaffnet, auf den Weg in den Wald gemacht, um Holz zu schlagen. Hin und wieder war das nötig, denn mein Schmiedefeuer verlangte stetig Nachschub. Den gesamten Vormittag verbrachte ich damit, Bäume zu fällen und das Holz zurechtzuhauen. Zum Glück hatte es nicht geregnet, was die Arbeit erleichterte.

Gegen Mittag kehrte ich schließlich mit meinem Pferd, beladen mit Holz, zur Schmiede zurück. Schon von weitem bemerkte ich Gabinius, der vor meiner Tür stand und scheinbar vergeblich darauf wartete, eingelassen zu werden.

"Salve, Gabinius!", rief ich ihm zu, während ich Kubbo hinter das Rundhaus führte, um das Holz abzuladen und zu stapeln. Auch das Pferd begann plötzlich zu wiehern, als es seinen alten Pferdekameraden  und seinen ehemaligen Herrn wieder sah. "Du kommst sicher, um die Ringe abzuholen," vermutete ich. "Gib mir einen Moment!"

Ich band das Pferd fest und wusch mir notdürftig an der Regentonne den Schmutz von Gesicht und den Armen. Dann eilte ich zu Gabinius, um ihm die Tür zu öffnen. "Bitte, tritt ein!"

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11-06-2024, 12:19 AM,
Beitrag #18
RE: Die Tür
Es war später Vormittag. Die Morgennebel waren heute hartnäckig und leuchteten orange dank der Sonne, die nichtsdestotrotz gegen sie ankämpfte. Fast verliehen sie diesem Ort etwas Mystisches, als dürfe ein Sterblicher ihn nicht betreten. Nur die Leute auf den Wegen des Dorfs suggerierten etwas anderes.
Caecilius Taurus klopfte an die Hüttentür. Vor einigen Tagen hatte er einen Boten heruntergeschickt, um den Schmied, den er auf dem Markt getroffen hatte, den Termin mitzuteilen. Eine Absage war nicht erfolgt, weshalb der Caecilier die Gelegenheit wahrgenommen hatte.
"Salve. Caecilius Taurus hier", rief er durch die geschlossene Tür.
[Bild: 3_15_08_22_9_36_30.png]
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11-06-2024, 08:12 PM,
Beitrag #19
RE: Die Tür
Schon früh am Morgen, als die Sonne sich nur mühsam hinter dicken Wolken hervorkämpfte, hatte ich das Feuer in der Schmiede entfacht und mit meiner Arbeit begonnen. Vor einigen Tagen war ein Bote an meine Tür gekommen, um den Besuch seines Herrn, des Händlers Caecilius Taurus, anzukündigen. Sein Kommen war mir recht, und ich hatte dem Boten für seine Nachricht gedankt.

Heute nun war der Tag, an dem der Römer meine Schmiede betreten würde, um meine Arbeiten genauer zu begutachten und sich von meinem Können zu überzeugen. Als es schließlich an der Tür klopfte, war der Morgen bereits vorangeschritten. Taurus’ Stimme war laut und deutlich zu hören. Ich legte die Feile beiseite, mit der ich einige Feinarbeiten an einer Statue ausführte, die Claudia Sabina vor einigen Monaten in Auftrag gegeben hatte. Mit einem Tuch wischte ich mir den Schweiß und Metallspäne vom Gesicht und glättete meine Tunika, bevor ich zur Tür ging und sie öffnete.

"Salve, Caecilius Taurus! Bitte, komm doch herein," begrüßte ich ihn mit einem freundlichen Lächeln.

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