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[Fenia]

Ich wollte so gerne mein Glück mit meiner Schwester teilen. Das letzte Mal hatten wir leider keine Gelegenheit dazu gehabt.
Und Quiwon? Ja, ich hörte Rascheln vor der Tür und ungeduldige Stimmchen. Dort wartete er mit Spiros, und zur Unterhaltung während des Wartens hatten sich beide Knaben Kater Primus mitgebracht. Nun hatte eine Katze in der Wochenstube nichts verloren, glaubte ich, und ich verließ mich auf Fenia, die den beiden schon Bescheid geben würde, was gut für Stella und Stella war und was nicht.

Diese zweite Geburt verlief schneller und leichter als in der Hütte damals in den Marschen von Sabrina und nach einer kurzen Zeit wurde auch der Mutterkuchen abgestoßen, den Fenia begutachtet hatte und brachte es weg, um später zu vergraben.

Danach hat sie Stella mit einem nassen Schwamm so gut es ging, gesäubert. Dann schaute sie Sonnwin an, "Herr Gabinius, nun bitte ich dich aufzustehen und Stella samt Kind auf die Arme zu nehmen, wir müssen hier etwas sauber machen und Bettlaken wechseln, dann können auch die Besucher kommen!", die alte Keltin schmunzelte, denn sie hörte schon die Stimmen hinter der Tür und auch ein Miauen....

"Der Kater bleibt natürlich draußen!"

[Publius Gabinius Secundus]

Ich schickte Spiros und den Kater zu Clara und holte Quiwon in das Zimmer. Der Junge näherte sich auf Zehenspitzen seiner Mutter und seiner neuen Schwester. Ernst sah er beide an:
"Mama, geht es dir gut?", fragte er und schaute dann zu mir hoch: 
"Wie heißt das kleine Mädchen? Und wo ist sie hergekommen?" In seinen blauen Augen lag wirkliches Erstaunen. Ich beschloss, meinen Sohn später an die Stuten erinnerten, die fohlten, oder an die Ziegen, wenn sie kleine Zicklein auf die Welt brachten. Das kannte er schon alles. Beim Menschen war das Gebären zwar schwieriger, doch auch nicht viel anders.
Dann staunte ich auch. Ich hatte Quiwon nicht verraten, dass er ein Schwesterchen bekommen hatte. Er wusste es einfach.
"Ihr Name soll Stella sein", erwiderte ich Quiwon: "Nach deiner Mutter"
Quiwon strahlte: "Weil ein Sternchen auf die Erde gefallen ist", sprach er:
"Salve Stellula"

[Furia Stella]

Fenia hat mit Hilfe von Kira die Bettlaken und Decken gewechselt und Durs die gebrauchten Wäsche und Zinkwanne weggebracht. Ich legte mich wieder mit dem Kind auf das frisch bezogene Bett und dann hat Kira die Fenster geöffnet und 
die frische Luft strömte in den Raum. Unsere Tochter schien sich in der neuen Welt wohl zu fühlen und, nachdem sie genug getrunken hatte, schlief sie ein. Ich war auch sehr müde und bin fast eingeschlafen als Quiwon ins Cubiculum kam, sich mir näherte und fragte, wie es mir geht. "Es geht mir gut, mein Liebling...", ich war natürlich auf seine Reaktion gespannt, wie würde der große Bruder auf seine kleine Schwester reagieren? Quiwon aber fragte zuerst seinen Vater, woher das kleine Mädchen kam und wie es heißt. Woher er wusste, dass es ein Mädchen war, hätte mich sehr interessiert, das werde ich ihn später danach fragen. Friudel sagte, das Mädchen heißt "Stella", wie seine Mutter, worauf Quiwon seine Schwester, die inzwischen ihre Augen geöffnet hatte, strahlend begrüßte und sie "Stellula" nannte.

"Quiwon, schau mal, deine Schwester hat auch so schöne blaue Augen wie du, mein Sohn!" ... Dabei sah ich meinen Friudel mit einem liebevollen Lächeln an, "So wie auch dein Papa!" , fügte ich hinzu.

[Publius Gabinius Secundus]

"Woher hast du gewusst, dass du ein Schwesterchen hast?", fragte ich nun Quiwon, und mein Sohn machte eine unbestimmte Handbewegung:
"Och, die Dame vom Fluss hat es mir schon heute Mittag gesagt"
Mein Blick suchte den Stellas. Quiwon war wirklich ein besonderes Kind, verbunden mit der belebten Natur und der anderen Welt. Vielleicht weil er inmitten der Einsamkeit der Sabrina Marschen geboren worden war.
Ich legte den Arm um unseren Quiwon und den anderen um Fridilas Schulter. Unsere Tochter war bei uns. Ich war glücklich über meine kleine Familie, küsste Stellas Schläfen und wartete auf "Tante Clara"

[Gabinia Clara]

Gerwina stürmte in das Abendsonnengemach, als Spiros ihr mitgeteilt hatte, dass Stella ein Kind bekommen hat und da bot sich ihr ein Bild vollkommenden Harmonie dar...: Stella, etwas blass, lag im Bett und hielt ein kleines Bündel in Tüchern eingewickelt in ihren Armen, nur ein kleines Köpfchen mit zartem dunklen Flaum war zu sehen. Ihr Bruder umarmte mit einem Arm seine Elfe und mit anderem seinen Sohn Quiwon. Gerwina kam nun näher und lächelte die glücklichen Eltern breit an,
"Ich gratuliere euch, meine lieben Stella und Sonnwin, von ganzem Herzen zum Nachwuchs!", und fragte leise ihren Neffen:

"Quiwon Sonnmar, hast du nun ein Brüderchen oder ein Schwesterchen?", und streichelte dabei sanft seine Haare. Dann schaute sie entzückend auf das neugeborene Kind und sang leise ihr Lied:

"Singet leise, leise, leise,

singt ein flüsternd Wiegenlied;

von dem Monde lernt die Weise,

der so still am Himmel zieht.

Singt ein Lied so süß gelinde,

wie die Quellen auf den Kieseln,

wie die Bienen um die Linde

summen, murmeln, flüstern, rieseln" *

*Clemens Brentano

[Publius Gabinius Secundus]

Quiwon schmiegte sich an seine Tante Clara, als diese sang:
"Dies hier ist Gabinia Stella", sagte er : Papa, soll sie nicht noch einen Chattennamen erhalten? So wie ich Sonnmar heiße"
"Du hast ganz Recht, mein Sohn", erwiderte ich dem ernsthaften Jungen:
"Stella, meine Fridila, was meinst du: Soll unsere kleine Stella auch den Namen meiner Mutter bekommen? Es ist ein guter Name, ein starker Name. Sie war vor ihrer Ehe doch...eine Braut Wodans"
Ich konnte nicht gut in Latein ausdrücken, was Gerlinda gewesen war: Ein Schwanenmädchen, eine Schildjungfrau, es gab mehrere Begriffe dafür: also eine junge Frau, die sich dem Kriegsdienst widmete, bis sie eine Ehe eingehen wollte. Viele von ihnen waren hellsichtig und weise, und sie standen unter Wodans Schutz. Gerwinas und meine Mutter hatte dann ihr ungebundenes Leben aufgegeben, um unsere Mutter zu werden:
"Es würde sie glücklich machen, wenn ein Enkelkind ihren Namen trägt", beendete ich meinen Satz und nahm Claras Hand:
"Danke, dass du so schnell gekommen bist und danke für deine guten Wünsche"

[Furia Stella]

Inzwischen hat sich in unserem Gemach die ganze Familie zusammengefunden, um unsere neugeborene Tochter "Stellula" zu begrüßen und zu bewundern. Auch Fenia, Sylvana, Kira und Durs befanden sich immer noch hier und der kleine Spiros. 
Der Kater Primus blieb aber, auf Befehl von Fenia, draußen. Die alle gehörten auch zu unserer Familie, ihre Unterstützung und Hilfe bedeuteten uns sehr viel.

"Clara, meine liebe Schwägerin, danke für dein so gefühlvolles Lied und deine Gratulation zu unserem Nachwuchs!"

Quiwon hat seine Schwester Gabinia Stella seiner Tante Clara vorgestellt, nachdem sie ihr liebliches Lied für die kleine Stella gesungen hat und fragte seinen Vater, ob seine Schwester auch einen Chattennamen bekommen könnte, so wie er Quiwon Sonnmar hieß. Daraufhin fragte mich mein Friudel, was ich dazu meinte.

Ich betrachtete unsere kleine Tochter, die inzwischen ihre kleinen Händchen aus dem Tuch befreite und die zu Fäustchen ballte und lächelte meinen Friudel an, "Ja, mein Liebster, wir werden deine Mutter glücklich machen und unsere Tochter bekommt auch den Namen Gerlinda, die Kämpferin!" "Gerlinda" war ein schöner Name und ich wusste mittlerweile, was eine Braut Wodans bedeutete: Eine Kriegerin, furchtlos und weise. Aber auch die Sanfte. Ich nickte zufrieden und sah meinen Sohn an, "Quiwon, komm, setz dich zu mir ..." und mit meiner freien Hand streichelte ich liebevoll seine lockigen Haare, "Du bist ein sehr kluger Junge und ich bin stolz auf dich, mein kleiner Liebling!"

[Gabinia Clara]

Gerwina lächelte ihren Neffen fröhlich an, "Das ist ein schöner Name: Gabinia Stella, Stellula", die Tante nickte und küsste ihn 
auf die Wange. Quiwon hat auch nun vorgeschlagen, seiner Schwester noch einen Chattennamen zu geben, so wie er auch noch Sonnmar hieß, nach seinem Großvater.  Daraufhin hat Sonnwin seine Fridila gefragt, was sie dazu sagt, wenn die kleine Stella
auch den Namen ihrer Mutter Gerlinda bekommen könnte, es würde die glücklich machen, wenn ihre Enkelin ihren Namen trägt. Stella fand den Namen sehr schön und sagte, dass ihre Tochter auch den Namen Gerlinda erhalten wird, und damit würde es ihre Großmutter glücklich machten!

Sonnwin nahm dann Gerwinas Hand und bedankte sich, dass sie so schnell kommen konnte und für die guten Wünsche, "Oh ja, lieber Bruder, ich kam so schnell, ich konnte und ich wünsche mir, unsere Eltern hätten deine Kinder und ihre Enkel auch so bewundern, wie ich es gerade jetzt tue..."

Voller Zärtlichkeit betrachtete Gerwina ihre winzige Nichte, die sich ihr Köpfchen wendete, schaute um sich herum und sich dann zufrieden an die Brust ihrer Muter kuschelte. In diesem magischen Moment wünschte sie sich ein eigenes Kind zu haben, sie seufzte leicht und sagte, "Meine Lieben, ich muss noch Irma in der Küche helfen, bis später dann...". Erst draußen ließ sie ihren Emotionen freien Lauf.

[Publius Gabinius Secundus]

Ich lächelte Stella zu: "Es wird Zeit, dass Clara sich vermählt", bemerkte ich: 
"Sie wird hier von allen geliebt, doch sie verdient einen Mann und eigene Kinder. Ich hoffe nur, dass ihr Zukünftiger eher hierher zieht oder zumindest nicht weit wegwohnt. Ich würde meine Gerwina schrecklich vermissen, und meine Kinder sollen nicht ohne ihre Tante aufwachsen. Hoffentlich hälst du mich jetzt nicht für egoistisch, geliebte Fridila?"
Ich gab Stella einen sanften Kuss und wollte gehen, um sie unter Fenias Obhut ausruhen zu lassen. Aber ich hatte noch etwas auf dem Herzen.
"Fridila", begann ich zögernd, denn nun wollte ich etwas bereden, was gegen Furia Stellas  eigene Traditionen ging. Wir waren beide Römer, an dieser Tatsache wollte ich nicht rütteln. Doch das hieß nicht, dass wir alles machen mussten wie es Sitte war. Auch ich hatte auf den chattischen Brauch verzichtet, das Neugeborene mit kaltem Quellwasser zu waschen:
" Wie es Sitte ist, würde man mir Klein- Stella zu Füßen legten und ich würde sie aufheben, um sie anzuerkennen. Doch offen gesagt  möchte ich nicht, dass eines unserer Kinder auf dem Boden liegt. Wir werden alle unsere Kinder aufziehen, und jedes Kind, das du gebärst, ist auch meines ohne jeglichen Vorbehalt. Ihr Platz ist nicht zu unseren Füßen. Ihr Platz sind die zukünftigen Zeiten, die wir nur in unseren Träumen und Visionen besuchen dürfen"
Fragend schaute ich Fridila an, was sie darüber dachte. Denn ihr zuliebe hätte ich alles getan, wie sie es wollte.

[Furia Stella]

Gerwina blieb nicht lange und als sie das Zimmer verlassen hatte, meinte Sonnwin, es wäre Zeit, dass sie sich vermählt. Das habe ich auch gedacht, als ich sah, wie sie unsere kleine Stellula liebevoll anschaute. "Ich werde auch Clara vermissen, wenn sie heiratet und natürlich halte ich dich nicht für egoistisch, mein Liebster, wir müssen an ihr Glück denken ...", Ich überlegte kurz, "Wie weit wohnt eigentlich ihr edler Fürst?"

Auch Sylvana mit Quiwon machten sich auf den Weg in die Küche, wo auf unseren Sohn eine leckere Mahlzeit wartete. Ich küsste ihn zärtlich und ließ ihn gehen. "Wie sehen uns dann Morgen, mein Junge!"

Ich war sehr eschöpft und müde, aber Fenia blieb noch im Zimmer, sie wollte mich noch mal vorsichtshalber untersuchen. 
Friudel blieb auch noch und küsste mich, bevor er gehen wollte, dann aber zögerte er etwas und sprach über die römischen Sitten: Am achten Tag nach der Geburt sollte ich unsere Tochter dem Vater zu Füßen legen, damit er sie anerkennt, so hieß es...

Die Chatten aber kannten dieses Ritual nicht, was ich damals in den Marschen bereits bemerkt hatte, als ich meinem Friudel unseren neugeborenen Quiwon zu Füßen legte. Es war zwar ein sehr schöner und bewegender Moment, den ich niemals vergessen würde, aber mein Sonnwin war nicht glücklich darüber, dass sein Sohn auf der Erde lag, anstatt auf seinem Arm.

Und so sagte ich meinem geliebten Mann: "Ich bin froh, dass du das Thema angesprochen hast, mein Friudel, denn ich werde es nicht übers Herz bringen, unsere so kleine und zerbrechliche Tochter auf den Boden liegen zu sehen... ", dabei sah ich unsere winzige Stellula, die friedlich schlief und im Schlaf lächelte, und küsste ihr Köpfchen, dann dachte ich kurz nach:
"Ich habe eine Idee: Unsere Tochter soll nach römischen Gesetzt am achten Tag ihren Namen in einer feierlichen Zeremonie bekommen. So weit, so gut, ... aber anstatt auf den Boden, lege ich unsere Tochter, mein Gemahl, direkt auf deine Arme und wir sprechen danach die obligatorischen Formeln ...", Ich berührte sanft seine Hand, "Was hältst du davon, meine Sonne?"