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Mietstall des Alan
06-15-2023, 04:49 PM,
Beitrag #61
RE: Mietstall des Alan
"Du musst dich einfach länger damit beschäftigen!" entgegnete ich noch ein letztes Mal. Im Grunde wusste ich, dass ich damit an der falschen Adresse war. Lou war nicht der Typ, der den ganzen Tag philosophierte und sich wegen einer Sache den Kopf zerbrach. Die Gabe der Traumdeutung war außerdem nicht jedem gegeben. Vielleicht hätte er dafür eine besondere Ausbildung gebraucht. Aber da sah es momentan echt schlecht aus. Caradoc war tot. Sonst fiel mir niemand ein, der ihm da etwas beibringen können. Aber eigentlich wollte er das ja auch gar nicht! Lou war schon immer der Mann fürs Grobe gewesen. Ein Krieger eben, der aber auch sehr sanftmütig sein konnte. Er besaß das, was vielen Kriegern fehlte – Grips!

Wir alle hegten die Hoffnung, dass unser Land eines Tages wieder frei sein würde. Untermauert wurde das durch Weissagungen, die behaupteten, wir würden die Römer vertreiben können. Ich hatte lange unter den Römern gelebt, so dass ich mich als einen der ihren ausgeben konnte. Ich hatte gesehen, wie zahlreich sie waren und hatte begriffen, wenn wir zehn von ihnen töteten, würden hundert neue kommen! Dennoch klammerte ich mich an die Hoffnung, dass sich die Weissagungen eines Tages erfüllten. Als Lou mich danach fragte, ob ich an die Weissagungen glaubte, da sagte ich ja. "Eines Tages werden wir frei sein!" Ob wir das allerdings erleben würden, konnte ich nicht sagen. Calum hatte einfach nur das ausgesprochen, was wahrscheinlich viele dachten, die unter den Römern gelebt hatten.

Nun hatten wir beide sehr schnell Arbeit in Iscalis gefunden. Dass ich Lou ermahnt hatte, nichts zu verraten, hatte ihn natürlich wieder genervt. doch er wusste sicher dass ich es nur gut gemeint hatte und ihn nicht kränken wollte. Im Gegenzug wollte er meinen Chef aufklären. Ich lachte auf. "Das kannst du ruhig machen, in der Casa Sabatica!" Ich bezweifelte, dass es eine solche Casa überhaupt gab. 
Als er mich dann nach MAF fragte, wurde mein Gesicht schlagartig wieder ernst. Natürlich glaubte ich nicht, dort meinen Erzeuger zu finden. Aber vielleicht einige Hinweise. Gerade wollte ich Lou antworten, da klopfte es. Es war nicht irgendein Klopfen, es hatte den Rhythmus, der uns untereinander als Falken auswies. Es war einer der Brüder, der unten vor der Tür stand. Lou ging nach unten. Ich blieb oben und wartete.
Dann hörte ich eine wohlbekannte Stimme. Es war Dunduvan, der gekommen war. Der traute sich was! Besser, ich ging gleich nach unten, bevor sie sich gegenseitig zerfleischten. Doch dann mahnte ich mich selbst und nahm mich zurück. Die beiden mussten das unter sich selbst ausmachen. So blieb ich erst noch oben, schaute aber nach unten. Als Dunduvan mich grüßte, grüßte ich zurück. Dann erklärte er sich Lou und ich war gespannt, was der ihm darauf antworten würde.
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Als "Lucius Tarutius Corvus"
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Falke
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06-15-2023, 05:34 PM,
Beitrag #62
RE: Mietstall des Alan
Natürlich wollte er nicht zu Alun. Wäre auch zu schön gewesen. Ich wollte dieses Gespräch nicht. Ich wollte die ganze Situation nicht. Am liebsten wollte ich schreiend im Kreis rennen, wenn man es so sah. Aber das ging nicht und brachte mich wohl auch nicht weiter. Auf jeden Fall wollte ich mir nicht diese – was war das eigentlich? Wenn es eine Entschuldigung war, dann fehlten ihr ein paar sehr entscheidende Teile. Zum Beispiel das Bedauern. Bei Dunduvan klang es geradezu gleichgültig, was passiert war.
“Das ist ihr Verlobter. Der Mann, den sie liebt“, meinte ich bitter, als er Suileabhain erwähnte. Ja, sie liebte ihn. Nicht mich. Das wusste ich. Das hieß nur nicht, dass es weniger schmerzte. Aber ich wusste es. Ich schnaubte und drückte mich an Dunduvan vorbei zu einem der Pferde, das unruhig mit den Hufen scharrte. Es spürte die Stimmung im Raum, also ging ich zu ihm und streichelte seinen Kopf. Keine Ahnung, ob es das Pferd beruhigen sollte oder mich selber. Dieser elende Muskel in meinem Kiefer zuckte schon wieder.
Er erzählte auch wieder von Ciaran, und ich schnaubte, einmal, als er meinte, dass Niamh ihn verabscheuen würde (womit wir dann wohl schon zwei waren, mich hasste sie schließlich auch), und das zweite Mal, als er meinte, Ciaran würde noch leben. Ihm würde ich zu gerne eine reinhauen dafür, auch wenn ich tief im Inneren wusste, dass das mehr Probleme verursachen würde, als es lösen würde.

Schließlich fing er auch noch damit an, dass Niamh verschwunden war. Das Pferd warf den Kopf ein wenig hoch und trat von mir zurück, aufgeregt wiehernd. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und schloss die Augen, während mein Kiefer mahlte.
“Dich schlagen?“ sagte ich bitter und ja, ein Teil von mir wollte jemanden schlagen. Irgend jemanden. Ich versuchte, ihn zurückzudrängen, aber verdammt, ich wollte etwas zerstören.
Ich drehte mich um und schaute Dunduvan an. “Und dann? Ist alles wieder gut?“ kam es aus mir heraus. “Dann hasst Niamh mich nicht genauso wie sie dich hasst? Dann hat irgend einer von uns eine Zukunft abseits von dem hier?“ machte ich eine umfassende Geste und meinte damit unser ganzes Leben, die Intrigen, die Lügen und all das, was uns schon vor unserer Geburt auferlegt worden war. In diesem Moment konnte ich Calum verstehen, dass er da raus wollte.
“Weißt du, wenn du sie wenigstens lieben würdest, wäre das noch leichter zu ertragen, als diese verdammte Gleichgültigkeit! Wenn ihr euch beide lieben würdet, dann täte es zwar immer noch weh, aber es hätte wenigstens einen Sinn. Aber so? Kriegt sie vielleicht ein Kind von jemandem, den sie hasst und dem sie vollkommen gleichgültig ist, auf dass das nächste Kind ohne Vater aufwächst und von seiner Mutter mit einer Schuld beladen wird, für die es nichts kann. Und wir machen unterdessen was? Weiter, als wäre nichts? Weil sowieso niemand Platz in diesem beschissenen Leben hat, das wir führen müssen?“
Die Pferde wieherten zunehmend nervös, und ich hasste es, der Grund dafür zu sein. Ich hasste es, wie weh mir Dinge taten, die mir gleichgültig sein sollten. Ich hasste es, den Sinn nicht länger zu sehen. Ich schloss die Augen und ballte meine Hände so sehr zu Fäusten, dass es schmerzte. Paradoxerweise sah ich vor meinem inneren Auge wieder den seltsamen Wanderer, den ich an Beltane getroffen oder erträumt hatte.
Ganz langsam zwang ich mich zur Ruhe. Das hier, das wollte ich nicht sein. Ich wollte immer nur ein Filid sein, auch wenn ich nie einer werden konnte. Aber das hier, dieser brodelnde Zorn, der mich auffraß, den wollte ich nicht. Ich schnaubte noch einmal und schluckte die Bitterkeit hinunter.
“Alun denkt, sie wurde entführt. Keine Ahnung, wie er auf dieses schmale Brett kommt. Aber nein, hier ist sie nicht, und ich denke auch nicht, dass sie zu mir kommen würde.“ Weil sie mich genauso ablehnte wie jede andere Frau über kurz oder lang.
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Falke
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06-16-2023, 08:52 AM,
Beitrag #63
RE: Mietstall des Alan
"Nein, nichts ist gut. Es ist nie gut gewesen. Das Böse fing damit an, als unsere dreimal verfluchten Väter ihre Samen in die Schöße unserer Mütter pflanzten", sagte Dunduvan: 
"Ich dachte nur, du würdest dich dann vielleicht besser fühlen, wenn du jemanden schlagen kannst"
Auch Louarn wollte also wie Calum, ja, was eigentlich...was glaubte er denn, was einem wie ihm denn zustände? Etwa ein Leben? Ein wenig Glück? Eine Hütte, ein Herdfeuer, eine Frau und eine Kinderschar?
Dunduvan schüttelte leicht den Kopf. Früher hätte er Louarn genau mit diesem Spott überzogen, doch er war müde. 
Und er hoffte immer noch, die Brüder auf Linie halten zu können. Aber Caradocs Korrektur von Cathbads Prophezeiung schien ihm buchstäblich das Genick zu brechen. Überall hatte der verrückte Alte Zweifel gesät.  

"Ich kann Niamh nicht lieben und auch niemanden sonst. Zumindest nicht auf diese Weise. Das tut mir auch Leid", antwortete er gequält: 
"Das ist nämlich nicht unsere Aufgabe! Jenes neue freie Albion, das wir schaffen wollen, ist nicht für uns gedacht, sondern für die, die nach uns kommen. Uns dürfte es nicht einmal geben!"
Das war das, was Siofra die Ältere ihn stets hatte spüren lassen. Und Cathbad hatte ihn zwar aufgenommen, doch seine Aufmerksamkeit war stets an Bedingungen geknüpft gewesen. Einige der Brüder hatten sich auch mehr Caradoc angeschlossen. Doch er, Dunduvan, niemals. Er war viel zu beschäftigt gewesen, um Cathbads Liebe zu kämpfen, die er ihm gab und entzog je nachdem:

"Ich wollte zu Niamh gehen,  um ihr davon abzuraten, dieses Beltanekind zu behalten. Aber ich traf sie nicht an", gestand Dunduvan: 
"Es hätte nur ein Rat sein können. Im Gegensatz zu einem römischen Ehemann habe ich nicht die Macht, ihr da etwas zu befehlen. Sie ist eine Keltin"
Er zuckte die Schultern. Immer noch hielt er die Arme so, dass er Louarn seine Brust darbot. Dann sagte Louarn, dass Alun glaubte, Niamh sei entführt worden, und ganz kurz durchdrang ihn ein anderes Gefühl, eines , das er weder kannte noch wollte. Er drückte es weg und dennoch rief er fast widerwillig nach oben:
"Alun, wie kommst du darauf, dass man Niamh entführt hat?"
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Falke
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06-17-2023, 10:22 AM,
Beitrag #64
RE: Mietstall des Alan
Ich ließ die beiden da unten mal machen. Das war eine Sache zwischen ihnen und da hatte ich mit meinen Weisheiten nicht viel zu suchen. Außer sie würden sich natürlich die Köpfe einschlagen! Dann war es besser, wenn ich dazwischen ging. Aber ich vertraute meinen Brüdern, dass sie nicht so blöd waren.

Sie versuchten, das was zwischen ihnen stand, mit Worten zu lösen. Aus Louarn brach all der Schmerz heraus, der ihn die letzten Tage so in Trab gehalten hatte. Alles, was ihn – was die meisten von uns  bis tief ins Mark traf, ließ er heraus.
Dunduvan hingegen sagte von vorne herein, er könne nicht lieben, denn für ihn gab es etwas Größeres. Für ihn gab es nur die eine große Aufgabe, die man uns bei unserer Geburt aufgebürdet hatte.

Ich beschloss dann auch, hinunter zu gehen und kletterte die Leiter nach unten, als sich die Wogen scheinbar etwas geglättet hatten. "Na hattest du einen guten Ritt? Ist Calum auch mit dir gekommen?" fragte ich Dunduvan, denn sicher war er den Weg hierher nicht gelaufen. 
 
Natürlich ging es immer noch um Niamh. Als Dunduvan mich dann fragte, wieso ich glaubte, Niamh sei entführt worden, erstaunte mich das etwas. "Du sagtest doch selbst, sie sei sehr aufgebracht gewesen und sei in ihre Hütte zurück gerannt. Wenn sie die Absicht gehabt hätte, von hier zu verschwinden, hätte sie sicher ihr ganzes Zeug und wenigstens eines der Pferde mitgenommen. Aber es war noch alles da und, was mich am meisten beunruhigt hat, es war alles noch unberührt gewesen. Also, ist sie wahrscheinlich gar nicht in ihrer Hütte angekommen."  Ich kannte Niamh nicht gut genug, um zu wissen, wie sie tickte und wie sie in einer solchen Situation reagierte. "Vielleicht mache ich mir ja auch nur unnötige Gedanken und sie ist einfach in den Wald gerannt und hat beschlossen, jetzt unter freiem Himmel zu leben. Keine Ahnung!" Im Prinzip konnte es mir ja auch egal sein, denn sie bedeutete mir nicht besonders viel. Eigentlich war sie nur diejenige gewesen, die mit einem Küchenmesser auf mich losgegangen war. Aber bei Lou und Duni  lagen die Dinge anders. Eigentlich hätten sich die beiden riesige Sorgen um sie machen müssen!
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Als "Lucius Tarutius Corvus"
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06-17-2023, 10:44 AM,
Beitrag #65
RE: Mietstall des Alan
“Du hörst dich schon fast an wie Cathbad. Wenn du mir jetzt noch sagst, welch große Enttäuschung ich doch bin, ist es perfekt“, ätzte ich ein wenig, als er wieder unsere Aufgabe betonte und wie wenig Platz wir in der Welt hatten. Als ob ich das nicht wüsste! Genau das war ja das Problem! Genau deshalb achtete ich ja darauf, dass ich kein Kind in die Welt setzte. Und ja, vielleicht war ich da auch eifersüchtig auf Dunduvan, dass ausgerechnet er, der immer diese Worte predigte, der immer uns andere ermahnte, der immer so sehr wie Cathbad selbst war, ausgerechnet mit Niamh ein Kind gezeugt haben könnte. Dass er das Kind nicht wollte, sollte es eines geben, machte das alles eher schlimmer als besser.

Alun kam dann auch runter und erklärte, warum er dachte, dass Niamh nicht einfach nur eine Runde in den Wald gegangen war, um den Kopf freizukriegen. Wenigstens verpetzte er bei Dunduvan nicht meinen Traum, von dem er dachte, dass er Bedeutung hatte. Ich hatte wenig Lust, noch einmal von meinen Träumen zu erzählen, erst recht nicht Dunduvan. Cathbad wusste auch nichts von ihnen. Nur Caradoc hatte davon gewusst, und jetzt Raven und Alun. Keine Ahnung, warum ich überhaupt in letzter Zeit davon redete.

“Vielleicht ist sie auch einfach nur in den Wald gegangen und wollte später zurück?“ schlug ich als einfache Erklärung vor. Hatte irgendwer überhaupt auch nur nach ihr gesucht?
“Und selbst wenn irgendwas passiert sein sollte, gäbe es doch keinen Anhaltspunkt, wo sie jetzt sein könnte. Du glaubst doch nicht, dass dieser ekelige Erwan so dumm ist, sie einfach bei sich im Haus einzusperren?“ Wenn er überhaupt etwas damit zu tun hatte.
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06-19-2023, 02:38 PM,
Beitrag #66
RE: Mietstall des Alan
"Niamhs Pferde sind bei Boduognatus. Wenn sie wieder auftaucht, bekommt sie sie zurück", erwiderte Dunduvan:

"Bei den Hunden des Jägers, es ist sehr gut möglich, dass sie jemand mitgenommen hat Wenn sie  ganz allein in den Wald gegangen wäre, wäre sie noch dümmer als ich dachte. Jeder der sie findet, und ihr körperlich überlegen ist, könnte sie mitgenommen und versklavt haben"

Vielleicht war das die Lösung aller Probleme. Niamh war futsch, wie er es vorhin ausgedrückt hatte, wobei er aber nur gemeint hatte: Fort. Jetzt hatte sie jemand entführt. Hoffentlich verkauften sie sie weit weg, am besten gleich bis nach Rom. Falls sie ein Kind erwartete, bekam ihr Käufer zwei Leben statt eines für das gleiche Geld.
 Und Niamh würde nie wieder zwischen den Brüdern stehen können. Louarn würde sie mit der Zeit vergessen. Und er, Dunduvan, auch:

"Warum findest du es unwahrscheinlich, Louarn, dass dieser Ewan sich Niamh wieder geholt hat? Er ist doch dicke mit den Römern. Mag sein, dass sie in ihrer Heimat eine Fürstentochter ist. Doch hier ist sie nur eine Fremde ohne Familie und ohne Schutz. Vermutlich hat der Gallier sie schon weiterverkauft. Ich wollte niemals zwischen Louarn und Niamh treten, und es tut mir Leid. Aber dass sie fort ist, ist der Wille der Götter"

Dunduvan schaute zwischen Louarn und Alun hin- und her:
Ich muss die Beiden von Niamh loseisen, dachte er. Andere Pläne stehen an und höhere Ziele:

"Stand Ewan nicht ohnehin auf deiner Todesliste, Louarn? Ich bin dabei, damit du siehst, dass ich wie immer auf deiner Seite bin! Sage mir, wie du seinen Kopf serviert haben möchtest"

Niamh, dachte er noch einmal. Es tat weh, es war ein leichter dünner Schmerz, wie mit einem kleinen Messer in seine Haut geschnitten. So musste es sich anfühlen, wenn die Zwillinge begannen, einem ihrer Opfer die Haut abzuziehen. 
Aber Cathbad wäre gerade stolz auf ihn. Stolz, dass er den Schmerz ertrug, wie er allen Schmerz ertrug, und wie er das Schönste, was ihm jemals begegnet war, mit einer Handbewegung abtat.
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Falke
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06-19-2023, 04:05 PM,
Beitrag #67
RE: Mietstall des Alan
Jetzt fing Dunduvan auch noch damit an und hielt es für wahrscheinlich, dass Niamh gefangen wurde. Schlimmer, er sprach sogar davon, dass sie vermutlich schon längst weiterverkauft worden war! Allein die Vorstellung machte mich krank, auch wenn mich das überhaupt gar nichts anging und nicht kümmern sollte! Trotzdem warf ich Alun einen strafenden Blick zu, als wäre er an dem allem Schuld. Bis eben hatte ich mir keine Sorgen gemacht, aber wenn Dunduvan jetzt auch noch so anfing und es für wahrscheinlich hielt, wurde es zunehmend schwerer, mich davon zu überzeugen, dass alles in Ordnung war. Und ich wollte, dass alles in Ordnung war, weil ich mich nicht darum kümmern wollte und Niamh nicht retten gehen wollte. Nicht nach all dem, was vorgefallen war. Nicht, nachdem wir uns beide gegenseitig wohl weh getan hatten. Jetzt aber konnte ich an nichts anderes denken als daran, ob sie meine Hilfe brauchte. Ich hasste das!

“Na gut!“ polterte ich schließlich hilflos. Das ganze Universum schien sich ohnehin gegen mich verschworen zu haben. Da würde diese eine Sache auch nichts daran ändern, und wenn es nur wäre, um mich selbst davon zu überzeugen, dass ich überreagierte.
“Gehen wir zu Erwan, durchsuchen alles und bringen den Mistkerl um. Für die Schwester der Priesterin allein hätte er das schon verdient. Und dann sehen wir ja, ob er damit irgendwas zu tun hat oder nicht.“
Ich fühlte mich irgendwie komisch jetzt, wo es ausgesprochen war. Eigentlich war ich zwar durchaus impulsiv, aber das hier fühlte sich trotzdem nochmal anders an. Im Kampf jemanden zu töten, oder jemanden, der mich angriff, das war eine Sache. Aber den Tod von jemand anderem richtig zu planen, das war was ganz anderes.
“Ich weiß nicht, wie… keine Ahnung. Mir reicht es, wenn er tot ist, aber wenn ihr damit irgendwelche Nachrichten schicken wollt oder sowas, keine Ahnung, lassen wir Ciaran irgendeinen makabren Blödsinn machen. Das ist mir egal.“ War es mir wirklich. Ich war niemand, der Tote in Bäume hing oder ähnliches. Ich verstand den Sinn davon durchaus, aber das entsprach einfach nicht meiner Art, sowas zu tun.
“Aber vor allen Dingen brauchen wir einen Plan, wie wir dann da überhaupt reinkommen und das hinkriegen. Ich mein, der Kerl hat ein großes Haus mit einem Laden und einigen Sklaven. Und wenn ich auch nur in die Nähe davon gehe, flippt er aus. Ich hab keine Ahnung, ob man da nachts einfach einbrechen kann. In sowas seid ihr besser als ich.“ Meine Methode wäre recht direkt mit Tür eintreten und rein. Aber vermutlich würden wir damit nur sehr viel ungewollte Aufmerksamkeit auf uns ziehen. Aber ich war eben kein Einbrecher oder Meuchelmörder.
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Falke
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06-20-2023, 08:32 PM,
Beitrag #68
RE: Mietstall des Alan
Nur die Götter wussten, wohin Niamh gegangen war und was ihr dort passiert war. Wenn sie wirklich in den Wald gegangen war, dann konnte dort alles Mögliche geschehen sein. Sie konnte sich verirrt haben, auf wilde Tiere gestoßen sein oder dort an irgendwelches Gesindel geraten sein. 
Aber vielleicht war sie auch einfach fort gegangen, um alles hinter sich zu lassen. Das war zwar ungewöhnlich, aber nicht undenkbar.
Dunduvan spann seinen Gedanken weiter und kam dann auf diesen Erwan, den Louarn sowieso umlegen wollte, weil er die Schwester einer derPriesterinnen von Brigids Quelle in die Sklaverei verkauft hatte. Was es aber genau mit diesem Gallier auf sich hatte und wie er mit Niamh in Verbindung gestanden hatte, wusste ich nicht so genau. Ich wusste nur, dass er sie suchen ließ. Wahrscheinlich wollte er sie auch verkaufen.

Louarn warf mir einen strafenden Blick zu, weil Dunduvan nun auch davon überzeugt schien, dass Niamh etwas schlimmes zugestoßen sein musste. Doch ich zuckte nur mit den Schultern, denn schließlich hatte ich die ganze Zeit von nichts anderem geredet. Aber scheinbar schaffte Dunduvan dann das, was mir nicht geglückt war. Er hatte Louarn zum Umdenken gebracht! Auch wenn er meinte, Niamh Verschwinden sei der Wille der Götter.

 Er ließ seine Gleichgültigkeit links liegen und begann laut darüber nachzudenken, wie er es anstellen  konnte, ins Haus dieses Galliers zu kommen. "Ich nehme an, der Gallier kennt dich bereits?" fragte ich grinsend, weil er meinte, Erwan würde sofort ausflippen, sobald er ihn sah. Was hatte er nur wieder angestellt? 
Ich hhörte mir an, was Lou alles über diesen Erwan zu sagen hatte. Wenn er wirklich so dicke war, mit den Römern, dann bevorzugte er wahrscheinlich auch eher Römer in seinem Laden! Dann kam mir die Idee.
"Was haltet ihr davon, wenn sich Tarutius Corvus dort in seinem Laden einmal umschaut?" Der Gallier war anscheinend das, was man als romanisiert bezeichnete. Er hatte alles, was einmal sein Volk ausgemacht hatte, vergessen und war nun durch und durch zu einem 'Fast – Römer' geworden. Ihm fehlte zu seinem Glück warscheinlich nur noch das Bürgerrecht. Da war es sicher kein Fehler, wenn sich ein 'Pseudo – Römer' in seinem Laden umschaute und vielleicht so an ein paar Informationen kam. "Womit handelt der Kerl eigentlich?" Offenbar mit allem, was so gebraucht wurde, wenn er sogar die Schwester der Priesterin verhökert hatte.
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Als "Lucius Tarutius Corvus"
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Falke
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06-21-2023, 02:35 PM,
Beitrag #69
RE: Mietstall des Alan
Die Pferde beruhigten sich langsam, und ich ging noch einmal durch die Boxen, um zu sehen, ob alles in Ordnung war, und ihnen noch ein wenig Getreide zu geben als Entschuldigung für den Schrecken. Währenddessen fing Alun an, Fragen zu stellen. “Ja, er kennt mich. Ich war einmal in seinem Laden und hab mich mit Niamh unterhalten. Damals arbeitete sie dort. Er hat mich rausgeworfen“, fasste ich ganz kurz zusammen, was passiert war, und woran ich wirklich unschuldig war. Dieser Erwan war wahrscheinlich allein deshalb wütend gewesen, weil er schon damals die Gefahr erkannte, Niamh vielleicht nicht verkaufen zu können, weil sie lieber zu mir als zu irgendeinem Römer wollte. Mit meinem Wissen von heute verstand ich das viel besser. Damals hatte ich den Kerl einfach nur für bekloppt gehalten. Aber klar, wenn er Niamh als Sklavin hatte verkaufen wollen, dann störte jemand, der sie befreite, natürlich mehr.

Ob es eine gute Idee war, dass Alun sich umsah, musste vielleicht besser Dunduvan bedenken. Im Moment waren meine Gedanken bei der Möglichkeit, dass Niamh doch tatsächlich etwas zugestoßen sein könnte. Mein Traum verfolgte mich, aber ich schob es weg. Sicherlich war nichts und ich machte mir vollkommen umsonst Sorgen. Und selbst wenn etwas passiert sein sollte und wenn ich sie befreien sollte, änderte das ja dennoch nichts daran, dass sie ihren Verlobten noch liebte, mich verabscheute und von Dunduvan möglicherweise ein Kind bekam. Und ich hatte sie gern, ja, zumindest vorher, aber nicht so gern, als dass ich das Kind meines Bruders einfach so akzeptieren könnte.

Alun fragte noch, womit der Kerl handelte. “Außer keltischen Mädchen, meinst du? Stoffe. Wolle, Leinen, Krimskrams, Gürtel. Was man so braucht, um Kleidung zu machen.“ Das war zumindest das, was ich in dem Laden gesehen hatte.
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Falke
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06-22-2023, 09:05 AM,
Beitrag #70
RE: Mietstall des Alan
Mit was der Gallier außer Sklaven noch so handelte, das hatte Dunduvan auch wissen wollen. Vorwiegend Kleidung demnach: 

"Es wimmelt gerade von Soldaten in der Stadt wie ein Bienenstock von Bienen. Selbst Bonni, die Tochter des Bárid, ist verhaftet worden, obwohl sie doch zur Unterhaltung der Römer an ihren Wagenrennen teilnimmt. Etwas oder jemand  hat die Legion in Aufruhr versetzt. Wir müssen aufpassen“
Unwillkürlich hatte er „wir“ gesagt. Aber es war ihm ernst, ja. Der Kopf des Erwan war ein feines Versöhnungsgeschenk für Louarn, der nun aufgehört hatte, die Pferde scheu zu machen.  
Er würde wie die Krieger in den alten Zeiten aus dem Schädel des Galliers einen Trinkbecher für Lou anfertigen. Wenn dieser das denn schätzte:

"Wenn du möchtest, Alun, komme ich mit dir. Vier Augen sehen mehr als zwei“, fuhr Dunduvan fort:
"Ich würde mir nur noch etwas Römisches zum Anziehen besorgen"

 Er dachte dabei an Fintan, der immer alle möglichen römischen Kram besaß. Der Bruder schien seine Gaben vorwiegend dazu zu benutzen, Römer beim Würfelspiel abzuziehen. Oft zahlte man ihn in Sachen aus:

"Wo treffen wir uns?“

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