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Sklavenunterkunft | Kapaneos et Nicander
03-23-2025, 05:45 PM,
Beitrag #1
Sklavenunterkunft | Kapaneos et Nicander
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(03-22-2025, 07:53 PM)Caius Plautius Leander schrieb: An Nicander gewandt sagte er: "Du, Innogen und Hector könnt euch auch waschen und frisch machen. Ich möchte heute Abend einen Bericht, wie ihr untergebracht seid." Und Leander dachte dabei nicht unbedingt nur an einen Bericht, sondern durchaus auch an einen Vorwand, sich in Ruhe unterhalten zu können.

Kapaneos verneigte sich wieder leicht und führte sie also zurück ins Atrium. Unterwegs klatschte er auch einmal laut in die Hände, um einen Sklaven aufzufordern vier bestimmte Sklavinnen für das Balneum herbeizuholen, woraufhin der Angesprochene gleich losspurtete, um selbiges zu tun.
Der Weg führte zurück ins Atrium und dort in einen anderen Hof mit einem ausladenden Schwimmbecken unter freiem Himmel und ein klein wenig grüner Idylle.
“Dieser Hof ist im Sommer sehr angenehm. Das Becken wird natürlich täglich auch gereinigt, ist jetzt aber noch sehr frisch, um darin sportlich zu schwimmen. Aber im Sommer ist es sehr angenehm. Die Wassertiefe beträgt etwa fünf Fuß“, dozierte er wieder und schindete offensichtlich noch einen Moment Zeit, als auch schon einige Sklavinnen am Rand unauffällig vorbeihuschten und in einem Gang verschwanden, den Kapaneos dann auch gleich beschritt. “Hier geht es in den Badebereich“

Kapaneos machte eine Hausführung, und je mehr ich zuhörte, desto faszinierter war ich. Welch schöner, auserwählter Sprache bediente sich dieser Maiordomus. Wie stolz machte er die Herrschaft auf jedes kleine Detail der prächtigen Architektur aufmerksam. Das der Name des Hauses in seiner Stirn eintätowiert war, war nicht nur der Laune seines früheren Herren geschuldet; der Mann verkörperte ganz und gar die Seele dieser domus. Ich hoffte sehr, dass er beim Dominus nicht in Ungnade fiele, sondern uns lange erhalten bliebe.

Wie ihm befohlen worden war, brachte er uns Haussklaven unter. Hector kam zu zwei anderen Ianitoren auf ein Zimmer, Innogen in Rufweite ihres Herren ins Vorzimmer von dessen Cubiculum, und mir wurde die Ehre zuteil, dass Kapaneos mich in seiner eigenen Unterkunft einquartierte. Diese war ein einigermaßen großer Raum mit drei Betten, von denen zwei noch leer standen. Jedes hatte am Fußende eine große Holztruhe für unsere persönliche Habe. Kapaneos hatte sein eigenes Bett mit gesäumten Wolldecken und einem warmen Schaffell bestückt, daher war es gut zu erkennen. Ich nahm mir das, was am nächsten bei der Tür stand.

"Hier ist es schön, ich danke dir", sagte ich ihm.
"Hmm, der Befehl war, euch angemessen unterzubringen", erwiderte der Maiordomus etwas reserviert.
Ich wollte ihn lediglich ein wenig auftauen, daher lächelte ich und begann halblaut zu deklamieren:

" Und hoch auf der Zinne, von Speeren umsaust,
Rief er und ballte nach oben die Faust:
›All deine Gewölke türme,
Ja all deine Flammen herniedergeuß,
Doch wirst du nicht hindern den Kapaneus,
Ohnmächtiger Zeus,
Daß er dies Theben erstürme!"
, *

dann kam mir aber, dass der Kapaneos aus dem Theaterstück von Zeus bestraft worden war; und der hiesige aus dem realen Leben stand ja mit Plautius Leander auch plötzlich einem neuen und reichlich strengen Zeus gegenüber. Er konnte meine von Überschwang gezeugten Worte durchaus als Drohung auffassen, und daher sagte ich schnell:

"Dieses Gedicht ist lediglich deinem großen Namen geschuldet. Sieben gegen Theben, du weißt schon. Da gab es auch einen Kapaneus.  Ich wollte dich damit keinesfalls ärgern, und es würde mir Leid tun, wenn du das von mir denkst"

Kapaneos musterte mich fragend. Dann sagte er nur : "So so. Ist schon recht, ... Nicander, nicht wahr?"


Die Domini begaben sich ins Balneum, und Kapaneus brachte mich zu den Wirtschaftsräumen zum Waschen, nachdem ich meine - zugegebenermaßen wenigen Besitztümer - in meiner Truhe verstaut hatte.

Dort traf ich eine vergnügte Innogen: "Wie oft werde ich mich hier noch verlaufen?",fragte sie: "Aber das Cubiculum von Herrn Leander ist eine Wucht; nun ja, du wirst es auch noch sehen"
ich ließ sie alleine, um mich dort zu waschen, wo es auch Hector tat; wir schütteten uns gegenseitig schwungvoll Schöpfeimer voll mit Wasser über den Kopf, wobei Hector sich bücken, ich aber auf einen Schemel steigen musste.
Dann zogen wir unsere besten Tuniken an und aßen wir rasch eine Kleinigkeit aus der Küche. Hector, der eine Vorliebe für Süssigkeiten hatte, freute sich sehr, als er entdeckte, dass der Koch oder die Köchin es gut gemeint, und uns süßes Mus zum Brot dazu gegeben hatte.

Darüber verging die Zeit, es wurde Abend, und ich sagte: "Der Dominus möchte heute Abend noch einen Bericht, wie wir untergebracht sind"
"Dann komm gleich mit mir. Nicht, dass du dich auch noch verläufst", sagte Innogen und winkte mir mit ihrer Hand, um ihre kleine Hand in die meine zu legen und mir den Weg zu zeigen >>>



*Schack, Adolf- Friedrich von: Evadne, 1861

[Bild: 1_26_01_24_4_43_25.jpeg]
[Bild: 3_15_08_22_9_43_44.png]
"Scheinsklave" Norbana Orestilla
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