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Ankunft in Londinium
03-17-2025, 04:41 PM,
Beitrag #1
Ankunft in Londinium
Am Tag vor der Abreise hatte Leander seine Ehefrau noch einmal beglückt und war bei ihr geblieben, bis sie eingeschlafen war, ehe er sich in seine eigenen Räumlichkeiten zurückgezogen hatte. Die Abreise war gut vorbereitet und konnte daher im frühen Morgengrauen auch schon beginnen, wo Leander und Innogen für den ersten Tag die eine, Nicander und Norbana Orestilla die andere Kutsche bestiegen und Hector zeitweilig in der einen, mal in der anderen Kutsche mitfuhr und, soweit er das Gefühl hatte, zu stören, beizeiten dem Kutscher auf dem Kutschbock Gesellschaft leistete.


Die Reise selbst war, wie Leander es gesagt hatte: Hauptsächlich dunkel wegen der geschlossenen Fenster, holperig und recht langweilig, weshalb er sich den ersten Tag der Reise vormittags mit Innogen vergnügte, nach dem Pferdewechsel am Mittag mit seiner Frau und Nicander die Kutsche teilte, um sich etwas zu unterhalten.
Den zweiten Tag widmete er gänzlich seiner Ehefrau und verkürzte ihnen beiden die Zeit, indem er ihr zeigte, wie das Holpern der Kutsche sich auch ganz schön anfühlen und in ihrer beider Bewegungen einbauen ließ, wenn sie auf ihm saß. So verkürzte sich zumindest etwas die Zeit.
Da die Straße doch nasser war, als angenommen, und die reise einen Tag länger verschlingen würde, war am dritten Tag wieder hauptsächlich Innogen seine Reisebegleitung, auch wenn das Leanders Laune nicht gänzlich aufhellen konnte.
Den vierten Tag verbrachte er mit Konversation mit seiner Frau und Nicander ganz brav und langweilig, bis gegen Mittag Londinium in Sicht kam und sich somit das Ende der Reise abzeichnete. Sie verzichteten auf einen weiteren Pferdewechsel und kamen so auch am Nachmittag schließlich bei ihrem Ziel an. Leander konnte es kaum erwarten, die miefige, enge Kutsche zu verlassen. Der Kutscher hielt einmal vor dem Haupteingang der wirklich prächtigen und riesigen Villa. Leander versank einen kurzen Augenblick in dem Anblick der hohen Marmorsäulen, die den vorgelagerten Portikus trugen und als Regenschutz für alle Passanten des Hauses fungierten. Doch noch beeindruckender war die gewaltige, beschlagene Eingangstür, die den Wohlstand geradezu herausbrüllte mit ihren schieren Ausmaßen. Und all das war jetzt sein Leander brauchte einen Moment, um das wirklich zu erfassen, während er seiner Frau eine Hand bot, um ihr aus der Kutsche zu helfen.


Die Tür knarzte, als zwei kräftige Sklaven sie aufschoben. Einer allein hätte den Türflügel nicht bewegen können. 

[Bild: z5it2wy8.png]In der Mitte des Eingangs stand auch schon ein Mann in einem edlen Gewand, dem man wohl nur an dem auf dem rasierten Schädel über dem Ohr eintätowierten Wort PLAVTIA den Sklavenstand ansehen konnte – eine Kennzeichnung, die seine Freilassung ebenfalls unmöglich machte und ihn auf ewig an dieses Haus band.
Leander schritt die Treppe zu ihm hinauf, da er nicht wie ein Bittsteller von unten mit ihm zu reden gedachte, seine Frau fest an seinem Arm mit sich führend. “Ich bin Caius Plautius Leander. Dies ist meine Ehefrau Norbana Orestilla“, verkündete ich und wartete auf die Reaktion des Mannes, der seine Gedanken hinter einer ausdruckslosen Miene verborgen hielt, während er sich verneigte.
“Willkommen, Domunus. Willkommen, Domina. Mein Name ist Kapaneos, ich bin der Maiordomus. Ich habe eure Ankunft bereits erwartet. Tretet ein.“
Leander ließ sich ebenfalls nicht anmerken, ob er überrascht war, vom Maiordomus selbst begrüßt zu werden, und betrat den Windfang, der sich zu einem Atrium hin öffnete, das gewaltig genug war, um darin die gesamte Domus Plautia in Iscalis unterzubringen.


[Bild: y2569qq2.png]


Hier wankte einmal ganz kurz seine Fassade, als er den Raum betrat, und er ließ den Arm seiner Frau los, während er auf das gewaltige Regenbecken blickte, die feinen korinthischen Säulen, die das darüber befindliche Stockwerk mit noch mehr solcher Säulen trugen, die reichhaltigen Bodenmosaike mit verschiedensten Vögeln, Fischen, Mustern darin. Allesamt so viel mehr Reichtum, dass einem Menschen schwindelig werden könnte.


Der Maiordomus bemerkte es und räusperte sich kurz. Leander war sich sicher, dass er so ein Lächeln verbarg, und schaute relativ finster in die Richtung des Sklaven. Er konnte Geringschätzung nicht ausstehen, und er war selbst lang genug Maiordomus gewesen, wenn auch nicht in einem so gewaltigen Haus, um zu wissen, dass man nicht zu freigiebig sein durfte, um nicht falsche Nachgiebigkeit zu suggerieren. Er war nicht grausam und hatte nicht vor, es zu sein, aber er konnte durchaus auch hart durchgreifen, wenn es nötig war.
“Wieviele Sklaven gehören zum Haus?“ fragte er einmal bedrohlich ruhig.
“Inklusive der Gärtner, Stallarbeiter, Wachhundeführer, Küchensklaven und sämtlicher Kinder im Moment neununddreißig“ verkündete der Maiordomus.
“Ich habe aus Iscalis meine Cubicularia Innogen und den Secretarius meiner Ehefrau Nicander mitgebracht, ebenso meinen bisherigen Ianitor Hector. Ich erwarte, dass sie adäquat untergebracht werden und mit Respekt behandelt werden. In einigen Wochen werden noch weitere Sklaven aus Iscalis eintreffen, für die dasselbe gilt.“
Kapaneos verneigte sich wieder leicht und schürzte die Lippen. “Natürlich, Dominus.“
“Achja, Kapaneos?“ entschloss Leander sich, gleich zu Beginn die Machtverhältnisse zu klären. “Ich habe noch nicht entschieden, wer im Haus welche Stellung hier behalten wird. Und ich habe auch kein Problem damit, mich notfalls von Sklaven zu trennen, die meiner Frau, mir, oder den Sklaven meines vertrauens nicht den nötigen Respekt entgegenbringen.“
Er ließ seinen Blick dabei auf Kapaneos ruhen, so dass dieser den Wink verstand. Was er mit einer tieferen Verbeugung als bislang auch durchaus andeutete. “Natürlich, Dominus.“
“Gut, dann zeig uns noch den Rest.“
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03-18-2025, 10:44 PM,
Beitrag #2
RE: Ankunft in Londinium
Am Vorabend unserer Abreise war Leander noch einmal zu mir gekommen. Er blieb lange, und ich genoss seine Nähe mehr, als ich es erwartet hatte. Ich hätte nicht gedacht, dass sie mir einmal so wichtig werden könnte – doch genau das war geschehen. Ich sehnte mich nach seinen Berührungen, nach der Wärme, die er mir schenkte. Ein leises Gefühl hatte sich in mir eingenistet, vorsichtig und zaghaft, aber nicht mehr zu übersehen. Konnte das Liebe sein? Ich spürte es in meinem Bauch – dieses Kribbeln, wenn er mich küsste oder mich berührte. Ich wollte ihn nicht mehr missen.

Dann kam der Tag der Abreise. Leander hatte alles sorgfältig vorbereitet. Wir reisten in zwei Wagen. Ich wusste, dass die Fahrt nach Londinium lang werden würde, erst recht in einem dunklen Reisewagen. Doch Nicander leistete mir Gesellschaft – und manchmal auch Leander. Er schien Freude daran zu haben, mir die vielen Spielarten der Liebe zu zeigen, und ich begann, mich dieser neuen Welt mit einer Mischung aus Neugier und Verlangen zu öffnen.

Nach mehreren Tagen erreichten wir endlich Londinium. Ein Kribbeln der Erwartung durchlief mich. Ich hatte mir unser neues Heim als eine etwas größere Domus vorgestellt, ähnlich derjenigen in Iscalis. Doch nichts hätte mich auf den Anblick vorbereiten können, der sich mir nun bot.
Als Leander mir beim Aussteigen die Hand reichte, blieb ich einen Moment lang reglos stehen. Vor uns erhob sich eine Villa von beeindruckender Größe. Die Marmorsäulen glänzten im Licht, das kunstvoll gearbeitete Portal ließ keinen Zweifel daran, dass dies das Haus eines Mannes von Einfluss und Reichtum war.

Ein Mann erwartete uns bereits. Seine Haltung war würdevoll, sein Gewand von edler Qualität – doch die Tätowierung an seinem Kopf verriet ihn als Sklaven. Er stellte sich als Kapaneos vor, der Verwalter des Anwesens, und empfing uns mit Ehrerbietung.

Leander nahm meine Hand und führte mich über die Schwelle. Gemeinsam betraten wir das Haus.
Das Atrium öffnete sich vor uns in einer Pracht, die mir den Atem raubte. Das Impluvium in der Mitte spiegelte die hohen Säulen, kunstvolle Mosaike schmückten den Boden, und ein feiner Duft von brennenden Ölen lag in der Luft. Während Leander sich sofort nach den Sklaven und der Verwaltung des Hauses erkundigte, seine Erwartungen klar formulierte, ließ ich meinen Blick über die weitläufigen Räume schweifen. So viel Platz. So viel Schönheit.
Ich trat einige Schritte weiter und ließ meine Finger über das kühle Gestein einer Säule gleiten. Mein Blick wanderte weiter. Doch ich horchte auf, als Kapaneos die Gärtner erwähnte. Es hier auch einen Garten? Einen Ort, an dem ich mich verlustieren konnte oder einfach auch einmal für mich sein konnte?
"Gibt es hier auch einen Garten?" fragte ich Kapaneos. "Kann ich ihn bitte sehen?"
[Bild: 3_15_08_22_9_37_19.png]
Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
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03-19-2025, 01:57 PM,
Beitrag #3
RE: Ankunft in Londinium
Die Fahrt war, wie der Herr uns vorausgesagt hatte, dunkel und langweilig. Ich unterhielt die Domina, in dem ich ihr alle möglichen Stücke aus dem Kopf vorspielte, gerne auch anzügliche, so dass auch ich etwas dazu beigetragen hatte, dass sie mehr als bereit war, als ihr Mann am zweiten Tag ihr zeigte, dass Platz in der kleinsten...Kutsche war, während ich in der ersten Kutsche Innogen Gesellschaft leistete. Auch sie hörte ab und an gerne eine spannende Geschichte.
Aber dann war die Reise vorbei, und etwas steif an allen Gliedern stiegen wir aus. Das Ehepaar schritt vorneweg, wir Sklaven kamen hinterher.  Ein wenig derrangiert sahen wir aus, denn wir hatten keine Pferde mehr gewechselt und so uns nicht frisch machen können.
Die Villa wirkte von außen schon überaus prächtig und imposant, und dieser Eindruck wurde innen nicht geschmälert. Weiße Säulen mit korinthischen Kapitellen schraubten sich wie aus einem Fiebertraum empor, der Boden war so kunstvoll mit Mosaiken ausgelegt, dass man meinen könnte, einen wirklichen Tiergarten zu betreten, das Wasser im Impluvium glitzerte, und es gab nicht nur ein, sondern gleich zwei Stockwerke. Ich dachte, den Palast des Königs von Persien zu betreten, und wie ein König wirkte auch der Sklave in teuren Gewändern, der sich als Maiordomus Kapaneos vorstellte.
Was für ein Prachtkerl! Ich wüsste schon genau, wie ich ihn besetzen würde: Als König Agamemnon in dem Stück von Aischylos etwa, als König Pentheus, als Pelasgos.... die Tätowierung konnte man überschminken. Ich erkannte Schauspieler, wenn ich einen sah. Gerade spielte Kapaneos die Rolle "Arroganter Haussklave trifft auf Domini aus der Provinz" Nur dass Herr Leander da nicht mitspielte, er wies den Mann in seine Schranken, und der verbeugte sich derart, dass er mit seiner Glatze schier den Boden wischte.
Unser Herr stellte Innogen als seine Cubicularia vor, und mich beförderte er zum Secretarius der Herrin, was ich mit einem Kopfnicken und dem Eindruck stiller Würde zu bestätigen suchte.
Die neue Villa war wie ein Theater so hoch und groß. Plautius Leander hatte mir untersagt, öffentlich aufzutreten, aber nun als Kapaneos berichtete, dass es neununddreißig Sklaven hier gab, dachte ich daran, ihn zu fragen, ob wir nicht ein Stück einüben dürften. Es gab nichts Besseres, um zwei Gruppen wie die Londinier und die Iscaler Plautiersklaven sich näher zu bringen, als das Theaterspielen. Neununddreißig Sklaven, hatte der Maiordomus gesagt, das war viel Material, obwohl nicht alle proben dürften, denn die Dienstpflichten durften keinesfalls vernachlässigt werden.

Als Kapaneos den Garten erwähnte, horchte die liebste Domina auf. Sie liebte ja Blumen und alles Grüne. Ich machte mich bereit, mit ihr den Garten anzusehen.
[Bild: 1_26_01_24_4_43_25.jpeg]
[Bild: 3_15_08_22_9_43_44.png]
"Scheinsklave" Norbana Orestilla
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03-19-2025, 05:52 PM,
Beitrag #4
RE: Ankunft in Londinium
[Bild: z5it2wy8.png]

Kapaneos sah kurz zwischen Leander und seiner neuen Herrin hin und her, da er noch nicht einschätzen konnte, wie die Machtverhältnisse in der Ehe ausfielen und bei wem er sich mehr einschmeicheln sollte. Da Leander aber nur seinen strengen Blick beibehielt, fiel die Entscheidung recht rasch.
“Natürlich, Domina. Wir haben gewissermaßen zwei Gärten. Einer befindet sich direkt neben dem Haus an der Seite des Cubiculums des Hausherrn und des etwas kleineren Cubiculums daneben, so dass man aus den Fenstern hinaussehen kann.“ Kapaneos deutete mit dezenten Handbewegungen in Richtung zweier Türen, die erahnen ließen, dass selbst das kleinere Cubiculum noch erhebliche Ausmaße hatte. “Durch diesen gelangt man auch dort hin. In Höhe der Schlafzimmer sind dort vor allen Dingen Rosensträucher gepflanzt, weiter in Richtung Straße hat die Küche ihre Beete angelegt.
Der eigentliche Garten ist aber wesentlich größer und im hinteren Bereich der Villa. Wenn du mir folgen magst, führe ich dich selbstverständlich sofort hin.“


Er wartete kurz auf ein Zeichen des Einverständnisses, was von Leander durch ein knappes Nicken bezeugt wurde, und machte sich dann auf den Weg. Unterwegs erklärte er ein wenig.
“Wenn ich die Domini durch das Tablinum führen darf. Das Holz der Vertäfelung wurde aus Africa importiert und von den besten Zimmerleuten bearbeitet. Die oberen, bunten Absätze sind aus Stuck und Emaille und fügen sich in das Deckenbild farblich ein…..“
Es war wie eine Führung durch eine Ausstellung, wo immer wieder auf diverse Meisterwerke hingewiesen wurde von einem beflissenen Führer. So auch in dem sehr breiten Wandelgang hinter dem Tablinum, das mit einigen Malereien geschmückt war und durch diverse Statuen noch mehr Eindruck machen sollte. Von dort ging es durch den gewaltigen Oecus, der an Prunk und Ausgestaltung das Atrium noch weit übertraf und sich an der Rückseite durch eine entfernbare Holzwand schließlich den Weg zum Garten freigab.  Leander war sich sicher, dass Kapaneos den Weg so gewählt hatte, um möglichst viel Eindruck zu schinden, denn natürlich gab es auch weit weniger prunkvolle Durchgänge zum Garten.

Und wenn die Villa beeindruckend war, dann war der Garten ein wahrer PARK. Der ganze Bereich war von einem Säulengang umgeben, auf welchem man auch bei schlechtem Wetter noch die Ruhe und Pflanzenfülle genießen konnte. Vom Oecus ausgehend geradeaus war ein künstlicher See in einem weitestgehenden Rechteck angelegt, auf dem man wohl auch Boote hätte fahren lassen können, so man wollte. Kapaneos, der die ganze Zeit doziert hatte, machte hier auch weiter und bezeichnete den See fast schon lapidar als “… unser Fischteich, so dass jederzeit frischer Fisch verfügbar ist, insbesondere Karpfen und Forellen.“
Er zählte auch die ganzen Pflanzenarten auf, die auf dem gewaltigen Areal zu finden waren, so man die Muse fand, auf den angelegten, weißen Kieswegen entlangzulaufen. “Im Moment blühen die Primeln sehr schön. Der Hauptgärtner hat auch Narzissen, Veilchen und einige einheimische Blumen gepflanzt, dazu viele schön blühende Büsche. Wenn sie verblüht sind, wird natürlich mit anderen blühenden Blumen gewechselt, so dass kein Bereich brach liegt.“

Und nach einer schier unendlichen Litanei war Kapaneos dann schließlich auch fertig und stand einfach nur ruhig da, als hätte er nicht gerade eine gefühlte Ewigkeit gesprochen.
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03-20-2025, 08:40 PM,
Beitrag #5
RE: Ankunft in Londinium
Ich konnte kaum fassen, was ich sah. Die Villa hatte mich schon überwältigt, aber dieser Garten – er war jenseits aller Vorstellungen. Die Weite, die Farben, die kunstvoll angelegten Beete – es war, als wäre ich in einen Traum eingetreten. Langsam trat ich an den Rand des Wandelgangs und ließ meinen Blick über die Säulen schweifen, die den Garten umrahmten. Die Kieswege schlängelten sich in perfekten Bahnen durch das üppige Grün, der Teich – nein, der kleine See – glitzerte im Sonnenlicht, und der Duft der Blüten lag süß und berauschend in der Luft. Jeder Baum, jede Pflanze schien mit Bedacht gewählt und harmonisch in dieses Paradies eingefügt.
 Ich atmete tief ein, um den Moment in mir zu bewahren. Ein warmes Glücksgefühl durchströmte mich – das hier war nun mein neues Zuhause. Unser Zuhause. Ich drehte mich zu Leander um und spürte, wie sich meine Lippen zu einem Lächeln formten. "Es ist wunderschön, Liebster", flüsterte ich ehrfürchtig, dann mit fester Stimme: "Und es ist unser Zuhause." Mein Herz schlug schneller, als ich in seinen Blick sah. Noch vor wenigen Wochen hätte ich mir nicht träumen lassen, jemals an solch einem Ort zu stehen – und nun war ich hier, an seiner Seite.
 
Ich wandte mich erneut dem Garten zu, konnte mich gar nicht sattsehen. "Der Teich ist beeindruckend", sagte ich immer noch ganz ergriffen, während ich mir vorstellte, an einem schattigen Platz zu sitzen, den Fischen zuzusehen oder vielleicht sogar auf einem Boot zu schaukeln. Mein Blick schweifte weiter, immer auf der Suche nach dem perfekten Winkel, an dem ich mich zurückziehen konnte, um in Ruhe diesen neuen Lebensabschnitt zu genießen.
 
In diesem Moment wurde mein Glück noch greifbarer, als ich meinen Blick schweifen ließ – da war es, mein geliebtes Hündchen, das Leander mir geschenkt hatte. Einer der Sklaven musste ihn wohl mit aus dem Wagen genommen haben. Er hatte mich auf der langen Reise aus Iscalis begleitet, und sein tapsiges Herankommen ließ mein Herz vor Freude hüpfen. "Zerberus!" rief ich erfreut. "Da bist du ja, mein kleiner Liebling", rief ich und kniete mich nieder, um ihn in meine Arme zu schließen. Sein warmes, lebendiges Gewicht und das sanfte Kraulen hinter seinen Ohren erfüllten mich mit tiefer Zufriedenheit.
 
Dann wandte ich mich entschlossen an Kapaneos. "Ich möchte den Gärtner kennenlernen", sagte ich bestimmt. Es war mir wichtig, den Sklaven kennenzulernen, der diesen Garten pflegte, der mit geschickten Händen und wachem Auge dafür sorgte, dass dieses Idyll in solch prächtiger Form erstrahlte. Und wenn dies nun mein neues Zuhause war, dann wollte ich jedes Detail darüber in Erfahrung bringen.
[Bild: 3_15_08_22_9_37_19.png]
Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
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03-21-2025, 08:09 PM,
Beitrag #6
RE: Ankunft in Londinium
Warum auch immer sie einem Fellball, der kaum mehr als eine Hand füllte, den Namen des Höllenhundes gegeben hatte. Leander bemühte sich um eine absolut stoische Miene, als sie ihr Hündchen zu sich rief. Er war ja durchaus zufrieden, wenn sie glücklich war, und der Hund und der Garten machten sie glücklich. Aber das hieß nicht, dass er alles verstehen musste.

Jetzt wollte sie auch den Gärtner kennenlernen. Der Maiordomus hob schon an, ihn zu rufen. “Insgesamt sechs Sklaven kümmern sich um den Garten, Domina. Gregorius ist der oberste Gärtner, der die anderen anleitet. Ich kann ihn rufen lassen…?“

Leander hob aber erst einmal beschwichtigend die Hand und sah seine Frau an. “Wir waren jetzt drei Tage unterwegs in einer engen Kutsche. Ich denke, wir sollten uns erst einmal waschen und umziehen und vielleicht eine Kleinigkeit essen. Du wirst noch viel Zeit haben, hier im Garten zu sein und dich mit dem Gärtner zu unterhalten.“ Aber jetzt im Moment müffelten sie nach 3 Tagen in einem engen Raum und in Pferdewechselstationen ohne Bad. Und Leander fand es wesentlich wichtiger, wieder in einen ordentlichen Zustand zurückzukehren, als über Blumen zu sprechen.

Der Maiordomus war klug genug, erst einmal still zu sein und abzuwarten, was entschieden werden würde, ehe er weitere Vorschläge unterbreitete, was er zu tun gedachte.
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03-22-2025, 08:18 AM,
Beitrag #7
RE: Ankunft in Londinium
Ich hielt Zerberus fest an mich gedrückt und kraulte ihn hinter seinem Ohr, während ich Leander ansah. Er versuchte, seine Miene unbewegt zu lassen, aber ich kannte ihn inzwischen gut genug, um zu wissen, dass er insgeheim über den Namen meines kleinen Fellbündels schmunzelte. Sollte er ruhig. Ich fand den Namen witzig. Für mich passte er einfach perfekt.

Doch kaum hatte ich meinen Wunsch geäußert, die Gärtner kennenzulernen, meldete sich Kapaneos zu Wort. Sechs Sklaven kümmerten sich also um den Garten. Ein gewisser Gregorius war ihr Vorsteher. "Gregorius, aha!" murmelte ich leise. Ein Name, den ich mir merken musste!

Leander hielt den Maiordomus mit einer knappen Geste zurück und sah mich an. Er fand es besser, sich zuerst etwas  zu erfrischen und etwas essen. Er hatte recht. Nach den letzten drei Tage in der engen Kutsche, dem Staub der Straße und der stickigen Luft in den Herbergen… Mir wurde erst jetzt bewusst, wie sehr ich mich nach einem Bad sehnte. Ein Bad – in unserem eigenen Balneum. Ich konnte es kaum fassen! Wir hatten hier ein eigenes Bad!
Ein Kribbeln lief mir über die Haut, als ich zu Leander hinüberblickte. "Gewiss Liebster! Ja, das sollten wir tun." Ich trat näher an ihn heran und ließ meine Hand leicht über seinen Unterarm gleiten. "Ich möchte baden gehen." Dann hob ich den Kopf und sah ihm mit einem grinsenden Gesicht direkt in die Augen. "Mit dir."
[Bild: 3_15_08_22_9_37_19.png]
Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
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03-22-2025, 07:53 PM,
Beitrag #8
RE: Ankunft in Londinium
Nachdem auch Orestilla ihre Zustimmung verkündet hatte, war Kapaneos wieder in seinem Element.
“In der Tat haben wir ein umfangreiches Balneum um Haus, inklusive Frigidarium, Tepidarium und Caldarium mit angeschlossenem, kleinen Sudatorium für bis zu vier Personen. Ich werde es sofort einheizen lassen, wenn die Herrschaften es wünschen.“

Leander musste sich nach wie vor beherrschen, von dem ganzen Prunk und Protz nicht erschlagen zu werden, der jetzt sein Eigentum war. Da lenkte ihn wenigstens etwas ab, wie seine Frau ihn ansah, als hätte sie etwas anderes vor, als sich zu waschen. Bislang hatte Leander eigentlich grob einen Rhythmus von drei Tagen eingehalten, den er fortzusetzen bereit war. Aber das wäre dann nicht heute.
“Ein großes Einheizen wird nicht nötig sein. Waschen und etwas Entspannung anschließend in lauwarmem Wasser genügt für heute völlig.“ Leander hatte nicht vor, heute im Sudatorium zu schwitzen. Und insgesamt würde er auch wahrscheinlich häufiger die Thermen benutzen, um sich auszutauschen mit anderen Männern. Ein eigenes Dampfbad war da vielleicht eher etwas, um in Gesellschaft anzugeben.
An Nicander gewandt sagte er: "Du, Innogen und Hector könnt euch auch waschen und frisch machen. Ich möchte heute Abend einen Bericht, wie ihr untergebracht seid." Und Leander dachte dabei nicht unbedingt nur an einen Bericht, sondern durchaus auch an einen Vorwand, sich in Ruhe unterhalten zu können.

Kapaneos verneigte sich wieder leicht und führte sie also zurück ins Atrium. Unterwegs klatschte er auch einmal laut in die Hände, um einen Sklaven aufzufordern vier bestimmte Sklavinnen für das Balneum herbeizuholen, woraufhin der Angesprochene gleich losspurtete, um selbiges zu tun.
Der Weg führte zurück ins Atrium und dort in einen anderen Hof mit einem ausladenden Schwimmbecken unter freiem Himmel und ein klein wenig grüner Idylle.
“Dieser Hof ist im Sommer sehr angenehm. Das Becken wird natürlich täglich auch gereinigt, ist jetzt aber noch sehr frisch, um darin sportlich zu schwimmen. Aber im Sommer ist es sehr angenehm. Die Wassertiefe beträgt etwa fünf Fuß“, dozierte er wieder und schindete offensichtlich noch einen Moment Zeit, als auch schon einige Sklavinnen am Rand unauffällig vorbeihuschten und in einem Gang verschwanden, den Kapaneos dann auch gleich beschritt. “Hier geht es in den Badebereich“

Der Bereich, sich umzukleiden und zu waschen, war gleich nach einem kurzen Durchgang zu finden. Es gab hier auch Holzbänke zum Sitzen, eine kleine, steinerne Wanne, die als Frigidarium diente, falls jemand sich in kaltes Wasser legen wollte, und ein etwa hüfthohes, rundes Waschbecken mit ebenfalls kaltem Wasser, um sich selbst zu säubern, ganz wie in einer Therme.
Die Sklavinnen standen auch schon bereit, beim Entkleiden und Waschen zu helfen, mit Schüsseln mit wärmerem Wasser und weichen Schwämmen, so dass sie die Hausherren säubern konnten, bevor diese ins Wasser gingen.

Leander ließ sich auch gleich entkleiden und gab Anweisung, aus seiner mitgebrachten Kleidertruhe für die Zeit später die blaue Tunika für ihn zu besorgen, damit er sich nach dem Bad umkleiden konnte.
Die Sklavinnen verrichteten ihre Arbeit still und gewissenhaft, ohne aufzusehen oder auch nur ein Wort zu sagen. Das gefiel Leander etwas weniger, aber für den Anfang war das brauchbar.

Nachdem er mit germanischer Seife gewaschen und abgespült war, ging er also einen Raum weiter in das Tepidarium, das mit einem angenehm großen Becken aufwartete, in dem sicher auch vier oder fünf Personen Platz gefunden hätten. Er stieg in das angenehm warme, nicht heiße Wasser und atmete einmal zufrieden durch, während er sich einen Platz an der eingemauerten Sitzbank am Rand suchte und auf seine Frau wartete.
Zwei der Sklavinnen standen mit Handtüchern am Rand bereit, falls jemand wieder hinaus wollte, während die anderen beiden am Rand auf weitere Anweisungen warteten, falls jemand noch etwas wollte.
Kapaneos war am Rand stehen geblieben, da er sich nicht ausgezogen hatte und das Bad nicht schmutzig machen wollte. “Ich lasse die Küche ein kleines Mahl vorbereiten vor der eigentlichen Cena am Abend“, sagte er und wartete, bis Leander ihn mit einem Wink auch entließ, ehe er sich zurückzog.
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03-22-2025, 11:14 PM,
Beitrag #9
RE: Ankunft in Londinium
Kapaneos begann mit einem gewissen Stolz, die Annehmlichkeiten des Badebereichs zu erläutern und ich lauschte seinen Worten mit wachsendem Staunen. Die Vorstellung, dass dies nun unser Eigen war, erschien mir fast unwirklich. Von privaten Badehäusern hatte ich gehört, doch eines selbst zu besitzen, war etwas völlig anderes. Mein Blick glitt über die kunstvoll gestalteten Wände, das sanfte Spiel des Lichts auf der Wasseroberfläche, die angenehme Wärme, die die Luft erfüllte – ein Paradies unter unserem Dach.
Leander hingegen blieb gelassen und wies darauf hin, dass eine vollständige Aufheizung nicht nötig sei. Ein einfaches Bad zur Erfrischung reiche für heute aus. Ich konnte ihm nur zustimmen, auch wenn meine Gedanken sich längst nicht mehr nur um die bloße Reinigung drehten.
"Ich freue mich schon darauf, dieses Bad oft zu nutzen," sagte ich an Leander gewandt, während wir den Umkleidebereich betraten. "Es ist eine wahre Zierde für das Haus." Jetzt musste ich nur noch ein paar Freundinnen in Londinium finden, die ich in unsere Villa einladen konnte, um mit unserem Luxus zu prahlen. Nach und nach setzte sich in mir der Gedanke fest, dass ich von nun an die Hausherrin in dieser herrschaftlichen Villa sein würde,

Während die Sklavinnen mir halfen, meine Reisekleidung abzulegen, spürte ich eine wachsende Vorfreude in mir. Ich ließ mich von ihnen waschen, genoss die Wärme des Wassers, das die Müdigkeit der Reise von meiner Haut spülte, und nahm mir bewusst Zeit dafür. Schließlich trat ich in das Tepidarium, wo Leander bereits in das Becken eingetaucht war.
Ein angenehmes Schaudern lief mir über den Rücken, als ich mich langsam in das wohlige Wasser gleiten ließ. Das Becken war groß genug, um Abstand zu halten, doch ich zog es vor, mich nahe an ihn zu schmiegen. "Dies ist wahrhaft ein Ort der Entspannung,“ murmelte ich und hob den Blick zu ihm. „Vielleicht hast du ja noch eine weitere Lektion für mich?" fragte ich ihn mit einem leicht anzüglichen Lächeln.
[Bild: 3_15_08_22_9_37_19.png]
Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
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03-23-2025, 06:20 PM,
Beitrag #10
RE: Ankunft in Londinium
Orestilla kam zu Leander in die Wanne und schmiegte sich an ihn. Seit sie die Freuden der körperlichen Vereinigung in Grundzügen kennen gelernt hatte, war sie insgesamt sehr anschmiegsam. Wobei Leander zugeben musste, dass sie auch zuvor mit ihm hatte kuscheln wollen, er dies aber aus diversen Gründen abgelehnt hatte. Auch jetzt war er immer noch kein großer Kuschler, sehr zu Orestillas Leidwesen wohl. Aber er duldete es inzwischen immerhin.
Sie fragte nach einer weiteren Lektion, und seine Augenbrauen hoben sich leicht. “In Gesetzeskunde? Ich könnte ein wenig über die Tücken des Erbrechtes dozieren, wenn du möchtest?“
Natürlich hatte er verstanden, was sie wollte, aber er wollte sie etwas aufziehen, weshalb er wartete, bis er das Unverständnis in ihren Augen sah, ehe er leicht lächelte und sich zurücklehnte. “Du solltest dich noch etwas entspannen und ausruhen, Orestilla. Bei zu viel Aktivität wirst du wund und hast dann Schmerzen, was ich nicht möchte. Aber morgen oder übermorgen können wir sehr gerne weiter schauen, was dir gefällt.“

Leander atmete einmal tief durch, breitete die Arme am Rand aus und ließ sich etwas tiefer in die Wanne sinken. “Ich kann noch nicht ganz fassen, wie groß dieses Haus ist und dass es jetzt mir gehört. Ich muss mich definitiv noch einmal bei Plautius Montanus bedanken. Und ich hoffe, es gefällt dir auch? Du musst dann noch entscheiden, welches Zimmer du als dein Cubiculum haben willst. Vermutlich hat Kapaneos fünf zur Auswahl. Eines hat er ja schon angedeutet zum Küchengarten hin, aber ich hab auch die Türen zum Garten hin gesehen, wo sicherlich wunderschöne Zimmer zu finden sind.“ Ein klein wenig wollte Leander sie ablenken, ohne dass sie traurig wurde. Und sie konnte sich für Gärten begeistern, also war das ein naheliegender Versuch. Zumal der Garten hier riesig war.
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