Forum

[Publius Gabinius Secundus]

Ich war nach draußen gekommen, nahm meine Frame, meinen kurzen Speer ab und gab ihn Clara. Es war eine Waffe, leicht und ausbalanciert, man konnte sie werfen, aber auch im Nahkampf verwenden. Ein anderer Name für sie war Ger.
"Was ist eine Gerwina ohne einen Ger?", sagte ich:
"Ich wünsche Dir eine gute Reise, meine Schwester. Grüße Eisu von mir. Und du, Durs, achte mir auf sie"
"Mit meinem Leben", erwiderte der starke Durs ernst. Und stark war er immer noch, auch wenn er seinen Arm nach seinem Sturz in den Sabrinamarschen nicht mehr so benutzen konnte wie zuvor.
Ich klopfte meinem treuen Gefolgsmann auf die Schulter:
"Ich komme mit Stella und den Kindern nach, so bald es geht. Gute Reise", ich küsste meine Schwester auf beide Wangen und schloss ihren Hasenfellmantel unter ihrem Kinn.
Dann sah ich zu, wie sich die Kutsche auf der Straße in Bewegung setzte.

[Gabinia Clara]

Grunja kam gerade aus der Küche mit einem großen Proviantkorb, "Das reicht ja für eine Woche!", sagte Gerwina mit einem Lächeln und schüttelte den Kopf. Und da erschien auch ihr Bruder und gab Gerwina einen kurzen Speer, die Waffe der Germanischen Krieger. Gerwina sah Sonnwin fröhlich an und schmunzelte: "Ich habe schon meinen Dolch bei mir und den Ger werde ich auch gut verstecken, danke dir, lieber Bruder, aber ich hoffe doch sehr, dass wir es nicht gebrauchen werden", dabei drückte sie leicht seine Hand, als er ihr ihren Hasenfellmantel unter ihrem Kinn geschlossen hat und nickte dankend.

"Ich werde Eisu Ap Comux von dir grüßen und ihm sagen, dass du bald mit deiner Familie nachkommst, darauf freue ich mich ja auch!" Gerwina gab ihm einen schwesterlichen Kuss, setzte sich in die Kutsche, wo Grunja sich schon bequem gemacht hatte und die Reise begann...

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[Nefertem]

>>> Wie es seine Domina befohlen hatte, hatte sich Nefertem sogleich auf den Weg gemacht. Für die Fahrt zur Villa Rustica Gabiniana hatte sich Nefertem ein Fuhrwerk ausgeliehen, welches von einem zotteligen, dunkelbraunen Pony gezogen wurde. Mit dem Fuhrwerk war der claudische Sklave bei weitem schneller unterwegs, als wenn er die Strecke zu Fuß zurück legen musste. Während der Fahrt hatte Nefertem Zeit um über das Gesprochene seiner Domina nachzudenken. War Claudia Sabina wahrlich so blauäugig und was hatte es mit dieser Hochzeit auf sich? Wie hatte seine Domina den Sohn des Statthalters bezirzt? Denn es würde wohl kaum andersherum geschehen sein. Und dann war da schließlich noch die Tatsache, dass ihm seine Domina verweigert hatte, nach Londinium mitzureisen. Er würde hier in der Provinz verbleiben und die Villa Claudia hüten. Bei diesem Gedanken krallte der Dunkelhaarige seine Finger etwas fester um die Fahrleinen, was das Pony mit einem unwilligen Kopfschlagen kundtat und Nefertem ein mitfühlendes Geräusch entwich. Schon entspannte sich das Pony und auch Nefertem lockerte den Griff an den Fahrleinen. In einer ledernen Tasche hatte er die Pergamente gesteckt, welche er sorgfältig an jeden der Adressaten verteilen würde. Die Fahrt mit dem Fuhrwerk blieb zum Glück ohne nennenswerte Vorkommnisse und so erreichte Nefertem, nach einer ungefähr zweistündigen Fahrt den Gabinierhof. Am Eingangstor angekommen, sprang Nefertem von dem Pferdekarren, strich dem dunkelbraunen Pony sanft über den Hals und wollte gerade durch das Eingangstor treten. Da wurde er von einem wütend bellenden Molosser regelrecht angefallen, so dass Nefertem abrupt stehen blieb. “Pssst. Ich bin kein Feind. Ich möchte nur etwas abgeben. Pssst.“ Sprach Nefertem mit seiner ruhigen Stimme auf den Hund ein und versuchte diesen durch den Klang seiner Stimme zu beruhigen. Doch schließlich hörte das ohrenbetäubende kläffen des Hundes auf und der claudische Sklave atmete tief durch. Schon konnte er sich seiner eigentlichen Aufgabe widmen und klopfte gegen die Porta. Hoffentlich würde man ihm auch öffnen. Denn die Nachricht seiner Domina sollte er persönlich abgeben.

Ad Furia Stella Villa Rustica Gabiniana Britannia, Iscalis Sabina grüßt ihre liebe Freundin Stella und hofft, dass es Dir und deinem Mann Gabinius gut geht. Und auch deinem Jungen Gaius. Doris sitzt gerade auf meinem Schoß und freut sich, dass ich wieder aus Londinium zurück bin. Ich habe gehört, dass Katzen nicht gerne umziehen. Doch wenn ich umziehe, muss sie mit. Ich hoffe, dass du einmal Zeit hast, mich bei mir zu Hause zu besuchen. Entweder vor meiner Niederkunft oder danach, wie du es einrichten kannst. Vale bene Claudia Sabina

[Publius Gabinius Secundus]

Das Tor wurde im gleichen Moment aufgerissen und ein kleiner Blondschopf von etwa vier Jahren drückte sich heraus und legte einen Finger auf den Mund:
"Wir spielen Verstecken!", sagte er fröhlich: " Draußen vor dem Tor finden sie mich nie. Es ist mir allerdings untersagt, alleine auf die Straße zu gehen. Was meinst du denn, was besser ist: Sylvana zu gehorchen oder das Spiel zu gewinnen?"
Blaue Augen musterten Nefertem eindringlich. Der Junge war Caius Gabinius Dives, genannt Quiwon, ältester Sohn der Gutsbesitzer.

[Nefertem]

Nefertem wartete geduldig darauf, bis auf sein pochen reagiert wurde. Denn das kläffen des Wachhundes musste doch auch bis in das Innere der Villa Rustika gedrungen sein. Aber vielleicht war es hier Sitte, dass man Besucher etwas länger warten ließ. Und Nefertem war es gewohnt. Schon ließ er seinen Blick an den Mauern empor gleiten, als das Tor im selben Moment regelrecht aufgerissen wurde und ein kleiner Junge, von vielleicht gerade einmal vier Jahren seinen Kopf nach draußen streckte. Erstaunt nun der Blick des claudischen Sklaven, dessen Augenmerk gen des kleinen Blondschopfs wanderte, der sich nun vor die Türe drückte. Und einen Finger gegen seine Lippen drückte. Offensichtlich wollte er Nefertem zu verstehen geben, dass er leise sein sollte oder dass der Junge leise sein musste. Aufmerksam musterte Nefertem den kleinen Jungen, dessen Stimme im nächsten Moment erklang und dem claudischen Sklaven erklärte, dass es sich hier wohl um ein Spiel handelte. “Du versteckst dich also vor der Porta? Auch wenn es dir untersagt ist. Du solltest Sylvana gehorchen junger Mann.“ Antwortete Nefertem auf die fragenden Worte des kleinen Blondschopfs und ertappte sich dabei, wie er sich den noch ungeborenen Sohn seiner Domina vorstellte. Vielleicht auch mit blonden Haaren? Wessen Gen da wohl mehr durchschlug. Das des Iuliers, oder das seiner Domina? “Ich verrate dir mal eines. Ich habe früher in der Urbs Aeterna mit meinem Herrn auch verstecken gespielt.“ Damals, als Nefertem noch dem Iulier gehörte und dieser auch noch im zarten Knabenalter gewesen war.

[Publius Gabinius Secundus]

"Gut, dann gehorche ich besser Sylvana", stimmte Quiwon zu. Der Junge besann sich nun auf seine Pflichten:
"Eigentlich soll ich mit Fremden nicht reden", erklärte er: "Ich darf aber fragen, zu wem sie wollen", ein wenig lachte er jetzt, als er sich vorstellte, dass Nefertem, der schon erwachsen war, sich hinter Büschen verbarg, um von seinem Herren nicht gefunden zu werden:

" Rom ist bestimmt groß genug, dass man sich dort gut verstecken kann. Es gibt da viel mehr Häuser als in Iscalis, sagt die Mama. Ich spiele gerade mit Spiros. Aber der nennt mich nicht Herr, das wäre zu affig. Wolltest du zu meinem Papa oder meiner Mama?"

[Nefertem]

Bei den Worten des Jungen, dass er einer gewissen Sylvana gehorchen würde, musste Nefertem dann doch unmerklich nicken. Braver Junge, geisterte es durch seinen Kopf. Doch dann erinnerte sich der claudische Sklave, weshalb ihn seine Schritte vor eben jenes Eingangstor geführt hatten. Und offensichtlich erging es dem Jungen genauso. “Entschuldige. Ich bin Nefertem. Sklave der Domina Claudia Sabina und habe einen Brief für Domina Furia Stella.“ Erklärte Nefertem, wer er war und was überhaupt sein Begehr war. Den Brief fischte er aus seiner ledernen Tasche und hielt jenes Pergament fest in seinen Händen. Als der Junge erklärte, dass Rom bestimmt groß genug war um dort prima verstecken zu spielen, musste Nefertem unwillkürlich grinsen. “Die Urbs Aeterna ist viel größer als Iscalis, da hast du Recht. Und dort gibt es auch sehr viel mehr Häuser. Und ausgezeichnete Versteckmöglichkeiten.“ Schmunzelte Nefertem an Quiwon gewandt. “Du bist bestimmt ein wahrer Meister darin, dich zu verstecken, um nicht gefunden zu werden.“ Das Lächeln auf den Lippen Nefertems wurde für einen kurzen Augenblick tatsächlich eine Spur weicher.

[Publius Gabinius Secundus]

Quiwon lachte, als der fremde Junge ihm sagte, dass er ein Meister des Versteckens wäre:
" Mein bestes Versteck ist im Stall unter Heu. Da mache ich mir eine Kuhle und lege dann das Heu wieder über mich, so dass ich natürlich noch Luft kriege. Dann findet mich Spiros überhaupt nie.  - Du willst jedoch zu meiner Mama", stellte er fest: "Sie ist nämlich Furia Stella. Sie arbeitet im Officium. Ich bringe dich hin. Komm mit. Wie gehst denn Doris?"

Quiwon erinnerte sich besser an Haustiere als an Menschen. Seine Mutter hatte Claudia Sabina eine der Kätzchen geschenkt, das diese Doris genannt hatte. An das Kätzchen erinnerte er sich noch, an die Claudia aber nicht mehr.

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[Nefertem]

Das Lachen des Jungen hörte sich wie das Lachen des damals jungen Marcus Iulius Cato an und ein weicher Ausdruck huschte über Nefertems Gesicht. Hoffentlich würde der Sohn seiner Domina ebenso ein fröhliches Kind, wie es dieser niedliche Blondschopf vor ihm war. “Das ist ein fabelhaftes Versteck.“ Pflichtete Nefertem Quiwons Worten bei und nickte bestätigend auf dessen Versteckidee. “Spiros ist also dein Freund mit dem du Verstecken spielst?“ Erkundigte sich Nefertem mit einem fröhlichen aufblitzen seiner Augen. Bevor er auch schon wieder ernst wurde und sich daran erinnerte, warum er überhaupt hierher geschickt wurde. “Ja. Domina Claudia Sabina hat eine Nachricht für Domina Furia Stella.“ Erinnerte sich Nefertem an den Grund seines hier seins. Wobei er Quiwon abermals ein fröhliches zwinkern schenkte. “Doris? Du meinst das Kätzchen? Domina Claudia Sabina hat das Kätzchen sehr gerne. Also kann es ihr gar nicht schlecht gehen. Jedem den meine Domina gerne hat, geht es gut.“ Erklärte Nefertem und folgte Quiwon schließlich, als sich der kleine Junge in Bewegung setzte. Die Tabula auf dem der Brief niedergeschrieben war, befand sich sicher in dem Lederbeutel, den der aegyptische Maiordomus sicher an seinem Körper trug.

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