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Tablinum
09-27-2024, 04:09 PM,
Beitrag #1
Tablinum
[Bild: Villa.jpg]*

Am frühen Nachmittag saß ich an meinem Schreibtisch im mit prächtigen Wandgemälden ausgestatteten Tablinum und schrieb einen Brief an meine ehemalige Schwägerin Sergia Viola, die auch meine gute Freundin war.

Quiwon war mit Sylvana und Durs in das Wäldchen spazieren gegangen und die Klein-Stella hatte nun eine Kindefrau Riona, die sich liebevoll um unsere Tochter kümmerte. Sie war die Mutter von unserer Näherin Kira und hatte mein volles Vertrauen. Mein Gemahl war vermutlich wieder bei seinen Pferden, so konnte ich eine Weile das Alleinsein genießen. Aber nicht mehr lange, denn nun hörte ich die Schritte und bald betrat der furische Sklave Leon in Begleitung einer Bediensteten durch geöffnete Türen den Raum. Ein Hauch von Angst ließ mein Herz für einen Moment schneller schlagen, hoffentlich ist meinem Cousin nichts Schlimmes passiert, dachte ich und schaute den Sklaven an:

"Grüße dich, Leon, nimm Platz und sage mir, was dich zu mir führt?"


*Das Bild ist gemeinfrei
[Bild: 3_15_08_22_9_35_15.png]
Vormund (Tutor): Tib. Furius Saturninus
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09-28-2024, 06:28 PM,
Beitrag #2
RE: Tablinum
>>>

Über Leons Gesicht glitt ein Lächeln, als ihn Domina Stella so freundlich begrüßte. Er freute sich, sie zu sehen, doch sie hatte nun ihren eigenen Hausstand, das war der Lauf der Welt:

"Salve Domina Stella", sprach er: "Es ist nichts mit der Familie in Iscalis, da brauchst du dich nicht bekümmern"
Die Furia erlaubte ihm, sich zu setzen. Das tat Leon, doch zuvor übergab er Furia Stella zwei Briefe.

Der erste war von Stellas Cousin Saturninus:

Meine liebe Cousine Stella, ich hoffe, dass Dives, Stellula und dein Ehemann sich wohlbefinden. Auch Serena und Saturnina und Carus sind gesundheitlich wohlauf.
Vor einigen Tagen erreichte mich dieser Brief von Priamos. Die Katastrophe war wohl schon Ende August. Doch lies selbst! Unsere Ferienvilla in der Via Diomedeimit dem Rosengarten und den Ölpalmen ist verschwunden, als hätte sie es nie gegeben, begraben unter Stein. Ganz Pompeji ist verschwunden. Ich kann mir das gar nicht vorstellen. Wir waren als Kinder ja dort und haben am Meer gespielt. Traurig ist es auch, dass unser gutmütiger Batrachos wohl umgekommen ist. Wenigstens war er alleine dort, doch unsere Batrachis weint sich gerade wegen ihrem Vater die Augen aus. Alles ist ein trauriger Verlust. Mittlerweile weiß ich mehr: Die unvorstellbare Zahl von XX•M (zwanzigtausend) Männer, Frauen und Kinder ist gestorben. Auch der Kommandant der Flotte in Misenum, Plinius Secundus - vielleicht sagt dir der Name etwas, er war über Pomponius mit unserem Großvater Tiberius Saturninus befreundet, ist während einer Rettungsaktion an der Küste bei Stabiae umgekommen. Alles sehr furchtbar! Es umarmt und küsst Dich Dein Tiberius   


Der zweite Brief stammte von Hausverwalter Priamos aus dem fernen Rom:

Priamos, Verwalter der Domus Furia in Rom, grüßt seinen lieben Herren Saturninus im fernen Britannien und hofft, dass er und die seinen sich wohl befinden. 
Dies ist mein monatlicher Bericht, doch bevor ich über Alltägliches schreibe, muss ich Dir von der Katastrophe berichten, die sich in den letzten Auguststagen in der Campania zugetragen hat.
Der Vesuv, der schöne, friedliche, bis zu seinen Gipfeln grüne Berg ist heftig ausgebrochen.  Es muss grauenhaft gewesen sein. So viele unschuldige Menschen sind unter Asche erstickt, im Pesthauch umgekommen, von der Lava verbrannt worden. Obwohl es Tag war, war es dunkel wie die Nacht, erzählt man.  Das wunderbare Pompeji und auch Herculaneum und Oplontis sind nicht mehr, als hätten sie niemals existiert. Auch deine Villa an der Via Diomedei ist ganz und gar verschwunden. Der gute Batrachos, der dort getreulich das Haus für die Familie verwaltete, ist auch umgekommen. Mein Griffel verzagt, und meine Augen haben keine Tränen mehr, um um die Toten zu weinen.
Doch ich möchte Dir weiterhin berichten, dass in dieser schweren Stunde  alle Augen auf Kaiser Titus gerichtet waren. Der Caesar Augustus stand mitten im Volk, tröstete, beruhigte, half und schickte Hilfen, Beamte und Geld. Mögen die Götter unseren Caesar Augustus beschützen. Viele nennen ihn jetzt "Ihre Liebe und reine Freude....
Es folgt der Bericht aus der Domus Furia in Rom....

Leon wartete geduldig, bis Furia Stella die doch umfangreiche Lektüre beendet hatte. Vielleicht wollte sie gleich antworten. Dann würde er das Antwortsschreiben nach Iscalis mit zurücknehmen.
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09-30-2024, 01:51 PM,
Beitrag #3
RE: Tablinum
Nach der Begrüßung, teilte Leon mir mit, dass ich mich nicht um die Familie in Iscalis sorgen muss. Ich seufzte erleichtert, aber bevor Leon sich setzte, übergab er mir zwei Briefe. Ich las zuerst den Brief von meinem Cousin, wo er mir über die Katastrophe, die sich in Pompeji ereignete, berichtete. Nicht nur unsere schöne Villa dort, die ganze Stadt war nicht mehr, unter der Trümmern begraben und unzählige Menschen sind dabei umgekommen... etc… etc... Aber bevor ich dieses grauenvolle Inferno erfasst habe, musste ich den zweiten Brief lesen, von Hausverwalter Priamos aus dem fernen Rom, der die ganze Tragödie ausführlich beschrieben hatte: Der Vesuv ist ausgebrochen und die schönen Städte Pompeji, Herculaneum und Oplontis samt Bevölkerung vernichtet.

Ich hielt diese zwei Briefe in meinen Händen und war fassungslos und zu keiner Äußerung fähig. Nach einer Weile sah ich Leon an, der geduldig wartete, bis ich diese Schreckensnachrichten las. "Es ist einfach grauenvoll, Leon, ich denke, du weißt, was da alles passiert ist und unsere gute Batrachis tut mir sehr leid...". Ich las noch mal den Brief von Tiberius, nahm dann eine Tabula und schrieb eine kurze Nachricht:

  Lieber Cousin, ich bin zutiefst bestürzt über deine und Priamos Nachrichten und diese Tragödie hat mich sehr betroffen. Mir fehlen einfach die Worte, um meine tiefe Traurigkeit auszudrücken.

Viele liebe Grüße an deine Familie,

Deine Cousine Stella

Ich gab die Tabula Leon und in diesem Moment kam Kira mit einem Krug Apfelmost und reichte Leon mit einem Lächeln, einen vollen Becher davon. Ich dagegen wollte nichts trinken, dachte nur: "Wo ist mein Friudel, den ich jetzt sehr brauchte...."
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Vormund (Tutor): Tib. Furius Saturninus
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10-01-2024, 12:02 PM,
Beitrag #4
RE: Tablinum
Ich hatte den Furiersklaven Leon von weitem ins Haus eilen sehen, und ich überließ das weitere Mischen des Fohlenfutters (ja, wir hatten mittlerweile zwei Fohlen, doch davon später) Durs, wusch mich etwas am Trog, um nicht völlig verwildert im Hausinneren zu erscheinen, nahm mir meinen sauberen Umhang, den ich abgelegt hatte und ging ihm hinterher. 
Im Tablinum saß Stella an ihrem zierlichen Damenschreibtisch, der meinem gegenüber stand. Leon hatte auf der äußersten Stuhlkante eines Besucherstuhles Platz genommen. 
Stella schien bestürzt. Aber ich glaubte nicht, dass die Furier in Iscalis ein Schicksalsschlag getroffen hatte, denn dafür wirkte ihr Sklave zu ruhig. Bei einem Todesfall etwa hätte er rituell weinen und klagen müssen.
Ich blieb stehen und schaute von einem zum anderen: "Salve Frau Stella", redete ich meine Fridila in ihrer Eigenschaft als Hausherrin an: "Was ist passiert?"
Denn das etwas Schlimmes geschehen sein musste, sah ich ihr an.
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10-03-2024, 04:38 PM,
Beitrag #5
RE: Tablinum
... Ich war so tief in trüben Gedanken versunken, dass ich nicht merkte, wie Sonnwin den Raum betrat. Erst als er mich begrüßte, sah ich ihn traurig an: "Salve, mein Gemahl, Leon hat mir diese zwei Briefe von meinem Cousin Tiberius mitgebracht...", dabei 
gab ich meinem Friudel die Schriftstücke: "Das ist passiert ...", fügte ich noch hinzu und wartete, bis Sonnwin diese Nachrichten gelesen hat. Aber seine Anwesenheit hat mir bereits gut getan und ich fühlte, wie meine innere Anspannung sich allmählich abnahm.
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Vormund (Tutor): Tib. Furius Saturninus
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10-06-2024, 11:09 AM,
Beitrag #6
RE: Tablinum
Ich las und was da stand, war wirklich schrecklich. Mehr als an die Furiervilla dachte ich freilich an die vielen Toten. Was für Frevel hatte Rom begangen, dass die Götter es so straften? Wenn ich darüber nachdachte, fielen mir allerdings einige ein. Rom hatte sich von seinen Idealen entfernt, der Bürgersinn und die Würde waren teilweise einer maßlosen Gier gewichen. Versprechen, ja sogar Vetrträge waren gebrochen worden, weil man der Stärkere war. Selbst uns Germanen hatten sie mit der Gier angesteckt. Dennoch war das nicht der richtige Moment, darüber zu reden, denn meine Frau war Römerin:
"Das tut mir sehr Leid", sagte ich und umarmte meine Fridila:
"Ich hoffe, dass dein Weingut in Tusculum nicht betroffen ist" So ganz hatte ich die Entfernungen in Italia nicht im Kopf, denn ich war niemals dort gewesen:
"Doch arme Batrachis" Ich kannte die muntere Furiersklavin mit den eindrücklichen grünen Wasseraugen vom Sehen.
"Leon, lass dir was Gutes aus der Küche geben und dann soll Durs anspannen und dich heimfahren", sagte ich zu dem großen, blonden Sklaven, der auf der Stuhlkante saß und die Tabula von Furia Stella in der Hand hielt:
"Keine Widerrede. Der Weg ist weit, und es wird schon früher dunkel"
Leon lächelte mich scheu an: "Danke Dominus Gabinius Secundus", murmelte er, erhob sich und verneigte sich vor Stella:
"Und danke und lebe wohl, Domina Stella"
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10-08-2024, 01:57 PM,
Beitrag #7
RE: Tablinum
Sonnwin las die Tafeln und schien auch betroffen zu sein. "Wer wäre das nicht?", dachte ich immer noch sehr betrübt. Als er mich umarmte, schmiegte ich mich an seine Brust und machte die Augen zu. In seinen Armen beruhigte ich mich nach einer Weile und schaute meinen Friudel dann an, als er mein Weingut erwähnte, "Nein, lieber Friudel, das Weingut könnte nicht betroffen sein, denn Tusculum liegt in Latium, in den Albaner Bergen und nicht sehr weit von Roma, aber die Städte, die vom Vesuv verschüttet wurden, lagen am Golf von Neapolis". Die schrecklichen Bilder der Zerstörung werden mich noch lange verfolgen, das wusste ich bereits. Inzwischen nahm Leon meinen Brief an meinen Cousin, verabschiedete sich höflich von uns und machte sich auf den Weg nach Iscalis.

"Was meinst du, mein Liebster, könnten wir womöglich im nächsten Jahr nach Roma reisen und danach unser Weingut besuchen?"
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Vormund (Tutor): Tib. Furius Saturninus
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10-09-2024, 04:51 PM,
Beitrag #8
RE: Tablinum
Ich bedeckte das Rabenhaar meiner Fridila mit Küssen: 
"Das möchte ich gerne, dass Du mir und den Kindern deine schöne Heimat zeigst", murmelte ich: "Und wir könnten auf dem Hinweg in Portus Itius Halt machen und meine Eltern besuchen. Sie kennen meine Frau und ihre Enkel bisher nur von meinen Briefen"
Vater und Mutter  lasen sie nicht gut, denn beide hatten diese Kunst erst als Erwachsene erlernt, und ich hoffte sehr, dass sie ihnen jemand die Briefe vorgelesen hatte:

"Aber zunächst einmal werden wir in zwei Wochen Clara vom Comux- Hof abholen - ja, meine liebe Schwester möchte dorthin verreisen. Eisu Ap Comux hat uns alle auf seinen Hof eingeladen. Sie ist sozusagen die Vorhut. Ich gebe ihr Durs als Leibwächter mit"

Das meine Schwester Gerwina als Gerlindas Tochter auch selbst mit einer Frame und Dolch bewaffnet sein würde, sagte ich lieber nicht. Doch auch auf Römerstraßen gab es Gesindel.
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10-11-2024, 07:00 PM,
Beitrag #9
RE: Tablinum
Mein Friudel liebkoste meine Haare und das hat mich endgültig beruhigt und den Kummer vertrieben. Ich legte meine Hände um seinen Hals und küsste ihn zärtlich. "Das wird mich wirklich sehr freuen, deine Eltern endlich kennenzulernen, mein Herz, das machen wir auf jeden Fall". Ich streichelte sanft sein goldenes Haar und küsste ihn zärtlich. "Danach reisen wir nach Roma und weiter nach Tusculum". Für einen Moment stellte ich mir meine schöne und warme Heimat vor und es tat mir gut.

Dann sagte Sonnwin, dass seine Schwester vorhat, ihren Eisu Ap Comux zu besuchen und der keltische Fürst hat auch uns eingeladen, und so werden wir in zwei Wochen ins Dobunni-Land reisen und Clara dann abholen. "Friudel, das ist ja wunderbar! Quiwon Sonnmar wird sich sehr freuen, andere Landschaften anzusehen und Comux Pferde zu bestaunen".

Ob Clara dann mit uns zurück nach Hause reisen wird, dessen war ich mir nicht so sicher...
[Bild: 3_15_08_22_9_35_15.png]
Vormund (Tutor): Tib. Furius Saturninus
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