04-06-2025, 01:42 AM,
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RE: [Schreibstube] (Officium) * Zivilverwaltung *
Messalina stand einen Moment still, ihre Hände gefaltet vor dem Gürtel ihres Tunikakleides. Der Ausdruck in ihrem Gesicht war ruhig, doch ihre Augen verrieten, dass es hinter der Stirn bereits arbeitete. Schließlich sprach sie, mit einer Stimme, die sachlich begann, aber leise Wärme trug:
"Öhm, eine Ehre, – und eine Überraschung, wenn ich ehrlich bin. Ich hatte geahnt, dass Veränderungen anstehen, aber dass es so schnell gehen würde…" Sie warf einen kurzen Blick zu Philus, dann wieder zu Saturninus.
"Die Zentralisierung ist aus Sicht der Kanzlei vielleicht effizient. Aber was ist mit der Nähe zu den Bürgern? Mit der Identität unserer Stadt?" Sie ließ die Fragen offen im Raum stehen, ohne Vorwurf, eher wie Denkanstöße. Dann, nach einem Atemzug, etwas weicher: "Aber – ich danke dir für dein Vertrauen. Und ich weiß, du meinst es ehrlich, wenn du mich mitnehmen willst. Ich werde darüber nachdenken. Meine Familie lebt hier. Und Iscalis ist mehr als nur ein Ort, es ist… Heimat."
Sie hob das Kinn leicht, fast trotzig, dann huschte ein schmaler, entschlossener Zug über ihre Lippen. "Aber vielleicht braucht Iscalis auch Stimmen in Londinium, wenn es nicht in der Masse untergehen soll." Sie nickte langsam. "Ich werde es mir sehr genau überlegen. Ach ja, Glückwunsch."
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04-06-2025, 06:52 PM,
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RE: [Schreibstube] (Officium) * Zivilverwaltung *
Philus war heute schon mit keinem guten Gefühl aufgestanden. Saturninus' Rückkehr aus Londinium war zwar an sich erfreulich, der Grund für seine Reise jedoch ganz und gar nicht und noch immer fand Philus die ganze Angelegenheit widerlich und schrecklich.
Die Nachrichten, die aus Londinium zurückgebracht wurden allerdings, waren auch nicht viel besser. Wenngleich hierbei keiner starb, war es doch aus seiner Sicht eine absolute Katastrophe, was der Präfekt da vorhatte.
Der junge Mann nahm die Einkehr der Decimia nur knapp zur Kenntnis, bevor er seiner Empörung Luft machte.
"Man kann doch nicht die Angelegenheiten dieses ganzen Landstrichs aus Londinium führen! Was denkt der Präfekt sich bloß? Denkt er denn, wir haben den Laden überhaupt nicht im Griff?" Wohl wusste er, dass allein die letzte Angelegenheit eine Sicherheitslücke offenbart hatte, doch war sie schließlich geschlossen worden. Außerdem befanden sich nun einmal die Iscaler in der präkeren Lage, inmitten Einheimischer ihr Leben bestreiten zu müssen. Der damalige Angriff auf die Minen sprach da wohl für sich.
"Soll er uns mehr Soldaten schicken! Was soll das überhaupt? Die Castra verrottet geradezu da draußen und jetzt zieht er auch noch unsere Verwaltung ab! Ist dem Mann nicht klar, dass hier immer noch wertvolle Rohstoffe liegen? Das sieht ja aus als wolle er Iscalis aufgeben!"
Und was sollte er denn nun bloß tun?
Sicher, im Grunde hielt ihn hier nichts. Seinen Haushalt konnte er einfach mitnehmen in die Stadt, wo vermutlich auch mehr los war. Doch die Besitzungen seines Bruders - SEINE Besitzungen - waren alle hier. Und dann seine Ämter!
"Eins steht fest, einen Rennstall in Iscalis brauchen wir von Londinium aus jedenfalls nicht zu führen", seufzte er schließlich.
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04-07-2025, 04:45 PM,
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RE: [Schreibstube] (Officium) * Zivilverwaltung *
Saturninus schaute von einem zum anderen:
"Mir liegen eure Einwände genauso schwer auf dem Gemüt wie euch.
Auch mir ist Iscalis die Heimat, werter Philus und werte Decimia Messalina. Ich werde auch meinen Wohnsitz hier nicht aufgeben. Meine Kinder sollen hier aufwachsen. Nur mein Dienstsitz ist zukünftig Londinium. Meine Gattin sieht das so wie ich; wie könnte man klagen, wenn im gleichen Moment die tapferen Männer unserer Legionen im Norden gegen blauärschige Barbaren stehen und bestimmt mehr Unbehagen erfahren als nur ein gemütliches Officium in der Provinzhauptstadt!“
Für gemeine Soldaten bestand ein Heiratsverbot, aber die Offiziere hatten sogar oft Frau und Familie im fernen Rom und sahen sie jahrelang überhaupt nicht wieder! Da konnte der Furius eine mehrtägige Reise zu seinen Lieben nicht monieren.
Philus fragte, ob der LAPP glaubte, dass sie den Laden denn nicht im Griff hätten. Saturninus wiegte den Kopf hin- und her:
"Ab und zu hält ein Politiker den Überbringer einer schlechten Nachricht auch schon für deren Verursacher. Es sind ja tatsächlich allerhand seltsame Dinge in unserer Stadt geschehen: Die Explosion im Bergwerk und jetzt der Spion. An die unerklärlichen und auch nicht aufgeklärten Morde an Bürgern und Soldaten, an Menschenopfer und weiteren keltischen Holuspokus habe ich ihn erst lieber gar nicht erinnert“
Alun hatte Saturninus mit seinen letzten Worten gestanden, dass er an Centurio Accius Tod Schuld war.
Saturninus hatte jedoch während der Audienz den Eindruck, dass Petilius Rufus mit schlechten Nachrichten schonzu Genüge versorgt war, weshalb er das lieber für sich behalten hatte:
"Der edle Statthalter Petilius Rufus hält nicht die Verwaltung insgesamt für ..ineffizent.
Er macht mich alleine für die Vorkommnisse verantwortlich“, gab er zu, was ihm schwer fiel. Dennoch wollte er mit „seinen“ Iscalern offen und ehrlich sein, um das Identitätsgefühl zu stärken:
" .. obgleich es von meiner Seite eigentlich nur das Versäumnis gab, jenem Corvus vertraut zu haben. Doch oben zählen nur Erfolge, nicht Absichten. Und wie das Sprichwort sagt: Der Fisch stinkt vom Kopf her - Piscis primum a capite foetet. Mich sieht er sozusagen als den Fischkopf. Das er mich nicht zum Privatmann degradiert, habe ich eher meiner Gens und auch der Tatsache zu verdanken, dass mein Mündel mit seinem Kanzleichef verheiratet ist“,
Saturninus zuckte die Schultern; die Ehe war für die Furier nicht standesgemäß und persönlicher Gier erwachsen, doch im Endeffekt hatte Bassa ihm den Kopf gerettet:
"Der Rennstallbetrieb ginge weiter wie gehabt. Nur dass unsere Wagenlenker nun die Chance bekommen, in Londinium in einem richtigen großen Circus und nicht mehr in Provisorien Rennen zu fahren.
Ich habe beim Legatus Augusti auch schon angesprochen, dass Iscalis eine Entschädigung für die entgehenden Einnahmen bräuchte. Ich dachte an einen großen und überregionalen Tempel für den göttlichen Claudius, den Eroberer von Britannien, und die Göttin Britannia. Pilger, die übernachten, essen und trinken, Opfertiere kaufen und Geld bei unseren Prostituierten lassen, bringen mehr Sesterze als Soldaten oder Bergwerksklaven in die Kassen unserer Geschäftsleute“
Der LAPP hatte zwar nicht erbaut auf Saturninus Vorschlag, die Götter Britanniens mit einem prächtigen Tempel zu versöhnen, reagiert: Er hätte seine Gefallen für diesen Tag schon vergeben. Doch die Bürgerschaft konnte die Errichtung eines solchen Tempels auch alleine beschließen, dazu brauchte es keine Erlaubnis von oben, sondern nur Sponsoren.
Außerdem gab es noch ein anderes schönes Sprichwort, an das Saturninus gedachte, sich zu halten: Steter Tropfen höhlte den Stein. Sein neuer Posten würde durchaus Chancen bieten, Iscalis zu fördern, sofern man es nicht übertrieb.
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