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Was unverhofft geschieht
07-15-2025, 05:13 PM,
Beitrag #1
Was unverhofft geschieht
Ob Caecilius Taurus schon die Mörser aus Rätien geliefert bekommen hatte, die Pytheas so schätzte? Sie hatten einen schwarzen,glänzenden Überzug, so dass kein Stäubchen beim Mörsern verloren ging. Dennoch arbeitete der griechische Medicus auch im dritten Jahr seines Hierseins noch mit den Pflanzen und Kräutern, die er bereits aus Rom kannte. Bei den Kelten fand sich seiner Ansicht nach mehr Aberglaube als echtes Wissen - zumindest bei den Kelten, die für ihn erreichbar waren. Vielleicht vertrauten sie ihm auch nicht genug. Kelten mit weitreichenden Kenntnissen konnte man für Druiden halten, und die Römer hatten Druiden streng verboten. Flavianus Pytheas war ein römischer Freigelassener. 

Pytheas schulterte seine Tasche, die er immer dabei hatte, und überquerte mit langen Sprüngen auf den dafür vorgesehenen Steinen die Straße. Hier auf dem Forum drängten sich die Leute. Sie wollten lesen, was es an Neuigkeiten gab, das wurde für gewöhnlich von den offitziellen Stellen angeschlagen. Außerdem gab es noch Klatsch und Tratsch und Stellen- und Geschäftsanzeigen an einer Wand, die noch mehr Unterhaltung boten als die öffentlichen Bekanntmachungen.

Der Medicus wollte der Menschentraube ausweichen, als ihn jemand heftig an seiner Tunika zupfte. Er drehte sich um. Vor ihm stand ein Junge, doch Pytheas brauchte sich nicht zu bücken; der Junge war fast so groß wie er, obwohl er noch ein halbes Kind war. Sein rotes Haar leuchtete fröhlich, aber seine Augen taten es nicht. Er hatte geweint, eine Tränenspur zog sich über sein Gesicht:

"Du bist Pitias Medicus?", fragte er auf Britonisch. Flavianus Pytheas verstand mittlerweile genug von der Sprache, damit er antworten konnte:
"Der bin ich!"

"Komm bitte mit. Meinem Vater geht es ganz arg schlecht. Er ist hingefallen",bat der Junge.

"Wo ist er?"
Der Junge deutete vage in die Richtung des Marktes.

"Führe mich bitte zu ihm!", verlangte Pytheas, und er ging schnell dem Jungen hinterher...


*reserviert
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Titus Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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07-15-2025, 10:16 PM,
Beitrag #2
RE: Was unverhofft geschieht
Es war reiner Zufall gewesen, dass Kendra gerade in der Nähe war, als der Mann einen Schrei von sich gegeben hatte und schon zu Boden ging, während sie sich gerade noch suchend umwandte.
Die junge Brigantin war noch nicht lange in der Stadt, erst seit wenigen Tagen, und war noch dabei, hier anzukommen und sich einen Überblick über diese riesige Ansammlung von Häusern zu verschaffen. Was gar nicht so leicht war, aber aus rein praktischen Gründen und einer gewissen Vorsicht vor den Römern hatte sie ihre Erkundungen für den Anfang auf den Teil der Stadt beschränkt, in dem sich vornehmlich die keltischen Bewohner der Stadt aufhielten beschränkt. Ein wirkliches Ziel hatte sie nicht, sie kannte die Stadt nicht, man kannte sie nicht, und darum hatte sie bislang auch als Heilerin noch nicht viel zu tun. Sie hatte eine Anzeige gelesen, dass ein Römer einen Partner suchte, was verlockend klang, aber noch war sie unsicher, ob es das war, was sie wollte.

Wie auch immer, eine Sprachbarriere hatte es also nicht gegeben, als der Mann, ein Bauer aus dem Umland, auf einem Stein falsch aufgetreten und mit dem Knöchel umgeknickt war. Ohne lange zu zögern war Kendra zu dem Liegenden geeilt, hatte seine Frau und den Jungen zur Seite geschoben und erklärt, dass sie sich mit solchen Dingen auskannte. Offensichtlich war sie überzeugend genug gewesen, denn man hatte sie gewähren lassen, und ein rascher Blick auf den Fuß des Mannes hatte gezeigt, dass der Knöchel durchaus mitgenommen war und wohl bald anschwellen würde. Zudem hatte der Mann eine kleine Wunde am Kopf, da er bei seinem Sturz unglücklich aufgekommen war.

Die vermeintliche Frau des Mannes kniete neben ihr und war den Tränen nicht mehr nur Nahe, aber nach einem Griff in eine ihrer Beutel griff Kendra ihr Handgelenk und sprach energisch auf die aufgelöste Person ein. „Zerdrück diese Blätter, leg sie auf eine Wunde und drücke ein Tuch darauf.“ Schafgarbe würde helfen, aber die Wunde am Kopf war nebensächlich und halb so schlimm. Immerhin wäre ihr die Frau nicht mehr im Weg, wenn sie sich der wirklich ernsthaften Verletzung annahm, die für einen Bauer durchaus ein gewaltiges Problem sein konnte. 

Sie blickte dem Bauer in die Augen, immerhin wirkte er benommen, aber gefasst. „Bete mit mir zu Brigantia. Sie wird uns beistehen.“, sagte sie, und wusste, dass die Göttin helfen würde. „Schenke diesem Mann deine Kraft…“  Dann schaute sich den Knöchel an.
„...lass die Erde ihm Stärke verleihen…“ Sie murmelte vor sich her, dann schüttelte sie energisch den Kopf, dass ihre Zöpfe flogen.
„Wir brauchen eine Schiene. Ein Stuhlbein, oder so etwas.“ Kendra schaute auf und in die sie umgebende Menge.
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07-16-2025, 04:20 PM,
Beitrag #3
RE: Was unverhofft geschieht
Pytheas ließ sich führen. Er fand den Mann, der bei Bewusstsein war und mit schmerzverzogenem Gesicht vor sich hinblinzelte, auf dem Boden. Seiner Kleidung nach zu urteilen, war er ein Bauer vom Umland.  Zwei Frauen waren bei ihm.
"Ist das dein Vater?", fragte er seinen kleinen Führer. Der Junge nickte und schob vor lauter Scheu all seine Finger gleichzeitig in seinen Mund. Pytheas hielt die beiden Keltinnen, die bei dem Bauern knieten, die eine älter, die jüngere wesentlich sauberer und ansehnlicher als erstere, für dessen Verwandte.
So höflich wie er es in Britonisch vermochte, sagte er:
"Ich bitte euch, mir Platz zu machen. Ich bin der Medicus dieser Stadt. Ich muss mir den Verletzten ansehen"
Sein Blick fiel auf die Blätterpaste, die die Bäuerin auf den Kopf des Mannes verstrichen hatte. Er stutzte ein wenig, dachte aber immer noch, er müsse die Frauen erst einmal beruhigen und dann aus dem Weg haben.
In diesem Moment verlangte die jüngere der Keltinnen nach einer Schiene.

Jetzt war Pytheas doch etwas verblüfft: "Weshalb glaubst du, dass das nötig ist?", fragte er geradeaus.
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Titus Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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07-16-2025, 10:11 PM,
Beitrag #4
RE: Was unverhofft geschieht
Lebensbedrohlich war diese Verletzung natürlich nicht. Die Wunde am Kopf war nichts, mit dem man leichtfertig umgehen sollte, das war Kendra bewusst, aber sie war nicht sehr tief und die Knochen waren nicht beschädigt, vermutlich würden höchstens ein paar Kopfschmerzen davon bleiben.
Der Knöchel war im Grunde auch nicht weiter schlimm, wenn man es ganz nüchtern betrachtete. Aber man würde ihn eine Weile schonen müssen, ruhig halten gar, und damit wäre es schon fast gut. Alles würde so werden, wie es vorher war, aber man würde Geduld brauchen, und das war es, was man als einfacher Bauer keinesfalls hatte.
Kendra hatte keine Geduld. Sie hörte, dass jemand verlangte, den Verletzten zu sehen, war aber noch zu sehr mit ihrem Segen beschäftigt, einer Sache, die aus keltischer Sicht mindestens ebenso wichtig war, wie jede andere Behandlung, vermutlich wichtiger.
Sie schaute zu dem Mann auf, ein Römer, ein Südländer auf jeden Fall, so genau konnte sie diese ganzen Einwanderer nicht zuordnen.
„Sein Fuß stand schief, als ich ihn fand. Er muss ihn ruhig halten.“ Kendra wandte den Blick ernst zu dem Bauern und stellte sicher, dass dieser diese Botschaft auch verstanden hatte.
„Stört dich das? Es muss auch nicht dein Stuhlbein sein.“, fügte sie an, und sorgte damit sogar für einige nervöse Lacher bei den Zuschauern.
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Gestern, 05:21 PM,
Beitrag #5
RE: Was unverhofft geschieht
Pytheas hielt sich für einen geduldigen Mann, und die junge Keltin war ein netter Anblick, so dass er keinen Anlass hatte, unfreundlich zu werden. Aber sie sorgte mit einer Bemerkung, die er nicht ganz mitbekommen hatte, für Gelächter. Einige Gaffer waren stehen geblieben, ein kleiner Zank versprach ihnen Unterhaltung.  So runzelte der Grieche nun doch die Stirn:
"Ich möchte die Diagnose selber stellen, wenn es recht ist", erwiderte er weit schärfer, als er beabsichtigt hatte: " Bitte lass mich meine Arbeit tun. Danach kannst du für deinen Verwandten zu deinen Göttern beten oder ihnen ein Opfer bringen, wie es dir genehm ist"
Pytheas sprach nie gegen die Götter, das wäre auch in der römischen Welt schlecht angekommen. Er glaubte nicht an sie, aber er hatte schon oft gesehen, wie gut es den Angehörigen eines Kranken tat, wenn sie ein Opfer bringen oder beten konnten. Untätigkeit war für niemanden gut zu ertragen. 
Er kniete sich hin und schaute den Knöchel an. Vorsichtig tastete er ihn ab, und dann sah er die junge Frau interessiert an. Sie hatte etwas an sich, den Ausdruck wacher, sich bewusster Intelligenz, den er nicht mit einem bloßen Bauernmädchen zusammen bringen konnte.
"Du hast richtig geurteilt", sagte er langsam und widerwillig anerkennend, denn der Fuß musste geschient werden. Der Medicus drehte sich um und wühlte in seiner Tasche, bis er zwei gleichlange Metallrohre, die man entweder parallel benutzen oder zusammenstecken konnte, zu Tage förderte:
"Das sind chirurgische Metallschienen", teilte Pytheas, diesmal auf Latein, mit und streckte sie der Fremden hin. Er konnte eine gewisse Neugier, was sie damit anstellen würde, nicht verbergen.
[Bild: 3_20_01_23_11_54_02.png]
Titus Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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Vor 7 Stunden,
Beitrag #6
RE: Was unverhofft geschieht
Bei der Erwiderung des Mannes hob die junge Keltin die Brauen und musterte den Anderen erstmals genauer. Die Locken fielen auf, ebenso aber der wache Blick, vor allem aber das Selbstbewusstsein, dass der Mann hier am richtigen Ort. „Der Medicus!“, flüsterte die Frau des Verletzten ihr zu, und diese Antwort passte ins Mosaik.
„Natürlich.“, sagte sie, ohne zu zögern, neutral, aber nicht unterwürfig. Sie wollte sicher keinen Ärger mit den Römern, das konnte sie sich nicht leisten, auch wenn sie jeden Ärger verdient hätten. Sie erhob sich und rückte von dem Mann ab, machte Platz. „Er ist nicht mein Verwandter.“, stellte sie aber dennoch klar, wobei sie den Kommentar über ihren Segen ihrerseits unkommentiert ließ. Der Mann war der Medicus, und vermutlich derjenige, der den Aushang geschrieben hatte.
Das war ein Zufall, aber es interessierte sie nun wirklich sehr, was der Mann tat, also beobachtete sie entsprechend genau. Tatsächlich war die Verletzung keine besonders außergewöhnliche, und daher war es auch nicht so schwer, festzustellen, was die richtige Behandlung war. Der Medicus machte also nahezu das gleiche wie Kendra zuvor, und kam zum gleichen Ergebnis.
„Es ist nicht der erste umgeknickte Knöchel, den ich sehe.“, sagte sie mit einem leicht neckenden Unterton. Sie konnte diese Spitze nicht unterlassen, wobei sie es nicht übertreiben wollte. Dies war kaum der richtige Ort für Streitereien.

Während der Medicus etwas aus seinem Rucksack fischte, kniete sie sich wieder. „Du bist in guten Händen.“, erklärte sie dem Verletzten, da sagte der Medicus bereits etwas auf Latein, was sie kaum verstand. Metall hörte sie, das war aber offensichtlich, allerdings brauchte es auch keine Erklärung. Obwohl er eben noch so verärgert geklungen hatte, hielt er ihr die Schienen nun hin, was sie durchaus bemerkenswert fand. Sie nickte ihm dankend zu, dann legte sie die Schienen prüfend ans Fußgelenk des Mannes, nickte, holte ein Leinentuch aus einer Tasche hervor, welches sie geschickt mit einem Dolch von ihrem Gürtel anschnitt und in Streifen riss. „Vielleicht tut es kurz weh.“, sagte sie zu dem Bauern, dann drückte sie die Schienen etwas fester ans Bein, umwickelte sie mit den Stoffstreifen und band sie fest. Der Bauer zog kurz die Luft etwas schärfer ein, hielt aber still, und derweil löste sich die Menge um sie herum wieder auf, denn es gab ja doch keinen Streit.
Kendra hob den Blick und schaute zu dem Mann hoch, ihre grünen Augen funkelten herausfordernd.
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