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Das Haus der Morran
04-02-2024, 04:28 PM,
Beitrag #41
RE: Das Haus der Morran
“Deine Töchter werden allesamt der Göttin geweiht? Wirst du deine Töchter fragen, ob sie dies denn auch möchten?“

Neugierig neigte sich Rhians Kopf bei diesen fragenden Worten auf die Seite. Als Dierna dann jedoch die Feuer erwähnte und das es Rhian freigestellt ist, sobald sie zur Priesterin geweiht wurde, an den Feuern teilzunehmen. Spürte die Dunkelhaarige ein merkwürdiges Gefühl in sich empor steigen. Wärme in ihrem Bauch und Kälte, welche sich als feiner Schauer über ihren Rücken schlich. Ein Wechselbad der Empfindungen also.

“Oh.. ähm.. mein Wissen habe ich nur durch euch erfahren dürfen. Wärt ihr nicht gewesen dann...“

Schon verstummte Rhian und verknotete nervös ihre Finger miteinander. Während ihr das Gesicht des bärtigen Mannes vor ihrem inneren Auge erschien und die Dunkelhaarige erstickt nach Luft schnappte. Der Göttin sei gedankt, war es Diernas Stimme die erneut an Rhians Gehör drang, so dass sie sich darauf konzentrieren konnte und den bärtigen Mann somit aus ihrem Gedächtnis vertrieb. Nun, wohl eher nur tiefer in ihren Hinterkopf verbannte.

“Ein Gebiet meiner Wahl? Wirst du mir dabei helfen, welche Kunst am besten zu mir passt?“

Ganz leise entwichen diese Worte den Lippen der Dunkelhaarigen, die in diesem Moment wahrlich noch wie das Kind aussah, dass sie eigentlich auch noch war. Und dann ließ Dierna die Bombe platzen. Sie war bereit für den blauen Sichelmond der Göttin. Hastiges Herzklopfen ließ Rhian vor Freude und Angst zugleich erzittern.

“Deine Worte.. sie klingen so wunderschön Herrin. Und doch fürchte ich mich etwas davor. Aber ich möchte der Göttin dienen, mit meinem Herzen und meiner Seele.“

Sprach Rhian mit einem versonnenen Lächeln und blickte in Diernas Richtung.
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04-03-2024, 11:53 AM,
Beitrag #42
RE: Das Haus der Morran
Rhians Frage, ob ich die Kinder der Göttin übergeben würde, machte mich ein wenig stutzig. War sie nicht aus freien Stücken hier? "Meine Töchter müssen sich ihren Weg selbst aussuchen. Sie sind Kinder der Göttin, aber ob sie eines Tages Priesterinnen werden ist nicht meine Entscheidung. Ich habe jedoch in einer Vision gesehen, dass meine Erstgeborene einmal eine bekannte Priesterin wird. Wenn die Göttin es so will, wird Úna ihr eines Tages in einem Heiligtum dienen." Bei der Nennung ihres Namens sah die Kleine gleich auf und gluckste und wedelte mit ihrem Püppchen. 

Bei der Erwähnung der Feuer allerdings huschten gleich mehrere Emotionen über das Gesicht der angehenden Priesterin. "Du musst keine Angst vor den Feuern haben oder was als Priesterin auf dich wartet. Du musst nur der Göttin vertrauen und dich von ihr tragen lassen. An Beltane sind wir nur das Werkzeug der Götter und ich hatte Glück, dass ich beide Male gesegnet wurde." Keine Frau wäre über ein Beltanekind traurig, wenn sie zu den Feuern ging. Es hieß, dass Beltanekinder besonders von den Göttern geliebt wurden und ihr Leben lang Glück haben würden. 

"Du wirst der Göttin ganz bestimmt mit Herz und Seele dienen, Rhian. Alles wird gut. Bald wirst du den Sichelmond tragen und deine Studien vertiefen können. In Tor Uisneach, wo ich ausgebildet wurde, gibt es viele Priesterinnen, die die unterschiedlichsten Dinge studieren. Hier sind nur Gilda und ich, die Wassersehen und Heilkunst praktizieren, aber in Eriu lehrt man auch noch die Kunst der Musik. Nicht nur das Singen sondern auch wie man verschiedene Instrumente herstellt - allen voran die Flöte der Priesterinnen. Sie ist so lang wie mein Arm und hat einen tiefen, melancholischen Klang. Meine Schwester Deirdre ist eine Meisterin dieser Flöte."

Bevor wir aber heute nichts mehr machten, setzte ich mein Töchterchen auf dem Boden ab und erhob mich dann. "So, nun aber genug ausgeruht. Ich zeige dir nun, wie man den Kräutertrank herstellt, den ich heute morgen für dich vorbereitet habe." Gut gelaunt holte ich die bereits von Rhian gesäuberte Schale und goss ein wenig heißes Wasser hinein, ehe ich der Reihe nach die sieben Kräuter aufzählte, wie und wo man diese fand und in welchen Mengen man diese hinzu gab mit Erklärungen für die Wirkung jeden Krautes. Die Lehrstunde in Kräuterkunde beschäftigte uns den ganzen Nachmittag.
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04-03-2024, 09:07 PM,
Beitrag #43
RE: Das Haus der Morran
Offensichtlich hatte sich die Jungpriesterin in ihrer Wortwahl etwas ungeschickt ausgedrückt. Oder wieso sollte Dierna mit einem mal fragend dreinblicken? Aber vielleicht bildete sich Rhian diesen Gesichtsausdruck der Rothaarigen auch einfach nur ein.

“Entschuldige, da habe ich mich wohl etwas ungeschickt ausgedrückt. Genau das meinte ich. Deine Kinder dürfen selbst entscheiden ob sie Priesterin werden wollen oder nicht.“

Nach diesen Worten verstummte das Mädchen dann auch schon und atmete tief durch. Das nächste mal sollte sie besser zuerst ihr Köpfchen anstrengen, bevor sie vorschnelle Worte über ihre Lippen dringen lassen würde. Hoffentlich war ihr Dierna nun nicht böse oder bekam ihre Worte in den falschen Hals. Denn so sollten ihre fragenden Worte überhaupt nicht rüber kommen. Rhian war einfach nur neugierig.

“Die Göttin hat dich wahrlich mit Glück und Freude gesegnet Herrin.“

Versuchte Rhian das Gespräch auf etwas anderes zu lenken. Und der Göttin sei gedankt, begann Dierna von den Beltanefeuern zu erzählen. Augenblicklich begann Rhians Herz vor Aufregung schneller zu pochen, während ihre Handinnenflächen zugleich schweißfeucht wurden. Unauffällig wischte sich Rhian ihre Hände am hinteren Teil ihres Kleides ab.

“Ich vertraue dir Herrin. Und noch mehr vertraue ich der Göttin. Sie wird mich leiten und meine Schritte sicher lenken.“

Erneut konnte man ein sanftes Lächeln auf Rhians Lippen erkennen. Bevor sich ein ernster Glanz auf ihr Antlitz schlich. Nach ihrer Weihe zur Priesterin sollte sie sich für ein Gebiet ihrer Studien entscheiden. Die Heilkunst, das Wassersehen oder doch die Kunst der Musik? Rhian schwindelte es für einen kurzen Augenblick. So dass sie ihre Finger nach der Lehne eines Stuhls ausstreckte, an dem sie sich festhalten konnte.

“Ich werde mir gründlich Gedanken machen, welches Studium ich nach meiner Weihe ausüben möchte.“

Auch wenn Dierna bereits gesagt hatte, dass sie ein besonderes Talent für das Wassersehen hatte. Vielleicht sollte sie diese Gabe zu ihrer Passion machen. Neugierig beobachtete Rhian die Priesterin, als sich Dierna daran machte und die verschiedensten Kräuterarten aufzählte, welche sich in dem Trank befunden hatten, den Rhian an der Quelle getrunken hatte. Jedes Kraut sprach Rhian leise mit, damit sie sich das Wort besser einprägen konnte. Ein jedes der Kräuter hatte seinen ureigenen Duft und Rhian reckte schnuppernd ihr Näschen in die Luft. Die Lehrstunde in Kräuterkunde dauerte den gesamten Vormittag.
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