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Normale Version: Die alte Schmiede am Dorfrand
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Ah ja, und sie liebte ihn auch. Das war ganz offensichtlich. Ich kannte diese Blicke, die so vielsagend waren und doch so weniger Worte bedurften. Selbst in Zeiten wie diesen, konnte ein so zartes Pflänzchen, wie das ihrer Liebe, gedeihen. Vielleicht gab es also doch noch Hoffnung für dieses Land.
Auf meine Frage hin antwortete sie brav. Ja, sie wusste, was für ein Tag heute war und gewiss wusste sie auch, was ihn so besonders machte. Nach meinen Ausführungen sowieso. Und auch wenn das Jungelchen mich nun so scharfzüngig anzischte, würde er später noch erleben, was alles in meiner Gegenwart möglich war. "Du könntest mir auch mal einen Becher mit Met anbieten, Owain!" mahnte ich ihn. Er mochte vielleicht ein ganz passabler Schmied sein, aber als Gastgeber musste er noch ein wenig üben! Als ich ihm jedoch seine Möglichkeiten aufzeigte, die mit meiner Gegenwart verbunden waren, schien er sich doch eines Besseren zu besinnen. Wie die meisten unsres Volkes, sehnten sie sich danach, wieder mit ihren Göttern sprechen zu können, so wie sie es früher getsn hatten, bevor die Römer fast alle Druiden masakriert hatten. Deshalb war es auch immer ein besonderes Erlebnis, wenn ein Druide in einem der Dörfer erschien. Die Menschen wuchsen dann über sich selbst hinaus und schöpften neue Kraft. Das wollte ich dem Jungelchen nicht verwehren. Und da seine kleine Römerfreundin auch nichts dagegen hatte und ihm die Entscheidung darüber überließ, war ich mir ziemlich sicher, dass auch er diese Chance nicht verstreichen lassen würde.
Sie war sich ziemlich sicher, dass die Gunst der Göttin ihren Schoß ignorieren würde und sie kein Beltanekind in dieser Nacht empfangen würde. Ich lachte nur in mich hinein, wie es alte Frauen zuweilen tun. "Ja, ja, wenn du meinst!" Owain war ein junger kräftiger Mann, der voll im Saft stand und dessen Kraft seiner Lenden außer Frage stand.
Auch Aglaia spielte das Spiel der Alten mit und beantwortete ihre Frage, als hätte sie es speziell für diesen Augenblick eingeübt. Schulmeisterhaft erklärte Ceridwen weiter, was sich hinter dem Begriff Beltane verbarg. Als ob ich das nicht schon längst getan hätte. 
Die Alte war ganz schön aufdringlich! Jetzt wollte sie auch noch von unserem Met trinken! Aber was war schon ein Becher Met gegen einen Fluch, den sie über mich oder Aglaia aussprechen würde, wenn sie nicht bekam, was sie wollte? Also ging ich ins Haus und kam gleich danach mit einem weiteren Becher heraus, den ich mit Met befüllte und ihn der Gwrach gab. "Bitte sehr!" Die Alte nahm ihn entgegen und nippte daran. Dann redete sie weiter und unterbreitete auch Aglaia ihr Angebot, uns beim Opfern behilflich zu sein. An ihrem verwirrten Blick wusste ich schon genau, was sie jetzt dachte, denn kurz zuvor hatte ich ihr noch erklärt, dass man einen Druiden für ein Opfer bräuchte. Ich wusste jetzt schon, ich würde ihr einiges erklären müssen. Später, wenn wir wieder unter uns waren, was hoffentlich bald wieder der Fall war!
Aglaia überließ dann mir die Entscheidung darüber, ob die Gwrach uns helfen sollte oder nicht. Ich übrlegte einen Moment und sah es dann auch von der praktischen Seite. Wenn sie uns half, würde sie vielleicht danach endlich wieder verschwinden und wir hätten wieder unsere Ruhe.
"Ja, du können uns helfen." entschied ich also und warf Aglaia nochmals einen beschwichtigenden Blick zu. Ich glaubte nicht, dass sie sich Sorgen machen musste. auch nicht wegen der Fruchtbarkeit, die in ihren Schoß übergehen würde. "Was wir brauchen für Opfer?" Im Grunde wusste ich die Antwort darauf schon selbst! Eine Opfergabe natürlich! "Aglaia, können wir Speerspitze opfern?" Dann wären wir das Ding sofort los! Ich war selbst gespannt, wo Ceridwen das Opfer vollziehen wollte, denn hier in der Nähe gab es keine Quelle oder einen See. Höchstens der Fluss oder der Brunnen, der gleich hier um die Ecke stand.
Ceridwen wollte auch Met, und auch, wenn ich wie natürlich jeder die Gastfreundschaft als das höchste Gut und die größte Tugend ansah, fragte ich mich ja schon, warum Owain sich von ihr so anfahren ließ. So saßen wir also kurz allein beisammen und ich warf ihr kurz ein unsicheres Lächeln zu, während ich wartete, dass Owain wieder zurückkam. Dauerte zum Glück nicht lange, denn ich hätte jetzt nicht gewusst, wie und worüber ich hier ein Gespräch hätte anfangen sollen. Ich fragte mich ja immer noch, was die alte Frau hier bei uns wollte. Aber wahrscheinlich war sie einfach eine von den alten Frauen, die im Alter einsam waren und so verzweifelt nach Gesellschaft suchten, dass sie nicht merkten, wie die Nachbarschaft langsam genervt war.
Aber zum Glück brauchte Owain nicht lange genug, dass es hätte peinlich werden können, und entschied auch gleich, dass er Hilfe beim Opfer wollte. Und er wollte die Speerspitze opfern. Ich schaute zu dem eingeschlagenen Bündel und überlegte kurz. Aber im Grunde war es mir gleich. “Wenn deine Götter das für ein gutes Opfer halten, gut. Dann opfere sie.“ Ich griff nach dem Bündel und gab sie ihm wieder. Wenn das Ding dann kaputt und den Göttern geweiht wäre, würde es uns auch keinen weiteren Ärger machen, hoffte ich mal.
Das ließ sich das Jungelchen nicht zweimal sagen! Er eilte ins Haus und besorgte mir einen Becher, damit er mir auch etwas vom Met einschenken konnte. Es hatte also durchaus auch Vorteile, wenn man als Dorfhexe verschrien war, vor der alle einen gehörigen Respekt hatten. Genüsslich nahm ich ein kleines Schlückchen, denn ich brauchte ja noch alle meine fünf Sinne.


Ich hatte inzwischen ein kleines Fläschchen aus meinem Beutelchen gefriemelt. Nun musste ich nur noch den richtigen Moment abpassen, in dem die beiden unaufmerksam waren. Doch da sich der junge Schmied für das Opfer entschieden hatte, lastete alle Aufmerksamkeit erst einmal auf mir. So hob ich meinen Blick gen Himmel und betrachtete die Sterne, die inzwischen zahlreich über uns funkelten. "Dies ist ein guter Abend für ein Opfer! Die Götter sind offen für eure Bitten." 
Ich wartete noch einen Augenblick, während ich immer noch nach oben schaute. Unter meinem Umhang jedoch hatte ich bereits das Fläschchen mit der Zaubertinktur geöffnet.  "Oh seht nur! Eine Sternschnuppe!" rief ich ganz überrascht und etwas lauter. Reflexartig schauten natürlich beide nun auch gen Himmel. Doch in diesem Moment landete in den Bechern der beiden jeweils einige Tröpfchen meiner Tinktur, die ich aus halluzinogenen Pilzen hergestellt hatte und der ich noch einige Kräuter, wie Beifuß, Hollunderblüten, Schafgarbe und Frauenmantel beigemischt hatte. Im Met würden die beiden den Geschmack meines kleinen Zaubertranks kaum wahrnehmen, doch schon bald würde er Wirkung zeigen. Da war ich mir ziemlich sicher.

Das Jungelchen hatte dann auch gleich schon eine passende Opfergabe parat, die ihm das Römermädchen gab. Eine Speerspitze, die zuvor im Besitz einer Römerin war, wenn das nicht passend war!
"So, ihr Süßen, dann wollen wir mal anfangen! Gibt es etwas Besonderes, worum ihr die Götter bitten wollt?" Mein Blick wechselte von ihm zu ihr und wieder zurück. 
"Gut, dann bereite deine Opfergabe vor!" Ich wartete, bis Owain soweit war. Er musste ja nur die Speerspitze unbrauchbar machen, in dem er mit etwas Hartem darauf schlug.
Aglaia war damit einverstanden, dass wir die Speerspitze für das Opfer benutzten. Ich nahm sie daher wieder an mich und würde sie dann, wenn es an der Zeit war, für das Opfer vorbereiten. Die Alte schaute inzwischen nach oben zu den Sternen und meinte, dass der Abend günstig wäre. Davon war ich ausgegangen, denn schließlich war heute ja Beltane. Als sie dann plötzlich rief, dort oben sei eine Sternschnuppe, riss ich automatisch meinen Kopf nach oben und versuchte sie zu entdecken. Aber so sehr ich mich anstrengte, war da nichts! Wahrscheinlich war ich zu langsam gewesen und hatte sie einfach verpasst.

Ceridwens Ankündigung, dass es nun losgehen könnte, verursachte in mir eine gewisse Aufregung. Das letzte Mal, bei dem ich an solch einem Opfer teilgenommen hatte, lag schon lange zurück. Damals war ein Druide in unser Dorf gekommen und war für einige Tage geblieben. Er hatte uns gesagt, dass wir standhaft bleiben sollten, gegen die Verlockungen Roms und dass wir nicht müde werden sollten, für unsere Freiheit zu kämpfen. Gefühlt das ganze Dorf war damals auf den Beinen gewesen und hatte dem Opfer beigewohnt.  
Ihre Frage nach unserer Bitte an die Götter ließ mich erst etwas stocken. Denn mein Wunsch wäre es gewesen, endlich Kinder zu haben. Aber ich wusste auch, dass Aglaia dafür die ungeeignete Frau war, denn sie wollte ja keine. "Dass unser Liebe niemals endet und…" sagte ich schließlich. Ich zögerte wieder und sah dann die Alte eindringlich an. "Die Götter mögen meine Frau beschützen und sie mögen Fruchtbarkeit über uns bringen." fügte ich schließlich in keltischer Sprache an.

Da die Alte keinerlei Anstalten machte für das Opfer einen anderen Ort aufzusuchen, ging ich davon aus, dass sie hier an unserem Beltanefeuer die Speerspitze den Göttern darbringen wollte, was ja auch irgendwie passte. Sie gab mir nun die Anweisung, die Speerspitze vorzubereiten. Daraufhin nahm ich sie wieder aus dem Tuch legte sie auf einen flachen Stein, nahm einen anderen in meine Hand und schlug  mehrmals mit aller Wucht auf die Waffe, bis sie sich endlich verformt hatte und somit unbrauchbar geworden war.
Owain nahm die Speerspitze dagegen, und Ceridwen meinte, eine Sternschnuppe zu sehen. Ich hatte in meinem ganzen Leben noch keine gesehen. In Rom sah man ja kaum die Sterne, wie sollte man da Sternschnuppen sehen? Aber natürlich wollte ich gerne eine sehen und blickte hinauf in diesen faszinierend bunten und hellen Himmel, den ich auf diese Art noch nie gesehen hatte. Ich sah viele funkelnde Sterne. Ein ganzes, helles Band quer über den Himmel, von dem ich annahm, dass es die Milchstraße sein musste. Hinter Orion’s Gürtel – eines der wenigen Sternbilder, die man auch in Rom ab und zu sah und die ich benennen konnte – war der Himmel nicht blauschwarz, sondern irgendwie rötlich, was mir auch noch nie aufgefallen war. Ich war mir sicher, in Rom war er dort schwarz.
All das sah ich, aber keine Sternschnuppe. Sie war wohl schon weg gewesen, ehe ich hochgesehen hatte. Oder in meiner Unkenntnis, wie sie aussah, hatte ich sie nicht bemerkt. Auch möglich.

Ceridwen lenkte unsere Aufmerksamkeit zurück zu dem Opfer und wollte wissen, was wir von den Göttern erbeten wollten. Ich hob abwehrend die Hände, auch wenn mich Owains Wunsch irgendwie rührte. Dass unsere Liebe nie endete, ja, das wünschte ich mir auch. Dann sagte er irgendwas auf keltisch, was ich nicht verstand, und von dem ich nicht sicher war, ob es mir gefallen hätte, wenn ich es verstehen würde. Dann hätte Owain nämlich sicher nicht die Sprache gewechselt.
“Ich kenne eure Götter nicht und will sie nicht durch eine Bitte beleidigen“, meinte ich nur. Ich wünschte mir nicht einmal von den Göttern etwas, die ich kannte. Naja, nicht oft, denn opfern tat ich natürlich schon, für den Schutz meiner Familie. Aber dafür waren die Laren und Penaten zuständig, nicht eine Göttin und ein – wie hieß er? - Gehörnter, von denen ich bislang absolut nichts wusste. Wahrscheinlich würden die beiden sich nur fragen, wer diese Aglaia war, die da opferte, wenn ich zu ihnen beten würde. Ich respektierte zwar alle Götter und ihre Existenz, das hieß ja aber nicht, dass ich zu ihnen beten musste.
Owain unterdessen schritt zur Tat und hämmerte mit einem Stein auf die Speerspitze ein, dass ich fast Mitleid mit dem Ding hatte. Keltische Opfer waren wirklich sehr anders als römische. Bei uns wäre das Ding noch schön geschmückt worden mit bunten Bändern oder so etwas und feierlich auf den Altar gelegt worden, um diesen zu schmücken und von den Priestern gegebenenfalls eingeschmolzen zu werden, oder ansonsten versenkt oder eben einfach dort belassen. Aber kaputtmachen, mit roher Gewalt? Irgendwie erschien mir das falsch, und ich zuckte bei den Schlägen wohl auch ein bisschen zusammen. Manchmal vergaß ich, wie stark Owain doch war.
Da ich keine Ahnung von keltischen Opfern hatte, hielt ich mich einfach an die mir bekannten Regeln und hielt den Mund, bis irgendjemand den Erfolg des Opfers verkünden würde.
(05-13-2023, 08:35 AM)Owain schrieb: [ -> ]Aglaia war damit einverstanden, dass wir die Speerspitze für das Opfer benutzten. Ich nahm sie daher wieder an mich und würde sie dann, wenn es an der Zeit war, für das Opfer vorbereiten. Die Alte schaute inzwischen nach oben zu den Sternen und meinte, dass der Abend günstig wäre. Davon war ich ausgegangen, denn schließlich war heute ja Beltane. Als sie dann plötzlich rief, dort oben sei eine Sternschnuppe, riss ich automatisch meinen Kopf nach oben und versuchte sie zu entdecken. Aber so sehr ich mich anstrengte, war da nichts! Wahrscheinlich war ich zu langsam gewesen und hatte sie einfach verpasst.

Ceridwens Ankündigung, dass es nun losgehen könnte, verursachte in mir eine gewisse Aufregung. Das letzte Mal, bei dem ich an solch einem Opfer teilgenommen hatte, lag schon lange zurück. Damals war ein Druide in unser Dorf gekommen und war für einige Tage geblieben. Er hatte uns gesagt, dass wir standhaft bleiben sollten, gegen die Verlockungen Roms und dass wir nicht müde werden sollten, für unsere Freiheit zu kämpfen. Gefühlt das ganze Dorf war damals auf den Beinen gewesen und hatte dem Opfer beigewohnt.  
Ihre Frage nach unserer Bitte an die Götter ließ mich erst etwas stocken. Denn mein Wunsch wäre es gewesen, endlich Kinder zu haben. Aber ich wusste auch, dass Aglaia dafür die ungeeignete Frau war, denn sie wollte ja keine. "Dass unser Liebe niemals endet und…" sagte ich schließlich. Ich zögerte wieder und sah dann die Alte eindringlich an. "Die Götter mögen meine Frau beschützen und sie mögen Fruchtbarkeit über uns bringen." fügte ich schließlich in keltischer Sprache an.

Da die Alte keinerlei Anstalten machte für das Opfer einen anderen Ort aufzusuchen, ging ich davon aus, dass sie hier an unserem Beltanefeuer die Speerspitze den Göttern darbringen wollte, was ja auch irgendwie passte. Sie gab mir nun die Anweisung, die Speerspitze vorzubereiten. Daraufhin nahm ich sie wieder aus dem Tuch legte sie auf einen flachen Stein, nahm einen anderen in meine Hand und schlug  mehrmals mit aller Wucht auf die Waffe, bis sie sich endlich verformt hatte und somit unbrauchbar geworden war.
Hach ja, wo die Liebe hinfällt! Das Jungelchen war ja wirklich ganz verschossen in seine Römerfreundin, sonst hätte er sich wohl kaum eine ewigwährende Liebe gewünscht. Aber, das war nicht alles! Er stockte kurz und sprach dann in unserer Sprache weiter. Nanu, war die Liebe doch nicht so groß? Er sprach von seiner Frau und er wünschte sich natürlich Fruchtbarkeit. Für einen kurzen Moment blieb mein Blick an ihm haften, als ob ich ergründen wollte, was das zu bedeuten hatte. Aber was es zu bedeuten hatte, blieb mir vorerst verborgen.
"Gut, ewige Liebe für euch beide und Fruchtbarkeit für das Land," wiederholte ich Owains Worte, wobei der letzte Teil ein wenig umgedeutet worden war. Er hatte sicher seine Gründe, weshalb er die Sprache gewechselt hatte. 

"Und nun zu dir!" Ich wandte mich der jungen Frau zu, die allerdings nichts auf dem Herzen zu haben schien. Sie wollte unsere Götter nicht beleidigen, sagte sie. Hmm, da lag sie vielleicht gar nicht so falsch!  "Nun gut!" Meine Stimme klang ein wenig kratzig. "Ich sollte vielleicht vorher noch einen Schluck Met nehmen." sagte ich grinsend und erhob meinen Becher. "Auf das euer Opfer gelingen möge!" Dann trank ich und wartete, bis die beiden es mir gleichgetan hatten.

Ich erhob mich und hob meiner Hände gen Himmer. "Oh Brigid, du Strahlende! Große Mutter, nimm das Opfer dieses Mannes und dieser Frau an. Schenke ihnen immerwährende Liebe, beschütze die Frau dieses Mannes und lasse Fruchtbarkeit über sie kommen, auf dass sich der Schoß dieser Frau öffne! Oh Cernwn, Herr der Tiere und des Waldes, nimm das Opfer dieses Mannes und dieser Frau an. Schenke ihnen immerwährende Liebe und Fruchtbarkeit, wenn sie sich nun vereinigen!" Natürlich hatte ich die Götter in unserer Sprache angerufen. Latein verstanden sie wahrscheinlich gar nicht. Dann sah ich kurz zu Owain. "Jetzt wirf die Opfergabe ins Feuer!" Kurz darauf warf der junge Schmied mitten ins Feuer. Für einen Moment beobachtete ich wie die Funken flogen, als das Stück Metall in die Glut fiel. Doch noch mehr interessierte mich, wie schnell mein Zaubertrank wirkte.
Aglaia hatte keinen besonderen Wunsch an die Götter. Ich akzeptierte das, denn wenn ich an ihrer Stelle gewesen wäre, dann hätte ich mich sicher auch zurückgehalten. Aber ich hatte ja schließlich auch einen Wunsch für uns beide ausgesprochen. Dass ich auch um Schutz für Bryn gebeten hatte, musste Aglaia nicht wissen. Zumindest heute Abend nicht. Irgendwann würde ich es ihr erzählen. Aber nicht heute Abend!
Bevor die Alte nun die Götter anrief, wollte sie zunächst noch einen Schluck Met trinken. Dazu erhob sie ihren Becher als wolle sie einen Trinkspruch aussprechen. Daraufhin nahm ich auch meinen Becher, erhob ihn kurz und nahm auch einen großen Schluck. Dass der Met nun irgendwie anders schmecken könnte, hatte ich nicht sagen können, denn dafür war ich viel zu aufgeregt Je länger es sich jetzt noch hinzog, umso aufgeregter wurde ich. Nachdem ich den Becher wieder abgestellt hatte, warf ich Aglaia einen kurzen Blick zu. Sie schien ganz entspannt zu sein. Wahrscheinlich fand sie es faszinierend, was wir hier gerade taten. Dabei hatte ich gar keine Ahnung, wie die Römer ihren Göttern huldigten.
Endlich begann die Alte mit dem Opfer. Sie hatte wieder ins Keltische gewechselt und rief zunächst Brigid und dann den Gehörnten an. Erwartungsvoll sah ich dem Moment entgegen, an dem ich die Speerspitze ins Feuer werfen würde. Sie war ja nun nicht die Waffe eines Feindes und mit ihr hatte lediglich ein Hase dran glauben müssen. Ob das genügte, um auf die Gunst der Götter zu hoffen?
Dann war der Moment gekommen! Ich warf die Speerspitze ins Feuer und sah, wie sie eins wurde mit der Glut. Ein wenig erleichtert sah ich wieder zu Aglaia. Äh Moment, war das nicht Bryn, die da saß? Lange rotblonde Haare, blaue Augen und ihr unvergleichliches Lächeln? Nein, sie war wieder weg. Es war Aglaia! Ich fuhr mit meiner Hand über meine Augen und langsam spürte ich, wie sich alles um mich zu drehen schien.
Fruchtbarkeit für das Land? Ich zog eine Augenbraue leicht hoch und schaute zu Owain. Ich war mir nicht sicher, ob ich wissen wollte, was wirklich hier los war, aber ich glaubte nicht, dass er für einen derart allgemeinen Segen ins Keltische gewechselt hätte. Ceridwen brachte einen Trinkspruch aus, und natürlich nahm ich dann auch einen Schluck, um nicht unhöflich zu sein, aber vorsichtig, ich wollte mich ja wirklich nicht betrinken.

Und auch Ceridwen wechselte wieder ins Keltische, von dem ich absolut gar nichts verstand. Es klang… feierlich. Hoffte ich. Auf jeden Fall wies sie irgendwann Owain an, die Speerspitze auch noch ins feuer zu werfen, was er dann auch tat, und die Funken stieben auf. Das sah hübsch aus, wie kleine, glitzernde Sterne. Ich streckte leicht die Hand danach aus, aber natürlich war es zu weit weg, zu klein, und wahrscheinlich auch insgesamt keine gute Idee, einen Funken fangen zu wollen.
Ich lächelte zu Owain, der irgendwie verwirrt aussah. Ich nahm an, dass das Opfer jetzt fertig war, auch wenn niemand sich nach rechts gedreht hatte und insgesamt auch nichts weiter passiert war. Aber niemand sagte oder tat mehr etwas, also nahm ich an, dass es in Ordnung war. “Alles in Ordnung, Owen?“ fragte ich ihn und merkte, dass meine Zunge etwas schwer war. Vielleicht sollte ich noch langsamer mit dem Met machen, sonst wäre ich am Ende wirklich betrunken. Ich rutschte näher zu ihm und legte meinen Kopf auf seine Schulter, und schaute wieder hoch zu den Sternen. “Siehst du das auch?“ fragte ich Owain, weil ich das Gefühl hatte, dass der Himmel sich drehte und bewegte. Ich hatte sowas noch nie gesehen.
Nach dem Jungelchen trank auch seine Freundin ein Schlückchen des Mets. Das würde sicher schon ausreichen, um einige 'Veränderungen' bei ihr hervorrufen zu können, wenn die Zeit gekommen war. Sie würde kommen, da war ich mir ganz sicher!

Ich begann mit dem Opfer und beendete es auch. Das Metall war mit dem Feuer eins geworden. Glühend lag es nun in der Glut. Die Götter würden sich gewiss bei den beiden jungen Leuten revanchieren. In welcher Form auch immer. Auch das würde geschehen, wenn die Zeit dafür gekommen war.

Kurz nach dem Opfer, ich hatte mich gerade wieder gesetzt und nahm nun noch einen Schluck des leckeren Mets, kam es mir so vor, als würde mein Trank eine erste Wirkung bei dem jungen Schmied zeigen. Er schüttelte verwirrt den Kopf und versuchte wohl die Irrbilder, die er nun sah, mit seiner Hand wegzuwischen, doch was natürlich nicht möglich war. Was hätte ich dafür gegeben, das zu sehen, was er jetzt sah!
Sofort richtete ich meinen Blick auch auf die Römerin, die nach ihm gefragt hatte, ob alles in Ordnung wäre. Das war es! Ganz sicher! Denn schon ihr zweites Nachfragen bestätigte mir, dass sie nun auch etwas sah.
Hätte mein Sitz über eine Rückenlehne verfügt, hätte ich mich nun vergnügt zurücklehnen und gespannt mitverfolgen können, welches Schauspiel sich hier nun gleich zutragen würde. Wenigsten entdeckte ich ein Körbchen mit Honigkeksen, von denen ich mir eines nahm und es genüsslich kaute, während mein Blick unvermindert auf das ungleiche Paar gerichtet war. "Möge der Gehörnte sich nun mit der Göttin vereinigen und Fruchtbarkeit über sie und in ihren Schoß bringen!" Entzücken lag in meiner Stimme, als ich das den beiden zurief. Hach ja, ich liebte einfach Beltane!
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