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Normale Version: Die alte Schmiede am Dorfrand
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"Ich war auf dem Weg und wollte nur einmal sehen, wie weit deine Arbeit schon gediehen ist, Licinianus Owen", sprach Saturninus - und trat einen Schritt zurück. Soviel geballte Urwüchsigkeit - der Kunstschmied hatte wohl in einer Erdgrube gesteckt und roch nach Acker und Schweiß - war für die Nase des Patriziers ungewohnt. Einen Moment fragte er sich, ob Aglaia darauf stand, dann jedoch sagte er sich, dass Owen vermutlich, bevor er das Haus des Roten Mondes wieder betrat, ein extensives Bad nehmen würde:
"Ich würde mich freuen, die Werke zu sehen", sagte Saturninus. Seinen blauen Wollmantel legte er jetzt aber ab, bevor es Flecke gab. Unter ihm trug er nur eine geraffte Tunika. Er fragte nicht, ob er etwas sehen konnte, er nahm es als selbstverständlich an.
Ein wenig war ich beruhigt, dass er nur gekommen war, um nach dem Stand der Dinge zu sehen. Zwar hatte ich wirklich alle Hände voll zu tun, doch ein wenig Zeit musste ich mir für den Furius schon nehmen müssen. Schließlich war er der Auftraggeber und Geldgeber! Allerdings sah ich gerade nicht wirklich herzeigbar auch und der Geruch, der von mir ausging, war alles andere als angenehm. Der Römer rümpfte zwar nicht seine Nase, nachdem ich ihm entgegengetreten war, doch er trat einen Schritt zurück und entledigte sich seines Wollmantels. wohl aus Furcht, er könne schmutzig werden.

"Ah ja, natürlich!" entgegnete ich und sah mich kurz um. "Bitte, komm doch schon einmal in die Schmiede! Ich bin gleich bei dir." Ich ging zur Tür und öffnete sie, damit er sich ins Innere der Schmiede begeben konnte.  Danach verschwand ich schnell hinter der Schmiede, zog schnell meine schmutzige Kleidung aus und wusch mich mit dem Wasser des Regenfasses, das dort stand. Mit dem Tuch, das dort für gewöhnlich lag, trocknete ich mich notdürftig ab und versuchte, mein Haar trocken zu rubbeln. Danach eilte ich, so nackt wie ich war, ins Innere der Schmiede, wo ich meine Ersatzkleidung hatte.

"Einen Moment noch, bitte!" sagte ich dem Römer, als ich an ihm vorbei lief, um mir eine frische Tunika und eine saubere Hose anzuziehen. Schnell bändigte ich noch mein feuchtes Haar mit einem Kamm und wandte mich danach dem Furier zu.
"So, nun bin ich für dich da!" sagte ich und lächelte kurz. "Im Moment kann ich dir das Tonmodell der Statue zeigen. Ich habe sie soweit fertiggestellt und muss sie nur noch brennen. Also, wenn du nun noch kleine Änderungswünsche hättest, könnte ich diese noch vornehmen."  Ich deutete auf einen mit feuchten Tüchern bedeckten Haufen, der etwas abseits an der Hauswand stand. Vorsichtig nahm ich die Tücher ab, bis der tönerne Krieger, dessen Speer noch fehlte, zum Vorschein kam.
Saturninus war daran gewöhnt, in den Thermen unter Männern nackt zu sein, aber als Owen an ihm vorbeihuschte, um sich umzuziehen, warf er doch einen Blick auf ihn und dachte, dass Aglaia, zumindest was die Physis anging, wie immer guten Geschmack bewiesen hatte. Der Schmied war kerniger als Narcissus, wenn jener Apoll war, so hätte man diesen vielleicht für einen Mars oder einen noch jugendlichen Hercules Modell stehen können lassen.
Mit einem freundlichen Lächeln kam der junge, ansprechende Kelte auf ihn zu und wollte ihm das Tonmodell der zu fertigenden Bronzeplastik zeigen. Vorsichtig nahm er die Tücher ab. Saturninus erblickte einen tönernen jungen Krieger. Der Körper war angespannt, als wolle er den Speer gleich werfen. Er wirkte lebendig, konventionell und doch trug er eine eigene Handschrift:
"Nein, ich möchte nichts ändern. Es scheint sehr gut zu werden, Licinianus", bemerkte Saturninus:
" Ist das wirklich deine erste Arbeit im römischen Stil? Das kann ich kaum glauben. Dein Besuch in meinem Haus, um dir die Bronzen anzusehen, war wahrhaftig nicht vergeblich. Du lernst schnell" , er fragte sich, wer oder was der junge Mann einst gewesen war, bevor er zu Aglaia gekommen war. Normalerweise fragte er sich das nicht - der Verkauf unter dem Kranz stand ja gerade für den Übergang in ein völlig neues Leben. Das alte sollte völlig vergessen werden:
"Hattest du früher, damit meine ich vor deiner Zeit im Haus des Roten Mondes schon einmal mit römischen Kunstschmieden Kontakt?", fragte er dennoch interessiert.
Ich hatte kein Problem damit, dass der Römer mir einen Blick zuwarf, als ich nackt an ihm vorbei geeilt war. Wusste ich doch, dass er auch Männer mochte. Aber zum Glück gehörte ich wohl eher weniger zu seinem Beuteschema. Er stand mehr auf Männer wie Narcissus oder seinen bemitleidenswerten jungen Sklaven, der die Zeichnungen für die Bronzestatue des Kriegers angefertigt hatte.

In der sauberen Kleidung trat ich ihm dann gegenüber und zeigte ihm das fertige Tonmodell. Er trat näher heran und schaute sich den tönernen Krieger von allen Seiten genau an. An seiner Miene konnte ich zunächst nicht ausmachen, ob er zufrieden damit war oder ob er gleich mit einer ganzen Liste voller Änderungswünschen kam. Aber zu meiner Überraschung schien alles seinen Vorstellungen zu entsprechen. Ich musste nichts mehr daran ändern. Als er mich dann fragte, ob dies meine erste Arbeit im römischen Stil sei, nickte ich. "Ja, das ist meine erste," antwortete ich achselzuckend. Er meinte dann noch, mein Besuch in seinem Haus hätte sich gelohnt und ich würde schnell lernen. Ich nickte lächelnd. Mit einem Kompliment aus Furius‘ Mund hatte ich nicht gerechnet. Aber anscheinend gefiel ihm diese Tonplastik wirklich. Umso besser, dann konnte ich sie brennen, sobald sie getrocknet war. Danach konnte sich die Gießform anfertigen  und konnte die erste Statue gießen. In meinen Gedanken war ich bereits wieder bei der Arbeit und so traf mich seine nächste Frage eher etwas unvorbereitet.

Er wollte etwas über 'die Zeit davor' wissen. Darüber hatte ich noch mit keinem, außer Aglaia gesprochen. Nur sie wusste etwas über mein altes Leben und davon, wie ich zum Sklaven geworden war.  "Nein, ich habe mein Handwerk von meinem Vater gelernt, so wie er es von seinem Vater gelernt hat. Außerdem verirrten sich nicht viele Fremde in unser Dorf, weil es sehr abgelegen lag. Meine Heimat lag in der Nähe des Y Mynydd Du – des schwarzen Berges," erzählte ich ruhig. Ich nahm an, dass ihn das kaum etwas sagte. Römer interessierten sich für solche Dinge nicht.
"Bis wann könntest du an Marcus Iulius Cato in die Villa Iulia liefern lassen?", fragte Saturninus: "Einen Brief würde ich auch noch beilegen wollen", er sah sich etwas zweifelnd um:
"Hast du hier irgendwo einen Platz,an dem ich eine Tabula beschriften kann?" Er  rechnete nicht damit, doch er selbst sah dann auf die leidlich saubere Wand und trat auch schon hin. Schreibzeug hatte er dabei.
Er beschrieb eine Klappwachstafel gegen die Wand haltend, schloss sie und siegelte darauf mit seinem Ring:



Saturninus grüßt seinen Cato und seine Gattin Sabina

Ich hoffe, dass jenes Bildnis eines jugendlichen Mars
 deinen Geschmack als mein Hochzeitsgeschenk
 trifft, da du doch im Dienste des Göttlichen Mars
 dich befindest und deinen Speer sehr trefflich
zu gebrauchen weißt.
Vale bene Tib. Furius Saturninus

[Bild: Siegel-Furius-Saturninus-Pers-150-1.png]
 




Der Furius übergab den Brief dem Schmied, während er erwiderte:
"Vom schwarzen Berg in Cambria?" Saturninus war nämlich einigermaßen auf dem Laufenden, was den Silurerkrieg im Westen anging und der Name klang für ihn so recht nach einem Rebellennest. Außerdem wusste er ja, dass Owen als Sklave unter dem Kranz verkauft worden war:
"Ich wollte keinesfalls unschöne Erinnerungen wecken. Es tut mir Leid um dein Dorf. Nur wer sich ergibt, kann auf Roms Milde hoffen, wer Widerstand leistet,  nicht. Wenn es so ist, wie du sagst und du zuvor niemals Kontakt mit unseren Künstlern hattest, dann bist du ein Naturtalent. Aglaia hat wirklich ein Händchen für den Sklaveneinkauf",
Er wandte sich zum Gehen, wobei er seinen Mantel wieder anlegte:
"Ich werde nun aufbrechen. Grüße mir deine anmutige Frau", ein versonnenes Lächeln umspielte Saturninus Lippen. Wenn sie doch schon niedergekommen und erholt wäre, dachte er.
Ich überlegte kurz, als der Furier mich fragte, wann ich die Statue zur Villa Iulia liefern lassen konnte. Na ja, dafür musste sie ja erst einmal fertig werden! Ich musste die Urform zunächst einmal brennen, dann musste ich die Negativform herstellen. Das würde fast eine Woche verschlingen. Bis dahin musste draußen die Grube fertig sein, denn ohne sie konnte ich nicht mit dem Guß beginnen. Bis dann für den Guß selbst alle Vorbereitungen getan waren, würden auch noch einige Tage ins Land gehen. Wenn dann alles gut ging und ich nicht noch mehrere Güsse machen musste, sondern nur noch einige Feinarbeiten an der fertig Statue nötig waren, würde ich sicher für alle Arbeiten mindestens zwei Wochen brauchen. Vielleicht aber auch drei.
"In drei Wochen. Vielleicht auch in zwei, wenn alles nach Plan läuft, " antwortete ich, während er sich suchend umschaute, weil er noch einen Brief schreiben wollte, den ich der Bronzestatue beifügen sollte.
"Tut mir leid. Ich habe leider keine Unterlage zum …" schreiben, wollte ich noch sagen, als er mich fragte, wo er seinen Brief schreiben könne. Doch dann behalf er sich auch schon mit der Wand. Er hielt seine Tabula dagegen und begann zu schreiben. Als er sein Siegel eingedrückt hatte, übergab er mir seinen Brief.
 
Offenbar sagte ihm der Y Mynydd Du etwas. Ich nickte, als er fragte, ob dieser Ort in Cymru sei. Als nächstes beteuerte er, er wolle keine unschönen Erinnerungen wecken und es täte ihm auch um mein Dorf leid. Ja, sicher! Ich glaubte ihm kein Wort! Ich glaubte, er genoss es gerade sehr, mich daran zu erinnern. Ein Naturtalent nannte er mich, aber das ließ mich in diesem Moment kalt. Dass er mich daran erinnerte, dass meine Frau ein gutes Händchen beim Sklaveneinkauf habe, ganz und gar nicht! Dieser schmierige Dreckskerl! Was hätte ich darum gegeben, ihn zu einem Zweikampf herausfordern zu können! Nur er und ich  und unsere Fäuste!
 
Er legte seinen Mantel wieder an und wollte gehen. Ich sollte noch meine anmutige Frau grüßen, meinte er und lächelte dabei so träumerisch, als sei er mit ihr bereits an einem ganz anderen Ort. Ich entgegnete nichts darauf, doch meine Fäuste begannen sich zu ballen und die Wut in meinem Bauch suchte nach einen Ausweg. Ich wollte, nein ich konnte ihn so nicht gehen lassen! Doch ich musste mich beherrschen! Zu viel hing davon ab.
"Furius! Bitte, noch auf ein Wort!"rief ich und fing ihn kurz vor  Tür der ab. "Ich… ich möchte dich um etwas bitten!" Eine kurze Pause entstand, denn ich atmete einmal tief ein und aus und suchte nach den geeigneten Worten, wie ich ihm auf schonende Weise sagen konnte, dass er gefälligst seine Finger von meiner Frau lassen sollte.
"Aglaia…" begann ich. "Sie ist jetzt meine Frau! Und ich weiß, du schätzt ihre Gesellschaft sehr. Aber ich möchte nicht, dass du weiterhin mit ihr schläfst!" Endlich war es raus! Ich wusste, hätte ich nichts gesagt, dann hätte mich dieser Gedanke immer noch weiter gequält. Nur, ob das nun dem Furius dazu bringen würde, sich in Zukunft in Zurückhaltung zu üben, bezweifelte ich. Diese Römer, sie wollten doch immer etwas als Gegenleistung, denn ohne etwas was sie im Gegenzug erhielten, ging ja gar nichts! Aber was hatte ich ihm schon zu bieten, außer meiner Kunstfertigkeit? "Wenn du willst, mache ich dir noch hundert andere Statuen oder Büsten oder was immer dir vorschwebt. Aber bitte, respektiere, dass ich nun ihr Mann bin!"  Ich wusste, ich würde eines Tages daran zerbrechen, wenn er es nicht tat.
Saturninus war im ersten Moment eher verblüfft als verärgert. Der Bursche hat ja Gefühle für Aglaia, dachte er erstaunt. Er hatte das Ganze bisher für ein Zweckbündnis zwischen Freilasserin und Freigelassenem gehalten. Aglaia hatte Owen geheiratet, weil der ihr nämlich keine Vorschriften machen konnte. Zumindest war das die Version dieser Ehe, die ihm geläufig war.
"Licianus Owen", sagte er schließlich: 
"Du möchtest also nicht, dass ich weiterhin mit Aglaia schlafe? Hast du denn ganz übersehen, dass sie eine Hetäre ist? Ihre Gesellschaft reichen Männern zukommen zu lassen, ist ihr tägliches Brot. Und wenn ich diese Werkstatt und dich ansehe, hast auch du bisher gut von dem Geld gelebt, welches deine Frau mit ihrer Liebeskunst verdient.
Hast du denn mit Liciniana Aglaia über die Angelegenheit gesprochen? Weiß sie davon? Oder..", und nun wurde seine Stimme schärfer:
"Meinst du, dass nur ich nicht mit Aglaia schlafen soll, andere ihrer Freunde aber sehr wohl?"
sein dunkler Blick richtete sich auf Owen. Er war nun hellwach, fast angespannt. War der Schmied sein Feind? Er fragte sich, ob er gemeinsam mit Seasnán mit ihm fertig werden würde, falls er ihn angreifen wollte. Normalerweise würde kein Freigelassener solch eine Tat wagen, doch wer wusste schon, was in diesen barbarischen Rotschöpfen vorging?
Der Römer sah mich ungläubig an, als ich ihm meine Forderung mitteilte. Er konnte wohl nicht verstehen, wie ich es wagte, ihm etwas zu verbieten. Bei uns war es eine Schande, wenn ein fremder Mann mit der eigenen Frau schlief. Es sei denn, man bot es ihm an. Aber das hatte ich nicht getan und würde es auch niemals tun! Er ließ sich jedoch nicht so leicht abwimmeln. Er wollte wissen, ob ich nicht wusste, dass Aglaia eine Hetäre war und dass sie alles, was wir besaßen, mit ihrer Liebeskunst bezahlt hatte. Er fragte mich auch, ob ich mit meiner Frau darüber gesprochen hatte. "Ich weiß, womit sie ihr Geld verdient und ja, sie hat auch diese Schmiede damit gekauft und alles andere…" Ich senkte den Blick und spürte einen Kloß im Hals, denn Aglaia ahnte noch nichts von meinem Wunsch, dass sie aufhörte, mit fremden Männern zu schlafen. "Nein, ich habe nicht mit ihr gesprochen und sie soll…"
Ich kam nicht weiter, denn er unterbrach mich und seine Stimme wurde schneidend. Er wollte wissen, ob das nur für ihn galt oder für alle anderen auch. Seine dunklen Augen funkelten mich feindselig an, als wäre er bereit, mich anzugreifen. 
"Ich will, dass sie mit keinem anderen Mann mehr schläft, verdammt!" rief ich. "Siehst du diese Hände?" Ich streckte sie ihm entgegen. "Damit will ich meine Familie ernähren! Ich hoffe, dass wir bald von der Schmiede leben können. Dann muss sie… sie soll das nicht mehr tun! Aglaia weiß davon nichts und sie soll auch nicht erfahren, dass ich mit dir gesprochen habe! Das ist alles, worum ich dich bitte.“ Ich hatte keinen Mut mehr, ihm zu trotzen, sondern fühlte mich machtlos. Ich dachte an das, was sie kurz nach Beltane gesagt hatte. Damals hatten wir überlegt, wo wir hingehen konnten, um dem Tribun zu entkommen. Londinium, sie wollte mit mir nach Londinium gehen. Dort kannte uns niemand. Dort würde sie nicht als Hetäre arbeiten müssen. Dort wären wir eine ganz normale Familie. Aber das war nur ein Traum gewesen! Eine leere Hoffnung, an die ich geglaubt hatte. "Was verlangst du von mir? Was soll ich tun, damit du meiner Bitte nachgibst?"
Zu seiner Überraschung fühlte Saturninus so etwas wie Mitgefühl mit dem jungen Mann, der ihm so verzweifelt seine starken Hände entgegen streckte. Es war schon einige Jährchen her, als er so alt gewesen war, und ja, er hatte sich damals auch unsterblich in eine schöne Hetäre verliebt. Aber das war mehr ein Spiel gewesen, obwohl er doch gelitten hatte. Es war etwas, das man abschüttelte, wenn man erwachsen wurde.
Doch hier waren echter Schmerz und echtes Gefühl.

Saturninus verharrte. Er spottete nicht, im Gegenteil, er sprach nun so, wie ein älterer Verwandter mit einem Jüngeren sprechen würde:
"Owen, ich glaube, ich kenne Aglaia besser als du sie kennst", sagte er: "Hast du ihre seidenen Gewänder gesehen? Und ihren Parfümtiegel - weißt du überhaupt, dass ihr Duft fast genauso viel kostet wie diese ganze Schmiede" Der Furier machte eine umfassende Bewegung:
"Deine Frau ist eine Nymphe aus Arcadia, Owen, geboren, um zu leben und zu lieben und Viele sehr glücklich zu machen. Sie wird niemals die Frau eines Handwerkers sein" So wie Saturninus Handwerker betonte, rangierten sie nicht weit oberhalb von Sklaven. Manuelle Arbeit wurde nicht sehr geschätzt:
"Vielleicht bleibt sie bei dir. Vielleicht versucht Aglaia es um der Liebe Willen. Aber ich fürchte, du wirst sie zerstören, und ihr beide werdet euch gegenseitig das Leben unerträglich machen"
Saturninus richtete Blick auf den Kelten. Dieser war in seiner Hilflosigkeit herzerreißend und anziehend zugleich.  Der Römer ließ seine Worte wirken, und er fand sich äußerst vernünftig.

 Er fuhr fort: "Ich habe einen Exklusivvertrag mit der Hetäre Kiki geschlossen. Ich verspreche dir also, mich Aglaia ein halbes Jahr nicht zu nähern. Solange hast du eine Frist, sie von deinen Qualitäten zu überzeugen", seine Augen wurden dunkler:

"Doch jeder Gefallen zieht einen Gegengefallen mit sich, Owen, das ist dir doch klar, oder?"
Seine Art, wie er mit mir sprach, hatte sich verändert. Da war plötzlich eine Art von Güte, nicht in seinen Worten, sondern in der Art, wie er sie aussprach. Er versuchte mir zu erklären, dass das, was sie gewohnt war, jenseits meiner Möglichkeiten lag. Alles, was sie besaß, war unglaublich kostbar. Selbst ihr Parfüm, sagte er, sei so teuer wie die Schmiede hier.
Er wollte mir einreden, dass ich nicht gut genug für sie sei. Ich, ein einfacher Handwerker. Alleine wie er dieses Wort schon betonte! Dieser Römer hatte keine Ahnung! Er wusste nicht, wie hoch geschätzt ein Schmied, wie ich es war, bei uns geschätzt wurde! Wir, die wir unsere Kunst von den Göttern selbst verliehen bekommen hatten! Ich konnte kaum etwas erwidern. Alles was er sagte, traf mich wie ein Schlag, war frustrierend und lähmend.
Seine Worte ließen meine Anspannung wachsen. Innerlich zitternd, vielleicht war es offensichtlich. Ich kämpfte darum, meine Wut zu kontrollieren, aber sie verwandelte sich langsam in Verzweiflung. Doch vor diesem Römer wollte ich keine einzige Träne vergießen. Als er prophezeite, dass ich Aglaia eines Tages zerstören würde und wir uns gegenseitig das Leben unerträglich machen würden, drehte ich meinen Blick weg, damit er meinen Schmerz nicht sehen konnte.

Alles Gesagte lastete schwer auf mir. Die Stille danach fühlte sich endlos an, drückend wie Blei. Als er dann fortfuhr, richtete ich meinen Blick wieder auf ihn, in meinen Augen spiegelte sich all meine Qual  wider. Er erwähnte einen Vertrag mit Kiki und versprach, Aglaia für ein halbes Jahr zu meiden. Das sei meine Chance, um sie von meinen Qualitäten zu überzeugen. Ich nickte dankbar, wollte mich schon bedanken, doch er fügte hinzu, dass jeder Gefallen einen Preis hatte.

"Ja, das ist mir klar! Was verlangst du von mir?", fragte ich, ohne zu wissen, was ich ihm im Gegenzug bieten könnte.
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