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[Thorianum B] B-III Weberei der Furiana Nivis
02-06-2025, 09:42 PM,
Beitrag #1
[Thorianum B] B-III Weberei der Furiana Nivis
Die Weberei der Furiana Nivis

[Bild: 068-Museu-de-Prehist-ria-de-Val-ncia-rec...-ibera.jpg]

Die Weberei von Furiana Nivis befindet sich in einer der Tabernae des Thorianum B. Der größte Raum beherbergt die beiden Gewichtswebstühle aus Holz mit gebrannten Tongewichten, die – ebenso wie das gesamte Zubehör – aus dem Nachlass der verstorbenen Weberin Pomponia stammen. Im mittleren Raum lagern Wolle und fertige Stoffe. Der kleinste Raum, der Verkaufsraum, präsentiert eine Auswahl an Stoffen, die Furiana Nivis' eigene Arbeiten zeigen.



Bild: Museu de Prehistòria de València, recreació d'una casaIber Enric, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons
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02-06-2025, 11:35 PM,
Beitrag #2
RE: [Thorianum B] B-III Weberei der Furiana Nivis
>>> Nein. Síofra hatte das Angebot der Dame Furiana Nivis nicht vergessen. Doch in der Zwischenzeit war unendlich viel auf die junge Keltin eingeprasselt. Ganz besonders der Tod ihrer Mutter nagte noch immer sehr an Síofra. Auch wenn sie sich unendlich freute das Angebot der Dame Furiana Nivis annehmen zu können. Ihrem Vater hatte sie hiervon nichts erzählt. Oh nein. Der Trunkenbold brauchte darüber nichts erfahren. Auch wenn dies wohl alsbald ohnehin die Runde machen würde, doch von Síofra würde kein Sterbenswörtchen an das Ohr ihres Vaters dringen. So machte sich die junge Keltin nach der endgültigen Verabschiedung von ihrer Mutter auf den Weg nach Iscalis. Die genaue Wegbeschreibung hatte sich Síofra gemerkt und wenn sie den Weg doch nicht finden würde, dann würde sie sich einfach zu Furiana Nivis Weberei durchfragen. Auf den Mund gefallen war die junge Frau nämlich nicht, auch wenn man es ihr nicht unbedingt auf den ersten Blick ansah. Ihre Schafe waren für den Morgen versorgt. Síofra hatte genügend Heu in den Pferch geschüttet, bevor sie das Tor sorgfältig verschloss. Da kamen ihr wieder Louarns Worte in den Sinn, dass sie unbedingt jemanden Bescheid sagen sollte, der ein Auge auf die Schafe haben würde, wenn sich Síofra nicht zu Hause befand. Dieser Gedanke ließ die Braunhaarige kurz ihre Stirn in feine Falten legen. Hm. Vielleicht hatte Louarn doch Recht gehabt und sie hätte zuerst überlegen müssen, was sie mit ihren Schafen machte und dann erst zusagen. Oh man. Was sollte sie denn jetzt tun? Tatsächlich wirkte Síofra nun etwas hilflos und schon stiegen ihr Tränen in die Augen. Welche die junge Frau jedoch resolut beiseite wischte und stattdessen tief durchatmete. Mit einem bangen Gesichtsausdruck  pochte Síofra bei einer Nachbarin, die gut befreundet war mit ihrer Mutter und bat deren Sohn auf ihre Schafe aufzupassen. Drohend wackelte Síofra mit ihrem nun erhobenen Zeigefinger vor dem Gesicht des Jungen herum. “Nur aufpassen. Nichts anderes.“ Der dunkelhaarige Junge nickte artig und setzte sich auf die Bank vor dem Schafspferch. Hoffentlich schlief der Bursche nicht ein oder es langweilte ihn diese Aufgabe dann doch und er verdünnisierte sich. Síofra eilte noch einmal in ihr Elternhaus, zog sich ihren Kapuzenumhang über und überprüfte ob sich in dem Beutel an ihrem Gürtel auch einige Münzen befanden. Münzen die sie vor den gierigen Pranken ihres Vaters beschützt hatte. Es war wahrlich nicht viel. Aber doch viel genug, so dass sich ihr Vater keine weiteren Hurenbesuche und keine weiteren Wirtshausbesuche mehr leisten würde. Außer natürlich… Nein! Darüber wollte und würde sich Síofra keine weiteren Gedanken machen. So wie es Louarn gesagt hatte, sie sollte ihren Vater aus ihren Gedanken streichen. Er war nie für sie da und würde wohl auch niemals für sie da sein.

Einen weiteren Blick warf Síofra durch den Eingangsbereich. Nickte schließlich und trat durch die Türe nach draußen. Eben jene Türe zog sie ins Schloss, so dass der Riegel einrastete. Dann warf sie einen Blick gen des Burschen, der auf der Bank saß und ihre Schafe beobachtete. “Gut aufpassen.“ Grinste Síofra, zwinkerte dem Burschen zu und machte sich auf den Weg nach Iscalis. Tatsächlich war es gar nicht so warm, so dass Síofra sehr froh war, dass sie sich den Umhang übergezogen hatte. Und dennoch freute sich Síofra auf ihre bevorstehende Tätigkeit als Helferin in Dame Furiana Nivis Weberei. Diesmal kam Síofra sehr viel schneller voran, als noch vor einigen Tagen. Was auch kein Wunder war, immerhin zog sie nun keine störrischen Schafe hinter sich her. Als Síofra durch das Tor die Stadt Iscalis betrat, wirkte sie für einen Moment wie erschlagen. Und drückte sich auch schon gegen einen hölzernen Pfeiler, der wohl eines der Gebäude stützte, als ein Pferdekarren äußerst dicht an ihr vorüber preschte. Nachdem sich Síofra von ihrem ersten Schock erholt hatte, atmete sie tief durch und begann sich dann doch bis zu Dame Furiana Nivis Weberei durchzufragen. Auch im Neubaugebiet blickte sich die junge Frau mit großen Augen um und entdeckte schließlich jene Tabernae, in der sich die Weberei befinden musste. Zögernd und mit hastig pochendem Herzen trat Síofra Schritt für Schritt näher und ließ dann ihre Stimme erklingen. “Dame Furiana Nivis? Ich bin es Síofra.“ Hoffentlich war die rothaarige Keltin auch anwesend und Síofra hatte nicht den Weg umsonst auf sich genommen?
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02-09-2025, 04:21 PM,
Beitrag #3
RE: [Thorianum B] B-III Weberei der Furiana Nivis
Das rhythmische Klappern meines Webstuhls erfüllte die kleine Werkstatt, während ich mit ruhiger, geübter Hand das Schiffchen durch die Kettfäden führte. Das Licht der Öllampen tauchte den Raum in einen warmen Schein. Für einen Moment verlor ich mich in der gleichmäßigen Bewegung, dem sanften Widerstand des Stoffes, der unter meinen Fingern Gestalt annahm.
Dann vernahm ich eine zögerliche Stimme an der Tür.  Jemand rief nach der Dame Furiana Nivis. Ich hielt inne und blinzelte. Dame Furiana Nivis? Ich musste schmunzeln. So hatte mich bisher niemand genannt. Es klang so ungewohnt, so förmlich, fast fremd, als gehöre der Name zu jemand anderem.
Ich erhob mich, trat in den Verkaufsraum hinaus und erblickte Síofra, die in der Tür stand, die Hände vor sich gefaltet, als wäre sie sich nicht sicher, ob sie eintreten durfte. Das junge Mädchen wirkte ein wenig verlegen. Ihre Augen wirkten groß und aufmerksam, während sie sich in der Werkstatt umsah.
"Du musst mich nicht so nennen", sagte ich sanft und trat einen Schritt auf Síofra zu. "Sag einfach Niamh. Das reicht vollkommen."
Ein Lächeln huschte über mein Gesicht, als ich Síofra musterte. Es war erst ein paar Tage her, dass ich ihr auf dem Markt begegnet war. Dort hatte ich ihr mit den Schafen geholfen, als ein Römer sie bedrängt hatte. Nun stand sie hier, bereit, in der Weberei zu arbeiten.
"Komm rein", fuhr ich fort und wischte mir die Hände an meiner Schürze ab. "Ich zeige dir alles. Du wirst dich schnell zurechtfinden."
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02-09-2025, 04:54 PM,
Beitrag #4
RE: [Thorianum B] B-III Weberei der Furiana Nivis
Das leise klappern des Webstuhls drang auch bis an Síofras Ohren. So dass sich ein Lächeln auf ihren Lippen abzeichnete. Denn dieses Geräusch bedeutete, dass die rothaarige Keltin in der Weberei arbeitete. Und dies wiederum bedeutete, dass Síofra den Weg nicht umsonst auf sich genommen hatte. Denn nichts wäre niederschmetternder, wenn die junge Keltin unverrichteter Dinge zurück nach Cheddar gehen müsste. Hoffentlich passte der Junge, den sie zur Beaufsichtigung ihrer Schafe engagiert hatte, auch tatsächlich auf ihre wertvollen Tiere auf. Mit diesen Gedanken im Kopf verharrte Síofra an Ort und Stelle und beleckte sich unschlüssig ihre Unterlippe. Vielleicht stand sie auch einfach vor dem falschen Haus? Nein, denn das rhythmische klappern des Webstuhls war kaum zu überhören. Also musste sie sich am richtigen Ort befinden. Vielleicht aber hatte Dame Furiana Nivis sie einfach nicht gehört? Vielleicht sollte sie sich noch einmal bemerkbar machen? Denn nun blickten auch einige Bewohner in ihre Richtung und Síofra zog unwillkürlich ihre Schultern empor. Sie mochte es sowieso nicht wenn man sie derart unverhohlen anstarrte, wie es die Menschen in diesem Moment taten.

Zum Glück war es dann die Rothaarige, ihre zukünftige Arbeitgeberin, die sie aus dieser wahrlich misslichen Situation erlöste und direkt auf sie zutrat. “Oh. Natürlich Da.. Niamh.“ Berichtigte sich die Keltin mit leiser Stimme, während ihr Blick aus großen Augen durch die Werkstatt wanderte. Sämtliche Gerätschaften mit ihren Sinnen wahrnahm und betrachtete. Vorsichtig und mit noch immer großen Augen wanderte Síofra ihren Blick dann in ihre Richtung und bemerkte das Lächeln, welches über Nivis Lippen huschte. Ein ehrliches Lächeln. Ein freundliches Lächeln. So dass sich auch Síofra an einem Lächeln versuchte. Ihres jedoch wirkte aufgesetzt, gar verwackelt. Und so presste sie ihre Lippen auch schon fest aufeinander. “Es tut mir Leid, dass ich mich erst jetzt bei dir einfinde. Aber ich hatte einen Todesfall und…“ Nein, mehr brachte Síofra dann doch nicht über ihre Lippen. Denn sie spürte bereits wie sich ihre Kehle verengte. So dass sie die aufsteigenden Tränen hastig hinfort blinzelte. “Ich bin bereit.“ Etwas krächzend ihre Stimme, denn der dicke Kloß steckte ihr noch immer im Hals. Doch zum Glück wollte sich Niamh nicht weiter mit ihr unterhalten. Sondern forderte sie auf ihr in das Innere der Weberei zu folgen. Und dies tat Síofra auch schon. Begeisterung mit jedem Schritt verströmend, selbst wenn sie die Trauer wie ein dunkles Tuch umhüllte. “Ich freue mich schon sehr.“ Wie sehr sich die Keltin freute, sah man ihr auch schon direkt an.
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02-16-2025, 06:14 PM,
Beitrag #5
RE: [Thorianum B] B-III Weberei der Furiana Nivis
Ich sah, wie Síofra sich hastig in der Weberei umsah und versuchte, ihre Unsicherheit zu verbergen. Ihr Lächeln wirkte zerbrechlich, als würde es jeden Moment verschwinden, und doch war ihr Blick von aufrichtiger Begeisterung erfüllt.
"Oh, du musst dich nicht entschuldigen", sagte ich beschwichtigend und winkte ihr, mich zu begleiten. "Manchmal hält uns das Leben einfach auf", sagte ich und ging voran. Ich kannte das Gefühl selbst nur zu gut.
 
Ich führte sie in den Raum, in dem der Webstuhl stand. Síofras Gesicht spiegelte förmlich den Willen wider, sich sofort in die Arbeit zu stürzen. Aber ich wollte nichts überstürzen. Dann wandte ich mich wieder meinem Webstuhl zu und setzte mich. "Setz dich doch auch", sagte ich und deutete auf einen der niedrigen Hocker in der Nähe. Es war wohl das Beste, wenn wir uns zunächst ein wenig besser kennen lernten, bevor ich ihr alles zeigte und erklärte und wir uns dann an die Arbeit machen konnten.

"Du hast vorhin einen Todesfall erwähnt...", sagte ich vorsichtig mit ruhiger Stimme. "Das tut mir leid. War es jemand aus deiner Familie?" fragte ich leiser. Ich sah schon die Tränen in ihren Augen. Dann fiel mir ein, dass sie auf dem Markt von ihrer kranken Mutter gesprochen hatte. "Wenn du reden willst", fügte ich hinzu, "höre ich dir gerne zu."
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02-16-2025, 08:43 PM,
Beitrag #6
RE: [Thorianum B] B-III Weberei der Furiana Nivis
Nein? Sie musste sich nicht entschuldigen? Wirklich nicht? Vorsichtig der Blick in Nivis Richtung. Wie um zu überprüfen ob die Rothaarige ihre Worte etwa als Scherz gemeint hatte. “Aber ich fühle mich schlecht. Ich habe versichert, dass ich schon viel früher komme. Und dann…“ Unruhig das zucken ihrer schmalen Hände. Bevor sie ihre Finger miteinander verschränkte und Furiana Nivis folgte. Auf deren winkende Handbewegung reagierte.

Schweigend folgte Síofra der rothaarigen Keltin und erblickte als erstes den Webstuhl, der sich gar majestätisch inmitten des Raumes befand. Wie er dort thronte. Herrschaftlich. Schoss es der Dunkelhaarigen durch den Kopf. Am liebsten hätte sie sich sofort an eben jenen Webstuhl gesetzt und das Schiffchen durch die Fäden gezogen. Ob Furiana Nivis ihre Begeisterung bemerkte? Und wie würde sie darauf reagieren? Wohl nicht so wie es sich Síofra gedacht hatte, denn die Rothaarige deutete auf einen Hocker, auf den sich Síofra setzen sollte. Während sich die rothaarige Keltin an ihren Webstuhl niederließ. Artig gehorchte das Mädchen und setzte sich auf den dreibeinigen Hocker, etwas versetzt zum Webstuhl und doch nahe genug, um sich mit Furiana Nivis unterhalten zu können.

Schon wollte Furiana Nivis wissen, um welchen Todesfall es sich handelte. So dass Síofra vernehmlich schluckte und tief durchatmete. Ihre schlanken Finger verkrampften sich nun in ihrer Tunika und krallten sich regelrecht in dem Stoff fest. Während sie ihren Blick gesenkt behielt und dennoch hastig blinzelte, um die aufsteigenden Tränen zurück zu drängen. “Der Todesfall war meine Mutter. Sie ist an einem Fieber gestorben.“ Zumindest war dieses Fieber schließlich ursächlich für Roís Tod gewesen. Schon schniefte die junge Keltin und wischte sich über ihre Nase und blinzelte abermals, denn ihre Augen schwammen nun mittlerweile in Tränen. “Ich habe einem Nachbarsjungen gesagt, dass er auf die Schafe aufpassen soll.“ Murmelte die junge Keltin mit leiser Stimme und schielte aus dem Augenwinkel gen Nivis empor. “Meinem Vater ist das nämlich herzlich egal. Ihm sind nur seine Huren und das Bier wichtig. Für mich interessiert er sich einen scheiß.“ Hitzig die Worte, die nun über Síofras Lippen drängten und aus tiefster Seele gesprochen waren. Ja, das Mädchen fühlte sich alleine gelassen.
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02-21-2025, 09:22 PM,
Beitrag #7
RE: [Thorianum B] B-III Weberei der Furiana Nivis
Síofras Worte trafen mich unerwartet tief. Der Verlust ihrer Mutter, die an einem erbarmungslosen Fieber gestorben war– das war so furchtbar! Ich wusste selbst nur zu gut, wie es war, einen geliebten Menschen zu verlieren. Ohne nachzudenken, legte ich das Weberschiffchen beiseite und sah sie an. Sie saß da, die Hände in den Stoff ihrer Tunika gekrallt, die Augen gläsern, als würde sie gegen eine Welle ankämpfen, die sie jeden Moment überrollen konnte..

"Es tut mir leid, Síofra", sagte ich leise. Ich verzichtete auf leere Floskeln oder übertriebene Mitleidsbekundungen. Stattdessen wählte ich schlichte, ehrliche Worte. Denn was konnte man in so einem Moment schon sagen?
Síofra schluckte schwer und kämpfte gegen die Tränen. Ich ließ ihr Zeit.

Doch dann hörte ich die Bitterkeit in ihrer Stimme, als sie von ihrem Vater sprach. Ihre Wut war roh und ungefiltert. Ihr Schmerz war deutlich zu spüren. Ihre Mutter war tot – und ihr Vater? Statt für sie da zu sein, ließ er sie allein. Ich spürte, wie sich meine Kiefermuskeln anspannten. Manche Männer verdienten es nicht, Väter genannt zu werden.
Ich betrachtete sie genauer. Ihre Finger verkrampften sich so sehr im Stoff, als könnte sie sich daran festhalten, als würde er sie zusammenhalten, wenn sie nur fest genug zudrückte. Doch ich sah, was sich dahinter verbarg: Wut, Trauer, Verzweiflung. Alles auf einmal.

"Er sollte sich schämen", sagte ich schließlich. "Seine Frau stirbt, und er... kümmert sich nicht einmal um dich?"
Ich atmete tief durch und erhob mich von meinem Schemel. "Du kannst heute Nacht gerne hier in der Weberei bleiben, wenn du willst. Ich habe Platz," sagte ich ihr.
"Ich meine es ernst", fuhr ich fort. "Du musst nicht zurück, wenn du nicht willst."
Ich wusste nicht, ob sie mein Angebot annehmen würde. Aber sie sollte wissen, dass sie eine Wahl hatte. Dass sie nicht allein war.
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02-22-2025, 12:41 PM,
Beitrag #8
RE: [Thorianum B] B-III Weberei der Furiana Nivis
Síofra kämpfte in diesem Moment sehr um ihre Selbstbeherrschung. Denn unter keinen Umständen wollte sie vor Nivis in Tränen ausbrechen. Tränen waren ein Zeichen von Schwäche und die junge Keltin hatte mitansehen müssen, was Schwäche mit einem machte. Wie Schwäche ihre Mutter dahinraffte, bis sie keine Kraft mehr hatte um sich gegen ihren Ehemann zur Wehr zu setzen. Denn die wüsten Wortgefechte ihrer Eltern hallten noch immer in Síofras Gedanken nach. Wie bösartig ihr Vater ihre Mutter angeschrien hatte und wie Roís immer wieder versuchte Eòghan zu besänftigen und zu beruhigen. Was nicht selten mit einer Ohrfeige für ihre Mutter geendet hatte und doch war es Roís die geblieben war. Bis dieses schreckliche Fieber sie schließlich vertrocknen ließ. Auf Nivis Entschuldigung hin, nickte Síofra mit ihrem Kopf. Nivis Worte waren nicht einfach so daher gesprochen, was Síofra der Älteren hoch anrechnete. Auch wenn sie keine Worte über ihre Lippen dringen ließ, denn noch immer kämpfte sie mit den Tränen und versuchte zu verhindern, dass ihr diese über die Wangen strömten. Síofra war schon immer eine Kämpferin gewesen, jetzt mehr denn je.

“Ich kenne meinen Vater nichts anders. Und als mein Bruder dann gestorben ist und nur noch ich als Tochter übrig blieb….“ Ein Schulterzucken beendete diesen Satz, begleitet von einem abermals harten schlucken. “Ich bin meinem Vater immer eine gute Tochter gewesen. Ich wollte ihn stolz machen. Und bin gescheitert.“ Schon lösten sich die ersten Tränen und Síofra begann hektisch über ihre Wangen zu wischen, um die Nässe von ihren Wangen zu vertreiben. Tränen waren schließlich ein Zeichen von Schwäche. So wurde auch schon der Stoff ihrer Tunika im nächsten Moment viel zu fest umklammert, so als könnte sie sich daran festhalten. Oder stellte sie sich etwa gerade vor, wie es ihr Vater war, dem sie mit scharfen Worten zu Leibe rückte?

“Da..Danke. Ich weiß nur nicht ob ich dein Angebot annehmen soll. Was passiert mit meinen Schafen, wenn ich nicht nach ihnen sehe? Selbst wenn es nur für diese eine Nacht ist? Die Schafe sind mir wichtig. Und ich weiß dass mein Vater ganz bestimmt nicht nach ihnen sehen wird. Ich glaube also, dass es besser ist, wenn ich doch zu Hause schlafe.“ Sprach Síofra mit leiser, schwankender Stimme. Denn das Angebot der Dame Furiana Nivis ehrte sie sichtlich und am liebsten hätte sie dieses Angebot allzu gerne angenommen. Zumindest für eine Nacht. Doch Síofra wusste, dass sie ihre Schafe nicht alleine lassen konnte. “Ich würde wirklich sehr gerne ..hier bleiben. Aber ich habe ..Verpflichtungen und die Schafe können am wenigsten dafür.“
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03-02-2025, 09:43 AM,
Beitrag #9
RE: [Thorianum B] B-III Weberei der Furiana Nivis
Wieder spürte ich, wie sich mein Herz zusammenziehen wollte, als Síofra mit tränenerstickter Stimme sprach. Ihr Versuch, die Tränen fortzuwischen, die sich dennoch unbeirrt ihren Weg bahnten, ließ mich nur noch deutlicher erkennen, wie sehr sie litt. Wie sehr sie sich nach Anerkennung sehnte, die ihr niemals geschenkt worden war.
Doch ich konnte ihre Entscheidung verstehen. Die Schafe waren nicht nur eine Pflicht, sie waren ihr Halt. Ihr Anker in einer Welt, die ihr so wenig Sicherheit bot.
Langsam nickte ich. "Ich verstehe", sagte ich ruhig. "Du bist verantwortungsvoll. Du kümmerst dich um das, was dein Vater vernachlässigt. Du bist stärker, als du denkst, Síofra!"
Ich ließ die Worte einen Moment wirken, bevor ich die Stimmung mit einer sanften Geste veränderte. "Aber wenn du hier arbeitest, dann werden wir dafür sorgen, dass du nicht alles allein tragen musst. Du sollst nicht zwischen deiner Arbeit hier und den Schafen hin- und hergerissen sein." Ich hatte zwar noch keine Ahnung, wie das funktionieren sollte. Aber vielleicht fiel mir ja noch etwas ein.

Ich setzte mich wieder an den Webstuhl und deutete auf die gespannten Fäden. "Ich werde dich in den nächsten Tagen mit allem vertraut machen. Deine Hauptaufgabe wird sein, die Garne vorzubereiten. Das bedeutet, du wirst die Wolle spinnen und das gesponnene Garn gegebenenfalls färben. Es ist eine ruhige Arbeit, aber eine wichtige. Ohne gutes Garn ist selbst der beste Webstuhl nutzlos."
Mein Blick glitt zu den Körben mit fertigem Stoff. "Außerdem wirst du lernen, die gewebten Stücke nachzubereiten – lose Fäden abschneiden, den Stoff prüfen, damit er makellos ist. Und mit der Zeit, wenn du sicherer bist, werde ich dir zeigen, wie man den Webstuhl richtig führt."
Ich sah sie an, ein leichtes Lächeln auf den Lippen. "Du wirst es schnell lernen, da bin ich mir sicher."
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03-02-2025, 12:04 PM,
Beitrag #10
RE: [Thorianum B] B-III Weberei der Furiana Nivis
Schniefend hob Síofra ihren Kopf an und schielte mit tränenfeuchten Augen zu Dame Furiana Nivis empor. Die Worte der Kupferhaarigen sollten ihr wohl Mut machen. Ihr versichern, dass alles gut werden würde. Und sie sich keine Sorgen zu machen brauchte. Und Síofra lächelte leicht, verwackelt auf den Zuspruch der jungen Keltin. “Meine Mutter hat immer gesagt, ‚Die Spielregeln des Lebens verlangen von uns nicht, daß wir um jeden Preis siegen, wohl aber, daß wir den Kampf niemals aufgeben.‘.“ Tatsächlich gelang es Síofra bei diesen Worten ein zartes Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern. Die Schafe darf ich nicht vernachlässigen. Die Schafe sind mir wichtig.“ Denn ohne die Schafe wäre Síofra ein nichts in der Gemeinschaft des keltischen Dorfes. “Ich möchte meine Mutter nicht enttäuschen.“ Oh nein. Dies am allerwenigsten. Denn ihre Mutter hatte immer ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Nöte gehabt. Wobei es wohl eher Síofra gewesen war, die in den letzten Tagen ihrer Mutter das Joch der Arbeit geschultert hatte und ihre Mutter mit ihrer lieblichen Singstimme aus ihren düsteren Gedanken herausgezerrt hatte. “Ich packe das Dame Furiana Nivis. Die Arbeit hier wird mir nicht zu schwer. Und ich werde auch die Schafe zu Hause nicht vernachlässigen. Ganz bestimmt nicht.“ Sprach Síofra mit purem Ernst in ihrer Stimme, wobei sie direkt zu der rothaarigen Keltin blickte. Zugleich war Síofra innerlich gerührt, dass sich Furiana Nivis bereits Gedanken zu machen schien. Dies jedoch brauchte sie nicht. Síofra war eine Kämpferin und würde dies alleine durchstehen ..müssen.


Als sich Furiana Nivis wieder an den Webstuhl setzte, trat Síofra sogleich aufgeregt näher. Ihre Wangen glühten leicht und ihre Augen blickten aufmerksam, wenngleich mit einem neugierigen Schimmer darin. “Und ohne gute Wolle ist das beste Garn wertlos.“ Antwortete Síofra. Sie wusste, dass es bei der Garnverarbeitung besonders auf die Wolle ankam. Denn war diese verfilzt oder dreckig oder sonst wie unbrauchbar, brauchte man die Wolle erst gar nicht zu feinem Garn zu verspinnen. “Ich werde alles machen, was du mir aufträgst.“ Versicherte Síofra und spürte wie sich ihre Wangen gleich noch etwas stärker röteten. Die junge Keltin war aufgeregt. Und sehnte sich nach einer Aufgabe, die sie von den Schrecken in ihrem Leben ablenkte.


Auch Síofras Blick glitt zu den Körben mit dem fertigen Stoff. Und ihre Augen begannen sogleich heller zu leuchten. Lose Fäden abschneiden. Den Stoff prüfen. Alles Dinge die Síofra bereits kannte. Denn sie hatte ihrer Mutter bereits geholfen ihre Tuniken auszubessern. Eben auch lose Fäden abzuschneiden und Löcher zu flicken. “Ich freue mich auf meine Arbeit hier in deiner Weberei.“ Und dies meinte Síofra durchaus Ernst.
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