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Aufbruch gen Norden - Eine Braut macht sich auf den Weg
05-04-2024, 08:43 PM,
Beitrag #1
Aufbruch gen Norden - Eine Braut macht sich auf den Weg
Drei Tage nachdem Cathbad die Falken zusammen gerufen hatte, um sie über seinen Plan zu informieren, waren wir aufbruchbereit. Alun und ich hatten die umliegenden Dörfer nach Pferden und Proviant abgeklappert und schließlich genug für den ersten Abschnitt der Reise zusammen. Wir hatten nun alles in allem 9 Pferde und etwa 25 Stein an Getreide, was hieß, dass wir unterwegs noch einmal dieselbe Menge auftreiben würden müssen. Aber so konnten die drei Packpferde es wenigstens alles tragen, zusammen mit einer kleinen Handmühle und zwei Zelten. Die decken, Waffen und was jeder sonst noch meinte, mitnehmen zu müssen, würde jeder selber auf seinem Pferd transportieren müssen. Ich hoffte nur, die Frauen kamen nicht auf die Idee, irgendwelche Kleiderkisten mitnehmen zu wollen, denn dafür hatten wir keinen Platz.
Ja, FrauEN, denn Anwen hatte sich in den Kopf gesetzt, unbedingt mitkommen zu wollen. Ich war mir noch nicht sicher, was ich davon halten sollte und ob sie mit mir flirtete oder einfach nur sehr seltsam war. Aber hey, sie war Priesterin, die waren alle ein wenig seltsam.


Die Sonne war gerade mal über den Horizont gekrochen und noch nicht einmal richtig aufgegangen, als ich die Pferde schon fertig machte. Ich prüfte alle Riemen und Gurte, ob das Gepäck gut verteilt war, ob alle Hufe in Ordnung waren und alle Tiere gesund. Ausfälle konnten wir uns nicht leisten.
Derweil ging ich im Kopf unsere Route durch. Von hier aus mussten wir erst einmal nach Norden, bis wir auf den Avon trafen. An einer günstigen stelle mussten wir den Fluss überqueren, was die erste von vielen Prüfungen sein würde, denn wir sollten die Brücken, die von den Römern kontrolliert wurden, nach Möglichkeit meiden, oder wenn, immer in kleineren Grüppchen passieren. Ich hatte schon beschlossen, dass Rhian die ganze Reise über an meiner Seite bleiben würde, vornehmlich, weil ich Fintan nicht vertraute. Allerdings würde ich ihr das noch sagen müssen. Ich hoffte, das Mädchen war vernünftig und zickte nicht herum – oder schlimmer noch, verliebte sich am Ende in mich.
Nun gut, nach dem Avon ging es weiter nach Nordosten, bis wir auf den Fluss Hafren treffen würden, der das Gebiet der Silurer von dem der Dobunni trennte und den die Römer Sabrina nannten. Diesem mussten wir so lange folgen, bis er sich teilte, und dann mussten wir dem östlichen Arm folgen – der auch Avon hieß, was ein wenig verwirrend sein konnte. Allerdings hieß Avon in unserer Sprache einfach nur Fluss, genauso wie der Hafren einfach nur Grenze bedeutete. Die Kelten waren nicht besonders einfallsreich bei der Vergabe von Namen an Flüsse.
Nach ein paar Tagen sollten wir auch an eine römische Brücke kommen, die wir dann wohl würden nehmen müssen. Zumindest kannte ich keine andere Stelle, über diesen wirklich breiten Fluss hinüber zu kommen, und für Schwimmen war das Wetter etwas kalt.


Danach kamen erst einmal eine sanfte Ebene, auf der wir gut vorankommen sollten, bis wieder der nächste Fluss – Trent – kommen würde und wieder eine Überquerung. Weiter nach Norden wäre es dann noch schlimmer, denn entweder reisten wir bis zur Küste und setzten einmal über die Aire über, oder wir schlugen uns weiter westlich durch, mussten dann aber auch noch den Wharfe und den Ure überqueren. Ich war mir da noch nicht sicher, was besser sein würde. Es kam ein bisschen darauf an, wie die Frauen sich schlagen würden.
Danach allerdings waren es nur noch ein paar Tage, am römischen Fort Eburacum vorbei und etwas nördlich, und wir wären im Land der Briganten. Alleine hätte ich die Reise in zwei Wochen bewältigt. So rechnete ich mit mindestens dreien, eher vier.


Wenn die anderen jetzt auch gleich kommen würden und nicht noch weitere Überraschungen alles verkomplizieren würden.
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Falke
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05-05-2024, 03:24 PM,
Beitrag #2
RE: Aufbruch gen Norden - Eine Braut macht sich auf den Weg
Entgegen aller Ängste hatte Fintan sich in den letzten Tagen nicht nur herumgetrieben. Nein, er hatte seine Quellen angezapft, sich über die besten Routen und wie man sie umging, informiert, mit den gängigsten Räuberbanden abgemacht, dass man sie in Ruhe ließ und hatte sich mit medizinischen Vorräten und Waffen eingedeckt. Mit dem Bogen war er längst nicht so gut wie Calum, doch passabel. Außerdem war er ein hervorragender Späher.

Er hatte allerdings auch versucht, etwas über Cathbad herauszufinden. Wo der Alte sich herumtrieb und was er machte. Calum war wenig subtil vorgegangen, wütend wie er war. Übelnehmen konnte Fintan es ihm nicht, schließlich war Dunduvan ihr Bruder gewesen. Ein Speichellecker, klar, aber immerhin hatte Cathbad den Ärmsten ja auch völlig verhext. Er entschloss sich, die Sache einmal weiter zu beobachten. Er hatte im Grunde nichts gegen die Erfüllung seiner Aufgaben, allerdings wollte er dafür auch am Ende belohnt werden. Wenn, wie er befürchtete, ihre Belohnung in ritueller Opferung liegen sollte, dann würde er schon einen Weg finden, seinem Unmut darüber Ausdruck zu verleihen.

"Louarn! Geliebter Bruder, wie geht es dir an diesem herrlichen Tag?", fragte Fintan, als er zu dem Hünen aufschloss und klang, als träfen sie sich gerade auf dem Markt. "Ich sehe, du warst beschäftigt. Dann verhungern wir sicher nicht. Ich hoffe, du freust dich genauso sehr wie ich auf die Reise? Hast du mit Cal nochmal gesprochen? Und wie sieht es mit der Prinzessin aus? Wann treffen wir sie? Ich bin ja so gespannt."
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Falke
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05-05-2024, 07:15 PM,
Beitrag #3
RE: Aufbruch gen Norden - Eine Braut macht sich auf den Weg
Natürlich kam ausgerechnet der als erster, den ich am liebsten gar nicht gesehen hätte. Ernsthaft, ich hatte keine Ahnung, warum Cathbad ihn mit uns mitschickte. Oder falsch, ich hatte keine Ahnung, warum Cathbad seine Existenz ertrug und das scheinbar sogar noch besser als die jeden anderen.
Ich schaute auf und bemühte mich nicht mal, meine Abneigung zu verstecken. Eigentlich kam ich ja mit jedem klar und mochte auch fast alle Leute. Aber Fintan war da ein eigenes Kapitel für sich. Er war einfach zu selbstsüchtig, zu vergnügungssüchtig, zu unzuverlässig, zu… keine Ahnung, ich hielt ihn einfach für einen riesen Arsch. Und bis jetzt hatte ich nicht auch nur eine einzige Situation erlebt, die mich vom Gegenteil überzeugt hätte.
“Was willst du, Fintan?“, fragte ich also direkt, ohne in meiner Arbeit inne zu halten, da ich ihm die spontane Freundlichkeit ohnehin nicht abnahm. Fintan war immer nett, und am nettesten, bevor er einem ein Messer in den Rücken rammte. Oder, naja, einen sonstwie hereinlegte. Egal, ich hatte schon sehr früh gelernt, ihm nicht zu trauen und auf seine Freundlichkeit nichts zu geben.
Als er aber die Prinzessin erwähnte, wurden meine Augen schmal. “Fintan, ich werde das jetzt nur ein einziges Mal noch sagen: Du wirst dich von ihr fernhalten. Wenn ich auch nur den Hauch eines verdachtes hege, dass du irgendetwas tust, das ihre Ehre gefährden könnte, werde ich dich nackt an einen Baum fesseln und zurücklassen.“ Und ich meinte das sehr ernst. Außer vielleicht die Sache mit dem nackt, aber zurücklassen würde ich ihn auf jeden Fall, und zwar ohne Reittier, damit er uns nicht folgen konnte.
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Falke
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05-05-2024, 09:49 PM,
Beitrag #4
RE: Aufbruch gen Norden - Eine Braut macht sich auf den Weg
Fintan bemerkte die offene Abneigung seines Bruders natürlich. Mit Lou, diesem ehrlichen und rechtschaffenen Kerl war er noch nie gut zurechtgekommen. Nun ja, oder wohl eher, Louarn nicht mit ihm. Geduldig hörte er sich die Ausführungen - oder Drohungen - des Roten an, seufzte und schüttelte den Kopf.
"Louarn, wenn ich die Prinzessin flachlegen wollte, dann würde ich dir einfach irgendwas ins Wasser kippen und hätte Spaß, bis du wieder aufwachst. So wie damals, als- Oh, darüber wollten wir ja nicht mehr reden." Fintans Lächeln wurde breiter. "Entspann dich. Ich bin nicht Ciaran. Ich kann mich konzentrieren, meistens, hin und wieder, manchmal. Ich muss sagen, du wirkst ziemlich zickig, seit unser Bruderherz aus der Höhle gerauscht ist."
Es war ein Nagel, der den Großen noch mehr reizen würde, aber das nahm Fintan in Kauf. Ihrer aller Zeit auf Erden war einzig und allein bestimmt davon, wie schnell sie die Römer vertrieben oder von ihnen geschnappt wurden. War es da so vermessen, das Beste aus den begrenzten Tagen machen zu wollen? Ja, er war ein Hedonist, aber wenn die Zeit kam, hatte er wenigstens richtig gelebt, statt wie Louarn nur romantischen Tagträumen nachzugeifern.
"Aber um auch etwas Produktives zu diesem Gespräch beizusteuern, Bruder, ich bringe ein paar von Calums Heilkräutern und römisches Geld, falls wir wen bestechen müssen. Und dann habe ich noch ein paar Karten, auch wenn ich natürlich weiß, dass du dich prima auskennst."
Während des ganzen Gesprächs hatte er nicht ein einziges Mal sein Lächeln fallen gelassen. Fintan war wie immer ein Ausbund an guter Laune oder wahlweise auch Spott, je nachdem. Selbst nach Dunduvans Tod hatte er vor seinen Brüdern keine Miene verzogen und Witze gerissen, weshalb sich manche wohl fragen mochten, ob bei ihm noch alles rund lief.
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Falke
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05-05-2024, 09:56 PM,
Beitrag #5
RE: Aufbruch gen Norden - Eine Braut macht sich auf den Weg
>>> Jene drei Tage, nachdem ihr der oberste Druide ihre wahre Bestimmung vor Augen geführt hatte, waren wie im Flug vergangen. Beinahe so als hätte die große Göttin dem Rad der Zeit einen gehörigen Stoß verpasst, damit sich jenes schneller drehte. Zumindest hatte man Rhian die Zeit gegeben, sich von den anderen Priesterinnen zu verabschieden. Als sich Rhian von Gilda und Raven verabschiedete, kullerten bei dem Mädchen erneut Tränen, welche sie jedoch resolut hinfort zu blinzeln versuchte. Nein, eine Prinzessin weinte nicht. Eine Prinzessin. Noch immer war es für Rhian merkwürdig, wenn sie von sich als Prinzessin dachte. Bis vor kurzem war sie noch ein einfaches Mädchen vom Lande gewesen und nun sollte sie eine Prinzessin sein. Nicht nur irgend eine Prinzessin, eine Prinzessin der Silurer. Auch von der kleinen Úna verabschiedete sich die Kupferrote und herzte das Kind ein letztes mal. Mit einem zarten Kuss auf die Stirn des Babys trat Rhian schließlich zurück und atmete tief durch.

“Vielen Dank an alles, was ich von euch gelernt bekam. Ich hoffe das wir uns eines Tages wieder sehen werden. Wenn nicht im Diesseits, dann im Jenseits.“

Ihr Bündel hatte Rhian bereits gepackt, auch wenn jenes nicht viel enthielt. Dafür war das Mädchen gespannt darauf, welches Reittier man ihr zur Verfügung stellen würde. Hoffentlich kein zottiges Maultier, wie jenes mit dem sie an die Quelle gebracht worden war. Bei dem Gedanken an das Maultier musste Rhian unwillkürlich grinsen und für einen kurzen Augenblick kehrte das helle glänzen in ihre Augen zurück. Vor dem Gemeinschaftshaus der Priesterinnen würde man sie in Empfang nehmen, dies wurde Rhian mitgeteilt. Und so umklammerte das Mädchen ihr Bündel eine Spur zu fest, bevor sie ihre Schritte in Richtung des Gemeinschaftshauses lenkte. Gekleidet hatte sich Rhian in eine Hose, sowie ein Oberteil. Zusätzlich hatte sie einen wollenen Umhang mit Kapuze erhalten, den sie bei Regen über ihre kupfernen Haare ziehen konnte. Ihre Füße steckten in weichen Lederstiefeln, so näherte sich Rhian mit nun mehr stärker pochendem Herzschlag dem Gemeinschaftshaus der Priesterinnen und entdeckte davor zwei junge Männer. War dies etwa die Eskorte, von der Cathbad gesprochen hatte?
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05-06-2024, 10:25 AM,
Beitrag #6
RE: Aufbruch gen Norden - Eine Braut macht sich auf den Weg
Nach unserem Treffen mit Cathbad hatten wir keine Zeit verloren und sofort alle nötigen Vorbereitungen für unsere Reise gen Norden getroffen. Ich half Louarn dabei, ausreichend Proviant für uns und die Pferde zu sammeln. Zu meinem Bedauern erwies sich meine römische Kleidung hin und wieder doch als nützlich. Widerwillig würde ich sie auch auf unserer Reise tragen, obwohl ich gehofft hatte, mich einfach mal wieder wie ein ganz gewöhnlicher Kelte kleiden zu können. Wahrscheinlich würde unser Trupp weniger Misstrauen erregen, wenn ein Römer sichtbar wäre – so zumindest Cathbads Überlegung.

Obgleich ich wenig Begeisterung dafür aufbrachte, schlüpfte ich am Morgen unserer Abreise in meine römische Tunika und gürtete sie mit einem römischen Gürtel fest. Darüber legte ich den römischen Mantel, den ich mit einer römischen Fibel befestigte. Meine Waffen verbarg ich darunter. Auch meine Füße steckten in genagelten römischen Schuhen, und zu meinem Missfallen musste ich auf meine geliebten Hosen verzichten. Bei dem Gedanken an die lange Reise zu Pferd spürte ich bereits jetzt schon das Unbehagen, das ich mir einhandeln würde.

Bevor ich meinen Brüdern gegenübertrat, belud ich mein Pferd. Es war lediglich meine Tasche, in die ich meine keltische Tracht verbannt hatte und meinen gefüllten Wasserschlauch. Dann führte ich das Tier am Zügel zu unserem Treffpunkt. Schon von Weitem erkannte ich, dass ich zwar nicht der Erste, aber auch nicht der Letzte war. Louarn und Fintan waren bereits eingetroffen und schienen erneut miteinander zu streiten. Zudem erschien kurz darauf das junge Mädchen, das wir nach Norden begleiten sollten. 
"Salvete!", rief ich mit einem Grinsen, da ich bereits ahnte, dass gleich ein dummer Spruch zu meiner römischen Kleidung folgen würde. "Was gibt es denn schon wieder zu zanken?", wandte ich mich an Fintan und Louarn. Jedoch ruhte mein Blick hauptsächlich auf Fintan, denn er war ein verdammter Unruhestifter. Dann richtete ich meine Aufmerksamkeit auf das Mädchen, das sich sicherlich fragte, was ein Römer hier zu suchen hatte. 
"Prinzessin Rhian, es ist mir eine Freude, dich kennenzulernen. Und es ist mir zugleich eine Ehre, dich ins Brigantenland zu eskortieren. Die Römer kennen mich als Lucius Tartutius Corvus, doch mein wahrer Name ist Alun." Mit einer leichten Verbeugung und einem Lächeln auf den Lippen begrüßte ich sie.
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Als "Lucius Tarutius Corvus"
[Bild: 1_22_10_22_8_56_52.png]
Falke
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05-06-2024, 01:28 PM,
Beitrag #7
RE: Aufbruch gen Norden - Eine Braut macht sich auf den Weg
Geh einfach sterben“, war meine trockene und emotionslose Antwort auf sein Gestichel, für das ich wirklich keine Nerven übrig hatte. Als ob ich ihn auch nur in die Nähe meines Essens lassen würde und nicht weitere Vorkehrungen treffen würde, dass er den Auftrag nicht versaute.  Verdammt, es wäre mir wirklich lieber, er würde gar nicht erst mitkommen. Wahrscheinlich war das Cathbads Strafe für Dunduvans Tod. Das zumindest ergab mehr Sinn als alles andere.
Ich war damit fertig, die Pferde zu inspizieren, als Fintan dann auch mit Karten anfing. Ich schnaubte ein unterdrücktes Lachen und verzichtete auf einen Kommentar. Karten. Unser Volk erstellte keine Karten, und die der Römer waren bestenfalls kreativ. Nicht, dass ich gewusst hätte, wie man die lesen würde, aber die römischen Landvermesser trugen nur das ein, was ihnen nutzte, und das waren die römischen Straßen, die ich eben genau nicht benutzen wollte.

Bevor ich doch noch dazu kam, irgendwas dazu zu sagen, kam dann auch ein junges Mädchen, und ich verkniff mir weitere Feindseligkeiten mit Fintan. War das meine Cousine? Sie war… jung. Mehr Mädchen als Frau. Und sie sah sehr verloren und verschreckt aus. Ihr Haar war eher braun als rot, und sie war definitiv viel blasser als ich. Ja, Prinzessin passte da wohl, denn sie sah nicht aus, als hätte sie einen Tag in ihrem Leben schwer gearbeitet. Oder Hunger gelitten. Oder auf dem Boden geschlafen. Verdammt, ich hoffte, sie stand das durch.
Ich wollte sie gerade begrüßen, als Alun vorbei und mir zuvor kam. Warum bei allen Göttern hatte er diesen Mist und nichts vernünftiges an? Dachten denn wirklich alle, wir würden auf den römischen Straßen herumreisen, wofür wir Karten und römische Kleidchen brauchten?
Ich zählte innerlich einmal bis zehn und klopfte Alun kurz auf die Schulter, womit ich ihn ein wenig von Rhian wegzog. Er war mir grade viel zu flirtig, fand ich. Und ich wollte echt nicht auf zwei Brüder aufpassen müssen, dass die sich benahmen und ihren Zauberstab in der Hose behielten. Vor allen Dingen, wenn die nicht mal eine Hose anhatten. “Du solltest dir eine Hose anziehen, Alun. Wir werden sehr viel reiten und niemand hier will deinen Hintern verarzten, wenn dein Sattel durchscheuert“, gab ich ihm wohlmeinend einen Tipp. Sollten wir irgendwo auf Römer treffen, hätte er immer noch genügend Zeit, sich die Hose eben auszuziehen und ins Gebüsch zu werfen, wenn wir ihnen nicht aus dem Weg gehen konnten. Solange aber keine in Sicht waren, war verletzungsarmes Vorankommen oberste Pflicht.

“Haia, Rhian. Mein Name ist Louarn“, stellte ich mich ihr vor. Ohne irgendwelche Verbeugungen und Flirtereien. “Alun hier kennst du ja schon, und der Kerl da hinten ist Fintan“, dem ich einen finsteren Blick zuwarf, damit er gar nicht erst auf dumme Ideen kam. Um dem auch gleich einen Riegel vorzuschieben, stellte ich mich auch so, dass ich ihm den Weg abschnitt und Rhian die Pferde präsentieren konnte. “Mir wurde gesagt, du kannst reiten? Hier vorne, die braune Stute mit dem weißen Stern, das ist dein Pferd.“ Ich geleitete sie zu besagtem Tier, das neben meinem Braunen stand, und strich der Stute über die Nase. “Sie ist ruhig und geduldig, und ein bisschen verfressen. Sie ist kein feuriges Schlachtross und kein Rennpferd, aber sie ist verlässlich und wird dich bis zu deiner Hochzeit zuverlässig tragen.“
Ich ließ ihr einen Moment, die Stute mal zu berühren und kennen zu lernen, falls sie das wollte.  Ich wollte sie ja nicht gleich mit allem überrollen.

Nach einer angemessenen Wartezeit fuhr ich auch gleich fort. “Das folgende ist jetzt wichtig, Rhian. Wir müssen auf der Reise ein paar Regeln festlegen.“ Ich sah ihr tief in die Augen, damit sie begriff, wie ernst das hier war. Denn ja, es ging um nicht weniger als unser überleben dabei.
“Jeder von uns wird Aufgaben haben und niemand wird sich davor drücken. Deine erste Aufgabe wird sein, dich um deine Stute zu kümmern. Ich werde dir zeigen, wie man ihre Hufe sauber hält und wie man sie absattelt und aufsattelt. Danach wirst du jeden Abend im Lager als erstes dein Pferd versorgen. Egal wie müde du bist, egal wie hungrig du bist. Immer erst das Pferd versorgen.“
Das war Regel Nummer eins, denn ansonsten liefen wir bald alle zu Fuß.
“Zweitens: Du wirst nirgendwo allein hingehen. Uns wird noch eine Priesterin begleiten“, wenn sie kam. So ganz sicher war ich immer noch nicht. “So dass du dich mit ihr zusammen auch erleichtern gehen und waschen kannst. Aber ihr bleibt immer in Hörweite. Du gehst nicht auf eigene Faust los, um irgendwas zu holen oder zu sammeln oder aus sonst irgend einem Grund. Wenn wir reisen, bleibst du bei mir. Wenn wir rasten, bleibst du beim Lager oder gehst mit Anwen zusammen. Und unter gar keinen Umständen gehst du allein mit Fintan in den Wald.“ Und ja, auch dieser Punkt war sehr ernst. Ich hatte nicht vor, sie von irgendwelchen Sklavenfängern wieder zurückerobern zu müssen, oder mir Gedanken um ihre Reinheit zu machen.
“Und drittens, und das ist die wichtigste Regel: Es kann passieren, dass es für uns gefährlich wird. Ich will dann keine Diskussionen führen, dafür haben wir keine Zeit. Wenn ich dir sage, du musst dich verstecken, versteckst du dich. Wenn ich dir sage, du sollst fliehen, dann reitest du, als wäre der König der Formori persönlich hinter dir her, und drehst dich nicht um. In Ordnung?“

Eigentlich waren die regeln gar nicht schwer. Aber sie war eine Adelige und ein junges Mädchen, und die waren häufig zickig und schwierig und all die Dinge, die die Wahrscheinlichkeit eines unversehrten Reisens sinken ließen.
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Falke
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05-06-2024, 05:05 PM,
Beitrag #8
RE: Aufbruch gen Norden - Eine Braut macht sich auf den Weg
Schweigend ließ Rhian ihren Blick zwischen dem Rothaarigen und dem Schwarzhaarigen hin- und her gleiten. Natürlich unterhielten sich die beiden über sie. Über wen sonst sollten sie sich unterhalten. Und das Gespräch der beiden klang nicht gerade freundlich. Sollte sie sich den beiden jungen Männern weiter nähern und sich bemerkbar machen? Kaum hatte Rhian diesen Gedanken zu Ende gedacht, erschien ein weiterer junger Mann, diesmal mit einem braunen Haarschopf und ... in römische Kleidung gewandet? Der Braunhaarige trug eine römische Tunika und sogar ein römischer Gürtel hielt eben jenes Kleidungsstück an Ort und Stelle. Wieso trug er denn eine Tunika? Vielleicht war er gar kein Kelte? Für einen kurzen Augenblick huschte Skepsis über das Gesicht des Mädchens. Bevor sie abermals tief durchatmete und sich auf ihre Unterlippe biss. Ob die Priesterinnen noch einmal nach ihr sehen würden? Würde sie mit ihrer Heirat sämtliche Bande an die Quelle in der Provinz Iscalis kappen? Hoffentlich nicht. Immerhin war sie noch immer mit der großen Göttin verbunden und trug ihr Zeichen. Der Sichelmond prangte deutlich zwischen ihren Augenbrauen und dennoch war sie keine geweihte Priesterin. Würde wohl niemals eine geweihte Priesterin werden. Ihre Zukunft würde vollkommen anders verlaufen, wie es sich das Mädchen vorgestellt hatte. Ehefrau und Mutter. Bei diesem Gedanken spürte Rhian wie sich eine Gänsehaut auf ihrem Körper ausbreitete. Der großen Göttin sei gedankt war es die Stimme des Braunhaarigen, die Rhian aus ihren Grübeleien riss. So dass sich ihr Blick vorsichtig in Richtung des jungen Mannes in der römischen Gewandung wandte. Als er sich vor ihr verbeugte, verneigte sich auch Rhian. Dies geschah unwillkürlich und so huschte ein leichtes Lächeln über ihre Lippen. Doch noch bevor sie Alun begrüßen konnte, mischte sich der großgewachsene Rotschopf ein und stellte sich als Louarn vor. Ihr Cousin. Vorsichtig wandte sich Rhian langsam in seine Richtung und blickte zu dem Großgewachsenen empor.

“Haia Louarn.“

Begrüßte Rhian ihren Verwandten und deutete auch vor ihm eine leichte Verbeugung an. Wobei sie im nächsten Moment an Louarn vorüberschielte, um Fintan in Augenschein zu nehmen. Wieso sah dieser denn so mürrisch aus? Lag dies an dem offensichtlichen Streit, den er mit Louarn gehabt hatte? Doch noch bevor sich Rhian weitere Gedanken darüber machen konnte, folgte sie Louarn auch schon in Richtung der Pferde. Bei den Vierbeinern angekommen leuchteten die Augen des Mädchens augenblicklich auf. Die braune Stute mit dem weißen Stern sah wirklich niedlich aus. Kaum bei den Tieren angekommen, streckte Rhian auch schon ihre Hände aus und ließ das Tier an sich schnuppern.

“Ein schönes Pferd. Hat es einen Namen? Ähm.. ja, ich kann reiten. Ich bin auf einem Maultier an die Quelle gekommen. Ich werde also nicht herunter fallen.“

Versuchte sich Rhian an einem kleinen Scherz, um zu verbergen, wie aufregt, nervös, ängstlich und traurig sie in einem war. Als Louarn ihre bevorstehende Hochzeit erwähnte, zuckte Rhian kaum merklich zusammen und richtete ihre Aufmerksamkeit erneut auf das Pferd. Zumindest so lange, bis Louarn seine Stimme erneut erhob und mit einem festen Klang seine Worte aussprach. So heftete sich Rhians Blick auf das Gesicht des Rotschopfs, wie er ihr direkt in die Augen blickte. Ein paar Regeln? Natürlich. Ohne Regeln würde die Reise in den Norden ohnehin nicht funktionieren. Und so spitzte Rhian ihre Ohren und lauschte der festen Stimme des Rothaarigen.

“Ich werde mich um mein Pferd kümmern Louarn. Darauf kannst du dich verlassen.“

Zärtlich streichelte Rhian dem Tier über den Hals, auch wenn sie ihre gesamte Aufmerksamkeit den Worten Louarns schenkte.

“Es wird uns noch eine Priesterin begleiten? Zu wievielt werden wir reisen?“

Erkundigte sich Rhian mit einem neugierigen Klang in ihrer Stimme. Wenn sie die Pferde betrachtete, die angebunden warteten, dann konnte sich Rhian ausrechnen, dass mindestens noch zwei weitere Personen an dieser Reise teilnahmen. Und die übrigen Pferde würden wohl als Packtiere fungieren.

“Glaubst du, dass uns auf der Reise in den Norden Ärger drohen könnte? Die ..Römer wissen doch nichts von meiner bevorstehenden ...Vermählung. Und .. Cathbad hat doch bestimmt Vorkehrungen getroffen?“

Jene Worte sprach Rhian mit einem leicht zittrigen Klang aus und nickte auch schon, als Louarn seine dritte Regel aussprach.

“Ja, ich habe dich verstanden Louarn und werde deinen Regeln nicht zuwiderhandeln. Ich habe nur ein bisschen Angst. Vor.. vor allem. Vor der Reise und.. und der bevorstehenden .. Hochzeit.“

Was auch kein Wunder war, wenn man bedachte, dass Rhian ihre wahre Persönlichkeit mit der Holzhammermethodik beigebracht bekommen hatte.

“Bis vor wenigen Tagen war ich eine Novizin der Göttin und nun soll ich Prinzessin und zukünftige Ehefrau werden.“
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05-07-2024, 06:19 PM,
Beitrag #9
RE: Aufbruch gen Norden - Eine Braut macht sich auf den Weg
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Anwen hatte nach ihrer Begegnung mit Louarn an der heiligen Quelle noch lange wachgelegen, denn ihre Gedanken kreisten unablässig um den jungen Mann. In den darauffolgenden Tagen, bis zum Tag ihrer Abreise, fand sie sich immer wieder in Momenten des Innehaltens, in denen sie über ihn nachsann. Wie tief mussten die Wunden seiner Kindheit sein, dass er nur ein brüchiges Selbstbewusstsein besaß? Doch musste sie sich eingestehen, dass er eine besondere Anziehungskraft besaß, die sie in gewisser Weise unwiderstehlich fand. Sein wohlgeformter Körper und sein charmantes Lächeln hatten es ihr angetan. Dies war auch einer der Gründe, warum sie sich entschieden hatte, die Reise anzutreten – was hatte sie schon zu verlieren, wenn sie im Süden ihre Zelte abbrach und im Norden nach einer neuen Bestimmung suchte?

Die Römer, in ihrer unersättlichen Gier nach Land und Besitz, streckten nun ihre gierigen Klauen gen Norden aus. Seit dem Tod Cartimanduas hatten sich die Briganten, einst Verbündete Roms unter ihrer Königin, von den Römern abgewandt. Ein Konflikt im Norden schien unausweichlich. Gerüchte besagten, dass die Legionen bereits in Bewegung gesetzt wurden. Auch das Land des bemalten Volkes, der Caledonier, reizte sie, welches noch weiter nördlich lag und bislang noch gänzlich von römischer Einflussnahme verschont geblieben war. Mit der Hilfe der Götter und genügend Mut und Entschlossenheit könnten die Briganten vielleicht das römische Übel ein für alle Mal von der heiligen Insel vertreiben. Anwen sah darin ihre zukünftige Mission.
So erschien sie am Morgen der Abreise. Ihre wenigen Habseligkeiten passten in den Beutel, den sie stets bei sich trug, wenn sie durch das Land zog. Ein eigenes Pferd besaß sie nicht, doch sah sie darin kein Hindernis. Sicher würde sich jemand finden, der sie mitnehmen könnte. Andernfalls war sie bereit, den Weg auch zu Fuß zurückzulegen.
Als sie Louarn erblickte, den sie seit jenem Abend an der Quelle nicht mehr gesehen hatte, gesellte sich ein Anflug von Nervosität zu ihr. Ein anderer junger Mann, vermutlich einer seiner Brüder, stand bereits an seiner Seite. Und dann war da noch dieser Römer, dessen bloße Anwesenheit sie beunruhigte und sie instinktiv nach ihrem Messer in der Tasche greifen ließ. Sie behielt es jedoch dort, umklammerte es aber fest.
Kurz darauf trat auch die junge Rhian hinzu, die sich nach ihrer Ankunft so fürsorglich um Raven und sie gekümmert hatte. Anwen freute sich darauf, ihr auf der Reise Gesellschaft zu leisten.
"Haia, Louarn! Hier bin ich, wie versprochen!", rief sie aus, als sie sich der ungewöhnlichen Reisegruppe anschloss. Sie nickte dem anderen Kelten zu. Dem Römer schenkte sie lediglich einen verächtlichen Blick und wandte sich dann schnell zu der ehemaligen Novizin. "Rhian, es freut mich sehr, dich auf deiner Reise begleiten zu dürfen. Aber sagt mir, was führt diesen römischen Abschaum zu uns?"
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05-07-2024, 08:03 PM,
Beitrag #10
RE: Aufbruch gen Norden - Eine Braut macht sich auf den Weg
Ich beobachtete Rhian, wie sie das Pferd streichelte, und meine Gedanken sprangen dabei immer weiter hin und her. Ich versuchte, bei der Aufgabe zu bleiben. Immerhin wusste sie nicht, wer ich war – glaubte ich zumindest – und ich hatte beschlossen, dieses Detail für mich zu behalten. Es würde sie nur noch mehr verwirren und wäre zu absolut nichts gut, wenn sie es wüsste. Und mir würde es auch ncihts bringen. Also blieb es am besten ungesagt.
Allerdings verhinderte diese Erkenntnis nicht, dass ich mir Fragen stellte und mir Dinge vorstellte. Wie viel sie wohl von der Familie wusste? Kannte sie unsere anderen Cousinen und Cousins? Nach dem, was Cathbad erzählt hatte, wahrscheinlich nicht. Aber wenn er nicht wäre, hätte ich sie in einem anderen Leben gekannt? Hätte ich sie dann gemocht? Mochte ich sie jetzt? Wie fühlte es sich an, eine Cousine zu haben? Ich wusste es nicht.

Ihre Frage nach dem Pferd riss mich aus den Gedanken. Ich grinste schief. “Wenn sie einen Namen hat, hat sie ihn mir nicht verraten. Gib ihr einen, wenn du magst“, schlug ich vor. Ernsthaft, ich nannte alle meine Pferde Brauner, sogar dann, wenn ich ein weißes Pferd mal hatte. Mich durfte man da nicht fragen.

Rhian fragte gerade nach der Anzahl unserer Reisegruppe, als auch Anwen kam und mich kurz aus dem Takt brachte. Nicht, dass sie irgendwas machte, es war einfach ihre reine Existenz hier und jetzt, die sich seltsam anfühlte. Ich wusste ja, dass sie mitkommen wollte, aber seit unserer Begegnung an der Quelle und den letzten Worten, die sie mir da gesagt hatte war da etwas, das irgendwas an meinen Gedanken kratzte. Aber ich kam nicht darauf, was es war oder wieso es überhaupt sich so anfühlte.
“Äh, ja, haia, Anwen.“ Das war weniger souverän, als ich wollte, also räusperte ich mich kurz, um meine Autorität wieder herzustellen. In dem Moment kam auch Cinead still wie immer und belud sein Pferd noch mit etwas Dörrfleisch, von dem ich hoffte, dass es kein Hase war.

Rhian hatte meine Regeln akzeptiert und ich hoffte, dass wir nicht in Situationen kamen, in denen ich testen musste, ob sie sie wirklich verstanden hatte. Wenn alles glatt ging, mussten wir nur ein oder zwei male unsere Vorräte aufstocken und waren sonst fern von allem und jedem. Das wäre mir definitiv am liebsten.
“Der römische Abschaum ist mein Bruder Alun“, meinte ich vielleicht eine Spur schärfer als beabsichtigt, aber ich konnte es nicht leiden, wenn jemand meine Brüder beschimpfte. Naja, außer bei Fintan, den durfte Anwen meinetwegen gerne beschimpfen. Gerne recht ausführlich und vielfarbig. “Und sollten wir wider Erwarten auf dieser Reise von einer römischen Patrouille angehalten werden, werden wir noch alle für sein Aussehen dankbar sein.“
Da ich aber nicht so unfreundlich sein wollte, machte ich schnell und wesentlich ausgeglichener weiter. “Anwen? Die Fuchsstute mit den weißen Fesseln hier ist für dich. Sie ist noch etwas jünger und deshalb neugierig, aber ansonsten ruhig und zutraulich.“ Damit war Anwen hoffentlich von Alun abgelenkt, der hoffentlich jetzt auch clever genug war, nicht zurückzumaulen und sich einfach eine Hose anzuziehen, und dann könnten wir eigentlich auch los.

Rhian hatte aber noch Fragen, die ich auch noch beantworten wollte, während ich ihr ihr Bündel abnahm und mit den langen Lederriemen am Sattel festzurrte, so dass es nicht herunterfallen würde. “Wir sind jetzt vollzählig. Das da hinten ist noch Cinead“, klärte ich sie auf, während sie sich Sorgen um ihre Reise und die Hochzeit machte. Ich bemühte mich, mir meine Gedanken nicht anmerken zu lassen, als sie Cathbad erwähnte, denn ich war mir sehr sicher, dass der alte Druide nichts getan hatte, das uns irgendwie nützen würde. Schon allein deshalb, weil seine Vorstellungen von Nützlichkeit die meinen nicht annähernd abdeckten.
Ich schenkte Rhian ein leicht schiefes, hoffentlich aufmunterndes Lächeln. “Wenn alles gut geht, werden wir auf der Reise nur ein oder zwei Mal Römer sehen, wenn wir eine Brücke überqueren. Aber die sollten uns nicht weiter beachten. Aber es gibt mehr Gefahren da draußen als nur Römer.“ Die ich jetzt nicht aufzuzählen gedachte, aber weder waren alle Römer schlecht, noch alle Kelten gut und freundlich. Von hungrigen Bären, tückischen Mooren oder einfach nur einem frühlingshaften Hagelsturm ganz zu schweigen. “Aber hab keine Angst, Rhian. Ich bin schon in den Norden gereist, ich weiß, wo wir entlang müssen. Und wir vier Männer werden dich, werden euch beide – dich und Anwen – sicher dort hinbringen.“

Ich hoffte, das war Versicherung genug. “Gut, wenn es sonst nichts mehr gibt, lasst uns aufsteigen. Wir wollen heute noch zwanzig Meilen mindestens schaffen, bevor die Sonne untergeht.“
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Falke
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