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Die Klause am Rande der Quelle
05-01-2024, 08:31 PM,
Beitrag #11
RE: Die Klause am Rande der Quelle
Für einige Wimpernschläge herrschte von seiten Rhians vollkommene Stille im Inneren der Klause. Wobei sie ihre Ohren gespitzt hielt und den Worten des Druiden ihre volle Aufmerksamkeit zuteil werden ließ. Auch wenn ihr das Herz noch immer bis zum Hals pochte und sie die Worte des Druiden, dass er ihre Eltern für sie ausgesucht hatte, noch immer in Rhians Kopf umher schwirrten. Wie konnte man ihre Eltern aussuchen? Wenn sie an das Gesicht ihrer Mutter und ihres Vaters dachte, dann konnte Rhian nichts als Liebe in ihren Augen und in ihren Wesenszügen erkennen. Vielleicht lag aber auch der Druide mit seinen Worten einfach nur falsch? Als sich diese Gedanken in Rhians Kopf manifestierten, zuckte das Mädchen unwillkürlich zusammen. Nein! Solche Worte durfte sie niemals denken und schon gar nicht laut aussprechen. So biss sich Rhian unwillkürlich auf die Unterlippe und fokussierte ihre im Schoß gefalteten Finger miteinander. Lieber nicht dem Druiden allzu offensichtlich entgegen blicken. Auch wenn es dann seine Stimme war, die ihren Kopf anheben ließ, um auf seine fragenden Worte eine Antwort zu geben.

“Ja, es ist richtig. Ich soll mich in dieser Hütte vollkommen auf die Göttin konzentrieren, um mich ihr vollumfänglich öffnen zu können.“

Bei ihren Worten konnte man deutlich heraushören, dass sich Rhian wahrlich am Dienst der Göttin freute. Jedoch war es der oberste Druide, der ihre Freude resolut zu zerstören begann. Und Rhian mit großen Augen zu dem alten Mann empor blickte.

“Ich darf nicht hier bleiben, bei meinen Schwestern an der Quelle, um der großen Göttin zu dienen? Wo darf ich Brigid dienen Herr?“

Denn das sie der großen Göttin zu Diensten sein sollte, stand für Rhian unumstößlich fest. Doch auch diese Tatsache zerstörte der Druide mit seinen nachfolgenden Worten. Jene Worte waren es, die Rhians alles bisher erlebte in ihren Grundfesten erschüttern sollte. Ihre Eltern sollten lediglich ihre Zieheltern gewesen sein und sie sollte eine Königstochter sein? Was erzählte der Druide denn da nur für einen Blödsinn? Vielleicht doch das Alter? Der Druide jedoch ließ weitere Worte an Rhians Gehör dringen, wobei sich Rhians Augen unwillkürlich weiteten und sie den nun gar nicht mehr gebrechlich wirkenden Mann direkt anblickte. Durchbohrend schien Rhians Blick für einen kurzen Augenblick anzumuten.

“Ich werde heiraten? Der bärtige Mann aus meiner Vision?“

Flüsterte das Mädchen mit leiser Stimme, wobei ihr bewusst war, dass der Druide jedes ihrer Worte verstehen müsste. Denn so taub wie er zu anfang gewirkt hatte, schien er nun doch nicht mehr zu sein. Und als er sie schließlich als Prinzessin Rhian ferch Rhydderich ansprach, zuckte die Novizin wie unter einem Peitschenhieb zusammen. Ihre Augen begannen in einem seltsamen Licht zu glänzen, es konnten aber auch lediglich die Tränen sein, die in Rhians Augen schimmerten.

“Ich habe in der Quelle einen bärtigen Mann gesehen und daneben ...mich. Ich stand etwas versetzt, seitlich zu dem bärtigen Mann. Der Mann war groß und breitschultrig und ...älter.“
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05-02-2024, 03:11 PM,
Beitrag #12
RE: Die Klause am Rande der Quelle
Der Gedanke, dass Rhian, um in ihre Rolle als künftige Hochkönigin hinein zu wachsen, noch Anleitung und Erziehung brauchen würde, kam Cathbad nun. Immer waren Druiden die Ratgeber der Könige gewesen. In diesem Fall müsste der Ratgeber jedoch eine Frau sein, um unter den Hofdamen nicht aufzufallen und die junge Königin nicht ins Gerede zu bringen. Sie müsste sich im göttlichen und im menschlichen Bereich gleichermaßen auskennen. Und das Wichtigste: Sie müsste Cathbad ergeben sein. Der Druide dachte sofort an Raven, seine kleine Falkin. Raven war selbst noch eine junge Frau, kaum älter als Rhian. Gewiss würde sie deren Liebe gewinnen können.

"Du wirst nicht nur Brigid, sondern du wirst ganz Albion zum Segen dienen, Rhian. Aber es ist nicht deine Bestimmung, eine Priesterin der heiligen Quelle zu werden, sondern eine Ehefrau und Königin"

Die Königin der Brigantes - zunächst. Dann würde man weiter sehen. Der Thron der Silurer lag  in Reichweite, wenn Heddwyn starb oder wenn auf seiner Herrschaft kein Segen mehr liegen würde, das hieß, wenn das Vieh nicht gedieh, die Äcker nicht trugen und keine junge Frau mehr ein Kind, das Heddwyns Züge trug, zur Welt brachte.

Dem Mädchen aber schimmerten Tränen in den großen seelenvollen Augen. Und dann sprach sie von einem Mann, den sie in einer Vision gesehen hatte: bärtig und groß und breitschultrig.

"Prinz Cahir ist ein Mann im genau richtigen Alter, um eine ernsthafte Verbindung einzugehen. Doch er ist noch nicht alt, kaum dreißig Jahre", ein dünnlippiges Lächeln erhellte die scharfen Züge Cathbads:
"Einen Bart hat er bestimmt. Und ja, man könnte ihn als attraktiv bezeichnen. Er ist ein Krieger und der Erbe der Königin der Brigantes, Cerivellana. Viele Mädchen wären sehr geschmeichelt, wenn er um ihre Hand bitten würde. Du brauchst dich nicht zu fürchten, Mutter und Sohn werden dich in der schönen Stadt Isurium im Norden willkommen heißen"

Cathbad hoffte, dass die Kleine nicht anfangen würde, zu weinen. Er hasste Tränen. Der Druide sprach von Bestimmung und Ehre zu ihr. Aber das war nur Honig zu der Bitternis, dass in ihrem beschaulichen Leben nichts mehr sein würde wie zuvor.

"In drei Tagen ist Abreise. Du hast Zeit, dich von der Schwesternschaft zu verabschieden und zu packen. Du wist in Obhut guter Männer reisen. Sie werden auf dich aufpassen und versuchen, deine Wünsche, sofern sie nicht unmäßig oder unvernünftig sind, zu erfüllen. Einer ist sogar ein...weitläufiger Verwandter von dir. Er heißt Louarn"

Der Druide machte ein Segnungszeichen über der jungen Frau:
"Geh in Frieden und mit meinem Segen deiner Bestimmung entgegen , Rhian ferch Rhydderich von den Silurern"
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05-02-2024, 05:00 PM,
Beitrag #13
RE: Die Klause am Rande der Quelle
Pure Traurigkeit schimmerte nun auf dem Gesicht der jungen Rhian, auch wenn sie sich noch immer aufrecht hielt. So wirkte ihre Körperhaltung doch etwas hölzern. Und auch ihre Schultern wirkten äußerst gestrafft, als müsste sich Rhian zu dieser aufrechten Körperhaltung zwingen. Ihr ganzes bisheriges Leben soll eine Lüge gewesen sein? Ihre Eltern nicht ihre richtigen Eltern? Dabei hatte Rhian ihre Eltern lieb gewonnen und hätte sich keinen besseren Platz vorstellen können. Und niemals hatten ihr ihre Eltern zu verstehen gegeben, dass sie eigentlich nicht zu ihnen gehörte. Bei diesem Gedanken musste Rhian dann doch vernehmlich schlucken, um den Kloß loszuwerden, der sich in ihrer Kehle zu bilden begann. Nur nicht weinen. Auch wenn sich dies leichter anhörte, als es schlußendlich war, denn die Augen des Mädchens schimmerten bereits verdächtig. Um ihren Tränen Einhalt zu gebieten, verkrallte Rhian ihre Finger miteinander und bohrte ihre Fingernägel in ihre Handinnenflächen.

“Die Göttin hat mich an ihrer Quelle willkommen geheißen. Wieso, wenn ich ihr doch nicht dienen darf.“

Murmelte Rhian schließlich mit einem äußerst leisen Stimmlein und wagte es nicht, den Druiden direkt anzublicken.

“Ehefrau und Königin? Ich bin doch selbst noch ein Kind. Ich habe hier an der Quelle Freunde gefunden. Die Priesterinnen sind alle überaus nett zu mir. Und in.. dort.. bei ihm.. dem Prinz.. ich kenne niemanden. Ich bin dort alleine.“

Nach diesen Worten begann Rhians Unterlippe zu zittern und das Mädchen musste sich äußerst stark auf die Lippe beißen, um nicht doch noch vor dem obersten Druiden in Tränen auszubrechen. Doch schließlich atmete Rhian tief durch, reckte ihr Kinn empor und blickte Cathbad nun doch direkt entgegen.

“Ich bin aber nicht wie viele Mädchen. Ich bin.. eine Geweihte der großen Göttin. Und keine.. keine Ehefrau und Königin. Was ist, wenn ich versage? Was ist, wenn der Prinz mich hässlich findet?“

Hastig sprudelten diese Worte über Rhians Lippen, wobei sie Cathbad noch immer direkt entgegen blickte und dann doch hart schlucken musste. Schließlich sah Rhian ein, dass sie keine andere Wahl hatte, als dem obersten Druiden zu gehorchen.

“Ich werde bereit sein und meiner Aufgabe gerecht werden. Ich werde Albion nicht enttäuschen.“

Bei jenen Worten hatte sich Rhian erhoben, so dass ihre Worte beinahe wie ein feierlicher Schwur klangen. Auch wenn man erkennen konnte, dass ihre Unterlippe abermals bedrohlich zitterte und sie ihren Blick schlußendlich doch abwenden musste. Ziellos irrte ihr Blick in Richtung der Flammen. Vielleicht würde sie dort ein Zeichen der Göttin erkennen, dass ihr sagte, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte.

“In drei Tagen schon?!“

So bald schon? Erneut wandte sich Rhian an den obersten Druiden und atmete tief ein und wieder aus.

“Darf ich.. zu Pferde diese Reise antreten?“

Hoffentlich würde ihr der Druide diesen Wunsch erfüllen. Denn genauso wie sie zu Pferde an die Quelle gekommen ist, wollte sie die Quelle verlassen. Hoch zu Ross sitzend. Bei dem Segnungszeichen des Druiden senkte Rhian ihren Kopf und schloss die Augen.

“Vale bene ..Herr.“

Verabschiedete sich das Mädchen mit einem respektvollen Klang in ihrer Stimme.
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05-04-2024, 04:42 PM,
Beitrag #14
RE: Die Klause am Rande der Quelle
Cathbad dachte, dass Rhian all ihren Kummer besser den Priesterinnen erzählte. Sie waren Frauen, und sie verstanden sich gewiss auf tröstende Worte. Die Göttin hatte Rhian haben wollen, doch was zählte das schon , wenn er sie wollte? Tränen konnte er aber, wie gesagt, nicht leiden.
"Prinz Cahir wird nehmen, was er kriegt. Er heiratet schließlich die letzte Tochter von  König Rhydderich", erwiderte der Druide etwas grob. Aber es war wahr: Selbst wenn Rhian ausgesehen hätte wie eine hässliche gwarch - doch so sah sie nicht aus, sie war hübsch mit den großen sanften Augen und dem gewellten Haar-  hätte Cerivellanas Sohn sich mit ihr vermählt.
Aber dann versicherte die junge Frau Cathbad ihren Gehorsam. Das versöhnte den Druiden wieder etwas mit ihrer rührseligen Art.
"Du darfst nicht nur reiten, du musst es sogar!", sagte er. Er hätte Rhian auch wie ein Bündel transportieren lassen, doch so würden die Falken weniger Scherereien mit ihr haben.
Das sie sich auf Latein verabschiedete, ließ Cathbad eine Augenbraue hochziehen. 
"Wir sehen uns in Isurium! Ich habe noch anderes zu erledigen!"
Das hatte Cathbad. Zunächst wollte er den Römern die Hölle heiß machen. Alles war vorbereitet, und der alte Druide hatte tatsächlich bald ein Rendezvous mit einer Köchin....
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05-04-2024, 05:46 PM,
Beitrag #15
RE: Die Klause am Rande der Quelle
Bei den durchaus als grob zu bezeichnenden Worten des Druiden zuckte Rhian unwillkürlich zusammen und biss sich auf ihre Unterlippe. Hoffentlich war dieser Prinz der Bärtige aus ihrer Vision. Innerlich erhoffte es sich das Mädchen mit jeder Faser ihres Herzens. Und wusste im selben Moment, wie grausam die Götter sein konnten. Wenn in drei Tagen die Abreise stattfinden sollte, dann hätte Rhian wahrlich nicht mehr viel Zeit um sich von den anderen Priesterinnen zu verabschieden. Jenen Frauen, die ihr in der Zeit seitdem sie hier an der Quelle verweilte, zu Gefährtinnen und Freundinnen geworden waren. Die Frauen zu verlassen schnitt Rhian scharf ins Herz. Und auch wenn Tränen in ihren Augen glänzten, so würde sie sich hüten ihrer Tränenflut vor dem obersten Druiden freien Lauf zu lassen. Stattdessen atmete Rhian tief durch und presste anschließend ihre Lippen fest aufeinander. Wie um sich selbst zu Ruhe und Ordnung zu rufen.

Als ihr der Druide mitteilte, dass sie tatsächlich zu Pferd diese Reise antreten würde, konnte man einen leuchtenden Schimmer in ihren Augen erkennen. Zumindest eine Tatsache auf die sich Rhian freuen konnte.

“Ich werde euch und dem Land keinen Kummer bereiten.“

Antwortete Rhian mit ihrer leisen Stimme und blickte den Druiden für einen kurzen Augenblick direkt entgegen. Dann jedoch senkte sie auch schon ihren Blick, als sie die segnende Geste des Älteren spürte.

“Wir sehen uns in Isurium.“

Wiederholte die junge Novizin. Bevor sie dem obersten Druiden die Türe öffnete und diese aufhielt, als er sich anschickte die kleine Hütte zu verlassen.
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