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Drws | Tür
02-28-2024, 12:20 AM,
Beitrag #1
Drws | Tür
DRWS ~ DIE TÜR

Eine Eingangstür, die aus grob bearbeiteten Dielenbrettern aus Eiche gefertigt wurde und mit einem Schloss aus Eisen verriegelt werden kann.

Wer Einlass zur kräuterkundigen Bewohnerin der Hütte begehrt, muss vorher anklopfen!
[Bild: 3_15_08_22_9_39_13.png]
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03-02-2024, 07:51 PM,
Beitrag #2
RE: Drws | Tür - Die Heimkehr des verlorenen Sohnes
Drei Tage lang hatte ich in diesem Reisewagen gesessen. Die letzte Etappe auf meiner langen Reise von Ostia nach Iscalis. Norbanus Paullus und seine entzückende Tochter waren anfangs nette Reisebegleiter gewesen. Das junge Mädchen aber konnte auf Dauer doch sehr strapaziös sein. Wie hielt der Gelehrte das auf die Dauer nur aus? Wahrscheinlich würde er sie so schnell als möglich verheiraten wollen, sobald sie sich eingelebt hatten.
Kurz bevor wir jedoch Iscalis erreicht hatten, stieg ich aus dem Reisewagen aus. Mein Gepäck hingegen sollte zur Casa Sabinia gebracht werden. Ich war noch nicht bereit, meinem Halbbruder entgegenzutreten. Mein Wissen über seine Person hatte ich nur aus Erzählungen und Briefen meines Onkels, bei dem ich aufgewachsen war. Zuvor hatte ich noch eine wichtige Sache zu erledigen.
Ein vorbeikommender Bauer, der seine Kühe vor sich hertrieb fragte ich nach dem Weg nach Cheddar. Er musterte mich mit einer ordentlichen Portion Skepsis und erklärte mir dann schließlich mit knappen Worten, wie ich zu dem Keltendorf kam.
Mit einer gewissen Anspannung machte ich mich auf dem Weg. Jahrelang hatte ich darüber gegrübelt, wie es sein würde, an diesen Platz wieder zurückzukehren. Als kleine Junge hatte viele Nächte lang weinend nachts wachgelegen, weil ich eine solche Sehnsucht nach diesem Ort gehabt hatte. Dabei war es mir keinesfalls um das Dorf an sich gegangen, sondern um meine Mutter. Mein Vater, der im Grunde nie wirklich einer gewesen war, hatte uns hierhergeholt, als ich fünf Jahre alt gewesen war. Hin und wieder hatte er danach meine Mutter besucht. Mit mir aber konnte er nicht viel anfangen. Erst als er dann eines Tages gekommen war, um mich von meiner Mutter fortzuholen, hatte er zum ersten Mal bewusst mit mir gesprochen. Damals hatte ich ihn gehasst, weil er mir meine Mutter genommen hatte und mich in ein fremdes Land bringen ließ.
Inzwischen war mein Vater gestorben und hatte seine Frau und einen Sohn hinterlassen, der gut zehn Jahre älter war, als ich selbst. Ich wusste sehr wenig von ihm. Nur dass er Soldat gewesen war und bei einem Einsatz schwer verletzt worden war. Von meiner Mutter wusste ich gar nichts. Ich hoffte, sie war noch am Leben.
Als ich Cheddar erreicht hatte, trafen mich die neugierigen Blicke der Dorfbewohner. Einen fragte ich schließlich nach Ceridwen und ob sie immer noch in Cheddar wohnte. Der Dorfbewohner verwies mich zur Hütte der Gwrach. Diesen Begriff hatte ich schon eine Ewigkeit mehr gehört, doch ich wusste, was er bedeutete. Die Gwrach war ein Todesgeist in Gestalt einer hässlichen alten Weibes – eine Hexe.
Die Blicke der Leute verfolgten mich, als ich zur Hütte der Gwrach lief und dort an der Tür des mit Reet gedeckten Rundhauses klopfte.
[Bild: 3_15_08_22_9_36_30.png]
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04-04-2024, 07:35 PM,
Beitrag #3
RE: Drws | Tür
>>> Ganz wie es Domina Claudia Sabina befohlen hatte, hatte sich Nefertem nach diesem Gespräch sogleich auf den Weg gemacht. An seiner Hüfte befand sich ein Lederbeutel und in diesem Lederbeutel steckte die Phiole, welche Claudia Sabina so schwer erkranken ließ. Wollte sie sich mit dem Inhalt dieser Phiole tatsächlich vergiften? Oder wollte sie dem Kind in ihrem Leib etwas antun? War dieses Kind womöglich gar nicht von seinem Dominus, sondern von einem anderen Mann? Fragen über Fragen die Nefertem auf seinem Weg in das iscalische Dorf Cheddar durch den Kopf geisterten. Das sich der Weg so dahin zog, hatte Nefertem nicht mehr im Kopf gehabt. Nun ja. Damals, als er die Dorfälteste zur Hochzeit seines Dominus mit Claudia Sabina eingeladen hatte, war er auch mit einem Pferdekarren unterwegs gewesen. Bei dem Gedanken an diese Hochzeit musste Nefertem dann doch vor sich hin lächeln. Damals hatte sein Dominus noch so glücklich gewirkt. Und es hatte keine Keltenprinzessin in seinem Bett gegeben. Um sich auf andere Gedanken zu bringen, konzentrierte sich Nefertem sogleich auf den Weg vor sich, der ihn direkt in das Keltendorf bringen würde. Wie lange der Fußmarsch wohl andauern würde, konnte Nefertem nicht beziffern. Schließlich erreichte der Dunkelhaarige eben jenes Keltendorf, wobei er sich dann doch bis zur Hütte der Gwrach durchfragen musste. Auch wenn ihn die teils argwöhnischen Blicke verfolgten, so atmete Nefertem tief durch und trat auf die hölzerne Eingangstüre der Hütte zu. Im nächsten Moment pochte Nefertem auch schon an das Holz eben jener Eingangstüre und wartete darauf, dass man ihm öffnete. Hoffentlich war die Keltin auch zu Hause.
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04-14-2024, 03:26 PM,
Beitrag #4
RE: Drws | Tür - Die Heimkehr des verlorenen Sohnes
(03-02-2024, 07:51 PM)Lucius Sabinius Belenus schrieb: Drei Tage lang hatte ich in diesem Reisewagen gesessen. Die letzte Etappe auf meiner langen Reise von Ostia nach Iscalis. Norbanus Paullus und seine entzückende Tochter waren anfangs nette Reisebegleiter gewesen. Das junge Mädchen aber konnte auf Dauer doch sehr strapaziös sein. Wie hielt der Gelehrte das auf die Dauer nur aus? Wahrscheinlich würde er sie so schnell als möglich verheiraten wollen, sobald sie sich eingelebt hatten.
Kurz bevor wir jedoch Iscalis erreicht hatten, stieg ich aus dem Reisewagen aus. Mein Gepäck hingegen sollte zur Casa Sabinia gebracht werden. Ich war noch nicht bereit, meinem Halbbruder entgegenzutreten. Mein Wissen über seine Person hatte ich nur aus Erzählungen und Briefen meines Onkels, bei dem ich aufgewachsen war. Zuvor hatte ich noch eine wichtige Sache zu erledigen.
Ein vorbeikommender Bauer, der seine Kühe vor sich hertrieb fragte ich nach dem Weg nach Cheddar. Er musterte mich mit einer ordentlichen Portion Skepsis und erklärte mir dann schließlich mit knappen Worten, wie ich zu dem Keltendorf kam.
Mit einer gewissen Anspannung machte ich mich auf dem Weg. Jahrelang hatte ich darüber gegrübelt, wie es sein würde, an diesen Platz wieder zurückzukehren. Als kleine Junge hatte viele Nächte lang weinend nachts wachgelegen, weil ich eine solche Sehnsucht nach diesem Ort gehabt hatte. Dabei war es mir keinesfalls um das Dorf an sich gegangen, sondern um meine Mutter. Mein Vater, der im Grunde nie wirklich einer gewesen war, hatte uns hierhergeholt, als ich fünf Jahre alt gewesen war. Hin und wieder hatte er danach meine Mutter besucht. Mit mir aber konnte er nicht viel anfangen. Erst als er dann eines Tages gekommen war, um mich von meiner Mutter fortzuholen, hatte er zum ersten Mal bewusst mit mir gesprochen. Damals hatte ich ihn gehasst, weil er mir meine Mutter genommen hatte und mich in ein fremdes Land bringen ließ.
Inzwischen war mein Vater gestorben und hatte seine Frau und einen Sohn hinterlassen, der gut zehn Jahre älter war, als ich selbst. Ich wusste sehr wenig von ihm. Nur dass er Soldat gewesen war und bei einem Einsatz schwer verletzt worden war. Von meiner Mutter wusste ich gar nichts. Ich hoffte, sie war noch am Leben.
Als ich Cheddar erreicht hatte, trafen mich die neugierigen Blicke der Dorfbewohner. Einen fragte ich schließlich nach Ceridwen und ob sie immer noch in Cheddar wohnte. Der Dorfbewohner verwies mich zur Hütte der Gwrach. Diesen Begriff hatte ich schon eine Ewigkeit mehr gehört, doch ich wusste, was er bedeutete. Die Gwrach war ein Todesgeist in Gestalt einer hässlichen alten Weibes – eine Hexe.
Die Blicke der Leute verfolgten mich, als ich zur Hütte der Gwrach lief und dort an der Tür des mit Reet gedeckten Rundhauses klopfte.

 Mein Vorrat an Kräutern schwand so langsam dahin, seit ich regelmäßig Hustensaft für das Waisenhaus zubereitete. Doch da der Frühling bald nahte, würde es in absehbarer Zeit auch wieder frische Kräuter geben. Dieser Tage roch es daher oft in meiner Hütte nach einem würzigen Kräutersud aus Spitzwegerich, den ich so lange köcheln ließ, bis er sich um die Hälfte reduziert hatte. Danach würde ich noch Honig beifügen. So einfach ließ sich Hustensaft herstellen, den die Kinder auch mochten und der sie von ihrem lästigen Husten befreite. Ich hielt kurz Inne und dachte wieder an Bran, meinen lieben Sohn, der mir vor vielen Jahren schon genommen worden war. Wenn ich ihn doch noch einmal sehen könnte, bevor ich diese Welt wieder verließ! Sein Vater hatte ihn mir damals weggenommen. Es brach mir auch jetzt noch immer das Herz, wenn ich an jenen schlimmen Tag zurückdachte. Nachdem Bran fort war, hatte ich mich von allem und jedem zurückgezogen. Ich war mit der Zeit zu einer alten verbitterten Frau geworden, die die Leute, teils aus Furcht, teils auch aus Spott die Gwrach nannten.

Als ich gerade den Honig  meinem Sud beifügen wollte, klopfte es plötzlich an der Tür. Ich stellte den Honigtiegel  beiseite, wischte die Hände an meiner Schürze ab und ging zur Tür. Wie üblich öffnete ich sie erst nur einen Spalt breit, um zu sehen, wer davor stand. Ein junger Römer stand davor, den ich nicht kannte. Doch das musste nichts heißen. Seitdem Furius Saturninus sich zum Patron über Cheddar erklärt hatte, kamen nun hin und wieder auch Römer zu mir, die mich um eine Arznei oder manchmal sogar auch einen Zaubertrank baten.
Ich öffnete die Tür etwas weiter. "Salve! Wie kann ich dir…" Ich stockte plötzlich, als ich dem jungen Mann in die Augen schaute und stand für einem Augenblick da, als müsste ich erstarren. Ich kannte diese Augen! Einst gehörten sie einem kleinen Jungen. Doch der Junge war inzwischen zu einem jungen Mann herangewachsen.  "Bran?" fragte ich vorsichtig mit leiser Stimme und ergründete weiter dieses Gesicht. Es gab keinen Zweifel! Das war Bran, mein Sohn! Die Götter hatten mich erhört und ihn endlich wieder zu mir zurückgebracht. "Bran! Mein Sohn!" rief ich und die Tränen stiegen mir in die Augen. Ich machte einen Schritt auf ihn zu und umarmte ihn. "Komm herein, mein Sohn! Komm herein!" bat ich ihn freudig.

>>>
[Bild: 3_15_08_22_9_39_13.png]
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05-06-2024, 04:09 PM,
Beitrag #5
RE: Drws | Tür
>>>  Nach dem Überfall


Entkommene Minensklaven unter der Führung eines grobschlächtigen Rotblonden, der gut Latein sprach, hatten Saturninus auf dem Weg vom Waisenhaus nach Iscalis überfallen. Ein wenig war er selbst daran schuld gewesen, denn er hatte sich angewöhnt, ohne großes Gefolge durch die Gegend zu streifen. Aber Britannien war nicht die Gegend um Tusculum, und zukünftig würde er vorsichtiger sein. 
Die Räuber hatten Saturninus Sklaven Urbicus getötet. Dann war ein junger Keltorömer namens Atreus gekommen und hatte den Kampf zu seinen Gunsten entschieden. Danach trafen sie noch einen Freund von Atreus, einen gewissen Louanus, den der Patrizier schon von einem fröhlichen Fest in Cheddar her kannte.
Saturninus war seinen Helfern dankbar. Doch hier trennten sich die Wege. In Cheddar schickte er einen Jungen zu seinem Landgut, der Villicus sollte sich um den toten Sklaven kümmern und ihm einen Wagen schicken.
Er selbst überlegte, ob er lieber zu Deirdre sollte, um sich versorgen zu lassen. Aber dann fiel ihm ein, dass Ceridwen diejenige war, die sich auf Heilkunst verstand. Er hatte einen Kratzer, eine Fleischwunde abbekommen und doch Blut verloren.

Außerdem hatte Frowin Saturninus ausgerichtet, dass ihn seine Klientin  sprechen wollte. Und er hatte sie im Bezug auf Nivis, ihre Nichte, die neuerdings unter seinem Dach lebte, sprechen wollen.

Louanus dagegen hatte ihn vor der Frau gewarnt. Er schien mit Ceridwen sein eigenes Hühnchen zu rupfen haben. Das war alles so verwirrend, dass der Furius sich dazu entschied,  besser nicht darüber nachzudenken. 

Blutend, mit zerfetztem Mantel und staubbedeckt klopfte er an die Haustür an, nachdem er sein Pferd Mandan angebunden hatte.
[Bild: 3_18_08_22_2_20_05.png]
[Bild: 3_15_08_22_9_31_55.png]

Honoratior von Iscalis
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05-07-2024, 11:00 PM,
Beitrag #6
RE: Drws | Tür
(04-04-2024, 07:35 PM)Nefertem schrieb: >>> Ganz wie es Domina Claudia Sabina befohlen hatte, hatte sich Nefertem nach diesem Gespräch sogleich auf den Weg gemacht. An seiner Hüfte befand sich ein Lederbeutel und in diesem Lederbeutel steckte die Phiole, welche Claudia Sabina so schwer erkranken ließ. Wollte sie sich mit dem Inhalt dieser Phiole tatsächlich vergiften? Oder wollte sie dem Kind in ihrem Leib etwas antun? War dieses Kind womöglich gar nicht von seinem Dominus, sondern von einem anderen Mann? Fragen über Fragen die Nefertem auf seinem Weg in das iscalische Dorf Cheddar durch den Kopf geisterten. Das sich der Weg so dahin zog, hatte Nefertem nicht mehr im Kopf gehabt. Nun ja. Damals, als er die Dorfälteste zur Hochzeit seines Dominus mit Claudia Sabina eingeladen hatte, war er auch mit einem Pferdekarren unterwegs gewesen. Bei dem Gedanken an diese Hochzeit musste Nefertem dann doch vor sich hin lächeln. Damals hatte sein Dominus noch so glücklich gewirkt. Und es hatte keine Keltenprinzessin in seinem Bett gegeben. Um sich auf andere Gedanken zu bringen, konzentrierte sich Nefertem sogleich auf den Weg vor sich, der ihn direkt in das Keltendorf bringen würde. Wie lange der Fußmarsch wohl andauern würde, konnte Nefertem nicht beziffern. Schließlich erreichte der Dunkelhaarige eben jenes Keltendorf, wobei er sich dann doch bis zur Hütte der Gwrach durchfragen musste. Auch wenn ihn die teils argwöhnischen Blicke verfolgten, so atmete Nefertem tief durch und trat auf die hölzerne Eingangstüre der Hütte zu. Im nächsten Moment pochte Nefertem auch schon an das Holz eben jener Eingangstüre und wartete darauf, dass man ihm öffnete. Hoffentlich war die Keltin auch zu Hause.

Dies war einer jener Tage, an dem gefühlt ständig jemand an meiner Tür klopfte. Die Leute gaben sich schie die Klinke in die Hand. Alle wollten sie etwas von mir. Ein junges Ding kam wegen eines Liebeszaubers, dem sie ihrem Geliebten einflößen konnte, damit er sie genauso liebte, wie sie ihn. Eine besorgte Mutter kam danach, die eine Medizin für ihr kleines krankes Kind benötigte, dessen Fieber einfach nicht sinken wollte. Kurz darauf war eine Schwangere mit ihrer Freundin erschienen, die auch nach einem Zauber fragte, damit aus dem Kind, das in ihr heranwuchs, eine Junge würde. Danach schien endlich Ruhe eingekehrt zu sein. Doch nein, als ich mir gerade einen Aufguss aus verschiedenen Kräutern zubereitet hatte und mich an mein Herdfeuer gesetzt hatte, klopfte es schon wieder! Seufzend erhob ich mich und schlürfte zur Tür.
"Was ist denn jetzt noch?" zischte ich zugegebeermaßen unfreundlich in keltischer Sprache, als ich die Tür aufriss. "Oh!" entfuhr es mir, als ich in das dunkle Gesicht eines jungen Mannes blickte, das mir bekannt vorkam. Ich hatte ihn schon einmal gesehen, konnte ihn aber zunächst nicht richtig einordnen.  
"Ich kenne dich!" sagte ich - nun in Latein. "Aber ich weiß nicht, woher." Ich musterte ihn von Kopf bis Fuß. "Sag schon, wer bist du und wo haben wir uns schon einmal gesehen?" sagte ich ein wenig unwirsch.
[Bild: 3_15_08_22_9_39_13.png]
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05-07-2024, 11:34 PM,
Beitrag #7
RE: Drws | Tür
(05-06-2024, 04:09 PM)Tiberius Furius Saturninus schrieb: >>>  Nach dem Überfall


Entkommene Minensklaven unter der Führung eines grobschlächtigen Rotblonden, der gut Latein sprach, hatten Saturninus auf dem Weg vom Waisenhaus nach Iscalis überfallen. Ein wenig war er selbst daran schuld gewesen, denn er hatte sich angewöhnt, ohne großes Gefolge durch die Gegend zu streifen. Aber Britannien war nicht die Gegend um Tusculum, und zukünftig würde er vorsichtiger sein. 
Die Räuber hatten Saturninus Sklaven Urbicus getötet. Dann war ein junger Keltorömer namens Atreus gekommen und hatte den Kampf zu seinen Gunsten entschieden. Danach trafen sie noch einen Freund von Atreus, einen gewissen Louanus, den der Patrizier schon von einem fröhlichen Fest in Cheddar her kannte.
Saturninus war seinen Helfern dankbar. Doch hier trennten sich die Wege. In Cheddar schickte er einen Jungen zu seinem Landgut, der Villicus sollte sich um den toten Sklaven kümmern und ihm einen Wagen schicken.
Er selbst überlegte, ob er lieber zu Deirdre sollte, um sich versorgen zu lassen. Aber dann fiel ihm ein, dass Ceridwen diejenige war, die sich auf Heilkunst verstand. Er hatte einen Kratzer, eine Fleischwunde abbekommen und doch Blut verloren.

Außerdem hatte Frowin Saturninus ausgerichtet, dass ihn seine Klientin  sprechen wollte. Und er hatte sie im Bezug auf Nivis, ihre Nichte, die neuerdings unter seinem Dach lebte, sprechen wollen.

Louanus dagegen hatte ihn vor der Frau gewarnt. Er schien mit Ceridwen sein eigenes Hühnchen zu rupfen haben. Das war alles so verwirrend, dass der Furius sich dazu entschied,  besser nicht darüber nachzudenken. 

Blutend, mit zerfetztem Mantel und staubbedeckt klopfte er an die Haustür an, nachdem er sein Pferd Mandan angebunden hatte.

Seit dem folgenschweren Wagenrennen, zu dem der Furius Niamh und mich eingeladen hatte, herrschte eisige Funkstille zwischen dem Patron und seiner Klientin. Seitdem hatte sich der selbsternannte Wohltäter des Keltendorfes Cheddar sich nicht mehr blicken lassen. Wäre Niamh kurz darauf nicht spurlos verschwunden, hätte ich es wahrscheinlich auch damit gerne belassen, denn ich hatte mich sehr über ihn und den Statthalter geärgert. Wäre es nur um mich gegangen, hätte ich gut und gerne auf seine Anwesenheit verzichten können. Doch niemand hatte Niamh seitdem gesehen.  Vom Schmied hatte ich erfahren, dass sie zu Brigids Quelle aufbrechen wollte. Doch  ganz offensichtlich war sie dort nie angekommen! Aus diesem Grund hatte ich dem Furier über seinen Sklaven eine Nachricht zukommen lassen, dass mir die Vorkommnisse  beim Wagenrennen Leid täten (was sie aber nicht taten!) und dass ich ihn gerne sehen wollte. Aber auch dies war inzwischen schon eine Weile her. Als es nun klopfte, rechnete ich nicht damit, dass es der Furier sein könnte, der vor der Tür stand. Üblicherweise waren es die Dorfbewohner, die mich zu dieser Tageszeit aufsuchten, um mich um eine Medizin oder einem besonderen Trank zu bitten.

Als ich die Tür öffnete und sah, dass es der Furier war, der dort stand, war ich zunächst verwundert. "Furius?" entfuhr es mir überrascht. Doch dann realisierte ich, dass seine Kleidung zerrissen war und er selbst auch verletzt war. "Furius!" rief ich besorgt. "Was ist passiert? Du bist ja verletzt! Komm herein!" Ich hielt ihm die Tür auf, damit er eintreten konnte und wies dann auf einen der Sitzplätze um meine Feuerstelle.

>>>
[Bild: 3_15_08_22_9_39_13.png]
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05-08-2024, 04:21 PM,
Beitrag #8
RE: Drws | Tür
(05-07-2024, 11:00 PM)Ceridwen schrieb:
(04-04-2024, 07:35 PM)Nefertem schrieb: >>> Ganz wie es Domina Claudia Sabina befohlen hatte, hatte sich Nefertem nach diesem Gespräch sogleich auf den Weg gemacht. An seiner Hüfte befand sich ein Lederbeutel und in diesem Lederbeutel steckte die Phiole, welche Claudia Sabina so schwer erkranken ließ. Wollte sie sich mit dem Inhalt dieser Phiole tatsächlich vergiften? Oder wollte sie dem Kind in ihrem Leib etwas antun? War dieses Kind womöglich gar nicht von seinem Dominus, sondern von einem anderen Mann? Fragen über Fragen die Nefertem auf seinem Weg in das iscalische Dorf Cheddar durch den Kopf geisterten. Das sich der Weg so dahin zog, hatte Nefertem nicht mehr im Kopf gehabt. Nun ja. Damals, als er die Dorfälteste zur Hochzeit seines Dominus mit Claudia Sabina eingeladen hatte, war er auch mit einem Pferdekarren unterwegs gewesen. Bei dem Gedanken an diese Hochzeit musste Nefertem dann doch vor sich hin lächeln. Damals hatte sein Dominus noch so glücklich gewirkt. Und es hatte keine Keltenprinzessin in seinem Bett gegeben. Um sich auf andere Gedanken zu bringen, konzentrierte sich Nefertem sogleich auf den Weg vor sich, der ihn direkt in das Keltendorf bringen würde. Wie lange der Fußmarsch wohl andauern würde, konnte Nefertem nicht beziffern. Schließlich erreichte der Dunkelhaarige eben jenes Keltendorf, wobei er sich dann doch bis zur Hütte der Gwrach durchfragen musste. Auch wenn ihn die teils argwöhnischen Blicke verfolgten, so atmete Nefertem tief durch und trat auf die hölzerne Eingangstüre der Hütte zu. Im nächsten Moment pochte Nefertem auch schon an das Holz eben jener Eingangstüre und wartete darauf, dass man ihm öffnete. Hoffentlich war die Keltin auch zu Hause.

Dies war einer jener Tage, an dem gefühlt ständig jemand an meiner Tür klopfte. Die Leute gaben sich schie die Klinke in die Hand. Alle wollten sie etwas von mir. Ein junges Ding kam wegen eines Liebeszaubers, dem sie ihrem Geliebten einflößen konnte, damit er sie genauso liebte, wie sie ihn. Eine besorgte Mutter kam danach, die eine Medizin für ihr kleines krankes Kind benötigte, dessen Fieber einfach nicht sinken wollte. Kurz darauf war eine Schwangere mit ihrer Freundin erschienen, die auch nach einem Zauber fragte, damit aus dem Kind, das in ihr heranwuchs, eine Junge würde. Danach schien endlich Ruhe eingekehrt zu sein. Doch nein, als ich mir gerade einen Aufguss aus verschiedenen Kräutern zubereitet hatte und mich an mein Herdfeuer gesetzt hatte, klopfte es schon wieder! Seufzend erhob ich mich und schlürfte zur Tür.
"Was ist denn jetzt noch?" zischte ich zugegebeermaßen unfreundlich in keltischer Sprache, als ich die Tür aufriss. "Oh!" entfuhr es mir, als ich in das dunkle Gesicht eines jungen Mannes blickte, das mir bekannt vorkam. Ich hatte ihn schon einmal gesehen, konnte ihn aber zunächst nicht richtig einordnen.  
"Ich kenne dich!" sagte ich - nun in Latein. "Aber ich weiß nicht, woher." Ich musterte ihn von Kopf bis Fuß. "Sag schon, wer bist du und wo haben wir uns schon einmal gesehen?" sagte ich ein wenig unwirsch.

Nachdem Nefertem an die Porta gepocht hatte, verharrte der Dunkelhaarige regungslos vor der Türe. Der Lederbeutel an seiner Hüfte wog mittlerweile einige Zenter, zumindest hatte der Sklave diesen Eindruck. In Gedanken zählte Nefertem bis zehn und würde sich bei der Zahl elf herumdrehen, um das Keltendorf zu verlassen. Claudia Sabina würde er sagen, dass er die Dorfälteste Ceridwen nicht angetroffen hatte. Als sich Nefertem wahrlich zum gehen wandte, öffnete sich dann doch die Türe. Wobei öffnen noch drastisch untertrieben war. Von innen wurde die Türe regelrecht aufgerissen, so dass Nefertem unwillkürlich einen Schritt zurück wich. Offensichtlich war die Dorfälteste nicht gerade bester Laune und so überlegte Nefertem ob es nun gut wäre, den Wunsch seiner Domina an das Ohr der Älteren dringen zu lassen.

“Salve Dorfälteste. Wir kennen uns von der Hochzeit meines Dominus mit Domina Claudia Sabina. Ich war derjenige der dich damals mit der Kutsche abgeholt hatte.“

Nach diesen Worten verstummte der Aegypter auch schon und ließ die Musterung der Älteren schweigend über sich ergehen.

“Ich bin hier im Auftrag Domina Claudia Sabinas. Aber ich würde dies gerne drinnen besprechen, wenn es möglich ist.“

Bat der Sklave mit seiner angenehm weichen Stimme und blickte Ceridwen für einen kurzen Augenblick direkt entgegen. Bevor er auch schon beiseite blickte und schweigend auf ihre Antwort wartete.
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05-09-2024, 08:17 AM,
Beitrag #9
RE: Drws | Tür
Der arme Junge (oder war es doch ein Mädchen?) wich nach meiner aufbrausenden Begrüßung etwas zurück. Er sprach natürlich Latein und brachte schnell Licht ins Dunkel. Natürlich, die Hochzeit des Tribun Iulius mit der jungen Claudia Sabina, der erst vor einer Weile bei mir gewesen war! Der Junge hatte mich damals abgeholt und mich zur Feier gebracht. Doch diesmal schien sein Erscheinen einen ganz anderen Grund zu haben, den er auch nicht hier an der Tür mit mir besprechen wollte.
"Na gut, komm rein!" entgegnete ich und hielt ihm die Tür auf, damit er eintreten konnte.

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[Bild: 3_15_08_22_9_39_13.png]
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