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Die Ankunft der Sagitta
06-29-2022, 11:45 AM,
Beitrag #1
Die Ankunft der Sagitta
Die Passagiere der Sagitta betrachteten die näher rückende Küste mit gemischten Gefühlen. Während die einen Bewunderung für die anscheinend unberührte Landschaft zeigten, vermissten andere schon jetzt Rom und fürchteten sowohl um ausreichend Zerstreuung als auch den gewohnten Komfort und eine adäquate Verpflegung. 
Der Schiffseigentümer Claudius Menecrates - ein Consular, der seit einem Jahr aus Altersgründen kein öffentliches Amt mehr bekleidete - schmiedete hingegen erste Pläne. Der Ruhestand gefiel ihm nur anfangs, daher freute er sich auf die neue Aufgabe, die in erster Linie darin bestand, alles für die spätere Ankunft seines Sohnes vorzubereiten. Dabei handelte es sich nur um das private Umfeld, aber da die Claudier beabsichtigten, sich in Britannia für einen langen Zeitraum einzurichten, stellte allein diese Aufgabe eine Herausforderung dar. Soweit er wusste, stand die Landvilla bereits, aber es fehlte der Schliff im Innenausbau, die Möblierung und die Anlage des Gartens. Nicht weit von der Küste entfernt musste ihr Ziel - die Siedlung Iscalis - liegen, aber der Blick auf sie blieb vom Meer aus versperrt.
Die Navis Actuaria namens Sagitta, ein schnelles Transportschiff, das sich in claudischem Besitz befand, steuerte auf die Meereszunge zu. Küste flankierte das Schiff nun zu beiden Seiten und hätte sie noch weiter ins Landesinnere begleitet, aber sie legten am rechten Ufer an. Als Hafen konnte die Stelle nicht bezeichnet werden, immerhin gab es die Möglichkeit zum Festtauen des Schiffes und eine Holzkonstruktion, die betreten werden konnte.
Menecrates wartete ab, bis mehrere Männer das einundzwanzig Meter lange Schiff gesichert hatten, bevor er als erster der Passagiere von Bord ging. Der Boden wankte unter seinen Füßen, was weniger an der Holzkonstruktion als vielmehr an seinem durch die lange Fahrt irritierten Gleichgewichtssinn lag. Der alte Mann achtete nicht darauf, sondern sog die Luft ein. Sein Brustkorb hob sich mehrmals, so als könne er nicht genug dieser Luft einatmen, die frei von jeglichem Gestank war.
"Ich grüße dich, Britannia! Wir beleben dich und haben für deine Bewohner römische Annehmlichkeiten im Gepäck." Nach Menecrates' Vorstellung sollte alleine das für offene Arme seitens der keltischen Stämme sorgen. Er wandte sich zum Schiff um und rief:
"Zuerst meine Familie, dann die Pferde und zuletzt die Sklaven." Er blickte zu seinem Verwalter. "Die Sklaven helfen der Mannschaft beim Entladen und du sorgst für Kutschen und Lastkarren. Der Proviant auf die Kutschen, die Möbel auf die Karren, aber die erste aller Kutschen bringt meine Familie und mich nach Iscalis."
[Bild: 3_15_08_22_9_31_55.png]
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07-02-2022, 11:58 AM,
Beitrag #2
RE: Die Ankunft der Sagitta
Auf der Sagitta hatte sich auch Flavianus Pytheas befunden; Pytheas, ein bedeutungsschwangerer Name, denn der griechische Forscher hatte vor dreihundert Jahren die gleiche Strecke befahren, und war noch weiter gekommen, bis zu jener Stelle, da sich das Meer in geronnene Milch verwandelte, wie er schrieb. Dieser Pytheas war aber kein Geograph, er war ein junger Medicus und ein kaiserlicher Freigelassener.
Das Äußere des jungen Griechen war etwas ungewöhnlich; er hatte dunkelblonde Locken und große graue Augen mit kleinen Pupillen, von denen manche Leute sagten, es sei ihnen unangenehm, zu lange hineinzusehen. Als Kind hatte er auf Grund seiner Anmut als kleiner Mundschenk angefangen, bald aber hatte man seinen Verstand bemerkt und ihm eine ärztliche Ausbildung zukommen lassen.
Pytheas Gepäck war mit Vorsicht behandelt worden, in drei dickbäuchigen Amphoren, sogenannten Dolia, befanden sich in Tücher eingeschlagen allerlei Tiegel und Phiolen, auch das Handwerkszeug seines Berufes: Schröpfköpfe aus Bronze und Pinzetten. Sein Auftrag bestand darin, Informationen über die Bleikrankheit zu sammeln, die das Leben der Arbeiter in den Minen schwer machte oder gar beendete. Außerdem hatte er noch andere Aufgaben.
Auf der Reise hatte er die Reisenden und die Mannschaft ärztlich betreuen wollen. Leider hatte ihn aber die Seekrankheit ungewöhnlich heftig erwischt. Selbst Ingwerwuzelkauen hatte kaum geholfen.
Jetzt stand er etwas bleich an der Anlegestelle, sah zu, wie die Sachen verladen wurden und wandte sich an Claudius Menecrates, mit dem er noch nicht gesprochen hatte. Der alte Patrizier hatte das Land Britannia feierlich gegrüßt. Pytheas senkte einen Moment den Kopf. Die einheimischen Laren waren zu ehren. Dann fragte er :
"Salve o Claudius Menecrates. Wir kennen uns noch nicht. Mein Name ist Flavianus Pytheas, und ich wurde als Medicus nach Iscalis geschickt. Könnte ich mich vielleicht deinen Sklaven anschließen? Ich habe es versäumt, mich um eine Fahrgelegenheit zu kümmern."
Wenn der Claudius genauer hinsah, würde er bemerken, dass Pytheas leicht grünlich um Mund und Nase war.
[Bild: 3_20_01_23_11_54_02.png]
Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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07-02-2022, 01:10 PM,
Beitrag #3
RE: Die Ankunft der Sagitta

Da stand ich nun, fern von Rom, mit einer Wachstafel in der Hand, in der Nähe meines Arbeitgebers, natürlich einem Claudier und lauschte aufmerksam seinen Anweisungen. Jetzt kam der Zeitpunkt an dem ich hier das Kommando übernahm um seine Anweisungen zu koordinieren.
Wie gespannt war ich gewesen, dies neue Land zu betreten. Endlich weg aus dem Moloch Rom, weg von dem Gestank, der Lautstärke. Neugierig hatte ich vor der Anlandung die Landschaft betrachtet, welche zumindest vorerst, meine neue Heimat würde. Tief hatte ich die salzige, feuchte Luft eingeatmet. Viel hatte man mir nicht vom Klima Britanniens berichtet, bestimmt damit mich das, was auf zukommen würde, nicht all zu sehr abschreckte.
Als Nachfahre von Inselbewohnern, was war ich denn nun? Römer oder Grieche? Egal ich entstammte einem Sklavenpaar der Claudier, welches schon mindestens in der zweiten Generation, von Kreta kommend, in Rom lebte. Eigentlich war mein Name ja Claudianus Linos, ein freigelassener, doch jeder nannte mich einfach nur Linos.
Jetzt stand stand ich als Verwalter im Dienst von Manitus Claudius Menecrates, der gerade seine Anweisungen in meine Richtungen geäußert hatte. „Jawohl mein Herr“, antwortete ich dienstbeflissen.
Insgeheim bewunderte ich ihn ja für seinen Mut, in seinem Alter, eine neue Aufgabe in dieser Ödnis zu übernehmen zu wollen und zu gerne hatte ich die Chance ergriffen ebenfalls etwas neues zu erschaffen um weg von der Stadt voller Intriganten, Rom zu kommen.
Eine feuchte Brise, aber den Göttern sei dank, es war frische Luft, wehte mir ins Gesicht und ich strich mir eine kräftige schwarze Locke aus meiner Stirn. Lautstark kamen meine Anweisungen, wobei ich gleichzeitig aufmerksam das entladen der Sagitta beobachtete und alles auf meiner Liste abhakte.


Eine feuchte Brise, aber den Göttern sei dank, es war frische Luft, wehte mir ins Gesicht und ich strich mir eine kräftige schwarze Locke aus meiner Stirn. Lautstark kamen meine Anweisungen, wobei ich gleichzeitig aufmerksam das entladen der Sagitta beobachtete und alles auf meiner Liste abhakte.
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07-02-2022, 07:37 PM,
Beitrag #4
RE: Die Ankunft der Sagitta
Wie gewohnt, lief alles am Schnürchen. Aus diesem Grund hatte Menecrates auch darauf bestanden, einen Teil des eingearbeiteten Personals und diverse Angestellte mitzunehmen, zu denen auch der Verwalter namens Linos gehörte. Neue Arbeitskräfte einzuarbeiten, kostete Zeit und barg ein Risiko.
"Eine Kutsche", erinnerte Menecrates seinen Verwalter, weil er nicht beabsichtigte, die Verladung zu beaufsichtigen. Er wollte in sein neues Domizil und zwar auf schnellstem Wege. "Am besten, du überträgst ausgewählten Sklaven die Verantwortung für die Überwachung, nachdem du die Arbeiten verteilt hast, denn ich möchte dich auf meiner Kutsche mitnehmen. Ich brauche jemand Verlässlichen, der unsere Rea als Handpferd führt, deswegen nimmst du neben dem Kutscher Platz." Bei der Stute Rea handelte es sich um eine der Stammstuten des claudischen Gestüts in Rom, und weil die Familie in Britannia Fuß fassen wollte, musste ein teil des Grundstocks des Zuchtbestandes verlegt werden, denn niemand konnte einschätzen, welcher Art und Qualität britannische Pferde waren - sofern es am anvisierten Standort überhaupt Pferde gab. Möglicherweise sah der alte Claudier aber unnötig schwarz, aber er reiste lieber mit keinerlei Illusionen an, als frühzeitig enttäuscht zu werden.
Ob sich an der Anlegestelle auf Anhieb eine Kutsche auftreiben ließ, blieb abzuwarten. Ein solches Gefährt gehörte jedenfalls nicht zur Ladung, weil Menecrates davon ausging, wenn schon keine vernünftigen Pferde, dann aber wenigstens fähige Handwerker in Britannia vorzufinden. Diese Aussicht half im Moment nicht, denn es musste sofort ein halbwegs passables Gefährt aufgetrieben werden.

Während der Wartezeit trat ein junger Mann neben ihn und stellte sich vor. "Salve Flavianus", erwiderte Menecrates, der sich keineswegs generell gegenüber allen Ständen aufgeschlossen zeigte, aber der Name Flavianus ließ ihn aufhorchen. Die Claudia pflegte in Rom gute Kontakte zu den Flaviern und da beide Familien Kaiser stellten - die Flavia sogar den aktuellen - machte Menecrates eine Ausnahme. Die Ausbildung des Mannes zeigte zusätzlich Wirkung.
"Das lässt sich einrichten", antwortete er, bevor er nachdachte. Einen Medicus zur Hand zu haben, konnte nicht schaden. "Einfach allgemein nach Iscalis geschickt? Oder gibt es einen konkreten Bestimmungsplatz?" 
[Bild: 3_15_08_22_9_31_55.png]
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07-03-2022, 08:37 AM,
Beitrag #5
RE: Die Ankunft der Sagitta
Ein wenig angespannt strich ich mir meine Haarlocke aus der Stirn, wobei ich mich umschaute. Woher zum Donnerwetter sollte ich denn jetzt eine Kutsche nehmen. Warum hatten wir sicherheitshalber keine mitgenommen? Wir hätten doch ahnen müssen das alles hier mehr als provinziell zuging, in diesem Land der Barbaren. Ich konnte mich doch nicht vierteilen. Ergeben nickte ich: „Wie du wünschst Herr“, fast hätte Dominus gesagt. Eilig ging, nein eher rannte ich zu den in meinen Augen vertrauenswürdigen Sklaven und gab ihnen die nötigen Anweisungen. Erleichtert atmete ich plötzlich auf. Den haben mir die Götter gesandt, dachte ich dabei, denn da stand doch wirklich plötzlich eine Kutsche. Bestimmt war es ein Sklave der auf dem Kutschbock saß und das Schauspiel von unserem Einzug, in dieser Einöde, beobachtete. Um den Burschen nicht zu verschrecken schlenderte ich auf ihn zu. Lehnte mich gegen die Kutsche nickte und meinte: „Salve, du kennst dich hier aus?“ „Ehem“, kam als Antwort. Nach einer kleinen Pause: „Wer issen denn des?“ Bei dieser frage wies er mit seinem Kinn in Richtung meines Arbeitgebers. „Ein Römer, genauer gesagt ein Claudier“. „Aja und?“ Das konnte ja lustig werden wenn der noch nicht einmal etwas mit dem Namen Claudius anfangen konnte. „Sag mal du kennst dich hier aus? Weißt du zufällig, wo ich eine Kutsche herbekomme?“ „Ehem“, erklang es wieder. Jetzt kam von mir ein ungeduldiges: „Na und?“ „Von mir“, hörte ich. Ungläubig stellte ich meine Frage: „Wie du bist kein Sklave?“ „Nö“, ertönte es vom Kutschbock“ „Gut dann möchte ich die Kutsche mieten“. Ein erneutes: „Ehem“, lies mich mein Gesicht schmerzhaft verziehen. Das wird bestimmt ein lustiger Aufenthalt hier, dachte ich dabei.
Auf dem Weg zu Claudius Menecrates, um ihm von der Anmietung der Kutsche zu berichten, betrachtete ich den jungen Mann der bei ihm stand, der sah zwar etwas grünlich aus, ansonsten aber recht passabel, also gepflegt. Ihm kurz zunickend wandte ich mich an den Claudier. „Die Kutsche dahinten steht für dich bereit, wir können wann immer du es sagst“. 
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07-03-2022, 06:23 PM,
Beitrag #6
RE: Die Ankunft der Sagitta
Pytheas schaute kurz dem claudischen Verwalter hinterher, der auf die Schnelle für seinen Herren  (oder Patron?)eine Kutsche besorgen sollte und der einen tüchtigen Eindruck machte. Gerade verhandelte er mit einem etwas wortkargen Britannier.

Da sie nun wieder festen Boden unter den Füßen hatten, kehrten die Lebensgeister und die gesunde Gesichtsfarbe des Medicus wieder.
Dann antwortete er:"Ich danke Dir sehr, Consular Claudius, dass du mir gestattest, mich deinem Gefolge anzuschließen. Mein Auftrag ist kein Geheimnis: Dem Caesar Augustus liegt eine effiziente Ausbeutung der Provinz am Herzen. Ich soll ich die Bleikrankheit, die so viele Minenarbeiter befällt, näher studieren und wenn möglich Abhilfe schaffen.
Desweiteren bin ich aber auch für die Gesundheit der zivilen Bevölkerung da..."
, er schaute nach, wo seine Dolia blieben.. Der Inhalt war ihm wichtig, denn er glaubte nicht daran, dass er hier so schnell Ersatz finden würde für sein ärztliches Handwerkszeug, falls es verloren ging.Trotz seines etwas geziertem Äußeren war der Flavianus keinesfalls verweichlicht. Widrige Umstände machten ihm nichts, er stieg auch auf einen Karren und packte mit an.

Dann kehrte der Verwalter zurück und nickte ihm zu, und Pytheas schenkte ihm ein breites Lächeln. Vielleicht war er ja ein Landsmann von ihm, ein Grieche, zumindest sah er so aus
[Bild: 3_20_01_23_11_54_02.png]
Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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07-04-2022, 02:20 PM,
Beitrag #7
RE: Die Ankunft der Sagitta
Die neue, vom Kaiser übertragene Aufgabe gefiel Menecrates. Sie befreite ihn von der Untätigkeit, ohne ihn mit diversen schwierigen Charakteren, von denen sich in Rom mehr als genug tummelten, zu konfrontieren. In Britannia gab es keinen Senat, und da der Claudier kein Amt übertragen bekommen hatte, musste er sich auch nicht mit Beamten oder Offizieren herumschlagen. Ausgewähltes Personal begleitete ihn, sodass er sich beruhigt zurücklehnen konnte, allerdings zu gegebener Zeit, denn weder die Situation am Anlegeplatz noch die unfertige Villa erlaubten Müßiggang.
Es überraschte Menecrates nicht, als sein Verwalter eine bereitstehende Kutsche vermeldete, denn der einstige Sklave hatte seine Qualitäten längst unter Beweis gestellt, weswegen er mit der Freilassung belohnt wurde. Durch diesen Schritt wechselte er in Menecrates' Klientel.
"Das ging ja schnell", lobte er . "Ich gehe davon aus, dass unsere Ankunft bemerkt wurde und weitere Karren eintreffen. Geld muss auch ein Ansässiger in Britannia verdienen. Hauptsache du hast alle instruiert, damit die Entladung und der Transport reibungslos verlaufen. Apropos Transport: Nimm Rea in Empfang und führe sie zur Kutsche. Wir warten dort auf dich." Er wandte sich bereits Flavianus zu, als ihm noch etwas einfiel und er Linos hinterher rief: "Die Villa Claudia liegt am nördlichen Stadtrand von Iscalis. Sag das den Verantwortlichen."
Nun hatte er Zeit und sein Blick erfasste Flavianus. "Wo waren wir stehengeblieben?" Er überlegte kurz, dann fiel es ihm ein. "Richtig, Medicus, ebenfalls im Auftrag des Kaisers. Ein Tipp: Das mit der Ausbeutung besser denken als sagen. Ich vermute", dabei schwenkte er skeptisch die Hand, "dass Einheimische sonst noch verschlossener werden als sie vermutlich jetzt schon sind."

Wie von Menecrates vorausgesagt, traf ein erster Karren bei der Anlegestelle ein. Das kräftige Pferd wurde am Handzügel geführt. Menecrates winkte Richtung Schiff und hoffte, Linos würde es bemerken.
"Gern kannst du gleich diesen benutzen", bot er Flavianus die Mitfahrgelegenheit an. "Er fährt zwar langsamer als eine Kutsche, aber das werden alle Transportkarren. Auf den ersten kommen keine sperrigen Möbel, sondern ..." Menecrates winkte ab. Er wollte die kleineren und wertvolleren Mitbringsel nicht aufzählen, zumal sie den Medicus vermutlich nicht interessierten. "Einige der Pferde werden hinten angebunden. Das Schritttempo ist wichtig nach der für Pferde weniger zuträglichen Schiffsfahrt, aber wahrscheinlich interessiert dich das nicht. Steht schon fest, wo du wohnen oder nächtigen wirst?" Er betrachtete den jung wirkenden Mann, dessen Lebensgeister zu erwachen schienen, denn die Hautfarbe nahm einen gesunden Farbton an.
[Bild: 3_15_08_22_9_31_55.png]
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07-04-2022, 08:06 PM,
Beitrag #8
RE: Die Ankunft der Sagitta
„Der Karren ist perfekt, und ich bin dir zu großem Dank verpflichtet, Consular Claudius Menecrates“, sagte Pytheas, verstaute sein Gepäck und schwang sich auf:
„Es ist gleich, wie schnell es geht, solange ich nicht zu Fuß gehen muss.“ Er lächelte freundlich:  „Ich nehme an, dass ich erst einmal in einer Herberge unterkomme und dann sehe, ob und wie ich ein kleines Haus oder eine Taberna mieten kann, die den Ansprüchen an eine Arztpraxis gerecht werden.“

Der leichte Tadel des Claudius ließ ihn erröten. Mit neu erwecktem Interesse sah er sein Gegenüber an.
Pytheas war während seiner Laufbahn eigentlich vorwiegend zwei Typen von Römern begegnet: Die einen waren arrogant, wollten sich bereichern und die einheimische Bevölkerung  bedeutete ihnen nicht mehr als der Dreck unter ihren Fingernägeln. 
Die anderen jedoch waren davon überzeugt, dass es ein gedeihliches Zusammenleben für alle geben konnte, wenn man geduldig um die Herzen der zuvor Unterworfenen warb, wenn man ihnen beharrlich die Vorteile der römischen Lebensweise aufzeigte und sie so als Freunde gewann. Der alte Consular schien letzerem zuzuneigen. Pytheas fand das überaus sympatisch:

„Du hast Recht damit, Consular Claudius Menecrates, meine Worte zu korrigieren. Ich werde künftig von Erschließung sprechen, nicht von Ausbeutung.“, sagte er ernst: 
„Ich wünsche mir übrigens sehr, einen britannischen Heiler oder eine Heilerin kennen zu lernen, um mich mit ihnen auszutauschen. Ich bin sicher, dass ich viel lernen kann. Bis später und nochmals Danke“
Diesmal meinte er nicht nur die Mitfahrgelegenheit.  Der Karren setzte sich in Bewegung. Bei der Geschwindigkeit hätte er zu Fuß nebenher laufen können, doch er saß,  und das war nicht schlecht.
[Bild: 3_20_01_23_11_54_02.png]
Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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07-12-2022, 09:01 AM,
Beitrag #9
RE: Die Ankunft der Sagitta
Stimmt, das sollte ich ihnen noch sagen. Nüchtern stellte ich selbstkritisch fest und schon habe ich einen Fehler, nah sagen wir eine Nachlässigkeit begonnen. Ich hätte mich doch gleich erkundigen sollen wo sich die villa befindet.
Schnell sorgte ich dafür, dass der Hinweis, wo die Villa Claudia sich befand, allen mitgeteilt wurde. Ein wenig wiederwillig kümmerte ich mich dann um die vordringlichste Aufgabe, um das blöde Pferd kümmern.
Dabei interessierten mich die Viecher überhaupt nicht,denn ich arbeitete lieber mit Menschen. Außerdem was war so besonders an dem Gaul? Pferd war Pferd. Gut manche hatten ein breiters Hinterteil und waren, den Göttern sei gedankt, nicht so temperamentvoll aber was kümerte mich das. War ich etwa einen Stallursche? Ich ergriff die Führleine und zerrte den Hengst hinter mir her zur Kutsche. Immerhin durfte ich mich auf den Kutschbock setzen und nicht wie ein Sklave neben ihr laufen.
Trotz diesen Gedanke fiel mir der der Kerl bei Menecrates ein, vielleicht sollte ich mich einmal genauer nach ihm erkundigen, der war bestimmt eine lohneswerte Abwechslung, bestimmt in dieser Wildnis. Wie konnte sich der Claudier nur hier hin verziehen?
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07-18-2022, 06:18 PM,
Beitrag #10
RE: Die Ankunft der Sagitta
Obwohl sich die Situation nicht für eine geruhsame Unterhaltung eignete, hörte Menecrates dem Medicus zu, weil er zu Höflichkeit erzogen wurde. Gleichzeitig hielt er es für ratsam, von Anbeginn sämtliche Informationen aufzunehmen und Kontakte zu knüpfen, auch wenn ihn persönlich das Metier der Medizin nicht interessierte und einheimische Heiler schon gar nicht. Es gehörte Vertrauen dazu, sich im Krankheitsfall den Künsten anderer auszuliefern. Britannische Heiler genossen dieses Vertrauen nicht.

Er nickte mehrmals während Flavianus sprach. Mal bezog sich die Geste auf den erfahrenen Inhalt, mal diente sie als Reaktion auf den bekundeten Dank.
"Gutes Gelingen!", wünschte er abschließend. "Wenn du deine Arztpraxis eingerichtet hat, freue ich mich über eine Nachricht." Er blickt nur flüchtig dem Karren hinterher, denn Linos traf ein.

Zum Glück kannte Menecrates nicht dessen Gedanken und wusste auch nichts von der gravierenden Unkenntnis seines Verwalters in Bezug auf den Unterschied zwischen Hengsten und Stuten, denn bei Rea handelte es sich um eine Stute und keinen Hengst.

"Gut festhalten und gleichzeitig ausreichend Führstrick geben", wies der Claudier an. "Sie darf nicht in den Strick treten, aber auch nicht mit der Kutsche kollidieren." Daraufhin wandte er sich um, bestieg die Kutsche und nahm Platz. Sein Augenmerk galt in erster Linie der Umgebung, weil er sich den Weg einprägen wollte, aber zuweilen vergewisserte er sich, dass die Stute Rea in gleichmäßigem Tempo neben der Kutsche lief.
[Bild: 3_15_08_22_9_31_55.png]
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