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Irgendwo zwischen hier und der Dunkelheit
11-12-2023, 01:54 PM,
Beitrag #1
Irgendwo zwischen hier und der Dunkelheit
Inmitten der dichten Baumkronen und dem sanften Rascheln der Blätter herrschte eine unheimliche Stille. 
Raven irrte durch den dichten Wald, ihre Hände mit schmerzenden Blasen übersäht, ihre Gesicht vom Ruß gezeichnet und ihre nicht enden wollenden Tränen bahnten sich bizarre Wege.
Das Feuer hatte alles zerstört was ihr lieb gewesen war, ein Leben mit so etwas wie einer Familie, einer Mutter und Geschwister. Einer Aufgabe die nichts mit Zerstörung und Tot zu tun hatte.
Hatte die Göttin sie dafür gestraft? 
Brachte sie ihr deswegen auf diese dramatische Art den Tot und die Zerstörung zurück?

Immer wieder stolperte sie über Wurzeln und Steine, fiel auf den feuchten Waldboden, einmal sogar in einem Dornenbusch und holte sich noch mehr Schrammen als sie überhaupt schon hatte.
All das bemerkte sie kaum, sie war wie in Trance, irgendwo zwischen Wirklichkeit und Wahnsinn.

In ihren Ohren rauschte es, knarzte und knisterte das Feuer, sie hörte die Rufe der Männer nach Wasser, das weinen der Kinder und den Aufschrei Fabatas als der Balken brach. 
Aber da war auch der Fluch ihrer eigenen Mutter, der Geruch nach Blut und Stahl, das Geschrei der Dahingeschlachteten und Geschändeten. 
Ihre eigene Unfähigkeit zu verhindern was nicht zu verhindern war trieb sie immer weiter in ihren Wahnsinn und Schuldgefühle.

Immer weiter trieb es sie in den Wald ohne genau zu wissen wo sie war und wohin sie wollte, wenn sie nicht weiter konnte fiel sie einfach hin und fiel in eine große Dunkelheit, steif und kalt wachte sie irgendwann wieder auf und stolperte weiter.
Irgendein Wasserlauf gab ihr trinken, Beeren, Pilze und Kräuter füllten etwas ihren Magen und manchmal fand sie sogar ein gerissenes Tier…doch meist leerte sich ihr Magen danach schnell wieder und sie tauchte wieder in die Tiefen der Dunkelheit.
Sie wusste nicht wie oft die Sonne untergegangen und wieder aufgegangen war, sie wusste auch nicht in welche Richtung sie geflüchtet war, sie wollte nur weg. 
Irgendwo hin wo sie Ruhe fand, die Schreie aufhören würden und es ihr warm sein würde.
Tief in ihrer Verzweiflung stolperte sie weiter durch den Wald, ihre römische Kleidung hing nur noch in Fetzen an ihr, das Haar war verfilzt und Äste und Blätter hatten sich in ihm verfangen.

Inzwischen hatte sie auch keine Tränen mehr und auch keine Stimme, nur noch ein raues Krächzen kam aus ihrem Mund, die Lippen waren aufgesprungen und blutig und die Blasen an ihren Händen hatten sich entzündet und brannten als ob sie noch immer im Feuer wären.

Als sie  wieder aus einem fiebrigen Schlaf erwachte hörte sie eine sanfte Stimme zu ihr sprechen.

Sie öffnete die Augen und musste zuerst etwas blinzeln, etwas stand vor ihr. Nicht groß aber auch nicht klein, es war ihr vertraut doch konnte sie nicht erkennen woher. 
Als sich ihr verschleierte Blick etwas öffnete stand ein Fuchs vor Ihr, er kam ihr bekannt vor wobei sie ihn nie gesehen hatte. 
Sein Blick war traurig und doch auch voller Zuneigung, sanft leckte er ihr über die wunden Hände.

„Geh nach Hause, schwarze Schwester und komm wieder wenn der rote Mond dich berührt. Wir warten auf dich.“

Der Fuchs leckte ihr noch einmal über das Gesicht und drehte sich um, nach ein paar Schritten drehte er sich erneut zu ihr um und sah sie wieder an „Es tut mir so leid“, dann verschwand er im Dickicht.

Raven brauchte etwas um wieder klar zu sehen und auch um etwas klarer zu denken. Neben ihr lag ein frischer Hase, etwas Reisig war zusammen geschoben.
Raven setzte sich auf, jeder Knochen in ihrem Körper tat weh, ihr Kopf schien zu zerbersten und doch war sie so klar wie schon seit Tagen nicht mehr.
Der Feuerstein in ihrer Rocktasche war noch da, auch das kleine Messer das sie immer bei sich trug. 
Schnell hatte sie noch zusätzlich Feuerholz gesammelt, den Hasen abgezogen und einen Ast durch ihn gesteckt. Jetzt knisterte wieder ein Feuer vor ihr, doch jetzt fürchtete sie sich mehr davor. 
Der Hase bräunte über den Flammen und sie hörte in der Nähe Wasser plätschern.
Der kleine Bachlauf hinter der Hecke gab ihr zutrinken und kühlte ihre Wunden und die heiß Stirn. Sie wusste, sie brauchte Hilfe sonst würde sie hier umkommen. Noch hatte das Fieber sie nicht vollends im Griff aber das würde nicht mehr lange dauern.

Als der Hase gut durch war aß sie ein paar Bissen davon und hoffte das diesmal alles auch bei ihr bleiben würde. Sie kaute ein paar Kräuter und trank noch etwas von dem Wasser dann schlief sie ein, diesmal nicht in der tiefen Dunkelheit sondern sie träumte von einer leuchtenden Quelle, singenden Vögeln und sanften Berührungen sie sie fast wie ein Baby wiegten.

Als sie am nächsten Morgen aufwachte wusste sie wo sie zuerst hingehen würde. >>>
Namen haben Macht.
[Bild: 1_22_10_22_8_54_26.png]Falke
[Bild: 3_15_08_22_9_39_13.png]
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