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Und nun sollen seine Geister ... [Falkenhöhle]
11-11-2023, 01:08 AM,
Beitrag #1
Und nun sollen seine Geister ... [Falkenhöhle]
Calum war nicht wohl in seiner Haut. Er war nicht in die Falkenhöhle zurückgekehrt, seit dem schrecklichen Brand, den Ciaran und Dunduvan verursacht hatten. So sehr hatten ihn die Taten seiner Brüder entsetzt.
Er hatte gewusst, dass ihr Schicksal der Kampf war. Doch als er jene unschuldigen Dienerinnen dort im Atrium gesehen hatte, versunken und wehrlos dank des schrecklichen Zaubertranks, da war ihm speiübel geworden.
Welch Ironie, dass er nun auf der Suche nach eben jenem Trunk war, den er Ciaran nun noch irgendwie aus dem Kreuz leiern musste. Der Bruder hatte zwar durchblicken lassen, dass er ihn vielleicht damit ausstatten würde, doch gleichzeitig war Ciaran unvorhersehbar und hatte sich beim letzten Treffen in etwa so wenig angetan von ihm gezeigt wie umgekehrt. Ohne den Trank jedoch würde es ihm nicht möglich sein, den Tribun, diese Schlange, für all seine Taten auf genau die Art und Weise leiden und sterben zu lassen, die Calum für ihn vorgesehen hatte.
Also betrat er zum ersten Mal nach einer Ewigkeit die Höhle des Löwen - oder des Falken in diesem Fall, um seinen am wenigsten geliebten Bruder aufzusuchen.

"Ciaran, bist du da?", wollte er wissen, als er eintrat. Er legte den Mantel nicht ab. Zwar nicht wie draußen, war es hier drin immer noch kalt und er sehnte sich nach dem Bett, das er sich mit Phyteas teilte. Es war das erste Bett seines Lebens gewesen, wenn er darüber nachdachte. Es war warm und gemütlich... anders als dieser Ort. Und natürlich war dort der Mensch auf der Welt, der ihm am liebsten war. Der, für den er das alles hier tat. "Ich bin gekommen, um mit dir über den Zaubertrank zu sprechen. Du wirst dich erinnern."
Prüfend sah er sich in den zahlreichen Nischen um. Die meisten seiner Brüder schwirrten vermutlich im Umland oder der Stadt herum.
"Komm schon. Ich hab dir was zu Essen mitgebracht und Wein."
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Falke
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11-11-2023, 01:41 PM,
Beitrag #2
RE: Und nun sollen seine Geister ... [Falkenhöhle]
Wie spät war es? Ich wusste es nicht. Irgendwie hatte ich wieder viel zu viel Zeit damit verbracht, die Geheimnisse der Bärlappsporen mir untertan zu machen, als dass ich auf solche Kleinigkeiten wie Tageszeit, Schlaf oder Essen geachtet hätte. Ich wollte unbedingt wissen, ob diese kleine, unscheinbare Pflanze das Geheimnis des griechischen Feuers schon vor den Menschen in sich getragen hatte, oder ob das zwei verschiedene Wirkweisen waren, die nur beide zufällig ähnliche Effekte hatten. Noch war ich zu keinem Ergebnis gekommen, aber dafür konnte ich schon schöne bunte Funken machen. Wofür auch immer das gut sein würde.

Ich musste wohl doch irgendwann eingenickt sein, denn auf einmal hörte ich Calums Stimme, ohne dass ich bemerkt hätte, dass er hereingekommen war. Ich blieb einen Moment im Schatten, um richtig wach zu werden, während er sagte, dass er meinen Zauber wollte. Und, dass er Essen und Wein mitgebracht hätte.
Ich schälte mich auf der Dunkelheit und schaute Calum mit schief gelegtem Kopf an. “Du warst zu lange unter Römern, wenn du mir Wein mitbringst“, bemerkte ich und ging an ihm vorbei zum Eingang der Höhle. Draußen war es hell. Also war es Tag. Gut zu wissen. Ich lehnte mich an den Eingang, um ein wenig Sonne abzubekommen. Meine Haut reagierte darauf ähnlich wie eine Blume und fühlte sich wärmer und lebendiger an, wo die Sonne sie traf. Ich sollte vielleicht mal wieder mehr rausgehen.
Ich sah zu Calum, wie er da stand in seinem Mantel. Weich sah er aus. Flauschig. Calum war schon immer zarter und weicher gewesen als der Rest von uns, aber grade sah er wirklich sehr römisch aus. Ich machte einen kleinen, missmutigen laut, ehe mir wieder einfiel, dass er ja meinen Zauber angesprochen hatte. Sofort erfasste mich Aufregung und ich grinste breit und drehte mich vielleicht eine Spur zu schnell zu Calum um. “Du willst endlich den Tribun töten?“ fragte ich noch einmal und konnte meine Vorfreude auf dieses Ereignis nicht verbergen. Wollte ich auch gar nicht, denn ich verstand sowieso nicht, warum man sich darüber nicht freuen sollte.
Mein Grinsen wurde wölfisch und die freudige Anspannung in mir wuchs noch weiter, fast wie bei einem Kind, das gleich ein Geschenk bekam. “Oh, du wirst so begeistert sein!“ meinte ich euphorisch. “Ich habe den Zauber verbessert! So viel verbessert! Und ich kann es kaum erwarten, das an einem Menschen auszuprobieren!“
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Falke
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11-11-2023, 02:00 PM,
Beitrag #3
RE: Und nun sollen seine Geister ... [Falkenhöhle]
Ich war eine Weile in den umliegenden Wäldern unterwegs gewesen, ehe mich mein Pferd zurück zur Falkenhöhle führte. Mein Brauner kannte den Weg und wusste, dass es Zeit war nach Hause zu kehren. Hinter mir war der ausgenommene Kadaver eines jungen Ebers aufs Pferd gezurrt, der erst im Frühjahr geboren worden war, aber schon gut im Futter gestanden hatte. Darüber hinaus hatte ich einige Marder und auch einem Biber das Fell abzogen, damit wir neue Winterhandschuhe daraus machen konnten. Nachts hatte die Kälte schon Biss und neue Schuhe und Handschuhe würden helfen Erfrierungen vorzubeugen. 

Als ich allerdings an der Höhle ankam, sah ich die Spuren am Höhleneingang und hörte Stimmen von drinnen. Ciaran hatte anscheinend Besuch, was mich nicht weiter beunruhigte. Wenn der Besuch unerwünscht war, dann würde sich mein Bruder schon darum kümmern, denn dazu brauchte er mich nicht. Ich ließ mir also mit dem Abladen des Pferdes Zeit und pfiff gemütlich vor mich hin, während ich Holz in die nahe große Feuerstelle schichtete, die ich meist zum Kochen benutzte. Das Feuer brannte schon bald und ich hatte ein Gestell aus nassen Zweigen gebaut, mit dem ich das Schweinchen über dem Feuer rösten konnte. 

Als ich mit meinen Essensvorbereitungen fertig war und noch immer niemand aus der Höhle gekommen war, so betrat ich sie mit meinen "Geschenken" für Ciaran. Wie immer brachte ich ihm allerlei Zeug mit, das ich unterwegs fand wie seltene Pflanzen und Kräuter und die warmen Pelze der Marder und des Bibers. Doch als erstes sah ich Calum, der gerade mit Ciaran sprach. Ich hatte ihn schon ewig nicht mehr gesehen. "Calum, schön dich zu sehen. Wie gehts, wie stehts?" fragte ich umgänglicher als sonst, während ich meinem Zwilling einen Beutel mit allerlei Kräuterzeug in die Hand drückte und die Pelze obendrauf. Calum war schon immer ein wenig zartbesaitet und leicht verschreckt durch rohe Manieren.
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Falke
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11-11-2023, 03:48 PM,
Beitrag #4
RE: Und nun sollen seine Geister ... [Falkenhöhle]
""Dazu bin ich schließlich da", sagte Calum monoton und stellte den Proviant ab. "Um unter Römern zu leben." Er hatte es satt, dass er für seine Pflichterfüllung noch dumme Sprüche bekam. Obwohl, wenn er ehrlich war, seine Pflicht hatte er schon lange nicht mehr erfüllt.
Ciaran, nach einer kleinen Aufwärmung, kam auch gleich zur Sache und sprach den Grund für sein Begehren an: Den Tod des Tribuns Ovidius.
"Ja", sagte er nur, "er muss sterben. Es ist alles vorbereitet und ich will nicht länger warten. Die Erinnerung an das, was er getan hat, soll frisch genug sein, um zu bereuen."
Calum sprach mit einer für ihn unüblichen Kälte. Er mordete nicht gern. Doch diesen hier würde er keinesfalls bedauern. Er spürte den kalten Drang nach Rache und folgte Ciaran, der sich freute wie ein kleines Kind.
"Was mich interessiert ist, ob er wach sein wird? Kann er Schmerzen spüren, nachdem er ihn getrunken hat?"

Er erfuhr Ablenkung, als der zweite Zwilling ankam und ihn grüßte. Er wirkte dabei ja schon fast freundlich, was Calum misstrauisch stimmte. Vor Cinead hatte er nicht ansatzweise so viel Angst wie vor Ciaran, doch waren sie nie... Freunde gewesen.
"Mir geht es gut", sagte er daher zurückhaltend. "Ich hoffe, dir geht's ähnlich. Ich bin nur hier, um etwas von deinem Bruder abzuholen. Dann verschwinde ich wieder."
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Falke
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11-11-2023, 06:17 PM,
Beitrag #5
RE: Und nun sollen seine Geister ... [Falkenhöhle]
Natürlich kam Cinead im unpassendsten Zeitpunkt und lenkte Calum ab. Der war auch ziemlich miesepetrig heute wieder drauf, aber meine Freude reichte für alle Anwesenden locker aus. Ich legte Calum einen Arm um die Schulter und zog ihn seitlich an mich ran, als ich meinen Bruder angrinste. “Calum will meinen Zaubertrank ausprobieren! An einem Menschen!“ verkündete ich freudig erregt und grinste von einem Ohr zum anderen. Cinead kannte ja schon die Auswirkungen auf ein Schwein und würde wissen, warum ich so aufgeregt war.

Ich gab einen freudigen Laut von mir, als ich Calum wieder freigab und mich in meine Ecke stürzte, wo meine Sachen waren. Unter anderem auch die Zutaten für mein neuestes Wunder. Ich suchte mir eine saubere Schale und mein gut gepflegtes Werkzeug, und fing an, die Mixtur vorzubereiten. Denn das war ihr Nachteil, sie hielt nicht so lange, nur vielleicht eine Woche. Danach machte sie nicht mehr das, was sie sollte, sondern… ziemlich unschöne Dinge.
“Und der Zauber wird nicht getrunken, Calum! Du kannst davon eine ganze Amphore saufen, es wird nichts bewirken. Gut, du würdest ziemlich übel kotzen müssen und es schmeckt echt scheiße, aber sonst macht es nichts. Nein, es muss ins Blut gelangen! Du beschmierst damit eine Klinge oder einen Pfeil und bringst dein Ziel zum Bluten. Ein Kratzer reicht. Dann dauert es nicht lange. Vielleicht sechzig Herzschläge. Mehr nicht.“
Ich hatte einige Kräuter zermahlen, gab Krötenschleim hinzu, etwas Birkenharz… Ich maß meine Zutaten sehr genau ab. Auch wenn ich es wohl auch blind machen könnte, meine Zauber waren exakt. Sehr exakt sogar. Und so wild mein Geist auch sonst manchmal wanderte, hierbei war er hoch konzentriert und fokussiert. Es gab nicht die kleinste Abweichung.
“Und ja, er wird alles spüren. Und noch besser! Ich habe meinen Zauber verbessert! Oh, wie sehr ich ihn verbessert habe! Ich hatte früher immer das Problem, dass irgendwann die Atmung der Gelähmten einfach ausgesetzt hat, weil das Mittel immer und immer stärker gewirkt hat, bis, naja, bis sie einfach erstickt sind, weil ihre Atmung gelähmt war. Aber ich habe das Problem gelöst! Verstehst du, Calum? Wenn du deinen Tribun damit verletzt, wird er in seinem Körper eingesperrt. Für immer! Verstehst du? Er wird nicht mehr laufen, nicht mehr sprechen, nicht viel mehr als wimmern können. Nur blinzeln. Oh, ob sein Schließmuskel unter Kontrolle bleibt, weiß ich nicht, das müsstest du bitte untersuchen! Tiere sind da keine geeigneten Versuchsobjekte, die pinkeln und kacken ohnehin immer, wenn sie können. Aber das wäre interessant, zu wissen...“
Ich hob die Zutaten sorgfältig untereinander, bis eine dickflüssige, bräunliche Paste entstanden war, die ich ehrfürchtig in einen kleinen Tontiegel füllte und diesen sorgfältig verkorkte. Ehrfürchtig hielt ich mein Werk in der Hand und strahlte wohl wie ein Vater mit seinem neugeborenen Sohn auf dem Arm.
“Wenn du ihn damit verletzt, wird er für immer in sich selbst versperrt sein. Seine Seele wird nirgendwo hinkönnen, bis er stirbt. Aber er wird nicht aufwachen können, und kein römischer Heiler wird ihn retten können. Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich das könnte. Verstehst du, Calum? Das hier, das ist besser als jeder Tod.“ Vorsichtig reichte ich das kleine Gefäß in seine Richtung. Oh, ich wäre so gerne dabei, um mir anzusehen, wie es wirkte!
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Falke
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11-14-2023, 02:50 PM,
Beitrag #6
RE: Und nun sollen seine Geister ... [Falkenhöhle]
Sowohl Calum als auch Ciaran schienen schräg drauf zu sein an diesem Tag und ich blickte nur wortlos zwischen den beiden her und zuckte dann die Schultern. Sollten sie irgendwelche Zaubertränke an irgendwelchen Römern ausprobieren. Mir war das herzlich egal, so lange ich nicht in einer Höhle mit einem stinkenden, verfaulenden Schwein verbringen musste. Vor allem mein Zwilling war immer so leicht erheiterbar, wenn er irgendetwas kompliziertes erfinden konnte, wo ich dem Römer einfach nur die Kehle aufgeschnitten hätte. 

Calum allerdings schien merkwürdiger als sonst drauf zu sein. Ich betrachtete ihn genauer und diese schroffe, kalte Art und die monoton gesprochenen Worte waren anders als sonst. Ich klopfte ihm daher freundschaftlich auf die Schulter und machte mich auf, wieder raus zu gehen und mich um das Schweinchen zu kümmern. "Wenn du reden willst und ein Stück Schweinebraten, dann weißt du ja, wo du mich finden kannst..." sagte ich noch ein wenig nachdenklich, ehe ich die Höhle wieder verließ in Richtung der Feuerstelle beim Bach. Ciaran würde ich später etwas zu essen bringen, damit er es nicht wieder vergaß.
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Falke
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11-16-2023, 12:22 AM,
Beitrag #7
RE: Und nun sollen seine Geister ... [Falkenhöhle]
Calum verbarg die Furcht, die er vor Ciaran und seiner Kreation verspürte. Konzentriert lauschte er seinem Bruder, der geradezu euphorisch von der Wirkung des Zaubertranks schwärmte. Und welch verheerende Wirkung das war.
Calum verabschiedete sich von dem Gedanken, dass Fintan seinem Herrn diese Brühe unauffällig zu trinken geben sollte. Stattdessen musste er Ovidius nun isolieren und verletzen. Möglich. Schwieriger, aber nicht zu ändern.
Einzig sein Hass auf den Tribun bewölkte seinen Blick auf dieses schreckliche Gebräu ausreichend, um den Ekel von sich fernzuhalten. Die Praktik, die sein Bruder so faszinierend fand, jemanden in seinem eigenen Körper gefangen zu halten, ohne Hoffnung auf Erlösung? Es gelang ihm nicht, das Großartige daran zu sehen. Es war furchtbar. Und Ciaran war furchtbar.
Doch... er sagte es nicht. Nein, zu sehr war er selbst fasziniert davon, was er Ovidius dank dieses Tranks antun konnte. Er hatte eine sehr genaue Vorstellung davon, was dem Tribun widerfahren würde. Eine Gelegenheit, dessen Schließmuskel zu untersuchen, gehörte da nicht unbedingt dazu.
"Gut, er soll es spüren. Jedes kleine bisschen", sagte er leise. Der Tribun würde nicht schmerzlos und nicht leicht aus der Welt scheiden. Es würde höchst unappetitlich werden. Höchst unappetitlich. "Je länger er durchhält, desto besser. Kann ich etwas davon haben? Ja, ich berichte dir später davon."
Er sah Cinead hinterher, der es in der Höhle offensichtlich nicht lange aushielt. Er hoffte, gleich ohne weitere Höflichkeiten gehen zu können. Mit den beiden Brüdern länger als nötig zu sprechen, war für ihn höchst unangenehm im Augenblick.
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Falke
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11-16-2023, 11:31 AM,
Beitrag #8
RE: Und nun sollen seine Geister ... [Falkenhöhle]
Cinead hatte heute wieder schlecht geschlafen oder so. Hatte er geschlafen? Keine Ahnung, hatte nicht darauf geachtet. Aber das machte nichts, meine gute Laune und Aufregung reichte für uns beide und noch ein bisschen mehr.

Auch Calum war weit weniger enthusiastisch, als ich gehofft hatte. Er wirkte zwar entschlossen, aber gleichzeitig auch niedergeschlagen, und ich hatte nicht die geringste Ahnung, wieso, wo er es doch war, der diesen Mord wollte. Und irgendwie war meine Geste wohl noch zu subtil gewesen, ihm das Tiegelchen hinzuhalten. Also grinste ich und legte den Kopf schief. “Natürlich kannst du es haben, dafür habe ich es doch gerade zusammengebraut“, sagte ich also noch einmal und hielt meine Hand weiterhin ruhig in seine Richtung.

Als er dann danach griff, reichte eine schnelle Bewegung, um ihn kurz am Handgelenk festzuhalten und ihm tief in die Augen zu sehen. Ja, ich wusste, dass ich schnell war, war ich schon immer gewesen. Musste ich sein. “Calum“, sagte ich und sah ihn eindrücklich an. “Mach dich frei von der Vorstellung von gut und böse. Der Wolf tötet nicht, weil er böse ist, sondern weil es seine Natur ist. Wenn du das akzeptierst, bist du frei.“ Und damit ließ ich ihn los. Mehr Weisheit konnte ich ihm nicht mitgeben. Er musste sich dieser Wahrheit schon selbst stellen und sie zulassen, oder eben mit dem hadern, was Menschen so allgemein unter Gewissen verstanden. Aber ich befürchtete, dass er nicht bereit für die Freiheit war und lieber weiter mit sich haderte.
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Falke
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11-20-2023, 12:28 AM,
Beitrag #9
RE: Und nun sollen seine Geister ... [Falkenhöhle]
Calum lächelte traurig. Er löste seine Hand sanft aus der seines Bruders und holte Luft.
"Aber ein Wolf tötet bloß aus Hunger, nicht weil er es aufregend findet", sagte er. "Und er tötet schnell und spielt nicht mit seinem Opfer, zwingt sie nicht in eine ewige Starre.
Töten aus Vergnügen. Das ist rein menschlich, Bruder. Du bist ebenso ein Mensch wie wir alle.
Aber lass uns nicht streiten über dieses alte Thema. Du hast mir einen Dienst erwiesen und ich bin dir dankbar. Und wie versprochen, wird der Tribun sterben. Ich danke dir."
Und hoffe, dachte Calum, dass wir uns nicht so schnell wiedersehen.
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Falke
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11-20-2023, 11:38 AM,
Beitrag #10
RE: Und nun sollen seine Geister ... [Falkenhöhle]
Ich lächelte wissend und schüttelte den Kopf. “Du weißt gar nichts, Calum. Nicht über mich, nicht über Menschen und nicht über Wölfe“, entließ ich ihn. Wie schon gedacht, verharrte er in seinen seltsamen Vorstellungen, die ich nicht verstand. Aber bitte, ich konnte niemanden retten, der nicht gerettet werden wollte. Calum musste mich nicht mögen. Ich mochte ihn ja auch nicht besonders. Wobei, das war falsch, eigentlich war er mir nur so gleichgültig wie die meisten anderen Menschen eben auch.
So oder so hatte ich ihm nur helfen wollen. Aber wenn er lieber weiter in sich selbst gefangen war, dann sollte er sich in seinem Gefängnis eben gemütlich einrichten. Das ging mich nichts weiter an.
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Falke
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