Forum

[Titus Ovidius Decula]

Das Albius Kadaver zur Abschreckung liegen geblieben war, schmeckte nicht allen. Soldaten waren tapfer wie es den Söhnen des Mars anstand,  aber leider auch abergläubisch wie sabinische Großmütter. Sie vermieden es durch das Tor zu gehen, und mir kam zu Ohren, dass darüber geredet wurde, dass so etwas Unheil auf die Legion ziehen konnte. Irritationen dieser Art wollte ich vermeiden. Daher war ich bereit, anordnen, den vermaledeiten Kadaver, der genug der Abschreckung gedient hatte,  in den Isca zu werfen. Genauso wie man in Rom die Leichen von hingerichteten Verrätern am Haken die Gemonientreppe hinunter schleifte und in den Tiber warf. Doch es sollte ganz anders kommen.
Drei Tage waren vergangen.  Ein zweirädriger Karren kam in Sichtweite der Castra. Kein Zugtier zog ihn, sondern er wurde von drei Frauen geschoben und gezogen. Eine von ihnen war hochschwanger und dennoch strengte sie sich an, das Gefährt zu bewegen, in dem sie ihre Arme ausbreitete und ihre Wange gegen das verwitterte Holz drückte.
Die Wachen behielten sie im Blick, doch von ihnen schien keine Gefahr auszugehen. 
Die Frauen nahmen ein grobes Tuch vom Karren und dann hüllten sie den toten Albius darin ein. Mit vereinten Kräften hieften sie die zerschundene Leiche auf den Wagen. Danach setzten sie das Gefährt wieder in Bewegung. 
Einer der Wachen hob jetzt seinen Speer und grinste: "Soll ich?". Doch die anderen schüttelten den Kopf: "Das römische Volk nimmt keine Rache an Toten. Lassen wir sie ihres Weges ziehen"

Ich las später im Wachbericht von diesem Ereignis. Es bedeutete weniger Arbeit für mich. Außerdem dürfte jedem klar geworden sein, wem Albius Loyalität tatsächlich gegolten hatte. Denn es waren Barbarinnen gewesen, die ihn geholt hatten.