Willkommen im Forum, Bitte Anmelden oder Registrieren

Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Asche
08-20-2023, 06:28 PM,
Beitrag #1
Asche
Äh, hey,

ich habe seit einigen Wochen ein neues Projekt gewissermaßen in Planung. Vielmehr habe ich einige Zeit darüber nachgedacht, ob ich es machen möchte. Es handelt sich um eine kleine Kurzgeschichte. Jedenfalls soll sie nicht allzu lang werden. Ich rechne mit drei Teilen, die aus der Sicht der unterschiedlichen Charaktere erzählt werden, von denen euch zumindest einer bekannt sein sollte. Die Kapitel sollen so RPG-Postlänge haben.
Die Story hat für die größere Narrative dieses Charakters keine große Relevanz und soll auch nicht canon sein. Sie ist aber dafür ziemlich wichtig für mich. Es geht - auch - darum, auf diese Weise ein paar Dinge für mich zu verarbeiten. Ich denke, im Laufe der Geschichte sollte klar werden, worum es geht, wenn vielleicht am Anfang noch nicht so ganz.

Es wäre schön, wenn sich einer oder zwei von euch das Ganze ansehen wollen. Ich werde sie auch in andere RPG-Foren, in denen ich aktiv bin, online stellen, denn die übrigen Charaktere stammen - ihr ahnt es - von dort. Ich habe die ersten vier Kapitel fertig. Es kommen noch mehr für den ersten Teil, aber nicht viel denke ich.

Nun, ich fange mal an:


0I - verloren

- Der Feigling -

Ein Geräusch wie ferner Donner. Oder Geröll, das einen Abhang herunterrollt. Ein Poltern und Krachen, so weit weg, dass es schon zum Hintergrundrauschen wird. Es ist ein Geräusch wie vom Ende der Welt, das dich fühlen lässt, als würde gleich der Boden um dich her einstürzen oder der Himmel auf dich herunterfallen. Gewalten streiten ihre gewaltigen Schlachten, während du nur dastehen, lauschen und dich fürchten kannst.
Unter einem grauen Himmel lag graues Land. Eine sich stets wandelnde Wüstenei aus Staub und Asche. Keine Farbe, kein Leben. Nur die endlosen Wolken rollenden Schutts, der von groben Böen über die weiten Ebenen geschoben wurde. Hin und her, ohne Verstand, Sinn oder Zweck. Nichts als Geröll sollte den einsamen Wanderer hier erwarten, der nach einem Weg in lebendigere Gefilde suchte. Während in der Ferne hohe, scheinbar schneebedeckte Berge aufragten, war dies hier ein Tal des Vergessens, ein Ort des Todes, den nicht einmal Schatten aufsuchten. Was um alles in der Welt mochte den Wanderer dazu bewegen, seine Schritte hierher zu lenken?

Das erste was Cain bei seinem Erwachen bemerkte, war der Staub. Er füllte seine Lungen und ließ den jungen Mann husten, der sich mühsam vom Boden aufrichtete. Er hatte auf dem Bauch gelegen und fühlte sich wie nach einer langen Nacht. Der Staub, er trieb ihm die Tränen in die Augen und nur mit Mühe gelang es ihm, Luft zu holen und sich zu beruhigen. Seine Glieder zitterten wie nach einer großen Anstrengung und er stolperte beim Versuch, auf die Beine zu kommen. Dann erst formten sich in seinen Gedanken die Fragen:
„Was zum-“, entfuhr es ihm. Verschreckt glitt sein Blick umher. Seine roten Iriden musterten die Landschaft, die ihm nicht vertraut war. Alles war grau, öd und verstaubt. Und er war allein. Das Problem war, dass er sich nicht erinnern konnte, wann das passiert war. „Wo bin ich hier? H-Hey! Ist jemand da? Irgendjemand?“
Hastig griff er an seine Hüfte, doch es bestand wenigstens da kein Grund zur Besorgnis: Seine Waffe – Schattenspringer – war noch da. Wäre er entführt worden, man sollte meinen, man hätte ihm das magische Schwert weggenommen. Nicht, dass dies viel zu seiner Ruhe beitrug. Es warf nur mehr Fragen auf, die er niemandem stellen konnte.
„Toll“, schnaubte er. „Das darf doch nicht wahr sein. Das muss ein Traum sein.“
Mit der Hand fuhr er über den Boden und schürfte einen Hügel aus Asche auf. Das war es tatsächlich. Als sei ein Lagerfeuer ausgebrannt, grau und fein. Dies hier war keine gewöhnliche Wüste. Etwas so Bizarres hatte er noch nie gesehen.
Doch Moment, halt! Das musste es sein.
„Eine Vision“, murmelte er zu sich selbst und gratulierte sich zu seiner Erkenntnis. Er hatte schon früher kryptische Zukunftsvisionen gehabt, denn in ihm ruhte die Gabe seiner Blutlinie. Allerdings hatte er diese noch nie derart realistisch erlebt. Zur Probe kniff sich Cain in den Arm und rief überrascht auf. Es hatte wehgetan!
Entgeistert wie er war, kam ihm der Gedanke, dass dies hier vielleicht doch echt war. Aber wie? Viele, viele Kilometer weit nichts als freie Fläche. Wie lange hätte er ohnmächtig sein müssen, damit ihn jemand unerkannt hierher hätte schleppen können? Er wurde einfach nicht schlau daraus. Unschlüssig wie er war, marschierte er los. Hier zu bleiben, war schließlich keine Option.

Das Gelände machte ein Fortkommen nicht eben schwer. Der Boden war eben und obwohl das Gelände soweit er überblicken konnte schroff und zerklüftet war, konnte er in einer geraden Linie laufen. Er hielt auf einen besonders großen Berg in der Ferne zu. Es war so gut wie nicht zu erkennen, wie gewaltig der Koloss war und wie lange ein Erreichen dauerte, doch da er das einzige war, das sich aus der grauen Tristesse abhob, konnte er auch dorthin. Ihm fiel die gespenstische Stille auf. Abgesehen von dem allgegenwärtigen Grollen in der Ferne waren da weder Tier noch Mensch. Höchstens vielleicht der Wind. Doch in der Gegend schienen sich nicht einmal Vögel oder Insekten herumzutreiben. Es war, als sei das Leben aus dem Land gesaugt worden. Vielleicht war ja auch die Welt untergegangen, als er geschlafen hatte. Aber dass man sowas nicht mitbekam, war schon mehr als unwahrscheinlich.
Nun wo er stockend nachdachte, fragte er sich, ob er überhaupt schlafen gegangen war. Er wusste noch, dass er aus dem Sumpfland nach Süden geritten war, da dort eine Mission auf ihn wartete. Doch weiter war da nichts. Er konnte sich nicht weiter erinnern. Er hatte das Meer noch nicht einmal gesehen.

Plötzlich kam ein starker Wind auf. Staubwolken wurden aufgewirbelt wie Wolkentürme über der hohen See vor einem Sturm. Es war, als ob der Staub ein lebendiges Wesen war, das alles einhüllen wollte. Auf einmal war die klare Luft undurchsichtig und das Atmen wurde wieder schwer. Cain presste sich den Ärmel seiner Kleidung auf Mund und Nase und kniff die Augen zusammen. So musste sich ein Sandsturm in der Wüste anfühlen!
Mit aller Anstrengung versuchte er, den Weg vor sich zu erkennen, als ihm ein Schemen in den wabernden Wolken auffiel. Ähnlich groß wie er selbst und… eindeutig menschlich aussehend! Er war halb erleichtert und halb erschrocken, denn eben hatte er noch niemanden gesehen.
„Hallo?“, rief er, als sich die Gestalt eines jungen Mädchens aus dem Staub schälte, dunkelblond und bleich vor Angst. Ihre Kleidung war wie seine eigene praktisch und da sie Hosen trug, war sie offenbar auf Reisen. Trotz ihrer ansonsten unauffälligen Erscheinung erkannte Cain das kleine aber helle Leuchten in ihrer Hand, wo ein kostbar aussehendes Amulett ruhte.
Er wusste nicht, was er zu ihr sagen sollte. Oder vielmehr, welche Frage er zuerst stellen sollte.
„Wer bist du?“, kam es ihm also über die Lippen. Vielleicht wusste sie, was hier vor sich ging?

- Die Lügnerin –

Sie wanderte nun schon seit einer Ewigkeit durch diese verfluchte Wüste voller Staub und Schatten! Die Angst war inzwischen purem Pragmatismus gewichen und doch nicht völlig fort. Sie lag wie ein Monster unter der Wasseroberfläche versteckt, das sie stets zweifeln ließ. Auch jetzt, als sich ihr der Anblick eines jungen Typen bot, der in dunklen Gewändern vor ihr durch den Staubsturm stiefelte. Schwere Stiefel trug er, einen Umhang und zwei Schwerter an seiner Seite. Eines aus hellem Stahl vermutlich und eines – natürlich – schwarz.
Im Gegensatz dazu waren seine Haare schneeweiß und seine Augen – coole Kontaktlinsen – rot wie Blut. Und seine Ohren waren spitz. Das fiel ihr sofort auf, denn ihre letzte Begegnung mit einem Elfen war ziemlich peinlich verlaufen. Diesmal würde sie ihn wenigstens nicht mit „schicke Vulkanierohren“ begrüßen.
Alles in allem war Maya jedoch erleichtert, dass sie hier nicht mehr allein war. Wer auch immer er war, sie kamen hier wenigstens hoffentlich mal weiter.
„Hey!“, grüßte sie laut, denn sie hatte seine Worte nicht verstanden wegen all des Staubs. „Hast du eine Ahnung, wo wir hier sind?“
„Ich hatte gehofft, du weißt was!“, brüllte er zurück. „Bist du hier auch gelandet und weißt nicht wie?“
„Was?“
„Ich wollte wissen-“
„Ich verstehe nicht!“
„WIR MÜSSEN AUS DEM STURM RAUS!“

Da hatte er leider recht. Doch Maya hatte keine Idee, wo sie hin sollten. Hier gab es keine Höhlen oder sonstige Unterschlupfe. Doch noch bevor sie ihm antworten konnte, flaute der Wind plötzlich ab. Begleitet von dem allgegenwärtigen Grollen in der Ferne, welches wieder das einzige Geräusch war, sanken die Staubwolken sanft zu Boden. Ganz als habe jemand den Wind eingefangen. Fassungslos standen die beiden herum. So erleichternd der Umstand war, so schnell war er eingetreten. Und das war verdächtig. Und nicht nur das.
Auf einmal war der Boden überhaupt nicht mehr eben. Die Klüfte rings um sie her schienen den Boden verschoben zu haben. Überall ragten nun Felszacken und Bodenpartien in die Höhe, obwohl das überhaupt nicht sein konnte. Die Erde hatte doch nicht gebebt?!
„Okay, das ist gruslig“, sagte sie, nicht zum ersten Mal heute. „Was geht hier nur ab? Also, wer bist du? Sitzt du hier auch fest?“
„Kann man wohl sagen“, sagte er und kratzte sich am Kopf. Seine bedrohlichen roten Augen blickten überhaupt nicht wie der typische Serienantagonist. Sie waren weit offen, offensichtlich ängstlich und unsicher. Der Kerl erinnerte sie irgendwie an einen Welpen. „Ich, äh, heiße Ser…“ Sie glaubte, dass er etwas sagen wollte, es sich dann aber anders überlegte. Denn er schüttelte leicht den Kopf, ehe er fortfuhr: „Cain.“
„Sercain?“
„Nur Cain. Cain Soles. Und du?“
„Maya, freut mich“, antwortete sie und lächelte. Lächelte zum ersten Mal, seit sie hier gelandet war. „Also, keine Ahnung, was hier abgeht?“
„Keinen Schimmer“, sagte er und blickte sich misstrauisch um. „Sind wir jetzt woanders?“
„Glaubst du, der Staub hat uns teleportiert oder so?“ Gott, seit wann waren solche Fragen bitte die Norm statt der Ausnahme?
„Sieht jedenfalls aus, als wären wir immer noch in derselben Gegend. Nur noch unwirtlicher. Hast du keine Ahnung, wie du hier gelandet bist?“
„Nein!“, wimmerte Maya, fuhr sich durch ihr Haar und stöhnte. „Ich hab mich gerade an Tharnos gewöhnt und lande schon wieder in einer anderen Welt.“
„Tha-was?“, fragte der Junge namens Cain, sehr zu Mayas Verwirrung. War der nicht auch von da? Doch ehe sie ihn fragen konnte – wieso unterbrach er sie eigentlich ständig? – zückte er sein schwarzes Schwert aus der Scheide an seinem Gürtel. Und er wusste auch, wieso. Sie hatte das Geräusch auch gehört.
Maya umklammerte das Lichtamulett in ihrer Hand fester und sah sich um. Ein Klacken wie losgetretene Steinchen. Dann folgten Schritte. An Cains Seite wartete sie, bis weitere Leute hinter den aufgeschichteten Felsen (oder darauf) auftauchten, rings um sie herum. Vier weitere – alles Männer – kamen auf sie zu.
Ein Junge, der etwas jünger wirkte als sie, wirkte gebräunt und hatte schwarzes Haar. Er trug nur eine weiße Tunika, während er barfüßig durch die Asche wandelte. Er machte beinahe noch größere Augen als Cain und wirkte, als brauche er dringend eine Umarmung. Daran konnte auch der Bogen auf seinem Rücken nichts ändern.
Dann waren da zwei, die gemeinsam kamen: Ein dunkelhäutiger junger Mann mit kurzen schwarzen Dreadlocks in einer Art schwarzen Robe und ein Typ mit einer hellen Haarlocke in seinem ansonsten braunen Schopf, der mit seiner roten Jacke und den abgetragenen Stiefeln irgendwie verwegen aussah.
Und dann war da der letzte. Maya hätte schwören können, er sei in seinen Zwanzigern, doch kurz hatte sie den Eindruck, einer viel älteren Person gegenüberzustehen. Streng musterte er die Neuankömmlinge in der Runde und neben Jeans auch etwas, das aussah wie ein Umhang wie sie ihn bei Mittelaltermärkten trugen.
Ein jeder von ihnen wirkte ebenso verwirrt wie sie. Vielleicht ließ Cain deshalb die Schneide seiner Waffe sinken. Maya hingegen war halb enttäuscht und – wenn möglich – noch nervöser als zuvor. Sie hatte gehofft, jemanden davon wiederzuerkennen. Alkar oder Achat vielleicht. Doch keines der Gesichter kam ihr nur ansatzweise bekannt vor. Sie war allein in der Fremde – schon wieder! Es wurde langsam zur Gewohnheit. Allerdings war Tharnos wenigstens schön gewesen. Das hier war furchtbar.
„Okay“, sagte der Mann mit den nicht zueinanderpassenden Klamotten, „Hat irgendeiner eine Ahnung, wo wir hier sind?“
Sie konnte nicht behaupten, dass dies der Fall war.

- Der Mörder –

Sie standen im Kreis, mitten in einem Trümmerfeld. Eben noch war er durch die einsame Ödnis gewandelt und nun war er bereits in Begleitung. Waren sie fahrende Seelen oder verloren, so wie er selbst?
Der Junge in der weißen Tunika musterte die Bande aufmerksam. Die schienen alle genauso wenig eine Ahnung zu haben, wie er selbst. Dann, als der wohl älteste unter ihnen das Wort erhob, fragte dieser:
„Okay. Hat irgendeiner eine Ahnung, wo wir hier sind?“
Niemand antwortete sofort. Sie alle genauso ratlos, genauso verwirrt wie er selbst.
„Ihr seid also auch nicht von hier?“, fragte der Junge mit den weißen Haaren überflüssigerweise. Er schluckte nervös. Greisenhaft wirkte die Mähne des Weißen, doch er selbst jung. Natürlich war er nicht das seltsamste an diesem Ort, doch eines von vielen. Und das sorgte nicht dafür, dass er jemandem von ihnen mehr über den Weg traute.
„Wir sind also alle ohne irgendeine Nachricht plötzlich hier aufgewacht und stecken jetzt hier fest?“, wollte der nubische Krieger mit den schwarzen Haaren wissen. „Wir alle?“
„Sieht fast so aus“, gab das Mädchen zum Besten. „Ich frage mich nur, was geschehen ist? Hat das was mit der sterbenden Magie zu tun?“
„Magie?“, wollte der Kerl neben dem Nubier wissen. „Was soll das sein?“ Ein schiefes Grinsen begleitete die Frage.
„Ich weiß nichts von irgendeiner Magie, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es so nirgends aussieht, wo ich herkomme“, sagte der Weißhaarige.
Nun meldete der Junge in der Tunika sich zu Wort:
„Was ist, wenn das hier… die Unterwelt ist? Vielleicht sind wir alle in den Tartaros gefallen?“ Der Tartaros war der richtige Ort für jemanden wie ihn. Jemanden, der so viel Unheil angerichtet hatte. Die meisten schienen zumindest folgen zu können. Sie alle sahen unangenehm berührt aus. Doch der Mann auf dem Felsen sagte:
„Ich denke nicht, dass wir zur Hölle gefahren sind. Ich fühle mich ziemlich lebendig. Und die Toten im Tartarus sollen doch nichts anderes sein als seelenlose Schatten, oder?“
Da war er nun hinterfragt. Es war ja nicht so, als sei er zuvor je gestorben.
„Und woher weißt du das?“
„Nun, ich kann mich beispielsweise auch nicht daran erinnern, abgekratzt zu sein.“
Da hatte er allerdings recht.

Das einzige Mädchen der Gruppe meldete sich zu Wort und trat in die Mitte.
„Wie wäre es, wenn wir uns alle mal vorstellen? Wir scheinen hier ja alle festzustecken. Und da wir das ‚Wo‘ nicht kennen, können wir auch mit dem ‚Wer‘ anfangen, nicht? Mein Name ist Maya. Ich, äh, komme eigentlich aus einer Kleinstadt an der Nordsee in der Nähe von Hamburg, aber mich hat’s vor einiger Zeit nach Tharnos verschlagen. Ich kenne noch nicht viele Gegenden dort. Von wo kommt denn ihr?“
„Also, ich habe noch nie von ‚Tharnos‘ gehört, aber mein Name ist Quinn Vos“, sagte der Nubier und begab sich zu ihr und dem Weißhaarigen. „Und das ist Kel.“
„Kel Carr Conn, freut mich“, sagte auch dessen Begleiter.
„Ihr kennt euch?“, wollte Maya wissen.
„Erstaunlich“, sagte auch der ältere, „Ich hab gedacht, wir wären alle von woanders.“
„Nein, wir gehören beide zum selben Orden“, erklärte Quinn.
„Naja. Ich bin eher so eine Art Gast“, fügte Kel an und schüttelte den Kopf. Er hatte so eine lässige gleichgültige Art und wirkte gleichzeitig gar nicht zugänglich. Aber diese Leute waren alle komisch.
„Also dann, ich will mich auch vorstellen“, sagte der ältere nun. „Cain Soles. Mir sagt der Name ‚Hamburg‘ was, Maya. Kann sein, dass wir aus derselben Welt stammen. Oder eher einer Version davon.“
„Version?“
„Variation. Alternative. Ähm, ist trockene Multiversums-Theorie.“
„Ähm, t’schuldige. T’schuldige. Sagtest du ‚Cain Soles‘?“, wollte der mit den weißen Haaren wissen. „Was soll das? Das ist mein Name!“
„Welcher?“
„Na, Cain Soles! So heiße ich!“
Der ältere Cain lachte.
„Mach dich nicht lächerlich. Ich hab mir den Namen ausgedacht! Das ist mein Deckname!“
„Soles ist wortwörtlich der Name meiner Familie!“
„Wie jetzt, im Ernst?“
„Ihr habt denselben Nachnamen?“
„Und denselben Vornamen.“
„Jetzt hört aber auf.“
„Ähm“, sagte der Junge in der Tunika zurückhaltend. Er hatte dem Streit zugehört, ohne auch nur ein Wort davon zu verstehen. Wovon sprachen die hier? „Also, ich bin Atreus. Äh, Iulius Fonteius Atreus. Aber, ihr wisst schon, ihr könnt mich Atreus nennen.“
Die Gruppe unterbrach die Diskussion und lenkte ihre Blicke auf ihn. Er hatte ein schlechtes Gefühl bei der Sache. Aber vermutlich ging es ihnen allen so. Doch niemand würde derart viel Blut an den Händen haben. Sie sollten seinen echten Namen nicht wissen. Schließlich kannte er keinen von ihnen.
„Ich bin aus einer kleinen Stadt namens Iscalis. Hat jemand von euch schon davon gehört?“
Kopfschütteln. Dann meldete sich der ältere Cain Soles zu Wort:
„Der Junge ist Römer.“
„Moment, was ist der?“, wollte der andere wissen. Maya schien jedoch zu verstehen oder glaubte es zumindest.
„Warte. Römer? Wie in…“
„Das alte Rom.“
„Das ‚alte‘ Rom?“, wollte Atreus wissen. Sein Herz machte einen Satz. Es war nur die halbe Wahrheit, doch fürs Erste sollten sie es glauben.
„Das ist es also“, sagte der ältere Cain nachdenklich. „Wir sind nicht nur aus verschiedenen Punkten im Raum, sondern auch in der Zeit. Jemand – oder etwas – hat uns aus unserem Leben entführt und hierhergebracht.“
Atreus war nicht der einzige, der von diesen Worten verwirrt wurde. Dieser Cain schien ja eine Menge zu wissen. Oder aber er redete Unsinn. Das erschien ihm sogar wahrscheinlicher. Wie konnte man jemanden denn bitte aus der Zeit entführen?
„Das erklärt erstaunlich wenig.“
„Ja, wie die Sache mit unseren Namen“, meldete sich der Weißhaarige. Alle wirkten aufgebracht. Nur der Nubier meldete sich gelassen zu Wort:
„Leute, hey. Beruhigen wir uns alle einmal. Ich weiß, dies ist eine verrückte Situation, aber lasst uns einmal runterkommen. Vielleicht fällt uns dann etwas ein? Irgendeine Antwort muss es ja geben.“
„Bin dafür“, sagte auch Maya. „Am besten eine, mit der wir von hier wegkommen.“
„Können wir das denn? Ich… hoffe es“, sprach Atreus zurückhaltend.

- Der Sünder –

Cain mochte Rätsel. Man konnte sogar sagen, Rätsel waren sein Leben. Das hatte wenig mit Freiwilligkeit zu tun. Aber wenn man im Teenageralter zu einem der Beschützer des Multiversums wird, gleicht plötzlich das ganze Leben einem einzigen großen Rätsel, das immer neue Fragen aufwirft. Er hatte schon einige verrückte Sachen gesehen. Eine merkwürdiger, bedrohlicher, unheilvoller oder lächerlicher als die andere. Hatte die Entstehung und das Ende von Universen bezeugt. Man konnte wohl mit Fug und Recht behaupten, er war einiges gewohnt.
Das sorgte jedoch nicht im Geringsten dafür, dass ihm die gegenwärtige Situation weniger beunruhigend vorkam!
Er hatte keinen Schimmer, keinen verdammten Schimmer, wie er hier mit einer Bande Unbekannter gelandet war, in dieser großen Karikatur einer Wüste! Er konnte sich nicht einmal erinnern, wie er hierher geraten war. Er wusste bis jetzt nur, dass sie alle aus unterschiedlichen Zeiten und Orten zu stammen schienen. Diese Maya schien ja wenigstens wie er selbst von der Erde zu kommen. Atreus zwar auch, aber da durfte man vom Datum wohl knapp zweitausend Jahre abziehen. Und die beiden Typen von Gegenüber, die sich kannten, stammten wohl von ganz woanders. Und dann war da ‚Cain‘. Der mit demselben Namen. Und einem Look, der ihm mehr als nur bekannt vorkam.
Keiner wusste, was vor sich ging. Also musste wohl mal einer vorpreschen und die verstreuten Gedanken fokussieren.
„Wir sollten zusammenbleiben, denke ich“, sagte er und beendete die Diskussion damit vorerst. „Was auch immer das für ein Ort ist, wir scheinen die einzigen hier zu sein, jedenfalls noch. Das heißt, es gibt vermutlich einen Grund, warum wir hier sind. Fürs erste sollten wir uns also nicht trennen. Hat irgendwer irgendetwas bemerkt, was wichtig sein könnte? Irgendein Detail?“
„Wer hat dich überhaupt zum Anführer gemacht?“, fragte der Junge namens Kel misstrauisch, wofür ihm Cain nicht wirklich böse sein konnte. Dennoch nervte diese Diskussion wirklich jedes Mal aufs neue, weshalb er sich ein Argument überlegt hatte, das fast immer funktionierte:
„Wie alt bist du?“
„Neunzehn, warum?“
„Probier’s mal mit 1327, Kleiner, und sag mir dann, wer von uns beiden qualifizierter ist.“
„Du bist doch keine 1327 Jahre, willst du mich verkohlen?“
„Und ob“, schloss Cain. Er musste ihnen ja nicht sagen, dass er knapp 1300 davon in verschiedenen Kälteschlafzellen verbracht hatte. „Einer der Vorteile, wenn man Zeitkräfte hat.“ Auch das war nicht ganz die Wahrheit, aber immerhin nah genug dran.
Doch Kel gab sich nicht geschlagen. Ohne auf seinen Freund zu achten, redete er weiter:
„Ich sag ja nur. Mein Kumpel hier ist nämlich ein echter Jedi – quasi – und kann hier auch einen auf Anführer machen. Vermutlich weiß er sogar, was hier los ist.“
„Kel“, sagte Quinn mit einem Kopfschütteln. „Lass es, ich habe keine Ahnung, was hier vor sich geht.“
Maya unterdessen machte große Augen.
„Moment. Jedi? Wie in ‚Jedi-Ritter‘? Mit echten Lichtschwertern? Wie in-“
„Hast du mal eine Minute?“, fragte Cain sie abrupt und nickte auf die Felsen hinter sich. Die Gruppe musterte ihn verwirrt, während Quinn und Kel schon fast erfreut wirkten.
„Also kommt ihr doch aus unserer Ecke?“, wollte der mit der hellen Haartolle wissen, doch da hatte Cain sie bereits abseits gewunken. Er hörte noch wie Kel „Ich glaub immer noch nicht, dass der über tausend Jahre alt sein soll“ sagte.
„He!“, hörte er Cain, den anderen Cain, noch rufen und wusste schon genau, was er wollte. „Wir müssen noch über dieses Namensding reden!“
„Ich weiß“, sagte er. „Gleich.“

„Was gibt’s?“, wollte Maya wissen. Cain holte Luft.
„Geh nicht zu sehr auf dieses Jedi-Ding ein.“
„Aber du weißt auch, was das ist, oder? Ich meine, ist das hier ein Streich oder so? Sind die wirklich aus ‚Star Wars‘!?“
„Mach dich nicht lächerlich, wie bescheuert wäre das denn?“, schmunzelte er.
„Aber“, begann Maya, die natürlich nicht verstand. „Ich hab die Filme gesehen.“
„Klar, ich auch“, sagte er schulterzuckend, bevor er sich innerlich wappnete. Hier kam er, der theoretische Teil: „Die Sache ist die. Der Kosmos ist groß und neben anderen Welten gibt es auch noch unzählige parallele Zeitstränge. In irgendeinem da draußen bist du nicht du sondern dein männliches Pendant Umberto oder so.“
„Bitte!?“, rief sie empört, Cain redete jedoch einfach weiter:
„Alles, was sich der Mensch ausdenken kann ist in irgendeiner der unendlichen parallelen Realitäten schon passiert. Fiktion ist nur ein Begriff. In Wahrheit ist alles wahr. Selbst Lügen. Nur eben nicht in diesem Universum. Vielleicht nicht einmal in diesem Multiversum. Welten kommunizieren, das ist schon lange bewiesen. Es kann durchaus sein, dass die Begebenheiten einer Welt durch die Psychosphäre in den Kopf eines Individuums auf der Erde gelangen. Die meisten fiktiven Werke beruhen auf diesem Phänomen.“
„Moment, das heißt, dass jede Fernsehshow irgendwo wirklich mal passiert ist? Was ist mit ‚Transformers‘?“
„Keine Ahnung. Möglich.“
„Die Teletubbies?“
„Jetzt wirst du albern.“
„Harry Potter!“
„Okay, Harry gab’s wirklich. Er war cool, ich will nicht drüber reden, weiter im Text.“
„Nicht dein Ernst!“
„Doch“, sagte er bloß und wünschte sich, sie hätte nicht ausgerechnet diesen Namen erwähnt. Welten kommunizierten nicht nur, sie erinnerten sich auch an jene, die vergangen waren. Sogar jene, die nie existiert hatten… Nur eines der vielen Dinge, die er bereute. Scheinbar hatten die Welten einen Weg gefunden, das Wissen einer vergangenen Zeitlinie zu bewahren und in ein fiktives Werk zu verwandeln. Ein kleiner Trost nur, doch ein Trost nichtsdestotrotz.
„Aber zurück zum Thema. Ich erzähle dir das nur, weil du außer mir potenziell die einzige sein kannst, die in solche Fettnäpfchen treten kann. Was wir nicht brauchen können ist eine Sinnkrise, weil diese beiden denken, sie wären nur ausgedachte Figuren, okay? Also halt dein Fachwissen über Pop Culture-Referenzen im Zaum. Wäre das drin?“
„Eine Frage hätte ich noch: Wenn das alles stimmt, wieso sehen die nicht aus wie einer aus dem Film?“
„Maya. Das sind Schauspieler. Glaubst du, die sehen genauso aus wie die Leute, die sie spielen?“, schmunzelte Cain. „Wenn du willst, wie Dinge wirklich aussehen würden, dann sieh dir Zeichentrick-Filme an. Die sind im Allgemeinen näher an der Realität, weil der Macher mehr mit den Bildern in seinem Kopf spielen kann.“
„Das ist krass. Das ist so krass! Woher weißt du das alles? Du erzählst mir aber jetzt keinen Käse, oder?“
„Ich hab überhaupt noch nie gelogen“, log Cain lächelnd. „Erzähl mal, du kommst auch von der Erde, habe ich das richtig verstanden? Bevor du nach, äh…“
„Tharnos?“
„Genau! …gekommen bist. Aus welchem Jahr kommst du?“
„Geburtsjahr oder Aktuelles?“
„Aktuell.“
„2004. Du?“
„Ich bin schon bei 2016“, sagte er. „So wie ich’s mir gedacht habe.“
„Warte, du bist aus der Zukunft?“, fragte Maya ehrfürchtig.
„Nicht zwangsläufig. Und frag nicht, wir haben noch keine Hoverboards.“
„Oh.“
„Es kann auch sein, dass wir aus zwei unterschiedlichen Parallelen stammen und eine davon im Jahr nur schon weiter ist. Aber wenn das so ist, unterscheiden sich unsere Erden wohl nicht viel voneinander.“
„Ich kapier’s nicht. Ist das wichtig?“
„Nun, ich versuche, ein Muster zu ermitteln, mit dem wir arbeiten können“, erklärte er ihr, als er sich wieder auf den Rückweg machte. „Wir sind alle aus verschiedenen Welten, Schrägstrich Parallelen und aus unterschiedlichen Zeiten. Wir haben scheinbar nichts miteinander gemein. Aber es muss einen gemeinsamen Faktor geben. Irgendwas. Was einer von uns gesehen hat oder… Ach, ich weiß auch nicht.“
Und er hasste es, Dinge nicht zu wissen. Er war derjenige, der Dinge wusste. Die laufende Exposition. Er wusste, wie der Kosmos funktionierte – meistens – und kannte seine Vergangenheit. Wenn er etwas nicht wusste, dann sahen die Dinge meist sehr, sehr düster aus. Er musste sich schnell was einfallen lassen, damit alle hier nach Hause kamen.“
„Und wenn wir das rausfinden, kommen wir vielleicht zurück“, schloss Maya richtig. Cain nickte. „Dann sollten wir uns wohl mal ausführlich mit allen unterhalten. He, glaubst du, der eine zeigt mir mal sein Lichtschwert?“
„Maya…“
„T’schuldige. Ich weiß. Ich weiß.“
[Bild: 1_22_10_22_8_56_52.png]
Falke
[Bild: 3_15_08_22_9_38_19.png]
Zitieren
 
08-22-2023, 08:20 PM,
Beitrag #2
RE: Asche
- Der Dieb -

„Ich glaub immer noch nicht, dass der über tausend Jahre alt sein soll“, sagte Kel. Ihm gefiel überhaupt nicht wie dieser Cain sich aufspielte. Er kannte die Sorte Mensch, die sich aufspielte und ihren Worten dann keine Taten folgen ließ. Und für so einen Scheiß hatten sie wirklich keine Zeit.
Die ganze Zeit über schon fühlte Kel sich wie auf heißen Kohlen. Dass überhaupt jemand so ruhig bleiben konnte, wenn man plötzlich in einer Hölle aus Staub und Dreck landete, irritierte ihn bereits. Und dieser Kerl fing dann noch an, irgendwelches Gebrabbel von Alternativen und Versionen. Dort, wo er herkam, hatten wichtige Entscheidungen auf Kel gewartet, einmal abgesehen vom ganzen Rest, der auch nicht wirklich einfach war. Und gerade dann verschwand er einfach, mitten ins Nirgendwo. Meister Ryen würde sich fragen, wo er war. Obwohl, vermutlich würde er sich eher Sorgen machen um…
„Was glaubt ihr, haben die beiden zu besprechen?“, wollte Atreus wissen, der mit all dem, was die beiden Abwesenden gesagt hatten, wohl ähnlich wenig anfangen konnte wie er selbst.
„Wenn sie aus derselben Welt… kommen?“, sagte Quinn stockend, der einzige, den er hier kannte. Hach, warum war er ausgerechnet mit ihm hier gelandet?
„Du klingst schon wie die. Die werden von irgendeinem Planeten kommen, von dem man nicht so oft wegkommt“, winkte Kel ab.
„Wie auch immer.“ Quinn fuhr fort: „Ich denke, dass die Frage nach dem Wie und Warum noch warten kann. Wir sollten versuchen, in dieser Wüste etwas zu Essen aufzutreiben. Und Wasser.“
„Sieht aber nicht aus, als gäbe es hier was. Du bist doch der mit dem Hang zu Pflanzen. Erzähl, wächst hier irgendwo was?“
Quinn schien eine Sekunde still zu lauschen. Kel war sich bewusst, dass die beiden übrigen sie musterten als seien sie verrückt. Kel hatte mal ähnlich gedacht. Jetzt wusste er, dass Quinn auf die Macht horchte, die ihm eine Verbindung zu allem Lebendigen schlug. Er selbst spürte hier leider gar nichts.
„Seltsam“, murmelte Quinn. „Ich fühle mich irgendwie taub. Ich kann rein gar nichts spüren. Als wäre die lebendige Macht hier einfach… weg.“
„Was soll das heißen, weg? Willst du damit sagen, hier gibt’s keine Macht oder wie? Ich dachte, das gibt es nicht?“
„Wovon redet ihr beiden überhaupt?“, fragte der Sephi mit den weißen Haaren, der auch Cain Soles hieß. Zwei von denen. Vielleicht sollten sie sie nummerieren?
„Nun, die Macht ist, äh“, machte Quinn und verursachte bei Kel schon stellvertretend Fremdscham. „Ich musste das noch nie jemandem erklären. Normalerweise wissen die Leute, wovon ich rede.“
„Es ist ein abgefahrenes Energiefeld, das alles und jeden umgibt und sich in deine Angelegenheiten einmischt“, konkludierte Kel die dürftige Erklärung des Herrn ‚Angehender Jedi-Ritter‘ knapp. „Können wir auf die Frage mit dem Proviant zurückkommen?“
„Ich habe keinen Hunger!“, rief Cain plötzlich auf. Kel lupfte eine Augenbraue. Danach hatte er nicht gefragt.
„Spannend“, sagte er trocken, als sich Atreus zu Wort meldete:
„Er hat Recht. Ich habe auch keinen Durst! Man sollte meinen, dass man bei dieser staubtrockenen Luft irgendwann Durst bekommt, nicht?“
Kel und Quinn tauschten alarmierte Blicke. Und das sagte ihm, dass sie dasselbe dachten. Der Sephi nahm unterdessen eine Art Blase mit Aufsatz von seinem Gürtel und öffnete diesen. Dann schüttelte er das Ding aus. Nur Asche rieselte aus dem Mundstück dieses Trinkschlauchs. Cain schluckte.
„Das kann nicht gut sein, oder? Sind wir vielleicht doch tot?“
Kel spürte einen dicken Kloß in seinem Hals. Er fühlte sich zwar recht lebendig, aber was war das bitte für eine kranke Scheiße? Er suchte Quinns Blick.
„Was machen wir jetzt?“
„Hm? Woher soll ich das wissen?“, fragte sein wunderbarer Kamerad, eloquent wie immer.
„Na, du bist doch der angehende Ritter!“
„Heißt das, dass ich der einzige bin, der hier nachdenken muss oder was!? Streng du doch mal deinen Kopf an, du Wunderknabe!“
„Pff“, machte er bloß und beobachtete, wie Maya und Cain 2 wieder zurückkamen.
„Was rausgefunden?“, wollte Atreus wissen, doch die beiden schüttelten nur schweigend den Kopf. Aus irgendeinem Grund wirkte diese Maya etwas angespannt. Kel jedoch konnte nicht anders, als zu sticheln:
„Dafür, dass du dich so gut auszukennen scheinst, bist du erstaunlich wenig hilfreich.“
„Und du bist ein erstaunlich unfreundliches Früchtchen“, konterte Cain 2 mit einem zuckersüßen Lächeln. „Wie auch immer. Was ist hier vorgefallen?“
„Habt ihr Hunger? Oder Durst?“, fragte Cain 1 und erntete verwunderte Blicke.
„Also, ich nicht. Ihr?“, wollte Maya wissen, während Cain 2 wieder diesen Blick aufsetzte, als wisse er was, ohne wirklich was zu wissen.
„Scheinbar empfinden unsere Körper hier nicht, wie in unserer Heimat“, sinnierte er. „Könnte eine Eigenheit dieser Welt sein. Welten haben Regeln. Dies könnte eine dieses Ortes sein.“
„Du klingst, als hätten Welten ein Bewusstsein“, sagte Quinn verwundert. „Als könnten sie einfach irgendeine Regel aufstellen. Und beunruhigt dich das alles nicht?“
„Nicht wirklich“, sagte Cain 2 schulterzuckend. „Vielleicht sollten wir froh sein, dass es so ist. Seht euch mal um. Sieht nicht aus, als kämen wir hier bald an der nächsten Imbissbude vorbei.“
„Also, ich finde das irgendwie… invasiv!“, rief Maya aus. „Ist das euer Ernst? Hier modelt irgendwer oder was an unseren Körpern herum? Das ist doch gruslig! Wer weiß, was die sonst noch gemacht haben?“

Kel wandte sich ab, während sich Maya, Cain 1 und Atreus simultan über den derzeitigen Zustand ihres Metabolismus beschwerten. Quinn und Cain 2 standen nur dumm daneben. Keiner tat etwas! Er spürte wieder dieses Brodeln in seiner Brust und wusste, dass alles, was jetzt aus seinem Mund kam, nicht mehr produktiv sein würde. Die Wut über die Situation stieg in ihm an wie ein Pegel kochenden Wassers. Und niemand hielt verdammt nochmal seine Klappe!
Nein. Er musste sich beruhigen. Kel schloss die Augen und versuchte, durchzuatmen. Dabei ging er das Mantra des Jedi-Ordens durch:

Es gibt keine Gefühle, nur Frieden.
Es gibt keine Ungewissheit, nur Wissen.
Es gibt keine Leidenschaft, nur Gelassenheit.
Gelassenheit…
Gelassenheit.
VERFICKT NOCHMAL, ES FUNKTIONIERT NICHT!

„Könnten wir jetzt vielleicht einfach mal weitergehen!?“, zischte er über die Diskussion hinweg – und bereute es sofort. Als er sich zur Gruppe umwandte, starrten ihn alle an. Keiner sagte etwas. „Ähm… Sorry.“
Keine Antwort. Nur unangenehme Stille.
Zitieren
 


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste