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[Vor der Castra] Patron und Klientin
06-06-2023, 02:27 PM,
Beitrag #1
[Vor der Castra] Patron und Klientin
>>> Sie waren die Römerstraße entlang geritten, wobei sie nicht immer schnell vorwärts gekommen waren. Ab und zu blockierte ein Wagen den Weg, der einen Achsenbruch hatte. Saturninus dachte an Rom; dort hatte man vernünftigerweise verboten, dass Wagen tagsüber in die eigentliche Stadt fahren konnten, doch für Iscalis galt das mit Ausnahme des Forums nicht. 

Eine Meile vor der Castra trafen sie dann auf seinen Villicus mit seinen Leuten. Sie alle waren keine römischen Bürger, aber sie trugen saubere Tuniken und sie waren viele. Jetzt hatte Saturninus genügend Untergebene, um die lästigen Bauern aus dem Weg zu treiben. Der Villicus hatte auch Minos, Saturninus dunkelbraunen Lieblingshengst, mitgebracht und führte das prächtig aufgezäumte Tier am Zügel. Selbstverständlich war er nicht geritten worden.  

Saturninus drehte sich zu Ceridwen um, die sich tapfer gehalten hatte: "Ich wechsle nun auf mein Leibpferd. Bist du in der Lage, Malachit selbstständig zu reiten?", fragte er die Dorfälteste und stieg ab. Er wollte ihr die Zügel in die Hand geben.

Minos erkannte ihn, wieherte leise und rieb sein Maul an Saturninus Schulter. Saturninus ließ sich von Villicus Gadrianus helfen, aufzusitzen, denn die Prunkdecke, die unter dem Sattel aufgelegt worden war, war seiner Erfahrung nach rutschig. Es wäre des Furiers Würde abträglich gewesen, beim Aufsteigen langsam auf der anderen Seite wieder hinunter zu gleiten.

Vor ihnen zeichneten sich bereits die Mauern und Pallisaden der Castra gegen das satte Grün der Landschaft ab. Die Wachtürme strebten in den britannischen Himmel, doch es war dunstig, und Saturninus konnte nicht erkennen, ob sie voll besetzt waren. Das Tor war es aber.

Mittlerweile hatte der Furius den Entschluss gefasst, sich direkt an Iulius Cato, den Tribunus Laticlavius zu wenden. 
Der Legat der Legion befand sich mit einem Teil der II Augusta im Westen. Den Praefectus Castrorum Varenus kannte er nicht persönlich.  Der dritte in der Rangfolge war Iulius Cato. Für ihn galt der Grundsatz: Besser etwas Schlechtes, das man kennt, als etwas Gutes, das man erst kennen lernen muss*  Sie würden über Serena und deren Cousine auch hoffentlich bald in verwandtschaftliche Beziehungen treten und sich als Verwandte behandeln. 



*Sim off: Spanisches Sprichwort

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Honoratior von Iscalis
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06-06-2023, 10:49 PM,
Beitrag #2
RE: [Vor der Castra] Patron und Klientin
Ja, es gab Dinge, die verlernte man nicht, auch wenn man sie jahrelang nicht mehr gemacht hatte. So war es auch mit dem Reiten. Ich saß hinter dem Furier auf dessen Wallach und hielt mich fest. Das Pferd war nicht übermäßig schnell, was auch nicht notwendig gewesen war. Denn immer wieder versperrten uns Fuhrwerke den Weg oder sorgten dafür, dass es nicht so schnell voran ging, wie es dem Römer lieb gewesen wäre. 
Auf halben Weg trafen wir dann tatsächlich auf die Männer des Furiers. Sie hatten sein Leibpferd, wie er es nannte, dabei. Nun wollte er mit seinem Pferd weiterreiten und mir den Wallach überlassen. Das war natürlich für mich wesentlich angenehmer. Allerdings schien er sich nicht sicher zu sein, ob ich dazu fähig war. "Natürlich bin ich dazu in der Lage, mein junger Freund!" , entgegnete ich ihm fast schon etwas gekränkt. Ich hatte bereits geritten, als er noch im Sandkasten gespielt hatte. Wobei ich bezweifelte, dass man ihm das jemals in seiner Kindheit erlaubt hatte. Ich nahm die Zügel entgegen hnd wartete, bis man ihm half, in den Sattel zu kommen. Dann ritten wir weiter. Natürlich ließ ich ihm den Vortritt. Nach einer Weile tauchten vor uns die Umrisse der Castra auf. Nun gab es kein Zurück mehr! Sobald man uns dort eingelassen würde, musste ich mich voll und ganz auf den Furier verlassen. Ein Gedanke, der mit ganz und gar nicht gefiel.
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06-08-2023, 09:10 AM,
Beitrag #3
RE: [Vor der Castra] Patron und Klientin
Saturninus lachte ein wenig, als ihn die Dorfälteste ganz vertraulich "junger Freund" nannte und die Zügel übernahm. Sie ritt wie ein Parther; die Kelten ließen ihre Weiber reiten und fürchteten nicht um ihre Fruchtbarkeit so wie in Rom.  Und sie brachten prächtige Kinder zur Welt. Da musste er einmal einen Medicus fragen, warum das so war. Ceridwen durfte allerdings schon über den Jahren ihrer Fruchtbarkeit liegen, auch wenn wie gesagt, sich Saturninus nicht sicher war, wie alt er sie schätzen konnte. Aber er fing an, die tapfere Alte zu mögen:

"Ceridwen, wenn wir in der Castra sind , und ich dich vor dem Tribun zu dem was vorgefallen ist, befrage, dann solltest du ein paar kleine Fehler in dein Latein einbauen. Das du unsere Sprache so gut sprichst, könnte mehr Fragen aufwerfen, als wir zur Zeit beantworten wollen", sagte er. Wir sagte er, denn sie war nun seine Klientin:
"Soldaten sind von Beruf aus misstrauisch. Sie könnten dich für eine entlaufene römische Sklavin halten und erst einmal festsetzen wollen, bis dein Herr feststeht", erklärte er und warf Ceridwen einen raschen Seitenblick zu. War es denn so, wie er vermutete?

Mittlerweile waren sie am Tor angelangt. In der heiteren Frühlingssonne strahlte die Castra  etwas Trutziges aus.  Zu Stein gewordenes Machtbewusstsein, gesetzt in diese britannische Landschaft, was sich nicht wieder vertreiben lassen würde, dachte Saturninus, und er fühlte einen gewissen Stolz. Vom Euphrat bis zum Sabrina- Fluss, es war Imperium, es war römisch. 

Saturninus ließ seine zu Fuß gekommenen Leute vom Gutshof erst einmal zu Atem kommen.  Dann flüsterte er seinem Villicus zu, was er sagen sollte. Gadrianus stürzte nach vorne und verkündete mit Stentorstimme:

"Salvete Milites! Der edle Princeps Officii Furius Saturninus mit Klienten und Gefolge möchte zu Tribunus Laticlavius Iulius vorgelassen werden!"
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Honoratior von Iscalis
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06-08-2023, 10:06 AM,
Beitrag #4
RE: [Vor der Castra] Patron und Klientin
Kurz bevor wir das Tor erreichten, ließ sich der Furier etwas zu mir zurückfallen, so dass er neben mir her ritt. Während des ganzen Rittes über hatten wir kein Wort miteinander gewechselt. Doch nun schien es, als wolle er mir noch etwas Wichtiges mitteilen. Seine Bitte, ich solle kein so gutes Latein sprechen, sobald wir in der Castra wären, erstaunte mich dann doch. "Aha?" , machte ich. Vor allem aber seine forschenden Blicke danach, die förmlich danach aus waren, die wahren Hintergründe dessen herauszufinden.  Die Begründung, dass dieser Umstand noch mehr Fragen aufwerfen konnte, war zwar durchaus berechtigt. Andererseits war sie aber auch wieder bezeichnend, in welchem Licht uns die Besatzer sahen. "Ich bin keine entflohene Sklavin!" rief ich rechtfertigend aus und schaute auch etwas gekränkt. "Nicht nur du bist von hohem Stand, Furius Saturninus! Ich lernte bereits Latein, als noch kein römischer Legionär die heilige Erde Albions mit seinen Füßen betreten hatte!“ Besudelt wäre sicher die bessere Wortwahl gewesen. "Du meinst nun, ich sollte also wie der Schmied sprechen?" vergewisserte ich mich noch einmal. Das war sicher nicht so schwer.

Dann  kamen unsere Pferde auch schon vor dem Tor zum stehen. Einer der Gefolgsmänner des Furius stieg ab und sprach die Torwache an. Er meldete seinen Herrn, dessen Gefolge uns auch mich als seine Klientin, sowie dessen Anliegen an.
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06-08-2023, 05:00 PM,
Beitrag #5
RE: [Vor der Castra] Patron und Klientin
Miles Herdonius verrichtete seinen Wachdienst in den letzten Tagen mit schlechter Laune. Er gehörte zur Centurie von Octavius und hatte sich auch als Freiwilliger gemeldet, war aber abgelehnt worden. Jedes mal wenn die Vexillatio ausrückte, kam der Ärger erneut in ihm hoch.
Verwundert sah er die beiden Besucher an, Was wollte der Mann denn mit seiner Oma hier?
Salvete“, grüßte er maulfaul. „Dann steigt ab, die Kameraden kümmern sich um die Pferde und folgt mir bitte.“ Missmutig stapfte er los mit dem Gedanken, die anderen amüsieren sich, räumen mit dem Keltenpack auf und ich mache hier den Fremdenführer. >>>>
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06-08-2023, 05:17 PM,
Beitrag #6
RE: [Vor der Castra] Patron und Klientin
(06-08-2023, 10:06 AM)Ceridwen schrieb: "Ich bin keine entflohene Sklavin!" rief ich rechtfertigend aus und schaute auch etwas gekränkt. "Nicht nur du bist von hohem Stand, Furius Saturninus! Ich lernte bereits Latein, als noch kein römischer Legionär die heilige Erde Albions mit seinen Füßen betreten hatte!“ Besudelt wäre sicher die bessere Wortwahl gewesen. "Du meinst nun, ich sollte also wie der Schmied sprechen?" vergewisserte ich mich noch einmal. Das war sicher nicht so schwer.

Dann  kamen unsere Pferde auch schon vor dem Tor zum stehen. Einer der Gefolgsmänner des Furius stieg ab und sprach die Torwache an. Er meldete seinen Herrn, dessen Gefolge uns auch mich als seine Klientin, sowie dessen Anliegen an

Saturninus blinzelte etwas; er schien bei der eigensinnigen Keltin ständig ins Fettnäpfchen zu treten. Er rettete sich in Dignitas, die unerschütterliche Würde des Oberhaupts der Gens Furia:

"Albion? Ach, du meinst wohl Britannia? Vielleicht erzählst du mir bei Gelegenheit etwas über deinen hohen Stand, Dorfälteste. Ich weiß wohl, dass ihr Britannier Häuptlinge und Priester habt. Und sogenannte Könige und Königinnen. Bitte nicht wie der Schmied Latein sprechen, aber nein. Das wäre ja grausig. Kleine Fehler sagte ich nur", sprach er ruhig und etwas blasiert. 


(06-08-2023, 05:00 PM)Legionär schrieb: Miles Herdonius verrichtete seinen Wachdienst in den letzten Tagen mit schlechter Laune. Er gehörte zur Centurie von Octavius und hatte sich auch als Freiwilliger gemeldet, war aber abgelehnt worden. Jedes mal wenn die Vexillatio ausrückte, kam der Ärger erneut in ihm hoch.
Verwundert sah er die beiden Besucher an, Was wolte der Mann denn mit seiner Oma hier?
„Salvete“, grüßte er maulfaul. „Dann steigt ab, die Kameraden kümmern sich um die Pferde und folgt mir bitte.“ Missmutig stapfte er los mit dem Gedanken, die anderen amüsieren sich, räumen mit dem Keltenpack auf und ich mache hier den Fremdenführer.

"Wir werden absteigen, doch unsere Pferde keinesfalls deinen Männern anvertrauen. Jedes davon ist das Jahresgehalt eines Centurios Wert. Meine eigenen Knechte werden sich kümmern", sagte Saturninus und nickte Ceridwen zu, damit sie ebenfalls abstieg:
"Danke für dein Entgegenkommen, Soldat"

Saturninus Arroganz war seiner unsicheren Position geschuldet. Er hatte keinerlei Macht über das Militär. War er erst einmal in der Castra, war er einfach nur ein Zivilist. 

Er schwang sich vom Sattel und nahm Ceridwen, den Villicus und drei Sklaven mit hinein, die anderen sollten draußen warten. Alle, die eintraten,  waren selbstverständlich unbewaffnet.

>>>
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Honoratior von Iscalis
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06-09-2023, 09:26 PM,
Beitrag #7
RE: [Vor der Castra] Patron und Klientin
Ja, da schaute er mal! Vor lauter Selbstherrlichkeit, bekamen diese Römer nicht viel mit, vom Rest der Welt! Aber anscheinend hatte er doch so etwas Wissbegierde bewahrt. Über meinen hohen Stand sollte ich ihm demnächst erzählen. Ganz sicher würde ich ihm nicht über meine Zeit in Mona berichten. Dann hätte ich mich hier nun auch selbst gleich ausliefern können!

"Kleine Fehler, also!" , sollte ich machen, meinte er. "Das lässt sich einrichten!" Ich nickte bedächtig. Owains Können jedoch tat er als grausig ab. Ob ihm bewusst war, wie anmaßend und arrogant er war. Ja, ganz sicher! Das wusste er, denn er badete gerade darin. Aber solange es Vollpfosten wie den Furier gab, die sich nicht die Mühe machten, unsere Sprache zu lernen, mussten wir nicht fürchten, entdeckt zu werden, wenn wir gegen sie konspirierten.

Der Wachsoldat begrüßte uns mit einem müden Salvete und verlangte von uns, abzusteigen. Doch der Furier hatte auch für ihn noch eine Dosis Arroganz übrig.  Während ich vom Wallach abstieg, erklärte er dem Legionär, wie kostbar seine Pferde seien. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
Ich hielt mich am besten dezent zurück und ließ den Furier einfach machen. Zusammen mit seinem Vilicus betraten wir schließlich die Castra und mit jedem Schritt, den ich tat, wurde mir mulmiger zu Mute.
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06-15-2023, 06:56 PM,
Beitrag #8
RE: [Vor der Castra] Patron und Klientin
Centurio Octavius kehrte unverrichteter Dinge zurück und überlegte noch immer an wen er sich wenden könnte. Erstaunt riss er seine Augen auf, als er sah wie die Keltin vom Wagenrennen in Richtung Gefängnis gebracht wurde. Oder brachte man sie zum Tribun. Das muss unbedingt im Auge behalten werden. Traulinus muss hierbleiben und das beobachten, überlegte er sich dabei. Mit sorgenvoller Miene stand er da und schaute ihnen hinterher. Das war gar nicht gut. Wenn das ihr Vater erfahren würde, konnte es sehr schnell einen Aufstand geben.
Einem Legionär, der gerade am Tor mit einer der Torwachen sprach gab er den Auftrag, Optio Traulius zu suchen und ihn zu ihm in sein Büro zu bestellen.
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Honoratior von Iscalis
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