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Unter Kelten - Nach der Razzia in Cheddar
05-27-2023, 08:34 PM,
Beitrag #4
RE: Unter Kelten - Nach der Razzia in Cheddar
Nach und nach kamen alle Dorfbewohner herbei, die am Morgen das Eindringen der römischen Soldaten am eigenen Leibe miterlebt hatten. Auch Eigyr kam in Begleitung ihres Mannes und den vier Kindern. Das Älteste, ein Junge war gerade mal sieben Jahre alt und das Jüngste hatte vor wenigen Wochen erst Laufen gelernt. Eigyrs Augen waren von ihren Tränen ganz geschwollen und sie klammerte sie aus Furcht an den Arm ihres Mannes. Ich nickte der armen Frau zu und war froh, dass sie da war. Sie konnte später diesem aufgeblasenen Wichtigtuer ins Gesicht schleudern, was die großartigen Soldaten Roms mit ihr gemacht hatten.
 Auch der alte einbeinige Boduognatus war aus seinem Haus gekommen und mit Hilfe seiner Krücken bis zum Dorfplatz gehumpelt. Ich hatte den größten Respekt vor dem alten Krieger, denn alle sprachen im Dorf sehr ehrerbietig von ihm. Die Gwrach, die eigentlich Ceridwen hieß, kam ebenso zum Dorfplatz. Sie genoss ebenso großes Ansehen und Respekt im Dorf, weil sie den Menschen hier in vielerlei Hinsicht helfen konnte. Außerdem hatte sie die Verbindung zu den Göttern. Doch außer den alteingesessenen Bewohnern des Dorfes wusste das kaum einer. Ich hatte sie am Abend zuvor erlebt und ich war überzeugt davon, dass alles stimmte, was man über sie erzählte. Die Jüngeren hatten einen gehörigen Respekt vor ihr, weil sie alle in ihr eine Art Dorfhexe sahen, die jeden verwandeln konnte, der in ihrer Missgunst stand. Alle hielten einen gewissen Abstand zu ihr. Auch ich nickte ihr respektvoll zu.

Es dauerte noch eine Weile, bis der Römer sich die Ehre gab und hoch zu Ross zum Dorfplatz ritt. Ein Raunen ging durch die Menge. Der Römer erntete feindselige Blicke, sogar von den Kindern.  Das Vertrauen zu den Römern, falls es das jemals gegeben hatte, war so ziemlich gegen Null angekommen. Und schon gar nicht wollte man sich von einem solch übermütigen Wicht von oben herab behandeln lassen. Aber ja, so waren sie eben, die Römer! So hatten wir sie kennengelernt und kannten wir sie noch immer!

Er winkte mich zu sich. Ich ging auf ihn zu  und sah zu ihm auf. Er meinte, ich solle übersetzen, was er zu sagen hätte. Ich nickte nur und wartete auf seine Ansprache an die edlen Wilden, die er in uns zweifelsfrei sah.
Zunächst stellte er sich vor. Doch selbst mit seinem Namen hatte ich meine Schwierigkeiten. "Das ist Tibärus Furius Sat.. äh, ach das ist unwichtig! Der Römer möchte mit dem Häuptling des Dorfes sprechen, der ihm erzählen soll, was alles passiert ist." Ich wusste selbst, dass es so etwas in Chaddar nicht mehr gab. Die Leute sahen sich ratlos an. Manche grinsten hinter vorgehaltener Hand. Eine ältere Frau fragte mich verständnislos, ob ich dem Römer nicht schon alles gesagt hätte. Ich zuckte mit den Schultern. "Ja, hab ich. Aber mir glaubt er vielleicht nicht!" Ein Mann empörte sich. "Wie kann er einem Schmied nicht glauben!?" In der keltischen Gesellschaft genossen wir Schmiede einen hohen Stellenwert, denn wir beherrschten die Kunst, Metall mit Hilfe des Feuers zu verformen. Aber davon verstanden die Römer natürlich nichts. Ein älterer Mann deutete schließlich auf die Gwrach. "Lasst Ceridwen für uns sprechen!" Ich wusste, dass die Gwrach ein besseres Latein sprach, als ich jemals sprechen würde. Trotzdem sprach ich in unserer Sprache mit ihr, um sie nicht zu gefährden. Ich traute dem Römer keinen Fingerbreit über den Weg. Wenn er erfuhr, was sie war, dann schwebte sie in Lebensgefahr!
"Ceridwen, ist Älteste von Dorf. Sie sprechen für Dorf!" Ich deutete auf die Gwrach und hoffte, mir damit nicht ihren Zorn auf mich zu ziehen.
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RE: Unter Kelten - Nach der Razzia in Cheddar - von Licinianus Owain - 05-27-2023, 08:34 PM

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