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Unter Kelten - Nach der Razzia in Cheddar
05-29-2023, 09:19 AM,
Beitrag #11
RE: Unter Kelten - Nach der Razzia in Cheddar
Niemand im Dorf hatte sich der Illusion hingegeben, etwas wieder zurückzubekommen, was sie den plündernden Römern hatten geben müssen. Und überhaupt, wie hätte man all jene Frauen entschädigen können, die geschändet worden waren? In alten Zeiten hatte man das ganz einfach gehandhabt. Die Schuldigen wurden ausgeliefert und die betroffenen Frauen durften dann ein Urteil über sie fällen. Sehr selten kam ein Vergewaltiger unbeschadet davon! Diese Zeiten waren leider längst vorbei. Nun herrschten die Römer hier. Sie gestanden uns keinerlei Rechte zu. Wir hatten nichts zu erwarten. Das machte die Leute schon wütend. Aber auch die Gefühlskälte, mit der dieser Römer hier auftrat, waren viele nicht einverstanden. 
Ich blieb ruhig und hörte mir weiter an, was Furius Saturninus uns noch zu sagen hatte. Als Owain den Leuten den Vorschlag des Römers übersetzte, wurde es plötzlich laut um mich herum. Die Unzufriedenheit der Leute platze aus ihnen heraus und auch ich wurde wieder kurzzeitig an das Schicksal der Icenerkönigin erinnert, deren Gemahl auch einen Vertrag ausgehandelt hatte, damit sein Stamm unter dem Schutz Roms stünde. Wir alle wussten, wie diese Geschichte ausgegangen war!

Ich wandte mich an Owain. "Frage den Römer, was er gegen eine Armee ausrichten kann? Sag ihm, die Römer haben uns schon viel versprochen und selten davon etwas gehalten! Sag ihm, niemand in Cheddar oder Iscalis hat Interesse an einem Aufstand. Aber wenn es sein muss, werden wir unser Eigentum und unsere Freiheit mit unserem Leben verteidigen!"
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05-29-2023, 10:05 PM,
Beitrag #12
RE: Unter Kelten - Nach der Razzia in Cheddar
Das Volk murrte und da Saturninus ihre Worte nicht verstand, musste er sich auf seine Augen verlassen. Da war offene Feindseligkeit, einige schüttelten die Fäuste, sie diskutierten. Saturninus dachte an die Geschichten, die er über die Kelten gehört hatte, an die grausigen Menschenopfer. Hatte er Angst? Ja, die hatte er, wenn er ehrlich war. Die Situation konnte kippen. Sie könnten ihn umbringen. Dennoch behielt der Furier seine Haltung bei. Er zuckte mit keiner Wimper.
Endlich antwortete ihm Owain: Dein Vorschlag, sie nicht finden gut! Sie sagen, sie nicht deine Sklaven. Sie kein Vertrauen in Römer!"

Saturninus sah weiterhin Ceridwen an. Auch sie hatte keine Regung gezeigt. Instinktiv fühlte er sich mit ihr verbunden:

"Ihr wärt natürlich keine Sklaven, Volk von Cheddar. Ihr wärt Klienten von uns Furiern. Das bedeutet, ihr bekämt Schutz und Hilfe von meiner Seite. Ich würde eure Belange gegenüber Rom vertreten.  Und ich darf von euch Treue und auch Dienste, erwarten. Aber das ist nichts, was ich befehlen kann wie einem Sklaven . Ein Patronat beruht auf Fides, auf Treu und Glauben. Die Götter selbst würden mich strafen, würde ich mich nicht daran halten", erklärte er.

Dabei hatte er schon seine Zweifel, dass diese eher einfach gestrickten Dörfler das Wesen des römischen Patronats erfassen konnten. Und  Owains vermutlich rudimentäre Übersetzungskünste waren da auch nicht so hilfreich.

Jetzt bat die Dorfälteste Aglaias Sklaven, sie zu dolmetschen. Saturninus wartete.
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Honoratior von Iscalis
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05-30-2023, 07:28 AM,
Beitrag #13
RE: Unter Kelten - Nach der Razzia in Cheddar
Der Römer ließ nicht locker. Dabei war es schwierig, gegen die immer noch aufgebrachten Leute anzukommen.  "Hey, lasst den Römer reden!" rief ich ihnen zu und hob beschwichtigend die Hände. Erst dann wurde es auf dem Dorfplatz wieder etwas leiser.

Was dann kam, überstieg dann einfach meine Dolmetscherfähigkeiten. "Echt jetzt?", brummte ich leise. Aber ich versuchte es trotzdem. Zum Glück hatte Ceridwyn alles verstanden, was Furius Dingsbums gesagt hatte, bevor ich es ihr übersetzen musste.
"Der Römer sagt, ihr wäret nicht seine Sklaven, sondern Klienten, fragt mich bloß nicht, was das ist! Ihr bekommt Schutz und Hilfe von ihm. Dafür verlangt er Treue und Dienste." Wieder ging ein Raunen durch die Menge. "Aber das wäre nichts, was er befehlen kann."
Ich sah etwas ratlos drein, aber ich machte weiter. "Er nennt das Patronat. Das beruht auf Treue und Glauben. Die Götter, also seine, strafen ihn, wenn er sich nicht dran hält." Meine Übersetzung hinterließ fragende Gesichter. Aber auch solche, die dem immer noch ablehnend gegenüberstanden. Ich war gespannt, was Ceridwyn dazu sagen würde.
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05-30-2023, 07:31 AM,
Beitrag #14
RE: Unter Kelten - Nach der Razzia in Cheddar
Ich ließ mich nicht von der allgemeinen Entrüstung anstecken, sondern stand allem besonnen gegenüber. Das war es doch, mit dem die Römer versuchten, uns dazu zu bringen, kleinbeizugeben, indem wir uns uneins waren.

Der Schmied kam langsam an seine Grenzen. Er sollte unbedingt seine Lateinkenntnisse verbessern! Sein Glück, dass ich alles verstanden hatte. Denn ich wusste sehr wohl, was ein Klient war und auch was die Römer mit Patronat meinten. Was die Leute von Cheddar wohl am meisten interessierte, war die Frage, welche Art von Diensten sie verrichten sollten. Die Dorfbewohner konnten wohl kaum bei einer Wahl für ihren Patron stimmen oder in sonstiger Weise positiv auf seine Belange einwirken. Welcher Römer würde denn schon auf sie hören wollen?

"Sag ihm, dass die Leute von Cheddar zur Treue fähig sein können, sofern sie nicht hintergangen werden. Und frag ihn, welche Art von Diensten er erwartet." Wie auch schon zuvor, übersetzte Owain meine Worte.
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05-30-2023, 11:31 PM,
Beitrag #15
RE: Unter Kelten - Nach der Razzia in Cheddar
Ich war überrascht, als die Gwrach plötzlich meinte, die Leute von Cheddar könnten zur Treue fähig sein. Das übersetzte ich dann auch so. Wollte die Alte etwa doch klein beigeben? Es gab hier einige, denen das ganz und gar nicht gefiel. Schließlich wollte sie wissen, welche Dienste das Dorf verrichten sollte, wenn sie seine Klienten werden wollten. "Was sollen Leute oder Dorf tun? Sie wollen wissen, welche Dienste du erwarte." Ich konnte mir das immer noch nicht vorstellen! Vor allen Dinge wäre es interessant gewesen, zu wissen, was er alleine alles bewirken konnte.
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05-31-2023, 12:03 PM,
Beitrag #16
RE: Unter Kelten - Nach der Razzia in Cheddar
Ceridwens Fragen kamen präzise, wenn auch in Owains mehr schlechten als rechten Übersetzung. Sie schien nicht die tumbe Barbarin zu sein, für die er sie gehalten, da er sie rein nach dem Äußeren beurteilt hatte. Was sie fragte, hätte er mit seinem römischen Verstand wohl auch gefragt, wenn die Rollen vertauscht gewesen wären:

"Ich weiß, dass man euch Britannier oft falsch behandelt hat", sagte er, ohne jedoch einen Täter zu benennen. Aber ja, das war seine Meinung:
"Das ihr trotz allem keinen Aufstand wollt, spricht für eure Klugheit. Ihr könntet nicht gewinnen. Zumindest nicht langfristig. Wenn ihr einen Trupp Soldaten im Kampf besiegt, so kommt Morgen die ganze Legion, um euch zu bestrafen. Wie wollt ihr denen standhalten? ", er schüttelte den Kopf:
"Natürlich werde auch ich euch nicht mit Waffengewalt verteidigen. Ich bin Römer. Aber wenn ihr meine Klienten seid, habe ich ein berechtigtes Interesse daran, dass man euch in Ruhe lässt. Was nützt es mir, wenn beispielsweise ein Schmied, der mir zu Schmiedearbeiten verpflichtet ist, von den Legionären so zugerichtet wird, dass er nicht mehr arbeiten kann? 
Ich bin ein Patrizier aus einer Gens, die fast so alt ist wie Rom selbst. Wenn ich mich für euch verbürge, würden sie in Zukunft nicht wiederkommen"

Saturninus ging zumindest davon aus, dass sie das nicht tun würden. Mit diesem  T.O. D. würde er Vereinbarungen treffen:
"Aber das bedeutet auch, dass ich belangt werden würde, wenn meine Klienten Rebellen sind. Das Militär könnte mich dann als Verräter ansehen. Ich wäre da nicht der erste Römer, der wegen Hochverrat angeklagt wird"

Perduellio, Hochverrat war Teil des Zwölftafelgesetzes. Die Strafe war der Tod.  Darunter fielen feindliche Handlungen insbesondere von Amtsinhabern gegen das römische Gemeinwesen. Vermutlich wäre Saturninus jedoch freigesprochen worden, da es ihm an böser Absicht gefehlt hätte( Er konnte die Handlungen der Leute von Cheddar schließlich nicht Tag und Nacht überwachen). Aber vielleicht wollte man auch ein  Exempel statuieren. Das Gesetz war schon immer dazu benutzt worden, sich politischer Gegner zu erledigen, und die Furier hatten gerade keinen guten Stand in Rom.

Diese Gedanken konnte Saturninus nicht mit den Kelten teilen. Er hoffte, es so zu erklären, dass  sie es begreifen konnten:

"Auch ich bin also auf eure Treue angewiesen. Ich werde euch nicht hintergehen, dies schwöre ich bei den Laren der Furier.
Zu euren Diensten: Das ihr mich bei Wahlen oder ähnlichem unterstützt, fällt natürlich weg. Ich würde verlangen, dass ihr euch nicht gegen unsere Regierung erhebt. Und....",
er machte eine Pause:
"Dass ihr mir von allen Umtrieben berichtet, die gegen Rom gerichtet sind. Rebellen, Bewegungen, Waffen, Druiden. Dann kommt ihr zu mir. Ich verspreche euch, dass ich an der Wahrung des Friedens interessiert bin"
Saturninus sprach natürlich von der Pax Romana. Dem Frieden, wie die Römer ihn verstanden.
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Honoratior von Iscalis
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05-31-2023, 06:31 PM,
Beitrag #17
RE: Unter Kelten - Nach der Razzia in Cheddar
Ah, jetzt probierte er es auf der Mitleidsschiene! Ihr armen Britannier, ihr! Alle waren sie böse zu euch! Da musste ich ja gleich kotzen! Und so einer forderte Ehrlichkeit und Vertrauen? Pah, echt widerwertig! Aber trotzdem übersetzte ich weiter, denn die Leute von Cheddar sollten sehen, was das für ein Schmierbeutel war!

"Er sagt, er weiß dass man uns oft falsch behandelt hat! Hört, hört! Und wir sind klug, da wir keinen Aufstand wollen, weil wir ihn nicht gewinnen können. Denn sonst würde uns morgen schon eine ganze Legion bestrafen. Was haltet ihr eigentlich davon, wenn wir den Kerl jetzt aufknüpfen und mit dem Kopf nach unten an einen Baum binden?" Hie und da war Gelächter zu hören. Andere schienen gedanklich schon ihre Messer zu wetzen, die sie leider den Römern überlassen mussten.

"Er wird euch nicht mit Waffen verteidigen, weil er Römer ist. Verdammter Besatzer! Er hat ein Interesse, das man euch in Ruhe lässt, wenn ihr seine Klienten seid. Denn es nützt ihm nichts, wenn ein Schmied, der ihm verpflichtete ist, von Soldaten so zugerichtet wird, dass er nichts mehr arbeiten kann." Bei diesem Stichwort wandte ich mich zu dem Römer. "Ich dir nicht verpflichtet! Nur Aglaia!" Das wollte ich gleich mal klarstellen, bevor er noch auf dumme Gedanken kam!

"Er sagt, er ist Pat äh… ach Schlagmichtot keine Ahnung! und Seine Familie ist so alt wie Rom. Fragt mich jetzt bitte nicht, wie alt Rom ist! Aber wenn er sich für euch verbürgt, dann kämen die Soldaten nie wieder!" Da war ich ja mal gespannt, ob das nur heiße Luft war oder ob da tatsächlich etwas dahinter stand!
"Aber wenn ihr Rebellen seid, dann wird er dafür verantwortlich gemacht. Er ist auf eure Treue angewiesen. Er wird euch nicht hintergehen, das schwört er bei… äh. Keine Ahnung!" Aha, so bekam man ihn wieder von der Backe! und warum, beim Bart des Druiden, musste er mit so schwierigen Sachen rüberkommen. "Was ist Laren?" fragte ich ihn "Götter? Geister? Dämonen?"

Nun kam er endlich zur Sache und erklärte, welche Dienste er meinte. "Er will, dass ihr euch nicht gegen die Römer erhebt und…" Jetzt musste ich erst einmal schlucken! "und dass ihr alles verratet, was gegen Rom ist: Rebellen, versteckte Waffen und Druiden." Mir wurde plötzlich ganz flau im Magen. Vor ein paar Minuten noch hatte ich den Leuten Badrans Waffen versprochen. Wenn mich jetzt einer verriet, dann war es das! Ebenso wenn jemand das Geheimnis der Gwrach preisgab, war auch sie geliefert! Irrte ich mich oder hatte ich gerade ein kurzes gedämpftes Grinsen um ihre Mundwinkel huschen sehen? Einige der Leute begannen loszuschimpfen. Sie seien keine Verräter und der Römer sollte hingehen, wo die Oliven wuchsen!
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05-31-2023, 07:25 PM,
Beitrag #18
RE: Unter Kelten - Nach der Razzia in Cheddar
Furius Worte waren die eines Römers, der davon überzeugt war, ehrenhaft und gut zu sein. Natürlich war er auch überheblich, so wie sie eben alle waren, diese Römer. Sicher aber war ihm das gar nicht bewusst. Er versuchte mir und den Leuten zu schmeicheln, indem er indirekte Drohungen aussprach. Jeder wusste, die Römer waren zahlreich, wie die Heuschrecken. Genauso verhielten sie sich auch! Also warum sollten wir einen Handel mit einem von ihm eingehen?
Das was er sagte, klang wenigstens nach ein bisschen Sicherheit. Doch letztendlich würde auch er nicht verhindern können, wenn eine Horde Legionäre wieder einmal das Dorf bedrängte und sich wie die letzten Barbaren verhielt. 
Die Dienste, die er erwartete, waren für mich keine Überraschung gewesen. Das Übliche eben, erhebt euch nicht, macht keinen Ärger, versteckt keine Waffen, macht keine gemeinsame Sachen mit Rebellen Driuden und sonstigen debilen Flachwichsern! Ja, das war alles nichts Neues! Aber irgendwie auch amüsant! Wenn der Römer geahnt hätte, mit wem er da sprach? Ein Sklave, der den Leuten Waffen versprochen hatte, um sich gegen wilde Tiere und Römer zu verteidigen und eine alte Frau, die in der Tradition der Druiden ausgebildet worden war und einst eine der Priesterinnen von Mona gewesen war. Was der Römer nicht weiß, macht ihn nicht heiß! Das konnte sicher lustig werden!
"Nun gut, Furius Saturninus. Dann bitte ich dich hiermit ganz offiziell und in deiner Sprache, dass dieses Dorf hier sich unter deinen Schutz als Patron stellen möchte und dir dafür die Treue schwört!" rief ich schließlich laut. Das Dorf würde sicher nichts provozieren, aber es würde sich auch nicht mehr bedrängen lassen! 
"Owain, mein junger Freund! Du solltest unbedingt dein Latein verbessern! Das war wirklich grenzwertig! Komm doch einfach einmal auf einen netten Becher Met vorbei!" meinte ich zu dem jungen Schmied (ebenso in Latein) und grinste.
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05-31-2023, 08:30 PM,
Beitrag #19
RE: Unter Kelten - Nach der Razzia in Cheddar
"Ja natürlich bist du deiner Eigentümerin verpflichtet. Als Sklave kannst du nicht mein Klient sein", erwiderte Saturninus etwas erstaunt, da Owain etwas Offensichtliches erwähnte. Aber er nahm es dem Sklaven nicht übel. Für so ein schlichtes Gemüt mussten die Dolmetscherdienste schon schwierig genug sein:

"Laren sind unsere Schutzgeister, Ahnengeister, die nach ihrem Tod über uns wachen. Ich schwöre somit bei meinen Vorfahren", erklärte er.
Wieder lag sein Blick auf der Menge. Sie diskutierte anscheinend seinen Vorschlag. Nur Ceridwen  strahlte nach wie vor ruhige Würde aus. Täuschte Saturninus sich, oder umspielte ein gelassenes Lächeln ihre Lippen?

Weshalb wunderte sich der Furier nicht, als sie ihn plötzlich in reinem Latein ansprach? 
Er hätte es ahnen können. Hinter dieser Ceridwen steckte mehr als auf den ersten Blick zu sehen war? Ob sie vielleicht eine römische Sklavin gewesen war? Gut möglich. Aber warum war sie jetzt nicht mehr bei ihrem Dominus? Freigelassen oder entlaufen? Saturninus dachte, dass er sie vielleicht danach fragen konnte, wenn er sie jetzt öfter sah.

In seiner Sprache bat Ceridwen ihn offiziell um sein Gemeindepatronat. Saturninus merkte an sich selbst, wie seine Anspannung abfiel. Sein Mund war ganz trocken. Er hatte das Gefühl, dass der Tod, der die ganze Zeit in der Nähe gewartet hatte, jetzt erst  von ihm wich. Dieses Spiel hatte er gewonnen.

 Seine Vorfahren hatten einst italische und griechische Städte unter ihren Schutz gestellt. In seinem Fall war es nur ein Keltendorf bevölkert mit einfachen Handwerkern und Bauern. Dennoch fühlte er sich ihnen nahe: 

"Als Vertreterin von Cheddar trittst Du, Dorfälteste Ceridwen, vor mich hin, um mich um mein Patronat zu bitten. 
Du bist mir willkommen"

Er ging auf Ceridwen zu und streckte beide Hände aus: "Bitte gib mir deine Hände"flüsterte ihr zu und drehte sich wieder zum Volk um:

"Ich willige ein, euer Patron sein. 
So es die Götter wollen, werde ich eure Treue mit Wohltaten, eure Dienste mit Hilfe und euren Gehorsam mit Schutz vergelten"

Nun stand er sehr nahe bei Ceridwen und schaute sie an:

"Bitte übersetze auch dies: Alles was beschädigt wurde, werde ich mit einer Zahlung aus meinem eigenen Vermögen reparieren lassen"

Mit den Wohltaten würde er sofort beginnen, damit sie sahen, dass sein Versprechen ernst war: 

"Und wer von den jüngeren Leuten Arbeit sucht, kann sich an mich wenden. Dafür bin ich in Zukunft da"

Nach römischer Sitte zog eine Wohltat, die man empfing, die Pflicht nach sich, diese zu erwidern.
Das nannte man Do ut des - ich gebe, damit Du gibst. Saturninus hatte vorgelegt, jetzt war Cheddar am Zug.

Er lockerte den Griff seiner Hände und wandte sich nun an Aglaias Sklaven Owain: 
"Ich entlasse Dich jetzt zu deiner Herrin", sagte er:
"Richte meiner süßen Aglaia aus, dass sie auf mich warten und solange ihr Haus geschlossen halten soll. Am besten schreibt sie an die Tür, dass es unter ihren Mädchen einen Ausbruch von Sumpffieber gibt. Das ist hoffentlich für unerwünschte Besucher abschreckend genug"

Nachdenklich musterte er Ceridwen:
"Da du es verstehst, die Interessen von Cheddar durch kluge Entscheidungen zu wahren und Latein sprichst, Dorfälteste:  Möchtest Du mich in die Castra der Legio II Augusta begleiten?"
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Honoratior von Iscalis
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06-03-2023, 01:43 PM,
Beitrag #20
RE: Unter Kelten - Nach der Razzia in Cheddar
Im Laufe meiner Jahre, hatte ich gelernt, mein Gegenüber zu beobachten. Jede Regung in den Gesichtszügen, jeder kleine Blick, jede winzige Geste verriet eine Menge darüber, was er dachte oder was er als nächstes anstrebte. Furius Saturninus strahlte plötzlich eine Gelassenheit aus.  Nein, er würde heute nicht in Cheddar sterben und niemand hier würde ihm auch danach nach dem Leben trachten. Alle Anspannung, die er zuvor aufgebaut hatte, fiel von ihm ab, als ich sein Angebot annahm. Dass ich dies in seiner Sprache getan hatte, wunderte ihn inzwischen nicht mehr. Vielleicht hatte er begriffen, dass man Menschen nicht nach ihrem Äußeren beurteilen sollte. Sie mochten uns Barbaren nennen, doch auch wir trugen eine jahrhundertealte Kultur in uns.

Die Stimme des Furiers wurde nun sehr feierlich. Er hieß mich und somit auch das Dorf willkommen. Dann kam er mir einige Schritte entgegen und streckte seine Hände aus. Ich zögerte für einen kurzen Moment und reichte ihm dann meine, nachdem er mich flüsternd gebeten hatte, es ihm gleich zu tun.
Unsere Treue und unseren Gehorsam wollte er als unser Patron von nun an mit Wohltaten und Schutz vergelten. Natürlich verlangte dies nach einem entsprechenden Entgegenkommen. Doch zunächst übersetzte ich für die Leute.  "Ihr habt vom Schmied bereits gehört, dass ich auf die Bitte des Römers eingegangen bin. Geben wir ihm, was er will und leben dafür von nun an in Frieden und Sicherheit! Außerdem will er alle entstandenen Schäden reparieren lassen und bietet den Jungen bezahlte Arbeit an." So weit, so gut! Manche der Leute beeindruckte das. Besonders die, deren Einrichtung zerstört worden war, nickten zufrieden. Aber was war mit denen, die geschändet worden waren oder die persönliche Dinge hergeben mussten? Aus den hinteren Reihen drängte sich der Schuhmacher nach vorne und baute sich vor mir auf und funkelte mich an. "Dann verlangst du von uns, unsere eigenen Leute zu verraten und auszuliefern?"  Wieder umschmeichelte ein Lächeln meine Mundwinkel. "Wir werden das tun, was von uns verlangt wird. Aber niemand, der bei uns Schutz sucht, wird von uns verraten werden. Lasst uns die Römer mit Gespinsten beschäftigen und Dingen, die sie sehen wollen, damit sie uns nicht mehr behelligen müssen." Ich ließ meinen Blick über die Leute gleiten. Wahrscheinlich war nun auch der letzte Einwand aus der Welt geschafft. Ich wusste, ich spielte ein gefährliches Spiel. Doch wenn wir zusammenhielten, konnte uns nichts passieren.  "Schmied, du weißt, was zu tun ist!" rief ich, ohne Owain dabei eines Blickes zu würdigen. Die Leute von Cheddar sollten nicht wehrlos sein, falls der Schutz des Furiers einmal versagen sollte.

Nun wandte ich mich wieder dem Furier zu. "Ich verspreche dir, dass das Dorf Cheddar dein Wohlwollen und deinen Schutz mit  Treue und Gehorsam vergelten wird. Dafür verbürge ich mich! Wir werden von nun an Augen und Ohren offen halten, um jene zu entlarven, die uns und unserem Bündnis schaden wollen.“  
Auch diese Worte übersetzte ich den Leuten von Cheddar, von denen sich einige zufrieden zeigten, andere schienen immer noch in einer Art Starre zu verharren, bis auch sie begriffen. Dann löste sich die Versammlung auf. Ich hätte mich nun auch gerne zurückgezogen, denn die aufreibenden Ereignisse hatten mich doch sehr angestrengt. Dann aber bat der Furier mich, ihn zur Castra zu begleiten.
"Mein lieber Furius, ich bin eine alte Frau und besitze kein Pferd. Wie sollte ich dich da begleiten?" Es gab natürlich die Möglichkeit, dass mich einer der Männer des Dorfes auf einem Wagen dort hinfuhr.
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