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Tablinum | Meine Frau, meine Mutter und ich - Oder: Wie der Hase läuft
05-20-2023, 10:39 PM,
Beitrag #1
Tablinum | Meine Frau, meine Mutter und ich - Oder: Wie der Hase läuft
Die Hochzeitsfeierlichkeiten waren endlich vorüber. Ruhe und und Normalität hielten wieder Einkehr in der Casa Sabinia. Es gab viel zu tun. Das Haus musste gesäubert werden und die Geschenke verräumt werden. 
Aber auch für uns änderte sich einiges. Der Alltag begann nun für mich als Ehemann und für Prisca als Ehefrau und neue Herrin des Hauses. Bisher hatte meine Mutter diese Stellung inne. Nun sollte sie an meine Frau übergehen. Allerdings gab es noch einige Dinge, die besprochen werden mussten. Feinheiten nur, aber auch gewisse Prinzipien, die für dieses Haus galten. All das musste Prisca wissen. 
Daher hatte ich sie gebeten, ins Tablinum zu kommen. Dort wartete ich und Mutter auf sie. Ich saß an meinem Schreibtisch und Mutter hatte auf der gegenüberliegenden Seite Platz genommen. Neben ihrem Korbsessel hatten die Sklaven einen weiteren aufgestellt, der für Prisca bestimmt war. Außerdem hatte ich eine Karaffe Wasser und Birnensaft bringen lassen, sowie drei Becher und eine Schale mit frischem Obst. All dies war auf einem Beistelltisch abgestellt worden. Mutter hatte sich bereits ihren Becher mit verdünntem Birnensaft füllen lassen und nippte daran. Während ich noch auf meine Frau wartete, las ich noch den Brief meiner Schwester, der am Tag zuvor eingetroffen war.
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Honoratior von Iscalis
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05-21-2023, 04:31 PM,
Beitrag #2
RE: Tablinum | Meine Frau, meine Mutter und ich - Oder: Wie der Hase läuft
Ein paar Tage lebte Prisca nun in ihrem neuen zuhause. Wirklich angekommen war sie noch nicht, aber meistens erinnerte sie sich an den richtigen Namen der Sklaven und zunehmend seltener verlief sie sich im eigenen Haus. Und sie hatte auch Miriam wieder, was ihr einiges an Sicherheit doch gab, auch wenn ihre Amme schon gemeint hatte, dass sie jetzt langsam auf eigenen Beinen stehen müsse, um ihrer Rolle in der Gesellschaft gerecht zu werden. Prisca wusste noch nicht wirklich, was diese Rolle den war, insbesondere die in diesem Haus nicht, denn: Merulas Mutter wohnte auch hier und hatte bislang den Haushalt geführt. Und Prisca war niemand, der einen Streit um die Vorherrschaft vom Zaun brach.

Und so kam sie natürlich auch gleich der Bitte ihres Ehemanns mit einer für sie nicht unüblichen Portion an Unsicherheit nach und begab sich zum Tablinum. Dort wartete er auch schon mit seiner Mutter, und Prisca schaute kurz einmal zwischen beiden hin und her, ehe sie sich zu dem freien Stuhl begab. “Salve, Merula“, sagte sie, da sie es wirklich nicht hinbekam, ihn vor anderen Marcus zu nennen. Wenn sie beide allein im Dunkeln ihres Cubiculums waren, war das eine Sache. Aber vor seiner Mutter war das doch was anderes. “Salve, Naevia Calida“, grüßte sie auch gleich die Mutter und nach wie vor Hausherrin, ehe sie sich setzte und ihre Hände züchtig in den Schoß faltete. “Du wolltest mich sprechen?“ fragte sie dann, um ihm den Einstieg ins Gespräch etwas leichter zu machen, auch wenn sie etwas unsicher war, warum er sie so geradezu förmlich empfing und ob sie etwas falsch gemacht hatte.
[Bild: 3_15_08_22_9_37_19.png]
Vormund (Tutor): Marcus Accius Florus, Centurio Legio II Augusta (NSC)
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05-22-2023, 10:53 PM,
Beitrag #3
RE: Tablinum | Meine Frau, meine Mutter und ich - Oder: Wie der Hase läuft
Ich sah vom Brief meiner Schwester auf, als Prisca erschien. "Ah Prisca! Bitte seitz dich doch. Mochtest du etwas trinken? Verdünnten Birnensaft, vielleicht?" Ich gab dem Sklaven im Hintergrund ein Zeichen, den Becher meiner Frau mit dem Getränk ihrer Wahl zu füllen. Ich wartete noch einen Moment und begann dann mit meiner Rede. Womit sollte ich eigentlich anfangen?
"Nun, nachdem alle Feierlichkeiten abgeschlossen sind, mussen wir unseren Fokus auf den Alltag richten," begann ich nichtssagend und richtete meinen Blick auf die beiden Damen des Hauses.

[Bild: Naevia-Calida-klein.jpg] |Naevia Calida

Calida stellte ihren Becher ab, an dem sie gerade genippt hatte. "Salve, meine Tochter!" begrüßte sie ihre Schwiegertochter freundlich. "Ich hoffe, du konntest dich bereits ein wenig einleben." Von den Sklaven hatte sie einige Mosaikstückchen aus deren Gesprächen aufschnappen können, die sich um die Ereignisse der Hochzeitsnacht gedreht hatten. Offenbar war diese sehr suboptimal verlaufen. Auch von ihrem Sohn hatte sie nicht viel erfahren, da er sich darüber in Schweigen gehüllt hatte.

"Das bedeutet, du wirst nun nach und nach die Aufgaben der Hausherrin übernehmen, die bisher von meiner Mutter erledigt wurden. Außerdem möchte ich dich mit einigen Regeln vertraut machen, die in diesem Haus gelten." Zweifellos erwartete ich, dass sie sich auch an diese Regeln hielt. Doch zunächst sollte Prisca erfahren, was in Zukunft auf sie zukam. Da meine Mutter darüber am besten Auskunft geben konnte, überließ ich ihr das Wort.

Calida wandte sich dann auch sofort ihrer Schwigertochter zu. "Mein liebes Kind, wie du dir vorstellen kannst, gehört einiges dazu, ein Haus wie dieses zu führen. Das beginnt damit, dass die täglichen Abläufe erledigt werden. Die Einteilung der Sklaven, ein Auge für die Dinge zu haben, die erledigt werden müssen, was die Köchin zum Beispiel kochen soll, welche Dinge angeschaft werden müssen." Calida zählte noch einige weitere Punkte auf, sie den Berg der Aufgaben immer höher wachsen ließ. "Aber am Anfang kannst du ganz gewiss auf meine Unterstützung hoffen. Nach und nach werde ich dann die Aufgaben an dich abtreten. Wobei ich vorerst die Einteilung der Sklaven fortführen möchte, bis du sie alle kennengelernt hast." Wer die Sklaven einteilte, der erfuhr auch zumeist, was die Unfreien beschäftigte und welche Gerüchte im Haus umgingen. Darauf wollte sie keinesfalls verzichten.
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Honoratior von Iscalis
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05-23-2023, 01:12 PM,
Beitrag #4
RE: Tablinum | Meine Frau, meine Mutter und ich - Oder: Wie der Hase läuft
“Ja, das klingt sehr gut, danke“, nahm Prisca gerne etwas von dem Birnensaft an. Sie mochte süße Dinge, auch wenn die nie dazu führten, dass sie einmal sowas wie weibliche Rundungen bekommen würde. Und Miriam mahnte auch immer rasch, dass sie nicht zu viel nehmen sollte, damit ihre Zähne nicht braun würden und es gierig aussehen könnte. Aber im Moment genoss sie es einfach und nahm den Becher von einem der Sklaven mit einem dankbaren Lächeln entgegen, um daran zu nippen.
Die Anrede von Naevia Calida als Tochter machte sie ein wenig nervös. Soweit sie es wusste, hatte sie sine manu geheiratet, war also nicht in der Gewalt ihres Mannes und seiner Familie, sondern weiterhin der ihres Bruders. Es war nicht so, als ob sie das so unbedingt wollte oder darauf bestanden hätte oder so etwas, aber es bewirkte, dass sie sich bei der Anrede etwas seltsam fühlte und kurz etwas unruhig auf ihrem Platz hin und herrutschte. “Danke, Naevia Calida. Ich denke, so langsam finde ich mich zurecht“, meinte sie also schüchtern auf die frage, ob sie sich eingelebt hatte. Sie bemühte sich zumindest sehr, sich einzuleben und sich alles zu merken.

Aber natürlich hatte diese Versammlung hier einen ernsten Hintergrund, und ihr Mann eröffnete ihr auch gleich, was er wollte. Regeln, die sie befolgen sollte. Natürlich war er der Hausherr und damit die oberste Instanz hier, und natürlich würde sie sich ihm beugen, nicht nur, weil er ihr Ehemann war, sondern weil das sein Haus war. Trotzdem hoffte sie gerade inständig, dass er jetzt nicht vor seiner Mutter seine Enttäuschung darüber kundtun würde, dass sie sich nicht vor ihm ausziehen wollte.
Aber es ging um sehr viel profanere Dinge, zum Glück. Naevia Calida fing an, zu erzählen, was alles über kurz oder lang von ihr erwartet würde. Natürlich wusste Prisca, was die Erwartung an eine Matrona war, aber da Naevia Calida hier war, hatte sie angenommen, dass die Mutter von Merula diese Aufgabe weiterhin innehatte, und natürlich fehlte Prisca der Mut und die Erfahrung, ihr diese Position streitig zu machen.
Und so war sie jetzt auch etwas unschlüssig, was genau sich denn jetzt ändern sollte. Und was von ihr erwartet wurde. “Aber du bleibst hier?“ vergewisserte sich Prisca noch einmal, da sie ja wusste, dass Naevia Calida nur hier ins Haus gezogen war, um sich um ihren Sohn zu kümmern. Gerade klang es fast so, als wollte sie wieder gehen. Nicht, dass Prisca etwas dagegen gehabt hätte, denn zwei Legaten für eine Legion war einer zuviel, wie man so schön sagte. Aber sie war sich sehr unsicher, was das zu bedeuten hatte und was jetzt genau sich ändern sollte.
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Vormund (Tutor): Marcus Accius Florus, Centurio Legio II Augusta (NSC)
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05-23-2023, 08:06 PM,
Beitrag #5
RE: Tablinum | Meine Frau, meine Mutter und ich - Oder: Wie der Hase läuft
tMeine Mutter hatte zuweilen ein einnehmendes Wesen. Warum sie nun meine Frau als Tochter begrüßt hatte, erschloss sich mir nicht. Wahrscheinlich lag es einfach daran, dass sie meine Schwester schrecklich vermisste, die nun doch sehr weit weg wohnte und wahrscheinlich wollte sie Prisca einfach das Gefühl geben, dass sie hier willkommen war und nun einfach zur Familie gehörte.
Diesem Gespräch war natürlich ein Vier-Augen-Gespräch zwischen meiner Mutter und mir vorausgegangen, in dem sie mir ihre Absicht erklärt hatte, in Zukunft kürzer treten zu wollen und alle Verantwortung Stück für Stück an Prisca abzutreten. Ich hatte ihre Entscheidung begrüßt, denn meiner Frau würde es sicher gut tun, wenn sie eine sinnvolle Beschäftigung hatte und sich nicht langweilte. Gelangweilte Frauen neigten zuweilen zu unüberlegten Handlungen!
Als sie nun Prisca erklärte, was es alles zu tun gab, war ich der Meinung, dass sie alles in die Tat umsetzen wollte, wovon sie in unserer kleinen Unterredung zuvor gesprochen hatte. Doch dann begann sie plötzlich wieder zurückzurudern, als sie meinte, dass sie die Einteilung für eine unbestimmte Zeit doch noch fortführen wollte.
"Ich halte es für vernünftig, Prisca in alles einzuweisen und ihr am Anfang die nötige Unterstütung zu geben. Doch dann solltest du wirklich an deinem Vorhaben festhalten, dich zurückzuziehen."

[Bild: Naevia-Calida-klein.jpg] |Naevia Calida

Das hörte Calida gerne, dass ihre Schwiegertochter nun langsam heimisch wurde. Sie war sich sicher, ein wenig geduldig mit ihr sein zu müssen, weil sie doch so schüchtern und zurückhaltend gewirkt hatte, als sie sie zum ersten Mal getroffen hatte. Umso besser war es, wenn sie ihr nicht zu viel auf einmal auflud. Und vielleicht manches auch ger nicht auflud. So zum Beispiel die Aufsicht über die Sklaven. Dabei erfuhr man so manches, was ihr sonst verborgen geblieben wäre.
Als Priscs sie nun plötzlich fragte, ob sie hier bliebe oder sich mit dem Gedanken tröge, womöglich auszuziehen, schaute sie etwas irritiert. "Aber natürlich bleibe ich hier! Wo sollte ich denn hin? Meine Familie lebt in Rom." Ein Umzug nach Rom schien ihr doch sehr beschwerlich und kam für sie auch nicht in Frage. Fast dreißig Jahre war sie nun schon fort von Rom. Nein, nein, sie würde hier bleiben!
Dann fing auch noch ihr Sohn damit an, sie solle sich zurückziehen. Ihre Miene veränderte sich zusehends. Aus dem freundlichen Lächeln wurde ein säuerliche Miene. "Na, wenn das so ist...", meinte sie dann plötzlich, ließ aber offen, welche Konsequenz dann drohte.


Ich seufzte leise, als Mutter sich echauffieren wollte. Das konnte ich nun wirklich nicht gebrauchen. Gerade mit Hinblick auf seine bevorstehende Operation, konnte und wollte er es sich mit ihr nicht verscherzen. Denn wer sollte denn alles regeln, wenn die Operation wider erwarten nicht gelang?

"Aber Mutter, so habe ich das doch nicht gemeint! Es war doch dein Wunsch gewesen, kürzer zu treten. Und Prisca wird das alles lernen! Davon bin ich überzeugt!" Ich blickte von der einen zur anderen Hausherrin und hoffte, die Wogen würden sich glätten. Es gab nichts schlimmeres als rivalisierende Frauen. Das war schlimmer, als einen Aufstand wilder Stämme niederzuschlagen!
"Aber gut, fahren wir fort!" begann ich schnell, um das Thema zu wechseln. "Als nächstes wird der Eingriff an meinem Bein anstehen. Gleich morgen werde ich Beatus zum Medicus schicken, um einen Termin dafür zu vereinbaren. Ich möchte, dass es zeitnah geschiet. Natürlich wird das den Alltag aller tangieren, die in diesem Haus leben. Darum ist es mir wichtig, dass jeder weiß, was er in dieser Zeit zu tun hat!" Und vor allem, wer die Legion führte!
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Honoratior von Iscalis
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05-24-2023, 02:39 PM,
Beitrag #6
RE: Tablinum | Meine Frau, meine Mutter und ich - Oder: Wie der Hase läuft
Offensichtlich war Prisca in ein Fettnäpfchen gestolpert, ohne es zu wissen. Denn erst meinte Merula, dass seine Mutter sich zurückziehen sollte, woraufhin sich diese doch recht echauffierte, nur um dann zurückzurudern und ihr zu versichern, dass sie natürlich hier willkommen wäre, so lange sie wollte. Prisca versuchte, möglichst wenig Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und kam sich vor wie ein Hase, der sich zwischen Fuchs und Jagdhund befand und nicht wusste, wohin er rennen sollte.
Zum Glück schien das Thema dann auch erledigt zu sein, und auch wenn Prisca nicht wusste, was sie jetzt aktuell anders machen sollte in den nächsten tagen, hielt sie lieber den Mund, als die Wunde weiter aufzureißen. Es würde sich in den nächsten tagen sicher ergeben, und sie war sich auch sicher, dass Naevia Calida ihr sicherlich die unangenehmsten Aufgaben als erstes übertragen würde. Auch wenn Prisca so ein wenig daran zweifelte, dass Merulas Mutter das Heft wirklich aus der Hand geben würde. Beim ersten Gastmahl würde es sich wohl zeigen.

Aber Merula sprach ein neues Thema an, nämlich seine Operation, die er möglichst rasch angehen wollte. Prisca spannte sich ein wenig an und sah auf. “So bald schon?“ fragte sie mehr reflexartig nach. So bald würde nicht feststehen, ob sie in der Hochzeitsnacht ein Kind empfangen hätte. Prisca wusste jetzt nicht so viel darüber, aber Miriam hatte ihr erklärt, dass es mindestens 3 Wochen dauern würde, bis man es vermuten könnte, und zwei Monate, bis man es sicher wusste. Und so lange war das alles noch nicht her.
“Gibt es denn bestimmte Dinge, die ich dann tun soll?“ fragte Prisca aber trotzdem tapfer nach. Wenn er schon erwähnte, dass alle ihre Aufgaben kennen sollten, musste Prisca auch ihre kennen.
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Vormund (Tutor): Marcus Accius Florus, Centurio Legio II Augusta (NSC)
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05-25-2023, 04:45 PM,
Beitrag #7
RE: Tablinum | Meine Frau, meine Mutter und ich - Oder: Wie der Hase läuft
Ach herrje, Mutter schmollte erst einmal. Da ich sie aber kannte, würde sie sich schon bald wieder fassen. Bis dahin ließ ich sie erst einmal außen vor. 
Prisca war ganz erstaunt darüber, dass ich schon sobald diesen Eingriff über mich ergehen lassen wollte. Ich war mir nicht sicher, was Mutter ihr bei ihrem Besuch darüber erzählt hatte. Mir war es aber ein großes Bedürfnis, dass sich die Misere mit meinem Bein zu einem Besseren wendete und das möglichst schnell. Sicher ich hätte warten können, bis ich die Gewissheit hatte, das meine Frau guter Hoffnung war. Doch dafür war mein Leidensdruck einfach zu groß.
"Ja, schon so bald! Wahrscheinlich in zwei oder drei Wochen." Der neue Medicus war ein gefragter Mann. Wie ich gehört hatte, hatte er inzwischen sehr viele Patienten und ein solcher Eingriff kostete viel Zeit, ganz zu schweigen von der Vorbereitung.
Prisca wollte nun explizit wissen, was sie in dieser Zeit tun wollte. Mutter war ja nun wirklich nicht sehr konkret in ihrer Aussage gewesen, welche Aufgaben sie von Anfang an übernehmen sollte. Lediglich die Aufsicht über die Sklaven wollte sie vorerst nicht abgeben. Ich dachte einen Moment darüber nach. Dann fiel mir ein, dass wir seit dem Tod unseres Villicus noch keinen passenden Ersatz gefunden hatten. Der alte Demetrios, ein Grieche, den seiner Zeit meine Mutter aus Rom mitgebracht hatte, war bis zu seinem Ableben auch für die Finanzen zuständig gewesen. Seitdem hatte ich mich darum gekümmert. Ich zögerte einen Moment, doch dann gab ich mir einen Ruck. "Kennst du dich vielleicht mit Zahlen aus?" Prisca machte auf mich einen intelligenten Eindruck und ich glaubte, ihr in solchen Dingen auch vertrauen zu können.
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Honoratior von Iscalis
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05-25-2023, 05:58 PM,
Beitrag #8
RE: Tablinum | Meine Frau, meine Mutter und ich - Oder: Wie der Hase läuft
Zwei oder drei Wochen war wirklich nicht viel Zeit. Aber Prisca konnte natürlich nachvollziehen, dass Merula auch nicht so lange warten wollte. Immerhin hatte er den Entschluss dazu schon vor ihrer Hochzeit gefasst und wollte nur sichergehen, dass er diese noch erlebte und nicht vorher starb. Dennoch war es irgendwie erschreckend, wenn es plötzlich real zu werden begann. Sie hoffte nur, dass er den Eingriff überleben würde, damit ihre Ehe nicht gleich in ihrer Witwenschaft mündete und sie ihrem Bruder zurückgegeben werden würde. Ja, es war ein egoistischer Grund, aber Prisca wollte wirklich lieber alles hier ertragen, als wieder ihrem Bruder so ausgeliefert zu sein, der sie wie einen lästigen Bettler behandelte.

Merulas frage aber überraschte sie und sie schaute fragend auf. “Ich hatte fünf Jahre lang mit den Kindern der Nachbarschaft Unterricht bei einem Lehrer, und dann noch einmal drei bei einem Paedagogus nur für mich. Aber der hat mit mir mehr griechische Philosophen gelesen oder musiziert.“ Naja, letzteres hatte er versucht, aber Prisca war nicht die beste Schülerin, was das anging. Ein bisschen was konnte sie auf einer Lyra zustande bringen, wie es sich für eine wohlerzogene Dame eben gehörte, aber auch nur bei einem sehr gnädigen Publikum, das schon ein bisschen schwerhörig war.
Sie war noch immer verwirrt, was Merula denn jetzt genau wissen wollte. Sie hatte nicht gedacht, dass jemand sie mal wirklich nach ihrer Bildung fragte. “Also ich kann Zahlen lesen und auch ein bisschen mit dem Abacus rechnen. Aber wieso fragst du?“
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Vormund (Tutor): Marcus Accius Florus, Centurio Legio II Augusta (NSC)
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05-26-2023, 11:02 PM,
Beitrag #9
RE: Tablinum | Meine Frau, meine Mutter und ich - Oder: Wie der Hase läuft
Ich nickte nachdenklich, als mir Prisca berichtete, welche Art von Bildung sie genossen hatte. Acht Jahre hatte sie Unterricht mit einem Lehrer und später mit einem Pädagogus. Sie hatte griechische Philosophen gelesen und musiziert. Schließlich meinte sie, Zahlen lesen zu können und ein wenig mit dem Abacus rechen zu können. Ob das grenügte? Ich war mir nicht sicher. An besten fragte ich sie, ob sie es sich zutraute, das Finanzielle im Haus zu übernehmen.
"Ich dachte, du könntest vielleicht Buch über die Ausgaben führen," meinte ich. Im Augenblick lebten wir noch vom Vermögen meines Vaters. Sobald mein Bein wieder gesund sein würde, wollte ich mir eine Betätigung suchen. Auch das war ein weiterer Grund, warum ich nicht mehr länger auf den Eingriff warten wollte. "Meinst du, du traust dir das zu?" Mutter hatte das nach dem Tod meines Vaters übernommen. Als ich dann wieder zu Hause war, ging die Verantwortung auf mich über. Aber im Falle eines Falles sollte das vielleicht auch meine Frau können. Nach einer Einweisung sollte sie es können, so dachte ich.
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Honoratior von Iscalis
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05-27-2023, 10:12 AM,
Beitrag #10
RE: Tablinum | Meine Frau, meine Mutter und ich - Oder: Wie der Hase läuft
Prisca schaute nicht nur überrascht, sie war es. Sie sollte die Buchhaltung machen? So etwas wichtiges wollte er ihr übergeben und nicht eher seinem Maiordomus oder einem Vilicus? Eben einem Mann? “Ich weiß nicht. Ich hab sowas noch nie gemacht“, antwortete sie ehrlich und sah einmal zu Naevia Calida hinüber, was die denn von der ganzen Sache hielt. Sie wollte hier nämlich ganz sicher kein Machtgerangel auslösen, und das so kurz nach der Hochzeit schon, und sie kannte ihre Schwiegermutter noch nicht gut genug, um beurteilen zu können, wie konservativ sie denn solchen Dingen wie geschäftstätigen Frauen gegenüber stand. “Was muss man dafür denn machen?“ Rechnen konnte Prisca ja, aber nie hätte sie gedacht, dass ein Mann ihr mal seine Finanzen anvertrauen würde. Weshalb sie ja auch keine Ahnung hatte, was man dafür denn nun tun musste oder eben nicht.
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Vormund (Tutor): Marcus Accius Florus, Centurio Legio II Augusta (NSC)
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