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[Ceridwen]

Der junge Mann wirkte etwas schüchtern. Oder war ängstlich wohl eher das passendere Wort? Dennoch fand ich, dass er mir bekannt vorkam, je länger ich ihn ansah. Irgendwo musste ich ihn bereits schon einmal gesehen haben. Allerdings konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, wo das gewesen sein könnte.

"Furiana Betua bittet also mit aller Ehrerbietung um Heilkräuter für die Kinder. So so!" antwortete ich zunächst nachdenklich und ließ den jungen Mann nicht aus den Augen. "Du kommst mir irgendwie bekannt vor, Frowin vom Waisenhaus! Wo könnte ich dich schon einmal gesehen haben, hmm?" fragte ich ihn schließlich. Selbstredend würde seine Antwort nichts daran ändern, ob ich Furiana Betuas Wunsch entsprechen würde, oder nicht. Ich wollte einfach nur wissen, wo ich ihn 'hinstecken' musste, damit mich diese eine Fragen nicht länger quälte.

[Frowin]

Frowin schluckte. Dass er der Alten bekannt vorkam, gefiel ihm nicht unbedingt, doch ließ sich das wohl kaum vermeiden. Er fand es am besten, bei der Wahrheit zu bleiben. Dominus Furius würde Lügerei nicht schätzen.
"Du... Du kennst mich vermutlich von den Wagenrennen", eröffnete er ihr mit leiderfüllter Miene. "Leider... Leider bin ich kein Fahrer mehr. Deshalb benötige ich unbedingt die Medizin. Wenn ich dir im Gegenzug bei etwas helfen kann..."

[Ceridwen]

Das Wagenrennen, zu dem mich der Furier genötigt hatte. Ja, genau! Das war es! Nun fiel es mir wieder ein. Furius Saturninus hatte einen eigenen Fahrer bei dem Rennen und leider hatte der verloren. Nun fiel mir alles wieder ein. Vom Ende des Rennens hatte ich nicht viel mitbekommen, weil meine Aufmerksamkeit eher bei Niamh gelegen hatte, die der Stadthalter ganz in seiner Nähe haben wollte. Das dumme Ding hätte besser auf mich gehört! Wie oft hatte ich es ihr gesagt, sich vor den Römern in Acht zu nehmen! "Dann bist du Furius Saturninus Mann, nicht wahr? Oder hat er dich etwa veräußert, als Bestrafung für das verlorene Rennen?" wollte ich wissen, weil er sagte, er sei kein Fahrer mehr. Was das mit der benötigten Medizin zu tun haben sollte, erschloss sich mir nicht. Jedenfalls nicht sofort. "Du willst mir im Gegenzug bei etwas helfen? Das klingt interessant. An was hättest du dabei denn gedacht?" Dachte er da an gewisse Dienstleistungen? Aus diesem Alter war ich längst heraus! Einen Helfer, der mir zum Beispiel das Dach meiner Hütte reparierte, fand ich auch in Cheddar. Aber vielleicht hatte er ja auch eine viel bessere Idee. Der Draht zu Furius Saturninus war gerade denkbar schlecht. Seit dem Wagenrennen anlässlich des Stadthalterbesuches hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Das konnte Gutes aber auch Schlechtes verheißen. Vielleicht hatte er mich und das Dorf schlicht und ergreifend vergessen. Inzwischen war die Sache mir Niamh vielleicht nicht mehr so wichtig. Oder er war einfach immer noch beleidigt und wartete nun darauf, dass ich ihm zu Kreuze kroch. Vielleicht konnte Frowin das ja herausfinden.

[Frowin]

"J-Ja, ich gehöre Furius Saturninus nach wie vor", erklärte Frowin der Alten, die neugierig schien. Sie hatte etwas Einschüchterndes an sich. "Wenngleich er mich von den Rennen abgezogen hat, da ich diese nicht beherrsche."
Bei den letzten Worten stahl sich eine Niedergeschlagenheit in Frowins Stimme. Der Junge räusperte sich, als sich Ceridwen nach der Art seiner Dienste erkundigte. Hastig nickte er.
"Ich tu gern, wofür du mich brauchst. Ich könnte einen Botengang in die Stadt für dich machen oder dir bei den Arbeiten im Haus helfen, wenn du etwas brauchst. Ich bin sicher, Furiana Betua würde keine Einwände haben, wenn ich für die Kräuter arbeite."

[Ceridwen]

Nun stutzte ich nicht schlecht, als er davon sprach, dass der Furier ihn von den Rennen abgezogen hatte. Wahrscheinlich war das auch der Grund für diese Traurigkeit in seinen Augen, die ganz deutlich Zutage getreten war, als ich das verlorene Rennen erwähnt hatte. "Nun, dann ist Furius Saturninuns ein Idiot, wenn er das getan hat!" stellte ich unverblümt fest. "Du beherrschst die Rennen nicht? Hat er das etwa gesagt?" fragte ich und schüttelte ungläubig meinen Kopf. Das war ja mal wieder typisch römisch, dachte ich bei mir. Aber ich wollte nicht weiter und tiefer in seiner Wunde stochern und hakte deshalb auch nicht weiter nach, als er versuchte, das Thema zu wechseln.

"Ach was! Du brauchst nicht für die paar Kräuter zu arbeiten!" sagte ich schließlich und winkte ab. "Doch fürwahr, einen Botengang könntest du für mich erledigen! Allerdings besitze ich keine Tabula oder Papyrus, um meine Nachricht zu schreiben." Ich überlegte kurz, was ich denn nun tun könnte. Doch dann hatte ich eine Idee. "Wäre es dir möglich, mir eine Tabula zu besorgen und damit in ein paar Tagen wieder zu kommen? Natürlich gebe ich dir heute auch ein paar Münzen mit. Dann könnte ich dir eine Nachricht für deinen Dominus mitgeben."

[Frowin]

Frowin lief im Gesicht ebenso rot an wie seine Haare waren, als sie seinen Dominus einen Idioten schimpfte. Dieses alte Weib wusste wohl nicht, wie einflussreich und mächtig er war? Wenn er ihn bestrafte, dann hatte er dazu das Recht.
"Er... Er hat es nicht... genau so gesagt", verteidigte Frowin seinen Herrn peinlich berührt und wollte am liebsten gehen.
Dann jedoch erlaubte ihm die Hexe gütig, die Kräuter zu nehmen, wenn er nur einen Botengang für sie erledigte.
"Eine Tabula besorge ich dir gern, gute Älteste!", sagte er mit einem Lächeln (und erleichtert, dass der Diss gegen seinen Dominus vorbei war). "Doch wenn es eilt, dann merke ich mir die Nachricht gerne für dich und überbringe sie. Natürlich nur, wenn der Inhalt nicht geheim und nur für den Empfänger bestimmt ist. Das ist das Mindeste, was ich tun kann für die Kräuter. Furiana Betua wird gewiss auch sehr dankbar sein. Natürlich auch die Kinder."
Etwas an der Alten war einschüchternd, aber sie wirkte zugleich pfiffig und wissend. Hellwach auf eine Weise, die Frowin bei älteren Leuten selten sah. Ob es stimmte, dass sie eine Hexe war?

[Ceridwen]

Es kümmerte mich wenig, dass der junge Mann so sichtlich berührt war, als ich bemerkte, dass sein Dominus ein Idiot sei, weil er ihn von seiner eigentlichen Arbeit abgezogen hatte. Schließlich verteidigte er ihn auch noch! Aber je, dieser Frowin war noch jung und vielleicht auch noch unerfahren. Eines Tages würde er womöglich anders darüber denken.

Von ihm fiel eine ordentliche Portion Erleichterung ab, als ich ihm Eröffnete, dass er die Kräuter auch so haben könnte, wenn er mir einen kleinen Gefallen tat. Sogar eine Tabula wollte er mir besorgen. Dann aber machte er mir den Vorschlag, meine Nachricht mündlich übermitteln zu wollen, damit nicht so viel Zeit verging. "Na gut, wenn du dir das merken kannst, mein Junge. Also, hör gut zu. Die Nachricht ist für deinen Dominus höchstpersönlich. Ich als seine Klientin möchte ihm mitteilen, wie leid es mir tut, was am Tag des Wagenrennens passiert ist und bitte ihn dafür um Entschuldigung, Außerdem kannst du ihm sagen, dass ich mich freuen würde, wenn er mich bald wieder mit einem Besuch beehren würde. Das wäre alles." Ich wandte mich um und rechte ihm ein Töpfchen mit einem Kräuterelixier, das ich speziell für Erkältungskrankheiten hergestellt hatte. Außerdem gab ich ihr noch ein paar weitere getrocknete Kräuter mit, aus denen man einen Aufguß machen konnte, der bei Husten hilfreich sein konnte. "Hier, nimm das! Ich hoffe, es wird euch etwas helfen. Wenn ihr mehr braucht, komm einfach noch einmal vorbei."

[Frowin]

"Eine Nachricht für Dominus Furius. Du bittest als Klientin um Entschuldigung für das, was am Tag des Rennens passiert ist und dich freust, wenn er dich wieder besucht", fasste Frowin zusammen, der erfreut das Töpfchen und die Kräuter entgegen nahm. "Hab vielen, vielen Dank. Furiana Betua wird sich sehr darüber freuen. Ich werde dem Dominus alles baldmöglichst mitteilen, sodass er schnell davon erfährt. Hab keine Sorge, ich kann mir gut Dinge merken. Gehab dich wohl, ehrenwerte Ceridwen und wenn ich etwas für dich tun kann, dann melde dich doch gerne im Waisenhaus."
Mit diesen Worten und den Armen voll sowie hocherfreut, machte sich Frowin gleich wieder auf den Weg, ihr freundlich zulächelnd und eifrig an die Behandlung der Kinder denkend.

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